Titel: Beschreibung einer großen Drehbank zum Eintheilen, Schneiden und Ausbohren verzahnter Räder; von Hrn. Decoster.
Fundstelle: Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CIII., S. 410
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CIII. Beschreibung einer großen Drehbank zum Eintheilen, Schneiden und Ausbohren verzahnter Raͤder; von Hrn. Decoster. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1845, S. 178. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Decoster's Drehbank zum Eintheilen, Schneiden und Ausbohren verzahnter Räder. Diese Drehbank, welche in Fig. 1 in der Seitenansicht und Fig. 2 im Grundriß dargestellt ist (wobei jedoch ein Durchschnitt durch die Spindel angenommen ist), besteht zum Theil aus einer starken gußeisernen Planscheibe A, deren Kranz innerhalb mit Zähnen versehen ist. Diese Planscheibe, welche mit der hohlen gußeisernen Spindel B aus einem Stük ist, ist mit sehr vielen Löchern versehen, die gleich weit von einander entfernt sind; durch dieselben werden Schrauben gestekt, mittelst welcher die zu bearbeitenden Stüke aufgespannt werden, sey es nun daß sie abgedreht, ausgebohrt, oder mit Zähnen versehen werden sollen. Die Spindel B liegt in zwei Lagern a, b, welche aus einem Stük mit der großen Grundplatte C gegossen sind. Leztere dient der ganzen Maschine als Basis. Eine Art Stüze c, die mit einer Schraube d versehen ist, drükt gegen das Ende der Spindel, um ihr den zu großen Spielraum zu nehmen. Das Getriebe D, welches mit dem Zahnkranz der Planscheibe A im Eingriff ist, ist auf dem Ende einer schmiedeisernen Achse E befestigt, die parallel mit der Drehbankspindel liegt und an ihrem anderen Ende ein verzahntes Rad F trägt, das durch ein Getriebe G getrieben wird und den Zwek hat, die Bewegung der Planscheibe langsam zu machen, während die Achse H, auf welcher sich die Triebscheibe I befindet, sich mit ziemlich großer Geschwindigkeit (ungefähr 40 Umdrehungen in der Minute) dreht. Ein Winkelrad J, dessen Zähne man ausfräsen will, und das vorher schon ausgebohrt und abgedreht wurde, ist mit Schrauben gut auf der Planscheibe befestigt. Man bringt durch seine Nabe eine Achse K, welche man in die hohle Drehbankspindel B einschraubt, um das Rad genau in der Mitte der Planscheibe zu erhalten. Zum Ausschneiden der Zähne wendet Hr. Decoster eine stählerne, gezähnte Fräse e an, welche auf dem Ende einer Achse f befestigt wird. Diese Fräse muß sich mit großer Geschwindigkeit drehen, während sie sich der Länge eines Zahns nach fortbewegt. Anstatt einen besonderen Apparat anzuwenden, welcher die Fräsenachse trägt, bedient sich Hr. Decoster der Schlittenlast L, welche in Fig. 3 im Aufriß, Fig. 4 in verticalem Durchschnitt, und Fig. 5 im Grundriß besonders abgebildet ist. Diese Schlittenrast läßt sich in verschiedenen Richtungen verschieben, je nachdem man cylindrische oder conische Räder schneiden will. Auf der Fräsenachse f befindet sich ein kleines Rad g, das durch ein Getriebe h getrieben wird, dessen Achse i eine drehende Bewegung durch einen Riemen, der über die Riemscheiben M läuft, mitgetheilt wird. Diese beiden Achsen werden von dem Obertheile der Schlittenrast L getragen, welches man mit der Hand allmählich vorwärts bewegt, indem man die Schraube N dreht, welche durch die Rast der Länge nach durchgeht. Der sich drehende Theil der Rast ist auf eine Nabe aufgepaßt, die sich am Untertheile O befindet, der genau abgehobelt ist, damit er auf der gußeisernen Bank P, worauf er irgend eine Stellung einnehmen kann, gut aufliegt. Will man ein cylindrisches Rad schneiden, so stellt man die Bank parallel zur Planscheibe, wie dieß aus Fig. 1 zu ersehen ist, und den oberen Schieber senkrecht darauf, so daß die Fräsenachse selbst parallel mit der Planscheibe liegt. Die Fräse wird nun nach der Länge des Zahns vorwärts gerükt, nachdem sie vorher auf die Tiefe desselben eingestellt wurde. Der Fräse muß natürlich vorher der gehörige Durchmesser gegeben werden, und die genaue Form, welche der Zahn erhalten soll, damit sie, wenn sie zwischen zwei Zähnen durchgeht, zu gleicher Zeit die beiden gegenüber liegenden Flächen bearbeite, und ihnen, nicht nur was den geraden Theil des Zahns, sondern auch was seine Abrundung betrifft, die gewünschte Form auf einmal gebe. Handelt es sich darum, ein Winkelrad zu schneiden, so muß man zwei Fräsen haben, die eine cylindrisch, um die Flanken oder geraden Seiten der Zähne zu schneiden, die andere von der Form, welche die Abrundung des Zahns erhalten soll. Man stellt zuerst die Bank ziemlich parallel mit der Fläche des Rads; hierauf stellt man die Rast so, daß die Fräsenachse senkrecht auf dem Grund des Zahns steht, wie dieß aus Fig. 2 zu ersehen ist. Die cylindrische Fräse wird dann aufgestekt, und mit derselben der Grund und die geraden Flächen der Zähne bearbeitet. Sind diese vollendet, so stekt man die zweite conische Fräse auf, und stellt die Rast dann so, daß die Fräsenachse senkrecht auf der äußeren Zahnfläche steht. Sezt man sie nun in Bewegung, so geschieht dieß in einer mit lezterer Fläche parallelen Richtung. Der äußere Umfang des Zahnkranzes an der Planscheibe A ist mit einer großen Anzahl von Löchern versehen, welche die Theilung bilden und mit einem Bohrer gebohrt wurden, welcher sich auf einem kleinen Schieber K befindet, den man rasch vorwärts bewegen kann, wenn man die kleine Kurbel l dreht. Diese Operation geschieht nach dem System der allgemeinen Theilmaschine (welche im polytechnischen Journal Bd. XCVI S. 93 beschrieben wurde). Mittelst dieser Vorrichtung kann man die größten wie die kleinsten Räder mit jeder nur wünschenswerthen Genauigkeit eintheilen.

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