Titel: Ueber die in Belgien üblichen Methoden des Puddelns; von Valerius.
Fundstelle: Band 93, Jahrgang 1844, Nr. CXIII., S. 430
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CXIII. Ueber die in Belgien uͤblichen Methoden des Puddelns; von Valerius. Valerius, über die in Belgien üblichen Methoden des Puddelns. Zuvörderst erwähnt der Verfasser eine bei Charleroi vorkommende Art, die Puddelöfen zu bauen, um dadurch ihre Dauer zu verlängern und besseres Eisen zu gewinnen. Man läßt nämlich Luft in den Ofenwänden circuliren, welche der Berührung mit dem Eisen und der stärksten Hize ausgesezt sind, indem man Canäle in den Seitenwänden ausspart, welche durch mehrere Oeffnungen mit der äußern Luft communiciren und gegen das Innere des Ofens mit Eisenplatten bedekt sind. Der Luftzug, welcher sich im geheizten Ofen in diesem Canal bildet, kühlt die Platten ab und verhindert, daß sie schmelzen; doch muß man die unmittelbare Berührung des Roheisens im Ofen mit ihnen verhüten, was man erreicht, indem man an sie Kalksteinstüke sezt, welche durch flüssige Schlake in ihrer Lage festgehalten werden. Die Feuerbrüke ist ebenfalls hohl und an der Seite nach dem Ofen zu mit Gußeisenplatten und Kalksteinstüken umgeben. Der Canal in der Feuerbrüke steht mit dem in Verbindung, welcher längs dem Herde läuft. Man wendet beim Puddeln entweder Herde aus Schlaken oder aus Sand an. Die Sandherde werden selten gebraucht und man macht sie aus feuerfestem Sande entweder auf einer Gußeisensohle oder ohne diese. Im leztern Fall heizt der Ofen besser, auch kann man Sandherde überhaupt nur bei Oefen mit vollen Wänden anwenden. Die Schlaken, welche man zu den Herden verwendet, sind nach der Beschaffenheit des zu Verfrischenden Eisens verschieden. Für graues Roheisen muß der Herd strengflüssiger als für weißes Roheisen seyn. Die Herde für graues Roheisen werden aus zerschlagenen alten Herdstüken angefertigt, oder aus strengflüssigem Schwahl von der deutschen Frischschmiede; für die Oefen, welche für gewöhnlich weißes Roheisen verarbeiten, wendet man für die Herde Schlaken aus dem Schweißofen an. Zur Herstellung des Schlakenherdes breitet man eine 0,08 bis 0,10 Meter starke Lage der in kleine Stüke zerschlagenen Schlaken auf der Sohle aus, gibt ein sehr starkes Feuer, und sobald die Schlaken in teigigen Fluß gekommen sind, welches nach mehrstündiger Feuerung erst der Fall ist, ebnet man ihre Oberfläche mit einem rothglühenden Spatel. Nach diesem Einebnen ist der Herd nur 0,06–0,07 M. dik. Man kann auch die Schlaken vollkommen einschmelzen und ihnen nachher durch aufgespriztes Wasser Consistenz geben. Wenn nun der Ofen angefeuert wird, so hält ein frischer Herd die Hize nicht genügend aus, und es muß daher nach den ersten Besezungen die Oberfläche von neuem geebnet und durch Aufsprizen von Wasser wieder gehärtet werden. Der Arbeiter sucht den Herd in passender Höhe zu erhalten; wächst er zu sehr an, so verfrischt man sehr graues Roheisen, welches von ihm wegfrißt; wird er im Gegentheil zu niedrig, so wendet man weißes Roheisen an, weil das sich bildende Oxyd ihn dann nach und nach erhöht. Je älter der Herd ist, um so besser ist er; doch ist man gezwungen ihn zu erneuern, wenn sich halbgefrischtes Eisen ansezt, weil dieses sonst die Luppen verderben würde. Sezen sich Stüke an, so müssen diese, jedoch nicht während des Verfrischens, weggenommen werden; es würde hierbei doch nur unvollständig geschehen können. Nach der Wegnahme der Ballen erkennt man leicht, ob sich halbgefrischtes Eisen angesezt hat, weil an diesen Stellen sich dann ein Aufwallen in den Schlaken zeigt. Gewöhnlich muß der Umkreis des Herdes alle 24 Stunden ausgebessert werden, indem man Kalksteine oder strengflüssigen Thon hier aufsezt, je nachdem man mit Oefen mit Luft- oder mit vollen Wänden arbeitet. Die Zeit, nach welcher diese Ausbesserung statthaben muß, hat jedoch nichts Festes und richtet sich nach Bedürfniß. Bei dem Puddeln auf Schlakenherden gibt es vorzugsweise zwei Methoden, das Frischen mittelst Zuschlag und das Frischen mittelst Wasser; jede dieser Hauptmethoden zerfällt wieder in zwei besondere Arten. Verfrischen mit Zuschlag, erste Art. – Sobald der Ofen weiß glüht, trägt man 230 Kilogr. Roheisen mit 25 Proc. Hammerabfälle (Schwahl) ein, sezt die Thüre dann vor, verklebt solche besonders und verstreicht die Fugen mit fettem Thon. So bleibt sie dann verschlossen, bis man die Luppenstüke aus dem Ofen nehmen will. Das Register der Esse ist völlig aufgezogen. Man läßt nun einschmelzen, während man von Zeit zu Zeit mit einem durch das Späheloch in der Thür angebrachten Spette umrührt. Sobald eingeschmolzen ist, d.h. das Roheisen auseinander gegangen und seinen Zusammenhalt verloren hat, wird das Register etwas niedergelassen, und nun rührt man, ohne weitern Zusaz zu geben, um, bis die Schlaken das Roheisen überdeken. Dann öffnet man wieder vollständig das Register, rührt, bewegt und wendet das Metall mit aller Kraft rechts und links, bis das Eisen anfängt Consistenz zu bekommen. In dieser Periode blähen sich die Schlaken auf und das Aufwallen wird so lebhaft, daß der Ofen, welcher vorher fast leer schien, sich bis über die Thür hin anfüllt, und mitunter wird es dem Arbeiter unmöglich, ein Abfließen von Schlafe über die Thürschwelle weg zu verhindern. In dem Maaße, als das Eisen sich anfrischt, vermindert sich das Aufwallen und sezen sich die Schlaken. Sobald das Eisen Consistenz gewonnen hat, d.h. aufhört flüssig zu seyn, klümprig wird und weiß scheint, wird es so gewandt, daß nach und nach alle Theile vom Luftstrom getroffen werden; dann zerrt man es auseinander, um die schwarzen oder noch schlecht gefrischten Stellen weiß zu machen, welche sich dabei etwa noch finden; schließlich formt man die Ballen und trägt dabei Sorge, daß alle Stüke an den Stellen, an denen sie vereinigt werden sollen, recht weiß sind. Man macht 5–6 Ballen, welche man an die Feuerbrüke hinlegt, und läßt nun zum Schluß der Operation die Schlaken durch das Schlakenloch in der Thür abfließen. Bei dieser Methode kann man die Oefen mit Luftwänden anwenden. Der Abgang beträgt nicht über 8 Proc. und man gewinnt ein fadiges Eisen, welches sich in der Kälte ausgezeichnet verhält, doch weniger gut in der Hize, wenn das benuzte Roheisen oder Brennmaterial Schwefel enthält. Bei weißem Roheisen macht man sechs Besezungen in 12 Stunden fertig, bei grauem fünf in dieser Zeit. Verfrischen mit Zuschlag, zweite Art. – Diese Methode unterscheidet sich von der vorstehenden nur dadurch, daß man 50 Proc. Schwahl und Hammerschlag anwendet und das Register fortwährend geöffnet hält, deßhalb gelten obige Bemerkungen meistens auch für diese zweite Methode. Weil man jedoch bei dieser leztern mehr Schwahl und eine gleichmäßigere hohe Temperatur anwendet, so muß das Ausbringen reichlicher seyn und man auch ein mehr fadigeres Eisen erhalten. Mit grauem Roheisen werden 11 Ofenbesezungen in 24 Stunden fertig gearbeitet, mit weißem in gleicher Zeit 13. Diese Methode liefert Eisen, welches sich in der Kälte ausgezeichnet verhält und deßhalb vorzüglich für Eisenbahnen paßt. Sie scheint auch für die Verfrischung von weißgemachtem (affinirtem) Roheisen, welches sich dabei troken zeigt, Vortheile zu haben, vorausgesezt daß der Schwahl von gutartigem Weißeisen gefallen ist. Gleichwohl gibt es Hüttenbesizer, welche dafür halten, daß der große Zuschlag von Schwahl zu sehr das Frischen beschleunigt, um eine vollständige Abscheidung der fremden Bestandtheile zuzulassen. Nach ihnen verliert man an der Güte des Eisens, was man an Zeit, Brennmaterial und Abgang erspart. Aus diesem Grunde wendet man zu Couillet allgemein die erste Methode an und leitet die Temperatur so, daß das Metall vollkommen flüssig wird. Dieses Verfahren scheint jedoch auch insofern fehlerhaft, daß der theilweise Verschluß des Registers während der zweiten Periode des Einschmelzens ebenfalls die Entkohlung auf Kosten der Güte des Products beschleunigen muß. Auf der Hütte zu Monceau-sur-Sambre puddelt man nun auch nach der ersten Methode, ohne aber von dem Register Gebrauch zu machen. Welche Methode man aber auch anwendet, niemals darf man auf das eingeschmolzene Eisen noch Schlaken werfen, weil dieses die Entkohlung zu sehr beschleunigt. Eine andere noch zu beobachtende Regel ist, daß man während des Aufwallens nie frisches Brennmaterial auf den Rost werfen darf, damit in dieser Periode die Flamme hell und ohne Rauch ist, weil lezterer dem beabsichtigten Zwek hinderlich seyn würde. Verpuddeln mit Wasser, alte Methode. – Das Roheisen wird ohne Schlaken eingesezt. Wenn es rothglühend geworden ist, so rührt man es oft um, indem man darauf schlägt, um es auseinander zu brechen. Wenn es in nußgroße Stüke zertheilt ist und schon einzelne Stüke auf dem Punkte stehen, einschmelzen zu wollen, so läßt man das Register nieder und sprengt Wasser auf die Stüke, welche einzuschmelzen drohen. Statt des Wassers allein kann man Wasser und Feil- oder Drehspäne, oder Hammerschlag anwenden. Das Roheisen wird rechts und links gewandt, die Stüke, welche etwa noch übrig geblieben sind, zerbrochen, und fortgefahren, Wasser oder Wasser und Hammerschlag auf die Stüke, welche dem Einschmelzen nahe sind, zu werfen, bis das Roheisen durch diese Arbeit in einen pulverförmigen Zustand gebracht ist, dann wird das Register etwas geöffnet und das Feuer geschürt; das Roheisen, welches nie flüssig werden darf, wird gewandt und hiermit fortgefahren, bis das Eisen nach und nach Consistenz gewinnt, indem man das Feuer auch nach und nach bis zum Schluß verstärkt. Bei dieser von Lampadius beschriebenen Methode muß der Ofen volle Wände haben, weil die Oefen mit Luftcirculation eine hinlänglich schnelle Temperaturerhöhung nicht gestatten würden. Für jede Besezung werden circa 100 Liter Wasser gebraucht. In 12 Stunden lassen sich nur vier Besezungen bei grauem und fünf bei weißem Roheisen verarbeiten. Der Abgang ist höher als bei jeder andern Methode, weil er auf 14–15 Proc. steigt. Das gewonnene Eisen zeigt sich in der Wärme besser, als das durch die beiden obigen Methoden gewonnene, weil die Befeuchtung mit Wasser einen großen Theil des Schwefelgehalts abgeschieden hatte. In der Kälte zeigt sich das nach dieser Methode gewonnene Eisen härter und brüchiger, als das mit Schlaken gewonnene. Diese Methode ist zur Erzeugung von weichem gutem Eisen vortheilhaft. Zu Couillet hat man nach dieser Methode hartes Eisen gebendes Roheisen verpuddelt, um das Material zu gewinnen, aus dem man die beiden großen Kreissägen angefertigt hat, welche zum Wegnehmen der Enden an den Eisenbahnschienen dienen. Verpuddeln mit Wasser, gemischte Methode. – Das Roheisen wird ohne Zuschlag troken eingesezt; man gibt ein starkes Feuer, um es in Fluß zu bringen, man wendet es, bricht es und läßt es vollständig dünnflüssig werden; so wie dieses kaum erreicht ist, läßt man das Register nieder und wirft nach und nach eine große Menge Wasser ein, bis das Roheisen pulverförmig geworden ist. Dann hebt man nach und nach wieder das Register und verstärkt die Hize, bis das Eisen Consistenz gewonnen hat, und formt dann die Ballen. Bei dieser Methode kann man die Oefen mit Luftwänden benuzen. Bei einem Besaz werden ungefähr 20 Liter Wasser auf das Roheisen geworfen. Die Zeitdauer zur Verarbeitung einer Besezung ist dieselbe, wie bei der vorhergehenden Methode. Der Abgang beträgt zu Couillet 9 Proc., zu Grivegnée 12–45 Proc. Das gewonnene Eisen ist fadig, doch nicht so sehr, als bei den beiden obigen Methoden mit Zuschlag; doch wird es schweißbarer und im Allgemeinen besser in der Wärme, als bei diesen beiden Methoden. Zu Grivegnée wendet man diese Methode bei ordinärem Roheisen an, so wie die erste Methode mit Zuschlag bei weißgemachtem Roheisen. Zu Couillet puddelt man selten mit Wasserzusaz. Bei beiden Verpuddelungsmethoden mit Wasser hat man dafür zu sorgen daß, während man Wasser zusezt, kein frisches Brennmaterial auf den Rost gebracht wird, um dann helle und rauchfreie Flamme zu haben; auch läßt man bei diesen Methoden die Schlaken nur abfließen, wenn es die Noch erfordert, mitunter, wenn der Ofen gut heizt und das Roheisen rein ist, z.B. beim weißgemachten Roheisen, erst nach 6–7 Tagen. Nur wenn die Ballen fortgenommen sind, muß man etwaige schlechte Ansäze von Baksteinen, geschmolzenen Sand u.s.w. ausziehen. Verpuddeln auf einem Sandherde. – Man kann nur bei der alten Methode mittelst Wasser einen Sandherd benuzen, weil die Nothwendigkeit den Herd zu schonen, verlangt daß das Eisen nicht flüssig wird. Ob diese Methode, welche ehemals zu Seraing angewandt wurde, noch jezt irgendwo in Belgien ausgeübt wird, vermag der Verfasser nicht anzugeben. Sie hat vieles gegen sich, sie ist theurer, verlangt mehr Brennmaterial und kann nur bei reinem weißem Roheisen ausgeführt werden; sie verlangt höhere Hize, das Gezähe nuzt sich schneller ab, sie erfordert vom Arbeiter mehr Anstrengung und Gewandtheit und der Abgang kann bis zu 25 Proc. steigen. Die Vorzüge dieser Methode bestehen in der Gute des Products, das Eisen wird reiner, und hält es Schwefel, so verflüchtigt sich dieser in einem größern Verhältniß. Das Eisen ist körnig und wird erst bei der weitern Verarbeitung fadig; es enthält keine Schlaken eingemengt, mit denen Eisen von den anderen Methoden verunreinigt seyn kann. Der Verfasser geht sodann zu den Mitteln über, welche man versucht hat, um aus fehlerhaftem Roheisen ein gutes Roheisen zu erzielen. Was er über die Anwendung des Schafhäutel'schen Verbesserungsmittels (2 Braunstein, 3 Kochsalz, 12 Töpferthon) anführt, können wir hier als bekannt voraussezen und führen nur an, daß es auch zu Grivegnée versucht wurde und man wirklich ein Eisen von besserer Beschaffenheit erzielte, das Mittel jedoch deßhalb nicht eingeführt hat, weil das in ihm enthaltene Kochsalz zu stark auf das Gewölb und die Ofenwände einwirkte. Den Vorschlag von Engelhart, Salpeter anzuwenden, hält der Verfasser, obgleich er besseres Eisen geliefert hat, für zu kostspielig. Man hat ganz kürzlich in den Hütten zu Couvin und zu Couillet ein Verfahren versucht, welches zu Yoe im regelmäßigen Betrieb ausgeübt zu werden scheint und welches ein Weißmachen (Affiniren) und Verfrischen in einer Operation vereinigt. Man leitet bei diesem Verfahren auf das zu affinirende Metall einen Windstrom durch zwei Düsen, die man links und rechts der Thüre angebracht hat. Das Verfrischen geschieht dann durch die Methode mittelst Zuschlag und man läßt während des Aufwallens Luft zutreten. Diese Methode liefert ein besseres Eisen, das Eisen gibt noch einen Theil Silicium und Phosphor ab, den es bei dem gewöhnlichen Verpuddeln zurükgehalten haben würde, aber sie vermehrt den Abgang und scheint den Rothbruch nicht abzustellen. Gegen das Ende des Aufwallen muß natürlich die Gebläseluft abgestellt werden, um den Abgang nicht unnöthig zu vermehren. (Bergwerksfreund, Bd. VII, S. 145.)