Titel: Bereitung eines Farbstoffs zum Färben und Drucken der Zeuge, aus Aloë oder Blauholz-Extract; von C. A. Kurtz in Manchester.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XC., S. 375
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XC. Bereitung eines Farbstoffs zum Färben und Drucken der Zeuge, aus Aloë Aloe oder Blauholz-Extract; von C. A. Kurtz in Manchester. Aus dem London Journal of arts, August 1847, S. 37. Kurtz's Bereitung eines Farbstoffs aus Aloë. Diese Erfindung, welche am 27. Jan. 1847 in England patentirt wurde, besteht in der Fabrication eines „substantiven Farbstoffs“ um Bronze oder Braun zu färben und zu drucken, durch Behandlung von Aloë oder Blauholz-Extract mit Salpetersäure. Um den Farbstoff zu bereiten verfährt man folgendermaßen: man bringt in einen Kessel welcher beiläufig 500 Maaß1 Maaß = dem Raum welchen 2 Pfd. Wasser einnehmen. faßt, 50 Maaß Wasser und 132 Pfd. Aloë (oder Blauholz-Extract) und erhitzt bis die Aloë aufgelöst ist; dann setzt man 80 Pfd. Salpetersäure zu, aber nur nach und nach in kleinen Portionen, weil die Masse durch das sich entbindende Salpetergas stark aufschäumt. Nachdem alle Säure zugesetzt ist und die Gasentbindung aufgehört hat, setzt man 10 Pfund ätzende Kali- oder Natronlauge von beiläufig 30°Wahrscheinlich nach Twaddle, gleich 20° Baumé. zu, um die in der Mischung unzersetzt zurückgebliebene Säure zu neutralisiren, und die Anwendung der Mischung zum Färben und Drucken zu erleichtern. Will man den Farbstoff in trockenem Zustande haben, so kann man der Mischung 100 Pfd. Porzellanerde einverleiben und sie dann in geheizten Stuben trocknen. Um diesen Farbstoff zum Färben anzuwenden, löst man eine hinreichende Menge davon in Wasser auf, je nach der verlangten Nüance und setzt soviel Salzsäure oder Weinstein zu, daß nicht nur das in der Mischung enthaltene Alkali neutralisirt wird, sondern auch das Färbebad schwach sauer bleibt. Man bringt dann den zu färbenden Artikel in das Bad, welches man im Kochen erhält, bis die verlangte Nüance erzielt ist. Will man den Farbstoff zum Drucken anwenden, so löst man eine hinreichende Menge davon in Wasser auf, je nach der gewünschten Nüance; diese Auflösung wird mit Gummi verdickt und mit der nöthigen Menge Salzsäure oder Weinstein zu dem angegebenen Zweck versetzt. Die mit dem Farbstoff bedruckten Zeuge müssen wie gewöhnlich gedämpft werden, um die Farbe zu befestigen. –––––––––– Wenn man Aloë mit verdünnter Salpetersäure in der Wärme behandelt, so entsteht das sogenannte „künstliche Aloëbitter,“ dessen Auflösung in Wasser eine prächtige Purpurfarbe besitzt. Auf die Anwendbarkeit dieser Substanz in der Seiden- und Wollenfärberei hat Liebig schon im Jahr 1827 aufmerksam gemacht. „Kocht man Seide, bemerkt er, mit einer Auflösung dieser Substanz, so nimmt sie eine sehr dauerhafte Purpurfarbe an, die der Seife und den Säuren (außer der Salpetersäure) vollkommen widersteht. Die Salpetersäure verändert diese Farbe in Gelb; allein durch Auswaschen der Lappen in reinem Wasser erscheint die Purpurfarbe wieder. Wolle wird durch diesen Farbstoff ausgezeichnet schön schwarz gefärbt; diese Farbe ist sehr dauerhaft, und wird durch das Licht nicht im mindesten verändert. Leder wird purpurfarben. Wenn es jemals gelingt, die Seide ächt rosenroth zu färben so wird es nur mit Hülfe dieser Substanz geschehen.“ Später veröffentlichten Dr. Elsner und Boutin Versuche über die Darstellung verschiedener Farben auf Seide mittelst Aloëbitter; sie wurden im polytechn. Journal Bd. LXVIII S. 64 und Bd. LXXVII S. 136 mitgetheilt. Dessenungeachtet hat man bis von dem Aloëbitter in der Seidenfärberei unseres Wissens keine Anwendung gemacht; ebensowenig in der Zeugdruckerei für Dampffarben. Persoz sagt in seinem Traité de l'impression des tissus (Paris, 1846) am Schlusse des ersten Bandes: „Wir glauben die Aufmerksamkeit des Fabrikanten noch auf die eigenthümliche Classe der „künstlichen Farbstoffe“ lenken zu müssen, welche bisher in der Zeugdruckerei noch keine Anwendung erhielten, aber früher oder später gewiß eine wichtige Rolle unter den Tafelfarben spielen werden. Dieß erwarten wir insbesondere von den so lebhaften und so soliden Farben, welche man durch Behandlung von Aloë, Salicin etc. mit Salpetersäure erhält.“ E. D.