Titel: Ueber die im Handel vorkommenden grünen Theesorten; von Robert Warington.
Fundstelle: Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXVII., S. 273
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LXXVII. Ueber die im Handel vorkommenden gruͤnen Theesorten; von Robert Warington. Aus dem Philosophical Magazine, Jul. (Supplement-Heft) 1844, S. 507. Warington, über die im Handel vorkommenden grünen Theesorten. Als ich unlängst einige Theesorten untersuchte, welche mit Beschlag belegt worden waren, weil man sie für verfälscht hielt, zogen die verschiedenen Farben, welche das Muster des grünen Thees besaß – sie erstrekten sich nämlich vom matten Olivengrün bis zum glänzenden Grünlichblau – meine Aufmerksamkeit auf sich. Bei Untersuchung desselben unter einem Mikroskop von hundertfacher Vergrößerung, wobei der Gegenstand durch reflectirtes Licht beleuchtet war, wurde die Ursache dieser Farbenverschiedenheit sogleich erkannt, denn ich sah, daß die gerollten Blätter über und über mit einem weißen Pulver, von an einigen Stellen glimmerndem Aussehen, überzogen waren, zwischen welchem sich kleine glänzend blaue und auch orangefarbene Körnchen zerstreut befanden; in den gefalteten, also besser beschüzten Theilen der gerollten Blätter waren dieselben noch deutlicher sichtbar. Durch eine kurze Zeit über fortgeseztes Schütteln des Musters löste sich ein Pulver davon ab, aus welchem ich eine Quantität der blauen Theilchen unter einem Vergrößerungsglas mittelst der befeuchteten Spize eines feinen Kameelhaarpinsels heraushob. Zwischen zwei Glasplatten in Wasser gerieben gaben sie, bei durchfallendem Lichte angesehen, einen glänzend blauen Streifen. Diese Abwechslung in der Beleuchtungsart des Objects war nöthig, um die Wirkung folgender Reagentien wahrzunehmen. – Ein kleines Tröpfchen einer Aezkalilösung wurde mittelst Capillarattraction zwischen die Glasplatten eingezogen, wodurch die blaue Farbe sogleich in eine dunkle glänzendbraune umgewandelt wurde; durch Einlassen von verdünnter Schwefelsäure wurde die ursprüngliche blaue Farbe wiederhergestellt. Dieß beweist, daß diese Theilchen aus Berlinerblau bestunden. Die orangegelben Körnchen gaben sich als ein vegetabilisches Pigment zu erkennen. Um die Natur des an dem Muster gefundenen weißen Pulvers zu erkennen, sonderte ich etwas Theestaub ab und erhizte ihn unter Zutritt der Luft zum Rothglühen; die Pflanzensubstanz und das Berlinerblau wurden hiedurch zerstört und ein weißes Pulver mit einem schwachen Stich ins Braune erhalten. In verdünnter Salzsäure durch Kochen aufgelöst, zeigte es bei der Prüfung mit salzsaurem Baryt einen Schwefelsäuregehalt; es wurde hierauf zur Trokne abgedampft und wiederholt mit sehr verdünnter Salzsäure behandelt; dabei blieb eine Spur Kieselerde unaufgelöst zurük. Ammoniak schlug etwas Thonerde und Eisenoxyd nieder, und die ammoniakalische Lösung gab mit Oxalsäure einen Niederschlag von oxalsaurem Kalk. Eine zweite Portion des ausgeglühten Pulvers wurde eine Zeit lang in destillirtem Wasser gekocht und gab eine Flüssigkeit, welche schwefelsauren Kalk enthielt; Gyps und noch eine andere Substanz, welche Kieselerde, Thonerde und vielleicht Kalk enthielt, bildeten also das weiße Pulver. Ich halte leztere Substanz für Kaolin oder gepulverten Agalmatolith, den chinesischen Bildstein, und schließe dieß nicht nur aus den ermittelten Bestandtheilen, sondern auch aus dem Glanz, welchen die geriebenen Theile der gerollten Blätter stets annehmen, und welchen jene Mineralkörper wohl hervorzubringen geeignet wären. Es wurden dann fünf andere Muster grünen Thees untersucht, wovon aber nur ein einziges sich frei von den blauen Körnchen zeigte. Es war dieß ein Thee von hohem Preise, welcher vor zwei Jahren gekauft worden war; er war mit einem sehr blaßblauen Pulver bestäubt, statt des weißen, mit blauen Theilchen untermengten, welches die andern Theesorten zeigten. Da ich noch in Zweifel war, ob diese Färbung eine bei uns (in England) vorgenommene Verfälschung sey oder nicht, wendete ich mich an einen sehr geachteten Großhändler, welcher mir eine Reihe Muster, wovon jedes ein Gemisch aus einer Anzahl Originalkisten war, überschikte; die mikroskopische Untersuchung derselben lieferte folgende Resultate: Nr. 1 Imperial (Kaiserthee). Das Blatt, unterhalb des oberflächlichen Ueberzugs angesehen, war von lebhaft olivenbrauner Farbe, mit kleinen Fäserchen auf der Oberfläche versehen; es war mit einem feinen weißen Pulver mit hie und da einem lebhaft blauen Theilchen, die manchmal wie ein Fleken aussahen, überzogen. Nr. 2. Schießpulverthee: dem Nr. 1 ähnlich, die Fäserchen aber nicht sichtbar, was davon herrühren kann, daß die Blätter sehr fest und dicht gerollt waren. Nr. 3. Hayssanthee: wie Nr. 1, nur daß die blauen Theilchen vielleicht zahlreicher waren. Nr. 4. Junger Hayssanthee: ebenso. Nr. 5. Twankeythee: das Blatt dieses Thees hatte eine mehr gelbe Farbe und war reichlich mit weißem Pulver überzogen, über welches die blauen Theilchen dichter gestreut waren. Die Untersuchung dieser Theesorten erwies, daß sie in England schon in verfälschtem oder künstlich zubereitetem Zustande ankommen. Nachdem ich dieß dem Freunde, von welchem ich die Proben erhielt, auseinandergesezt hatte, fragte er mich, ob ich auch schon unglasirte (unglazed) Theesorten untersucht habe. Diese Benennung erregte meine Aufmerksamkeit, ich suchte solchen Thee zur Ansicht zu bekommen und fand, daß er äußerlich ein ganz verschiedenes Aussehen hatte und, die Farbe anbelangend, keinem grünen Thee ähnlich sah. Er war von gelbbrauner Farbe ohne einen Schatten von Grün oder Blau, an den geriebenen Theilen eher schwärzlich aussehend. Später erhielt ich noch zwei Muster von unglasirtem Thee, die als von sehr feiner Qualität bezeichnet waren und welchen zwei andere, von den sogenannten gewöhnlichen glasirten Sorten, ebenfalls von ausgezeichneter Qualität, beilagen. Diese wurden daher sogleich untersucht. Nr. 6. Unglasirter Schießpulverthee: er zeigte unter dem Mikroskop dieselbe Farbe wie mit unbewaffnetem Auge, war faserig und mit einem weißlichen, etwas ins Bräunliche ziehenden Pulver überzogen, aber kein Schatten von Blau war sichtbar. Nr. 7. Unglasirter Hayssan: wie Nr. 6. Nr. 8. Glasirter Schießpulverthee: faserig, mit einem sehr blaßblauen Pulver überzogen, die blauen Körnchen nur sparsam sichtbar. Nr. 9. Hayssan: ebenso wie Nr. 8. Nr. 10. Pidding's Howqua, bei Littlejohe um 8 Schilling 6 Pence per Catty Pakage gekauft; derselbe war offenbar von der glasirten Sorte, faserig und mit einem blaßblauen Pulver überzogen, welches mit lebhaft blauen Körnchen vermengt war. Nr. 11. Sogenannter Canton-Schießpulverthee: dieß war ein prächtiges Muster der glasirten Sorte, was die Farbe anbelangt; sie war dichter mit Pulver überzogen und gebläut als irgend eines der von mir untersuchten Muster, und wenn man sie von einem Papier auf das andere schüttete, flog der Staub reichlich davon. Ich habe auch noch sehr viele andere Muster gewöhnlichen grünen Thees untersucht mit größtentheils denselben Resultaten; die wohlfeilern Theesorten oder die allgemein gebräuchlichen, welche den größten Theil der Einfuhr ausmachen, sind gleich Nr. 5 und 11, und entsprechen den Twankeys und wohlfeilen Hayssans und Schießpulvertheen. Nach einigen erfolglosen Versuchen fand ich, daß mit einiger Sorgfalt dieses Pulver oder dieser Ueberzug, wenn ich mich dieses Ausdruks bedienen darf, da es sich lediglich auf der Oberfläche befindet, leicht vollständig von dem Thee entfernt werden kann, und zwar durch etwas starkes, ein paar Secunden fortgeseztes Schütteln des Musters in einer Flasche mit destillirtem Wasser und Aufgießen des Ganzen auf ein Musselinfilter, um die Flüssigkeit mit der darin suspendirten Substanz so schnell als möglich von den Blättern zu trennen. Nach dieser Operation hatte der Thee, wie man sich leicht denken kann, ein ganz anderes Ansehen, indem er seine bläulichgrüne Farbe in ein angenehmes Gelb oder Bräunlichgelb verwandelte, und ich fand, daß er mit einiger Sorgfalt bei einer Temperatur unter 212° F. (80° R.) wieder getroknet werden konnte, sogar ohne daß das Blatt sich aufrollte und ohne merklich an einem seiner charakteristischen Merkmale zu verlieren. Nach vollständigem Troknen war das Muster beinahe so dunkel wie die gewöhnlichen schwarzen Theesorten und zeigte unter dem Mikroskop eine glatte Oberfläche, welche vollkommen frei war von dem frühern Ueberzug und alle Merkmale des schwarzen Thees besaß, mit Ausnahme des runzlichen Ansehens, welches leztere Sorte meistens hat, offenbar weil sie beim Troknen einer höhern Temperatur ausgesezt wurde. Aus der grüngefärbten trüben Flüssigkeit, welche durch das Musselinfilter gelaufen war, ließ ich die darin suspendirte Substanz sich absezen, welche ich dann auswusch und sammelte. Mit diesen von mehreren Proben erhaltenen Bodensäzen wurden folgende Versuche angestellt. Zuerst wurden sie mit Chlorwasser geprüft, um zu sehen, ob die färbende Materie Indigo oder eine andere Pflanzensubstanz sey; denn der Indigo wird von einigen für den einzigen Zusaz der Chinesen gehalten, um ihren grünen Theesorten den blauen Ton zu ertheilen. In keinem einzigen Fall aber konnte ich solchen bisher auffinden, sondern jederzeit gab sich das Färbematerial als Berlinerblau zu erkennen. Die Gegenwart dieser Verbindung erkannte ich zunächst, indem ich ein wenig von dem zu untersuchenden Bodensaz mit einem Tropfen Aezkali versezte, worauf sich die grüne Farbe augenbliklich in eine lebhaft röthlichbraune verwandelte, das ursprüngliche Blau aber durch darauffolgenden Zusaz von etwas verdünnter Schwefelsäure wiederhergestellt wurde. Die andern Bestandtheile des Ueberzugs wurden auf oben angegebene Weise zu ermitteln gesucht, so wie auch durch Schmelzen eines Theils dieses Bodensazes (nach vorläufigem Ausglühen) mit kohlensaurem Natron, wodurch, wenn schwefelsaurer Kalk vorhanden war, sich schwefelsaures Natron und kohlensaurer Kalk bilden mußten, auf welche nachher weiter reagirt wurde. Hienach ergaben sich Nr. 5, 8, 10 und 11 als mit Berlinerblau und schwefelsaurem Kalk überzogen. Nr. 6 und 7 enthielten kein Berlinerblau, sondern nur schwefelsauren Kalk. Der schwefelsaure Kalk einiger Muster schien fein gepulverter krystallisirter Gyps zu seyn, da die gröbern Theilchen desselben krystallinisches Gefüge zeigten. Durch die Güte des Hrn. Greene vom Ostindienhaus erhielt ich Muster von Assamtheen bester Qualität und zwar: Nr. 12 Imperial (Kaiserthee); Nr. 13 Schießpulverthee und Nr. 14 Hayssanthee. Diese hatten keine blauen Körnchen, sehr feine Fäserchen und dasselbe Ansehen wie die unglasirten Sorten, waren aber lebhafter von Farbe; der Ueberzug war höchstwahrscheinlich schwefelsaurer Kalk. Nr. 15 Assamhayssan von der lezten Einfuhr; dieser war von der unglasirten Sorte, mit dem weißen Pulver auf der Oberfläche, das etwas ins Bräunliche zog und aus einer kleinen Menge schwefelsauren Kalks mit etwas Thonerde bestund. Es scheint sonach aus diesen Untersuchungen hervorzugehen, daß alle in England eingeführten grünen Theesorten mit einem Pulver überzogen sind, welches entweder aus Berlinerblau und schwefelsaurem Kalk (Gyps) besteht, wie die meisten der untersuchten Muster, welchen manchmal noch ein gelber oder orangegelber Pflanzenkörper beigemischt ist; oder aus vorher mit Berlinerblau gefärbtem Gyps, wie Nr. 8 und 9 und eines der ersten Muster; oder aus Berlinerblau und der orangegelben Substanz, mit schwefelsaurem Kalk und Kaolin, wie bei dem ursprünglichen Muster; oder auch aus schwefelsaurem Kalk allein, wie die unglasirten Sorten. Es ist eine wichtige Frage, was der Zwek dieser Ueberzüge wohl seyn mag; ob, wo schwefelsaurer Kalk (Gyps) angewandt wurde, derselbe bloß zum Absorbiren der lezten Antheile von Feuchtigkeit diente, welche beim Troknen nicht ganz verflüchtigt werden kann, oder ob er, wie ich vermuthe, nur den grünen Theesorten ihren eigenthümlichen Anflug und ihre charakteristische Farbe ertheilen soll, welche die Consumenten daran lieben, so daß der Mangel der grünen Farbe, wie bei der unglasirten Sorte, auf den Verkaufspreis sehr nachtheilig wirkt. Dieß kann aber nur daher rühren, daß obige Thatsachen nicht allgemein bekannt sind; denn es wäre lächerlich anzunehmen, daß eine gefärbte und verfälschte Waare den Vorzug haben sollte vor einer bessern. Beim Durchlesen verschiedener Schriften über den Thee fand ich folgende Stellen, welche meine Resultate vollkommen bestätigen, womit ich gegenwärtige Mittheilung schließe. In Dr. Horsfield's werthvoller UebersezungEssay on the Cultivation and Manufacture of Tea in Java, translated from the Dutch by ThomasHorsfield. M. D., F. R. S. über die Bereitung des Thees in Java finden wir S. 36 folgendes Gespräch: „Besichtiger:“ Wird der Thee in China wirklich so häufig verfälscht? „Oberaufseher:“ Unstreitig; jedoch nicht in den innern Provinzen, weil dort strenge Geseze gegen die Theeverfälschung bestehen und aller Thee, wie er aus den Pflanzungen kömmt, von Seite der Regierung auf seine Aechtheit untersucht wird; aber in Canton, dem Stapelplaz des Thees, und namentlich in Honân, werden viele Sorten, ja aller Thee, stark verfälscht und zwar mit der Gesundheit nachtheiligen Substanzen; vorzüglich ist dieß der Fall bei dem grünen Thee, um seine Farbe zu verbessern und dadurch seinen Werth in den Augen des gewöhnlichen Consumenten zu erhöhen. „Besichtiger:“ Sind diese Ingredienzien bekannt? „Oberaufseher:“ Viele derselben kennt man; sie wurden der (holländischen) Regierung mitgetheilt, während zu gleicher Zeit beantragt wurde, daß man sich ihrer hier nicht sollte bedienen dürfen, und obgleich dieß zu unserem Nachtheil gereichen mußte, wurde der Antrag doch genehmigt und von der Regierung verordnet, daß nicht die geringste Beimischung Statt finden dürfe, um die Farbe oder den Geschmak des Thees zu verbessern, auch in solchen Fällen, wo es wünschenswerth erscheinen könnte. Dr.Royle sagt:Artikel: Thee in der Penny Cyclopaedia. „die Chinesen in der Umgegend von Canton können einen Thee bereiten, welcher gefärbt und verschiedenen Sorten grünen Thees ähnlich gemacht werden kann; es werden jährlich große Quantitäten solchen Thees gemacht.“ Dr. Dickson:Artikel: Thee, medicinisch und diätetisch, in der Penny Cyclopaedia. „die Chinesen troknen jährlich viele Millionen Pfund von Blättern verschiedener Pflanzen, um sie den ächten beizumengen, z.B. von der Esche, der Pflaume etc., daher man mit Unrecht behaupten würde, die unächten Blätter, welche in Partien schlechten Thees vorkommen, seyen von englischen Kaufleuten zugesezt. Als der Theehandel noch gänzlich in den Händen der ostindischen Compagnie war, kam wenig verfälschter Thee nach England, weil in Canton geübte und competente Aufseher angestellt waren, um die Ausfuhr solchen Thees in Schiffen der Compagnie zu verhüten; seitdem aber der Handel frei wurde, finden alle Theesorten leicht Ausweg, und da die Nachfrage oft größer ist als die Vorräthe hinreichen, wird nicht selten eine künstliche Waare geliefert.“ Während dieser Untersuchungen erhielt ich Theemuster, grüne und schwarze, die von China in England eingeführt waren, welche nach dem Gutachten der geübtesten Waarenmäkler kein einziges Theeblatt enthalten und die in den Gebinden (bonos) zu 1 3/4 bis 2 Pence per Pfund verkauft werden. Ferner sagt Dr. Dickson: „der zur Ausfuhr bestimmte grüne Thee unterliegt einer Behandlung, in deren Folge er seine Farbe verändert und bläulichgrün wird.“ Hr. Davis Davis's Chinese. Vol. II p. 458. gibt hierüber folgende wichtige Aufschlüsse. „Die Theepächter, welche kleine Landwirthe sind, geben dem Thee eine rohe Zubereitung und nehmen ihn dann mit zu den Contrahenten, deren Geschäft es ist, die fernere Zubereitung desselben nach der vorhandenen Nachfrage vorzunehmen.“ „Junger Hayssanp. 464. war, bis er durch die große Nachfrage der Amerikaner verdorben wurde, ein feines, ächtes Blatt.“„Da er in großen Quantitäten nicht ächt erzeugt werden konnte, wurde dem Verlangen darnach von Seite der Amerikaner mittelst Zerschneidens und Hindurchschlagens anderer grüner Theesorten durch Siebe von gewisser Größe entsprochen; als die Aufseher der Compagnie den Betrug entdekten, schlossen sie diesen Thee von der Einfuhr in London aus. Allein der Mißbrauch wurde vor Kurzem noch ärger, indem die ordinärsten schwarzen Theeblätter zerschnitten und mittelst eines an Farbe dem grünen Thee ähnlichen Präparats gefärbt wurden.“ Seite 466 fährt Hr. Davis, nachdem er von den Betrügereien mit unächten und verfälschten Theesorten gesprochen, welche die Chinesen auszuführen sich bemühen, fort: „dieß alles aber war nichts in Vergleich mit dem Umstand, daß die Chinesen die Fabrication grünen Thees aus schadhaften schwarzen Blättern in dem Dorf oder der Vorstadt Honân in großem Maaßstab zu betreiben anfingen.“ „Die Herabsezung des Theezolls in den Vereinigten Staaten veranlaßte in den Jahren 1832 und 1833 eine Nachfrage nach grünem Thee zu Canton, welche durch die Zufuhr aus den Provinzen nicht befriedigt werden konnte. Die Amerikaner aber mußten mit Ladungen grünen Thees noch während der günstigen Jahreszeit absegeln; sie mußten den Thee haben und die Chinesen ihn herschaffen. Da gewisse Gerüchte über die Verfertigung grünen Thees aus alten schwarzen Blättern verbreitet waren, so suchte ich der Wahrheit auf die Spur zu kommen und überredete, nicht ohne Schwierigkeit, einen Hong-Kaufmann, mich in Begleitung eines der Inspectoren an die Stelle zu führen, wo diese Operation vorgenommen wird.“ Beim Besuch eines solchen Laboratoriums für unächten Hayssan sahen wir daß die schadhaften schwarzen Theeblätter nach dem Troknen in eine gußeiserne Pfanne über einem Ofen gebracht und darin rasch mit der Hand umgerührt wurden; es wurde dann zuerst etwas gepulverte Curcumä zugesezt; dieß gab den Blättern eine gelbliche oder orangegelbe Farbe; sie sollten aber grün werden, zu welchem Behuf einige Klumpen eines schönen Blau hergebracht wurden, zugleich mit einer pulverigen Substanz, die wir sowohl nach ihrer Benennung, als dem Ansehen nach sogleich als Berlinerblau und Gyps erkannten. Dieselben wurden mit einem kleinen Pistill in solchen Quantitäten fein zusammengerieben, daß das dunkle Blau eine hellere Schattirung erhielt, es wurde nun ein Theelöffel voll dieses Pulvers den gelblichen Blättern zugesezt und dieselben über dem Feuer wie vorher umgerührt, bis der Thee die schöne Farbe des Hayssanthees und in hohem Grad auch denselben Geruch angenommen hatte. Um jede Möglichkeit eines Irrthums hinsichtlich jener Substanzen zu begegnen, nahmen wir Proben davon mit. Die Chinesen schienen des wirklichen Charakters ihrer Beschäftigung wohl bewußt zu seyn, denn als wir in einige andere Localitäten eintreten wollten, wo dieselbe Operation vorgenommen wurde, verschloß man uns sogleich die Thüren. Wenn uns der Hong-Kaufmann nicht begleitet hätte, würden wir auch schwerlich so viel gesehen haben, als wir wirklich sahen.“ Vol. II. p. 468. „Es ist von großer Wichtigkeit zu wissen, ob dasselbe Verfahren der Färbung durchaus bei der Bereitung der feinern Sorten des grünen Thees, welcher in England eingeführt wird, beobachtet wird.“ „So viel ist gewiß und kann nicht geläugnet werden, daß die Chinesen selbst jene Sorten grünen Thees, welche für die Ausfuhr bereitet werden, nicht verwenden.Vol. II. p. 469. Der junge Hayssan und Pekoathee, von der grünen Theepflanze gemacht, hat eine gelbere, so zu sagen, natürlichere Farbe als das bläuliche Grün, welches die bei uns eingeführten unächten Theesorten auszeichnet.“ Hr. Bruce sagtReport on the Manufacture of Tea and on the extent and produce of the Tea Plantations in Assam, by Mr. C. A.Bruce, Superintendent of Tea Culture, presented to the Tea Committee, August 16, 1839., daß bei der lezten Operation des Theefärbens „eine Mischung von Gyps und Indigo, sehr fein gepulvert und durch ein feines Musselinsieb geschlagen, im Verhältniß von 1 Thl. des erstern auf 1 Thl. des leztern, einer Pfanne Thee zugesezt werde, welche etwa 7 Pfd. erhält; man nimmt hinzu ungefähr einen halben Theelöffel voll obiger Mischung und reibt und rollt sie mit dem Thee in der Pfanne eine Stunde lang. Jene Mischung hat vorzüglich zum Zwek, Farbe und Aussehen gleichartig zu machen. Der Indigo gibt die Farbe, und der Gyps fixirt sie. Der Chinese nennt erstern Youngtin, leztern Acco.“ Indigo konnte ich jedoch, wie gesagt, auf keinem grünen Thee der mir zukam, entdeken. Folgende auffallende Bemerkung findet sich in Maculloch's Handelslexikon; „Blau ist eine Lieblingsfarbe der Chinesen; in den Jahren 1810–11 betrug die Einfuhr von Berlinerblau in Canton (von England aus) 253,200 Pfund. Seit einigen Jahren aber haben die Chinesen nicht ein einziges Pfund mehr eingeführt. Ein gemeiner chinesischer Matrose, welcher auf einem Ostindienfahrer nach England kam, trat als Arbeiter in einer Fabrik ein, wo dieser Artikel bereitet wurde, erlernte dessen Bereitung und errichtete nach seiner Rükkehr in China eine solche Fabrik mit so gutem Erfolg, daß gegenwärtig das ganze Land mit inländischem Berlinerblau versehen wird.“