Titel: Anwendung des sphäroidischen Zustands der Flüssigkeiten zur Analyse der durch den Marsh'schen Apparat erzeugten Flecken; von Boutigny.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXXVIII., S. 310
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LXXVIII. Anwendung des sphäroidischen Zustands der Flüssigkeiten zur Analyse der durch den Marsh'schen Apparat erzeugten Flecken; von Boutigny. Aus den Comptes rendus, Nov. 1845, No. 19. Boutigny, über Arsenikproben. Hat man durch den Marsh'schen Apparat einen Flecken erhalten, so ist zu ermitteln, ob er arsenikalisch ist oder nicht. Mittelst folgenden Kunstgriffs ist es leicht nachzuweisen, wenn der Flecken von Arsenik herrührt. Man umfährt mit einem Glasstäbchen, welches in 1/100 reine Salpetersäure enthaltendes Wasser getaucht ist, die Gränzen des Fleckens und läßt dann auf denselben einen Tropfen dieser 100fach verdünnten Säure fallen, so daß er etwa nur mit 1 Milligramm wirklicher Säure in Berührung kommt, erhitzt gelinde und der Flecken wird, wenn er arsenikalisch ist, beinahe sogleich verschwinden; er ist dann in arsenige und Arseniksäure umgewandelt. Man läßt das Schälchen erkalten und dann auf den Theil, wo sich der Flecken befand, einen Strom Schwefelwasserstoff, durch Zersetzung von Schwefeleisen mittelst verdünnter Schwefelsäure erzeugt, hinstreichen, und bald wird sich, wo vorher der schillernde Flecken war, ein gelber Flecken zeigen, vorausgesetzt daß der Flecken arsenikalisch war. Die Entwickelung des Schwefelwasserstoffs aus Schwefeleisen ist für den guten Erfolg eine unerläßliche Bedingung. Der aus Schwefelantimon mit Salzsäure entbundene Schwefelwasserstoff, welcher stets Schwefel absetzt, würde die Reinheit der weitern Reactionen beeinträchtigen. Obenerwähnter gelber Flecken wird in 1 Gramm sehr reiner Ammoniakflüssigkeit aufgelöst; man macht nun ein Platinschälchen rothglühend und gießt die farblose ammoniakalische Flüssigkeit, welche dann in den sphäroidischen Zustand übergeht, tropfenweise hinein. Sie bildet ein sehr plattes Sphäroid, dessen horizontaler Durchmesser immer kleiner wird, während seine verticale Achse unverändert bleibt. Ist das Sphäroid in eine Kugel umgewandelt und nur mehr so groß wie eine kleine Erbse, so berührt man sie mit einer in Salzsäure eingetauchten Röhre; das farblose Sphäroid färbt sich dadurch gelb; man läßt einen Tropfen Ammoniak darauf fallen und es entfärbt sich, wird aber, wenn man es mit Salzsäure berührt, neuerdings gelb. Dieses Wechseln von Färbung und Entfärbung kann sich beinahe ins Unendliche wiederholen. Es ist dieß ein ausschließliches Merkmal des Schwefelarseniks, welches in der Farbe mit dem Schwefelkadmium Aehnlichkeit hat; da aber letzteres im Ammoniak unauflöslich ist, so können diese beiden Schwefelmetalle nicht verwechselt werden. Sind alle diese Reactionen richtig eingetroffen, so bringt man 5 Centigramme krystallisirtes kohlensaures Natron in das Sphäroid, entzieht nun das Schälchen der Einwirkung der Wärme und stellt es auf eine Metallplatte. Seine Temperatur nimmt rasch ab und das Sphäroid breitet sich beinahe sogleich auf dem abschüssigsten Theile seiner Oberfläche aus. Die auf diese Weise entstehende kleine Salzmasse wird sorgfältig gesammelt und auf den Boden einer zugeschmolzenen Röhre gebracht; man macht den das Salz enthaltenden Theil derselben rothglühend, indem man die Röhre horizontal hält, und fast augenblicklich erscheint auf der obern Seite derselben der Flecken, welcher sich vorher auf dem Schälchen befand. Ist die Röhre erkaltet, so zerschneidet man sie in der Art, daß man den fleckigen Theil möglichst für sich erhält, pulverisirt ihn in einem Agatmörser und wirft ihn auf ein in voller Verbrennung befindliches großes Kohlenstück, neigt den Kopf auf 7 bis 11 Zoll über die Kohle und nimmt nun den Knoblauchgeruch des Arseniks wahr. Letzterer Versuch muß in einem geschlossenen Zimmer vorgenommen werden, um Luftzüge zu vermeiden, die dem Arsenikdampfe eine andere Richtung geben würden.