Titel: Verfahren Fäden oder Schnüre aus Gutta-percha zu verfertigen und dieselben zur Fabrication von Zeugen, Bändern, Papier etc. zu verwenden, worauf sich Richard Brooman in London in Folge einer Mittheilung am 27. März 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. CIII., S. 424
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CIII. Verfahren Fäden oder Schnüre aus Gutta-percha zu verfertigen und dieselben zur Fabrication von Zeugen, Bändern, Papier etc. zu verwenden, worauf sich Richard Brooman in London in Folge einer Mittheilung am 27. März 1845 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts, Dec. 1845, S. 339. Mit Abbildungen. Brooman's Verfahren Fäden oder Schnüre aus Gutta-percha zu verfertigen. Die Gutta-percha, das Surrogat des Kautschuks welches man aus Ostindien bezieht, wird (nach dem im polytechn. Journal Bd. XCVII S. 239 beschriebenen Verfahren) gereinigt, geknetet und in plastischen Zustand versetzt, worauf man sie mittelst folgender Maschine in Fäden oder Schnüre verwandelt. Textabbildung Bd. 099, S. 424 Fig. 1 ist ein senkrechter Durchschnitt und Fig. 2 ein Grundriß der Maschine; Fig. 3 ist ein horizontaler Durchschnitt nach der Linie A B von Fig. 1, und zwar von unten angesehen. a ist ein Kasten, welcher kaltes Wasser enthält; b ein Cylinder, welcher auf den Recipient (für die Gutta-percha) c fest aufgeschraubt ist und zwar durch Bolzen, welche sowohl den Cylinder als auch den Recipient an dem Obertheil des Kastens befestigen; d ist ein Kolben in dem Cylinder b; und e ist eine Reihe von Röhren, die quer durch den Recipient angebracht sind. Die Mündung dieser Röhren kann eine kreisförmige, dreieckige etc. seyn, je nach der Gestalt, welche man dem Faden geben will. f ist eine Röhre, um Dampf von hoher Temperatur (93 bis 120° R.) in den Recipient zu leiten und denselben zu erhitzen; g ist eine Röhre um den Dampf abzulassen. Textabbildung Bd. 099, S. 424 Textabbildung Bd. 099, S. 424 Diese Maschine wird folgendermaßen angewandt: zuerst zieht man den Kolben aus dem Cylinder und bringt die Rolle von Gutta-percha hinein; der Kolben wird dann wieder an seine Stelle gethan und langsam auf die Gutta-percha hinabgedrückt, welche, da sie am untern Ende durch die Hitze des Recipienten erweicht ist, durch die Röhren e in einer Reihe von Fäden entweicht; diese Fäden werden durch das Wasser im Kasten abgekühlt, streichen unter einer Walze h weg und gelangen von derselben auf eine Reihe rotirender Haspel i, die in Lagern am andern Ende des Kastens aufgesetzt sind und um welche sie sich wickeln. Die Fäden werden während dieses Aufhaspelns nur schwach gestreckt, man bringt sie aber nachher auf eine zweite Reihe von Haspeln und nachdem sie auf dieselben aufgewunden sind, streckt man sie beiläufig auf das Vierfache ihrer ursprünglichen Länge von Hand aus (wie es in der Handspinnerei üblich ist, indem man nämlich den Faden zwischen den Fingern und dem Daumen bearbeitet). Endlich werden die Fäden auf Spulen aufgewickelt. Anstatt das obige Verfahren anzuwenden, könnte man auch die Gutta-percha im Zustand von Blättern mittelst rotirender kreisförmiger Messer in Streifen und Fäden schneiden. Da man aber auf diese Weise nur flache oder viereckige Fäden bekommt, so müßte man sie dann nöthigenfalls rund machen, indem man jeden Faden mit einem Ende an einem Wirtel und mit dem andern an einem Haken befestigt, um ihn dann schnell um seine Achse sich drehen zu lassen, wodurch er in kurzer Zeit hinreichend rund werden wird; auch könnte man mittelst einer Spindelbank zwei oder mehr Fäden zwirnen und zu einem einzigen runden Faden spinnen. Aus diesen Fäden kann man Stücke fabriciren, indem man sie entweder allein oder in Verbindung mit Baumwollen-, Seidengarn etc. verwebt; letzteres kann auf die Art geschehen, daß man entweder jeden Gutta-percha-Faden mit Seide, Baumwolle etc. überzieht und dann verwebt, oder dadurch, daß man ihn für sich allein mit anderm Garn unterwebt. Ein starkes und vollkommen wasserdichtes Fabricat läßt sich auf die Art erzielen, daß man eine Anzahl Gutta-percha-Fäden dicht neben einander auf eine Grundlage von Baumwollenzeug etc. legt und sie zwischen erhitzten Walzen hindurch läßt, wodurch die Fäden sowohl unter sich als mit dem Fabricat fest zusammengeleimt werden; durch Anwendung von Fäden, welche verschiedene Farben und Größe haben, kann man dem Fabricat das Ansehen gestreifter Muster geben. Eine Art Mosaik-Artikel läßt sich auf die Art darstellen, daß man Gutta-percha-Fäden von verschiedenen Farben in Reihen eine über die andere legt und dann jede Reihe mit der unter ihr befindlichen durch eine Auflösung von Gutta-percha zusammenleimt. Die Masse wird dann in Blätter von der erforderlichen Dicke geschnitten. Ein Papier, welches schwer zu zerreißen ist und sich daher besonders für Banknoten, Actien, Pässe etc. eignet, läßt sich auf die Art machen, daß man zwischen zwei Zeug-Bögen Fäden von Gutta-percha einen Zoll von einander entfernt kreuzweise legt.