Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 414
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Miscellen. Miscellen. Wirksame Elektrisirmaschinen mit Walzen. Bei Gelegenheit der vor kurzem im physikalischen und technischen Magazin des Hrn. C. A. Gruel in Berlin in Gegenwart vieler ausgezeichneten Physiker angestellten Versuche mit der Dampfelektricität wurden zugleich einige Glaselektrisirmaschinen geprüft, die sich durch gefällige Formen, bedeutende Wirkung, Billigkeit und durch die Leichtigkeit, mit welcher dieselben zu handhaben und zu transportiren sind, besonders empfehlen. In Betreff des Glaskörpers, der aus einem Cylinder von nicht hygroskopischem, sehr stark elektrischem hartem Glase besteht, scheint das ältere Princip der Walzenform, die bei gleicher Größe der geriebenen Fläche die Wirkung der Scheibe übertrifft, mit Vortheil aufs neue befolgt zu seyn, was sich um so mehr rechtfertigt, als die technische Ausführung der Cylinder gegenwärtig eine weit genügendere ist als die frühere, und die getroffene sonstige Anordnung des Apparats ebenfalls Vortheile gewährt. Eine geriebene Glasfläche von circa 2 Quadratfuß gab in Verbindung mit nur einem Reibzeuge und einem Conductor von circa 1 3/4 Quadratfuß mit 1 1/2zölligen Endkugeln versehen, dem Blitz ähnliche, vielfach gezackte Funken von 8zölliger Schlagweite; die Ausdehnung der Lichtbüschel ging begreiflich noch über diese Entfernung hinaus Hiemit im Verhältniß stand die rasche Ladung großer Leydener Flaschen, eben so die Wirkung kleinerer Cylindermaschinen von äußerst ansprechender Form. – Die Dampfelektricität lud eine Flasche mit circa 1 Quadratfuß Belegung innerhalb 2 1/2 Secunden bis zur Selbstentladung; was die Menge der durch Reibung hoch gespannter Dämpfe erzeugten Elektricität beweisen kann, wenn man berücksichtigt, daß 6 Atmosphären Druck und nur eine Ausströmungsöffnung angewandt wurden. Um das Gelingen dieser Versuche zu sichern, erscheint es zweckmäßig, dieselben in getrennten Localen oder doch so anzustellen, daß alle zur Isolirung der Haupt- und Nebenapparate dienenden Theile vor dem durch die Wasserdämpfe sehr bald entstehenden leitenden Ueberzug bewahrt bleiben. Sammelt man die – E des Kessels, so ist es leicht, sich der Wasserdämpfe sofort nach ihrem Austritt aus dem Ventil zu entledigen, deren Verbreitung in die elektrische Region des Kessels nur ableitend und schwächend wirkt. – Von einer jetzt in Ausführung begriffenen großen Cylindermaschine des Hrn. Gruel lassen sich wohl sehr bedeutende Wirkungen erwarten. H. Ueber die Auflöslichkeit des Fluorcalciums (Flußspath) in Wasser; von Dr. G. Wilson. Das Vorkommen des Fluors in Pflanzen und Thieren veranlaßte den Verfasser eine Reihe Versuche anzustellen, um das Auflösungsmittel des Fluorcalciums zu entdecken, wodurch dieses Vorkommen veranlaßt wird. Seine ersten Versuche machte er mit Kohlensäure, wovon er einen Strom durch Wasser leitete, worin feingepulverter reiner Flußspath suspendirt war. Bei dieser Behandlung löste sich der Flußspath auf, denn die Flüssigkeit wurde durch kleesaures Ammoniak gefällt und hinterließ beim Abdampfen einen Rückstand, welcher bei der Behandlung mit Schwefelsäure Flußsäure ausgab. Hieraus schloß der Verfasser anfangs daß die Kohlensäure dem Wasser die Eigenschaft ertheile, das Fluorcalcium aufzulösen; er bemerkte dann aber, daß die Flüssigkeit ungetrübt blieb, nachdem alles Gas durch Erwärmen derselben ausgetrieben war, so daß offenbar das Wasser allein das Fluorcalcium auflösen kann, während bis jetzt in allen Werken über Chemie das Gegentheil behauptet wurde. Im Verlauf seiner Versuche fand er, daß Wasser von 80° R. mehr Flußspath auflösen kann, als solches von 12° R. Die wässerige Auflösung des Flußspaths gibt mit Barytsalzen einen Niederschlag, welcher sich bloß auf einen starken Zusatz von Salpetersäure und Salzsäure wieder auflöst. Die Fluoride sind daher von den schwefelsauren Salzen nicht leicht zu unterscheiden und dürften schon oft für letztere bei der Analyse von Mineralwassern gehalten worden seyn. Bei der gegenwärtigen Methode den Gehalt einer Substanz an Fluor zu bestimmen, verwandelt man letzteres in Fluorcalcium, welches im Verlauf der analytischen Operationen mit vielem Wasser ausgewaschen wird und daher sehr an Gewicht abnehmen kann – eine Thatsache, die bisher übersehen wurde. Das Fluor sollte daher künftig mit Barytsalzen bestimmt werden, weil das Fluorbaryum jedenfalls weniger auflöslich ist als das Fluorcalcium. Seitdem entdeckte der Verfasser das Fluorcalcium auch in den Brunnen von Edinburgh (bekanntlich ist es auch schon in andern Brunnenwässern entdeckt worden) und überdieß im Seewasser, durch Untersuchung der Mutterlauge aus den Salzpfannen, worin Meerwasser verdampft wird. (Chemical Gazette, Mai 1846, Nr. 85.) Entdeckung einer natürlichen, nicht vulcanischen Puzzolane im Departement der Ardennen. Hr. Sauvage, Bergwerks-Ingenieur, hat zuerst auf das Vorkommen der Lagerung eines Gesteines aufmerksam gemacht, welches im Departement der Ardennen unter dem Namen Gaize oder todtes Gestein bekannt ist. Dasselbe findet sich am Grunde der Kreideformation und bedeckt die Thone des Gault; seine Mächtigkeit beträgt ungefähr 100 Meter im Süden des Departements. Es ist von blaßgrauer, etwas grünlicher Farbe, sehr zerklüftet und kann deßhalb zu Bauwerken, welche dem Wechsel der Witterung ausgesetzt sind, nicht angewandt werden; überdieß ist es sehr weich. Nach Sauvage ist es folgendermaßen zusammengesetzt: feiner Quarzsand   17,00 grüner sehr feiner Sand (Chlorit)   12,00 Thon     7,00 gallertartige Kieselerde   56,00 Wasser     8,00 ––––––– 100,00. Die große Menge gallertartiger Kieselerde, welche dieses Gestein enthält, ließ mich annehmen, daß es, in feines Pulver verwandelt, mit fettem Kalk als eine Puzzolane sich vereinigen würde. Ich konnte diese Annahme an einigen beträchtlichen Stücken bestätigen, welche der Oberingenieur der Ardennen, Lemoyne, mir mittheilte, und in der That verhält sich das Pulver der Gaize wie eine wahre natürliche Puzzolane, welche an manchen Orten um so wichtigere Dienste leisten kann, als man sie zu einem sehr niedrigen Preise erhalten kann. Noch mehr, wenn die Sandlager, welche aus der Verwitterung dieser Gaue entstehen und sich an der ganzen Länge des steilen Abhanges hinziehen, welchen dieß Gestein im Arrondissement de Bouziers bildet, nicht durch Regenwasser einen Theil der gallertartigen Kieselerde verloren haben, so müssen dieselben unmittelbar als Puzzolanen angewandt werden können. Bei einem sehr entscheidenden Versuche mengte ich 100 Gewichtstheile Gaizepulver mit 20 Gewichtstheilen gebranntem, zuvor gelöschtem Kalk und der entsprechenden Wassermenge zur Consistenz eines guten Mörtels; die Anwendung des Gemenges, welches unmittelbar unter Wasser gebracht wurde, erfolgte während 7 Tagen und die Vereinigung der Mischung war nach 50 Tagen, der gewöhnlichen Zeit, welche alle gebräuchlichen Puzzolanen erfordern, erfolgt. Die Gaize gibt demnach das erste Beispiel einer natürlichen Puzzolane von nicht vulkanischem Ursprunge. Vicat. (Comptes rendus.) Ueber die Anwendung der natürlichen gallertartigen Kieselerde zur Verbesserung des Bodens. Die gewöhnlichen Dünger, welche dem Boden die organischen Bestandtheile wieder erstatten, die ihm durch den Anbau in den vorhergehenden Jahren entzogen wurden, vermögen ihm nicht immer auch die unorganischen Bestandtheile wieder zu ersetzen, deren er auf demselben Wege beraubt wurde. Die Abnahme der Kieselerde z.B. im Boden kann mit der Zeit merklich werden, so wird an gewissen Orten das Getreide immer geneigter sich zu senken, ohne Zweifel weil es in dem Boden nicht mehr die erforderliche Menge Kieselerde vorfindet, damit seine Stengel die nöthige Consistenz erhalten; dessenungeachtet kann der Unterboden oft Kieselerde in Menge enthalten, aber in einem Zustande, wo sie nicht assimilirbar ist. Diesem Fehler des Bodens läßt sich dadurch abhelfen, daß man dem Dünger eine gewisse Menge gallertartiger Kieselerde zusetzt, die sich nicht selten im Mineralreich vorfindet; das von Vicat unlängst in den Ardennen entdeckte Gestein, welches eine natürliche gute Puzzolane ist, enthält z.B. 56 Proc. gallertartige Kieselerde. Couche. (Comptes rendus, April 1846, Nr. 14.) Ueber die Verdienste des Hrn. Vicat um die Kenntniß und Anwendung des künstlich erzeugten hydraulischen Kalks; von Professor Dumas. Der Marquis d'Argenteuil hat der Société d'Encouragement eine Summe von 40,000 Frcs. vermacht, deren Zinsen man während sechs Jahren sich anhäufen lassen soll, um daraus den Stock eines Preises von 12,000 Fr. zu bilden; mit diesem Preis soll derjenige Erfinder belohnt werden, welcher im Verlauf der sechs vorhergehenden Jahre nach dem Urtheil der Gesellschaft die für die National-Industrie wichtigste Entdeckung gemacht hat. Der Ausschuß der Gesellschaft hat nach reiflicher Ueberlegung einstimmig beschlossen, jenen Preis diesesmal Hrn. Vicat, Oberingenieur des Brücken- und Straßenbaues, für seine bewunderungswürdigen Entdeckungen hinsichtlich der Natur des hydraulischen Kalks und Mörtels zuzuerkennen. Daß wir jetzt, wo der Bau der Canäle und Eisenbahnen mit so großem Eifer betrieben wird, alle dabei erforderlichen Schleußen, Brücken, Viaducte, Tunnels etc. wohlfeil und von fast unbegränzter Dauer herstellen können, verdanken wir Hrn. Vicat; er lehrte uns allenthalben unter Wasser zu bauen und zwar eben so leicht und sicher, als auf der Oberfläche des Bodens, durch Anwendung des künstlich erzeugten hydraulischen Kalks. Hr. Vicat hat zuerst gezeigt, daß man mit Kalk und Thon, wenn man sie in gewissem Verhältniß mit einander vermengt, den hydraulischen Kalk erhält; er hat die Anwendung und Darstellung dieses schätzbaren Products im Großen zuerst durchgeführt. Ohne Thon gibt der Kalk einen Mörtel, welcher allerdings an der Luft langsam erhärtet, in dem Maaße, als er daraus die Kohlensäure absorbirt; der sich aber im Wasser so schnell zertheilt oder auflöst, daß man damit keine Bauten unter demselben vornehmen kann. Dagegen erhärtet der mit Thon vermengte Kalk unter dem Wässer schnell und sicher und bekommt die Dauer des Steins selbst; nur muß man das Gemenge gehörig zu brennen verstehen. Hr. Vicat hat uns also gelehrt, wodurch sich die Kalkarten, welche man seit langer Zeit fetten Kalk, magern Kalk und hydraulischen Kalk nennt, von einander unterscheiden. Ersterer ist reiner Kalk; er gibt einen Mörtel, welchen man nur in geringer Dicke anwenden darf, weil er nur dann erhärten kann, wenn ihn die Luft durchdringt und ihm die hiezu erforderliche Kohlensäure liefert. Der magere Kalk enthält Bittererde und bietet keine besonderen Eigenthümlichkeiten bei seiner Anwendung als Luftmörtel dar; aber der hydraulische Kalk, welcher mit thonhaltigem Kalk erzeugt wird, liefert uns Mörtel, welche nach und nach so hart werden, als der Kalkstein selbst. Mit 10, 15, 35 Proc. Thon wird der Kalk immer mehr hydraulisch. Wenn der Kalk diesen Thon nicht enthält, braucht man ihn bloß vor dem Brennen mit solchem zu vermengen, damit er verhältnißmäßig mehr oder weniger hydraulisch wird. Erhöht man das Verhältniß des Thons auf 33 Proc., so erhält man eigenthümliche, besonders wichtige Producte, welche unter Wasser oder an der Luft fast augenblicklich erhärten, und die man uneigentlich im Handel römisches Cement nennt, welches jedoch die Römer niemals kannten. Nachdem Hr. Vicat gezeigt hatte, aus welchen Substanzen der hydraulische Kalk besteht und wie man ihn aus seinen Bestandtheilen zusammensetzen und somit künstlich darstellen kann, enthüllte er uns auch bald die Natur jener Thone, welche man Puzzolane oder Traß nennt, von denen die Römer so häufige Anwendung machten, um dadurch ihre Mörtel zu erhärten. Es sind dieß Thone, welche durch das Feuer der Vulcane mit Alkalien oder selbst mit ein wenig Kalk gebrannt wurden und dadurch die Eigenschaft erlangt haben, den fetten Kalk durch ihre Vermengung mit demselben augenblicklich hydraulisch zu machen. Wenn man irgend einen Thon mit Kalk oder Alkalien brennt, so macht man daraus in der That eine wahre Puzzolane. Ueberzeugt, daß die Natur fast überall Kalksteine darbietet, womit man hydraulischen Kalk fabriciren kann, durchreiste Hr. Vicat ganz Frankreich fast immer zu Fuß und bezeichnete den Ingenieuren und Bauunternehmern über 300 Steinbrüche, welche hydraulischen Kalk zu liefern vermögen. Erst ganz kürzlich hat er gezeigt, daß jene Puzzolane, um welche man ehemals Italien so sehr beneidete und jener so schätzbare Traß, deren chemische Zusammensetzung und künstliche Fabrication er uns gelehrt hatte, ihrerseits durch gewisse Arten Kieselsand ersetzt werden können, die in einigen Ländern in Menge vorzukommen scheinen. Fetter Kalk, welchen man mit solchem Sand vermengt, wird hydraulisch, Wenn aber der hydraulische Kalk zum Bauen unter dem Wasser der Flüsse, Canäle etc. so nützlich ist, wird das Meerwasser gerade so auf ihn wirken? Die Erfahrung hat das Gegentheil bewiesen. Nicht aller hydraulische Kalk eignet sich gleich gut zum Bauen in Salzwasser; man muß darunter eine Wahl treffen, und Hr. Vicat, welcher die Notwendigkeit derselben erkannte, gab auch die Regeln dafür an. Heutzutage können wir also unsere Häfen, Leuchtthürme, Dämme in aller Sicherheit bauen; das Meerwasser hat seinen bekannten und speciellen hydraulischen Kalk. Nach dieser kurzen Auseinandersetzung wird man sich nicht mehr verwundern, daß die Ersparnisse, welche Frankreich mittelst der Verfahrungsarten des Hrn. Vicat machte, bereits auf dreihundert Millionen zu veranschlagen sind; in einigen Jahren dürften sie bei der großen Ausdehnung unserer Canal- und Eisenbahnbauten Milliarden betragen. Eine Verordnung vom 20. Januar 1845 erkennt Hrn. Vicat auf den Bericht der HHrn. Arago und Thenard als Nationalbelohnung eine Pension von 6000 Frcs. zu. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Februar 1846, S. 91.) ––––––––––– Wir haben diesen Aufsatz, welcher im Original mit den übertrieben Lobpreisungen des Hrn. Vicat schließt, unsern Lesern nicht vorenthalten wollen, um ihnen zu zeigen, wie hoch von den Franzosen diejenigen ihrer Landsleute geachtet werden, welche etwas Nützliches ins Leben einzuführen bestrebt sind, selbst wenn dabei eine Unredlichkeit gegen Ausländer begangen wird, worüber man mit einer bewunderungswürdigen Dreistigkeit hinwegschreitet. Es würde begreiflicherweise das Verdienst des Franzosen nicht so glänzend erscheinen und vielleicht nicht die beabsichtigte Wirkung hervorbringen, wenn man gestehen wollte, daß an derselben Sache einen großen und gar einen größern Antheil im Auslande vollends ein Deutscher hatte. Dieses muß verschwiegen werden; und man ist dazu um so mehr berechtigt, da, wenn in Deutschland etwas Gutes zu Stande kommt, es nur darum geschieht, weil die Deutschen so dumm (esprits épais) sind, wie jüngst in der Akademie der Wissenschaften zu Paris von Hrn. Baron Dupin geradezu ausgesprochen wurde (siehe Beilage zur Augsburger Allg. Zeitung vom 11. April 1846). Wenn auch nicht alle Franzosen so aufrichtig ihre Gesinnung gegen uns äußern wie Dupin, daß sie dieselbe uns geradezu ins Gesicht sagen, so denken doch gewiß die allermeisten wie er; und wenn ein Deutscher in seiner Einfalt etwas zu Tage bringt, so muß es ein Franzose längst schon gehabt und wenigstens gedacht haben. Dieses findet der deutsche Michel auch selbst ganz in Ordnung und es hat in der Regel nur das für ihn Gültigkeit, was in Paris approbirt worden. Er achtet daher nicht auf die Abhandl. von Fuchs über Kalk und Mörtel (Erdmann's Journal für technische und ökonomische Chemie, Bd. VI), nicht auf dessen von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften in Harlem gekrönte Preisschrift: über die Eigenschaften, Bestandtheile und chemische Verbindung der hydraulischen Mörtel (polytechn. Journal Bd. XCIX S. 271). Ein Beweis für diese Mißachtung findet sich im Journal für praktische Chemie, Jahrg. 1842, Bd. XXVI, S. 418. Wir haben uns über die Anmaßung des Hrn. Vicat, der noch gegenwärtig keinen klaren Begriff von der Natur des hydraulischen Kalks und Mörtels zu haben scheint, hinlänglich ausgesprochen (insbesondere im polytechn. Journal Bd. LXXXII S. 362), so daß wir es für überflüssig halten, noch mehr hierüber zu sagen. Uebrigens beneiden wir Hrn. Vicat, der gewiß seinem Vaterlande in dieser Beziehung viel genutzt hat, nicht um die Belohnung die ihm zugedacht worden, und wünschen nur, daß sich unsere Landsleute ein Beispiel daran nehmen möchten. E. D. Die Stereochromie. Der vom Oberbergrath Fuchs in München erfunden Stereochromie hat sich nun endlich der berühmte Künstler Hr. v. Kaulbach daselbst angenommen und nach einigen wenigen Versuchen mit der neuen Methode so ganz vertraut gemacht, daß er sie gegenwärtig mit derselben Leichtigkeit handhabt wie die Oelmalerei. Mehrere seiner in dieser Weise ausgeführten Proben stehen in seinem Atelier dem Publicum schon seit einiger Zeit zur Einsicht offen. Die neue Malerei hau auch wirklich in der letzten Zeit in Bezug auf Glanz und Feuer der Farbe, so wie auf Fügsamkeit in Hinsicht der Behandlung eine Vollkommenheit erlangt, die kaum etwas zu wünschen übrig läßt, und Kaulbach ist gesonnen ein großes Frescobild, zu dem der Carton schon vorliegt, in dieser Manier auszuführen. (Augsb. Allg. Ztg.) Ueber Zinkographie (Zinkdruck). Durch die in der letzten Zeit bekannt gewordene sogenannte anastatische Druckerei oder die Kunst Kupferstiche, Letterndruck etc. auf verschiedene Metalle, insbesondere Zink zu übertragen (polytechnisches Journal Bd. XCVII S. 231) ist eigentlich nur die Zinkographie wieder ausgerichtet worden. Sennefelder, der Erfinder der Lithographie, hat darüber Versuche drei Jahre lang fortgesetzt; er ging aber wieder von der Sache ab, weil dabei das Verrücken der aufliegenden Filzplatte und bei lange andauerndem Drucken das Strecken der Zinkplatten, wodurch Buchstaben und Zeichnungen in die Länge gezogen werden, fast unvermeidlich sind. Die Schwärze aus Lampenschwarz und Leinölfirniß, wovon letzterer eine Consistenz haben muß, daß ein Tropfen zwischen den Fingern in einen 1 1/2 Zoll langen Faden sich ziehen läßt, muß mit einer Walze aufgetragen werden, die mit Kalbleder, von welchem die Fleischseite auswendig, überzogen ist. Das Papier muß beim Ueberdrucken auf der Rückseite mit einem Wasser aus drei Theilen Regenwasser und einem Theile Salzsäure Wohl benetzt und die Zinkplatte erwärmt werden. Diese Erfahrungen gingen aus Sennefelder's Versuchen vor mehr als 30 Jahren hervor. Spätere Mittheilungen, welche wir hierüber durch einen Freund von Hrn. Käppelin, einen gebornen Schweizer und Besitzer einer ansehnlichen lithographischen Anstalt in Paris, erhalten haben, sind der Hauptsache nach mit dem Vorhergehenden übereinstimmend. Nach Käppelin's Aeußerung ist die Zinkographie schon seit vielen Jahren ihrer großen Schwierigkeiten wegen gänzlich aufgegeben worden. Man wendet sie nur beim Ueberdrucke von Gegenständen an, für deren Umfang nicht hinreichend große Steine aufgetrieben werden können. Sie ist eine wahre Vexirarbeit, da das Zink entsetzliche Launen und Empfindlichkeiten hat, welche die Geduld des kaltblütigsten Arbeiters ermüden. Jede Berührung mit dem Finger gibt Flecken, ja selbst die Ausdünstung der Arbeiter soll darauf Einfluß haben. Die autographische Tinte und Druckerschwärze sind nicht, wie man da und dort meint, von besonderem Belange und müssen nicht besonders zubereitet sehn, sondern die Hauptrücksichten, welche dabei zu nehmen sind, sind: 1) die Zinkplatte muß vollkommen eben und spiegelblank seyn; 2) das gesäuerte Wasser muß von eigenthümlicher Zubereitung und dem Zinke entsprechend seyn, und 3) das zu den Abdrücken dienende Papier muß recht gleichmäßig und Wohl genetzt seyn. Das gesäuerte Wasser, dessen Zubereitung in den meisten zinkographischen Anstalten als Geheimniß betrachtet wird, soll nach folgender Vorschrift dargestellt werden: 1 Loth Galläpfelpulver wird mit 2 Pfd. Regenwasser bis auf ein Drittheil eingekocht, durchgesiehen und die Flüssigkeit mit einem Quentchen chemischreiner Salpetersäure von einer Stärke = 20° B. und 4 Tropfen Salzsäure vermischt. Nach der Mischung soll das Wasser eine Stärke von 2 1/2° an Baumé's Aräometer zeigen. Bei dem Gebrauche muß dieses Wasser entweder mit Regenwasser noch verdünnt, oder durch Abdampfen in einer Porzellanschale auf einem warmen Ofen noch concentrirt werden, weil die Natur der Zinkplatten dasselbe bald schwächer bald stärker verlangt, wofür sich keine allgemeine Regel angeben läßt. Der Stärkegrad ist bald ausgemittelt, und man wird durch die Freude des außerordentlichen Gelingens der Abdrücke für die leichte Mühe reichlich entschädigt. Auf dieses Wasser legt Käppelin so viel Werth, als Sennefelder auf das Erwärmen der Zinkplatten gelegt hat. (Kunst- und Gewerbeblatt, Febr. 1846.) Kreide als Schutzmittel für den kupfernen Schiffsbeschlag. In einer Versammlung der asiatischen Gesellschaft zeigte der Vorstand Hr. Karl Hufnagel ein merkwürdiges Kupferblech vor, welches an dem Dampfschiff Hindostan in England angebracht worden war und seitdem man es befestigte, hatte das Schiff über 100,000 Meilen zurückgelegt; das Kupfer war mit Kreide überzogen worden, in welche man Worte eingeschrieben hatte, die man noch deutlich lesen konnte; das Kupfer unter der Kreide hat die ursprüngliche Dicke, während es sonst allenthalben durch die Reibung auf seiner Oberfläche abgenutzt ist. Seit dieser interessanten Entdeckung haben die Eigenthümer des Schiffs Aeneas den ganzen Kupferbeschlag desselben mit Kreide überzogen, in der Hoffnung es dadurch zu coserviren. (Chemical Gazette, Mai 1846, Nr. 85.) Ueber Mittel der Erkrankung der Arbeiter in Zündhölzchenfabriken vorzubeugen. Im polytechn. Journal Bd. C S. 69 wurde eine Abhandlung von Dr. Russel „über die Krankheiten der Arbeiter in Zündhölzchenfabriken und die Mittel denselben vorzubeugen“ mitgetheilt; die dort angegebenen Maaßregel scheinen mir nicht hinreichend, obschon ich der theilweisen Zweckmäßigkeit derselben beipflichte, und besonders eine gute Ventilation für sehr nützlich erachte, da eine solche unerläßlich ist, um die durch die allmähliche Verbrennung des Phosphors nach und nach ihres Sauerstoffs beraubte und dadurch verdorbene Luft stets durch frische zu ersetzen. Ueberdieß dürfte es aber unumgänglich nöthig seyn, für stete Beseitigung der Phosphordämpfe zu sorgen, und ich schlage zu diesem Zweck das Ammoniak vor, indem dasselbe als gasförmiger und basischer Körper im Stande ist, die durch die Verbrennung des Phosphors an der Luft sich bildenden Dämpfe von phosphoriger Säure zu binden und damit unschädliche Verbindungen von phosphorigsaurem und phosphorsaurem Ammoniak zu bilden. Deßfallsige Versuche haben diese Annahme vollkommen bestätigt; in einem verschlossenen Zimmer wurde Phosphor der langsamen Verbrennung so lange ausgesetzt, bis die darinnen verweilenden Phosphordämpfe ziemlich lästig fielen und hierauf flüssiges Ammoniak in Schalen aufgestellt, wo dann nach kurzer Zeit nur mehr schwach der eigenthümliche Geruch des verbrennenden Phosphors wahrgenommen werden konnte (von Ammoniak war fast nichts zu riechen); während durch Ventilation allein es nicht möglich war eine solche vollkommene Beseitigung der Phosphordämpfe zu bezwecken Vielleicht wäre das Ammoniak für sich allein schon im Stande den Krankheitserscheinungen in den Zündhölzchenfabriken vorzubeugen. Jedenfalls ist es des Versuches werth, in den mit gut eingerichteter Ventilation versehenen Arbeitssälen mehrere Schalen oder Teller mit flüssigem Aetzammoniak, oder wohlfeiler solche mit einem befeuchteten Gemenge von Salmiakpulver und Aetzkalk oder auch Kreide so aufzustellen, daß sie von den Arbeitern etwas entfernt zu stehen kommen, und dieselben jedesmal zu erneuern, wenn keine starke Entwicklung von Ammoniak mehr stattfindet. F. Roder, Apotheker zu Lenzburg im Kanton Aargau. Ueber die Verfälschungen der Cochenille. Die Verfälschung der Cochenille durch Aufschwellung derselben mit Wasserdampf und Umrühren mit gepulvertem Talk (seltener mit Bleiweiß), um ihr ein schöneres Ansehen und ein größeres Gewicht zu geben, ist bekannt; wird sie dadurch zu weiß, so hilft man mit Graphit wieder ab. Leider ist diese Behandlung schon so allgemein, daß sie kaum mehr als betrügerisch betrachtet wird. Eine noch viel bedenklichere in neuerer Zeit vorkommende Verfälschung der Cochenille ist ihre Vermengung mit 10–20 Procent einer künstlichen Cochenille. Diese ist violettroth, ihr Gefüge glatt und etwas glänzend, ihre Größe und Gestalt ziemlich wie bei der ächten. Im Glasmörser zerrieben bringt sie Streifen auf dessen Wänden hervor und gibt ein violettcarmoisinrothes Pulver, welches der Cochenille ähnlich schmeckt. Bei der chemischen Untersuchung ergab sich, daß diese falsche Cochenille 32 1/2 Proc. Lack mit Thonerde- und Eisenbasis und überschüssiges kohlensaures Natron, 32 verbrennliche Materie und 35 1/2 Proc. Glas, Sand und erdige Substanzen enthält. Wahrscheinlich wurde sie auf die Art bereitet, daß man einen Lack aus Farbholz und Alaun mit kohlensaurem Natron niederschlug; diesem Lack wurden dann Cochenillerückstände, Sand und gestoßenes Glas zugesetzt. Das Eisen scheint von dem Rückstand eines Cochenille-Präparats (?) herzurühren. Monthiers. (Journal de Pharmacie, Februar 1846, S. 109.) Verbesserte Essigbereitung. Die HHrn. C. Leuchs und Comp. in Nürnberg zeigen an, daß sie den Verkauf eines Verfahrens Essig zu bereiten, welches von einem Essigfabrikanten ausgeht, der es schon seit mehreren Jahren ausübt, übernommen haben; nach der Angabe des Erfinders ist man nach der neuen Art im Stande, den Essig auf eine viel einfachere, weniger kostspielige und mühevolle Weise als bisher und bei Anwendung einer gleichen Menge Geistes, oder Zuckergehaltes, gegen andere Methoden stärker zu erzeugen; damit soll sich noch die Möglichkeit vereinigen, den Essig ohne Umstände in concentrirtem Zustand herstellen zu können. Die Schnellessigfabrication bietet bei allen ihren Vorzügen in der Praxis mehrere Mängel dar, nämlich 1) die bedeutende Verflüchtigung von geistigen und Essigtheilen, welche zwar vermindert werden kann, aber in der Regel nicht vermieden wird, daher sich die Nähe einer Essigfabrik dem Vorübergehenden häufig schon durch den Geruch kund gibt (und wie viel Essig geht nicht verloren, wenn die Atmosphäre beständig mit Essigdampf erfüllt ist); 2) die Schwierigkeiten, welche das bald zu schnelle, bald zu langsame Durchlaufen der Flüssigkeit, das Verschleimen der Siebböden und Späne, das Regeln des Luftstroms macht, der, wenn er zu schwach ist, die Säuerung aufhält, wenn er zu stark ist, zu viel geistige oder saure Theile entführt und daher Schwäche des Essigs verursacht; 3) die viele Handarbeit. Alle diese Mängel sollen bei dem neuen Verfahren durchaus beseitigt seyn. Uebrigens bietet das fragliche Verfahren kein neues Princip dar, sondern beruht auf einem allbekannten, bisher aber noch nicht in der Schärfe angewandten. Die Ertragsberechnung bei diesem Verfahren welches keine andern Geräthe als ein Faß für die essiggebende Flüssigkeit und eines für den fertigen Essig erfordert – stellt sich im Vergleich mit der bisherigen Fabricationsart wie folgt: A. Bei der ältern Art rechnet man, daß 100 Eimer Ansatzflüssigkeit binnen sechs Wochen 80 Eimer fertigen Essig liefern; B. Bei der Schnellessigfabrication gibt ein Apparat von 6 Fuß Höhe täglich 1 1/2 Eimer, in sechs Wochen also 63 Eimer Essig. Bei der neuen hier vorgeschlagenen Art erhält man mit der bei A angewandten Zahl Fässer in sechs Wochen 120 Eimer Essig, statt 80; also 40 Eimer oder 50 Procent mehr, und wenn man so viele Fässer anwendet, als bei B der Apparat kostet, 150 Eimer Essig, statt 63; also 87 Eimer mehr, erspart die Handarbeit, welche bei der Schnellessigfabrication einen Arbeiter ganz in Anspruch nimmt, und erhält stärkeren Essig, weil die geistigen und sauren Theile nicht durch Luftzug entführt werden. Ueber die Rolle, welche das Wasser überhaupt durch seinen Gehalt an Salzen in der Oekonomie spielt. Eine scheinbar weitabstehende Untersuchung über die Fixirung der erdigen Bestandtheile in den Knochen lieferte Hrn. Boussingault Gelegenheit zu den wichtigsten Andeutungen über die Rolle, welche das Wasser durch seinen Gehalt an Salzen in der Landwirthschaft spielt. Boussingault nahm drei junge Ferkel unmittelbar nach der Geburt, das erste wurde sogleich getödet und der Gehalt an feuerbeständigen Salzen in seinem Skelett bestimmt. Die beiden andern Ferkel, welche bei der Geburt genau dasselbe Gewicht hatten, wurden während acht Monaten mit gewöhnlichem Schweinefutter ernährt, dann das zweite geschlachtet, und wie bei dem ersten der Gehalt seines Skelettes an Asche bestimmt. Das dritte überbleibende wurde endlich während drei Monaten nur mit in Wasser verrührten Kartoffeln gefüttert und dann eben so behandelt wie die beiden andern Die Kartoffeln, die es verzehrte, das Wasser, welches es soff, seine Excremente wurden genau gewogen während dieser Zeit und der Aschegehalt aller dieser Stoffe bestimmt. Aus der Analyse des zweiten Ferkels hatte sich ergeben, daß in den ersten acht Monaten nach der Geburt ein Schwein im Durchschnitt 2,4 Gramme Phosphorsäure und 2,8 Gramme Kalk täglich bedarf, während nach dieser Periode, wo das Skelett sich besonders festigt, täglich nur 1,4 Phosphorsäure und 1,6 Kalk fixirt werden. Allein die von dem dritten Schwein innerhalb der 93 Tage dauernden Kartoffelfütterung verzehrten 544 Kilogr. Kartoffeln enthielten im Ganzen nur 98 Gramme Kalk, während in dem Skelett 150 Gr. Kalk fixirt wurden, und durch die Excremente 116 Gr. Kalk abgegangen waren. Das Schwein hatte demnach in den drei Monaten 266 Gr. Kalk gebraucht und dennoch in seiner Nahrung nur 98 Gr. empfangen. Die fehlenden 168 Gr. Kalk mußte das Wasser liefern; trotz der großen Reinheit des Wassers von Bächelbrunnen (Boussingault's Landgut) konnten durch dessen Kalkgehalt dem Thier 179 Gr. Kalk zugeführt werden, mithin 11 Gr. mehr, als im Skelett gefunden wurden. Diese Thatsachen, so interessant sie an und für sich für die Physiologie sind, indem sie zeigen, daß der Organismus überall, wo er ihn nur finden kann, sich den Stoff zu seinem Gebäude zu verschaffen sucht, liefern Hrn. B. die Anhaltspunkte zu weitern Schlüssen. Er zeigt, daß die Brunnen von Bächelbrunnen jährlich seinem Vieh etwa 1000 Kilogr. Kalk, Magnesia mit Kochsalz zuführen; daß alle diese den Pflanzen so nöthigen Stoffe von dem Vieh, lebendigen Filtrirmaschinen, aufgenommen und dem Dünger zugeführt werden, und so weist er, die Wage in der Hand, nach, welchen Einfluß nothwendig der Salzgehalt verschiedener fließenden Wasser auf die Vegetation haben muß, und wie es dem Oekonomen nicht gleichgültig seyn kann, ob er ein Wasser von dieser oder jener Beschaffenheit auf seine Aecker und Wiesen leitet, am Brunnen von dieser oder jener Zusammensetzung sein Vieh tränkt. (Augsb. Allg. Ztg.) Ueber die Erschöpfung des Bodens durch das Getreide in der von der Blüthe bis zur Reife verstreichenden Zeit. Boussingault hat jetzt chemisch die Frage untersucht, in welchem Verhältnisse die Pflanzen und namentlich das Getreide, während der verschiedenen Epochen ihrer Lebensdauer die Bestandtheile des Bodens und der Atmosphäre fixiren. Die Beantwortung dieser Frage ist eine der wichtigsten für den Landwirth. Oft handelt es sich darum, bei Futtermangel, durch angesäetes Getreide, das man jung abmäht, dem Mangel abzuhelfen, und es fragt sich, ob diese Art den Boden zu benutzen, denselben mehr erschöpft, als wenn man dem Getreide sein volles Wachsthum läßt. – Mathieu de Dombasle hatte behauptet, das Getreide entzöge dem Boden nach der Blüthe keine Stoffe mehr; die Pflanze habe im Momente der Blüthe schon die ganze Menge von verschiedenen Substanzen, welche sie gebrauche, an sich gebracht, und empfange während der ganzen Periode von der Blüthe bis zur Reife der Körner keine neuen Stoffe mehr. Was sie dem Boden entnehme, habe sie schon vor der Blüthe entnommen. Boussingault hat nun Versuche in der Weise angestellt, daß er von einem Acker, der sehr gleichmäßig stand, eine bestimmte Anzahl Pflanzen zu verschiedenen Epochen ausriß, und nach vollständiger Austrocknung derselben ihr Gewicht bestimmte. Diese getrockneten Pflanzen wurden nun analysirt und bestimmt, wie viel Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff und feste mineralische Substanz ein bestimmtes Gewicht derselben enthielt. So wurden zu drei verschiedenen Epochen, am 19ten Mai, 9ten Junius, zur Zeit der Blüthe, und am 5ten August, zur Erntezeit, die Analysen wiederholt und aus den Ergebnissen berechnet, wie viel der einzelnen Bestandtheile eine Hektare Landes während der Epoche des kräftigsten Wachsthumes und in der von der Blüthe bis zur Reife verstrichenen Zeit hervorgebracht hatte. Die Weizenpflanzen, welche auf einer Hektare Landes standen, wogen am 19ten Mai 689 Kilogramme, am 9ten Junius (Blüthezeit) 2631 Kilogr., am löten August 4666 Kilogr.; es waren demnach auf einer Hektare Landes fixirt worden an trockener Substanz: vom 19ten Mai bis zum 9ten Junius 1942 Kilogramme, mithin 92,3 Kilogr. täglich, und vom 9ten Junius bis 15ten August 2035 Kilogr. oder 30,3 Kilogr. täglich. Es zeigt sich daraus, daß die Fixation der trockenen Substanz zwar von der Blüthe bis zum Reifen der Frucht fortdauert, das Reifen mithin nicht bloß eine Verarbeitung der schon aufgenommenen Masse und ein Austrocknen des Getreides ist; daß aber auf der andern Seite diese Fixation nur etwa ein Drittel derjenigen beträgt, welche während der Periode des größten Wachsthumes stattfindet. Indeß geben diese Resultate noch nicht eine unmittelbare Antwort auf die Frage, welche besonders den Landwirth angeht. Dieser will wissen, in welchem Verhältniß die Fixation zu dem Boden steht, auf welchem die Pflanze wächst; inwiefern dieser Boden durch die Pflanze erschöpft wird, und in welchem Verhältniß diese Bodenerschöpfung zu den verschiedenen Lebensperioden der Pflanzen steht. Die organische Substanz, woraus die Pflanze größtentheils zusammengesetzt ist, wird nicht aus dem Boden, sondern wie wir jetzt sehr wohl wissen, aus der Luft genommen; der Kohlenstoff, der Sauerstoff, der Wasserstoff und Stickstoff wird, wenn nicht gänzlich, so doch zum größten Theil der Atmosphäre entzogen, und um deren Zusammensetzung hat sich der Landwirth nicht zu kümmern und ihre Erschöpfung nicht zu fürchten. Der Boden liefert aber die mineralischen Bestandtheile, welche zu dem Leben der Pflanze höchst nöthig sind; aus ihm werden jene phosphorsauren, kohlensauren Salze, jene Kieselsäure und alle die Stoffe entnommen, welche beim Verbrennen in Form von Asche zurückbleiben, und der Boden ist dann erschöpft, wenn er diese mineralischen Bestandtheile der Pflanze nicht mehr liefern kann. Darauf beruht eben das große Princip der Wechselwirthschaft, daß man auf demselben Boden Pflanzen abwechseln läßt, welche verschiedene mineralische Bestandtheile fixiren, so daß während des Wachsthums und Gedeihens der einen Pflanze der verwitternde Einfluß der Atmosphäre in dem Boden wieder neue Quantitäten derjenigen Substanzen aufschließt und löslich macht, welche der nachfolgenden Pflanze nöthig sind; darauf beruht größtentheils die Wirkung des Düngers, daß er dem Boden in löslicher Form Stoffe zufügt, welche der anzubauenden Pflanze die Aschenbestandtheile, deren sie bedürftig ist, liefert. Der Knotenpunkt der angeregten Frage für den praktischen Landwirth liegt mithin darin zu wissen, ob die Pflanze zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Mengen mineralischer Substanzen dem Boden entzieht, ob sie diesen mehr erschöpft während des Wachsthums, während des Blühens, während der Reife. Hierauf antworten Boussingault's Versuche durchaus kategorisch. Während der oben angegebenen Wachsthumsperiode von 21 Tage entzog der Weizen einer Hektare Landes dem Boden 40,3 Kilogramme mineralischer Substanz, mithin 1,87 Kilogramme täglich, oder beinahe 4 Pfunde; während der folgenden Periode von der Blüthe bis zur Ernte, die 66 Tage dauerte, 120,8 Kilogramme, oder 1,84 Kilogramme täglich. Der Unterschied zwischen beiden Zahlen ist so unbedeutend, daß wir denselben unberücksichtigt lassen und behaupten können, daß der Weizen während der ganzen Zeit seines Wachsthums eine etwa gleiche Quantität mineralischer Bestandtheile dem Boden entzieht, und diesen während der Zeit der Reife eben so erschöpft als während des größten Wachsthums. Die Fixation der organischen Bestandtheile, welche hauptsächlich der Luft entnommen werden, verringert sich um zwei Drittel während der Reifezeit; diejenige der mineralischen Bestandtheile, welche dem Boden entzogen werden, bleibt sich gleich. Man säe dreimal im Jahr auf demselben Acker Weizen, den man zur Blüthezeit oder etwas vor derselben als Futter abschneidet, und man wird dadurch den Boden nicht mehr erschöpfen, als wenn man den einmal gesäeten Weizen blühen und Frucht tragen läßt. Dieß ist das praktische Resultat für den Landwirth. (a. a. O.) Ueber die relative nährende Kraft des grünen und dürren Futters. Man glaubt ziemlich allgemein, daß dieselbe Quantität Klee, oder anderes grünes Viehfutter weit nährender sey im frischen Zustand, als wenn es in Heu umgewandelt wurde; nach Hrn. Boussingault ist dieß ein Irrthum; seine Versuche scheinen zu beweisen, daß das Heu sogar nährender sey als die Quantität grünes Futter, aus welchem es hervorgegangen. Es ist demnach ein unnützer Luxus, Tag für Tag hinauszufahren und frischen Klee zum Futter zu holen, statt in einemmal den Klee abzumähen und nachher als Heu zu verfüttern; das Resultat für das Vieh bleibt dasselbe, und die Zeitersparniß ist der Gewinnst für den Landmann. Boussingault's Versuche hierüber sind, wie immer, mit jener sorfältigen Genauigkeit angestellt, die der Chemiker in seine Experimente bringen muß. Es genügte nicht, einmal für allemal zu bestimmen, wie viel Wasser und flüchtige Stoffe der Klee beim Trocknen verliere; denn es zeigte sich, daß das Heu außerordentlich hygroskopisch sey, und das Verhältniß desselben zum grünen Futter deßhalb sehr wechsle. Die täglich zum Futter bestimmte Quantität Klee wurde aus diesem Grunde gewogen und in zwei gleiche Hälften getheilt; die eine Hälfte ward grün verfüttert, die andere Hälfte getrocknet und als Heu bewahrt. So wurde nun das vorher abgewogene Thier (Rinder) mit gewogenen Mengen grünen Klees während einer gewissen Zeit gefüttert und die entsprechenden Heuquantitäten zurückgelegt. Nach Verlauf der Versuchszeit wurde das Thier von neuem gewogen und bestimmt, ob es durch die Fütterung zu- oder abgenommen habe. Sodann wurde die zweite Versuchsweise in derselben Art mit dem trockenen Heu vorgenommen und ebenfalls nach Beendigung derselben das Gewicht des Thieres bestimmt, das nicht abgenommen, sondern eher sich vermehrt hatte. Die Versuche sind noch nicht zahlreich genug, um diesen Vorzug des trockenen Heues definitiv zu beweisen; jedenfalls aber genügen sie, um darzuthun, daß eine Quantität Futter wenigstens dieselbe nährende Kraft habe, sie mag nun als Heu oder grün verwendet werden. (a. a. O.) Verfahren zur Bereitung von Kartoffelmehl. Die zweckmäßigste Bereitung von Kartoffelmehl dürfte wohl die nach der von Prof. Schulze in Eldena bekannt gemachten Methode seyn. Dieselbe zweckt nämlich darauf ab, unter Erhaltung aller Nährstoffe mittelst eines wenig umständlichen Verfahrens ein Mehl darzustellen, welches im wesentlichen derselben Anwendung zur Speise fähig ist, wie die Kartoffeln selbst. Die Kartoffeln werden nämlich gekocht. Dabei verkleistert die Stärke in den Zellen und schließt das geronnene Eiweiß mit ein; der Zusammenhang des Markgewebes selbst wird gelöst. Damit die gekochten Kartoffeln sich besser trocknen lassen und die Substanz nicht glasig werde, läßt man die gekochten Kartoffeln gefrieren, wodurch dieselben in einen Zustand versetzt werden, vermöge dessen nach dem Aufthauen das Wasser sehr leicht abgepreßt und der Rückstand getrocknet werden kann. Die trockene Substanz läßt sich schon zwischen den Fingern in ein körniges lockeres Pulver zerreiben, welches mit Leichtigkeit gereinigt und durch einfaches Anbrühen zur Speise vorbereitet werden kann. (Mussehl's prakt. Wochenbl.) Ueber das Conserviren thierischer Substanzen. Hr. A. Bobierre hat der französischen Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung über diesen Gegenstand übergeben; seine Methoden eignen sich zum Einbalsamiren, so wie zum Conserviren anatomischer und naturhistorischer Gegenstände. Die Hauptsubstanz, welche er anwendet, ist der Holzgeist (Methyloxydhydrat), in welchem er eine gewisse Menge Kampher auflöst. Sein Verfahren beim Einbalsamiren besteht darin: 1) erstlich von der angegebenen Flüssigkeit in die Halspulsadern zu injiciren: 2) den injicirten Leichnam mit Firniß zu überziehen; 3) ihn mit Bleistreifen und klebrigen Streifen zu umgeben und endlich noch einmal zu firnissen; 4) ihn in einen bleiernen Sarg zu bringen, in welchen man ein unvollkommen verschlossenes Glas stellt, welches schwefligsaures Natron enthält. (Journal de Chimie médicale, April 1846, S. 296.) Unlängst wurde folgendes Verfahren zum Einbalsamiren angegeben, wodurch die thierischen Substanzen steinhart werden sollen. Man taucht sie in Wasser, worin Quecksilbersublimat und Salmiak aufgelöst sind. Die Leichname welche einige Zeit in dieser Flüssigkeit liegen blieben, können polirt werden, widerstehen dem Hammer etc; sie behalten ihre natürliche Farbe bei und erheischen wenn sie aus dem Bade kommen, keine weitern Vorsichtsmaaßregeln. Die Red. Erfahrungen über holzgenagelte Fußbekleidung. Eine Mittheilung des Hrn. Prof. Bender, Vorstehers einer Erziehungsanstalt in Weinheim, über gut ausgeführte holzgenagelte FußbekleidungMan vergl. darüber polytechn. Journal Bd. XCIV S. 408 und Bd. XCVII S. 333., verdient veröffentlicht zu werden, um ein größeres Vertrauen für diese Methode zu erwecken, als ihr bis jetzt mit Unrecht zu Theil geworden ist. Hr. Bender bedient sich nebst seinen zahlreichen Zöglingen seit länger als einem Jahre dieser Fußbekleidung und findet sie weit vortheilhafter, als die früher von demselben Schuhmacher mit Fleiß und aus gutem Leder auf die gewöhnliche Weise angefertigten. Er findet diese Vortheile theils in größerer Annehmlichkeit beim Gehen, indem keine Naht drückt, theils in längerer Dauer, und endlich in besserem Schutze gegen die Nässe. Bei einer im letzten nassen Sommer mit achtzehn Zöglingen unternommenen Fußreise nach Mailand hatte derselbe Gelegenheit die holzgenagelten Schuhe einer harten Prüfung zu unterwerfen; die Reisenden wurden sehr oft durchnäßt, hatten beim Uebergang über die Alpen, indem sie beim Aufsuchen von Pflanzen und Mineralien häufig die Landstraße verließen, sehr steinige Wege, und dennoch bedurften ihre Schuhe keiner Reparatur, sondern wurden vielmehr nach der Rückkehr von der Reise theilweise noch bis zum October, ohne reparirt werden zu müssen, getragen. Hr. Bender ließ die seinigen erst am 20. October wieder sohlen, obgleich sie Anfangs Julius schon gebraucht wurden. – Er findet dieses günstige Resultat, gegenüber den sonst häufigen Klagen über die ungenügende Dauerhaftigkeit der holzgenagelten Fußbekleidung, allein in der großen Sorgfalt, mit welcher dieselbe von dem Schuhmachermeister F. Ehrat in Weinheim angefertigt wird, und glaubt, daß alle ungünstigen Erfahrungen hierüber nur in leichtfertiger Arbeit nicht sachkundiger Meister ihren Grund haben. Die Erfahrungen des Hrn. Bender gründen sich übrigens auf den allgemeinen Gebrauch der nach dieser Methode angefertigten Fußbekleidung in seinem nicht weniger als 70 Personen zählenden Hause. (Monatsbl. d. großh. hess. Gewerbv.)