Titel: Decoster's Bohr- und Ausbohrmaschine mit beweglichem Bohrtische und selbstthätiger Bewegung.
Fundstelle: Band 97, Jahrgang 1845, Nr. V., S. 9
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V. Decoster's Bohr- und Ausbohrmaschine mit beweglichem Bohrtische und selbstthaͤtiger Bewegung. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Maͤrz 1845, S. 95. Mit Abbildungen auf Tab. I. Decoster's Bohr- und Ausbohrmaschine. Wir haben früher (im polytechnischen Journal Bd. LXXXVIII S. 161) eine Bohrmaschine mitgetheilt, welche in den Werkstätten des Hrn. Cavé angewandt wird, und sowohl zum Bohren als auch zum Ausbohren von Löchern dient, überall hin transportabel ist und eine Befestigung von oben nicht nothwendig hat. Eine andere Maschine von Cavé, die sogenannte Radialbohrmaschine (polytechn. Journal Bd. XC S. 242) hat denselben Zwek, unterscheidet sich aber von der vorhergehenden durch ihre großen Dimensionen und dadurch, daß man ohne die Maschine von der Stelle zu bewegen, alle Punkte einer ausgedehnten Oberfläche beherrschen kann, und zwar mittelst einer Krüke, die sich nach Art der Krahne um eine Säule dreht. Die verticale Bohr- und Ausbohrmaschine des Hrn. Decoster, deren Beschreibung nun folgen soll, beruht auf dem Princip der Maschine von Cavé. Man kann sie wie jene, an jedem beliebigen Plaz in den Werkstätten aufstellen. Die Grundplatte, worauf sie steht, ist stark und fest genug, so daß man nicht nöthig hat die Maschine oben zu befestigen. Der Bohrtisch ist beweglich, und zwar nicht bloß von unten nach oben, um sich dem Boden zu nähern oder sich von demselben zu entfernen, sondern er läßt sich auch um die Säule drehen, um die Lage des zu bohrenden Stüks zu verändern, oder dasselbe ganz außer die verticale Linie der Bohrspindel zu bringen. Er ist auch mit beweglichen Spannschrauben versehen, mittelst welcher man das zu bearbeitende Stük sehr genau centriren kann. Die Bewegung der Bohrspindel geschieht mittelst Riemen durch Riemscheiben und geeignetes Räderwerk. Der Druk, oder die geradlinige Bewegung der Bohrspindel, wird durch eine Schraube hervorgebracht, welche direct auf die Bohrspindel wirkt und mit der Hand durch Räderwerk bewegt wird. Auf diese Weise hängt der Druk nicht von der Maschine ab, sondern von dem Arbeiter, der ihn nach Bedürfniß reguliren kann, je nach dem er genau oder schnell arbeiten will, und je nachdem es das Material erfordert. Fig. 1 ist die Seitenansicht der vollständig zusammengesezten Maschine; Fig. 2 die Ansicht von vorn; Fig. 3 der Grundriß des hinteren Theils des beweglichen Bohrtisches, auf welchem die Spannschrauben zu sehen sind, mittelst deren das auszubohrende Stük centrirt wird. Der Bohrtisch ist mit mehreren Löchern versehen, in welchen man die Untertheile der Spannschrauben befestigt, je nachdem man größere oder kleinere Stüke auszubohren hat. Fig. 4 ist der Grundriß des vorderen Theils des Bohrtisches; Fig. 5 der verticale Durchschnitt des Bohrtisches nach der Linie AB, Fig. 4. Fig. 6 horizontaler Durchschnitt der Hülse an dem Bohrtische, mit dem Räderwerk durch welches derselbe gehoben oder gesenkt werden kann, nach der Linie CD, Fig. 1. Fig. 7 horizontaler Durchschnitt des Säulenarms und der Bohrspindel nach der Linie EF, Fig. 1, woraus das Räderwerk ersichtlich ist, welches die Bohrspindel bewegt, wenn Cylinder ausgebohrt werden sollen. Fig. 8 verticaler Durchschnitt eines Spannkopfes mit Schraube (in größerem Maaßstab gezeichnet), mittelst welcher die auszubohrenden Stüke befestigt und centrirt werden. Fig. 9 und 10 Querschnitt des vorderen Theils des Bohrtisches. Fig. 11 verticaler Durchschnitt der Schraube, durch welche die Bohrspindel abwärts bewegt wird. Fig. 12 Leitungsstange, welche die Stange L, umgibt, um sie in verticaler Lage zu erhalten. Die nämlichen Buchstaben bezeichnen in allen Ansichten denselben Gegenstand. A hohle, gußeiserne, verticale Säule, aus einem Stük mit der großen ebenfalls gußeisernen Fußplatte. Leztere ist an ihren Eken durchbohrt, damit man sie auf einen großen Fundamentstein aufschrauben kann. Oefters wird die Maschine auch nur auf den Boden gestellt, ohne aufgeschraubt zu werden, weil ihr eigenes Gewicht hinreicht, sie im Gleichgewicht zu erhalten, ohne daß beim Gebrauch Vibrationen stattfinden. Der obere Theil der Säule ist gekrümmt, um einen starken Arm C aufzunehmen, der ebenfalls hohl und gekrümmt ist, und welcher die Lager für die Bohrspindel bildet. Dieser Arm ist mit der Säule A durch eine starke Schraube a fest verbunden. Ein vorspringender Arm b ist mit dem oberen Theil der Säule aus einem Stük gegossen, und ein zweiter ähnlicher Arm b' ist aus einem Stük mit C. Diese beiden Arme sind mit Lagern c, c versehen, auf welche Dekel aufgeschraubt werden, und durch dieselben wird die Bohrspindel in ihrer verticalen Lage erhalten; das oberste Ende des Arms C ist mit einer metallenen Mutter d versehen, durch welche die Schraube geht, mittelst welcher man den Druk auf den Bohrer ausübt. D Bohrspindel, welche unten etwas diker ist, um die stählernen Bohrer oder die Bohrtöpfe aufzunehmen. Sie dreht sich frei in den Lagern c und kann sich in denselben auch vertical bewegen. Zwei verticale Nuthen sind diametral einander gegenüber liegend in der Bohrspindel angebracht, um die Keile aufzunehmen, welche das conische Rad E so mit derselben verbinden, daß sich eines nicht ohne das andere drehen kann. Das Rad E wird durch ein Getrieb F in Bewegung gesezt, welches auf der Achse G befestigt ist, auf der sich außerdem noch die Riemscheiben H, H befinden, von denen die eine als Triebscheibe, die andere hingegen als Leerlauf dient. Oben in die Bohrspindel D ist eine Pfanne e, Fig. 11, eingelassen, auf deren Grund sich ein Stahlplättchen befindet, das sich mit D dreht. Auf dieses Stahlplättchen drükt der Zapfen f, welcher unten an die flachgängige Schraube I angedreht ist; diese Schraube bewegt die Bohrspindel abwärts, und zwar mittelst des verzahnten Rades J, mit welchem ein Getrieb K mit vorstehenden Rändern im Eingriff ist; dieses Getrieb ist auf der verticalen Achse L befestigt, welche bis zum unteren Theil der Bohrmaschine hinabreicht, wo sie in einer für den Arbeiter bequemen Höhe endigt. Lezterer dreht sie langsam mittelst des kleinen Schwungrades mit Handgriff m; um den Bohrer zu heben, und so aus dem Bohrloch zu bringen, dreht der Arbeiter rükwärts. Soll die Maschine zum Ausbohren eines Cylinders dienen, so wird durch dieselbe ein Zahnrad j in Bewegung gesezt, welches auf die Bohrspindel aufgestekt ist; dieses Rad treibt ein Rad i, auf dessen Nabe ein Getrieb h befestigt ist, welches das Rad g in Bewegung sezt, das sich auf der Achse L befindet. Auf diese Weise wird die drehende Bewegung der Bohrspindel angewandt, um den Druk hervorzubringen, welcher beim Ausbohren eines schon vorhandenen Lochs in dem zu bearbeitenden Gegenstand nöthig ist. N beweglicher Bohrtisch, der mit einer Nabe versehen ist, die die Säule A umgibt, um welche er sich frei drehen kann. Eine Zahnstange O, die mit ihrer Rükseite gegen die Säule gelehnt ist, geht durch den Bohrtisch und ist mit einem Getrieb P im Eingriff, das sich auf der Achse Q, Fig. 6, befindet. Die Zahnstange ruht mit ihrem ganzen Gewicht auf dem Ansaz der Fußplatte B, und da sie sich weder heben noch senken kann, so hebt das Getrieb den Tisch auf die gewünschte Höhe, oder senkt denselben nach Bedürfniß. Um diese Bewegung hervorzubringen, ergreift der Arbeiter die Kurbel R, auf deren Achse S sich ein Getrieb T befindet, das in das verzahnte Rad U eingreift, welches auf der Achse Q des Getriebs P befestigt ist. Will man den Tisch fest stellen, so reicht es hin, die Stellschraube k anzuziehen, welche gegen eine abgerundete Beilagplatte I drükt, die im Inneren der Nabe eingelassen ist. Der größeren Sicherheit wegen, und aus Furcht das Feststellen möchte vom Arbeiter vergessen werden, brachte der Erbauer auf der Achse S ein Sperrrad m an, in dessen Zähne eine Sperrklinke einfällt. Da die Rükseite der Zahnstange mit der abgedrehten Oberfläche der Säule in Berührung ist, so kann sich der Bohrtisch ohne zu wakeln, um dieselbe drehen. Soll dieß der Fall seyn, so läßt man die Stellschraube k nach und drükt gegen den Rand des Tisches. Der horizontale Theil des Tisches theilt sich in zwei vorspringende Arme, zwischen welche man einen rechtwinkeligen gußeisernen Rahmen V einschiebt; die eine der Seiten n dieses Rahmens ist in ihrer Mitte mit einem Gewinde versehen, um eine Schraube H aufzunehmen, deren Kopf mit einem Schlüssel versehen ist, damit man sie mit der Hand drehen kann; die andere Seite o dient als Spannbaken, um das zu bohrende Stük fest zu halten; ein schmiedeisernes Querstük p, welches man mittelst der erwähnten Schraube dem Theil o nähern oder von demselben entfernen kann, dient als zweiter Spannbaken. Es ist klar, daß man auf diese Weise das zu bohrende Stük leicht festspannen und unter die Mitte des Bohrers bringen kann. Eben so kann man seine Lage verändern, indem man es von der Bohrerspize entfernt, oder derselben nähert, sey es nun vorwärts oder rükwärts oder zur Seite. Man hat dadurch den Vortheil, daß man, ohne das Stük auszuspannen, eine große Anzahl Löcher in dasselbe bohren kann, welche vollkommen parallel werden und an den gewünschten Stellen sich befinden. Die durchbohrte Nabe Y, welche sich an dem Hintertheil des Tisches befindet, ist dazu bestimmt, Metallstüke aufzunehmen, welche ausgebohrt werden sollen; man befestigt und centrirt dieselben mittelst der Stellschrauben q, welche durch die Spannköpfe gehen, die mittelst der Mutter s auf den Tisch aufgeschraubt sind; die Enden der Stellschrauben sind mit den Beilagplatten r versehen (Fig. 3 und 8).

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