Titel: Verfahren zur Bereitung eines stickstoffreichen Düngers, worauf sich John Evans zu Kensington, Grafschaft Middlesex, am 7. August 1845 in Folge einer Mittheilung ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XLVI., S. 214
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XLVI. Verfahren zur Bereitung eines stickstoffreichen Düngers, worauf sich John Evans zu Kensington, Grafschaft Middlesex, am 7. August 1845 in Folge einer Mittheilung ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts, März 1846, S. 79. Evans' Verfahren zur Bereitung eines stickstoffreichen Düngers. Die Materialien, welche man zur Bereitung dieses künstlichen Düngers anwendet, sind 1) thierische Substanzen, bestehend aus Muskelfaser, Fleisch, Blut, Blutwasser, saurer Milch, alten Häuten, Fischen, Urin, Horn, alten wollenen Lumpen, den Abfällen der Seifensiedereien, Kerzenfabriken und Schlachthäuser; 2) vegetabilische Substanzen, bestehend aus Humus, verfaultem Holz, den Producten der Dunghaufen und Ställe, dem Wasser von Fabriken welche Stärke und Blutlaugensalz erzeugen, dem Wasser von Färbereien, Brauereien und Branntweinbrennereien, so wie den ammoniakalischen und anderen Flüssigkeiten aus Gasanstalten; 3) mineralische Substanzen, bestehend aus Asche, welche Kali, Natron, phosphorsaure und kieselsaure Salze enthalten. Um thierische Substanzen in Dünger zu verwandeln und dieselben transportiren zu können, ohne daß sie einen üblen Geruch verbreiten, behandelt man sie zuerst mit einem Absud von Eichenrinde, welcher beiläufig mit dem zehnten Theil seines Volums holzsauren Eisens vermischt ist. Diese Mischung kommt in ein geeignetes Gefäß und man läßt dann die Muskeltheile von Thieren, das Blut, die Hautabfälle und Eingeweide etc. beiläufig drei Tage darin liegen, worauf man sie herausnimmt und entweder in freier Luft oder im geheizten Raume trocknet; sie haben dann gar keinen faulen Geruch mehr und können leicht in Pulver verwandelt werden. Anstatt des Absuds von Eichenrinde und der Holzsäure kann man auch eine Auflösung von gleichen Theilen Eisenvitriol und Alaun in Wasser anwenden. Man erhält dieselben Resultate, wenn man in Kloaken etc. eine geringe Menge eines Absuds von Eichenrinde, mit einer Auflösung von Eisenvitriol und Alaun vermischt, gießt. Ehe man jedoch das desinficirende Agens hineinbringt, sollte man von Zeit zu Zeit durch die Oeffnung solcher Behälter etwas Salzsäure eingießen. Der Urin sollte, um ihm die faulen Gase zu entziehen, mit einer kleinen Menge des desinficirenden Agens versetzt werden, bevor man ihn von der Stelle wegführt, wo er gesammelt wurde. Man bringt ihn dann in ein Gefäß mit einem Deckel, ähnlich einer Destillirblase, das mit einer Röhre versehen ist, wodurch die Gase auf den Boden eines Fasses geführt werden, welches zu zwei Drittel mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt ist; auf 1000 QuartQuart gleicht dem Raum, welchen 2 1/2 Pfd. Wasser einnehmen. der in der Blase enthaltenen Flüssigkeit setzt man 10 Pfd. einer Composition zu, welche man durch sieben- bis achtstündiges Kochen von 12 Theilen Wasser, 3 Theilen Schwefelsäure von 66° Baumé und 2 Theilen frischer Knochen in einem bleiernen Kessel erhält. Nachdem dieses Product in die Blase gebracht worden ist, läßt man die Mischung 2 bis 3 Stunden lang stehen, setzt dann 1 Pfd. Magnesia zu und dampft das Ganze zur Trockniß ab. Die Kräuter und Pflanzen, welche die Landwirthe (in England) gewöhnlich zur Erzeugung künstlichen Düngers verwenden, sollten auf folgende Weise in Haufen gebracht werden: nachdem der Dunghaufen auf gewöhnliche Weise angefangen worden ist, wird eine Schicht Dung mit Asche besprengt (welcher beiläufig 25 Procent fester Abfälle aus Färbereien, Blutlaugensalzfabriken und Talgsiedereien zugesetzt wurden) und so fortgefahren, bis man den Haufen vollständig hergestellt hat; man bildet Oeffnungen, welche mit dem Innern communiciren, damit die Gase entweichen können und man die oben erwähnten flüssigen Producte in den Haufen gießen kann, durch welche letztere die Gährung und Zersetzung der vegetabilischen Substanzen beschleunigt werden muß; endlich läßt man Dampfrohren an verschiedenen Stellen hindurchgehen, damit der Masse eine Wärme von 15 bis 18° ertheilt wird. Die faulen Ausdünstungen werden verhindert und der Gehalt des Düngers erhöht, wenn man die ganze Oberfläche, mit Ausnahme der Oeffnungen für das Entweichen der Gase und Eingießen der flüssigen Producte, mit einer Mischung von Theer und Kalk überzieht. Nachdem die Zersetzung vollständig ist, kann man die Masse troknen und pulvern; durch Vermengen dieses Pulvers mit den desinficirten thierischen Substanzen entsteht der neue Dünger, welchen der Patentträger „brittischen“ Guano nennt.