Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. , S. 317
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Miscellen. Miscellen. Probe mit Frankenstein's Lunar- und Solarlicht. Ueber diese neue, für unser Beleuchtungswesen interessante und wichtige Erfindung wurde seit December v. J., als der Erfinder die ersten Notizen über den erzielten Effect veröffentlichte, in allen Blättern des In- und Auslandes bereits ausführlich berichtet, und das Lunarlicht allenthalben als eine originelle Erscheinung gehörig ins Auge gefaßt, wenn gleich ihr Werth durch eine factische Ueberzeugung von Seite des Publicums nicht gleich gewürdigt werden konnte, und man bloß den eigenen Worten des Erfinders, bezüglich der materiellen und ökonomischen Vortheile gegen andere Beleuchtungsarten, vollen Glauben beizumessen bemüßiget war. – Wir sind nun aber in der Lage, auch aus eigener Sachanschauung Näheres über diesen Gegenstand hier mitzutheilen, da nämlich der Erfinder, Hr. Carl v. Frankenstein, Redacteur und Herausgeber des allgemeinen Industrie, und Gewerbeblattes in Gratz, am 31. Jul. d. J. in Wien, im Gasthofe zum goldenen Kreuz auf der Wiedner Hauptstraße, und zwar in Gegenwart der Inhaber der bedeutendsten Gast- und Kaffeehäuser und vieler Sachverständigen Proben hievon abgeführt hat. – Die von dem Erfinder selbst früher schon angegebenen charakteristischen Eigenschaften und Vortheile dieser neuen Beleuchtung sind im Wesentlichen folgende: daß 1) aus der nicht leuchtenden Flamme des Weingeistes ohne Zusatz irgend einer andern Substanz, bei Verwendung gewöhnlicher Argand'scher Lampen, ein völlig geruchloses, blendend weißes Licht von eigenthümlicher magischer Wirkung erzeugt werde (Lunarlicht); 2) die Oelflamme mit Hülfe des angewandten Brenners bei jeder gewöhnlichen Oellampe um das Zwei- bis Dreifache ihrer Lichtintensität gesteigert werden könne, ohne die Oelconsumtion dabei zu vermehren, und daß das so erhaltene Licht an Helligkeit und Weiße nicht nur jede andere Oelflamme, sondern auch selbst das Gaslicht an Glanz und Schönheit übertreffe (Solarlicht); 3) die Leuchtkraft der Gasflamme bei Anwendung von schlechtem, schwach leuchtendem Gase auf das Doppelte erhöht werden könne. – Diese Angaben wurden nunmehr bei der abgeführten Probe, als buchstäblich wahr, auf das augenfälligste und überraschendste bethätigt; denn der Effect, namentlich bei der Oelflamme, um welche es sich hier, als für die allgemeine praktische Anwendung am wichtigsten, größtentheils handelte, übertraf in Hinsicht der erzielten Lichtintensität und Einfachheit der Vorrichtung in der That alle Erwartung. – Hr. v. Frankenstein ließ zuerst seine schattenlose Tischlampe (eine Dittmar'sche Regulator-Lampe) mit 3/4 Zoll Durchmesser im Brenner, wie eine andere gewöhnliche Lampe ohne die Vorrichtung brennen, und die Anwesenden konnten sich durch genaue Besichtigung derselben von außen überzeugen, daß daran durchaus kein besonderer Mechanismus, außer einer Schraube für den Docht, einer zweiten Schraube zur Hebung und Senkung des Zugglases und einer dritten Schraube für die Brennervorrichtung angebracht sey; der Docht war nur 1/2 Linie hoch geschraubt (also wenigstens dreimal so niedrig als bei andern gewöhnlichen Argand'schen Lampen), wobei die Flamme bei höchst geringem Oelverbrauch natürlicherweise auch nur ein schwaches Licht verbreitete, gelblich und glanzlos, wie wir es bei allen unsern Lampen zu sehen gewohnt sind. – Allein plötzlich – durch eine einzige Bewegung der dritten Schraube, ohne den Dockt nur im geringsten dabei zu heben – wurde die matte Oelflamme in ein höchst glänzendes weißes und dem Auge wohlthuendes Licht von der höchsten Intensität verwandelt, so daß alle Ecken des Zimmers ganz gleichförmig beleuchtet, und man jede Farbe, grün, blau u s. w., wie im Tageslichte zu unterscheiden im Stande war. Der Effect konnte hiebei nach Belieben gesteigert und wieder bis zum sanftesten Mondlicht (Lunarlicht, ähnlich dem von Weingeist, gemildert werden. – Ohne sich in genaue photometrische Vergleiche einzulassen, mußte Jeder schon durch den bloßen Augenschein zugeben, daß der Lichteffect wenigstens ein dreifacher gegen die frühere matte Lampenflamme war, abgesehen davon, daß hier noch das weiße Licht, schöner und glänzender als das der Gasflamme, in Anschlag gebracht werden muß. Da nun bei der so niedrigen Stellung des Dochtes von 1/2 Linie (welche bei dieser Beleuchtungsart stets zur Bedingung gemacht ist) offenbar wenigstens ein Drittel an Leuchtmaterial (Rüböl) gegen jede andere Argand'sche Lampe von gleichem Durchmesser im Brenner erspart wird, und der Lichteffect dabei noch ein dreifacher ist, so bedarf es in Hinsicht auf ökonomische Vortheile keiner weiteren Auseinandersetzung. Um jedoch in Zahlen zu sprechen, nehmen wir an: eine gewöhnliche Argand'sche Oellampe verzehre in der Stunde um 1 kr Conv.-M. Oel, die Lunar- und Solarlampe aber nur um 3/4 kr., und gibt einen Effect wie 3: 1, so benöthigt man, um ein gleiches Licht (wenn auch selbst kein so weißes und intensives, sondern nur das gewöhnliche gelbe Lampenlicht) hervorzubringen, in der Stunde 2 1/4 kr. Oel, wozu noch die Anschaffungskosten und Unterhaltung der mehr benöthigten zwei Lampen nebst Dockten gerechnet werden müssen. Angenommen also, selbst im allerstrengsten Falle der Anforderung, daß im Durchschnitt eine Lunar- und Solarlampe auch nur das leiste, was man von zwei andern gewöhnlichen guten Oellampen fordert, so reducirt sich noch immer die Oelersparniß auf mehr als die Hälfte, und man wird dort, wo jetzt z.B. 100 Lampen brennen, mit 40–50 Lunarlampen mehr als zur Genüge ausreichen und ein schönes, weißes, angenehmes Licht haben, welches sich im Calcul gegen die Gasbeleuchtung ungefähr wie die Valuta von WW. zu Conv.-M. verhält; da nämlich eine mittelmäßige Gasflamme in der Stunde mindestens auf 3 kr. C.-M., und eine Lunarlampe nur auf höchstens 2 1/2–3 kr. WW. bei dem Oelpreise von 14–16 kr. Conv.-M. das Pfund zu stehen kommt. Die Brennervorrichtung beim Weingeiste, um denselben leuchtend zu machen, beruht auf demselben Princip, wie beim Oel; der Effect ist hier noch überraschender als bei letzterem, da die blaue, fast gar nicht leuchtende Weingeistflamme plötzlich wie durch einen Zauberschlag in das schönste, Weißeste, mondähnliche Licht verwandelt wird, welches ein Schlafgemach die ganze Nacht hindurch mit magisch-verklärenden Strahlen erhellt; was besonders in jenen Fällen, wo ein reines, mildes, geruckloses Licht, wie z.B. in Krankenzimmern, bei nervenschwachen Personen, Damen u. f. w. gewünscht wird, von größtem Vortheile ist. Eine Lunarlampe von 3/4 Zoll Durchmesser im Brenner consumirt in der Stunde höchstens um 1/2 kr. Conv.-M. Weingeist. Ueber die Anwendung des Lunarlichtes für die Gasflamme, von welcher die Probe in Ermangelung Argandischer Brenner nicht vorgenommen werden konnte, soll nächstens berichtet werden; vorläufig macht man nur aufmerksam, daß die gegenwärtig in Anwendung stehenden sogenannten Schmetterlings- oder Fledermausflügel u. s. w für diesen Zweck nicht brauchbar sind, sondern Argand'sche Gasbrenner mit Zuggläsern, ganz nach Art der gewöhnlichen Lampen mit Luftrohr, eingeführt werden müssen, welche Construction aber schon an und für sich vortheilhafter, und deßhalb in England größtentheils üblich ist, da man hiebei eine viel intensivere und ruhigere, vor jedem Luftzuge geschützte, somit auch weniger abgekühlte und hellere Flamme erhält – Wird nun bei solchen Argand'schen Gasbrennern zugleich die Lunarvorrichtung angebracht, so kann man mit Sicherheit annehmen, daß bei halber Gasconsumtion derselbe Effect, oder bei einem schlechten Gase, welches keine helle Flamme gibt, der doppelte Lichteffect zu erzielen ist, ein Vortheil, den Jedermann auf den ersten Versuch gehörig zu würdigen wissen wird. Mit diesem in Kürze hier Gesagten sind die Vortheile dieser neuen Beleuchtungsart in ihrer dreifachen Beziehung für Weingeist, Oel und Gas, insoweit als wir sie zu beurtheilen in der Lage waren, deutlich angegeben. B-r. (Wiener Ztg. vom 26 August 1847.) Ueber die Verkaufsbedingungen etc. der Erfindung enthält folgende Broschüre das Nähere: „Notizen über Frankenstein's Lunar- und Solarlicht, nebst einer Kritik der Mängel unseres gegenwärtigen Beleuchtungswesens. Gratz 1847. Bei J. A. Kienreich. Galvanisirtes Eisen aus der Fabrik von P. F. Lefort in Remich an der Mosel. Es ist auffallend daß, nachdem schon seit einer Reihe von Jahren das galvanisirte Eisen nicht nur in Frankreich, wo die Erfindung hervorging, sondern auch in England vielfache Verwendung gefunden hat, dieses Verfahren in Deutschland erst in neuerer Zeit Gegenstand eines industriellen Unternehmens geworden ist. Dem großherzogl hessischen Gewerbverein sind Proben von Blech, Nageln etc. von den Eigenthümern der „galvanischen Anstalt von P. F. Lefort in Remich an der Mosel,“ welche in Preußen für die Einführung und Vervollkommnung der Galvanisation von Blech, Schmied- und Gußeisen und Stahl zum Schuß gegen den Rost patentirt sind, mitgetheilt worden, und es werden von dieser Fabrik nicht bloß mannichfache Gegenstände des Verbrauchs in galvanisirtem Eisen geliefert, sondern es können ihr auch verschiedene Eisenwaaren zur Galvanisation übergeben werden. Aus dem uns mitgetheilten Preiscourante entnehmen wir Folgendes: Sturzblech in allen Nummern zu Dachbedeckungen, so wie zu jeder andern Arbeit zu verwenden, und zwar: Nr. 24 wiegt der Quadratfuß preuß. circa 24 Loth und kostet 12     Kr.  „   23      „       „    „    „ 30    „       „ 14       „  „   22      „       „    „    „ 40    „       „ 19 1/2 „  „   21      „       „    „    „ 50    „       „ 25       „ Von denselben Nummern kostet das Kilogramm (2 Pfund) 33,6 Kr.; von Nr. 20 und 19 30 Kr., von Nr. 18, 17 und 14 28 Kr. Für das Galvanisiren allein wird pro Kilogramm berechnet: von Nr. 21 bis 24 12,6 Kr.; von Nr. 19 und 20 11,2 Kr.; von Nr. 14, 17 und 18 8,4 Kr. Eisendraht zu Garten- und Weinbergsspalieren, Laubgängen, Schellenzügen, Drahtgeweben etc., kostet pro Kilogramm von Nr. 15 und 17 50,4 Kr., von Nr. 20 42 Kr. Das Galvanisiren allein von ersteren Nummern 21 Kr. und von letzteren Nummern 16,8 Kr. Drahtgewebe von allen Sorten zu galvanisiren 21 Kr. Rundeisen kostet pro Kilogr. 28 Kr., und das Galvanisiren allein 9,8 Kr. Bandeisen von 9 bis 18 Linien breit kostet das Kilogramm 30 4/5 Kr., deßgleichen von 19 Linien breit und darüber 22,4 Kr. Für das Galvanisiren allein wird von ersterm 14 Kr. und von letzterm 5,6 Kr. pro Kilogramm berechnet. Stabeisen, verarbeitet oder roh, ebenso wie Glatte Gußwaaren zu galvanisiren kostet bei Stücken von 4 Kilogrammen und darüber 5,6 Kr.; bei Stücken von 2 bis 4 Kilogr. 7 Kr.; bei Stücken von 1 bis 2 Kilogr. 8,4 Kr.: diverse Stücke bis zu 1 Kilogr. zusammen 12,6 Kr. Gußwaaren mit Verzierungen oder durchbrochen (ohne Verbindlichkeit etwaiger Beschädigung) zu galvanisiren kosten resp. 8,2 Kr., 9,6 Kr., 10,3 Kr. und 14 Kr. pro Kilogr., je nachdem die Stücke die bei den glatten Gußwaaren angegebenen Gewichte besitzen. Faßreife, der ganze Beschlag (6 Reife) für 1 Fuderfaß mit Haken und Ringen kostet 6 Fl. 28 Kr., und für das Galvanisiren allein 2 Fl. 48 Kr. Für ein halbes Fuderfaß (6 Reife) wird resp. 4 Fl. 40 Kr. und 2 Fl. 20 Kr. berechnet. Rohre zu Wasserleitungen, Dach-, Brunnen- und Ofenrohre in Sturzblech von Nr. 24 kosten pro laufenden Fuß preußisch 12,6 Kr., 14 Kr., 22,4 Kr. und 26,6 Kr., je nachdem die Durchmesser 2, 3, 4 oder 3 1/2 preuß. Zoll betragen. (Knierohre von allen Durchmessern werden wie 2 laufende Fuß berechnet.) Rohre in Sturzblech von Nr. 20, besonders für Gas- und Wasserleitungsröhren, welche starken Druck zu ertragen haben, kosten pro laufenden Fuß preußisch 19 1/4 Kr., 28 Kr., 42 Kr., je nachdem die Durchmesser 1 1/2, 2 oder 3 Zoll betragen. Rohre von größerem Durchmesser und stärkerem Blech kosten pro Kilogramm 56 Kr., und das Galvanisiren allein pro Kilogr. 9,8 Kr. Schiefernagel, circa 650 Stück, pro Kilogr. 56 Kr., und das Galvanisiren allein 21 Kr. Baunägel von 2 bis 4 Zoll 49 Kr. pro Kilogr. und das bloße Galvanisiren 14 Kr. Spalierhaken von 2 1/2 bis 5 Zoll assortirt 25 bis 30 Stück pro Kilogr. kosten 1 Fl. 1,6 Kr., das bloße Galvanisiren 14 Kr. Springfedern (gewinnen noch bedeutend an Stärke und Elasticität) kosten pro Duzend resp. 2 Fl. 20 Kr., 2 Fl. 6 Kr., 1 Fl. 38 Kr., je nachdem sie 12, 9 oder 7 Windungen haben. Das Galvanisiren allein kostet pro Duzend 1 Fl. 10 Kr. Badewannen von 4' 4'' Länge, 21'' Breite, 2' Tiefe kosten, je nachdem sie mit oder ohne Rollen versehen sind, 23 Fl. 20 Kr oder 21 Fl. pro Stück. Gewerbstücke aller Art in Sturzblech oder Eisen nach Zeichnung und Maaßangabe kosten pro Kilogr. 1 Fl. 12 4/5 Kr. (Monatsbl des hess. Gewerbvereins, 1847 S. 125.) Reduction des Silbers aus Chlorsilber. Man kann das feuchte Chlorsilber mit reinem Kupfer und Ammoniak reduciren, um reines Silber zu erhalten. Vom Ammoniak ist bei weitem weniger nöthig als zum Auflösen alles Chlorsilbers erforderlich wäre. Nach beendigter Reduction braucht man das Silber nur auszuwaschen. E. Hornung. (Journal de Chimie médicale, Oct. 1847 S. 515.) Reagens auf Kalk-Bicarbonat im Quellwasser. Wenn man vom Krapp eine Tinctur mit Aether bereitet und einige Tropfen davon einem Wasser zusetzt, welches Spuren von Kalk-Bicarbonat enthält, so wird die schöne rothe Farbe der Tinctur um so auffallender Orange, je mehr Kalk-Bicarbonat das Wasser enthält, während sie in destillirtem Wasser farblos wird. J. Deck in Leamington. (Journal de Chimie médicale, Oct. 1847 S. 514.) Ueber Verfälschung des pyrophosphorsauren Kalis. Das pyrophosphorsaure Kali ist ein Handelsartikel geworden, seitdem zur galvanischen Vergoldung eine technische Anwendung davon gemacht wird (man sehe darüber polytechn. Journal Bd. CV S. 29). Dieses Salz kann verunreinigt seyn: 1) durch phosphorsaures Kali; 2) durch Wasser und 3) durch salzsaure und schwefelsaure Salze. Um es auf einen Gehalt an diesen Substanzen zu prüfen, muß man: 1) es austrocknen, um seinen Wassergehalt zu erfahren; 2) es mit salpetersaurem Silber versetzen, welches mit dem reinen pyrophosphorsauren Salz einen weißen Niederschlag gibt, während er durch eine Beimengung von phosphorsaurem Kali mehr oder weniger gelb gefärbt wird; 3) den Niederschlag welchen salpetersaures Silber hervorbrachte, mit Salpetersäure versetzen; war das pyrophosphorsaure Kali rein, so löst er sich darin vollkommen auf; enthielt es hingegen ein salzsaures Alkali, so bleibt unauflösliches Chlorsilber zurück; 3) es mit salpetersaurem Baryt versetzen; war das pyrophosphorsaure Kali rein, so löst sich der entstandene Niederschlag in Salpetersäure vollständig wieder auf, bleibt aber ein Rückstand, so ist dieß schwefelsaurer Baryt. Das salzsaure und schwefelsaure Kali werden übrigens dem pyrophosphorsauren Kali nicht absichtlich beigemengt, sondern kommen durch das zu seiner Bereitung angewandte unreine Kali hinein. (Journal de Chimie médicale, Oct. 1847 S. 549.) Ueber Hohofenschlacken als hydraulische Cemente; von Dr. L. Elsner. Es ist bekannt, daß Hohofenschlacken, im fein gepulverten Zustande, als Kieselcemente dem gebrannten Kalk hinzugesetzt, einen sehr guten hydraulischen Mörtel liefern. Da diese Eigenschaft der Hohofenschlacken einzig und allein nur in deren bestimmter chemischen Zusammensetzung ihren Grund haben kann, so schien es mir in technisch-chemischer Beziehung von Wichtigkeit, gerade solche Hohofenschlacken, von denen es mit Sicherheit bekannt ist, daß sie als Zuschläge einen guten hydraulischen Mörtel liefern, einer chemischen Analyse zu unterwerfen, um auf die gewonnenen Resultate ein Verfahren zu begründen, mittelst dessen es leicht seyn könnte, ohne eine besondere chemische Analyse, eine Hohofenschlacke zu untersuchen, ob dieselbe sich zu Kieselcement eignen möge oder nicht. Hr. Inspector Ek, zu Gleiwitz, hatte die Gefälligkeit, mir zur Analyse solche Hohofenschlacken zustellen zu lassen, von denen die Erfahrung bewiesen hatte, daß sie als Kieselcemente einen guten hydraulischen Mörtel liefern. Mit diesen Hohofenschlacken wurden in dem Laboratorium des königl. Gewerbe-Instituts, unter meiner Aufsicht, von den Zöglingen Grashof und Jacobi mehrere Analysen angestellt, deren Resultat ich hier mittheile, ohne jedoch den speciellen Gang der Untersuchung anzuführen, da dieselbe nach den bekannten Methoden unternommen wurde. Die untersuchten Schlacken waren sehr gleichförmig geflossen, zeigten Glashärte und hatten eine grünliche Färbung, welche bei Behandlung der fein gepülverten Schlacke mit heißer Essigsäure unter Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas verschwand, wobei in der essigsauren Lösung ein geringer Gehalt an Eisen durch Reagentien nachgewiesen wurde. Die mit der Säure behandelte gepülverte Schlacke blieb als ein weißes Pulver zurück. Die grüne Färbung der Schlacken scheint daher ihren Grund in einem geringen Gehalt an Schwefeleisen zu haben, ähnlich wie dieß bei den blauen und grünen Ultramarinen der Fall ist, wie ich schon (im polytechn. Journal Bd. LXXXIII S. 461) zu zeigen versucht habe. Durch die qualitative Untersuchung wurde auch ein sehr geringer Gehalt an Titan nachgewiesen; ein Umstand, welcher nicht befremden kann, da bekanntlich bei dem Hohofenbetrieb in Oberschlesien bisweilen Eisensauen vorkommen, welche mit den rothen Würfeln von metallischem Titan erfüllt sind. – Wird die feingepülverte Schlacke mit wenig Salzsäure übergossen, so erstarrt sie sehr bald zu einer zusammenhängenden, durchscheinenden, gallertartigen Masse. 1) Analyse von Jacobi. Kieselerde 40,12 Thonerde 15,37 Kalkerde 36,02 Manganoxydul   5,80 Eisenoxydul   1,25 Kali   2,25 Schwefel   0,70 2) Analyse von Grashof. Kieselerde 40,44 Thonerde 15,38 Kalkerde 33,10 Manganoxydul   4,40 Eisenoxydul   1,63 Kali   2,07 Schwefel   0,76 Die Kalkbestimmung in Nr. 1 nähert sich der Wahrheit am meisten, denn sie ist die Mittelzahl mehrerer Analysen. Wird die Schlacke, in der Hauptsache, als ein Kalk-Thonerde-Silicat betrachtet, so berechtigt das Verhältniß des Sauerstoffgehalts der einzelnen Bestandtheile, die Schlacke, nahe genug, als eine chemische Verbindung von drittelkieselsaurem Kalk mit drittelkieselsaurer Thonerde zu betrachten. Das Sauerstoff-Verhältniß zwischen Kieselerde, Thonerde und Kalk ist nämlich nahe wie 21,0 : 7,1 : 10,0 = 6 : 2 : 3 = 18 : 6 : 9, woraus sich die Formel: Textabbildung Bd. 106, S. 322 entwickeln läßt. In jedem Fall ist die drittelkieselsaure Doppelverbindung der vorwaltende Bestandtheil. Auch zeigte die qualitative Analyse, daß die Schlacke sich völlig durch Salzsäure aufschließen ließ, sie enthielt demnach die Kieselerde gerade in einem solchen Aggregatzustande, welcher dieselbe vorzugsweise geeignet macht, mit gebranntem Kalk in Wechselwirkung gebracht, einen guten hydraulischen Mörtel zu liefern. Die Zusammensetzung der untersuchten Schlacken hat eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit derjenigen des Prehnit und der sogenannten zeolithartigen Fossilien, welche alle als Thon-Silicate mit Kalk- oder Alkali-Silicaten + Wasser im allgemeinen zu bezeichnen sind. Von diesen Fossilien ist aber auch bekannt, daß sie, nach dem Brennen dem gebrannten Kalk im gepulverten Zustande beigemischt, ganz vorzügliche hydraulische Mörtel liefern; auch sie hinterlassen, bei der Behandlung mit Salzsäure, schon ohne alle künstliche Erwärmung, die Kieselerde in einem mehr oder weniger gallertartigen Zustande. Aus diesen Thatsachen und Erfahrungen folgt nun, daß es sehr leicht seyn wird, eine Hohofenschlacke in technischer Hinsicht zu prüfen, ob dieselbe als brauchbares Kieselcement für die Bildung von hydraulischem Mörtel geeignet seyn möchte oder nicht; man hat nur nöthig, dieselbe im feingepülverten Zustande in einem Glase mit wenig reiner Salzsäure zu übergießen; erstarrt die Flüssigkeit in kurzer Zeit zu einer durchsichtigen gallertartigen Masse, so ist die untersuchte Schlacke vorzugsweise geeignet, bei Anfertigung von hydraulischem Mörtel als Kieselcement zu dienen. Aehnlich wie die Hohofenschlacken verhielten sich auch einige Rohkupferschlacken aus dem Mansfelder Reviere, welche gegen 48 Proc. durch Salzsäure aufschließbare Kieselerde enthielten, woraus folgt, daß auch diese Art Schlacken unter den angeführten Bedingungen als brauchbare Kieselcemente für die Darstellung von hydraulischem Mörtel zu bezeichnen sind. (Aus den Verhandl. des Vereins z. Beförd. des Gewerbfl. in Preußen, 1847 3te Lief.) Zur Theorie der Porzellanbildung. Auf Anlaß der Mikroskop-Section der polyt. Gesellschaft haben Hr. Dr. Oschatz, welcher die mikroskopischen Arbeiten des Vereins leitet, und Hr. Dr. Wächter, Chemiker der königl. Porzellanfabrik zu Berlin, die mikroskopische Untersuchung einer systematischen Reihe von Einwirkungsproducten des Feldspath, der Kalkerde, Magnesia, Strontian, Baryt etc. auf die Porzellanerde in der Glühhitze behufs des theoretischen Verständnisses der Porzellanbildung unternommen. Das bemerkenswerthe Resultat derselben ist, daß Porzellan nicht wie man bisher annahm, nur ein inniges Gemenge von geschmolzenem Feldspath und unveränderter Porzellanerde ist, und letztere seine Undurchsichtigkeit hervorbringt, ungefähr so wie Thon klares Wasser trübt, sondern daß es eine glasige, von unzähligen Krystallnadeln äußerster Kleinheit erfüllte Masse ist und seine Undurchsichtigkeit von dem Lichtreflex und der Lichtbrechung derselben herrührt. Nach den vorliegenden Beobachtungen muß Porzellan im Feuer eine homogene Masse im breiigen Fluß seyn, die bei der allmählichen Abkühlung zu einem dichten Haufwerk von Krystallnadeln und einer glasigen Grundmasse, in der dieselben schwimmen, erstarrt. Den Weg zu diesen Beobachtungen hat besonders die mikroskopische Betrachtung solcher Gemenge von Feldspath und Porzellanerde erleichtert, in denen ersterer in größerer Menge als im gewöhnlichen Porzellan enthalten ist. Eine Mischung von einem Gewichtstheil Porzellanerde und zwei Theilen Feldspath schmilzt im Porzellanfeuer zu einem weißen Email und stellt sich unter einem lichtstarken Mikroskop bei 500facher Vergrößerung als ein klares durchsichtiges Glas dar, in welchem einzelne Gruppen von spießigen Krystallen schwimmen. Porzellan, deutsches sowohl als englisches und französisches, zeigt ganz ähnliche Krystalle, nur ist die Erscheinung weniger leicht wahrzunehmen, da dieselben die ganze Masse dicht erfüllen, und zeigt das Mikroskop eine glasige, wolkenartig getrübte Masse. Diese Trübung löst sich aber an den dünnsten, durchscheinendsten Kanten für das Auge zu Gruppen nadelförmiger Krystalle auf, ähnlich wie am Sternhimmel die Nebelflecken durch ein hinreichend starkes Fernrohr sich in einzelne Sterne auflösen. – Was die chemische Natur dieser krystallinischen Ausscheidung im Porzellan betrifft, so läßt sich nur vermuthen, daß sie kieselerdereicher ist als die glasige Grundmasse. Ein Gemenge von 1 Theil Porzellanerde und 4 Theilen Feldspath schmilzt im Porzellanfeuer zu einem klaren Glase, das beim Erkalten keine Krystalle mehr ausscheidet, in dem man aber noch deutlich durch ihre verschiedene Lichtbrechung die eckigen Körner des die Porzellanerde begleitenden Sandes wahrnimmt, der also weit schwerer vom schmelzenden Feldspath aufgenommen wird als die kieselsaure Thonerde und daher im gewöhnlichen Porzellan meist noch unverändert enthalten seyn muß. Ω Vergleichende Gerbversuche zwischen Eichenrinde, Ellernrinde, Catechu und Dividivi; von Hrn. W. Kampffmeyer. In meinem letzten Berichte über vergleichende Gerbversuche zwischen Eichenrinde, Ellernrinde, Catechu und Dividivi (polytechn. Journal Bd. XCVIII S. 435), versprach ich, zur genauen Ermittelung der Haltbarkeit des mit Dividivi gegerbten Leders, in Vergleich zu dem auf gewöhnliche Weise mit Eichenrinde gegerbten, von denselben Häuten die eine Hälfte ausschließlich mit Dividivi, die andere Hälfte mit Eichenrinde zu gerben, um damit geeignete Proben anstellen zu können. Kurz nach Beendigung dieses Gerbprocesses sind mir leider die sämmtlichen Häute durch nächtlichen Einbruch entwendet worden, und ich vermag daher nur die bei dem Processe und durch eigene Versuche gemachten Erfahrungen mitzutheilen, welche sich leider nicht so günstig stellen wie von mir erwartet wurde. Das mit Dividivi gegerbte Sohlenleder zeigt bei trocknem Wetter eine fast gleiche Haltbarkeit und Güte wie mit Eichenrinde gegerbtes; es nimmt aber viel leichter und viel mehr Feuchtigkeit auf und gewährt dadurch, ebenso wie das mit Dividivi gegerbte Oberleder, welches etwas leichter brüchig wird als das gewöhnliche, einen geringeren Schuß gegen Feuchtigkeit, wodurch es dem mit Eichenrinde gegerbten bedeutend nachsteht. Die Anwendung des Dividivi als ausschließliches Gerbmaterial kann daher nicht in Aussicht gestellt werden, selbst wenn er in viel bedeutenderen Quantitäten, als dieß in der That der Fall ist, beschafft werden könnte. Jedenfalls bleibt er aber, mit Eichenrinde gemengt, ein recht gutes Gerbmaterial, und findet so schon jetzt eine ziemlich ausgedehnte Verbreitung, da sich auf diese Weise ein Fabrikat erzielen läßt, welches in jeder Beziehung dem ausschließlich mit alter Eichenrinde gegerbten vollkommen gleich gestellt werden kann. (Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfl. in Preußen, 1847 3te Lief.) Auffindung eines Ersatzmittels der Eichenrinde und Beschleunigung des Gerbprocesses durch Hrn. Hellmann zu Neckarsteinach. Von großer Wichtigkeit, sowohl in staatlicher wie in gewerblicher Beziehung, scheinen einige von dem Lederfabrikanten Hrn. Hellmann zu Neckarsteinach dem preußischen Gouvernement neuerdings angetragene Erfindungen werden zu können. Sie bestehen: 1) in Auffindung eines Ersatzmittels der Eichenrinde, und 2) in Ermäßigung des Gerbprocesses auf weniger als die Hälfte der bisher erforderlichen Zeit. Als seine erste und in der That wichtigste Erfindung, als deren fast nothwendige Folgerung die vorher angeführten erscheinen, gibt derselbe ein einfaches, jedem nur einigermaßen intelligenten Gerber zugängliches Verfahren an, den Gerb- und Säuregehalt einer Pflanze auf ganz untrügliche Weise zu ermitteln. Zur genauen Analyse sind nur 12, höchstens 24 Stunden erforderlich. Soweit es aber nur für den Fabrikanten nöthig ist, den Gehalt der von ihm zu verwendenden Surrogate und Gerbbrühen zu ermitteln, genügt nach einmal erlangter Fertigkeit schon eine Zeit von einigen Minuten. Daß eine solche Erfindung für die Gerberei von der allergrößten Wichtigkeit; daß man mit Hülfe derselben die Erfolge seiner Arbeit fast vorher berechnen kann; daß damit gewissermaßen die Basis zur wissenschaftlichen Forschung für diesen Industriezweig gegeben, und nur dadurch die Gerberei zu dem Höhepunkt gelangen kann, auf welchen: wir so viele andere Industriezweige erblicken; ja daß dadurch das Princip der Gerberei erst gefunden ist und das bisherige Verfahren vielfach umgestaltet und wahrhaft verbessert werden muß, wird Jedem einleuchten. Ebenso gewiß ist aber auch, daß die Wissenschaft diesem Industriezweig bisher wenig förderlich gewesen, und nur dadurch der geringe Fortschritt der Gerberei seit einem Jahrhundert zu erklären ist. Die von verschiedenen Chemikern gelieferten Analysen gerbstoffhaltiger Pflanzen sind von einander so abweichend (der eine gibt den Gehalt oft doppelt so hoch an, als der andere), daß dadurch dem Praktiker fast gar kein Halt geboten wird; eben so haben die bisher anempfohlenen Abkürzungen des Gerbprocesses den Fabrikanten nur Nachtheile, und somit ein gewisses Mißtrauen gegen angebliche Verbesserungen gebracht. Wenn daher die durch Hrn. Hellmann schon früher den Berliner Lederfabrikanten gemachten Mittheilungen, ungeachtet der miteingesendeten kleinen Probestücke, welche von vorzüglicher Gerbung zeugten, bei ihrer Unbestimmtheit nicht die Aufmerksamkeit fanden, die man bei der Wichtigkeit des Gegenstandes erwarten mußte, so darf dieß bei der Kostspieligkeit derartiger Versuche, wenn sie mißlingen und in Berücksichtigung des von Hrn. Hellmann für Mittheilung seiner Erfindungen geforderten Honorars, gar nicht befremden, da der daraus entspringende Vortheil, ohne Patentschuß, mehr der Gesammtheit zu gute käme, für den Staat aber bei der Wichtigkeit des Gegenstandes nur sehr gering wäre, da ihm schon durch die Gewinnung des fraglichen, bisher unbenutzten Surrogats eine weit größere Einnahme in Aussicht gestellt ist. Durch die während der Anwesenheit des Hrn. Hellmann in Berlin vorgelegten größern Probestücke, so wie durch die damit verbundenen näheren Aufschlüsse über sein Verfahren, so weit dieß sein Geheimniß erlaubte, haben sich die Ansichten der Berliner Gerber wesentlich und nur vortheilhaft geändert. Hr. Hellmann hat sich dabei als einen der intelligentesten Fabrikanten erwiesen, der mit den gediegensten praktischen Kenntnissen und Ansichten von der Gerberei ebenso gediegene chemische Kenntnisse verbindet, welche die aus seiner Fabrik hervorgegangenen, anerkannt vortrefflichen Sohlenleder nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, als Resultat vieljähriger, aus der Praxis und durch kostspielige rein mechanische Versuche gewonnener Erfahrungen, sondern als fast nothwendige Folge seiner wissenschaftlichen Forschungen erscheinen lassen. Gehen wir auf die Angaben des Hrn. Hellmann näher ein: Zu 1. In Betreff des Ersatzmittels der Eichenrinde sprach sich derselbe dahin aus: Es sey dieß Surrogat eine bereits bekannte gerbstoffhaltige Pflanze, die in den Rhein- und Neckargegenden nur spärlich vorhanden sey, in Preußen aber, und sicher in nur mäßiger Entfernung von Berlin, reichlich und in großer Menge, in den Ostseeprovinzen jedoch ganz überreichlich und in vorzüglichster Qualität vorkäme, so daß davon schon jetzt der sehr bedeutende Gesammtbedarf an Gerbmaterial, der sich allein für Berlin auf 200,000 Cntr. beläuft, gewonnen werden kann. Außerdem würde man dieß Surrogat wegen größerer Bequemlichkeit bei der Gewinnung so wie als Exportartikel, unbeschadet der Forst- und Landcultur, in noch bedeutenderen Quantitäten gewinnen können, und dadurch aus Staatsländereien ein beträchtlicher Gewinn zu erzielen seyn. Die Kosten des neuen Gerbmittels zum Gerben von einem Centner Sohlenleder stellten sich bei den bisher am Neckar gemachten Versuchen, wo, wie wir schon vorher bemerkt, das Surrogat nur spärlich vorhanden ist und dadurch theurer wird, gegen die Kosten der besten jungen Eichenlohe, welche zu etwa 2 Thlr. für den Centner veranschlagt werden muß, nur um 5 Proc. billiger; jedoch unterliege es keinem Zweifel, daß in Preußen, Pommern und den Marken, ungeachtet dort der Centner Eichenrinde, bei zwar bedeutend geringerem Gehalt, viel billiger sey (er kostet 1 bis 1 1/6 Thlr.) als in der Neckargegend, dennoch billiger damit gegerbt werden könne, als das neckarthaler und rheinische Sohlleder mit junger Eichenlohe. Die Dauer des ganzen Gerbprocesses stellt sich bei diesem Surrogat durchaus ebenso wie bei der Eichenlohe; der Grad der Gerbung steigt und fällt aber auch bei beiden stets mit dieser Dauer, sobald die übrige Behandlung nur gleich ist. Diese Dauer ist indeß ganz außerordentlich verschieden und beträgt häufig auf demselben Platz, bei dem einen Fabrikanten kaum die Hälfte, ja manchmal kaum ein Drittheil der Zeit, welche der andere in seinem wohlverstandenen Interesse dazu verwendet und verwenden kann. Vollständige, satte, gute Gerbung indessen, wie sie die von Hrn. Hellmann vorgelegten Proben besitzen, und welche nur von den vorzüglichsten niederländer und rheinischen Fabriken geliefert wird, ist höchst selten und nur durch mehrjährige Gerbdauer zu erreichen. Auch das Gewichtsergebniß der Sohlleder ist bei beiden Gerbmitteln das gleiche, weil es einzig und überall von der durch den Vorbereitungsproceß der Häute erreichten Fähigkeit den Gerbstoff aufzunehmen, und dem erlangten, wirklichen Gerbungsgrad der Leder abhängt. Dieser längst und vielfach erprobte Erfahrungssatz bewährte sich auch bei dem neuen Fabricat aufs vollständigste. Es zeigten nämlich beiderlei Fabricate übereinstimmend ein gleich entsprechendes Uebergewicht, worunter bei Zahm-Sohlleder das Mehrgewicht über die Hälfte des Bruttogewichts der frischen Schlachthäute, wie sie vom Fleischer geliefert werden, bei Wildledern etc. aber das Mehrergebniß, oder die Zunahme über das volle Gewicht der trocknen Häute zu verstehen ist. In dieser Beziehung dürfte, nach der Ansicht des Hrn. Hellmann, eher noch ein Vorzug des neuen Gerbmittels vor der besten jungen Eichenrinde zu erwarten seyn. Daß sich aber in dem Gewichtsergebniß der Sohlleder die bessere Gerbung bekundet, weil durch sie das Gewicht unter allen Umständen bedeutend zunimmt, zugleich aber auch Qualität und Preiswürdigkeit des Fabricats mit erhöht wird, und sonach letzteres allenthalben am besten empfiehlt, ist jedem Lederkenner bekannt. Die von Hrn. Hellmann vorgelegten Proben von deutschem Sohlleder, sowohl die mit Eichenrinde, wie die mit dem neuen Surrogat gegerbten, sind von vollkommen satter Gerbung. Die mit Eichenrinde gegerbten Besitzen eine sehr große Festigkeit, sind im Schnitt sehr glatt und auf das innigste gemengt. Die Farbe ist die gewöhnliche. – Die mit dem Surrogat gegerbten sind gleich fest, der Schnitt etwas dunkler, ebenfalls innig gemengt, nur nicht ganz so glatt, wie bei den vorhergehenden. Gegen Feuchtigkeit scheinen sie mindestens denselben Schuß zu gewähren, wie mit Eichenrinde gegerbtes Leder, da sie noch weniger Feuchtigkeit aufsaugen als diese, daher auch an der Luft schneller trocknen, und dabei wieder die frühere Festigkeit erlangen, welche sich auch, so lange sie naß sind, verhältnißmäßig nur sehr wenig verringert. Die ganz eigenthümliche weiße Farbe dieser Proben, und die kleinen auf der Narbenseite sichtlichen Erhöhungen, welche gewissermaßen einem Anstrich gleichen, aber ungleich aufgetragen erscheinen, sind, nach den Angaben des Hrn. Hellmann, durchaus natürliches Ergebniß der Gerbung. Es scheint daher das Surrogat viel mehr zu schleimen, als die Eichenrinde, bei welcher gerade das mehr oder minder starke Hervortreten des Schleims (von den Fabrikanten gewöhnlich Muth genannt) als ein sicheres Erkennungszeichen von besserer oder geringerer Gerbung betrachtet wird. Noch muß bemerkt werden, daß die vorgelegten Proben des neuen Fabricats von dem ersten Versuch im Großen waren, bei welchem Hrn. Hellmann noch gar keine Erfahrung zur Seite stand, und sich daher bei ferneren Versuchen ein ungleich besseres Fabricat erwarten läßt; auch das Hervortreten der erhöhten Punkte wird vermieden werden können, obschon diese gerade beim Sohlleder ohne allen nachtheiligen Einfluß sind. Nach den während des Gerbprocesses gemachten Erfahrungen ist Hr. Hellmann überzeugt, daß mit diesem Surrogat auch ein gleich gutes Fabricat, wie mit Eichenrinde, in Oberleder erzielt werden könne, wenn das Verfahren danach modificirt werde. Die Anwendung des Surrogats ist angeblich nicht ganz dieselbe wie die der Eichenrinde, sondern beruht die Wirksamkeit mit auf der Eigenthümlichkeit des Verfahrens, so daß, wenn wirklich auch das Surrogat bekannt würde, damit noch nicht sobald ein gleiches Resultat zu erlangen wäre. Die Haltbarkeit des neuen Fabricats hat sich durch einen von dem Gewerbverein für das Großherzogthum Hessen angestellten Versuch auf das beste bewährt. Bei Stiefeln, von denen einer mit dem besten niederländischen Sohlleder, der andere mit dem neuen Fabricat besohlt war, hat letzterer mindestens eine gleiche Dauer gezeigt. Das Urtheil des Verfertigers dieser Stiefel, eines anerkannt tüchtigen Schuhmachermeisters, spricht sich durchaus günstig über die Verarbeitungsfähigkeit des neuen Fabricats aus. Zu 2. Die zweite gleich wichtige Erfindung, welche Hr. Hellmann anträgt, ist die Abkürzung der bisher nöthigen Zeit zum Gerben unbeschadet der Qualität des Fabricats, mit geringerem Lohaufwand und größerem Uebergewicht, gleichviel ob Eichenrinde, das neue Surrogat, oder irgend ein anderes Gerbmittel angewendet wird. Nach dem gewöhnlichen Verfahren, welches Hr. Hellmann früher auch angewendet hat, verbrauchte er zu einer frischen Schlachthaut, von 96 Pfd. Brutto-Gewicht, an bester junger Eichenrinde, wie sie am Neckar gewonnen wird und an Zeit:        Eichenlohe            Zeit: zum Vorbereitungsproceß   40 Pfd. Zollgewicht   3     Monat.    in dem 1. Grubensatz 100   „         „   4 –   5   „         „    2.     „   80   „         „   5 –   6   „         „    3.     „   70   „         „   5 –   6   „         „    4.     „   60   „         „   5 –   7   „ ––––––––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––––– zu einer Schlachthaut von 96 Pfd. Bruttogewicht 350 Pfd. Lohe und 22–27 Monat. Dabei hatte die gebrauchte Lohe noch an Gerb- und Säuregehalt: vom 1. Grubensatz   4° Gerbstoff   4° Säure.    „   2.     „   6°     „   6° „    „   3.     „   8°     „ 10° „    „   4.     „ 10°     „ 12° „ Das Nettogewicht dieser gegerbten Haut, bei ganz reeller Trocknung, wird auf 50 Pfd. angegeben, ein Gewicht, welches bei Berücksichtigung der Qualität und Schlachtung der Häute sich nur durch den großen Aufwand von so vorzüglicher Borke erklären läßt, für den Fabrikanten aber nur gewinnbringend ist, da, wie wir schon oben bemerkten, die Güte und somit auch der Preis des Fabricats damit in genauestem Zusammenhang steht. Die schon gebrauchte Lohe wurde wieder zum Vorbereitungsproceß anderer Leder verwendet. Bei dem neuen Verfahren waren an Eichenrinde und Zeit erforderlich: zum Vorbereitungsproceß nur die Brühen der bereits        gebrauchten Lohe           keine Lohe 2 Mon. Zeit. zum  1. Grubensatz: 100 Pfd. Zollgew. 3        „    „   2.      „   90   „        „ 3        „    „   3.      „   70   „        „ 3        „ der  4. Grubensatz war nicht mehr nöthig, da die    Leder vollkommen satt gegerbt waren:    –    „        „ –        „ ––––––––––––––––––––––––– Zu einer frischen Schlachthaut von 96 Pfd. Bruttogewicht 260 Pfd. Lohe u. 11 Mon. Zeit. Dabei hatte die gebrauchte Lohe noch an Gerb- und Säuregehalt: vom 1. Grubensatz 2° Gerbstoff 4° Säure.   „    2.      „ 3°      „ 6°    „   „    3.      „ 5°      „ 8°    „ Das Nettogewicht der auf diese Weise gegerbten Haut war, bei gleicher Trocknung, 54 Pfd., also 6 Pfd. über die Hälfte des Bruttogewichts der rohen Haut, und um 4 Pfd. größer als nach dem alten Verfahren. Die aus dieser gebrauchten Lohe gezogene Gerbbrühe dient und genügt zum Vorbereitungsproceß der folgenden Häute. Die Kosten- und Zinsberechnung würde sich, nach der Angabe des Hrn. Hellmann, wie folgt stellen: a) bei dem gewöhnlichen Verfahren: 350 Pfd. Lohe, 100 Pfd. Zollgewicht   2 Tylr., = 7 Thlr. die Haut 9 Thlr., daraus Zinsen zu 5 Proc. 2 Jahr aus 16 Thlr. = 1   „ 18 Sgr. ––––––––––––––––––––– Thlr.    8 18 Sgr. b) bei der neuen Behandlung: 260 Pfd. Lohe, 100 Pfd. Zollgewicht 2 Thlr., =  5 Thlr.   6 Sgr. die Haut 9 Thlr., Zinsen aus 14 1/5 Thlr. auf 1 Jahr zu 5 Proc.     –    „ 21  „ ––––––––––––––––––––– Rthlr.     5 27 Sgr. Hievon ab 3 Pfd. Mehrgewicht der Haut zum Durch-   schnittspreis von 36 Thlr. für 100 Pfd. Zollgewicht     1 Thlr. 13 Sgr. ––––––––––––––––––––– Rthlr.     4 14 Sgr. mithin der Vorzug des neuen Verfahrens von dem bisher üblichen, in Geldwerth ausgedrückt, 4 Thlr. 14 Sgr. für die Haut, welcher bei vereinzelter Anwendung dem Fabrikanten, bei allgemeiner Anwendung aber durch die Concurrenz dem allgemeinen, und somit auch dem Staat zu gute kommen würde. Besonders kostspielige neue Einrichtungen sollen bei Anwendung dieses Verfahrens nicht erforderlich seyn, vielmehr jede nach gewöhnlicher Art eingerichtete Gerberei durch einfache Vorrichtungen auf den Standpunkt gebracht werden können, dieses Verfahren anzuwenden. Wie wichtig schon eine Abkürzung des Gerbprocesses, die allenthalben mit gleich gutem Erfolg angewendet werden kann, selbst wenn sie nicht mit so bedeutender Kostenersparniß, wie die von Hrn. Hellmann angegebene, verbunden wäre, bei plötzlich eintretendem Bedarf, namentlich bei Kriegszeiten, seyn würde, bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung. Viel wichtiger jedoch, und namentlich gerade für Preußen, ist die Auffindung eines Ersatzmittels der Eichenrinde, da gerade in den Provinzen, wo dieses Surrogat in großer Menge vorhanden seyn soll, das Verschwinden der alten Eichenbestände und die, in Betracht des wahrhaft ungeheuren Consums an Gerbmaterial, kaum erwähnungswerthen Fortschritte der Straucheichencultur, sämmtliche Gerbereibesitzer mit den gerechtesten Befürchtungen, selbst für die nächste Zukunft, erfüllen. Möge hiegegen eingewendet werden, daß Preußen hinreichende Straucheichenanlagen zur Deckung des eigenen Bedarfs an Sohlleder besitze, so liegen doch diese gerade an den äußersten und gefährlichsten Punkten der Monarchie, und nicht jene rheinischen Fabriken waren es, welche zur Zeit der Roth während des Freiheitskriegs die preußische Armee mit Leder versorgten, sondern gerade die Fabriken der alten Provinzen, und namentlich die Berliner, Potsdamer und Brandenburger Fabriken. Diese haben aber die Concurrenz mit den vorzüglichen rheinischen Fabrikaten, weil ihnen das zur Sohllederfabrication wesentlichste und vorzüglichste Material, die junge Eichenrinde mangelt, nicht bestehen können. Sie haben in diesem Zweig der Gerberei fast ganz das Feld räumen müssen, und würden unter den jetzigen Umständen sich nie wieder zu solcher Höhe emporschwingen, und somit auch das nicht leisten können, was sie damals geleistet haben. Gegenwärtig werden die rheinischen und niederländischen Fabricate bis zu den entgegengesetzten Gränzen unseres Staats, und über diese hinaus, geführt und erleiden durch Frachten und öfteren Zwischenhandel eine bedeutende Preissteigerung. Mit dem neuen Surrogat ist es aber Hrn. Hellmann unzweifelhaft, überall, wo dieses vorhanden oder zu beschaffen ist, ein dem rheinischen Sohlleder völlig gleichkommendes Fabricat erzielen zu können, und jedenfalls ist die Erhaltung eines so wichtigen Industriezweigs wie die Sohllederfabrication, und seine möglichst gleichmäßige Verbreitung über das ganze Land, von der größten staatlichen Wichtigkeit. Mögen die hier gemachten Angaben mit dazu beitragen, daß die von Hrn. Hellmann gemachten Anerbietungen in ihrer vollen Wichtigkeit von der hohen Staatsregierung erkannt, die verdiente Würdigung und Aufnahme finden, damit solche Erfindungen nicht, wie dieß häufig der Fall ist, dem Vaterland entzogen und vom Ausland ausgebeutet werden. W. Kampffmeyer. (Aus den Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1847 3te Lief.) Mehlverfälschung in Frankreich. Nach dem Journal de Chimie médicale, Octoberheft 1847, wurde im Dpt. de l'Aisne unlängst ein Bäcker zu drei Monaten und ein Müller zu sechs Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt, weil sie dem Weizenmehl Mehl von Weißen Bohnen beigemengt hatten. Der größere Theil der Bäcker in der Stadt Saint-Calais wurde zu Geldstrafen verurtheilt, weil sie bei der Bereitung von Brod geringerer Qualität mehr oder weniger Mehl von Hülsenfrüchten zugesetzt hatten, wobei sie sich nicht scheuten zu behaupten, daß bei der Bereitung von Brod zweiter Qualität dem Weizenmehl nothwendig ein gewisses Quantum Mehl von Hülsenfrüchten zugesetzt werden müsse, um ein konsistentes und festes Brod zu erhalten. Die Chemiker, welche mit der Untersuchung dieser Mehle beauftragt waren, prüften dieselben einerseits auf ihren Klebergehalt. Ohne Kleber kann ein Mehl bekanntlich weder einen gut aufgegangenen Teig, noch ein leichtes und poröses Brod liefern. Uebrigens ist der Klebergehalt des Getreides nach der Jahreszeit, dem Boden und dem Grad seiner Reife verschieden. Das Getreide von Odessa enthält mehr Kleber als das französische und das harte Getreide mehr Kleber als das weiche. Nach zahlreichen Versuchen enthält das französische Getreide immer wenigstens 28 Proc. hydratischen Kleber (von Beccaria) und dieser Gehalt kann bis auf 34 Proc. steigen. Wenn also ein schön aussehendes Mehl bei der bekannten mechanischen Analyse z.B. nur 14 Proc. hydratischen Kleber liefert, so muß man daraus schließen, daß dieses Mehl mit wenigstens 50 Proc. von einem anderen vermengt ist, welches gar keinen Kleber enthält. Andererseits wandten sie das Verfahren von Rodriguez (welches Gay-Lussac bestätigt fand) zur Prüfung der Mehlsorten an. Nach demselben ist nämlich das Destillationsproduct von reinem Mehl neutral; war demselben aber Mehl von Türkischkorn, Kartoffeln, Reis oder Kastanien beigemengt, so ist das Destillationsproduct sauer; war ihm Mehl von Hülsenfrüchten, z.B. Schminkbohnen, Erbsen, Linsen, beigemengt, so ist das Destillationsproduct alkalisch. Durch Donny's Verfahrungsarten (S. 297 in diesem Heft des polytechnischen Journals) ist man nun in Stand gesetzt, die Verfälschungen des Mehls mit der größten Sicherheit auszumitteln. Δ