Titel: Vorrichtung, mittelst welcher die ledernen Treibriemen zur Fortpflanzung der Bewegung in den Fabriken sehr schnell von jeder beliebigen Breite und genau parallel geschnitten werden können.
Autor: Walther
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XXI., S. 97
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XXI. Vorrichtung, mittelst welcher die ledernen Treibriemen zur Fortpflanzung der Bewegung in den Fabriken sehr schnell von jeder beliebigen Breite und genau parallel geschnitten werden können. Mit Abbildungen auf Tab. II. Instrument zum Zuschneiden der Treibriemen. Wer mit Maschinen zu thun hatte, welche durch lederne Riemen in Bewegung gesetzt werden, weiß gewiß, wie umständlich und zeitraubend das Zuschneiden derselben ist, und daß man dieses Geschäft nicht jedem Arbeiter überlassen kann, ohne befürchten zu müssen, ungleich breite Riemen und viel Abfall zu bekommen. Mit der in Folgendem beschriebenen Vorrichtung kann jedoch jeder Taglöhner oder Kesselheizer mit leichter Mühe und schnell Riemen genau nach vorgeschriebener Breite und von ganz parallelen Schnittflächen zuschneiden; deßhalb ist dieselbe in sehr vielen Fabriken Frankreichs, besonders des Elsasses, in Anwendung und bewährt dort ihre Brauchbarkeit täglich. Fig. 1 ist zum Theil eine verticale Ansicht, zum Theil ein Durchschnitt des vollständigen Instruments mit Hinweglassung der Handhaben, mittelst welcher es bewegt wird (in der Hälfte der natürlichen Größe). Fig. 2 ein verticaler Durchschnitt nach der Linie a b. Fig. 3 eine horizontale Ansicht mit Weglassung derselben Handhaben. In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Theile. A, A ist ein schmiedeisernes Winkelstück, dessen längerer Schenkel auf der oberen Fläche wie ein Maaßstab entweder in Zolle oder nach dem Metermaaße eingetheilt ist. B ist ein mit einer Handhabe versehenes Messer, welches durch die Beilage C und die zwei Stellschrauben D in einem in dem Winkelstücke angebrachten Schlitze befestigt ist und dessen Schneide zugleich den Anfangspunkt der Theilung angibt. Die Muttern für die Schrauben D sind in das Winkelstück A eingeschnitten. Die Schrauben selbst sind vorne etwas dünner gedreht, so daß die dadurch entstehenden Zapfen durch die Beilage C und durch Schlitze in dem Messer B treten können, während der dickere Theil der Schraube auf die Beilage drückt und so das Messer mit dem Winkelstücke A verbindet. Schlitze hat das Messer deßwegen, damit es, wenn es durch Schleifen kürzer geworden ist, immer nachgerückt werden kann, und diese Schlitze sind offen, damit man das Messer herausnehmen kann ohne die Stellschrauben D weit zurückschrauben zu müssen. E ist ein Prisma von Messing oder Rothmetall, das mit einem Schlitze versehen ist, durch welchen der längere eingetheilte Arm des Stückes A tritt. Eine Beilage F ist noch mit dem Arme A in den Schlitz eingelegt, damit die Stellschraube G nicht unmittelbar auf die Seite von A drückt und auf diese Weise Unebenheiten hervorbringen kann. Aus einem Stücke mit dem Prisma ist ein Cylinder H gegossen; derselbe ist ausgebohrt und mit einem Deckel T zugedeckt. Neben an das Prisma ist eine Stahlplatte K angeschraubt, welche in Fig. 5 besonders gezeichnet ist und an die sich die gerade geschnittene Seite der Haut, aus welcher die Riemen geschnitten werden sollen, anlegt; die Stahlplatte dient dem ganzen Instrumente als Führung an der gerade geschnittenen Seite der Haut. L ist eine Schraube, welche durch den Cylinder und das Prisma E hindurchgeht und unten mit einer Mutter M versehen ist, die dieselbe in ihrer Lage erhält, jedoch so, daß die Schraube sich in dem Cylinder drehen kann; die Schraube L istda wo sich die Mutter M befindet, dünner gedreht und mit einem feineren Gewinde versehen als das Gewinde auf dem übrigen Theile der Schraube L ist. Statt der Mutter M könnte auch ein Scheibchen auf die Schraube genietet seyn. Die Schraube L geht in dem Cylinder durch das Auge N der kleinen conischen Achse O und dieses Auge bildet die Mutter für die Schraube, so daß, wenn man die Schraube nach rechts dreht, die Achse O sich in die Höhe bewegt, und wenn dieselbe nach links gedreht wird, sie sich dem eingetheilten Arme von A näherte. Fig. 6 zeigt die Achse O mit dem Auge N besonders gezeichnet. Auf der Achse O befindet sich eine kleine hohle Walze P, die sich leicht auf derselben dreht und vor welche eine Scheibe Q und ein Stift R gesteckt ist. Der flache Theil zwischen der Achse O und dem Auge N geht durch einen Schlitz, welcher in dem Cylinder H an der Seite angebracht ist und sich auch bei S in der Stahlplatte K befindet. Dieser Schlitz dient der Achse O als Führung, damit dieselbe nur eine verticale Bewegung von der Schraube L erhalten kann. Die Walze P dient dazu das Leder auf den eingetheilten Arm von A niederzuhalten. Gebrauch des Instruments. Will man einen Riemen z. B. von 3 Zoll Breite schneiden, so läßt man die Stellschraube G nach und verschiebt dann das Prisma E mit dem Cylinder H, bis die Stahlplatte K den Theilstrich 3 berührt. Hierauf wird die Stellschraube G angezogen und so der verschiebbare Theil des Instruments auf dem Maaßstabe A festgestellt. Die Walze P stellt man durch die Stellschraube L so, daß das Leder gerade zwischen A und P noch Platz zum Durchgehen hat. Die im voraus gerade geschnittene Seite der Haut wird nun an die Platte K angelegt, das Instrument bei dem Handgriffe T gefaßt und nun so durch die Haut geschoben, daß die gerade Seite derselben immer an K anliegt. Der geschnittene Riemen geht auf diese Weise zwischen K und dem Messer B hindurch, während er beständig durch die Walze P auf dem Maaßstab A niedergedrückt wird. War nun anfänglich die Haut an einer Seite gerade geschnitten, so muß dieß auch die parallele Fläche seyn, und diese dient nun wieder als Führung, wenn der zweite, dritte etc. Streifen geschnitten wird. Das Messer B ist etwas nach außen geschliffen, damit es beständig nach dieser Richtung hingewiesen wird und nicht gegen E hinschneiden kann. — Es ist nun leicht einzusehen, daß mittelst dieses Instruments Treibriemen sehr genau und schnell zugeschnitten werden können, und wo dasselbe einmal bekannt ist, wird man von seiner Anwendung wohl nimmer abgehen.Die mechanische Werkstätte der königl. polytechnischen Schule zu Augsburg, welche solche Instrumente bereits ausgeführt hat, liefert sie auf Bestellung.A. d. R. Walther.

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