Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. , S. 243
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Miscellen. Miscellen. Dr. Heeren, über die Verfertigung der englischen Hechelnadeln. Nachdem von der Direction des Gewerbevereins zu Hannover die Anfertigung guter Hecheln nach Art der englischen zum Gegenstand einer Preisaufgabe erhoben ist, war es wünschenswerth den etwaigen Bewerbern durch Ermittelung des englischen Verfahrens der Fabrication zu Hülfe kommen zu können, weßhalb ich auf einer nach Belfast unternommenen Reise eine Excursion nach Sheffield machte, welches der Sitz der Hechelnadelfabrication ist. Wegen Mangel an Zeit konnte auf das Einsetzen der Nadeln, welches vornehmlich in Leeds stattfindet, keine Rücksicht genommen werden, es scheinen aber auch Nachforschungen hierüber weniger nöthig, da die Herstellung einer Bohrmaschine zum genauen und regelmäßigen Durchbohren der Löcher gar keine Schwierigkeiten darbieten kann. Die Fabrication der durch ihre regelmäßige Form und Elasticität so ausgezeichneten englischen Hechelnadeln hat ihren Sitz vorzugsweise in Sheffield, woselbst, so viel uns bekannt geworden, sich drei Fabriken, nämlich die von John Cocker (Blonk street), S. Cocker und Sohn (Porter works) und Worrall, Hallam und Comp. (Effingham street) damit beschäftigen. Eine vierte Fabrik ist die von Cocker in dem kleinen Städtchen Hathersage. Diese Fabrication wird entweder in Verbindung mit jener von Stahldraht betrieben, wie es bei den drei Cocker'schen Fabriken der Fall zu seyn scheint, oder in Verbindung mit der Fabrication von Nähnadeln, wie in der Fabrik von Worrall, Hallam und Comp. Die zuerstgenannte, von John Cocker, haben wir zu sehen Gelegenheit gefunden. Sie bezieht den Stahl, theils Schmied-, theils Gußstahl in Stangen aus einem dortigen Stahlwerk, und walzt ihn in einem durch Wasserkraft getriebenen Walzwerk rund oder viereckig aus; ersteres zum Behuf der Drahtfabrication und der kleineren Hechelnadeln, die auch an der Angel rund sind, letzteres zu den größeren mit viereckiger Angel. Der rund gewalzte Stahl wird auf dem Drahtzug zuerst mit der Zange, später, von der Dicke einer mäßigen Bleifeder an, mittelst der Trommel weiter ausgezogen. Die Zieheisen sind natürlich sehr stark, und haben eine Dicke von fast 2 Zoll. Vor jedesmaligem Durchziehen wird der Draht in einem kleinen Flammofen ausgeglüht, so daß er mit der Steinkohle in keine Berührung kommt, und nach dem Glühen zur Entfernung des Glühspans in einer großen eisernen, um ihre Achse drehbaren Trommel mit Kieselsteinen gescheuert. So gereinigt geht er dann wieder durch das Zieheisen. Nach dem letzten Ausglühen wird er auf die bekannte Art gerade gerichtet, und sodann in die gehörigen Längen geschnitten. Für ganz kleine Nadeln von 1/4 bis 2 Zoll Länge schneidet man Stücke von etwa 8 Zoll Länge. Diese werden dann auf einem außerordentlich schnell umlaufenden Sandstein von etwa 18 Zoll Durchmesser trocken, auf die jedem Radler bekannte Art, in Partien von etwa 36 Stück auf einmal, unter stetem Drehen zwischen den flachen Händen, an beiden Enden gespitzt. Ist dieses geschehen, so werden die Spitzen mittelst einer mechanischen Schere (aus zwei starken Stahlbacken bestehend, deren einer mit horizontaler Schneide festliegt, der andere mit etwas schräg geneigter Schneide durch den Fuß des Arbeiters auf und abbewegt werden kann) in der richtigen Länge abgeschnitten; die übrig bleibenden Mittelstücke wieder gespitzt, abgeschnitten und so fort, bis nur noch kleine Endchen nachbleiben, die dann bei Seite gelegt und wieder eingeschmolzen werden. Größere Nadeln, von 2 Zoll Länge an, werden nur in der doppelten Länge von 4 Zoll geschnitten, ebenfalls nur vermittelst des Steins, sehr schlank zugespitzt und in der Mitte durchgeschnitten. Das Härten und Poliren der Nadeln geschieht ganz auf die bei den Nähnadeln bekannte Art. Man erhitzt sie auf einem Blech zum Glühen, schüttet sie in kaltes Wasser und läßt sie sodann bis zur Federhärte an. Ob dieses ebenfalls auf einem Blech nach der Farbe, oder durch Abbrennen von Schmalz geschieht, vermögen wir nicht anzugeben. Man packt sie sodann in leinene Säcke mit Sand und Oel und läßt die Packete zwischen horizontal liegenden Brettern, die durch Wasserkraft hin- und hergezogen werden, schauern Nach dem Herausnehmen werden sie mit frischem Sand und Oel noch zweimal in derselben Art gescheuert, und endlich mit Sägespänen gereinigt. Nachdem die Nadeln schließlich an den Enden noch nachgespitzt worden, sind sie für den Verkauf fertig. Größere Nadeln, die an der Angel viereckig sind, werden aus viereckig gewalztem Stahl gefertigt. Da hier das Zuspitzen durch Schleifen zu zeitraubend seyn würde, so werden sie durch Schmieden aus freier Hand, nicht in Gesenken, welches der conischen Form wegen schon an sich unmöglich seyn würde, zu der richtigen, schlank pyramidalen Gestalt mit großer Accuratesse ausgearbeitet, und zwar in doppelter Länge, so daß das für die beiden Angeln bestimmte Stück von 1 bis 2 Zoll Länge seine viereckige Gestalt beibehält. Die so weit geformten Nadeln bedürfen dann nur noch eines Nachschleifens auf dem Sandstein, wobei ebenfalls mehrere gleichzeitig zwischen den flachen Händen gedreht und an den Stein angedrückt werden. Daß hiebei die regelmäßige Gestaltung der Nadeln gänzlich von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängt, leuchtet ein. Nach dem Durchschneiden in der Mitte und dem Härten und Anlassen, nöthigenfalls auch Geraderichten, folgt das letzte Poliren. Es wird nicht, wie bei den kleineren Sorten, durch Scheuern in Packeten, sondern durch Schleifen auf einer etwa 1 Fuß im Durchmesser haltenden, mit fingerdickem Wallroßleder überzogenen Scheibe vorgenommen. Die Oberfläche des Leders ist mit Leim bestrichen und mit feinem Schmirgelpulver bestreut, welches von Zeit zu Zeit erneuert werden muß. (Vor jedem neuen Auftragen muß die vorherige Lage entfernt seyn.) Die hier gegebene kurze, aber für jeden Sachkenner genügende Beschreibung zeigt, daß die Fabrication der englischen Hechelnadeln der Hauptsache nach freie Handarbeit ist, daß insbesondere die regelmäßige Gestaltung derselben keineswegs, wie wohl vermuthet worden, durch Maschinen, sondern lediglich durch Uebung und Geschicklichkeit der Arbeiter zu Stande kommt; sie zeigt ferner, daß dieser Industriezweig in jeder Beziehung der Fabrication der Nähnadeln sehr nahe steht, und sich daher, als Nebengeschäft betrieben, weit eher für den Radler oder Nadelfabrikanten, als für den Mechaniker oder sonstigen Metallarbeiter eignet. Die große Elasticität der englischen Nadeln wird zwar zum Theil auf der richtigen Härtung beruhen, und wir bedauern sehr, daß wir dem Härten nicht haben beiwohnen können, allein von großem Einflusse muß hiebei auch die Beschaffenheit des Stahls seyn. Alle besseren Hechelnadeln werden von Gußstahl verfertigt, doch ist zu vermuthen, daß ein möglichst weicher, im federharten Zustande daher nicht allzusteifer Gußstahl den Vorzug verdiene. Es würde, falls der von dem Gewerbverein gestellten Preisaufgabe gemäß, sich Personen in Hannover mit der Anfertigung von Hechelnadeln beschäftigen sollten, gewiß sehr zu empfehlen seyn, den dazu erforderlichen Gußstahl für den Anfang aus der oben bezeichneten Fabrik von John Cocker, Blonk street, Sheffield, zu beziehen, dessen Preise sowohl von Stahldraht als Hechelnadeln in einem Preiscourant dieser Fabrikanten nachzusehen sind. (Mittheilungen des Hannov. Gewerbevereins, 1847 Lief. 52.) Unauslöschliche Tinten; von E. Knecht. In Ermangelung eines Sicherheitspapiers, durch welches Fälschungen und betrügerisches Ausbleichen der Schrift unmöglich gemacht werden, kann man sich mit aller Sicherheit einer oder der andern folgender zwei Vorschriften für Tinte bedienen; diese Tinten hangen dem Papier so fest an, daß es einer ganz besondern Geschicklichkeit bedürfte, um sie durch ähnliche Behandlung wie der Fette oder magern Flecken auszubringen. Erste Vorschrift. In 200 Theilen Wassers koche man 20 Theile Gummilack,  „    „ Borax und  „    „ Potasche. Nun nehme man 2 Theile Bläue (Bläukugeln, deren man sich in der Hauswirthschaft zum Bläuen der Wäsche bedient); setze 2 Theile Tusch oder Schwarz aus einem Farbenkästchen hinzu, reibt die schwarze und die blaue Farbe mit Wasser an und lasse das Ganze durch ein feines Tuch laufen. Die Flasche wird jedesmal vor dem Gebrauch umgeschüttelt. Zweite Vorschrift. Jeder Steindrucker wirft täglich eine Portion Druckschwärze weg, die auf dem Tisch aufgelesen wird. Von dieser Schwärze, oder der härtesten, ältesten (mit starkem Firniß angeriebenen) Steindruckerschwärze nimmt man eine Haselnußgroß und erhält auf folgende Weise 2 Pfd. gute Tinte davon. – Man steckt nämlich ein Stückchen Holz in das von der Druckschwärze gemachte Kügelchen, schüttet Terpenthinöl in ein Schälchen und reibt mit dem Kügelchen. Die Schwärze geht nach und nach ab und wenn sie auf diese Art ganz angerührt ist, läßt man das ätherische Oel sich verflüchtigen. Das ganze Schälchen wird dann geschwärzt seyn; man läßt bis zum andern Tag eintrocknen und gießt nun nach und nach Wasser hinzu, welches mit ein paar Finger voll Soda, Potasche oder Seife alkalisch gemacht ist, wobei man im Winter entweder das Wasser oder das Schälchen erwärmt, und reibt mit einem Korkstöpsel, bis die schwarze Farbe mit dem Wasser gemischt ist. Soll diese Tinte einen bläulichen Ton erhalten, so setzt man ihr etwas Indig- oder Berlinerblau aus einer Farbenschachtel zu. (Technologiste, Aug. 1847.) Herapath's Verfahren Flecken von salpetersaurem Silber aus dem Leinenzeug zu vertilgen. William Herapath, Chirurg an der Universität zu London, verwandelt das Silber, welches den Flecken hervorbrachte, in Jodsilber, wozu er die Jodtinctur der Londoner Pharmakopoe benutzt) dann löst er das entstandene Jodsilber mittelst einer Auflösung von unterschwefligsaurem Natron auf, welche 4 Gramme dieses Salzes auf 65 Gramme Wasser enthält. Endlich wascht er die Leinwand in reinem Wasser aus. (Journal de Chimie médicale, Jul. 1847.) Verfahren Flecken aus Leinenzeug zu vertilgen, welcher mit salpetersaurem Silber gezeichnet wurde; von T. und H. Smith. Wir wurden vor einiger Zeit aufgefordert Flecken aus Leinwand zu vertilgen, welche beim Zeichnen mit Silbersalz (der sogenannten Mark-ink without preparation) beschädigt worden war. Beim Zeichnen der Wäsche mit diesem Präparat muß eine starke Hitze angewandt werden, damit die Schriftzüge zum Vorschein kommen, was gewöhnlich mittelst eines Bügeleisens bewerkstelligt wird. Die bekannten Mittel, z.B. Cyankalium, ferner Dr. Herapath's Verfahren zuerst mittelst Jodtinctur Jodsilber zu bilden und dieses dann durch unterschweflig-saures Natron wegzuschaffen etc. zeigten sich ganz unwirksam auf die Schriftzüge. Der hartnäckige Widerstand derselben brachte uns anfangs auf die Vermuthung, das Gewebe des Tuchs möchte durch eine starke Säure, welche in Folge fehlerhafter Bereitung in die Zeichnentinte kam, zerstört worden seyn. Darin hatten wir uns jedoch geirrt, denn wir fanden bald, daß sich diese Flecken schnell und vollständig, ohne die geringste Beschädigung des zartesten Gewebes dadurch wegschaffen lassen, daß man sie mit einer Auflösung von Chlorkalk benetzt; in wenigen Minuten verwandelt dieselbe ihre schwarze Farbe in Weiß, indem sich weißes Chlorsilber bildet; da dieses aber durch die Einwirkung des Lichts bald wieder geschwärzt würde, so muß es aufgelöst und gänzlich weggewaschen werden; man taucht daher den Theil des Zeugs mit den jetzt weißen Flecken einige Minuten lang entweder in eine Auflösung von Ammoniak oder in eine solche von unterschwefligsaurem Natron und wascht ihn dann in reinem Wasser ganz aus. Wenn die Zeichen tief eindringen, sind einige Minuten zur vollständigen Verwandlung des Silbers in Chlorsilber nicht hinreichend, weil sich an der Oberfläche eine Kruste dieses unauflöslichen Salzes bildet, welche die inneren Theile gegen die Einwirkung des Chlorkalks schützt. Oft ist diese Umänderung sogar nach 1 bis 2 Stunden noch keine vollständige, so daß eher das Gewebe an diesen Stellen zerstört als der beabsichtigte Zweck erreicht werden könnte. In solchen Fällen behandelt man den Zeug nach der Einwirkung des Chlorkalks mit Ammoniak und wiederholt dann das ganze Verfahren, wodurch die Zeichen spurlos verschwinden werden. (Chemical Gazette, Sept. 1847 Nr. 118.) Ueber Holz- und Furnürbeizung; von J. Schechner und B. Kuchler. Das Verfahren die verschiedenartigen Farben auf Holzarten hervorzubringen, welche dieselben von Natur nicht besitzen, gründet sich vorzüglich: 1) auf die Farbe des Naturholzes; 2) ob man die Beize concentrirt oder verdünnt anwendet. Ist das Holz, welches gebeizt werden soll, schon von dunkler Farbe, z.B. Nußbaum, Kirschbaum, Birnbaum u.s.w., so ist hier nur eine einzige Beizung nothwendig, welche aus einer Flüssigkeit von Wasser mit doppelt-chromsaurem Kali besteht. Hier verbindet sich der in dem Holz befindliche Gerbe- und Färbestoff zu verschiedenen Farben, die gewöhnlich dem Palisander- oder Mahagoniholz ähnlich sehen. Ist das Holz von Heller Farbe, z.B. Eschen, Ahorn u.s.w., so muß dasselbe eine zweifache Beize erhalten, welche auf zweierlei Art geschehen kann. Die erste Beize wird bereitet, indem man 1 Theil Terra catechu und 1/2 Theil Natron mit Wasser kocht, bis alles aufgelöst ist. – Je nachdem man die Farbe dunkel oder hell haben will, verdünne oder verdicke man die Beize. In diese Flüssigkeit werden die Furnüre 8 Tage lang gebracht unter beständiger Erwärmung dieser Beize; dann werden sie in eine Auflösung von doppelt-chromsaurem Kali gebracht, wo dann auf chemischem Wege eine ganz schöne rothbraune Farbe entsteht; oder man kann, um schneller zu beizen, die Furnüre von Ahorn, Eschen u.s.w. bloß in einer Auflösung von doppelt-chromsaurem Kali beizen, indem diese Beize in 8 Tagen durchdringt, ohne dieselbe zu erwärmen, und dadurch eine Farbe, welche entweder ganz ähnlich dem Nußbaum, oder durch Verdünnung entweder ins Grünliche, Hellgelb, Dunkelgelb übergeht. Will man diese Farben in eine röthliche oder rothbraune umwandeln, so ist die zweite Beize, nämlich Terra catechu, in der Politur enthalten, welche aus 1 Theil Terra catechu und 4 Theilen Schellack, in Weingeist aufgelöst, besteht; oder man kann das Holz nach dem Abschleifen mit Oel oder Wasser, mit der in Weingeist oder Wasser aufgelösten spanischen Erde mittelst eines Waschschwamms überstreichen, je nachdem man die Farbe hell oder dunkel haben will, und zieht dann das Holz mit Ziegelmehl und Filz ab, indem dann die Politur aufgetragen wird. Die japanische Erde mit chromsaurem Kali gibt dieselbe chemische Verbindung, wie Eisenlösung mit gerbstoffhaltigen Körpern, nur daß hier die Farbe schwarz, und beim ersteren ins Rothe übergehend erscheint. Um die Poren der Holzarten auszufüllen, wird eine chemische Masse eingestrichen, welche mit der im Holz befindlichen Beize eine feste Verbindung eingeht. Das Eschenholz z.B. ist eines der schönsten Holzarten, läßt sich aber nicht gut Poliren, wenn nicht die Poren ausgefüllt sind. Diese Masse besteht aus 1 Theil Terra catechu in Wasser aufgelöst und 2 Theilen Gummi arabicum, ebenfalls in Wasser gelöst. Nachdem beide gelöst, werden die Flüssigkeiten zusammengemengt, wodurch eine dicke Gallerte entsteht, welche in den Poren eingestrichen und nach dem Trocknen mit der Sichel die oberste Schicht abgeschabt, mit Oel geschliffen und zuletzt die Politur aufgetragen wird. (Kunst- und Gewerbeblatt des polyt. Vereins für das Königreich Bayern, 1847 S. 342.) Bereitung des Oels zum Schleifen des zu polirenden Holzes. Man vermischt 2 Pfd. altes Leinöl mit 4 Loth fein geriebener Silberglätte in einem glasirten Topf, der wenigstens um ein Drittheil größer ist, als diese Masse es erfordert, bringt denselben auf Kohlenfeuer und läßt das Oel unter öfterem Umrühren ungefähr eine bis zwei Stunden lang gelinde kochen. Je gelinder und länger anhaltend übrigens die Hitze ist, um so besser trocknend und weniger dunkel wird das Oel. Nachdem das Oel einige Tage der Ruhe überlassen war, gießt man dasselbe vom Bodensatz behutsam in ein trockenes Gefäß oder in eine Flasche und seihet das bei dem Rückstand allenfalls noch zurückgebliebene Oel durch dichte Leinwand. Zu diesem gekochten Oel gießt man halb so viel Terpenthinöl, rührt oder schüttelt das Ganze wohl durcheinander und das Oel ist zum Gebrauch fertig. Wegen schnelleren Trocknens ist es aber besser, das gekochte Oel nach dem Erkalten in Flaschen zu gießen, solches einige Wochen hindurch sich vollkommen klären zu lassen, dasselbe dann vom Bodensatz behutsam in andere reine Gefäße abzugießen und mit dem Terpenthinöl zu vermischen. Immer bleibt es Grundsatz daß, je älter das zu kochende Leinöl, je älter und klarer das gekochte Oel selbst ist, dasselbe auch um so besser trocknet. Es ist daher sehr zweckmäßig, jedesmal eine geraume Zeit vor dem Verbrauch des Vorraths eine weitere Quantität Leinöl zu kochen. Will man dem Holz eine röthliche Farbe geben, so setzt man der angegebenen Quantität Terpenthinöl vorher ein oder mehrere Loth Alkannawurzel zu, je nachdem man das Holz Heller oder dunkler färben will. Zum Kochen des Oels bedient man sich eines mehr weiten als hohen Topfs, welcher oben mit einem Auslauf (Schnabel) versehen ist. Auf eine andere einfache und bequemere Weise kann man dem Leinöl die Eigenschaft des Trocknens geben und es so zum Schleifen des Holzes brauchbar machen, wenn man dem Pfund ein oder mehrere Eßlöffel voll Siccatif (Trockenöl) zusetzt und die Mischung so weit mit Terpenthinöl verdünnt, bis sie die nöthige Flüssigkeit hat. Je mehr Siccatif indeß zugesetzt wird, desto rascher trocknet das Oel, aber auch um so dunkler wird dasselbe. Die hier angegebenen beiden Oele, das gekochte, wie das durch Zusatz trockenbar gemachte Oel, eignen sich natürlich nur für dunklere Hölzer: sehr helle oder weiße bedürfen auch eines hellen oder weißen, gebleichten Oels. Das Oel zum Schleifen muß vorerst zu Firniß, den man noch, um ihn dünn-flüssiger zu machen und wegen des schnellen Trocknens mit Terpenthinöl werdünnt, umgebildet werden. Da nun Leinölfirniß bekanntlich zu einer festen Masse auftrocknet, so ist es leicht erklärbar, warum obiges Oel, nachdem der Gegenstand damit geschliffen ist und derselbe zum Auftrocknen des Oels 1 bis 2 Tage gestanden hat, durchaus nicht mehr durch die Politur zu dringen fähig ist, wie dieß bei gewöhnlichem Leinöl der Fall ist, welches flüssig bleibt, und statt zu trocknen, sich umgekehrt nach und nach einen Ausweg zu verschaffen sucht. Es steht indessen, ohne das Leinöl zu kochen, noch ein anderes Mittel zu Gebot, das Durchschlagen des Oels zu verhindern. Man bringt nämlich die einzelnen Theile der mit gewöhnlichem Leinöl geschliffenen Arbeit an die Wärme, wodurch das in den Poren vorhandene Oel herausdringt, welches man mit einem Lappen sorgfältig abwischt. Dieß wiederholt man nochmals, bis kein Oel mehr zum Vorschein kommt. Obgleich nun diese Methode nicht sehr schwierig ist, so ist sie doch nicht im allgemeinen zu empfehlen, weil man sie nicht an allen Gegenständen anwenden kann. Noch ist zu bemerken, daß die Bimssteine, welche zum Schleifen mit gekochtem Oel verwendet werden, nach und nach erhärten und das Holz nicht mehr gehörig angreifen. Diesem Uebelstand kann man jedoch für einige Zeit dadurch begegnen, wenn man dieselben nach jedesmaligem Gebrauch vom anhängenden Schliffe gehörig reinigt und in gut verschlossenen blechernen Büchsen aufbewahrt. (Gewerbvereinsbl. der Stadt Fürth.) Ueber ein Mittel der Conservation weingeistiger Alkannalösungen; von Prof. Dr. Bolley. Die Alkanawurzel (Orcanette) dient bekanntlich sowohl in der Pharmacie zum Rothfärben einiger Tincturen, als auch in der Seide- und Baumwollfärberei, zur Hervorbringung eines gegen Alkalien, Säuren und Seife ächten Violetts, dessen eigenthümliche Nüance durch einen andern Farbstoff nicht dargestellt werden kann. Das einzige zweckmäßige Extractionsmittel für das in dieser Wurzel enthaltene Pigment ist Weingeist, welcher die Anwendung des ohnedieß nicht sehr billigen Farbmaterials ziemlich vertheuert. Aus diesem Grunde, zunächst aber auch aus dem andern, daß die Alkannalösungen leicht der Verderbniß ausgesetzt sind, ist dieser schätzbare Farbstoff weniger im Gebrauch, als er es verdiente. Die weingeistigen Extracte, welche von Färbern am besten mit Anwendung eines sogenannten Verdrängungsapparats (d.h. eines cylindrischen, unten spitz zulaufenden, durch einen Hahn verschließbaren Gefäßes, etwa von Weißblech, in welchem Weingeist mit der zerschnittenen Wurzel längere Zeit zusammenstehen gelassen, dann unten abgezapft wird, um durch neuen ersetzt zu werden) dargestellt werden, unterliegen einer doppelten Zersetzung. 1) Beim Kochen werden sie leicht grünlich und matt, 2) beim Stehenbleiben, unter der Einwirkung des Lichts, gehen sie nach einiger Zeit in eine violette, zuletzt in eine graugrüne Mischfarbe über. Das erstere Verhalten bringt den Uebelstand mit sich, daß schwache Lösungen, wie man sie gegen das Ende einer Extraction erhält, nicht können concentrirt werden durch Ueberdestilliren eines Theils des Weingeists. Der zweite Umstand nöthigt die Färber, die sich nothwendige Alkannatinctur immer kurz vor deren Anwendung darzustellen. Es ist nicht unwahrscheinlich daß, wenn man ein Mittel kennt, solchen Zersetzungen vorzubeugen, bald, wie es jetzt von so vielen Farbenmaterialien der Fall ist, von der Alkannawurzel ein etwas stärker concentrirtes weingeistiges Extract in den Handel käme. Es würde z.B. ein Namhaftes an Transportkosten erspart werden, wenn in dem südlichen Frankreich, wo die Alkanna ziemlich verbreitet vorkommt, und wo der Weingeist wohlfeil ist, ein solches Extract gemacht und versandt würde. Ein solches Mittel, das mit aller Sicherheit einer Zersetzung durch Einkochen des weingeistigen Extracts abhilft, und welches dieselbe ohne Zweifel auch gegen die Zersetzung beim längeren Stehenlassen schützen würde, ist der Zusatz von ganz wenig Salzsäure. Einige Tropfen reichen hin zur Conservirung von mehreren Maaßen der Tinctur. Der Grund dieser schützenden Wirkung der Salzsäure ist, daß sie das in dem Extract enthaltene Ammoniak, das zur Zersetzung vorzugsweise beiträgt, neutralisirt und unwirksam macht. (Schweizer Gewerbeblatt, 1847 S. 61.) Ueber die Forstcultur in Frankreich. Der um das Studium der Forstwissenschaft sich so verdient machende Hr. Eugène Chevandier gibt aus zuverlässigen Quellen an, daß in Frankreich 1,665,290 Hektaren Hochwälder 6,957,838      „ Schlagwälder, im Ganzen also –––––––––––––––– 8,623,128 Hektaren mit Wald bewachsener Fläche vorhanden sind, die nach seiner Berechnung 40,589,537 Ster, oder im Durchschnitt per Hektare 4,71 Ster Holz liefern. (In dem Bericht des Generalforstdirectors werden nur 4 Ster angenommen.) Den Ertrag der badischen Hochwälder, welche bei einem Alter von 50 bis 140 Jahren im Durchschnitt jährlich 11 1/2 Ster per Hektare tragen, damit vergleichend, schließt der Verf., daß durch besserere Bewirthschaftung und zweckmäßige Wiederbeholzung früher abgeholzter Waldungen man in 100 Jahren den Forstertrag in den gegenwärtig schon vorhandenen Waldungen leicht auf jährlich 10 Ster per Hektare oder 86,000,000 Ster bringen könnte. Dazu kommt aber daß Frankreich noch 50,000 Hektaren Landes besitzt, dessen Ertrag beinahe Null ist und welches in 100 Jahren ebenfalls in Hochwälder verwandelt werden könnte, deren jährlicher Ertrag, à 10 Ster per Hektare, 50,000,000 Ster betrüge und obigem Mehrbetrag der jetzigen Wälder in    100 Jahren von 45,410,000   „ ––––––––––––––– hinzugerechnet, einen Gesammtertrag geben würde von 95,410,000 Ster. Die mineralischen Brennmaterialien anbelangend, ist nach einem Bericht der Bergwerksadministration, die Consumtion von Steinkohlen in Frankreich, welche im J. 1789 4 1/2 Millionen metrische Centner betrug, im J. 1844 plötzlich auf 55 Mill. und bis jetzt Wohl auf 60 Millionen jährlich gestiegen. Die Wärme von 180 Kil. Steinkohlen der von 1 Ster Holz gelieferten gleich angenommen, ist das Aequivalent dieser 60 Millionen C. Steinkohlen 33,333,333 Ster Holz. Ferner betrug die Torfproduction im J. 1843, also wohl auch die gegenwärtige Torfconsumtion 1,401,000 Ster Torf; nimmt man nach Hrn. Peclet dafür ebenso viele Ster Holz an und addirt sie zu obigem Holzbetrag, so erhält man 34,734,333 Ster als den Ausdruck der gegenwärtigen Consumtion außer derjenigen des Holzes, was ungefähr ein Drittheil der vom Verf. in einem Jahrhundert für möglich erachteten Holzvermehrung beträgt, welches Resultat die von Hrn. Brongniart vor kurzem ausgesprochenen Befürchtungen wegen Zunahme der Consumtion mineralischer Brennstoffe und der früher oder später zu erwartenden Versiegung der Steinkohlenlager als unbegründet erweist. (Comptes rendus, April 1847 Nr. 14.)