Titel: Vorschriften zum Ausbringen der Flecken aus Kupferabdrücken und zum Restauriren alter Kupferstiche; von E. Knecht.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XXXVIII., S. 138
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XXXVIII. Vorschriften zum Ausbringen der Flecken aus Kupferabdrücken und zum Restauriren alter Kupferstiche; von E. Knecht. Aus dem Technologiste, April 1847, S. 311. Knecht, über Ausbringen der Flecken aus Kupferabdrücken. Viele Versuche, welche ich über diesen Gegenstand anstellte, setzen mich in den Stand die rationellsten und wenigst kostspieligen Verfahrungsweisen anzugeben, um Tinten- und andere Flecken aus dem Papier zu bringen; nur ist dazu einige Uebung erforderlich. Die Flecken auf Papier sind zweierlei Art, nämlich magere, von der gewöhnlichen Tinte, von Rost, Staub, Regen, Feuchtigkeit etc. veranlaßte und fette, durch Berühren mit den Fingern, von Oel, Talg, Druckerschwärze etc. verursachte. Um magere Flecken auszubringen und dem Papier seinen Glanz und seine ursprüngliche Weiße wiederzugeben, braucht nur folgendes Verfahren genau befolgt zu werden: Man legt das zu reinigende Blatt auf ein ganz ebenes Brett oder einen Tisch, welcher vorher mit einer Serviette oder reinem Flußpapier bedeckt wurde. Man befeuchtet den Abdruck durch Betupfen mit einem mit Wasser befeuchteten, feinen Schwamm. Findet man, daß das Blatt eine gleiche Ausdehnung angenommen hat, so nimmt man einen feinen, reinen Pinsel von Dachshaaren, befeuchtet ihn mit frischer, weißer Javelle'scher Lauge (Chlorkalilösung) und fährt leicht damit über den Flecken, läßt einige Minuten ruhen, erhält dabei das Blatt feucht und erneuert die Javelle'sche Lauge so lange, bis der Flecken nur noch eine hellgelbe Farbe hat, fährt sodann mit dem Schwamm über den Flecken, um die Javelle'sche Lauge zu entfernen und fährt hierauf mit einer Auflösung von 1 1/3 Loth Sauerkleesalz in 1 Pfund Wasser über den gelben Flecken; nach Verlauf einer halben Stunde wird der Abdruck rein und weiß seyn. Man legt nun einige Bogen Flußpapier darauf, um das überflüssige Wasser aufzuziehen, bestreicht hierauf den Rand des Papiers etwa 4 Linien breit mit Stärkekleister, pappt es damit auf das Brett auf und läßt es so trocknen; es wird eingehen und wieder ganz eben werden, worauf man es dann vorsichtig vom Brett abnimmt. Sind die zu reinigenden Blätter klein, so kann man sie, nachdem man sie befeuchtete, in einen Teller legen und diesen dann allmählich mit Javelle'scher Lauge anfüllen, welche man am Rand des Tellers hinuntergießt unter beständiger Bewegung, damit diese Flüssigkeit sich über alle Blätter gleichmäßig vertheile. Man kann die Blätter ohne allen Anstand 24 Stunden lang darin liegen lassen, dann statt der Javelle'schen Lauge gemeines Wasser, und später an die Stelle dieses letztern Sauerkleesalz-Auflösung bringen und auf diese Weise mit einigen Kreuzern Kosten ein Duzend vergilbte und fleckige Kupferstiche waschen. Man verkauft in Frankreich eine vom Apotheker Chable erfundene, sogenannte tintenfressende (encrivore) Flüssigkeit; sie ist ein Gemenge von Säuren, welches zum Vertilgen der Schrift auf dem Papier dient, damit ein anderes Wort, ein anderer Satz hingeschrieben werden kann; hiezu muß man sich dann der Tusche bedienen. Nun ist aber der Ton der Tusche verschieden von dem der Tinte, wodurch die geschehenen Verbesserungen sichtbar würden, also der Zweck der Erfindung wieder verloren ginge. Auch ist das Chable'sche Mittel zu concentrirt und man thut besser, es zuerst verdünnt und dann erst allmählich stärker anzuwenden. – Derselbe Zweck wird durch die Javelle'sche Lauge u.s.f. wie oben erreicht und dieses Mittel gewährt noch den Vortheil, daß man nach gehörigem Auswaschen und Trocknen wieder mit Tinte auf diese Stelle schreiben kann. Die im Zeug mit Harz geleimten Maschinenpapiere widerstehen einer schwachen Säuerung; die mit Leim geleimten, sogenannten Handpapiere aber verlieren den thierischen Leim; um ihn zu ersetzen, braucht man nur 1 1/3 Loth weißen Leims in 1 Pfd. Wasser in der Wärme aufzulösen und das Blatt in dieses Leimwasser zu tauchen, wo es dann wieder die frühere Konsistenz bekömmt. Wenn nur eine kleine Stelle zu leimen ist, braucht man nur einen Tropfen auf dieselbe fallen zu lassen. Auf ungeleimtem Papier würde Tusche ebenso fließen wie Tinte. In Deutschland und Holland werden Schachteln mit einem Pulver zum Auslöschen von Tinte verkauft; dieses Pulver besteht aus gleichen Theilen Oxalsäure, Sauerkleesalz und Alaun. Ich führe alle diese Mittel nur in der Ueberzeugung an, daß die Fälscher nichts neues dadurch lernen, und damit andere daraus ersehen, wie vorsichtig dieselben angewandt werden müssen. Einen Flecken von Tusche herauszubringen, ist etwas schwieriger. Man muß ziemlich hoch über dem Papier einen Trichter anbringen, welcher so verstopft ist, daß er nur alle 5 bis 6 Secunden einen Tropfen Wasser auf den Flecken fallen läßt; der von einer gewissen Höhe herabfallende Tropfen beseitigt endlich den Tuschflecken. Die fetten Flecken sind schwieriger zu entfernen. Das erste Mittel ist Seifenwasser, in welchem man die besteckte Stelle badet, indem man es, wie oben die Javelle'sche Lauge darüber laufen läßt, und von 10 zu 10 Minuten erneuert, dabei mit dem Finger leicht darauf tupfend, um zu sehen, ob der Flecken weggeht; es kann dem Seifenwasser allenfalls etwas ätzendes Kali oder Natron zugesetzt werden, oder noch besser Aetzkalk. Die Alkalien lösen die Fettkörper auf und zerstören sie; allein sie könnten zu gleicher Zeit auch dem Papier nachtheilig werden. Flecken von Oel und Fett werden mit Terpenthinöl beseitigt; dieses muß dazu weiß und frisch genommen, im Wasserbad erwärmt, und öfters darüber gebracht werden; der Flecken verschwindet, aber das Papier bleibt mit Terpenthinöl getränkt, welches durch Waschen mit rectificirtem Weingeist auch wieder verschwindet; auch den Weingeist kann man nöthigenfalls erwärmen. Das Verfahren ist sicher, erfordert aber Geschicklichkeit und Uebung.