Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. , S. 235
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Miscellen. Miscellen. Preisaufgaben der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale zu Paris. Mechanische Künste. Preise für das Jahr 1847. 1) Preis von 3000 Francs für eine Maschine zur Fabrication der Fischernetze. Die mittelst des neuen Stuhls erzeugten Fischernetze dürfen in keiner Weise den Producten der Handarbeit nachstehen und müssen bedeutend wohlfeiler zu stehen kommen. Es versteht sich, daß man alle bei den verschiedenen Netzen gebräuchlichen Größen der Maschen muß hervorbringen können. Der Concurs ist am 31. Dec. 1846 geschlossen. 2) Preise für Verbesserungen in der Construction der Locomotivmaschinen. Die Gesellschaft wird in ihrer Generalversammlung im zweiten Semester 1847 einen Preis von 24,000 Francs für die wichtigsten Verbesserungen an den Dampfwagen der Eisenbahnen in der Art vertheilen, daß kein Antheil weniger als 4000 Francs beträgt. Die Verbesserungen müssen sich auf folgende Theile der Dampfwagen beziehen: a) auf die Construction des dampferzeugenden Apparats: nämlich den Kessel, Feuerraum, die Siederöhren, den Kamin, die Sicherheitsapparate (Ventile, Manometer, Wasserstandszeiger etc), den Aschenraum, die Apparate um das Herausschleudern glühender Kohks aus dem Kamin und dem Rost zu verhüten, die Apparate zur Erzeugung des Zugs im Kamin, die Speisepumpen, das Wassereinnehmen auf dem Tender, die Mittel zur Verhinderung der Krustenbildung in den Kesseln; b) auf die Vertheilung des Dampfs und seine Anwendung in den Cylindern: dahin gehören die Construction des Regulators und der Schieberventile, die variable Expansion, die Construction der Cylinder und Kolben, die Construction und Anordnung der Theile welche die Bewegung von den Kolben auf die Treibachse und von letzterer auf die Schieberventile übertragen. 3) auf die Construction des Dampfwagens und seines Tenders als Fuhrwerke betrachtet: dahin gehören die Fabrication der Achsen und Radschienen, die Construction der Räder, des Rahmens, der Schmierbüchsen, Federn und Bremsen, die Verbindung der Locomotive mit dem Tender und des Tenders mit den Wagen, die Anordnungen an der Locomotive um das schnelle Befahren von Krümmungen mit kleinem Halbmesser zu erleichtern etc. Die Beschreibungen, Zeichnungen etc. müssen vor dem 1. Jan. 1847 eingereicht werden und die verbesserten Constructionen durch ein regelmäßiges Befahren von wenigstens 5000 Kilometern auf einer französischen Eisenbahn sich bewährt haben. Preis für das Jahr 1848. 4) Preis von 10,000 Francs für eine verbesserte Construction der Dampfmaschinen welche eine ununterbrochene Bewegung übertragen müssen. Dieser Preis wird demjenigen zuerkannt, welcher bis zum 1. Januar 1848 in Frankreich eine Dampfmaschine von 10 bis 30 Pferdekräften (die Pferdekraft = 75 Kilogr. auf 1 Meter gehoben) hergestellt hat, die als Motor für eine Spinnerei dient oder für sonstige Maschinerien, welche eine ununterbrochene rotirende Bewegung erfordern, wobei sie folgenden Bedingungen entspricht: a) die auf den Treibkolben übertragene mechanische Leistung, während des gewöhnlichen und regelmäßigen Gangs der Maschine gemessen, muß wenigstens 40,000 Kilogr. auf 1 Meter senkrechter Höhe gehoben per Kilogr. verdampften oder vielmehr in den Kessel gebrachten Wassers betragen; b) die verfügbare mechanische Leistung, auf der Achse des Schwungrads mittelst des Prony'schen Zaums gemessen, muß unter denselben Umständen per Kilogramm verdampften Wassers wenigstens 30,000 Kilogr. auf 1 Meter gehoben betragen; c) es dürfen nicht über 1½ Kilogr. Steinkohle (oder das Aequivalent eines anderen Brennmaterials) per Pferdekraft und per Stunde verbrannt werden. Der Preis kann auch unter mehreren Bewerbern vertheilt werden. Chemische Künste. Preis für das Jahr 1847. 1) Preis von 6000 Francs für die technische Anwendung der volta'schen Säule um chemische Zersetzungen auf trockenem Wege zu bewirken (wie im polytechnischen Journal Bd. XCVII S. 398). Preise für die Jahre 1847 und 1849, die Runkelrübenzuckerfabrication betreffend. 1) Preis von 5000 Francs für ein verbessertes Verfahren zum Läutern des Runkelrübensafts; 2) Preis von 5000 Francs für ein verbessertes Verfahren zum Wiederbeleben der Knochenkohle; 3) Preis von 5000 Francs für Verbesserungen im Anbau der Runkelrüben in Folge wissenschaftlicher Untersuchungen; 4) Preis von 5000 Francs für die Vervollkommnung der Fabrication des weißen Hutzuckers. Der Concurs für die erste Preisaufgabe endigt am 31. Dec. 1846 und für die drei letzten am 31. Dec. 1848; man vergleiche über dieselben polytechnisches Journal Bd. XCIV S. 243. Oekonomische Künste. Preis für das Jahr 1848. Die Gesellschaft wird einen Preis von 2000 Francs demjenigen zuerkennen, welcher einen einfachen und wenig kostspieligen Apparat zur Aufbewahrung des Eises für Haushaltungen construirt, so daß sich dieselben im Winter mit ihrem Eisbedarf für den Sommer versehen können. Der jährliche Eisbedarf einer Haushaltung kann durchschnittlich zu 200 Kilogr. angenommen werden, daher der Apparat anfangs Mai beiläufig 400 Kilogr. enthalten muß. Uebrigens muß er so eingerichtet seyn, daß man auch während der heißen Jahreszeit Nahrungsmittel darin conserviren kann. Allgemeine Bedingungen für die Bewerber. Die Abhandlungen, Modelle, Zeichnungen, Muster etc. müssen an den Secretär der Société d'Encouragement (rue de Bac. No. 42 in Paris) postfrei eingesandt werden und zwar vor dem 1. Januar desjenigen Jahres, in welchem der Preis ertheilt wird. Die Bewerber müssen ihre Abhandlungen mit einem Wahlspruch versehen und in einem versiegelten Brief, welcher mit demselben Wahlspruch überschrieben ist, ihren Namen, Wohnort etc. angeben; die Modelle etc. müssen mit einem Zettel versehen werden, worauf sich derselbe Wahlspruch befindet. (Bulletin de la Société d'Encouragement.) Ueber die Magnetisirung des Lichts, nach Faraday. Schon längst war Faraday der Ansicht, daß Elektricität, Magnetismus und Licht einen gemeinschaftlichen Ursprung haben, gegenseitig von einander abhängen und unter gewissen Bedingungen in einander verwandelt werden können. Daß Elektricität und Magnetismus gegenseitig in einander umgeändert werden können, ist bekannt; der Zusammenhang dieser Agentien mit dem Licht war aber bisher experimentell nicht nachweisbar; endlich soll Faraday die Entdeckung gemacht haben, daß ein Lichtstrahl elektrisirt und magnetisirt werden kann und daß sich die Linien magnetischer Kraft leuchtend machen lassen. Aus der auf diesen Gegenstand bezüglichen, der Royal Society übergebenen Abhandlung Faraday's theilen das Philosophical Magazine, Januarheft 1846 und andere englische Zeitschriften Folgendes mit: „Sein Fundamentalversuch ist folgender: ein von einer Argand'schen Lampe ausgehender Lichtstrahl wird zuerst in der horizontalen Ebene durch Reflexion von einem Glasspiegel polarisirt, worauf man ihn auf einen gewissen Raum durch Glas gehen läßt, welches aus kieselsaurem und borsaurem Bleioxyd besteht, und wenn er aus demselben herauskommt, betrachtet man ihn durch ein Nicol'sches Ocular, welches um eine horizontale Achse rotiren kann, so daß der Strahl in den verschiedenen Phasen seiner Umdrehung abwechselnd unterbrochen oder durchgelassen wird. Das Glas, durch welches der Strahl geht, von Faraday das dimagnetische (zweifachmagnetische) genannt, ist zwischen den zwei Polen eines kräftigen Elektromagnets angebracht, welcher in solcher Lage angeordnet ist, daß die aus deren vereinten Wirkung hervorgehende Linie magnetischer Kräfte mit dem Lauf des Strahls bei seinem Durchgang durch das Glas zusammentrifft oder doch nur wenig davon abweicht. Wird nun das Ocular so gedreht, daß der Beobachter den Strahl nicht sehen kann, wenn er durch das Ocular schaut bevor der elektrische Strom hergestellt worden ist, so wird er ihm dagegen jedesmal sichtbar, wenn durch Ergänzung des Stroms die magnetische Kraft ihre Wirkung äußert; auch wird der Strahl augenblicklich wieder unsichtbar, wenn diese Kraft durch Unterbrechung des Stroms aufhört. Fernere Untersuchungen ergaben, daß die magnetische Wirkung die Polarisationsebene des polarisirten Strahls rotiren macht, denn durch Drehen des Oculars in gewissem Grade wird der Strahl wieder unsichtbar gemacht; ferner daß die Richtung der dem Strahl ertheilten Rotation — wenn der magnetische Einfluß von dem Südpol aus- und in derselben Richtung wie der polarisirte Strahl fortgeht — rechts ist, so daß sie einem Beobachter am Ocular wie die Bewegung der Zeiger einer Uhr erscheint. Die Richtung, in welcher die Rotation stattfindet, wird natürlich eine umgekehrte, wenn man entweder den Lauf des Strahls oder die Pole des Magnets umkehrt. Daraus folgt, daß der polarisirte Strahl in derselben Richtung rotirend gemacht wird, wie die Ströme positiver Elektricität in den Spiralen des Elektromagnets circuliren und auch in derselben Richtung wie die hypothetischen Ströme, welche nach Ampère's Theorie in der Substanz eines Stahlmagnets circuliren. Faraday fand, daß die rotirende Wirkung der Intensität der magnetischen Kraft immer direct proportional ist, aber nicht derjenigen des elektrischen Stroms; und daß sie auch der Länge desjenigen Theils des Strahls proportional ist, welcher den Einfluß empfängt. Das Dazwischenbringen von Substanzen, welche keine Störung der magnetischen Kräfte verursachen, veranlaßt auch keine Veränderung in diesen Wirkungen. Magnete, welche nur aus elektrischen Spiralen bestehen, wirken nicht so kräftig als mit Eisen armirte, in denen die magnetische Wirkung stärker entwickelt ist. Faraday hat die Umstände, unter denen der neu entdeckte Einfluß ausgeübt wird, vielfach abgeändert, wobei es sich herausstellte, daß die modificirten Resultate alle durch das oben erwähnte allgemeine Gesetz erklärbar sind. So kann man z. B. die Wirkung, obgleich in schwächerem Grade, dadurch hervorbringen, daß man den polarisirten Strahl der Wirkung eines gewöhnlichen Magnets aussetzt, anstatt eines Magnets, welcher seine Kraft durch den volta'schen Strom empsing; und sie ist auch schwächer, wenn nur ein einziger Pol angewandt wird. Sie wird andererseits erhöht, wenn man innerhalb der Spirale einen hohlen Cylinder von Eisen anbringt, wo dann auf den durch dessen Achse gehenden polarisirten Strahl sehr kräftig eingewirkt wird. Spiralen wirken mit gleicher Kraft an jedem Theil des cylindrischen Raums welchen sie einschließen. Das bei diesen Versuchen angewandte schwere Glas besaß an und für sich nicht die Eigenschaft den Magnetismus zu induciren. Verschiedene Medien unterscheiden sich außerordentlich in dem Grade, womit sie die Rotationskraft auf einen polarisirten Lichtstrahl auszuüben fähig sind. Es ist dieß eine Kraft, welche keine merkbare Beziehung zu den anderen physischen Eigenschaften, seyen es chemische oder mechanische, dieser Körper hat. So sehr sie aber auch in ihrem Grade verschieden seyn mag, so ist sie doch immer dieselbe in ihrer Art; die Rotation, welche sie bewirkt, ist unwandelbar in einer Richtung, jedoch abhängig von den Richtungen des Strahls und der magnetischen Kraft. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich wesentlich von der Rotationskraft welche viele Körper ursprünglich besitzen, z. B. Quarz, Zucker, Terpenthinöl etc. welche die Erscheinungen der circularen Polarisation darbieten; denn bei einigen derselben findet die Rotation zur Rechten, bei anderen zur Linken statt. Wenn man daher solche Substanzen als dimagnetische anwendet, so streben die natürlichen und die superinducirten Kräfte entweder dieselben oder entgegengesetzte Rotationen hervorzubringen; und die resultirenden Wirkungen werden modisicirt, je nachdem jene Kräfte wie im ersteren Fall cumulative, oder wie im letzteren differirende sind.“ Am Schluß seiner Abhandlung bemerkt Faraday: „die beschriebenen Erscheinungen führen zu der Annahme daß der Einfluß des Magnetismus auf Körper welche keine magnetischen Eigenschaften zeigen, darin besteht, daß er in ihnen einen Zustand elektrischer Spannung (der einen Strom zu erzeugen strebt) hervorbringt; während bei Eisen, Nickel und anderen des Magnetismus fähigen Körpern durch denselben Einfluß wirklich Ströme hergestellt werden.“ In Uebereinstimmung mit dieser Annahme sind wir (soweit Faraday's Versuche sich nach den bisherigen Mittheilungen beurtheilen lassen) der Ansicht, daß es dem englischen Naturforscher keineswegs gelungen ist einen Lichtstrahl zu elektrisiren oder zu magnetisiren, sondern daß die von ihm beobachteten Erscheinungen nur die natürliche Folge einer Veränderung der physischen Eigenschaften (Elasticität) des Flintglases durch den Einfluß des magnetischen Stroms auf dasselbe sind. E. D. Ueber das glyphographische Verfahren zur Nachahmung von Holzschnitten. Zur galvanoplastischen Erzeugung von Platten für die Buchdruckerpresse stehen zwei Wege offen, entweder man läßt die Striche gleich erhaben auf einer Grundplatte niederschlagen oder man macht auf irgend eine Weise eine vertiefte Matrize, welche galvanisch leitend ist, und schlägt in dieser die Platte für den Hochdruck nieder. Die erstere Manier scheint die leichtere zu seyn, ist es aber in der That nicht, sondern noch obendrein sehr unsicher im Erfolge. Wir wissen, daß im Niederschlagsapparat das metallische Kupfer unter der Einwirkung des galvanischen Stroms sich nur an jenen Punkten anlegt, wo es reine metallische Flächen findet, daß aber jede nicht leitende Oberfläche durchaus vom Kupferniederschlag frei bleibt. Ueberzieht man nun eine glatte Kupferplatte mit einem Aetzgrunde und trägt darauf mit einem elfenbeinernen oder stählernen Griffel eine Zeichnung dergestalt auf, daß man an den bezeichneten Stellen den Aetzgrund bis auf die Kupferplatte so fortnimmt, daß letztere ganz rein erscheint, so hat man die Grundlage für die nachmalige Druckplatte. Bringt man nämlich eine so zubereitete Platte in den Niederschlagapparat und verbindet sie gehörig mit den beiden Polen einer galvanischen Säule, so wird sich auf den von Aetzgrund entblößten Stellen der Platte das Kupfer niederschlagen und nach und nach werden die Striche der Zeichnung sich wie kleine Mauern über den Aetzgrund erheben und so das nöthige Relief zum Abdruck in der Buchdruckerpresse erlangen. Das alles liest sich vortrefflich, in der Ausführung aber stellen sich mancherlei Hindernisse entgegen. Zuerst wird die kleinste Fettschicht auf einer bezeichneten Stelle zwar nicht den Niederschlag, aber das feste Anhaften desselben an der Grundplatte hindern, ja schon an der blanken Platte haftet der Niederschlag nicht immer und man muß, ehe man die Platte grundirt, sie mit verdünnter Salpetersäure leicht mattätzen. Dann aber wächst der Niederschlag leicht oben in die Breite und die engen Schraffirungen einer Zeichnung schlagen zu, sobald der Niederschlag eine nur einigermaßen bedeutende Höhe erlangt. Man ist daher bald von dieser Methode abgegangen und hat sich zur zweiten gewendet. Man überzieht nämlich auch hier eine durchaus blanke Platte mit einem Deckgrund, dem man die Dicke gibt, welche der nachmals zu erlangenden Höhe der Striche über die Platte entspricht. In diesen Deckgrund gräbt man die Zeichnung bis auf die Platte ein und legt diese in den gezeichneten Strichen vollständig blank. Sobald dieß geschehen ist, wird die Oberfläche des stehen gebliebenen Aetzgrundes mit Graphitpulver oder ächter Silberbronze leitend gemacht und das Ganze kommt nun in einen Niederschlagsapparat, wird mit den Polen der galvanischen Batterie gehörig verbunden und es bildet sich dann eine Kupferplatte, welche, sobald sie die gehörige Dicke erlangt hat, von der Grundplatte abgehoben, alle auf jener vertieft gemachten Striche nun erhaben zeigt. Auch dieß Verfahren hat seine Schwierigkeiten, da, der dicken Grundlage wegen, die Freiheit der Zeichnung sehr beschränkt wird, doch thut hier die Uebung viel. Palmer in England (man vergl. polytechnisches Journal Bd. XCII S. 399) und nach diesem der Kupferstecher Volkmar Ahner in Leipzig arbeiten genau nach der oben angegebenen Weise, nennen ihre Kunst Glyphographie und haben, namentlich der erste, Vorzügliches geleistet, obwohl man überall die Nachhülfe mit dem Grabstichel bemerkt. Wenn aber auch die Erzeugnisse der Glyphographie noch Manches zu wünschen übrig lassen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß diese gleichsam noch im Entstehen begriffene Kunst zu großen Hoffnungen berechtigt. Zeichnungen in eigentlicher Holzschnittmanier aber liefert sie nicht, indem sich dieselben alle mehr oder weniger der radirten Manier nähern, und so bietet die Glyphographie eigentlich eine Mittelstufe zwischen dem Holzschnitte und der Radirung dar, indem sie eine größere Feinheit als die erstere und nicht so viel Leichtigkeit als die letztere zuläßt. Verfasser dieses befolgt ein von dem oben angeführten etwas abweichendes Verfahren, welches jedoch leichter und ebenso sicher zum Ziele führt. Er überzieht eine Kupferplatte mit gutem Aetzgrunde, wie zum Radiren, trägt darauf die Zeichnung auf und radirt sie wie die Kupferstecher, worauf die Platte so geätzt wird, daß die Schraffirungen sämmtlich eine gute Papierstärke tief liegen. Hierauf trägt er auf jene Stellen, an welchen der Grund tiefer liegen soll, in Spicköl aufgelösten und mit gebranntem Ruß oder etwas feingeschlämmter Kreide verdickten Aetzgrund so lange in verschiedenen Schichten auf, ohne jedoch die geätzten Striche auszufüllen, bis die Höhe des Auftrags der später für die verschiedenen Stellen gewünschten Tiefe der Zwischenräume gleich kommt. Die so zubereitete gut getrocknete Platte wird mit Graphitpulver oder noch besser mit ächter Silberbronze leitend gemacht und dann ganz dünn galvanisch versilbert. Hierauf bringt man sie in die Kupferauflösung, verbindet sie mit den Polen und schlägt nun eine Kupferplatte darauf nieder, welche sich leicht von der Originalplatte trennen läßt und alle Striche in der nöthigen Erhabenheit zeigt, ohne der Nachhülfe des Grabstichels zu bedürfen. Die fertige Platte wird, um sie vollkommen eben zu erhalten, auf einer matten Glastafel mit etwas feingemahlenem Trippel ganz wenig abgeschliffen. Ein von dem genannten ganz abweichendes Verfahren befolgt der Däne Pijl bei seiner Chemitypie. Er bedient sich, soviel wir wissen, einer starken Zinkplatte als Grundlage, bedeckt dieselbe mit einem guten Aetzgrunde, radirt darin mit den gewöhnlichen Handgriffen seine Zeichnung und ätzt dieselbe zu einer ziemlichen Tiefe. Hierauf gießt er auf die gehörig gereinigte Platte eine Metallmischung, deren Schmelzpunkt viel niedriger liegt, als der des Zinks, wahrscheinlich eine der Darcet'schen oder Rose'schen ähnliche Legirung. Nach deren Erkalten nimmt er mit einem feinen Hobel die aufgegossene Schicht so weit ab, daß die frühere Zinkoberfläche wieder zum Vorschein kommt und die Zeichnung rein, im Zink incrustirt, zu Tage liegt. Natürlich muß hier mit der äußersten Vorsicht zu Werke gegangen werden, daß die Fläche eben wird und die feinsten Striche nicht mit fortgenommen werden, und es dürfte am besten seyn, die Platte auf einer guten Stereotypendrehbank abzudrehen. Die so zubereitete Platte wird nun der Einwirkung eines Aetzmittels ausgesetzt, welches wohl den Zink, aber nicht die eingegossene Metalllegirung angreift, und auf diese Weise werden die mit Zink ausgefüllten Zwischenräume der Zeichnung ausgehöhlt und letztere auf der Zinkplatte erhaben dargestellt. Uebrigens wird es dem Kennerauge nicht schwer, die Erzeugnisse aller dieser Verfahrungsarten von denen des wirklichen Holzschnittes zu unterscheiden, da ihnen sämmtlich die Schärfe und das Markige sowie die kräftige Schwärze des Holzschnittes mangelt. Am nächsten stehen der Vollkommenheit noch die Palmer'schen Drucke, welche indessen als Proben wohl mit großer Sorgfalt gedruckt seyn mögen, und auch hoch im Preise stehen, da der Quadratzoll der Platte bei Bestellungen auf einen Schilling engl. berechnet wied. S. (Illustr. Ztg.) Anwendung des Farbstoffs der indianischen Nelken. Das französische Kriegsministerium verfügte, daß die Krägen und Aufschläge der Cavallerie-Uniformen von nun an orangegelb seyn sollten; man muß nun entweder diese Krägen etc. durch andere ersetzen, was einen großen Aufwand an Tuch verursachen würde, oder diese Gegenstände abtrennen, um sie zu färben und wieder zu verwenden, was ebenfalls mit vielen Kosten verknüpft ist. In letzterem Falle muß man überdieß ein chemisches Agens auffinden, welches das Roth zum Verschwinden bringt und einen Farbstoff, welcher die verlangte Nüance hervorbringt. Hr. Roy, Apotheker zu Poitiers, und Lieutenant Niepce suchten in den Blumen einen solchen Farbstoff aufzufinden und verfielen dabei natürlich auf die indianische (türkische) Nelke (tagetes erecta). Der Farbstoff derselben, mit einer Säure verbunden, lieferte wirklich die gewünschten Resultate. Durch das erste Waschen damit verschwindet die rothe Farbe des Tuchs; ein zweites bringt das Tuch auf die verlangte Nüance. Es ist zu dieser Operation nicht nöthig, daß man die Krägen etc. von den Uniformen abtrennt; man kann die Behandlung mittelst einer kleinen Bürste ausführen und sollte dabei das grüne Tuch von der Flüssigkeit angegriffen worden seyn, so kann man dessen Farbe mittelst Ammoniak leicht wieder herstellen. (Journal de Chimie médicale, Januar 1846, S. 6.) Palmer's Bleiseife zum Schmieren der Eisenbahnwagen, der Zugröhren atmosphärischer Eisenbahnen etc. Die in Wasser unauflösliche Bleiseife, welche sich W. Palmer am 5. Junius 1845 in England zu diesem Zweck patentiren ließ, wird folgendermaßen bereitet: man erhitzt Oelsäure (aus den Stearinsäurekerzen-Fabriken, tallow-oil) bis zum Siedepunkt und rührt dann Bleiglätte hinein, bis die Oelsäure nichts mehr davon auflöst und die Bleiglätte auf dem Boden liegen bleibt; nachdem man das letzte Quantum Bleiglätte zugesetzt hat, rührt man noch eine halbe Stunde lang um und gießt dann die geschmolzene Masse in Fässer aus. Will man die unauflösliche Seife benutzen um die Zugröhren atmosphärischer Eisenbahnen innerhalb zu überziehen oder zu schmieren, so schmilzt man sie mit dem vierten Theil ihres Gewichts hartem, unverseiftem Talg zusammen; zum Schmieren der Kolbenstangen von Dampfmaschinen etc. setzt man mehr oder weniger Talg oder flüssiges Oel zu. (London Journal of arts, Januar 1846, S. 428.) Ueber Dr. Turnbull's Gerbemethoden. Im polytechn. Journal Bd. XCVII S. 60 wurde die Patentbeschreibung von Dr. Turnbull's Gerbemethode mitgetheilt; die Principien, worauf dieses neue Verfahren beruht, sind: 1) daß man den Kalk, welcher für die leichte Verbindung des Gerbestoffs mit dem Gewebe der Haut sowohl ein chemisches als mechanisches Hinderniß ist, durch Eintauchen der Häute in eine concentrirte Zuckerauflösung beseitigt ehe man die Häute mit Gerbestoff behandelt, und 2) daß man die Gerbeflüssigkeit vermittelst der Endosmose und Exosmose die Häute durchdringen läßt; um die Bildung von Gallussäure zu verhindern, welche den thierischen Leim auflöst, genügt es die Berührung der Gerbeflüssigkeit mit der atmosphärischen Luft zu vermeiden. Dr. Turnbull hat sein Verfahren der französischen Akademie der Wissenschaften zur Begutachtung übergeben und bemerkt über die Vortheile desselben Folgendes: „Die Ersparniß bei meinem Verfahren ist sehr bedeutend: bei dem gewöhnlichen Gerbeverfahren liefern 100 Pfd. frische Häute nur 45–50 Pfd. gegerbtes Leder; dabei sind 300 Pfd. Eichenrinde erforderlich und die Operation dauert achtzehn Monate. Für meine Methode genügen vierzehn Tage; dabei wende ich für dasselbe Gewicht von Häuten nur 100 Pfd. Eichenrinde an und erhalte nach der Operation 60 Pfd. gegerbtes Leder. Während der Gerber nach der alten Methode eine einzige Haut vorbereitet, kann ich deren neununddreißig zubereiten. Zum Gerben der Kalbfelle sind nach der gewöhnlichen Methode fünf bis sechs Monate erforderlich; bei meinem Verfahren hingegen sind zwei bis vier Tage hinreichend. Wenn man nur den ersten Theil meines Verfahrens benutzen will, nämlich die Beseitigung des Kalks mittelst Zuckerauflösung, ohne sich der Endosmose zum Gerben zu bedienen, so wird die Dauer dieser Operation für die Kalbfelle dennoch von sechs Monaten auf zehn Tage reducirt. Außer der ungeheuren Ersparniß an Zeit und der sehr beträchtlichen Verminderung der Kosten, beträgt die Gewichtszunahme der Häute auch um ein Fünftel mehr und das Leder ist von besserer Qualität.“ (Comptes rendus, Jan. 1846, Nr. 2 ) Die Kartoffelkrankheit in Schweden. Einem Schreiben des Hrn. Robert an Hrn. Payen zufolge war der vergangene Sommer in Schweden statt feucht und kalt, wie beinahe in ganz Europa, merkwürdig durch seine außerordentliche Trockene. Nun waren aber die Kartoffeln auch hier einer Krankheit unterworfen, welche sich von der allgemeinen nicht zu unterscheiden scheint, woraus zu schließen wäre, daß den Witterungsverhältnissen kein so großer Einfluß auf die Entwickelung dieser Krankheit beizumessen sey, als man gewöhnlich annimmt. (Comptes rendus, Decbr. 1845, Nr. 22.)