Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LXXXIV., S. 310
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LXXXIV. Miszellen. Miszellen. C. G. Kind's neueste Erfindung im Erdbohrwesen. Das Abteufen tiefer Bohrloͤcher ist schon seit laͤngerer Zeit ein Gegenstand von hoher Bedeutsamkeit fuͤr die Bergtechnik geworden, besonders seitdem durch die sogenannten artesischen Brunnen (Bohrbrunnen), die Bohrungen nach reicher Soole oder Steinsalz und die Untersuchung der Floͤzgebilde im Allgemeinen sich deren großer Nuzen herausgestellt hat. Nur der Umstand, daß solche Bohrungen noch immer mit sehr großen Kosten verknuͤpft sind, daß eine Veranschlagung der Kosten bisher rein unmoͤglich war und die Unsicherheit des Erfolges, der oft durch Zufaͤlligkeiten, durch einen Ungluͤksfall. durch eine Unbedachtsamkeit der Arbeiter dann noch gefaͤhrdet wurde, wenn man eben glaubte seinen Zwek erreicht zu haben, hat die Bohrungen noch immer nicht so allgemein und nuzbar werden lassen, als sie es verdienen. Gerade diesem Umstande duͤrfte es zuzuschreiben seyn, daß die bedeutendsten Bohrungen in den Haͤnden des Staates sind, weil nur der Staat solches Risico zu tragen vermag. Es haben sich daher schon seit fast eben so langer Zeit die Techniker bemuͤht, diesen Uebeln durch Verbesserungen zu begegnen. Das sogenannte v. Oehnhausen'sche Wechselstuͤk, die Einfuͤhrung der hoͤlzernen Gestaͤngezuͤge sind sehr wichtige Erfindungen und haben ihrer Zeit wohlverdientes Aufsehen erregt, und fast jeder einzelne Verlegenheitsfall hat dar: gethan, wie viele tuͤchtige Maͤnner das Fach bearbeiteten. Dennoch ist es durch alle diese tuͤchtigen Bearbeiter nicht gelungen, das Bohrwesen aus eine durchgreifende Weise zu verbessern. Nach der bisherigen, allgemein verbreiteten Bohrmethode beginnt man eine Bohrung mit der groͤßtmoͤglichen Weite und fuͤhrt sie in dieser so lange fort, bis der Nachfall das Bohren ohne Ausfuͤtterungsroͤhren unmoͤglich macht. Jezt wird, nachdem mit unendlicher Muͤhe und unter mancherlei Gefahren fuͤr die Bohrung im gluͤklichen Falle mehrere hundert Fuß Tiefe errungen sind, das Bohrloch mit Roͤhren ausgefuͤttert, die Bohrung aber mit verminderter Weile wieder fortgefuͤhrt, bis die Beschwerden durch Nachfall etc. wieder das Uebergewicht erhalten. Es muß eine zweite Roͤhrentour durch die erste hindurch gefuͤhrt werden, wodurch natuͤrlich die weitere Fortsezung des Bohrloches abermals verengt wird. So nimmt mit zunehmender Teufe die Weite des Bohrloches ab und verliert man gerade dann, wenn die Bohrung an und fuͤr sich schwieriger wird, das vorzuͤglichste Huͤlfsmittel, sich bei vorkommenden Ungluͤksfaͤllen helfen zu koͤnnen, den Raum im Bohrloche. Will man der Bohrlochsweite nicht zu rasch verlustig gehen, so holt man wohl in der Hoffnung, die fruͤher den Nachfall herbeigefuͤhrt habenden Schichten werden sich festgesezt haben, eine eingelassene Roͤhrentour wieder auf und sucht das vorgebohrte Loch zu erweitern, kurz man fuͤhrt unter Muͤhen und Sorgen das Bohrloch seiner Bestimmung zu und dankt Gott, wenn die so haͤufig vorkommenden Gestaͤngebruͤche von einer Verklemmung oder Verschurrung durch Nachfall nicht begleitet sind. Es ist ersichtlich, daß diesem Verfahren die Sicherheit, die Bestimmtheit fehlt. Man ist von einer Menge Zufaͤlligkeiten abhaͤngig, die theils von der Beschaffenheit der durchbohrten Schichten, theils von der Art der Arbeiten (wir beziehen dieß namentlich auf das sogenannte Buͤchsen), theils von der Guͤte der benuzten Werkzeuge und endlich wohl gar von der groͤßern oder geringern Achtsamkeit des Arbeiterpersonals bestimmt werden. Einem Deutschen ist es vorbehalten geblieben, dem Bohrwesen eine ganz andere Gestalt zu verleihen, und das industrioͤse Sachsen kann sich freuen, in diesem Manne einen Landsmann zu begruͤßen. Die neuesten im Bohrwesen angebrachten Verbesserungen des Obersteigers Kind in Luxemburg sind durchgreifend; sie begruͤnden sich: 1) auf einen von ihm erfundenen Apparat, durch den der Bohrer durch den Gestaͤngezug gehoben wird, nach vollendetem Hube aber frei von dem leztern abfallt und so auf das Bohrort wirkt; 2) auf die Herstellung eines Bohrers, der unterhalb einer Roͤhrentour dem Bohrloche die erforderliche groͤßere Weitung gibt, um die Roͤhrentour stets mit nachruͤken lassen zu koͤnnen; und 3) auf einer Versicherung, wodurch vorkommende Bohrerbruͤche sogleich erkannt und mit zu Tage gefoͤrdert werden koͤnnen. Dem mit dem Bohrwesen vertrauten Techniker braucht man kaum noch etwas weiter zu sagen. Es leuchtet von selbst ein, daß bei einem frei von dem Gestaͤngezuge abfallenden Bohrer dessen Wirkung auf das Bohrort ungleich groͤßer seyn muß als bisher, wo die Wirkung durch das Schleudern und Anschleifen des mit dem Bohrer zugleich fallenden Gestaͤngezuges an der Bohrlochswand so ungemein vermindert wurde. Mag daher auch die Idee eines abgesondert wirkenden Bohrers gleichzeitig manchem Bohringenieur vorgelegen haben, die erste praktische Ausfuͤhrung gehoͤrt unbestreitbar dem Hrn. Kind, da derselbe schon seit Jahren mit seinem Apparate bohrt, und wenn derselbe nicht sofort mit seiner Erfindung hervortrat, so hat dieß seinen natuͤrlichen Grund darin, daß dieselbe erst mit der Zeit den Grad der Vollkommenheit erlangen konnte, den sie nothwendig haben mußte, um von ihr reden zu koͤnnen. Dieser Apparat macht daß, da das Gewicht des Gestaͤngezuges nicht mehr, wie bisher bei den engen Bohrloͤchern (wo man bei dem besten Willen dem Bohrer kein solches Gewicht geben konnte, als zu seiner Wirksamkeit durchaus und um so mehr noͤthig ist, als sich dabei der Schwerpunkt des Bohrapparates von dem Bohrorte entfernt), gebraucht wird, vielmehr der Gestaͤngezug nur als Mittel zum Zweke, als Communicationsmittel dient, wir sagen, der Apparat macht, daß man die Gestaͤngezuͤge weit schwaͤcher, als es bisher der Fall war, nehmen kann, und daß dabei gleichwohl Gestaͤngebruͤche bei gehoͤriger Aufmerksamkeit eine Seltenheit werden. Dieser Contrast springt recht in die Augen, wenn man die kolossalen, 4 Zoll rheinlaͤndisch Durchmesser habenden hoͤlzernen, z. H. bei den preußischen Bohrungen angewendeten Gestaͤngezuͤge mit ihren 2 1/4–2 3/4 starken eisernen Verbindstuͤken gegen die schlanken hoͤlzernen Gestaͤngezuͤge des Hrn. Kind zu Mondorf, die im Holze nur 2 Zoll und im Eisen 1 Zoll stark sind, vergleicht. Dieser Apparat bietet aber ferner den großen Vortheil, daß man vom Anfang einer Bohrung bis zu deren Ende, und gehe die Bohrung bis in eine noch so große Tiefe fort, immer nur mit einerlei Kraftaufwand zu thun hat, eben weil der Gestaͤngezug nur als Communicationsmittel dient. Muß bei der zunehmenden Teufe das Gewicht am Lastarm des Sprengels oder jeder andern Bohrvorrichtung durch die Verlaͤngerung des Gestaͤngezugs vermehrt werden, so liegt es klar vor, daß das Gewicht desselben am Kraftarm recht wohl durch Gegengewichte ausgeglichen werden kann, und man wird daher zu jeder beliebigen Teufe bei einerlei Kraftanwendung niedergehen koͤnnen, so lange es Schwengel gibt, die das daran angehaͤngte Gewicht ertragen und so lange der Gestaͤngezug Tragkraft fuͤr sich und den zu hebenden Bohrapparat hat. Welche eminente pecuniaͤre Vortheile diese Einrichtung gegen das bisherige Verfahren, wobei fast jeder gewonnene Fuß der Bohrlochsteufe eine Vermehrung der Kraftanwendung beanspruchte, bietet, liegt zu sehr auf der Hand. Kind's Bohrer, der unterhalb einer eingelassenen Ausfuͤtterungsroͤhre dem Bohrloche bei dessen Vorruͤken sogleich und ohne eine abgesonderte Procedur die noͤthige Weite gibt, um sie ganz nach Belieben mit dem Bohrorte vorruͤken zu lassen, bietet weitere ganz erhebliche Vortheile. Hr. Kind braucht von seiner Bohrlochsweite durchaus nichts aufzugeben, denn wenn die Bohrung nur einigermaßen gut geht, so kann sie mit einer einzigen Roͤhrentour durchgefuͤhrt werden. Zeigen sich Schwierigkeiten, sollte die Roͤhrentour nicht mehr folgen wollen oder im untern Theile Schaden erleiden, so reicht sicher eine zweite Roͤhrentour aus. So ist Hrn. Kind's Bohrloch zu Mondorf unsern Luxemburg noch jezt, bei einer Teufe von mehr als 500 Meter, 20 Centimeter weit, und er rechnet ganz stark darauf, diese Weite bis zu dem vorlaͤufig vorgestekten Ziele von 750 Metern beizubehalten. Hr. Kind ist bei dieser Weite im Stande tuͤchtige Instrumente anzuwenden, deren Gewichte 14–1500 Pfd. betragen, und passirt ein Ungluͤksfall, so hat er Raum und eine sichere Bohrwand. Der von Hrn. Kind erfundene Bohrer arbeitet ganz sicher und unterscheidet sich dadurch von den andern bekannten Erweiterungsbohrern. Diese aͤltern Bohrer erweitern das Bohrloch nur nachdem es vorgebohrt ist, sie machen eine zweite sehr mißliche Arbeit erforderlich, die Hr. Kind gar nicht kennt. Wie ganz anders ist bei Anwendung dieser Instrumente der Gang einer Bohrung gegen den bisherigen oben beschriebenen Gang. Hr. Kind faͤngt seine Bohrung mit einem Bohrer, der den bestimmten Durchmesser hat, an und geht damit nieder bis behindernder Nachfall sich zeigt. So wie dieser Umstand eintritt, wird das Bohrloch mit der Ausfuͤtterungsroͤhre verwahrt und er bohrt nun sogleich mit dem Erweiterungsbohrer. Nachfall fuͤhrende Schichten, die sonst gefuͤrchtet werden mußten, sind jezt der Arbeit nur foͤrderlich, weil dieselben meist milder sind als die andern Schichten, die nicht nachfallen. Alle Plakereien, alle Sorgen, welche mit dem Vorbohren und dem nachtraͤglichen Erweitern des Bohrloches verknuͤpft waren, hoͤren auf, man bohrt jezt und fuͤhrt die Roͤhrentour nach Beduͤrfniß nach. Hat Referent dieses die bedeutenden Vortheile der Erfindungen des Hrn. Kind hervorzuheben versucht, so erfordert die Gerechtigkeit, auch eines Nachtheiles zu gedenken, der damit verknuͤpft ist. Da Hr. Kind naͤmlich sehr schwere Instrumente anwendet und die ganze Last natuͤrlich auf dem untersten Theile, dem Bohrer, liegt, so fallen bei diesem Verfahren wohl etwas haͤufiger als bisher Bohrerbruͤche vor, und wenn der Bruch vertical auf der Achse steht, so entgeht der erfolgte Bruch dem Obmanne wohl. Hrn. Kind sind dadurch sehr verdrießliche Verzoͤgerungen bereitet worden. Diesen zu entgehen, ist derselbe auf die sub 3 aufgefuͤhrte Versicherung gekommen, deren schlaue Berechnung nicht zu verkennen ist, und wenn man hier noch solcher Schwierigkeiten und Gefahren gedachte, die auch mit dieser verbesserten Methode verknuͤpft seyen, so thut man gedachten Erfindungen durchaus keinen Eintrag, denn einmal werden groͤßere Bohrungen immer noch schwierige Unternehmungen bleiben, und das anderemal will weder der Erfinder so bedeutender Verbesserungen, noch Referent behaupten, es sey mit ihnen das Feld neuer Erfindungen geschlossen, vielmehr moͤchte man glauben, es beginne erst dieses Feld sich zu eroͤffnen. Die große Wichtigkeit der gedachten Erfindungen des Hrn. Kind wurde von den HHrn. Arago und les Combes zu Paris sehr wohl erkannt, und hat Hr. Kind daher fuͤr Frankreich das Brevet erhalten. Es ist mit allem Grunde zu erwarten, daß die deutschen Regierungen gegen Hrn. Kind nicht minder gerecht seyn werden, als es die franzoͤsische Regierung gewesen ist, um so mehr als ihnen, als den Inhabern der groͤßten Bohrunternehmungen, durch diese Erfindungen ganz bedeutende pecuniaͤre Vortheile zuwachsen. (Aus dem Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1845, Nr. 55 und 56.) Ueber die Fabrication des schmiedbaren Gußeisens. Nicht allein in England, Frankreich und am Rhein ist die Kunst schmiedbares Gußeisen zu erzeugen bekannt, auch in Oesterreich, in dem Staͤdtchen Neunkirchen, 8 Meilen jenseits Wien, findet sich dazu eine in großem Styl angelegte Fabrik. Vor allen schmiedbaren Gußeisentheilen zeichnen sich die in der benannten Fabrik vortheilhaft aus. Es wird zu dergleichen Eisentheilen weißes steiermaͤrkisches Roheisen verwendet, welches in Tiegeln in einem Zugofen geschmolzen wird. Die zu gießenden Theile werden in Gießflaschen, die aus zwei Haͤlften bestehen, gegossen, und zu Fuͤllung der Flaschen gewoͤhnlicher Gießsand genommen. Nach dem Erkalten werden die Formen geoͤffnet, und die gegossenen Theile herausgenommen. Jezt sind diese Theile noch so hart und sproͤde, daß sie durch einen maͤßigen Schlag mit dem Hammer zerspringen. Die Eigenschuft des Schmiedens, Schweißens und des Haͤrtens wird ihnen nun durch das Gluͤhen oder Tempern gegeben. Bei dieser Procedur wird dem Eisen ein Theil seines Kohlengehalts entzogen, so daß derselbe nur noch im verfeinerten Grad oder als Extract (!) in demselben zuruͤkbleibt. Das Gluͤhen oder Tempern geschieht in einem Gluͤhofen, der mit Zugroͤhren versehen ist, bei Holzkohlenfeuer durch die Flamme. Diese entfuͤhrt den Kohlenstoff, und gibt dem Eisen denjenigen Grad von Sauerstoff als Zusaz(?), der zu der erwaͤhnten Eigenschaft erforderlich ist. Die Zeit des Gluͤhens richtet sich nach der Groͤße und Staͤrke der eingesezten Stuͤke, und erfordert eine besondere Kenntniß, die auf Erfahrung beruht, und wird als das eigentliche Geheimniß betrachtet. Solche Theile, die nicht die gehoͤrige Zeit im Gluͤhfeuer verbleiben, sondern zu fruͤhzeitig herausgenommen werden, sind nicht durch ihre ganze Staͤrke entkohlt, was an den zerschlagenen Stuͤken zu sehen ist. Es begraͤnzt sich sehr scharf, wie tief hinein sich die Textur des Gußeisens veraͤndert, und eine dem Gußstahl aͤhnliche Textur angenommen hat. Alle nur moͤglichen Theile werden auf die beschriebene Weise gegossen und gegluͤht. Namentlich werden Messer und Gabeln, große und kleine Scheren, Schluͤssel und Schloßtheile, Hufeisen, Korkzieher, Scharnierbaͤnder, Maschinenstuͤke, Theile zu Gewehrschloͤssern etc. auf diese Weise verfertigt. Die Scheren und Messer haben einen feinen Schnitt, den sie auch lange behalten, vorausgesezt daß sie richtig gehaͤrtet worden sind. Das auf angegebene Weise bereitete Eisen laͤßt sich im rothgluͤhenden Zustand vollkommen gut mit dem Hammer schmieden, und im weißgluͤhenden Zustand schweißen, es verbindet sich gut und es ist von der Schweißnath wenig zu sehen. Es laͤßt sich zu Blech austreiben, kalt biegen, haͤmmern und richten; das Blech laͤßt sich wie jedes andere Blech aufrollen. Eisenarbeiter koͤnnen es zu Werkzeugen gebrauchen, als Meißel, Drehstaͤhle, Hobeleisen und Bohrer. Diese werden auf die jedem Eisenarbeiter bekannte Weise gehaͤrtet und nach dem Haͤrten blau angelassen; bei richtiger Harte stehen solche den Werkzeugen von Gußstahl nicht nach. Das Eisen laͤßt sich mit der Feile und dem Drehstahl gut bearbeiten, gibt bei lezterem einen langgekraͤuselten zusammenhangenden Spahn, woraus sich wohl die Dichtigkeit der Gefuͤge des Eisens erkennen laͤßt. Im federharten Zustand besizt es jedoch keine Elasticitaͤt. Was die Haltbarkeit anbelangt, so laͤßt es nichts zu wuͤnschen uͤbrig, es uͤbertrifft das Schmiedeisen, wie mehrfache Versuche es gezeigt haben. (Bergwerksfreund, 1845, Nr. 30.) Neues photographisches Papier von John Horsley. Nach folgendem Verfahren bereitetes photographisches Papier soll das einfachste und wirksamste seyn; es liefert Bilder von großer Tiefe und Schoͤnheit, die frei von allem Stich in Braun sind. Man traͤnkt feinstes Schreibpapier (ohne Wasserzeichen) zuerst mit einer Aufloͤsung von Kochsalz oder Salmiak, im Verhaͤltniß von beilaͤufig 2 Drachmen auf 15 Unzen weiches Wasser. Diese Aufloͤsung gießt man in eine Flaͤche schale, in welche man das Papier taucht und worin man es einige Minuten lang umdreht; man preßt es dann zwischen Loͤschpapier, saugt die uͤberfluͤssige Feuchtigkeit mit einem reinen Tuch auf und troknet es an der Luft. Von solchem Papier haͤlt man eine Quantitaͤt vorraͤthig, weil es sehr bald zum Gebrauch fertig gemacht ist und es besser ist, den naͤchsten Proceß bis kurz vor seiner Anwendung zu verschieden, damit das Papier seine Farbe ja nicht veraͤndert. Nun gibt man in ein Flaͤschchen, welches 3 Drachmen Liquor ammoniae enthaͤlt, 1 Drachme krystallisirtes salpetersaures Silber und 5 Gran KorksaͤureDie Korksaͤure bereitet man nach Chevreul folgendermaßen: geraspelter Kork wird mit 6 Theilen Salpetersaͤure von 30° Baumé bis auf einen geringen Ruͤkstand destillirt, welcher in einer Porzellanschale unter Umruͤhren zur Honigdike verduͤnstet wird. Kochendes Wasser zieht hieraus die mit kuͤnstlichem Bitter verunreinigte Korksaͤure aus, welche sich beim Verdunsten und Erkaͤlten des Wassers abscheidet und durch wiederholtes Aufloͤsen in heißem Wasser und Abkuͤhlen gereinigt wird.A. d. R.; wenn die Aufloͤsung klar ist, uͤberfaͤhrt man damit das Papier (nachdem man eine Seite desselben zuvor bezeichnet hat), so daß eine ebene Schicht entsteht, troknet es dann am Feuer, aber nicht zu nahe und bringt es so schnell als moͤglich in den Copirrahmen. Die Copien (welche 5 bis 10 Minuten Zeit und daruͤber erfordern) kann man dadurch fixiren, daß man sie zuerst einige Minuten in Wasser raucht, welches ein wenig Liquor ammoniae enthaͤlt, dann in eine Aufloͤsung von unterschwefligsaurem Natron (1 Theil Salz auf 6 Theile Wasser), worin man sie einige Minuten laͤßt, hierauf wieder in reines Wasser, worauf man sie zwischen Loͤschpapier troknet und zulezt am Feuer, wodurch die Farbe zum Vorschein kommt. (Chemical Gazette, 1845 No. 62.) Anwendung des Holzgeistes zur Beleuchtung. Hr. Fabre, Direktor einer Fabrik, worin man Eichenholz in geschlossenen Gefaͤßen destillirt, war bemuͤht, die vortheilhaftesten Anwendungen der verschiedenen Products, die man dabei gewinnt, auszumitteln und stellte Versuche uͤber die Benuzung des Holzgeistes zur Beleuchtung an. Diese Fluͤssigkeit ist in dem Zustande, worin er sie durch eine dritte Destillation erhaͤlt, klar, farblos, hat einen starken aͤtherartigen Geruch und zeigt 85 bis 90 Grade am hunderttheiligen Araͤometer bei + 16° R. Temperatur. Vermischt man vier Theile des so rectificirten Holzgeistes mit einem Theil uͤber gebrannten Kalk rectificirten Terpenthinoͤhls, so erhaͤlt man eine Fluͤssigkeit, welche in einer Weingeistlampe (mit einem aͤhnlichen Brenner, wie man ihn fuͤr die hydrogène liquide genannte Mischung anwendet) mit einem schoͤnen weihen Licht brennt, ohne Ruß zu geben. (Comptes rendus, Jul. 1845, No. 2.) Desbordeaux, über Versilberung des Stahls. Die Beobachtungen, welche Desbordeaux als Nachtrag zu seiner Abhandlung uͤber galvanische Versilberung des Stahls (S. 199 in diesem Bande des polytechnischen Journals) mittheilt, beziehen sich auf die dabei anzuwendenden Leitungsdraͤhte des galvanischen Stroms. Er fand, daß Leiter aus Eisen, um die Adhaͤrenz der beiden Metalle vollstaͤndig zu machen. solchen aus Kupfer vorzuziehen sind; daß mit Leitern aus Blei der Zwek noch besser erreicht wird, und nach einigen Versuchen scheint es sogar, daß das Queksilber, welches ein bei weitem schwaͤcherer Leiter ist als das Blei, in einem solchen Falle vorzuziehen waͤre, wenn durch seine Anwendung der Apparat nicht etwas complicirter wuͤrde. Uebrigens glaubt Hr. Desbordeaux, daß fuͤr die verschiedenen Anwendungen der galvanoplastischen Verfahrungsarten die Wahl der Leitungsdrahte oder Streifen keineswegs gleichguͤltig ist. (Comptes rendus, Jul. 1845, No. 2.) Napier's Verfahren Medaillen und andere Gegenstände aus Silber auf galvanischem Wege zu erzeugen. Man gießt auf ein Modell aus Metall, Gyps etc. eine Composition aus 12 Theilen Leim und 3 Theilen Syrup, welche man zusammengeschmolzen hat. Diese bildet nach dem Abkuͤhlen eine vollkommen biegsame Form, von welcher eine noch so tief gravirte Flaͤche leicht losgemacht werden kann. In eine so erzeugte Form gießt man eine Mischung von 3 Th. Talg, 1 Th. Wachs und 1/2 Th. Harz. Diese loͤst sich schon bei einer niedrigen Temperatur auf und sobald sie fluͤssig ist, versezt man sie, bevor man sie in die Form gießt, mit einer Aufloͤsung von 1 Loth Phosphor in Schwefelkohlenstoff. Leztere ertheilt der geschmolzenen Masse, womit sie vermischt wurde, die Eigenschaft, das Silber aus dem salpetersauren Silber zu reduciren. Das neue Modell wird dann, nachdem es von der Form abgenommen ist, mit salpetersaurem Silber befeuchtet und uͤberzieht sich dadurch mit einer duͤnnen Silberhaut, auf welche man nun mittelst einer galvanischen Batterie Kupfer niederschlaͤgt. Wenn man diese zweite Form fuͤr hinreichend dik erachtet, schmilzt man die Composition weg und uͤberzieht die Kupferform auf der Ruͤkseite mit einer die Elektricitaͤt nicht leitenden Composition, gewoͤhnlich einer Mischung von Pech und Theer. In diese Form schlaͤgt man dann mittelst einer galvanischen Batterie Silber aus einer Aufloͤsung von (Zyansilber nieder, bis die Copie hinreichend dik ist; zulezt loͤst man die Kupferform mittelst Eisenchlorid (salzsaurem Eisenoxyd) auf, welches das Silber rein zuruͤklaͤßt. Auf dieselbe Art kann man auch feine organische Gewebe vergolden. In allen Faͤllen, wo man eines vollkommenen metallischen Ueberzugs versichert seyn muß, wird der Gegenstand (nachdem er mit der Aufloͤsung von Phosphor in Schwefelkohlenstoff abgewaschen wurde) zuerst in eine Aufloͤsung von salpetersaurem Silber und dann in eine Aufloͤsung von Chlorgold, beide sehr verduͤnnt, getaucht. (Chemical Gazette, 1845, No. 63.) Bituminöse Erde (erdige Braunkohle) ein vorzügliches Mittel zur Zerstoͤrung des Abtrittgeruchs. Hr. Schulinspector Soldan in Friedberg (Vorstand der Localsection des großh. hess. Gewerbvereins daselbst) hat uͤber diesen Gegenstand dem großherzogl. Gewerbverein folgende sehr beachtenswerthe Notiz mitgetheilt: „Meine Versuche, durch unsere bituminoͤse Erde, als eine fein zertheilte Kohle, den Abtrittgeruch, besonders auch das Schwefelwasserstoffgas zu zerstoͤren, haben sich, wie fruͤher schon in meiner Wohnung. nun auch in anderen Haͤusern so bewaͤhrt, daß ich dieses Mittel unbedenklich fuͤr den fraglichen Zwek empfehlen kann. Selbst eine angefuͤllte und umgeruͤhrte Grube, die recht in Faͤulniß war, hoͤrte augenbliklich auf zu riechen, als ein kleiner Korb voll dieses Pulvers hineingeworfen wurde. In Faͤllen, wo sich in verschlossenen Raͤumen hauptsaͤchlich Ammoniakgas entwikelt, koͤnnte man der Braunkohle etwas Gyps zusezen. und zwar gemahlen, wie er auf die Aeker gestreut wird. Auch von dessen Wirkung habe ich mich bei mehreren Gelegenheiten hinreichend uͤberzeugt Daß durch beide Stoffe, in Verbindung mit einander angewendet, fast das naͤmliche, vielleicht eben so viel erreicht werden kann, als durch das bekanntlich gegenwaͤrtig in Frankfurt a. M. von Franzosen zu dem naͤmlichen Zwek ausgebeutete, aus theurern Ingredienzien bestehende Mittel, laͤßt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen. Uns kostet die so verwendete Braunkohle nicht nur gar nichts, sondern wir sind sogar froh, sie auf solche Art verwenden zu koͤnnen, da diese Abfalle von den geformten Stuͤken erst wieder geformt werden muͤhten, um verbrannt zu werden, was eine sehr schmuzige und viel Wasser erfordernde Arbeit ist, daher in einer gewoͤhnlichen Haushaltung nicht leicht vorgenommen werden duͤrfte. Es waͤre uͤbrigens zu untersuchen, ob nicht dasselbe Resultat auch mit Steinkohlenklein zu erreichen waͤre, vielleicht auch mit Torferde, da der wirksame Stoff unstreitig nur die fein zertheilte Kohle ist. Sollte aber auch nur unsere Erdkohle dazu sich eignen, so waͤre diese immer noch zu einem hinreichend geringen Preise nach Darmstadt und Frankfurt zu bringen, um durch dieses sehr einfache und wohlfeile Mittel einer vielfach empfundenen widrigen Plage zu begegnen, welche bisher bei allen Bemuͤhungen der Architekten noch nicht vollkommen entfernt werden konnte; denn der Centner unserer Braunkohlen kostet nur 10 kr. und 2–3 Centner reichen vollkommen hin, einen gewoͤhnlichen Abtritt auf mehrere Monate gaͤnzlich von seinem Geruch zu befreien, ja es reicht hiezu bei sonst richtiger Anlag? des Abtritts noch eine weit geringere Quantitaͤt schon hin.“ Die an und fuͤr sich interessante Mittheilung des Hrn. Soldan verdient gerade eben um so mehr Beachtung, als wie darin bemerkt, in Frankfurt eine Gesellschaft von Franzosen fuͤr einen aͤhnlichen Zwek concessionirt wurde, welche mit der geruchlosen Entleerung der Abtritte uͤbrigens noch ein weiteres Geschaͤft, naͤmlich eine auf wissenschaftliche Principien sich gruͤndende Duͤngerbereitung, zu verbinden beabsichtigt. Das Verfahren, dessen sich diese HHrn. bedienen, ist Geheimniß, und wir haben daruͤber nur so viel erfahren koͤnnen, daß zur Entleerung einer Grube zuerst der fluͤssige Theil derselben vermittelst einer Pumpe in Faͤsser gehoben, sodann zur Geruchvertilgung pulverfoͤrmige thierische Kohle, nach anderen Nachrichten auch Eisenvitriol, dem festen Ruͤkstand beigefuͤgt wird. Bei dieser Vermengung werden zugleich auch andere Stoffe beigefuͤgt, welche geeignet sind, einen je nach Verschiedenheit des Zweks verschieden zusammengesezten Duͤnger zu erhalten. So erhaͤlt z.B. der Duͤnger fuͤr Weinberge einen Kalizusaz, weil der Weinstok sehr reich an Kali ist, der Duͤnger fuͤr Getreide erhaͤlt viel Kieselerde und Gyps, weil beide Bestandtheile vorherrschend im Roggen, Gerste u.s.w. gefunden werden u.s.w. – In welchem Verhaͤltniß die Wirksamkeit der von den genannten HHrn. angewendeten Mittel, als Geruchvertilgungsmittel betrachtet, zu der desinficirenden Wirkung der erdigen Braunkohle sich verhaͤlt, ist uns unbekannt. Da von Seite des großherzoglichen Gewerbvereins Versuche mit lezterer anzustellen beschlossen wurde, so werden die Resultate demnaͤchst durch die Vereinszeitschrift zur oͤffentlichen Kenntniß gelangen. (Notizblatt des Gewerbvereins fuͤr das Koͤnigreich Hannover, 1845, Nr. 3.) Ueber Divi-divi. Bereits im vorigen Jahrhundert hat man die Divi-divi-Schote (von der Caesalpinia Coriaria) wegen ihres Gehalts an Gerbstoff (und Gallaͤpfelsaͤure) zum Faͤrben und Gerben versucht, und enthaͤlt das klassische Werk von Boͤhmer „technische Geschichte der Pflanzen“ daruͤber im zweiten Bande S. 289 eine Notiz. Dieses Gerbmaterial wurde zuerst 1769 aus Caraccas nach Spanien gebracht. Da nun jezt die Divi-divi-Schote, als ein Surrogat der Borke, wichtig zu werden beginnt, da die dankenswerthen Bemuͤhungen eines wissenschaftlich gebildeten Gerbers, Hrn. Kampffmeyer, die Nuͤzlichkeit und Wirksamkeit dieses Materials dargethan haben (vergl. die Abhandlung desselben im polyt. Journal Bd. XCIV S. 154), so schien es mir nicht unangemessen, einige neuere Notizen uͤber dieses Gerbmaterial, aus englischen SchriftenSome preliminary Experiments upon the pod of Caesalpinia Coriaria byRodsey, in the Edinburgh new philosophical Journal 1832 p. 135. – Notice on Dividivi byStenhouse, in the proceeding of the Glasgow philosophical Society No. 3, 1842, p. 47. entlehnt, mitzutheilen. Divi divi, von andern Libi-divi genannt, ist in neuester Zeit in betraͤchtlichen Quantitaͤten aus Carthagena nach England eingefuͤhrt worden. Es ist die Schote eines strauchartigen Baumes, welcher 20–30 Fuß hoch wird, in Suͤdamerika wild waͤchst, auch auf Jamaica vorkommt; M'Fadyen fuͤhrt ihn in seiner Flora von Jamaica auf. Die Schoten dieses Strauchs, Divi-divi genannt, haben eine dunkelbraune Farbe, sind nahe 3 (engl.) Zoll lang und etwa 1/2 Zoll breit, sind bedeutend gekruͤmmt, als waͤren sie stark getroknet; sie enthalten mehrere kleine platte Samen. Divi-divi schmekt sehr zusammenziehend und bitter; der Siz des Gerbstoffs ist in der aͤußern Schale der Schote; die innere Haut, welche die Samen einschließt, ist weiß und fast geschmaklos. Oft findet man die Schoten mit kleinen Loͤchern versehen, welche sichtlich durch ein Insect hervorgebracht worden sind. Ein waͤsseriger Aufguß von Divi divi gibt einen reichlichen Niederschlag mit Leim, und wird dunkelblau von Eienoxydsalzen gefaͤllt. Die Schote enthaͤlt keine geringe Menge Gerbsaͤure, auch etwas Gallussaͤure, von einer bedeutenden Menge Schleim begleitet. Man kann Gallussaͤure in Krystallen erhalten, wenn man mittelst Leim die enthaltene Gerbsaͤure faͤllt, die Fluͤssigkeit dann zur Extractdike abdampft und mit Alkohol behandelt. Man trennt sodann, nach dem Abklaͤren, die Fluͤssigkeit vom Bodensaz, destillirt die groͤßte Menge des Weingeists ab, und dampft den Ruͤkstand im Wasserbad zur Trokniß ein. Behandelt man nun das Zuruͤkgebliebene in einer verschlossenen Flasche mehrmals mit Aether, und laͤßt dann den leztern verdunsten, so zeigen sich roͤthlich gefaͤrbte Krystalle, die in Alkohol, dann in Wasser geloͤst und umkrystallisirt, mittelst Thierkohle entfaͤrbt werden. Bindet man nun diese Substanz an Bleioxyd, zerlegt sodann die unloͤsliche Masse durch Schwefelwasserstoffgas, so kann man voͤllig weiße Krystalle aus der waͤsserigen Loͤsung gewinnen. Sie erweisen sich als reinste Gallussaͤure in ihren Reactionen auf Eisenoxydsalze und gegen andere bekannte Reagentien. Auch durch Elementaranalyse hat sich die Identitaͤt mit der Gallussaͤure klar herausgestellt. Da bekanntlich die Gerbsaͤure aus Gallaͤpfeln durch trokne Destillation Pyrogallusaͤure liefert, so wurde versucht, ob auch die aus Divi-divi abgeschiedene Gerbsaͤure sich eben so verhalte. Es wurde eine waͤsserige Loͤsung von Divi divi mit Schwefelsaͤure versezt, der dunkelbraune Niederschlag auf einem Seihtuch gesammelt, mit kaltem Wasser ausgewaschen, um denselben so viel als moͤglich von anhaͤngender Schwefelsaͤure zu befreien, und abgepreßt. Nach dem Troknen wurde der Niederschlag der troknen Destillation unterworfen, aber keine Spur von Pyrogallussaͤure gewonnen. Es wurden nur geringe Mengen von empyreumatischen Substanzen und eine sehr voluminoͤse Kohle erhalten. Es scheint daher die Gerbsaͤure im Divi divi von der in Gallaͤpfeln wesentlich verschieden zu seyn. Es wird mitgetheilt, daß vor mehreren Jahren einige Kattundruker in England das Divi-divi statt Gallapfel versucht haben, allein fanden, daß der reiche Gehalt an Schleim dasselbe zu diesem Zwek unbrauchbar macht. Heutzutag wird aber Divi-divi von Lohgerbern sehr viel angewendet, wobei das Vorhandenseyn des Schleims nicht hinderlich wirkt. Es kostet in England die Tonne (20 Cntr.) ungefaͤhr 20 Pfd. Sterl., also der Centner 6 2/3 Thlr. Prof. Dr. Schubarth. (Verhandl. des Vereins z. Bef. des Gewerbfl. in Preußen, 1845, 1ste Lief) Ueber das Gypsen des Weines. In den meisten Weingegenden Frankreichs bemuͤhen sich die Winzer, dem Rothwein eine sehr dunkle, manchmal beinahe bis zum Schwarzen gehende rothe Farbe zu geben, manchmal wird sogar zu diesem Behuf nach schaͤdlichen Substanzen gegriffen. Es geschieht dieses Faͤrben nicht, weil die Weine dadurch besser werden, sondern weil sie im Handel dann mehr gesucht und besser bezahlt werden. Da die Roussillonweine in Frankreich die reichsten an Farbe sind und gegypst zu werden pflegen, so glaubt man an vielen Orten, daß der Gyps die Eigenschaft besize, die Farbe des Weins zu erhoͤhen und intensiver zu machen. Versuche, welche im Jahr 1832 angestellt wurden, bewiesen jedoch, daß der Gyps keine Einwirkung auf die Weinfarbe hat. Es ist aber nicht wohl anzunehmen, daß ein uralter Gebrauch der Griechen und Roͤmer, spaͤter der Spanier und Bewohner des suͤdlichen Frankreichs, die zerdruͤkten und in die Buͤtte gebrachten Trauben mit gebranntem Gyps zu bestreuen, ohne Nuzen sey. Die Trauben der genannten Laͤnder sind so zukerreich, daß die Weine davon, wenn sie auch noch so lange gohren, einen ungemein suͤßen Geschmak haben; sie gaͤhren daher gern im Stillen fort, bis aller Zukerstoff in Alkohol umgewandelt ist, oder der erzeugte Alkohol jeder weitern Gaͤhrung Einhalt thut. Es ist aber eine Seltenheit, daß diese Weine bei dieser Nachgaͤhrung nicht sauer werden, wo sie dann die Weinhaͤndler nicht mehr kaufen, außer etwa zu besondern Mischungen. Um nun dieses Sauerwerden zu verhuͤten, bedient man sich des Gypses oder Kalks; man nimmt 3–5 Pfd. auf 7 Hektoliter Wein; der loͤsliche Antheil des Gypses loͤst sich darin auf und schuͤzt ihn vor dem Sauerwerden, wie das Kochsalz das Fleisch vor Faͤulniß bewahrt. Den Kalk anbelangend, so liefert derselbe, indem er sich mit den Saͤuren des Mosts verbindet, Salze, welche gleiche Eigenschaft wie der Gyps haben. Aehnliche Resultate wuͤrden auch mehrere andere Salze geben, wie z.B. schwefelsaure Thonerde. Die mit Gyps versezten Weine verlieren nicht an ihrer Guͤte, koͤnnen ein hohes Alter erreichen, und sind nicht schaͤdlich, indem die 15–20 Gran Gyps, welche sich im Liter befinden, sie der Gesundheit nicht nachtheiliger machen, als das Brunnenwasser. Der Verfasser brachte gepulverten gebrannten Gyps in ein Faß sauren Weins; nach ein paar Tagen hatte dieser seinen Wohlgeschmak vollkommen wieder erlangt. (Moniteur industriel, 1845, Nr. 937.) Nekrologdes königlichen preußischen Stükgießerei-Directors Johann Gottfried Leberecht Klagemann, geboren in Berlin den 12 März 1786, gestorben in Breslau den 10. Mai 1845. Wie alle Gebiete der Technik in unserer Zeit sich emporschwingen und einen großartigeren Flug nehmen, als man noch vor wenigen Jahren an ihnen gewohnt war, so ist auch die Kunst des Erzgusses in neuer Feit wieder mehr hervorgetreten und hat sich in ihren gediegenen Leistungen durch eherne Denkmaͤler der Mitwelt vor Augen gestellt. Was in Deutschland an mehreren Orten namentlich in Muͤnchen, im Erzguß gethan wird, theilen uns oͤffentliche Blaͤtter vielfach mit, und der Kundige wie der Kunstfreund erfreut sich an dem was er erfahrt; was aber auch in Preußen in dieser Richtung bereits geschehen, und was noch geschieht, daruͤber verlautet nur wenig, und doch wurde viel des Gediegenen hier ausgefuͤhrt und wird noch fortwaͤhrend Ruͤhmliches geleistet. Mit dem koͤnigl. preuß. Stuͤkgießerei-Director J. G. L. Klagemann ist ein intelligenter Meister des Erzgusses in Preußen von uns geschieden, und es sey dem Freunde vergoͤnnt, ihm in diesen Zeilen ein schwaches Denkmal der Liebe und Anerkennung zu widmen, obgleich sein ruͤstiges Streben und kraͤftiges Schaffen wohl eines Bessern wuͤrdig war. –––––––––– Johann Gottfrird Leberecht Klagemann wurde 1786 den 12. Maͤrz in Berlin geboren, und hatte sich keiner sonderlich glaͤnzenden Jugendzeit zu erfreuen, da mancherlei unangenehme und druͤkende Verhaͤltnisse im elterlichen Hause auf seine Jugenderziehung und Ausbildung nicht allzuguͤnstig einwirken konnten. Sein Vater, welcher Baͤkermeister in Berlin war, hatte sich, als der Sohn noch sehr jung, genoͤthigt gesehen auf mehrere Jahre seinen Aufenthalt in England zu nehmen, und unser Klagemann verlebte seine fruͤheste Jugendzeit in dem Haufe eines Onkels in Gransee, der elterlichen Pflege und Erziehung ganz entbehrend, da seine Mutter schon fruͤh gestorben. Zu Anfang der Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts kam der Vater Klagemanns wieder in die Heimath zuruͤk, erhielt eine Anstellung als Bak- und Braumeister bei dem Landarmenhaus in Brandenburg an der Havel, und der junge Klagemann besuchte nunmehr die altstaͤdtische Schule in dieser Stadt bis zu seinem vierzehnten Jahr, wo sein Vater sich bewogen fand uͤber seinen ferneren Lebensberuf zu entscheiden, ihn fuͤr das damals sehr bluͤhende Tuchmachergewerk bestimmte, und ihn seine Lehrzeit darin antreten ließ. Doch dieß war nicht die Richtung in welcher der junge Klagemann einst zu wirken bestimmt war, sie sagte ihm auch so wenig zu, daß er nach 14taͤgiger Lehrzeit die weitere Arbeit darin aufgab, freilich noch unentschlossen welches andere Geschaͤft er waͤhlen wolle. Eine Reise nach Berlin, in Gesellschaft eines Freundes von seinem Vater, fuͤhrte den Knaben Klagemann in die Werkstatt und Gießerei des damaligen Glokengießers Meyer; er trat in eine ihm ganz fremde Sphaͤre und sah zum erstenmal den Metallguß, aber der Eindruk, den er von diesem ersten Besuch einer Gießerei davon trug, war so maͤchtig, daß er fuͤr kein anderes Geschaͤft mehr Sinn hatte, sondern sogleich den festen Willen aussprach die Glokengießerei zu erlernen und dieser Richtung der gewerblichen Thaͤtigkeit sein Leben zu widmen, auch auf der Stelle seine Lehrzeit antrat; und daß er seine wahre Bestimmung erwaͤhlt, und sein Geschik ihn gluͤklich in den Wirkungskreis gefuͤhrt, welcher seinen Anlagen und Faͤhigkeiten der angemessenste war, dafuͤr geben seine Leistungen im Gießwesen vom ersten Augenblik seines Wirkens an bis zum Schluß seiner Lebenslage entschiedenes Zeugniß. Mit Eifer widmete sich Klagemann seinem selbst und freudig gewaͤhlten Beruf, und erlernte vom Jahr 1800 bis 1805 die kleinere Gießerei, im leztern Jahr wurde er als Gehuͤlfe in der koͤniglichen Stuͤkgießerei zu Berlin angenommen, und auch hier traf ihn das gluͤkliche Loos, einen Meister der Kunst als Vorbild zu treffen, welchem nachzueifern als schoͤnes Ziel vor ihm stand. Der Stuͤkgießerei-Director Reisinger war Dirigent der genannten Anstalt, ein Mann welcher Großes, von hohen und niedern Technikern und Gelehrter Anerkanntes in der Bronzegießerei geleistet hat, der zugleich wohl zu erkennen vermochte, welche Kraͤfte fuͤr seine Kunst in einem unter ihm arbeitenden Gehuͤlfen schlummerten, und der den schoͤnsten Beweis des Vertrauens auf die einstigen Leistungen unseres Klagemanns dadurch an den Tag legte, daß er spaͤter durch verwandtschaftliche Bande ihm naͤher trat, indem er seine Tochter mit Klagemann verheirathete und ihn als tuͤchtigen Stuͤkgießer fortdauernd hochachtete. Durch die bekannten Ereignisse des Jahrs 1806 wurde auch die Thaͤtigkeit der Berliner Stuͤkgießerei unterbrochen und es geschah fast nichts in derselben, vom Jahr 1807 bis zum Jahr 1809; im leztern Jahr erhielt der Gießdirector Reisinger die Bestimmung nach Gleiwitz in Oberschlesien zu gehen und dort Geschuͤze zu gießen, Klagemann ging als Gehuͤlfe mit. und es wurde die Zeit in welcher er in Gleiwitz unter Leitung seines Directors thaͤtig war, eine wichtige und folgenreiche Schule fuͤr ihn umsomehr als es galt mit kargen Mitteln die Moͤglichkeit zu leisten, und fast alles neu zu schaffen, oder doch fuͤr den Zwek umzugestalten. Außer den Fortschritten, welche Klagemann in jener Zeit in seinem Fach machte, knuͤpfte sich auch das trauliche Verhaͤltniß zwischen dem Director Reisinger und ihm immer fester, was auf gegenseitige Achtung fuͤr die Leistungen und Faͤhigkeiten eines Jeden begruͤndet, bis zum Tode des Directors Reisinger ungestoͤrt fortbestand. Die koͤnigl. Stuͤkgießerei in Berlin begann ihre Thaͤtigkeit wieder im Jahr 1816, und 1817 wurde unser Klagemann in Gegenwart saͤmmtlicher Glokengießermeister in Berlin, von seinem Schwiegervater, dem Gießdirector Reisinger, zum Meister erklaͤrt. Als Gießmeister in der koͤnigl. Gießerei zu Berlin angestellt, unterstuͤzte er seinen Schwiegervater bei einer großen Zahl von Arbeiten der mannichfachsten Art auf das kraͤftigste bis zum Jahr 1830, wo er die koͤnigliche Stuͤkgießerei in Breslau selbststaͤndig uͤbernahm, 1832 zum koͤnigl. Stuͤkgießerei-Director ernannt wurde, und in dieser Stellung bis an sein Lebensende mit großer Thaͤtigkeit auf das erfolgreichste wirkte. Wir sehen aus diesem kurzen Abriß des Lebens unseres Dahingegangenen, wie er schon fruͤhzeitig sehr auf sich selbst angewiesen war, und wie in den Hauptmomenten desselben, besonders in der Jugendzeit, mannichfaltige Aufforderungen zum selbststaͤndigen Handeln fuͤr ihn entschieden hervortraten; diese Einwirkung, verbunden mit einer großen Lebhaftigkeit in feinem ganzen Wesen, hatten seinen Charakter sehr entschieden und scharf ausgepraͤgt, und ihm eine Festigkeit gegeben, die sich besonders durch schnellen (Entschluß, rasche und kraͤftige That und unbeugsames Festhalten an dem, was er als recht erkannte, kundgab. Wenn solche Eigenschaften in einzelnen Faͤllen nicht immer allgemeinen Anklang gefunden haben, sind sie andererseits doch die wesentlichsten Hebel zur Foͤrderung seiner Unternehmungen geworden, und ohne sie wuͤrde der Verewigte das nicht geleistet haben, was er gethan, und was bis in die spaͤteste Zeit fuͤr sein großartiges Wirken Zeugniß ablegen wird. Beispielsweise fuͤr seine Entschiedenheit sey angefuͤhrt, wie er sich beim Antritt seiner Wirksamkeit in Breslau sogleich zu Geschuͤzguͤssen in Quantitaͤten entschloß, die man bisher wohl selten auf einmal zu schmelzen gewagt hatte; er fuͤhrte troz mancherlei Bedenken, die bei erfahrnen Maͤnnern dagegen rege wurden, den Entschluß mit eben so großer Beharrlichkeit als gluͤklichem Erfolg durch, und leitete Guͤsse, bei welchen zwischen 400 und 500 Centner Metall auf einmal im Fluß waren, mit unbefangener Sicherheit. Es sey uns gestattet eine kurze Uebersicht desjenigen zu geben, was theils unter seiner Mitwirkung, theils waͤhrend seines selbststaͤndigen Wirkens und seiner speciellen Leitung aus den preußischen Stuͤkgießereien hervorgegangen ist. Zur Zeit seines Aufenthalts in Gleiwitz wurden dort circa 200 Roͤhren zu Feldgeschuͤzen gegossen. Vom Jahr 1846 bis zum Jahr 1830, wo Klagemann wieder in der Berliner Stuͤkgießerei thaͤtig war, sind etwa 1500 Geschuͤzroͤhren allen Kalibers gegossen worden. Im Laufe der Zeit, wo er selbststaͤndig in der Breslauer Stuͤkgießerei wirkte, sind aus derselben circa 2000 Geschuͤzroͤhren allen Kalibers hervorgegangen. Man uͤbersieht, welche ausgedehnte Wirksamkeit ihm im Geschuͤzguß beschieden war. und fuͤr die Tuͤchtigkeit seiner Leistungen haben die Geschuͤzroͤhren der preuß. Artillerie bei vielfachen Proben genuͤgende Buͤrgschaft gegeben. Naͤchst dieser Wirksamkeit im Geschuͤzguß sind in der Breslauer Stuͤkgießerei noch etwa 100 Gloken von 1–100 Cntr. Gewicht gegossen, und außerdem noch eine sehr ansehnliche Zahl groͤßerer und kleinerer Arbeiten fuͤr Maschinenbau, Fabrikbetrieb und Eisenbahnwesen ausgefuͤhrt worden. Unter dem Glokenguß verdient namentlich das Gelaͤute der Pfarrkirche St. Stanislaus und Wenzeslaus zu Schweidnitz einer besondern Erwaͤhnung, welches aus drei Gloken von 93 1/2 Centner, 45 1/2 Cntr. und 21 3/4 Cntr. Gewicht bestand, und im Jahr 1839 fertig wurde; eine besondere Gelegenheitsschrift unter dem Titel, der Schweidnitzer Gloken Segen von Gustav Rieck verfaßt, 1839 in Schweidnitz bei Wagner erschienen und dem Gießdirector Klagemann gewidmet, gibt naͤhere Nachricht uͤber diesen Guß. Nicht unbedeutend aber sind auch die Leistungen im Statuenguß, an welchen unter Klagemann theils mitgewirkt, theils sie selbststaͤndig ausgefuͤhrt harz so wurden in dem Zeitraum von 1816–1830 in der Stuͤkgießerei zu Berlin fuͤnf groͤßere Statuen gegossen, naͤmlich: Dr. Luther fuͤr Wittenberg Fuͤrst Bluͤcher fuͤr Rostock, Fuͤrst Bluͤcher fuͤr Breslau, Fuͤrst Bluͤcher fuͤr Berlin, Koͤnig Friedrich Wilhelm I fuͤr Gumbinnen, außerdem noch viele groͤßere und kleinere Buͤsten und andere Kunstwerke, an deren Ausfuͤhrung der Dahingeschiedene sehr wesentlichen Antheil genommen. Es war dem Verewigten von dem Augenblik an, wo er einen selbststaͤndigen Wirkungskreis erlangt, eine Lebensaufgabe geworden, durch den Guß eines großartigen, auf vaterlaͤndische Zustande sich beziehenden Bildwerks in Erz seinen Namen als Erzgießer in die Annalen der großen Maͤnner dieses Faches eingetragen zu sehen, und wer wollte nicht diesen Ehrgeiz als ein Product der innigen Vorliebe fuͤr sein Fach, und das Bewußtseyn der errungenen Meisterschaft in demselben hoch achten? – Mit wahrer Erhebung gedenkt der Verfasser dieser dem Andenken des Freundes gewidmeten Zeilen der oft wiederkehrenden Augenblike, wo der Heimgegangene mit ruͤhrender Begeisterung an Jacobi's Meisterstuͤk. „die Statue des Großen Kurfuͤrsten in Berlin,“ dachte, und in enthusiastischem Eifer das Geloͤbniß aussprach: Wird einst in meinem Vaterlande Friedrich des Großen Monument in Erz dargestellt, muß ich der Gießer seyn, und sollte ich Alles zum Opfer bringen! Sein hoͤchster Wunsch ist ihm erfuͤllt worden; er hat seine sich selbst gestellte Lebensaufgabe geloͤst, und um so schoͤner und erhabener geloͤst, als der lezte Guß, den er als Meister im Erzguß leitete, in der Nacht vom 34. zum 25. Januar 1845 (der Rumpf des Pferdes mit dem Unterkoͤrper des Reiters und der Plinte, alles in Einem Stuͤk) von der kolossalen Reiterstatue Friedrichs II von Kiß modellirt und fuͤr Breslau bestimmt, geschah, und wohlgelungen die Form noch bei seinen Lebzeiten verließ. Meister Klagemann hat nach diesem nichts mehr in Erz gegossen, aber er verließ mit dem schoͤnen Bewußtseyn seine Arbeitshallen: ich habe meinen Zwek erreicht und meinen Beruf erfuͤllt!“ Zu jenem schoͤnen Denkmal fuͤr Breslau sind alle Hauptstuͤke noch unter Leitung unsers Dahingegangenen gegossen und theilweise auch ciselirt worden, was noch fehlt, als Reliefs zum Postament etc. wird von seinem Sohn Karl Klagemann mit Eifer und Sachkenntniß ausgefuͤhrt, und der Name Klagemann als Erzgießer ist der Nachwelt gesichert. Der verstorbene Vater Klagemann hat eine wakere Stuͤze und einen thaͤtigen Foͤrderer der Kunst an seinem Sohn Karl gehabt, sich aber auch einen tuͤchtigen und wuͤrdigen Nachfolger erzogen und gebildet, so daß die Reihe der anerkannt gediegenen Stuͤk- und Erzgießer Preußens durch einen Klagemann noch weiter fortgesezt ist; auch dieß Vermaͤchtniß ist keines der geringeren Verdienste des Verstorbenen. Ehre und hohe Achtung dem hingeschiedenen Meister! – Sein Andenken lebe fort in dem Herzen seiner Genossen, Freunde und Bruͤder! C. H.