Titel: Ueber die gegenwärtig gebräuchlichen Verfahrungsarten um die Baumwollenzeuge türkischroth zu färben.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XLV., S. 205
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XLV. Ueber die gegenwärtig gebräuchlichen Verfahrungsarten um die Baumwollenzeuge türkischroth zu färben. Aus dem Traité théorique et pratique de lImpression des tissus', par J. Persoz. Paris 1846. Ueber Verfahrungsarten um die Baumwollenzeuge türkischroth zu färben. A.Verfahren der französischen (Elsasser) Fabriken. Auf 2000 Pfd. Baumwolle nimmt man: 1170 bis 1300 Pfd. (schleimiges) Olivenöl; 3000 Pfd. Wasser, worin 18 bis 30 Pfd. kohlensaures Kali (Potasche) aufgelöst sind. Das Oel, das Wasser und die Potasche werden in diesen Verhältnissen in drei gleiche Theile getheilt, wovon man nach einander und in dem Maaße als man ihrer bedarf, drei Theile Weiß- oder Oelbad bildet, indem man nach und nach dem Oel die zur Erzeugung einer Emulsion erforderliche Menge Potascheauflösung einverleibt. Im ersten Theil dieses Weißbads grundirt man das Drittel der zu ölenden Stücke; nach dieser Operation bringt man sie in Haufen an einen kühlen Ort, wo man sie 10-12 Stunden lang läßt, und sodann in einer geheizten Hänge bei 48° Reaumur Temperatur trocknet. Während dieses Trocknens beginnt man dieselben Operationen mit dem zweiten Drittel und hierauf mit dem Rest der Stücke: auf diese Weise kann die Arbeit beständig fortgehen; denn während frisch grundirte Stücke in Haufen liegen, befinden sich andere in der Hänge und wieder andere werden neuerdings grundirt. Nach jedem Grundiren im Weißbad, worauf ein Liegenlassen und ein Austrocknen folgt, kommen die Stücke wieder in ihr respectives Weißbad und werden darin neuerdings grundirt. Sobald es an Bad fehlt, setzt man entweder etwas lauwarmes Wasser, oder altes Weißbad vom Entfetten (Einweichen der Stücke in Potascheauflösung) zu und wiederholt die Operation mehrmals, je nach der Menge Oel, welche man auf dem Stoff zu befestigen wünscht. Die Anzahl der Weißbäder, welche immer auf dieselbe Weise gegeben werden, nämlich so, daß darauf ein Liegenlassen und Trocknen (Rösten) in geheizten Räumen folgt, ist gewöhnlich 7 oder 8, worauf man zum Entfetten schreitet, indem man die Stücke zweimal, jedesmal 24 Stunden lang, in eine Potascheauflösung von 2° Baumé einweicht. Die Flüssigkeit, welche man durch nachheriges Auspressen daraus erhält, ist das sogenannte alte Weißbad, welches man wieder zum Oelen benutzt. Nachdem die Stücke dann gut gespült worden sind, kann man sie galliren. Galliren oder Beizen. Diese Operation wird auf zweimal gegeben: einmal vor dem ersten Krappen und dann vor dem letzten Krappen. Man erschöpft 20 Pfd. gestoßener Galläpfel in Sorten durch Wasser, indem man sie mehrmals damit abkocht; diese Absüde versetzt man mit soviel Wasser, daß man im Ganzen 300 Maaß1 Maaß gleich dem Raum, welchen 2 Pfd. Wasser einnehmen. Flüssigkeit erhält, worin man heiß 32 Pfd. Alaun auflöst; diese heiße Flüssigkeit bringt man in den Trog der Grundirmaschine und erhält sie auf beiläufig 56° R. Temperatur während der ganzen Zeit, wo man Stücke hindurchpassirt. Mit der angegebenen Menge Flüssigkeit kann man fast die Hälfte der in Arbeit genommenen Stücke, nämlich 1000 Pfd. Baumwolle beizen. Die aus der Grundirmaschine kommenden Stücke hängt man zwei Tage in einer auf 36° R. geheizten Trockenstube auf und nimmt sie dann durch ein starkes und heißes Kreidebad (in dem hiezu gebräuchlichen mit Walzen versehenen und durch Dampf geheizten Kasten). Da sich auf den Zeugen ziemlich viel unzersetzter Alaun befindet, so müssen dieselben ganz gleichförmig in dieses Bad gelangen, weil sonst ein stellenweises Austreten der Beize und in Folge hievon Ungleichheiten der Farbe entstehen würden. Nachdem durch die Kreide der Mordant befestigt ist, werden die Stücke ausgewaschen. Färben. Man färbt 10 Stücke miteinander und nimmt dazu je nach der Breite und Länge der Stücke 12, 14, 16–18 Pfd. Krapp. Wie bei dem vorhergehenden Verfahren theilt man den Krapp in zwei gleiche Portionen. Den zum ersten Krappen bestimmten rührt man mit der erforderlichen Menge Wasser an, nämlich 1500-1800 Maaß und fährt mit den 10 Stücken in dieses lauwarme Bad ein, worin man sie drei Stunden lang herumhaspelt, indem man im Verlauf von 2 3/4 Stunden die Temperatur nach und nach bis zum Sieden treibt, welches man nicht über eine Viertelstunde fortsetzen darf. Die aus dem Bad kommenden Stücke werden ausgewaschen, in der Walke oder den Waschrädern gereinigt, gespült und getrocknet. Zweites Galliren oder Alaunen. Nach dem ersten Krappen grundirt man die Stücke neuerdings mit der Beitze aus Galläpfeln und Alaun; man trocknet sie dann und nimmt sie durch Kreide, wie es vorher beschrieben wurde. Zweites Färben. Es wird geradeso wie das erste Färben mit dem Rest des Krapps vorgenommen, jedoch ohne Zusatz von Kreide, wovon die Stücke ziemlich viel zurückbehalten. Erstes Aviviren. Es wird so wie die folgenden Avivagen im geschlossenen Kessel vorgenommen, welcher zu zwei Drittel mit Wasser gefüllt ist, worin man aufgelöst hat: 12 Pfd. Seife,   3 Pfd. Potasche. Man muß acht Stunden lang im Kochen erhalten. Zweites Aviviren. Es geschieht mit: 13 Pfd. Seife, und 25 Loth Zinnsalz. Drittes Aviviren. Es geschieht gerade so wie das vorhergehende. Nach diesem dritten Aviviren, welches man nur bei einem starken und lebhaften Roth vornimmt, setzt man die Stücke einige Zeit der Luft aus, oder gibt ihnen sogar vorher noch ein Kleienbad, wodurch ihre Farbe reiner und lebhafter wird. Das Türkischroth ist dann fertig. B. Verfahren der Schweizer Fabrikanten. Seit beiläufig zwanzig Jahren bringen die Schweizer Fabrikanten türkischrothe Zeuge und Garne in den Handel, welche sich eben so sehr durch die Schönheit der Farbe als den billigen Preis auszeichnen. Während man früher zum Färben eines schönen Roth an Oel wenigstens die Hälfte des Gewichts der Baumwolle und wenigstens das doppelte Gewicht derselben an Krapp anwandte, verbraucht man heut zu Tage in der Schweiz an Oel nur den vierten Theil vom Gewicht der Baumwolle; hinsichtlich des Krapps nehmen manche Fabrikanten bloß 100 Pfd. um 100 Pfd. Baumwolle zu färben, ohne daß ihr Roth etwas zu wünschen übrig läßt. Man gibt die Weißbäder bei 22–24° R. Temperatur, indem man dem Oel und der Potasche noch Kühkoth im Zustand der Gährung hinzusetzt. Um eine Partie von 400 Pfd. Baumwolle zu behandeln, verwendet man:   26 7/10 Pfd. Olivenöl, 250 Maaß Potascheauflösung von 2 1/2° Baumé,   62 Maaß gegohrenen Kühkoth, welcher mit Urin (von Kühen) in breiartigen Zustand versetzt ist. Man rührt den Kühkoth mit 230 Maaß Wasser an, welches auf 29-30° R. erwärmt ist, rührt das Oel hinein und bildet hierauf die Emulsion, indem man dem Ganzen nach und nach 20 Maaß Potascheauflösung von 25° Baumé zusetzt. Nachdem dann die Temperatur der Flüssigkeit auf den erforderlichen Grad gesunken ist, schreitet man zum Grundiren der Stücke in dieser Mischung (mittelst der Grundirmaschine). Die Stücke werden sodann in eine Art Kasten aus Tannenholz gebracht, worin man sie 12–18 Stunden liegen läßt, um eine Gährung zu veranlassen, welche sich oft in solchem Grade einstellt, daß man nicht selten Myriaden von Würmern in diesem kurzen Zeitraum sich entwickeln sehen kann; man trocknet die Stücke dann in freier Luft und hängt sie hierauf 8–10 Stunden in eine auf 50° R. geheizte Trockenstube. Nach diesem ersten Bad gibt man ein zweites, drittes und viertes, welche immer frisch bereitet werden, indem man dem Rückstand von jedem derselben die oben angegebenen Quantitäten von Oel, Potascheauflösung und Kühkoth zuseht, so daß nach den vier Oelbädern, die 400 Pfd. Baumwolle verzehrt haben:   106 8/10 Pfd. Oel, 1000 Maaß Potascheauflösung,   248 Maaß Kühkoth; und nach jedem solchen Bad trocknet man die Stücke zuerst in freier Luft und hierauf bei 50° R. Temperatur in der Trockenstube. Auf diese vier Oelbäder folgen vier andere, welche gerade so gegeben werden, aber bloß mit lauwarmem Wasser, worin die Rückstände von den vier ersten Weißbädern und die alten Bäder vom Einweichen (Degraissiren) suspendirt sind. Nach jedem solchen Bad trocknet man an freier Luft und hierauf in der geheizten Trockenstube, gerade so wie bei den ersten vier Weißbädern, nur dürfen die Trockenstuben keine so hohe Temperatur haben, nämlich 48° R. nach der fünften und sechsten Passage und 45° R. nach der siebenten und achten, womit man die Operation beendigt. Man schreitet sodann zum Degraissiren (Einweichen in Potaschelauge) auf die Seite 205 angegebene Weise, sammelt das alte Bad und reinigt die Stücke in Waschrädern, worauf man sie ausringt und bei 40° R. Temperatur in der Trockenstube trocknet. Galliren. Das Galliren geschieht auf zweimal; das erstemal, wo man keinen Alaun zusetzt, kocht man eine Stunde lang in 200 Maaß Wasser: 14 8/10 Pfd. Galläpfel in Sorten 12 8/10 Pfd. sicilianischen Sumach. Diesen Absud läßt man durch ein Sieb laufen und damit er klar wird, 24 Stunden lang stehen; hierauf decantirt man ihn, erwärmt ihn auf 35° R. und grundirt damit die Stücke, welche man dann in freier Luft trocknet und hierauf in eine auf 40° R. geheizte Trockenstube bringt. Das zweite Galliren geschieht gerade so wie das erste, nur läßt man den Sumach, weg und seht Alaun zu. In 220 Maaß Wasser, welches auf 37° R. erwärmt ist, löst man auf: 42 Pfd. 23 Loth gereinigten Alaun, welchen man sättigt mit   7 Pfd. Potascheauflösung von 25° Baumé. Nachdem man die Stücke durch dieses Bad passirt hat, ringt man sie aus, läßt sie sechs Stunden in einem Haufen aufeinander liegen und bringt sie dann in eine auf 22° R. geheizte Trockenstube (ohne Luftstrom), um sie auszutrocknen; hierauf hängt man sie drei Tage im Luftrechen auf und bringt sie wieder in die auf 40° R. geheizte Trockenstube. Alsdann werden sie, weil der Alaun nur zum Theil gesättigt ist, durch ein Kreidebad von 40° R. Temperatur genommen, indem man auf 40 Pfd. Zeug 5 Pfd. 6 Loth Kreide anwendet. Die aus diesem Bad kommenden Stücke werden gespült und getrocknet, wo sie dann gefärbt werden können. Man färbt auf einmal, indem man auf 40 Pfd. Zeuge anwendet: 40 bis 60 Pfd. Palud-Krapp, 5 Pfd. 17 Loth Sumach, 1 Maaß Ochsenblut. Man erhöht die Temperatur des Bads während zwei Stunden allmählich und läßt es dann eine halbe Stunde lang kochen; die Stücke werden hierauf gespült und zweimal in geschlossenem Kessel avivirt, worin man sie sechs Stunden lang kochen läßt, nämlich: das erstemal mit 10 Pfd. Seife,   6 Pfd. Potasche, 13 3/10 Loth Zinnsalz; das zweitemal mit 10 Pfd. Seife, 13 3/10 Loth Zinnsalz,   8 2/5 Loth Salpetersäure. Nach diesen Avivagen legt man sie zwei bis drei Tage auf der Wiese aus und passirt sie dann durch ein kochendes Kleienbad. Dieses Verfahren unterscheidet sich wesentlich von dem vorhergehenden, weil alle Operationen darauf abzielen, zwischen den verschiedenen zusammengebrachten Bestandtheilen eine Gährung hervorzurufen und dadurch die Metamorphose des fetten Körpers zu veranlassen. Der Erfinder desselben, indem er die Nothwendigkeit anerkannte, einen gewissen Wärmegrad zu erreichen, sah wohl ein, wie wichtig es ist, die Wirkung der Luft dabei zu begünstigen. Die Luft wirkt aber auf die nach angegebener Weise behandelte Baumwolle um so besser ein, da dieses Gewebe eine gewisse Menge Wasser zurückhält, während ein zu schnelles Austrocknen die Zeuge gerade dem Einfluß desjenigen Agens entzieht, welches die Hauptrolle bei der Operation zu spielen hat. Es geschieht ohne Zweifel aus diesem Grunde, daß man die Stücke vor dem Rösten in den geheizten Trockenstuben immer an der Luft aufhängt, was nur ein langsames Trocknen bewirken kann. C. Verfahren des Hrn. Steiner. Seit einigen Jahren wendet Hr. Steiner in England und in seiner Fabrik zu Riebeauvillé (Oberrhein) ein von ihm erfundenes Verfahren an, welches sich in dreifacher Beziehung auszeichnet; die Stücke werden nämlich nicht nur viel wohlfeiler gefärbt, sondern das Roth wird auch sehr lebhaft und die Fabrication sehr regelmäßig. (Hr. Persoz theilt ein Muster von dem Türkischroth des Hrn. Steiner mit, beschreibt aber dessen Verfahren nicht näher.) D. Verfahren des Hrn. Gastard. Das folgende Verfahren liefert auch ein sehr schönes Roth, obgleich es sich im Grund von den vorhergehenden nur durch die Anwendung von Salpetersäure bei den Operationen des Oelens unterscheidet; man verdankt es Hrn. Gastard, welcher bekanntlich zuerst den rothen Farbstoff des Krapps zur Darstellung ächter Tafelfarben benutzte; derselbe hat mich ermächtigt, es bekannt zu machen. Vorbereitung der Zeuge. Nachdem man die Stücke vierundzwanzig Stunden lang in einem auf 16–20° R. erwärmten Wasser liegen ließ, walkt man sie, kocht sie dann vier Stunden lang in einem Wasser, welches 300–320 Maaß altes Weißbad enthält und läßt sie in dem Kessel selbst bis zum andern Tag liegen; man walkt sie dann neuerdings, spült sie zweimal und trocknet sie. Das Weißbad besteht für 60 Baumwollenstücke, welche 212 bis 218 Pfd. wiegen, aus:   7 Pfd. Olivenöl, 12 Maaß Schafkoth oder Kühkoth. Oelen. In diese Substanzen rührt man nach und nach eine Potascheauflösung von 4° Baumé, um eine vollkommene Emulsion hervorzubringen, womit man sämmtliche 60 Stücke imprägniren kann. Man grundirt die Stücke in dieser Emulsion und trocknet sie dann an der Luft, an der Sonne, wenn die Witterung es gestattet; außerdem aber in der Hänge. Wenn sie fast vollkommen ausgetrocknet sind, bringt man sie vier bis fünf Stunden in die auf 52–56° R. geheizte Trockenstube; wenn sie aus derselben kommen, grundirt man sie zweimal in einem mit Salpetersäure gesäuerten Wasser, welches 1 1/2° Baumé zeigt und trocknet sie dann an der freien Luft, aber nicht mehr in der geheizten Trockenstube, worin sie unvermeidlich morsch würden; man gibt ihnen dann: 1) ein zweites Weißbad ähnlich dem ersten, worauf ein Trocknen in freier Luft und in der geheizten Trockenstube folgt; 2) eine zweite Passage in Salpetersäure von 1° Baumé, worauf ein Trocknen in der freien Luft folgt; 3) ein drittes Weißbad, ähnlich dem ersten, worauf ebenfalls ein Trocknen in freier Luft und in der geheizten Trockenstube folgt; 4) eine dritte Passage in Salpetersäure von 1 1/2° Baumé, worauf ein Trocknen in freier Luft folgt; 5) ein viertes Weißbad ähnlich dem ersten, worauf ein Trocknen an freier Luft und Rösten in der Trockenstube bei 52–56° R. folgt; endlich 6) eine vierte und letzte Passage in Salpetersäure, worauf ein Trocknen an freier Luft folgt. Für die zwei letzten Oelungen kann man den Küh- oder Schafkoth weglassen. Entfetten. Nach allen diesen Operationen passirt man die Stücke in einer Potascheauflösung von 4 1/2° Baumé; man ringt sie aus und sammelt das alte Weißbad auf, trocknet sie an freier Luft, läßt sie dann zwei Stunden lang in Wasser weichen, spült sie hierauf und trocknet sie wiederholt. Galliren. Man gallirt auf zweimal: das erstemal in einem vollkommen klaren Absud von 30 Pfund sicilianischem Sumach, das zweitemal in einem Galläpfelabsud. Nach jeder dieser Passagen, welche warm gegeben werden, trocknet man die Stücke. Erstes Alaunen. Man löst in der zum Imprägniren dieser 218 Pfd. Baumwolle erforderlichen Menge Wasser auf: 24 Pfd. 13 Loth Alaun und setzt zu:   1 Pfd. 17 Loth Bleizucker, 20 Maaß Potascheauflösung von 4° Baumé. Nachdem sich die Flüssigkeit durch Stehen geklärt hat, wo sie dann 4° Baumé zeigen muß, grundirt man die Stücke fast kalt und läßt sie dann zwölf bis fünfzehn Stunden lang in einem Haufen liegen; man trocknet sie nun, läßt sie hierauf vier Stunden lang in Wasser weichen und spült sie zweimal im Flußwasser aus. Erstes Krappen. Um den sechsten Theil des angegebenen Quantums Baumwollenstücke, beiläufig 10 Stücke, zu krappen, nimmt man: 34 Pfd. Krapp, 10–12 Maaß Ochsenblut,   4–7 Pfd. Sumach und färbt, indem man in drei Stunden das Bad bis zum Kochen treibt. Die gefärbten Stücke werden gewaschen, gereinigt und getrocknet. Zweites Alaunen. Es ist dem ersten ähnlich und man behandelt die Stücke auf dieselbe Weise: nur werden sie, nachdem sie getrocknet sind, bei 40° R. Temperatur in einem mit Kreide versetzten Kühkothbad passirt, worauf man sie spült. Zweites Krappen. Es ist dem ersten ähnlich. Erstes Aviviren. Auf 30 Stücke oder 106 bis 110 Pfd. in Arbeit befindlicher Baumwollgewebe gießt man in einen Kessel, welcher zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, 10–12 Pfd. Potasche und 300–320 Maaß altes Weißbad; man kocht vier bis fünf Stunden lang und läßt die Stücke bis zum andern Tag im Kessel; dann nimmt man sie heraus, um sie zu spülen, zu pritschen, und vier bis fünf Tage lang auf der Wiese auszulegen. Zweites Aviviren Man gießt in den Avivirkessel mit der geeigneten Menge Wasser den Absud von 2 Pfd. Kleie; wenn die Flüssigkeit in vollem Kochen ist, gießt man eine Auflösung von 15 Pfd. weißer Marseillerseife hinein und hierauf allmählich in kleinern Portionen und unter Umrühren eine Auflösung von 1 Pfd. Zinnsalz in 4 Maaß Wasser, welches mit 17 Loth Salzsäure und 3–4 Loth Salpetersäure versetzt ist, je nachdem man dem Zeug eine mehr oder weniger in Scharlachroth stechende Farbe geben will. In diesem Augenblick bringt man die vorher befeuchteten Stücke in Kessel; man kocht sie darin eine Stunde lang und läßt sie bis zum andern Tag darin. Daß unter den Substanzen, welche bei diesem Verfahren angewandt werden, die Kreide fast gar nicht vorkommt, ist ohne Zweifel dem Umstand zuzuschreiben, daß Hr. Gastard ein sehr kalkreiches Wasser benutzte. Uebrigens ist der Oelverbrauch bei seinem Verfahren sehr vermindert, indem 28 Pfd. Oel zum Beizen von 218 Pfd. Baumwolle hinreichen, während das erzeugte Türkischroth mit jedem andern den Vergleich aushält. E. Allgemeine Bemerkungen. Es ist allgemein anerkannt, daß sich während des Oelens die fette Substanz verändert und um so besser befestigt, je länger die mit noch feuchter Oelbeize imprägnirten Gewebe der Luft ausgesetzt bleiben (jedoch gegen Regen und zu starke Einwirkung der Sonnenstrahlen geschützt) und je besser man den geeigneten Temperaturgrad für das heiße Trocknen (Rösten) zu treffen weiß. Es scheint vortheilhafter zu seyn, die Faser nur auf ihrer Oberfläche zu imprägniren: das Roth wird sonst zu dunkel und es ist schwer es zu aviviren, ohne seine Lebhaftigkeit zu vermindern. Wenn man nämlich in die schönsten türkischrothen Baumwollenzeuge Einschnitte macht, so bemerkt man im Schnitt weiße Theile, ein Beweis daß das Oel und die Thonerdebeize nur unvollkommen in die Mitte des Gewebes eingedrungen sind; dadurch daß die Farbe auf der Oberfläche des Gewebes angebracht wird, erhält der Lack Glanz; denn die farblose oder wenig gefärbte Schicht, welche sich in der Mitte desselben befindet, macht ihn natürlich Heller und durchscheinender. Beim Oelen der Stücke muß man große Sorgfalt darauf verwenden, daß man sowohl die langsame Verbrennung als die Selbstentzündung des fetten Körpers, womit der Stoff imprägnirt ist, verhindert; im ersten Fall wird das Gewebe immer mehr oder weniger geschwächt; im zweiten kommt die Fabrik in Gefahr, weil Feuer ausbrechen kann. Die langsame Verbrennung, wie die Selbstentzündung, rührt daher, daß das Gewebe entweder mit zuviel Oel imprägnirt ist, oder mit zu wenig Kali-Bicarbonat, welches das Oel sättigen muß. Die langsame Verbrennung wird veranlaßt, wenn man die Stücke auf der Wiese zu starker Sonnenhitze aussetzt oder durch die Wärme, welche sich in Folge zu langen Liegens der Stücke in Haufen entwickelt; die Selbstentzündung aber durch das freie Oel, womit die Stücke in der geheizten Trockenstube auf ihrer Oberfläche überzogen sind. Nur aus letzterem Grunde kann man beim Türkischrothfärben keine trocknenden Oele anwenden. Da durch Boussingault's Versuche erwiesen ist, daß der Urin der Kühe viel Alkali-Bicarbonat enthält, so wäre es möglich daß er sich mit Vortheil zum Oelen der Zeuge verwenden ließe; da dieser Urin außerdem Substanzen enthält, welche leicht in Gährung übergehen, so wäre er ohne Zweifel geeigneter die Rolle eines Ferments zu erfüllen, als das alkalihaltige Wasser welches man anwendet. Uebrigens ist es möglich daß der Kühkoth auch durch die in ihm enthaltene fette Substanz wirkt und daß auch das Futter der Kühe nicht ohne Einfluß bei den Operationen ist, wozu man Kühkoth benutzt, weil die in letzterem enthaltene fette Substanz nach den Arten und dem Alter der Gräser verschieden seyn kann. Schon Hr. Daniel Köchlin hat gezeigt, daß das Galliren unnütz ist und daß das Roth ebenso lebhaft wird, wenn man diese Operation unterläßt, vorausgesetzt daß man vorher den Alaun abstumpft, weil man ohne diese Vorsichtsmaßregel sich der Gefahr aussetzen würde die Thonerde nicht vollständig zu fixiren (ihre Fixirung würde nämlich dann bloß durch das Kreidebad bewerkstelligt). Auch verdient untersucht zu werden, ob Heinr. Schlumberger's Versuche über das Färben mit Krapp für gewöhnliche Zwecke (polytechn. Journal Bd. LVII S. 454) nicht auch in den Türkischrothfärbereien zur Ersparung an Krapp ohne Nachtheil für die Lebhaftigkeit und Reinheit des Roth führen könnten. Die Avivagen betreffend, könnte man bei der ersten die Anwendung von Seife unterlassen; sie ließe sich füglich durch kohlensaures Kali bei einem Druck von einer halben Atmosphäre ersetzen: dieses Salz, welches das Gewebe gar nicht schwächt, liefert sehr schöne Resultate. – Ed. Schwartz hat gefunden, daß wenn man ein Stückchen türkischrothen Zeugs, so wie er aus dem Krappbad kommt, mit einer concentrirten Chlorkalkauflösung behandelt, man ein in Orange stechendes Roth erhält, das keine Analogie mit demjenigen hat, welches die gewöhnlichen Avivagen liefern; während ein ähnliches Stückchen, in der Wärme in derselben Auflösung behandelt, die vorher durch kohlensaures Natron zersetzt worden ist, ein eben so schönes Roth liefert als das mit Seife avivirte ist. Aus dieser Beobachtung ließe sich vielleicht in den Türkischrothfärbereien Nutzen ziehen. Bei dem Schönen von gewöhnlichem Krapproth (um Krapp-Rosenroth zu erzeugen) hat man gefunden, daß die Seifenpassagen über eine gewisse Gränze hinaus keinen Nutzen mehr gewähren, weil der Lack mit fetter Substanz übersättigt ist; um sie wirksamer zu machen, muß man die Luft oder die Säuren interveniren lassen: das Roth auf geöltem Zeug ist aber in dem Augenblick, wo es avivirt werden muß, ganz in demselben Zustand von Uebersättigung; sollte man folglich die Stücke nach dem Krappen nicht unmittelbar mit Säuren behandeln und erst zuletzt Seife darauf einwirken lassen? Vielleicht sind auch einer derartigen Ursache die Vortheile zuzuschreiben, welche einige Fabrikanten dadurch erzielten, daß sie die geölten Stücke mit Salpetersäure imprägnirten. Wenn das Roth nach den Avivir-Operationen eine rosenrothe Nüance annimmt, so ist dieß ein Beweis, daß die Baumwolle nicht hinreichend mit Oel gesättigt wurde, oder daß dieses Oel nicht von der geeigneten Beschaffenheit war,Im polytechn. Journal Bd. C S. 78 sind Verfahrungsarten mitgetheilt, um junges Olivenöl zu den Oelbeizen vollkommen geeignet zu machen. oder daß die Weißbäder nicht unter den erforderlichen Umständen gegeben wurden, oder endlich daß man beim Austrocknen (Rösten) die zum Modificiren der fetten Substanz erforderlichen Temperaturgrade nicht getroffen hat. F. Hirn's Verfahren auf geölten Zeugen topisches Türkischroth zu erzeugen. „Meine Untersuchungen hatten zum Hauptzweck, weiße oder reservirte Stellen auf türkischrothem Grunde zu erhalten, ohne letztern nach dem Färben und Aviviren ätzen zu müssen, wie es in der Regel bisher geschah. Das bisherige Verfahren in dieser Hinsicht war eine offenbare Verschwendung an Krapp, weil man das ganze Stück türkischroth färben mußte, um dann die Hälfte oder drei Viertel des Bodens wieder wegzuätzen. Ich glaube nun ein Verfahren gefunden zu haben, wobei man nicht nur viel Krapp erspart, sondern welches auch gestattet, das Roth mit Kupferplatten oder auf der Walzendruckmaschine zu drucken, ohne daß es hinsichtlich der Lebhaftigkeit der Farbe etwas zu wünschen übrig läßt. Zum Oelen der Stücke habe ich mich theils des alten Verfahrens, theils des mit Salpetersäure behandelten Olivenöls bedient. Um mit letzterem sehr schnell zu fast eben so guten Resultaten zu gelangen, wie nach dem alten Verfahren, muß man folgenden Gang einschlagen. Es kommt darauf an, das Oel vollkommen auflöslich in der Lauge zu machen. Hiezu erhitzt man vier Theile gutes Oel und einen Theil reiner Salpetersäure von 40° Baumé in einem geräumigen Topf von Steinzeug im Wasserbad. Man rührt die Mischung um, bis die Reaction beginnt; wenn die Einwirkung beendigt ist, erhält man das Wasserbad wenigstens acht Stunden lang im Kochen. Die erkaltete Masse muß sehr dick und rothbraun seyn: diese Bedingung ist wesentlich. Um das Oel aufzulösen, bedient man sich einer schwachen und vollkommen kaustischen Sodalauge, welche man erhält, wenn man 1 Pfd. gebrannten Kalk in eine kochende Auflösung von 4 Pfd. krystallisirter Soda in 80 Pfd. Wasser wirft. Nachdem sich die Lauge in der Ruhe geklärt hat, vermischt man 15 Theile davon mit 1 Theil Oel und erwärmt die trübe Mischung nur so lange, bis die Flüssigkeit klar und durchsichtig wird – eine Eigenschaft die sie dann immer bei 16° R. Temperatur behalten muß. Die Stücke werden in dieser lauwarmen Oelauflösung grundirt und vier und zwanzig Stunden lang in eine auf 40° R. geheizte Trockenstube gebracht, oder was viel besser ist, fünf bis sechs Stunden auf der Wiese der Sonne ausgesetzt, wobei man sie aber einmal umkehren muß. Zwei so bewerkstelligte Oelungen sind vollkommen hinreichend. Man hängt die Stücke in das Wasser, um sie zu reinigen und pritscht sie gut. 1) Man grundirt mit essigsaurer Thonerde von 5° Baumé, trocknet die Stücke wie gewöhnlich und druckt dann eine sehr starke saure Aetzbeize auf, um die Thonerde wegzuätzen, welche viel stärker zurückgehalten wird, als auf einem nicht geölten Zeug. Nach dem Aufdrucken der Aetzbeize passirt man die Stücke durch ein Bad von 60° R. Temperatur, welches viel Kreide und Kühkoth oder was noch besser ist, ganz neutrales arseniksaures Kali enthält. 2) Anstatt die Stücke mit essigsaurer Thonerde zu grundiren, kann man letztere auch wie gewöhnlich mit Handformen oder Walzen aufdrucken, nur muß die Farbe dabei in den Stoff stark eindringen. Nachdem die Stücke lange genug hängen geblieben, passirt man sie durch neutrales arseniksaures Kali bei 48° R. Temperatur. Das Färben in Krapp geschieht wie gewöhnlich; das Garancin gibt ebenfalls sehr gute Resultate. Obgleich die Stellen des Zeugs, welche keine Thonerdebeize erhielten, stark einfärben, so braucht man doch um so weniger Krapp, je mehr diese Theile vorwalten. Nach dem Färben seift man ein- oder zweimal kochend und passirt dann die Stücke durch eine saure Avivage, welche aus 1 Theil salpetersalzsaurer Zinnauflösung und 2 Theilen Seife besteht; man erwärmt dieselbe nach und nach auf 35–40° R. Grad. Uebrigens lernt man die Dauer des Avivirens und die geeignete Temperatur des Bads nur durch eine gewisse Erfahrung richtig bestimmen; dieses Aviviren ist unumgänglich nöthig, um Weiß zu erhalten, obgleich es scheinbar wenig auf die eingefärbten Stellen des Bodens wirkt. Nach dem Aviviren reinigt man die Stücke und legt sie auf die Wiese aus: im Sommer sind ein bis zwei Tage hinreichend, bei schlechter Witterung braucht man mehrere. Auch muß man die Stücke öfters umwenden. Es ist merkwürdig, daß die Sonne so wie die saure Avivage die Farbe der eingefärbten Stellen nicht merklich verändert, sondern bloß den Farbstoff disponirt sich durch die folgende Operation leichter abziehen zu lassen. Nachdem man die Stücke von der Wiese weggenommen hat, avivirt man sie im geschlossenen Kessel in einem Bad, welches aus 4 Theilen Seife, 2 Theilen kohlensaurem Natron (Soda) und 1 Theil gewöhnlichem Zinnsalz besteht. Wenn alle Operationen gut ausgeführt wurden, ist eine einzige Avivage ausreichend.“