Titel: Ueber eine Silbervergoldung für Holz, Metall, Gyps etc., welche der ächten Vergoldung gleichkömmt; von E. O. Schmidt.
Autor: Eduard Oscar Schmidt [GND]
Fundstelle: Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XXXIII., S. 141
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XXXIII. Ueber eine Silbervergoldung für Holz, Metall, Gyps etc., welche der ächten Vergoldung gleichkömmt; von E. O. Schmidt. Schmidt, über eine Silbervergoldung für Holz, Metall, Gyps etc. Die Vergoldung, von der ich nachstehend rede, eignet sich für alle Gegenstände, denen man auf diese Weise eine dem Gold ähnliche Farbe geben kann, die der durch die gute Vergoldung erhaltenen nichts nachgibt und vor dieser noch den Vorzug hat, daß sie sich gut abwaschen läßt und ebenfalls dem Feuer und der Feuchtigkeit widersteht. Mit Hülfe dieser Silbervergoldung kann nicht sowohl Holz, sondern auch Metall und Gyps vergoldet werden, und sie ist Schreinern, Goldarbeitern, Gürtlern, Kupferschmieden und Klempnern vorzugsweise anzuempfehlen. Soll Holz durch dieses Verfahren vergoldet werden, so stuppt man die vorher gut abgeschliffene Oberfläche drei- bis viermal mit schwachem Leim ab, wobei darauf zu sehen ist, daß ehe man aufs neue abstuppt, der erste Leimauftrag vollkommen trocken seyn muß. Weißes Schafleder, das eine Nacht lang in reinem Wasser eingeweicht worden ist, wird, nachdem das Wasser, in welches es eingeweicht war, abgegossen und durch neues ersetzt worden ist, so lange gekocht, bis eine vollkommene Auflösung des Leders stattgefunden hat; bei dem Kochen muß das Wasser von Zeit zu Zeit umgerührt werden, was mit einem hölzernen Spatel geschieht. Wenn in der wässerigen Auflösung nur noch einige Flocken von dem Leder herumschwimmen, so nimmt man sie vom Feuer und läßt dieselbe kalt werden. Nach dem Erkalten wird von der wässerigen Flüssigkeit der so gebildete Lederleim geschieden, welcher sich unter der Form einer Gallerte auf der Oberfläche befindet, rein und ohne Farbe ist. Dieser Lederleim wird in ein irdenes, gut glasirtes Geschirr gebracht und auf dem Feuer, ohne daß er jedoch kocht, geschmolzen. Wenn dieses stattgefunden hat, so setzt man etwas geschlämmte Kreide zu und rührt die Mischung fleißig um, damit sich keine Klümpchen bilden. Die Mischung darf weder zu dick noch zu dünn seyn, sondern muß die zum Verstreichen nöthige Consistenz haben. Mit dieser Composition wird der zuvor geleimtränkte Gegenstand mit einem feinen Pinsel vier- bis fünfmal abgestuppt, wobei ebenfalls zu bemerken ist, daß jede Schicht vollkommen trocken seyn muß, bevor man eine neue folgen läßt. Um den abgestuppten Gegenstand zu trocknen, setzt man ihn im Sommer der freien Luft, jedoch nicht den Sonnenstrahlen aus, und im Winter nimmt man das Trocknen bei gelinder Ofenwärme vor. Sobald nach dem Abstuppen der Gegenstand trocken geworden ist, so schleift man ihn mit Schachtelhalm und Wasser ab. Der Schachtelhalm muß zu diesem Zweck einige Zeit im Wasser eingeweicht werden und es sind vor dem Gebrauch von demselben die Knoten wegzuschneiden. Bei diesem Abschleifen ist zu bemerken, daß der sich dabei bildende Schliff durchaus nicht abgewaschen werden darf, sondern mit dem Zeigefinger oder der flachen Hand so gleichförmig als möglich verstrichen werden muß. Nachdem die abgeschliffene Oberfläche vollkommen trocken geworden ist, so schleift man nochmals dieselbe trocken ab, wozu Schachtelhalm angewendet wird, von dem die Knoten ebenfalls abgeschnitten worden sind und durch den man haucht, wodurch derselbe elastisch wird und beim Gebrauch nicht springt. Der bei diesem Abschleifen sich bildende fein trockene Schliff wird mit einem Dachshaarpinsel oder einem andern feinen Haarpinsel abgestrichen. In Folge dieses trockenen Schleifens erhält der Grund das Ansehen von Porzellan und einen sehr schönen Glanz. Von dem oben erwähnten Lederleim, der jedoch nicht mit Kreide vermischt werden darf, sondern rein seyn muß, bringt man etwas in ein Bierglas, läßt ihn bei gelinder Ofenwärme vergehen und verdünnt denselben mit Wasser. Mit dieser Lederauflösung wird der Gegenstand auf der abgeschliffenen Oberfläche mit einem feinen Haarpinsel zweimal so gleichmäßig wie möglich überzogen, wobei jedoch ebenfalls wieder zu bemerken ist, daß der zweite Ueberzug nicht eher folgen darf, bevor nicht der erste vollkommen trocken geworden ist. Der auf diese Weise behandelte Grund ist nun für mein Polimentiren fertig. Poliment zum Glanzgolde. Um dieses zu bereiten, nimmt man 1/2 Pfd. Ocker und reibt denselben trocken auf einem Reibstein zu einem fast unfühlbaren Pulver ab. Hierauf wird ein Loth weißes Wachs und 1/2 Loth venetianische Seife im Wasser auf Kohlenfeuer unter beständigem Umrühren mit einem hölzernen Spatel, geschmolzen, und man rührt dann den pulverisirten Ocker darunter. Sobald als die Composition kalt geworden ist, rührt man unter dieselbe das Weiße von sechs Eiern, was zwei Tage vorher zu Schaum geschlagen worden ist, worauf dann die ganze Komposition noch einmal recht zart auf dem Reibstein abgerieben wird. Mit diesem Poliment wird der Gegenstand dreimal überzogen und zwar zum erstenmal ganz dünn; dann etwas stärker und zum drittenmal am allerstärksten; bei diesem Auftragen des Poliments gilt wieder was ich schon beim Abstuppen gesagt habe, nämlich: eine jede Schicht muß erst vollkommen trocken seyn bevor eine zweite folgen darf. Die polimentirte Oberfläche wird mit dem Zahne polirt und dann mit Hülfe eines feinen Haarpinsels mit Branntwein fein benetzt, worauf das Silber aufgetragen und dann mit dem Polirzahn polirt wird; bei beiden Operationen wird eben so verfahren, als wie ich es weiter unten bei der Gypsvergoldung angebe. Bei der Gypsvergoldung wird wie nachstehend mitgetheilt wird, verfahren. Vorerst wird die zu vergoldende Oberfläche mit feinem Schachtelhalm abgeschliffen, worauf man auf dieselbe zwei Schichten von dem Lederleim aufträgt, dessen Bereitung ich schon weiter oben angegeben habe; diese Schichten müssen schwach aufgetragen werden und die zweite darf nicht eher folgen, bevor die erste nicht vollkommen trocken ist. Da beim Gyps kein Kreidegrund aufgetragen zu werden braucht, weil derselbe an und für sich einen guten Grund bildet, so kann man nach dem Trocknen der zweiten Leimschicht sogleich zum Polimentiren übergehen. Das Poliment wird bei der Gypsvergoldung eben so aufgetragen, als wie es von mir schon weiter oben erwähnt worden ist. Beim Poliren des Silbers muß man sich jedoch sehr in Acht nehmen, mit dem Polirzahn keine Vertiefung und Beulen in die Oberfläche des Gypses einzudrücken, da dieser eine weiche Masse ist und sich solche Stellen nicht gut wieder entfernen lassen. Zum Versilbern des Gypses bedarf man ein Brett, das 10 bis 12 Zoll lang und 6 bis 7 Zoll breit ist, und auf das man zwei Streifen Watte legt, welche mit einem Stück Wildhaut oder Weißgahrleder von passender Größe überzogen werden, das man auf den Kanten des Brettes annagelt, um so das Vergolderkissen zu bilden. Außerdem bedarf man noch ein zweischneidiges Messer von 10 Zoll Länge, welches an seiner Spitze abgerundet ist. Die Silberbüchelchen werden auf das Vergolderkissen gelegt, und mit Hülfe des Messers nimmt man die Blättchen aus dem Silberbüchelchen heraus, um sie auf dem Kissen auszubreiten. Sollte sich das Silberblättchen verschoben haben, so darf es nicht mit der Hand zurecht gelegt werden, sondern man muß sich des Messers bedienen, und im Fall daß das Silberblättchen Falten wirft, so bläst man leise auf dasselbe, um sie zu zertheilen. Mit dem Messer werden die Silberblättchen in die gehörige Länge und Breite ausgeschnitten. Zum Auftragen des Silbers selbst wendet man einen Pinsel an, der aus den Schwanzhaaren des Eichhorns angefertigt wird, die zwischen zwei Kartenblättern aneinander geleimt werden. Die besten Haare sind hiezu die, welche sich am hinteren Theile des Schwanzes befinden, da sie ganz gerade sind. Der Pinsel muß 2 Zoll breit seyn. An den Backen streicht man bei dem Vergolden etwas Talglicht und überfährt mit dem Pinsel die mit Talglicht bestrichene Stelle des Backens, in Folge dessen jedes Haar des Pinsels so viel Talg annehmen wird als nöthig ist. Der Pinsel wird auf das Silber aufgelegt, an dessen Haaren sich das Silber anhängt, was nun auf die Oberfläche des zu vergoldenden Gegenstandes aufgetragen wird. Bevor jedoch dieses Auflegen des Silbers geschehen kann, muß man auf die Oberfläche des zu vergoldenden Stückes reinen Kornbranntwein aufstreichen, damit das Silber haftet. Sobald das Silber nach dem Auftragen vollkommen trocken geworden ist, so wird dasselbe mit einem Achatsteine polirt, in Folge dessen es einen hohen Glanz erhält. Durch dieses hier mitgetheilte Verfahren läßt sich nicht nur Gyps, sondern auch Holz versilbern, und man braucht, um die Silbervergoldung vollständig zu machen, nur noch Goldlackfirnisse aufzutragen. I. Bereitung eines Goldlackfirnisses der in der Wärme aufgestrichen wird. Eine Unze Gummi-Gutta, 20 Gran Drachenblut, eben so viel Safran und 20 Unzen Weingeist werden in einer gläsernen Flasche 8 Tage lang der Sonne oder der Ofenwärme ausgesetzt. Sobald sich dieses Gemisch aufgelöst hat, filtrirt man die Auflösung in eine andere Flasche. Will man von diesem Lackfirniß Gebrauch machen, so schüttet man davon etwas in ein Bierglas und überzieht mit demselben das Silber so schnell und gleichmäßig als es nur möglich ist, wozu man sich eines feinen und dem Gegenstande angemessenen Haarpinsels bedient. Nach dem Auftragen der ersten Schicht dieses Goldlackfirnisses wird der Gegenstand blaß und matt erscheinen, denn nur nach der zweiten Schicht zeigt sich der völlige Goldglanz; das Auftragen der zweiten Schicht muß ebenfalls schnell und nicht eher geschehen, bevor nicht ein vollkommenes Trocknen der ersten Schicht stattgefunden hat. Wünscht man den mit diesem Goldlack überzogenen Gegenstand später abwaschen zu können, so muß der Goldlackfirniß-Ueberzug nochmals mit einer Schicht weißem durchsichtigem Copallackfirniß überzogen werden, wodurch keineswegs dem Glanze der Vergoldung geschadet wird. Wie dieser Copallackfirniß bereitet wird, darüber will ich weiter unten sprechen. Noch ist zu bemerken, daß der eben erwähnte Goldlackfirniß sehr schnell trocknet und in der Wärme aufgestrichen werden muß; auch ist der Gegenstand auf den man ihn aufträgt, etwas zu erwärmen, was im Winter am Ofen und im Sommer an der Sonne geschieht. Sobald als der Gegenstand mit dem Goldfirniß überzogen worden ist, was mit Hülfe eines feinen Haarpinsels geschieht, muß ersterer so schnell als möglich wieder erwärmt werden, damit die aufgetragene Firnißschicht rein, gleichmäßig und in einem hohen Glanze erscheint. II. Vorschrift zur Bereitung eines Goldlackfirnisses der in der Wärme und Kälte aufgetragen werden kann. Um sich diesen zu bereiten, nimmt man 4 Loth Mastix, 4 Loth Sandarach, 1 Quart Terpenthin, und nachdem man die beiden ersten Ingredienzien in ein feines Pulver verwandelt hat, bringt man dieselben nebst dem Terpenthin in 6 Loth Spicköl, das in einem wohl glasirten irdenen Gefäß unter Umrühren mit einem Spatel auf einem gelinden Kohlenfeuer gekocht wird. Später setzt man etwas Kolophonium und 2 Loth Leberaloe zu und kocht unter öfterem Umrühren die Mischung so lange, bis eine kleine Hühnerfeder, welche man in dieselbe eintaucht, verbrennt. Auch kann man sich einen guten Goldlackfirniß wie folgt anfertigen: man nimmt 6 Loth Körnerlack, 2 Loth gelben Bernstein, 2 Loth Gummi-Guttä, 40 Gran rothes Sandelholz, 18 Gran orientalischen Safran, 30 Gran Drachenblut, 6 Loth zerstoßenes Glas und 40 Loth Weingeist; sämmtliche Ingredienzien werden zu einem feinen Pulver gestoßen, mit dem Weingeist zusammen in einen Kolben gethan und die Auflösung dann auf bekannte Weise im Sandbade vorgenommen. Von diesem Lackfirniß trägt man zwei bis drei Schichten unter den bekannten Vorsichtsmaaßregeln auf, und die Vergoldung erhält dadurch einen hohen Glanz. Die mit diesem Goldlackfirniß überzogenen Gegenstände müssen jedoch bei gelinder Wärme getrocknet werden. III. Bereitung eines Copallackfirnisses der zum Ueberziehen des Goldlackes dient. Ein gläserner Kolben mit etwas langem Halse wird bis zur Hälfte mit 2 Pfd. Spiritus angefüllt, der wenigstens 90 bis 95 Grad stark seyn muß. 16 bis 24 Loth Copal, der in Stückchen von der Größe einer Erbse zertheilt worden ist, werden in einen Beutel von wollener Gaze gebracht, den man mit einem Bindfaden so in dem Halse des Kolbens aufhängt, daß der untere Theil des Beutels sich 1 1/2 bis 2 Zoll weit von der Oberfläche des Weingeistes befindet, worauf dann die Oeffnung des Kolbens mit einer nassen Blase verschlossen wird, in deren Mitte man eine Stecknadel steckt. Der Kolben wird in ein Wasser- oder Sandbad gesetzt und der Weingeist erhitzt, ohne daß er jedoch zum Kochen kommen darf. Sobald der Weingeist beginnt Dämpfe zu entwickeln, so durchdringen diese den in den Beutel eingeschlossenen Copal, der sich auflöst, in den Alkohol tropft und sich mit diesem verbindet. Wenn die Flüssigkeit gesättigt ist, so läßt man den Kolben erkalten, und sobald die Auflösung sich gehörig abgeklärt hat, so gießt man den abgeklärten Theil derselben vorsichtig in reine trockene Flaschen ab. Der im Beutel zurückgebliebene Kopal wird später für sich besonders im Weingeist oder Terpenthinöl aufgelöst. Durch dieses Verfahren erhält man einen wasserhellen Copallackfirniß, der einen durchsichtigen und dauerhaften Ueberzug bildet.