Titel: Ueber den Stand der Papierfabrication in Großbritannien und Frankreich; von Hrn. W. Oechelhäuser in Siegen.
Fundstelle: Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LXXXII., S. 360
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LXXXII. Ueber den Stand der Papierfabrication in Großbritannien und Frankreich; von Hrn. W. Oechelhäuser in Siegen. Von dem k. preuß. Finanz-Ministerium dem Gewerbsvereine zur Bekanntmachung mitgetheilt. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbsfleißes in Preußen, 1846, 6. Lieferung. (Schluß von S. 311 des vorigen Hefts.) Oechelhäuser, über den Stand der Papierfabrication in Großbritannien und Frankreich. In Bezug auf die Bleichmethoden haben die meisten Fabriken sowohl Chlorgas- als Chlorkalkbleiche adoptirt. Für feine Lumpen kommt aber letztere immer mehr in Aufnahme, ganz besonders in England und Schottland und man findet hier unstreitig die vorzüglichsten Einrichtungen und besten Verfahrungsarten. Die Einrichtungen zur Bleiche mit Chlorgas und zur Erzeugung desselben weichen wenig von den deutschen ab. Die Bleichkästen fassen 10 bis 12 Cntr. und sind durch eine oder zwei horizontale Lattenschichten getrennt. Die Erzeugung des Gases geschieht mittelst Dampf in bleiernen Retorten; von gleichem Metall sind die Röhren. Alle Verbindungen werden durch Wasser gegen die Luft abgesperrt. Die Vorrichtungen zur Chlorkalkbleiche bestehen in Reihen von steinernen Behältern, deren jeder 80 bis 100 Kubikfuß hält. Der ausgepreßte Stoff wird in denselben der Einwirkung des Chlorwassers ausgesetzt, dabei von Zeit zu Zeit umgerührt. Im Boden der Behälter befinden sich kleine Platten mit Löchern, durch welche die Flüssigkeit abgelassen werden kann, um sie später wiederum zu benutzen. Wo in Deutschland die Chlorkalkbleiche angewandt wird, geschieht dieß meistens schon im Holländer; bald darauf wird derselbe gewöhnlich geleert und man läßt die Bleiche im Halbstoffkasten noch einige Stunden wirken, bevor man den Stoff abziehen läßt. Eine Wiederbenutzung der ablaufenden Flüssigkeit findet so zu sagen nirgends statt. Von weit größerem Vortheile ist aber noch die jetzt in Großbritannien für feine Lumpen gebräuchliche Anwendung des Chlorkalks ohne Zusatz von Säure, welche bei uns gewöhnlich 4/6 bis 1/4 der Chlorkalkmenge beträgt. Wie sich erfahrungsmäßig der überwiegende Vorzug dieser Bleichmethode dort bereits herausgestellt hat, so wird eine kurze Betrachtung des Bleichprocesses dieses auch durch die Theorie bestätigen. Welche primären und secundären chemischen Processe beim Bleichen stattfinden, darüber sind die neueren Chemiker selbst nicht einig, wohl aber darin, daß es nicht die Bleiche selbst, sondern vielmehr die nachherige Einwirkung frei gewordener Säuren ist, welche jenen nachtheiligen Einfluß auf die Festigkeit der Faser ausübt, wodurch die chemische Bleiche so in Verruf gekommen ist. Hieraus ergibt sich ganz einfach, daß bloß bei der Bleiche mit unterchlorigsaurem Kalk (Chlorkalk) ohne Säure die Möglichkeit gegeben ist, zu bleichen ohne der Faser zu schaden, indem bei dieser Bleichmethode die genaueste Analyse keine freie Säure im Rückstande zeigen wird, was doch bei den andern beiden Arten zu bleichen in so hohem Grade der Fall ist. Bildete sich auch im Augenblick der Zersetzung des unterchlorigsauren Kalks freie Salzsäure, so wird sie doch sofort durch den zu gleicher Zeit frei gewordenen Kalk neutralisirt und der schädliche Einfluß auf die Faser verhütet. Ein Vergleich der Festigkeit von Papieren, welche auf diese verschiedenen Arten gebleicht wurden, bestätigt die Richtigkeit dieser Hypothese. Allerdings wirkt die bloße Chlorkalkbleiche weit langsamer als bei Anwendung von Säuren oder bei Gasbleiche; der Stoff muß 30 bis 40 Stunden derselben ausgesetzt bleiben und es sind also große Räumlichkeiten und Behälter erforderlich. Auch ist für ganz ordinäre Lumpen hiedurch der höchste Grad von Weiße nicht auf einmal zu erreichen, und man wendet in solchen Fällen entweder nachträglich verdünnte Säure an, oder man bleicht sie vorher schwach mit Gas. Da die Faser dieser Lumpen ohnehin weit fester ist, so schadet es in der Praxis nicht; die Hauptsache ist, daß man sich für die weißen Lumpen auf einmalige Anwendung von Chlorkalk ohne Säure beschränkt. Man kann behaupten, daß in England durchschnittlich das Bleichen nicht so auf die Spitze getrieben wird als in Frankreich, wo man fast ausschließlich zweimal und sehr oft sogar dreimal bleicht, d.h. ein- oder zweimal mit Gas und darauf mit Chlorkalk und Säure im Holländer. Das französische Papier zeigt daher auch den höchstmöglichen Grad von Weiße, wo hingegen das englische einigermaßen grau erscheint, gleichsam als wäre es mit Berlinerblau, statt mit Schmalte oder mit Utramarin, gebläut. Eine starke Bläuung, die Anwendung von thierischem Leim und das Walzen zwischen Kupferplatten tragen gleichfalls bei, dasselbe etwas zu dunkeln. Unstreitig sind aber diese englischen Methoden vorzuziehen, denn da die Bleiche immerhin ein Uebel, wenn auch ein nothwendiges ist, so wende man sie nicht zu stark, sondern so wenig als eben möglich, an. – Die gewissen Lumpensorten eigenen schwarzen Flecke (Schewen) werden nur gebleicht, wenn man erst Gas und nachher Chlorkalk anwendet. Das Schlußverfahren bei der englischen und schottischen Bleichmethode ist ebenfalls sehr wichtig. Der gebleichte Zeug wird nämlich wiederum ebenso ausgepreßt, als vor dem Bleichen geschah. Hiedurch wird einmal alle Flüssigkeit wiedergenommen, welche noch stark bleichende Eigenschaften hat, und ferner hat der Holländer sodann nur einen höchst geringen Theil von Bleichstoffen mehr wegzuwaschen. Deßhalb fühlt man auch die Nothwendigkeit der Anwendung von Reagentien dort lange nicht so dringend als bei uns, um so weniger, als bei Anwendung der Waschtrommeln das Auswaschen der Bleiche weder Verlust an Stoff noch an Zeit verursacht. Zum Auswaschen der Bleiche dienen in Frankreich und Großbritannien sehr häufig besondere Holländer, welche dann gewöhnlich so gestellt sind, daß aus denselben der Stoff in die Ganzzeugholländer laufen kann. Letztere haben sodann weder Waschcylinder, noch Waschscheiben, sondern eine eng um die Rolle anschließende Haube (Verdeck). Diese Waschholländer werden oft mit Riemen getrieben und haben leichte Rollen, so daß sie äußerst wenig Kraft gebrauchen. – Ausgezeichnet ist die Einrichtung in mehreren Fabriken Schottlands, das zum Auswaschen der Bleiche verwandte Wasser nochmals in dem Halbzeugholländer zum Waschen der Lumpen zu benutzen. Man bezweckte hiebei ursprünglich nur die Ersparung an Waschwasser, fand jedoch bald, daß dieses Wasser weit besser als frisches sey, indem es einige bleichende Eigenschaften besitzt. Wir kommen nun zum Hauptpunkt in der ganzen Papierfabrication, dem Verkleinern des Stoffs in den Ganzzeugholländern, einer Operation, welche am directesten auf die Qualität des Papiers einwirkt. In dieser Station haben weder Frankreich noch Großbritannien etwas neues aufzuweisen; jeder Fabrikant weiß, daß ein weicher langgemahlener Stoff das kernigste und beste Papier gibt und weiß auch, wie er es zu machen hat, einen solchen Stoff zu erzielen. Dieß geschieht indeß leider nur zu selten, weil hiebei die großen Fragen Qualität und Quantität in Collision gerathen. Wesentlich unterscheiden sich nämlich zwei Arten die Lumpen in Stoff zu verwandeln; die eine durchs Zerschneiden, die andere durchs Zerquetschen der Faser. Das Zerschneiden geht natürlich weit schneller vor sich, dagegen ist hiebei der Zusammenhang der Fasern in fertigen Papierbogen bei weitem nicht so stark, als beim gequetschen Stoff, wo die Faser bedeutend größere Länge behielt. Der Einfluß auf Leimung, Angriff, Härte der Oberfläche etc. äußert sich ganz in derselben Weise wie auf die eigentliche Festigkeit; da die Art des Trocknens hiebei jedoch ebenfalls eine große Rolle spielt, so wird darüber später im Zusammenhang gesprochen werden. In den englischen und schottischen Fabriken wird der Proceß des Verkleinerns durchschnittlich am sorgfältigsten geleitet und in allen besseren Fabriken die Qualität keineswegs der Quantität geopfert. Um die langsame Verkleinerung des Stoffs ganz vom Arbeiter unabhängig zu machen, wendet man sogar häufig eine Vorrichtung an, wodurch das langsame und gleichmäßige Senken der Rolle auf mechanischem Wege bewerkstelligt wird. Diese Vorrichtung vertritt die Stelle der sonst gebräuchlichen Luftschraube und wird von der Welle der Rolle aus in Bewegung gesetzt. „Langer weicher Stoff“ ist in England die erste Regel und man gibt sogar die Klarheit der Durchsicht auf, um ein möglichst festes und solides Fabricat zu erlangen. Die englischen Papiere zeigen daher auch fast sämmtlich eine sogenannte wolkige Durchsicht; werden indeß die Bogen später zwischen Metallplatten gewalzt, so verschwindet dieß wieder mehr oder minder. – Obgleich es in Frankreich so wenig als bei uns an einzelnen Fabrikanten fehlt, die nach denselben Grundsätzen arbeiten, so wird durchschnittlich doch in beiden Ländern der Zeug rascher und kürzer gemahlen und dadurch zwar eine schönere Durchsicht, aber auch geringere Festigkeit herbeigeführt. Der Büttenleim wird in Frankreich eben so allgemein für alle Schreib- und Postpapiere angewandt, als in Deutschland. Die dortigen Bereitungsmethoden sind vorzüglich; für feine Sorten bleicht man denselben häufig, obgleich dadurch der Haltbarkeit etwas geschadet wird. Kartoffelstärke wird oft zugesetzt. Dem Druckpapier setzt man, wie bei uns, wenig oder gar keinen Leim zu, mit Ausnahme des Zeitungspapiers, welches in Frankreich so stark als unser Schreibpapier geleimt wird. In der Leimung nun ist es, worin sich die großbritannischen Fabriken so charakteristisch und wesentlich von den französischen und deutschen unterscheiden. In diesem Lande wird nämlich seit Erfindung der Schnelldruckpressen sämmtliches Druckpapier so stark mittelst Büttenleim geleimt, als unser Schreibpapier. Bei Zeitungspapier findet man dieß noch nicht einmal hinreichend, sondern dasselbe wird gewöhnlich auf besonders dazu construirten Maschinen, die später beschrieben werden, doppelt geleimt. Für alles Schreib- und Postpapier, sey es auf der Maschine oder von der Hand gemacht, wird dagegen die seit 10 Jahren von uns verlassene Methode der thierischen Leimung noch fortwährend und ausschließlich angewandt. Ueber die Gründe hiefür, so wie über die Vortheile und Nachtheile der beiden Leimmethoden wird etwas weiter unten im Zusammenhang die Rede seyn. Obgleich in Großbritannien noch viele, und auch in Frankreich noch einzelne Bütten betrieben werden, welche vorzügliche Einrichtungen zeigen und deren Fabricat sehr hoch geschätzt wird, so kann in dieser Abhandlung doch nur von der Papiermaschine die Rede seyn, da sie den Fortschritt in unserm Fache repräsentirt. Die Papiermaschinen haben in den letzten 10 bis 15 Jahren eine fast stabile Construction erhalten und unterscheiden sich heutzutage nur mehr durch unbedeutende Differenzen in einzelnen Dimensionen. Sie haben eine Siebpresse, zwei Naßpressen und drei Trockencylinder, denen gewöhnlich noch eine zum Trocknen des ersten Trockenfilzes oder als untere Satinirwalze hinzugefügt wird. Alle neueren Maschinen in Frankreich und Deutschland haben diese Construction, so daß man fast gar keine andere sieht.Abbildungen einer solchen Maschine finden sich im III. Bande des Recueil des machines par Leblanc, planches 1, 2, 3, 4 u. 22. Wedding. Viele Abweichungen sieht man jedoch in Großbritannien. Dort sind vorerst die Maschinen schon weit länger in Anwendung und es existiren deßhalb sehr viele alte Exemplare. Diese haben sehr oft nur eine Naßpresse; die Zahl der Trockencylinder wechselt von 3 bis 7 Stück, wovon die ersten gewöhnlich keine Trockensitze haben; Pressungen findet man ebenfalls selten auf den Trockenwalzen. Die Eindrücke von Sieb und Naßfilz sind daher meist auch noch sehr sichtbar und die Glätte beider Seiten mehr oder minder verschieden. Die Quetschwalzen bestehen sehr häufig aus Holz, besonders die obere, welche oft in der Art eines Fasses construirt ist und gegen 2 Fuß Durchmesser hat, was bei dicken Papieren oder sehr weichem Stoff nicht unvortheilhaft ist. – Außer diesen veralteten Maschinen existiren auch noch manche Exemplare nach dem sogenannten Dickinson'schen System, wo die Bogenbildung auf einer Gitterwalze, statt auf einem endlosen Metalltuche vor sich geht. Mochte dieses System seine Vorzüge haben, so lange man mit der Fabrication der Metalltücher noch zurück war, so ist es doch heutzutage nur als veraltet zu betrachten. Alle diese verschiedenen neuen sowohl als veralteten Systeme zeigen indeß klar, daß die Qualität des Fabricats bei weitem nicht so wesentlich durch die Construction der Maschine bedingt wird, als manche Fabrikanten annehmen; ja es trifft sich sogar, daß in den Gegenden Großbritanniens, welche den größten Ruf in unserm Fach haben, gerade die meisten schlechten oder veralteten Maschinen existiren. Allerdings influirt bei uns der Zustand, in welchem der Bogen die Maschine verläßt, bedeutend auf die Rentabilität des ganzen Geschäfts und ist deßhalb von großer Wichtigkeit. Aber selbst dieß ist in Großbritannien weit weniger der Fall, indem bei nachheriger Anwendung der thierischen Leimung, Lufttrocknens und des Walzens zwischen Metallplatten es ziemlich gleichgültig war, ob der Bogen rauh oder glatt von der Maschine kam. Hieraus folgt ganz natürlich, daß in jener Gegend Mittel- und ordinäre Sorten, welche gleich von der Maschine in den Handel kommen, weit eher eines neuen und vollkommenen Maschinensystems bedürfen, als feine, und so findet man es deßhalb auch. Die erwähnten Abweichungen von der normalen Papiermaschine (wie wir das Didot'sche System nennen können) gehören in das Gebiet des Veralteten. Nun hat aber auch die thierische Leimung, deren Vortheile für die Festigkeit und die Härte der Oberfläche man in Großbritannien durchaus nicht aufgeben will, wahrhaft großartige Maschinen hervorgerufen. Diese suchen in den verschiedenartigsten Constructionen sowohl das Eintauchen in heißen thierischen Leim, als auch die Lufttrocknung in eine wohlfeilere und beschleunigte mechanische Operation umzuwandeln. Sie erreichen ihren Zweck gerade in demselben Verhältnisse, wie sie sich dem normalen Verfahren mehr nähern oder von ihm entfernen. Ehe wir ins Detail der Construction einer solchen Maschine eingehen, wird es am Platze seyn, die directen und indirecten Einflüsse der Leimung zu erörtern. – Das Leimen ist weiter nichts als ein mechanisches Verstopfen der Poren im Papier, damit es bis zu einem gewissen Grade undurchdringlich für Tinte und andere Flüssigkeiten werde. Papier aus lang gemahlenem weichem Stoffe, dessen Fasern innig in einander verwebt sind, welches also schon durch seine Structur dem Durchdringen von Feuchtigkeit besser widersteht, erfordert daher auch zur Haltbarkeit eine weit geringere Quantität Leim. So stehen Festigkeit und Leimung in einer genauen Wechselwirkung; was der einen schadet oder nützt, schadet und nützt auch der andern. Die beiden Arten Leim, welche jetzt ausschließlich angewandt werden, sind der vegetabilische oder Büttenleim, und der thierische Leim. Vergleicht man verschiedene Leimmethoden, so muß deren Einfluß betrachtet werden: 1) auf die absolute Festigkeit, 2) auf die Härte der Oberfläche; und bei jeder dieser beiden Eigenschaften ist wieder zu unterscheiden, welchen Einfluß a) die Qualität des Leims selbst und b) die jedem Leim zugehörige Methode des Trocknens hatte. 1) a. Ob der thierische oder vegetabilische Leim durch ihre besondern Qualitäten einen Einfluß auf die Festigkeit des Papiers ausüben, welcher einem von beiden hiedurch den Vorrang sichert, läßt sich eben so schwer theoretisch entscheiden, als es durch Experimente dargethan werden kann. Der Büttenleim ist eine Seife, deren Theilchen nur geringe Cohäsion haben; nachdem er gar im Holländer durch Alaun zersetzt und mechanisch an den Stoff gebunden worden ist, hört diese Cohäsion total auf und er bildet dann feine Flocken, die, zusammenhanglos unter sich, in den Poren des Stoffs lagern. – Der thierische Leim hat ganz abweichende Eigenschaften; er befindet sich nicht im Innern des Bogens, sondern überzieht denselben vielmehr mit einer Gallerte, deren Atome einen äußerst intensiven Zusammenhang haben, und befördert hiedurch also wesentlich den Zusammenhang der Theilchen des Papierbogens. Anstatt dieses directen Einflusses auf die Festigkeit des Papiers gewährt aber der vegetabilische Leim einen secundären Vortheil, den der Thierleim nicht hat. Da er nämlich schon vor der Bogenbildung sich im Stoffe befand, so wirkt er bei derselben dahin ein, daß das Wasser weit weniger an den Stoff gebunden wird, der Bogen auf dem Siebe also länger im Wasser bleibt und die Fasern sich besser in einander verweben können. So hat jede von beiden Leimmethoden ihre eigenthümlichen Vorzüge in Bezug auf die Festigkeit, welche, sobald die zugehörige Methode des Trocknens außer Rechnung gelassen wird, sich wohl gegenseitig ausgleichen möchten. 1) b. Das mit Büttenleim geleimte Papier wird auf den Trockencylindern der Maschine binnen 1 bis 1 1/2 Minuten getrocknet, das mit thierischem Leim geleimte dagegen langsam und allmählich an der Luft, oder auf schwach erwärmten Trockenböden. Würde man letzteren auf der Maschine trocknen, so verlöre er auf der Stelle seine Eigenschaften als Gallerte, seine Theile würden zusammenhanglos und damit wäre zu gleicher Zeit sein Einfluß auf die Festigkeit und auch die Haltbarkeit des Papiers vernichtet. Ganz besonders gefährlich ist eine hohe Temperatur für das erste Stadium des Trocknens; später kann der Thierleim schon etwas mehr Wärme vertragen und zuletzt wirkt sie sogar wohlthätig. Die bloße Lufttrocknung kann deßhalb, bei gehöriger Berücksichtigung der verschiedenen Stadien des Trocknens, ganz bedeutend abgekürzt werden. – Beim Büttenleim dagegen ist eine hohe Temperatur beim Trocknen durchaus nicht nachtheilig für seine Haltbarkeit, insofern man nur die Einwirkung der Hitze auf seine eigentliche Qualität betrachtet, was aus dem hierüber Gesagten ganz natürlich folgt. – Diese, jeder von beiden Leimarten zugehörige Trockenmethode ist es nun aber, welche so ganz bedeutenden Einfluß auf die absolute Festigkeit des Papiers hat. Hierin liegt der erste Vorzug des thierischen vor dem vegetabilischen Leim; die Erfahrung und die Analogie sämmtlicher Körper, welche aus einem feuchten oder flüssigen in einen trocknen oder festen Zustand übergehen, sprechen aufs unzweideutigste für diese Behauptung. Beim Trocknen des Bogens an der Luft kann sich derselbe ungehindert nach allen Seiten zusammenziehen; die Atome lagern also so dicht, als überhaupt möglich neben einander, was ja die Festigkeit bedingt. Beim Trocknen auf der Maschine dagegen kann nur ein geringes Einschrumpfen in der Breite stattfinden, in der Länge findet sogar noch ein Auseinanderziehen statt, um die nöthige Spannung zu erreichen. Der getrocknete Bogen hat deßhalb nur eine sehr wenig kleinere Quadratfläche als er auf dem Metalltuch einnahm. Welche Trockenmethode also dem Bogen die größte Festigkeit gibt, liegt außer Zweifel und kann sich jeder hievon durch einfache Versuche über die Belastung, welche verschiedene Papierstreifen zu tragen vermögen, überzeugen. Folgerecht müßte das Maschinenpapier auch in der Breite fester seyn als in der Länge, da es nach der Breite schrumpft, in der Länge aber sich ausdehnt; dieß ist allerdings auch der Fall. – Interessante Versuche über die in Rede stehenden Fragen finden sich mitgetheilt im 96sten Bande von Napier's Encyclopaedia britannica, wonach z.B. bei feinem Schreibpapier die absolute Festigkeit um 25 Proc. zu Gunsten des thierisch geleimten Papiers differirt. Im gewöhnlichen Leben werden sehr oft die Festigkeit des Papiers und der sogenannte Angriff oder Klang verwechselt, die doch ganz verschiedener Natur sind. Hat zwar auch gewöhnlich das feste Papier Angriff, so ist dieß doch durchaus nicht umgekehrt anzunehmen. Ja es kann sogar dieselbe Ursache den Angriff befördern und zugleich der Festigkeit schaden, z.B. das starke Spannen des Bogens auf der Maschine. Ueberhaupt würde das thierisch geleimte Papier schlecht wegkommen, wenn man seine Festigkeit im Vergleich zum büttengeleimten nach dem Klang beurtheilen wollte, welcher ebensogut ein Attribut der Festigkeit, als auch der Sprödigkeit seyn kann. Im allgemeinen unterscheidet sich der Angriff beider Leimmethoden dadurch, daß das thierisch geleimte elastischer, das büttengeleimte spröder ist. Außer dem schädlichen Einflusse des schnellen Trocknens auf die Festigkeit, äußert sich noch ein ähnlicher auf die Intensität der Leimung selbst. Schadet nämlich, wie gezeigt, die Hitze der Qualität des Büttenleims selbst auch gar nichts, so entstehen doch durch das Verdampfen der Wassertheilchen neue Poren. Da nun das Einschrumpfen auf den Trockenwalzen durchaus nicht nach Maaßgabe der Verdampfung stattfinden kann, so bleiben diese Poren, welche das Papier durchsichtiger (glasiger) machen und jenes Durchscheinen der Dinte veranlassen, wodurch sich das Maschinenpapier so charakteristisch von dem thierisch geleimten unterscheidet. Diese Erscheinung verstärkt sich in directem Verhältnisse als der Bogen nässer auf die Trockenwalzen kam, oder diese stärker erhitzt wurden. Maschinen mit bloß einer Trockenwalze bedürfen daher weit mehr Büttenleim als solche mit mehreren. Ja bringt man einen Bogen aus feinen Lumpen in dem Zustand wie er die Siebpresse verläßt auf eine sehr erhitzte Trommel, so ist er trotz der stärksten Zusäße von Büttenleim gar nicht mehr haltbar zu machen; der darin befindliche Leim ist zwar nicht zerstört, aber es sind so viele neue Poren entstanden, daß eine Flüssigkeit ohne gerade durchzuschlagen, wie man es nennt, doch in feinen Tröpfchen durch diese Poren sickert. 2) a. und b. Der Unterschied beider Leimarten, wovon die eine in Flocken im Innern der Masse lagert, die andere den Bogen mit einer Gallert überzieht, muß natürlich einen verschiedenen Einfluß auf die Oberfläche des Bogens haben, deren Beschaffenheit dieselbe Wichtigkeit hat, als die Festigkeit. Beim Büttenleim gleitet die Feder über die Papiermasse selbst, beim thierischen über den Leimüberzug. Hieraus folgt nun an und für sich kein Vorzug der einen Methode vor der andern, sondern die Praxis muß entscheiden, und da fällt denn zuletzt der Vorzug dem thierischen Leim anheim, weil die Lufttrocknung den Bogen fester und also auch die Oberfläche härter gemacht hatte. Beim Schreiben mit der Gänsefeder tritt dieser Vorzug durchaus nicht hervor; ja das thierisch geleimte beschreibt sich unter Umständen nicht so gut als das büttengeleimte, falls die Leimung gar zu stark oder das Satiniren übertrieben worden war. Unbedingt ist aber das thierisch geleimte Papier vorzuziehen beim Gebrauch von Stahlfedern und bei allen mit dem Zeichnen zusammenhängenden Operationen, dem Tuschen, Färben, dem Gebrauch der Reißfeder und des Gummis. Letzteres besonders ist der wahre Probirstein für eine feste compacte Oberfläche. Beim büttengeleimten Maschinenpapier setzen sich Fäserchen in die Reißfeder, die Ränder der starken Striche werden nicht so scharf, beim Färben und Tuschen sinkt die Flüssigkeit zu schnell ein und das Gummi greift, wenn man eine Stelle nur etwas anhaltend damit reibt, die Oberfläche an, macht sie wollig, nimmt feine Striche der Reißfeder weg etc. Beim Zeichnenpapier zeigt sich demnach der Vortheil der thierischen Leimung und Lufttrocknung am evidentesten und jeder, der sich mit Zeichnen beschäftigt, wird hievon zu sagen wissen. Selbst die allervorzüglichste Zubereitung des Stoffs, welche immer die Grundbedingung einer harten Oberfläche bleibt, gleicht hiebei die Nachtheile des thierischen Leims und des schnellen Trocknens nicht aus. Ja wollte man auch das büttengeleimte Papier an der Luft trocknen, so käme es wohl in der Festigkeit dem thierisch geleimten näher, allein dessen eigenthümlicher Einfluß auf die Beschaffenheit der Oberfläche wäre doch noch nicht erreicht. – Das vorstehend Gesagte wird auch durch mikroskopische Untersuchungen bestätigt und zeigt das büttengeleimte Papier eine weit wolligere Oberfläche als das thierisch geleimte. Natürlicherweise soll hier nicht die Behauptung aufgestellt werden, daß alles thierisch geleimte besser als jedes büttengeleimte Papier sey. War z.B. bei ersterem der Stoff kurz und rösch, bei letzterem lang und weich gemahlen, so kann jenes in Festigkeit und Härte recht wohl durch dieses übertroffen werden. Es wird nur behauptet, daß bei Verwendung eines und desselben Stoffs die genannten Vorzüge des Thierleims und der Lufttrocknung sich herausstellen werden, oder mit andern Worten: daß das möglichst vollkommene Fabricat sich nur durch deren Anwendung erzielen lasse. Ebenso wenig soll die Anwendung des Büttenleims und das Trocknen mit Hitze als eine absolut nachtheilige Neuerung betrachtet werden. Sie ist es nur insofern, als man sie auch für Papiere anwendet, die in Bezug auf Festigkeit, Dauer und Härte vollkommneres verlangen als bei diesen Methoden zu erzielen ist. – Daß unsere Maschinenpapierfabriken dieselbe ausschließlich anwenden, kann ihnen indeß nicht zur Last fallen, da die gegenwärtige Conjunctur weder erlaubt die Mehrkosten der thierischen Leimung und Lufttrocknung im Großen aufzuwenden, noch auch die dazu nöthigen Vorrichtungen anzulegen oder nur beizubehalten, der geringen Quantitäten halber, die zu höheren Preisen abgesetzt werden können. Diese geringen Quantitäten aber, welche hauptsächlich aus dem Bedarf der Behörden bestehen, liefern bei uns die Handpapierfabriken. In Großbritannien wird Maschinen- und Handpapier mit Thierleim geleimt; daher existirt dort im Munde des Volks jener Unterschied noch durchaus nicht, den man bei uns zum Nachtheil des Maschinenpapiers macht. Handpapier ist bei uns ebenso identisch mit thierisch geleimtem und an der Luft getrocknetem, als Maschinenpapier mit büttengeleimtem und in der Hitze getrocknetem. Sobald erstere Methoden auch für letzteres angewendet werden, wird unser Publicum so gut als das englische aufhören das Handpapier vorzuziehen. Allerdings bleibt auch dann noch letzterem der kleine Vorzug, daß es auch als Wasserpapier an der Luft getrocknet worden war, derselbe ist jedoch in der Praxis von keiner Bedeutung mehr. Bei uns und in Frankreich verzichtet das Publicum auf das bestmögliche Papier, sobald ein wohlfeileres zu haben und zu demselben Zweck verwendbar ist. In Großbritannien dagegen findet das beste Fabricat fortwährend im Großen Absatz, wenn auch wohlfeileres zu haben ist. Die Fabrikanten mußten also dort die thierische Leimung beibehalten, die Preise blieben aber auch so hoch, daß dieß fortwährend möglich ist. Nun hat man aber großartige Anstrengungen gemacht, die damit verbundenen langwierigen Operationen abzukürzen und in Maschinenbetrieb zu verwandeln, ohne die genannten Vortheile dabei fahren zu lassen. Man hat zu diesem Behuf die großartigsten Maschinen gebaut; dieselben entsprechen mehr oder weniger ihrem Zweck, wie wir zeigen werden. Mit dem Einfacheren beginnend, finden wir Maschinen, denen ein zweites System von drei Trockenwalzen hinzugefügt ist. Das zum erstenmal getrocknete Papier wird zwischen zwei mit Manchons überzogenen Walzen durchgeleitet, von denen die untere in heißem thierischem Leim taucht. Hierauf passirt es die folgenden drei Trockencylinder. Daß hiedurch der Bogen etwas fester und härter werden muß, als auf den gewöhnlichen Papiermaschinen, ist klar, ebenso klar aber, daß bei weitem nicht alle Vortheile der normalen thierischen Leimung erreicht werden. Denn einmal müßte ein solches Papier schon ziemlich stark in der Bütte geleimt seyn, um ohne zu zerreißen durch heißen Leim geleitet werden zu können; hiedurch aber und durch die Kürze der Zeit konnte der letztere den Bogen nicht gehörig durchdringen. Ferner ist die nachfolgende Trocknung zu schnell, um sowohl dem Thierleim seine Eigenschaften zu bewahren, als auch dem Bogen die Festigkeit wie durch Lufttrocknung zu geben. – Dieses Maschinensystem bringt deßhalb nur ein Resultat, welches ungefähr dem des sogenannten Matrisirens gleichkommt. Eine weitere Ausbildung dieses Systems findet man bei Maschinen, wo das trockne Papier statt einmal, zweimal durch heißen Leim geführt wird und statt drei Trockenwalzen fünf angebracht sind. Nach jedem Eintauchen macht das Papier erst gegen 25 Fuß frei durch die Luft. Diese Einrichtungen sind schon vollkommner; der Leim durchdringt die Bogen besser, der Hitzgrad beim Trocknen ist geringer und können besonders die ersten beiden Trockenwalzen sehr schwach erwärmt seyn. Alle Vortheile der normalen thierischen Leimung erreicht natürlich auch diese Maschine noch nicht. Eine andere Construction ist in der allerneuesten Zeit ausgeführt worden und möchte auch wohl noch besser als die vorige seyn. Das Papier wird in der Bütte möglichst schwach geleimt; vor dem Durchleiten durch heißen Leim wird es nicht vollständig getrocknet, sondern passirt bloß eine 2 1/2füßige Trockenwalze. Nach dem Durchleiten wickelt sich der Bogen auf eine Trommel, deren vier Stücke in einem beweglichen Rahmen angebracht sind. Nach ungefähr einer Stunde leitet man das Papier auf die folgende leere Trommel und so fort bis die vierte an die Reihe kommt, worauf man das Papier vom ersten Haspel auf die Trockenwalze leitet. Derselben sind fünf vorhanden; die beiden ersten haben Manchons, um einen möglichst geringen Wärmegrad für das erste und gefährlichste Stadium des Trocknens herzustellen. Hiedurch sowohl, als indem der Leim gegen 2 bis 3 Stunden Zeit hat den Bogen zu durchdringen, werben offenbar die beiden vorigen Maschinensysteme verbessert. Nur ist nicht gut abzusehen, welche Vortheile es haben soll, den Bogen halbnaß in den thierischen Leim zu tauchen; denn wenn die Poren noch mit Feuchtigkeit gefüllt sind, so haben sie keine so große Neigung, eine andere einzusaugen. – Eine Maschine nach dieser Construction wird nächstens auch in den Zollvereins-Staaten in Gang kommen. – Auf den Maschinen nach den drei beschriebenen Systemen wird fast sämmtliches Papier für die großen englischen Zeitungen gemacht. Endlich gibt es noch Maschinen für Anwendung des Thierleims, deren Mechanismus zwar äußerst weitläuftig ist, die aber auch alle Vortheile der normalen Leimung fast vollkommen erreichen. Das Papier wird vorerst auf einer gewöhnlichen Maschine gemacht, getrocknet und in Rollen von 1 bis 2 Cntr. aufgewickelt. Diese Rollen bringt man auf die sogenannte Leimmaschine, welche den Bogen durch heißen Leim führt und hierauf auspreßt, dieß alles aber auf so subtile Weise, daß er nur wenig oder gar nicht in der Bütte geleimt zu seyn braucht und doch durch diese Operation nichts leidet. Hierauf wieder aufgerollt, läßt man dem Leim mehrere Stunden Zeit um den Bogen recht durchdringen zu können, worauf die Rollen nach der dritten Station der Trockenmaschine gebracht werden. Diese besteht aus einem System von abwechselnden Windrädern und schwach erwärmten Oefen oder Cylindern; der Bogen wird langsam zwischen denselben durchgeleitet, aber so, daß er mehrere Zoll stets von der Oberfläche der Oefen entfernt bleibt. Er macht auf diese Weise einen Weg von mehr als 200 Fuß, worauf er so weit trocken ist, um ohne fernere Gefahr für den Leim eine große schwach erwärmte Trockenwalze passiren zu können. Das so gefertigte Papier steht so wenig dem auf die alte Art geleimten nach, daß man in der Praxis leinen Unterschied mehr dazwischen macht. Man sieht aus dieser Darstellung, daß die Maschinerie immer complicirter und theurer, die Fabricationskosten bedeutender und natürlich auch das Ausschußquantum größer wird, je vollkommener das Fabricat werden soll. Doch dieß alles wird in Großbritannien nicht gescheut und braucht auch nicht gescheut zu werben, weil die Papierpreise es gestatten. Außer den erwähnten Maschinen für die thierische Leimung wird indeß vielfach, ja sogar meistens noch auf alte Art geleimt und auf dem Boden getrocknet. Sehr zweckmäßige und bequeme Vorrichtungen zum Eintauchen und Auspressen sieht man hiebei angewendet. Dieses Thema verlassend, welches die Hauptfragen unseres Fabricationszweiges behandelt, bleiben noch einzelne zur Papiermaschine gehörende Theile speciell zu erwähnen. Die Regulatoren für die gleichmäßige Stärke des Papiers findet man in Großbritannien äußerst selten, ebenso in Frankreich; in letzterem Lande jedoch existirten bereits sehr viele, die aber verworfen wurden, weil bis jetzt kein System den Anforderungen vollkommen entsprach. Die Reinigungsvorrichtungen haben sämmtlich die bekannte stabil gewordene Construction. In Frankreich wendet man neuerdings bei feinen Papieren eine doppelte Reinigung an; der zweite Apparat wirkt dann von unten und besteht auch nicht aus einzelnen Stäben, sondern aus einer Messingplatte mit feinen Einschnitten. – Statt des Lederstreifens, welcher den Stoff unmittelbar aufs Metalltuch leitet, wendet man in England häufig einen mit Gummielasticum überzogenen leinenen Stoff an. Er ist wohlfeiler, dünner und schmiegsamer als Leder, und daher besonders für breite Maschinen zu empfehlen, für welche Kalbleder nicht breit genug ist. – Die Vorrichtungen zum Satiniren des Papiers auf der Maschine haben für Frankreich und England durchaus nicht die Wichtigkeit als für uns. Außer den erwähnten Gründen liegt dieß auch noch hauptsächlich darin, daß man in beiden Ländern unser Conceptpapier gar nicht kennt. Dieses bildet 1/2 bis 2/3 unsers ganzen Bedarfs in Schreibpapieren und gerade bei dieser Sorte ist es, der großen Mengen und des niedrigen Preises halber, sehr wünschenswerth, das Papier von der Maschine weg gleich in den Handel bringen zu können. In Frankreich und England ist unser Mittel-Propatria zu 4 bis 4 1/3 Sgr. das Buch das ordinärste Schreibpapier. Die Schreib- und Postpapiere werden gewalzt, Druck- und ordinäre Papiere bedürfen keiner Satinirvorrichtungen und so sieht man denn in beiden Ländern oft gar keine solchen Apparate, oft die vorhanden gewesenen entfernt oder in Stillstand gesetzt. – Eine Satinirvorrichtung, deren Wirkung sehr bedeutend ist und deren Theile sich nicht schnell abnutzen, existirt auch bis jetzt noch nicht, und es scheinen der mechanischen Ausführung sehr bedeutende Hindernisse entgegenzustehen. Die bisherigen bestehen aus 2 bis 5 übereinander oder um die Trockenwalze herum gelegten polirten eisernen Walzen; an den neuesten Maschinen sieht man letztere Anordnung gewöhnlich. In Frankreich hat man in der letzten Zeit Versuche gemacht, das Papier hinter der Maschine durch polirte marmorne Walzen zu glätten, welche sich außerordentlich schnell drehen, während das Papier unter gelindem Druck darüber hingeführt wird. Doch scheinen der praktischen Anwendbarkeit große Schwierigkeiten entgegenzustehen, unter andern auch, daß jedes Schmutzfleckchen durch die rasche Drehung der Walze in einen langen Strich verwandelt wird. Das Schneiden des Bogens der Länge nach geschieht auf bekannte Weise durch zwei Rundmesser, welche scherenartig schneiden, oder durch ein einziges, welches in einem feinen Spalt läuft, über den der Bogen hinstreicht. – Maschinen zum Querschneiden findet man in Großbritannien fast überall angewendet; bei uns und in FrankreichAbbildungen von Schneidmaschinen finden sich im III. Bande des Recueil des machines par Leblanc, planche 25, 26, 27 und im IV. Bande der Publication industrielle des machines par Armengaud, planche 36 und 37. Wedding. dagegen ist man durch ungenaue oder zu complicirte Apparate ganz davon zurückgekommen. Die neuesten englischen Schneidmaschinen sind äußerst einfach und schneiden sehr genau. Die Vortheile solcher Vorrichtungen sind nicht gering. Einmal sparen sie vielen Abfall im Vergleich zum Haspel, dann kann man ohne Mühe jede Secunde das Gewicht des Papiers controliren, und endlich dient bei Druck- und ordinären Papieren das Abnehmen von der Schneidmaschine zugleich als Verlesen, so daß das Papier gar nicht mehr in die Verschießstube kommt. Die Betrachtung dieser Vortheile ließ die Engländer nicht ruhen, bis alle Schwierigkeiten besiegt und brauchbare Apparate hergestellt waren. – Schneidmaschinen, welche von der Maschine getrennt sind, haben weit geringeren Werth; man sieht derselben in Großbritannien und auch in Frankreich nach dem Fourdrinier'schen Systeme, wo 4 bis 5 Bogen zugleich geschnitten werden. – Fast durchweg sind in Frankreich und Deutschland die Haspel gebräuchlich, die man neuerdings sehr sinnreich construirt, so daß man durch Drehung eines Rädchens sämmtliche Latten zu gleicher Zeit verrückt. Aehnlich sind die Riemenscheiben für die zweite Presse und die Trockenwalzen construirt, statt deren man sich früher der Umwickelungen und Tuchstreifen bediente, um die relativen Geschwindigkeiten zu corrigiren. – Die Beschneidetische weichen wenig von unsern Constructionen ab; nur in Frankreich sieht man mitunter solche, wo das Messer vom Werk aus in Bewegung gesetzt wird. Die Papiermaschinen und was dazu gehört verlassend, bleibt nur noch das Satiniren und Beschneiden der fertigen Rieße zu betrachten. Ersteres geschieht in Großbritannien auf den bekannten Apparaten zwischen Kupfer- oder Zinkplatten. Die Glätte, welche polirte Kupferplatten einem mit thierischem Leim geleimten Papier geben, ist die höchste, welche man überhaupt zu erreichen im Stande ist; man muß sich indeß vor überstarkem Druck hüten, weil sonst der Bogen leicht schwarz (schwarzblau) wird. Man steht dieß nicht selten bei englischen Papieren. Die Glättmaschinen haben in Großbritannien gewöhnlich drei Walzenpaare hintereinander, wodurch man das Papier nur ein- bis zweimal durchgehen zu lassen braucht. Der Druck wird statt durch Schrauben durch Hebel bewirkt. – In Frankreich satinirt man entweder zwischen Zinkplatten, oder indem man abwechselnd eine Zinkplatte und einen Glanzdeckel nimmt. Alle diese Methoden sind dem bei uns gebräuchlichen Glätten zwischen bloßen Glanzdeckeln vorzuziehen, indem hiedurch der Bogen auseinandergedehnt und weicher wird; ein sehr hoher Grad von Glatte ist auch gar nicht damit zu erreichen, besonders bei großen und dicken Papieren. Kupferplatten behaupten unstreitig den ersten Rang. Das Walzen zwischen Metallplatten verschönert auch die Durchsicht auf eine ganz eigenthümliche Weise, was man besonders in England bemerkt, wo das Papier, wie es von der Maschine kommt, eine sehr wolkige Durchsicht hat. Fürs Beschneiden der fertigen Rieße hat man, außer den bekannten Schneidladen, noch sehr schöne und einfache Apparate, wo mittelst eines breiten Messers eine ganze Seite mit einemmal abgeschnitten wird. Einige dieser Apparate sind auch bereits in Preußen gefertigt worden. Sie haben für große Fabriken wesentliche Vortheile, indem sie schnell arbeiten, sehr geringe Abfälle geben und stets genau winkelrecht beschneiden, was sonst so oft von den Arbeitern vernachlässigt wird. Solche Maschinen müssen übrigens von vorzüglicher mechanischer Ausführung seyn. Das Stempeln in der linken Ecke der Cahiers ist seit Anwendung der Maschine überall eingeführt, allein man hat neuerdings auch mehrere recht sinnreiche Vorrichtungen angebracht, um Wasserzeichen auf der Maschine hervorzubringen. Dieselben beim Satiniren einzupressen ist längst bekannt, aber kostspielig und unpraktisch; solche kleine Vortheile müssen keine Kosten verursachen. Jetzt ist es indeß gelungen, dieselben auf einfache Weise und sehr schön herzustellen, und zwar so, daß der Name stets auf dieselbe Stelle im Bogen fällt, selbst wenn Haspel gebraucht werden. Schließlich noch einige Worte über Surrogate zur Papierbereitung an Stelle der Lumpen. Das einzige Material, welches hier zur Sprache kommen kann, ist das Stroh. In Deutschland hat man es noch nicht weiter damit gebracht, als zur Verwendung für ordinäre Papiere und zwar mit bedeutenden Zusätzen von Lumpen, so daß das Stroh eigentlich bei der Structur des Bogens gar keine Rolle spielt, sondern nur in kleinen Stückchen auf der Oberfläche liegt. In Frankreich ist man etwas weiter damit gekommen, jedoch nur höchst unbedeutend im Vergleich zu den überraschenden Fortschritten, die man in neuester Zeit in England gemacht hat. Ich sah schöne weiße Schreibpapiere aus bloßem Stroh, ohne den mindesten Lumpenzusatz, welche in Weiße, Ansehen, Klang und selbst Festigkeit fast gar nicht von dem Papier aus leinenen Lumpen zu unterscheiden waren. So möchte denn wohl den Lumpen in nächster Zeit eine scharfe Concurrenz bevorstehen.