Titel: Ueber die Turbine von Callon.
Fundstelle: Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XLVII., S. 169
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XLVII. Ueber die Turbine von Callon. Ueber die Turbine von Callon. Der Bulletin de la Société d'Encouragement, Novemberheft 1844 enthält eine Abbildung von Callon's Turbine; dieselbe unterscheidet sich im Wesentlichen wenig von den gewöhnlichen Turbinen. Sie besteht ebenfalls aus einem Leitrade mit Leitschaufeln, welches feststeht und an einer Röhre aufgehängt ist, die an dem Gebälke über dem Oberwasserspiegel befestigt wird und durch welche die Achse der eigentlichen Turbine geht. Diese, oder das bewegliche Rad, besteht aus einer Gußeisenscheibe, auf welche die blechernen Schaufeln aufgenietet werden, die dann oben durch einen gußeisernen Kranz wieder verbunden sind. Der Zapfen, worauf die Turbine steht und sich dreht, liegt wie gewöhnlich unter dem Unterwasser, und ist durchbohrt. Durch diese Durchbohrung wird mittelst einer Röhre, welche an dem Zapfen befestigt ist und bis über den Oberwasserspiegel reicht, wo sie trichterförmig erweitert ist, Oehl zwischen die reibenden Flächen gebracht. Hr. Callon füttert die obere Fläche der Ausgußcanäle im Leitrade mit Holzstüken, welche nach der Contractionscurve des Wassers abgerundet werden. Eben solche Holzstüke bilden die obere und untere Fläche der Canäle in der eigentlichen Turbine. Die Schüzenvorrichtung, welche Hr. Callon anwendet, ist wohl das Wesentlichste, wodurch sich seine Turbine von andern unterscheidet. Sie besteht nämlich nicht aus einer einzigen Schüze, wie früher, sondern je zwei Ausflußöffnungen im Leitrade haben eine besondere Schüze; jede derselben kann einzeln geschlossen oder geöffnet werden. Hiedurch hat man ein Mittel, die Turbine dem hohen, mittleren und niederen Wasserstande anzupassen, und die Folge davon ist, daß die Turbine fast bei jedem Wasserstande gleichen Nuzeffect gibt. Sie ist für die größte Wassermasse berechnet, so daß also das Hochwasser gehörig benuzt werden kann. Bei Wassermangel kann man 1/4, 1/2 bis 2/3 der Leitradcanäle schließen und das Wasser wird aus den offenen Canälen unter denselben Bedingungen austreten, als wenn bei Hochwasser alle geöffnet wären. Hierin hat diese Turbine Aehnlichkeit mit dem Wasserrade von Marozeau (polytechn. Journal Bd. XCIV S. 182). Die Unannehmlichkeit, daß bei Reparaturen die Turbine aus dem Unterwasser herausgehoben werden muß und an ihrer Stelle nicht troken gelegt werden kann, theilt dieselbe mit allen andern Turbinen dieser Art. Die Turbine von Hrn. Köchlin in Mülhausen (polyt. Journal Bd. XCIV S. 118) zeichnet sich, da diesem Uebelstande abgeholfen ist, vortheilhaft vor allen andern aus.