Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. , S. 447
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Miscellen. Miscellen. Institut der Ehrenzeichen für die arbeitende Classe in Belgien. Die Ausstellung der Producte nationaler Industrie hat den König der Belgier veranlaßt ein Institut zu gründen, durch welches der Zweck – Hebung der Industrie – auf einem bisher noch nirgends betretenen Wege zu erreichen gesucht wird und welches ein sprechender Beweis der Sympathie der belgischen Regierung für die zahlreichste Classe der Gesellschaft, die arbeitende, ist. In Erwägung, daß nicht allein Gerechtigkeit, sondern auch Klugheit gebieten, Arbeiter und Handwerker an den Aufmunterungen Theil nehmen zu lassen, welche die Regierung der Industrie zugehen läßt, und diejenigen unter ihnen, welche sich durch Geschicklichkeit und Sittlichkeit auszeichnen, zu belohnen, hat der König der Belgier auf den Antrag des Ministers des Innern durch Decret vom 7. Nov. 1847 bestimmt wie folgt: Art. 1. Zur Belohnung von Arbeitern und Handwerkern wird ein Ehrenzeichen geschaffen, welches die Attribute der Industrie und des Ackerbaues trägt. Die Decoration trägt auf der Kehrseite den Namen des Decorirten und die Jahreszahl. Die Decoration wird durch königliches Decret zuerkannt. Art. 2. Die Decoration hat 2 Classen, bestehend, die erste in goldenen, die zweite in silbernen Medaillen. Art. 3. Die Decoration wird an einem Kettchen von dem gleichen Metall auf der linken Brust getragen. Art. 4. Sie wird ausschließlich denjenigen Arbeitern und Handwerkern zuerkannt, welche mit anerkannter Geschicklichkeit in ihrem Fach einen sittlichen Lebenswandel verbinden. Art. 5. Ueber die Geschicklichkeit wird ausschließlich bei Gelegenheit der Ausstellungen erkannt durch die Jury, welcher die Beurtheilung der Producte der Industrie obliegt. Art. 6. Die Geschicklichkeit des Arbeiters oder Handwerkers wird als erwiesen angenommen, a) wenn derselbe ein von ihm erzeugtes Product von ausgezeichneter Beschaffenheit ausstellt; b) wenn ein Gewerbsmann, welcher ein ausgezeichnetes Fabricat zur Ausstellung gesendet, bezeugt hat, daß dem Arbeiter ein erheblicher Theil an dem Verdienst der Bearbeitung oder Erzeugung des Gegenstandes zukommt. Bei Gegenständen, welche sich zur öffentlichen Ausstellung nicht eignen, wird ein Bericht des Unternehmers des betreffenden Industriezweiges als Zeugniß für die Geschicklichkeit des Arbeiters angesehen. Art. 7. Die Jury wird sich über den Lebenswandel der Arbeiter, denen sie das Zeugniß gibt, Proben von Geschicklichkeit und Intelligenz abgelegt zu haben, zu unterrichten suchen und der Regierung nur Individuen zur Belohnung vorschlagen, welchen in sittlicher Beziehung nichts vorzuwerfen ist. Art. 8. Die Decoration in Silber soll ausschließlich als erste Belohnung oder Auszeichnung zuerkannt werden. Die Decoration in Gold wird nur in Folge einer zweiten Bewerbung erlangt, wenn nämlich der Decorirte neue Beweise von Intelligenz, Fortschritten in seinem Fach und musterhaften Lebenswandel gegeben hat. Art. 9. Die Jury für die Industrieausstellung vom Jahr 1847 ist beauftragt, dem Minister des Innern Vorschläge zur Belohnung solcher Arbeiter und Handwerker zu machen, welche entweder selbst ausgestellt oder durch ihre Leistungen einem der Ausstellenden Anerkennung verschafft haben. Art. 10. Die Zahl der Ehrenzeichen oder Decorationen ist auf 1000 beschränkt, nämlich 200 der ersten Classe in Gold und 800 der zweiten Classe in Silber. Art. 11. Die vorstehenden Bestimmungen können auch auf Feldarbeiter Anwendung finden. Art. 12. Unser Minister des Innern ist mit der Vollziehung des gegenwärtigen Decrets beauftragt. Brüssel, den 7. Novbr. 1847. Leopold. Auf Befehl des Königs der Minister des Innern Ch. Rogier. (Eisenbahnzeitung, 1847 Nr. 47.) Verfahren Kieselerde zu lösen und ihre Auflösung zur Erzeugung künstlicher Steine zu benutzen; von Werner Siemens und Wilh. Siemens in Berlin. Die Erfinder dieses Verfahrens ließen sich dasselbe im Jahr 1845 für Bayern patentiren; folgendes ist der wesentliche Inhalt ihres Privilegiums, welches im Kunst- und Gewerbeblatt, 1847, 4tes Heft, S. 265 veröffentlicht wurde. Das Verfahren Kieselerde aufzulösen besteht darin, daß wir dieselbe in einem ganz verschlossenen Dampfkessel bei einer, Dämpfen von 4 bis 5 Atmosphären entsprechenden Temperatur, mit wässerigen kaustischen Alkalien digeriren. Dieselben vermögen hiedurch ihr drei- bis vierfaches Gewicht Kieselerde zu einem dünnflüssigen Liquidum aufzulösen. Der Apparat zum Auflösen der Kieselerde ist ein eiserner, aus doppelten, 1–2 Zoll weit von einander abstehenden Wänden zusammengefügter Kessel, in den zuerst die Steine und dann so viel Lauge gebracht werden, daß der Kessel nahezu vollgefüllt ist. Die Verf. wenden Aetznatronlauge an, welche sie sich auf die gewöhnliche Weise darstellen und so weit abdampfen, daß aus 100 Pfd. krystallisirtem kohlensaurem Natron ungefähr 80 Quart Lauge erhalten werden. Auf jedes Quart dieser Lösung wird 1 Pfd. Kieselerde gerechnet. Zur Anfertigung von Steinen minderer Qualität können auch anstatt der Kieselerde, Natron oder kalihaltige Silicate in einer dem Alkaligehalt des Silicats entsprechenden weit verdünnteren Natronlösung aufgelöst werden. Ist der Auflösungskessel gehörig beschickt, und hat der Dampf im Dampfkessel eine so hohe Spannung angenommen, daß er aus dem mit 60 Pfd. per Quadratzoll belasteten Sicherheitsventile zu entweichen beginnt, so wird der Hahn geöffnet, wodurch der Dampf in den äußern Kessel eintritt und sich an der kalten Wand des innern condensirt. Hiedurch wird die Wärme im letztern schnell gesteigert und hat bald die dem Dampfdruck von 60 Pfd. entsprechende Temperatur angenommen, welcher Zeitpunkt durch die wieder beginnende Entweichung des Dampfes aus dem Sicherheitsventile angezeigt wird. Jetzt wird die Feuerung 6–8 Stunden lang schwach unterhalten, so daß stets ein wenig Dampf entweicht. Während dieser Zeit werden die Schaufeln im Auflösungskessel durch einige Arbeiter in steter Bewegung erhalten. Nach Verlauf derselben werden 80–90 Proc. der im Kessel befindlichen Kieselerde gelöst seyn. Die Flüssigkeit wird nun abgelassen und der Kessel kann zu einer neuen Auflösung gefüllt werden. Diese Kiesellösung hat die Eigenschaft, mit Kieselpulver aus geglühtem und abgelöschtem Sande sich beim Trocknen zu einem dichten, unlöslichen, weißen Stein zu verbinden, welcher einen muschligen, glasigen Bruch und eine solche Härte hat, daß er am Stahl Funken gibt, ohne dabei so spröde wie Feuerstein zu seyn. Es findet dabei kein Werfen, Reißen oder Schwinden statt, wenn die Operation des Trocknens nicht zu sehr beschleunigt wird. Die mit Kieselpulver gemengte Kiesellösung hat ferner die Eigenschaft, mit Steinen und Steinmassen aller Art sich beim Trocknen zu einem festen Ganzen zu verbinden, und eignet sich daher auch als Kitt, um Sand, Kies und Steine aller Art zu festen Steinen zu verbinden, sowie zur Plattirung mit Steinmasse. Auch läßt sie sich zur Versteinerung und äußern Bekleidung von Holz gebrauchen, da sie fest daran haftet. Um einen feinen, weißen Stein zu erhalten, wird die Kiesellösung mit so viel Kieselpulver versetzt, bis sie eine zähe, bildsame, feinem Töpferthone ähnliche Masse damit gebildet hat, wozu drei bis vier Raumtheile Kieselpulver gehören. Gleichzeitig wird ein wenig Kalk oder Kreide und eine kleine Quantität Thon mit eingemengt, wodurch das Product gleichmäßiger und fester wird. Die hieraus geformten oder gepreßten Gegenstände werden zum Trocknen an die Luft gestellt. Um Nachahmungen feiner farbiger Steine zu erzielen, wird die Masse mit den entsprechenden Farben vermischt, wozu sich besonders Metalloxyde eignen. In manchen Fällen, und namentlich bei Anfertigung größerer, in Formen zu pressender Gegenstände kann unter die etwas dünner gehaltene Masse ihr 6–8faches Gewicht Glimmer und Steintrümmer anderer Art gemengt werden. Zur Erzielung eines festen Sandsteins zu Bausteinen, Mühlsteinen, Monumenten etc., wird ein Theil Kieselauflösung zu zwei Raumtheilen Kieselpulver gebracht und zu dieser Mischung 10–15 Theile Sand von verschiedener Feinheit und in manchen Fällen noch 5–6 Theile Kies hinzugesetzt. Die auf die angegebene Weise angefertigten Steine müssen, nachdem sie ziemlich lufttrocken geworden sind, zur völligen Erhärtung in einen über 40 Grad erwärmten Raum gebracht werden und darin, je nach ihrer Stärke, einige oder mehrere Tage bleiben. Noch vortheilhafter ist es, diese Temperatur nach und nach bis über den Kochpunkt des Wassers zu steigern. Durchschnittlich sind die Steine nach 4–6 Tagen schon gänzlich erhärtet, so daß man sie glühend machen kann, ohne daß sie Risse bekommen oder zerfallen. Dieselbe Einwirkung, welche eine anhaltende Erwärmung auf die Erhärtung des Steines ausübt, wird durch einen starken Druck in sehr kurzer Zeit erzielt. Unter dem Druck einer hydraulischen Presse erhärtet er fast augenblicklich. Für manche Zwecke, z.B. bei der Anwendung der Steinmasse als Cement, Dach- und Wandbekleidung etc. kann man der Masse dadurch die Eigenschaft, bei gewöhnlicher Lufttemperatur zu erhärten, ertheilen, daß man der Kieselerde einen Theil des Alkalis durch Zusatz eines zersetzenden Salzes, z.B. Chlorcalcium, Chloreisen etc. entzieht, welches in Pulverform in dieselbe gebracht und darin vertheilt wird. Man kann auch aus demselben Grunde den Stein, nachdem er an der Luft getrocknet ist, in die Auflösung eines der genannten Salze tauchen, wodurch er ebenfalls die Eigenschaft bekommt, bei gewöhnlicher Temperatur zu erhärten. Auch kann man zu diesem Behufe gallertförmige Kieselsäure unter die Masse mengen. Eine besondere Anwendung findet die Kiesellösung noch in der Verbindung von Stein- und Braunkohlengrus oder Pulver zu festen Ziegeln. Zu dem Ende vermischt man 3 Maaß Kiesellösung mit 2 Maaß Thon, 1 Maaß Kieselpulver und 3 Maaß Wasser. Mit dieser Masse werden 40–50 Theile Kohlengrus verarbeitet und darauf zu Ziegeln gepreßt. Dieselben werden sehr schnell an der Luft steinhart und verbrennen leicht und ohne zu zerfallen. In einem Nachtrage weisen die Verf. nach, daß die nach ihrem Verfahren dargestellte Kiesellösung ganz verschieden von der Lösung des Fuchs'schen Wasserglases sey. Dieselbe hat folgende Eigenschaften: Die anfangs wasserklare Lösung beginnt nach einiger Zeit, auch in gänzlich verschlossenen Gefäßen, Kiesel oder vielmehr kieselhaltige Verbindungen abzuscheiden. Dieß dauert längere Zeit fort, bis etwa ein Drittel sämmtlicher Kieselerde abgeschieden ist. Die Wasserglaslösung bleibt dagegen stets klar und scheidet nichts aus. Sie läßt sich auch, ohne daß eine Trübung eintritt, in allen Verhältnissen mit Wasser mengen, während bei der Siemens'schen Lösung die erwähnte Kieselabsonderung bei einer Verdünnung noch schneller eintritt. Zusatz von Säuren zu dieser Lösung bewirkt einen bedeutenden Niederschlag, der sich im Ueberschuß des Fällungsmittels nur theilweise wieder löst. Der unter gleichen Umständen in der Wasserglaslösung entstehende Niederschlag löst sich dagegen, bei gehöriger Verdünnung, vollständig im Ueberschuß des Fällungsmittels wieder auf. Die Untersuchung des in allen Fällen aus der Kiesellösung erhaltenen Niederschlages ergab, daß er aus einer Doppelverbindung von kieselsaurem Alkali mit einer kieselsauren Erde oder einem dergleichen Metalloxyde besteht. Diese zweite Basis ist je nach dem zur Auflösung verwendeten Material verschieden; gewöhnlich besteht sie indeß hauptsächlich aus Kalk und Thon. Es folgt hieraus, daß Wasser von 140–150 Grad C. auch Doppelsilicate aufzulösen vermag, die im kochenden Wasser fast ganz unlöslich sind. Daß dieß nicht absolut der Fall ist, und daß im Gegentheil die meisten Felsarten eine, wenn auch nur sehr geringe Löslichkeit in kochendem Wasser zeigen, ist schon vielfach erwiesen. Es kann daher nicht als eine sehr auffallende Erscheinung gelten, daß diese Löslichkeit bei einer Temperaturerhöhung von 40–50 Grad so bedeutend zunimmt, da die Chemie häufige Analogien bei gleichen Temperaturdifferenzen unter dem Kochpunkte des Wassers darbietet. Bei eintretender Temperaturerniedrigung muß sich das gelöste Doppelsilicat ausscheiden. Die zähe Beschaffenheit der Lösung verhindert aber die Krystallisation und hält es noch einige Zeit suspendirt. Hiedurch ist nun die Entstehung der oben angeführten Producte, die sich durch Anwendung der Lösung des Fuchs'schen Wasserglases durchaus nicht erzielen lassen, leicht erklärlich. Das Quarzpulver, mit welchem die Lösung unter allen Umständen gemengt werden muß, wenn Erhärtung eintreten soll, befördert durch seine vielen Kanten und Spitzen die Krystallisation des Doppelsilicats. Dieses setzt sich daher krystallinisch an die Quarztheilchen und verbindet diese dadurch, daß die Krystalle miteinander verwachsen. Sollte aber auch der Beschaffenheit der Lösung wegen durchaus keine Krystallisation eintreten können, so muß das unlösliche Doppelsilicat sich doch wenigstens beim Trocknen der Steinmasse abscheiden und durch seine innige Mengung mit dem gleichzeitig eingetrockneten Wasserglase auch dieses unlöslich machen. Daher kommt es, daß kaltes Wasser ganz ohne Einwirkung auf die künstliche Steinmasse ist, und kochendes die Oberfläche derselben zwar etwas matt macht, aber ohne alle tiefer gehende Wirkung bleibt. Mittelst Wasserglases erzeugte Steine werden durch kochendes Wasser wieder gänzlich zerstört. Sie nehmen ferner keine bedeutende Härte beim Trocknen an, bleiben im Gegentheil stets weich und mürbe. Die hier angegebenen dagegen werden, wie schon früher erwähnt, so hart, daß sie Funken am Stahl geben wie Feuerstein; sie müssen also den härtesten natürlichen Steinen beigezählt werden. Der wesentlichste Unterschied dieser Steine von den durch Wasserglas erzeugten dürfte aber der seyn, daß erstere sich glühen lassen ohne aufzublähen, oder sonst an Haltbarkeit zu leiden, während die letzteren stets Wasser gebunden halten und beim Erhitzen unter starkem Aufblähen zerstört werden. Daß wirklich unlösliche Doppelsilicate im Dampfkessel aufgelöst werden, dafür spricht auch eine von den Verf. gemachte praktische Erfahrung. Wird nämlich der Auflösungsproceß zu lange fortgesetzt, so überziehen sich sämmtliche innere Theile des Kessels mit einer unlöslichen, dem oben beschriebenen Niederschlage analogen Kruste. Da der Auflösungskessel gänzlich geschlossen ist, also die Lösung nicht verdampfen kann, so muß das anfangs gebildete Wasserglas mehr Erdbasen etc. aufnehmen, als sich gelöst erhalten können, die gebildeten Doppelsilicate sich also niederschlagen, was durch die große Dünnflüssigkeit der Lösung bei der vorhandenen hohen Temperatur begünstigt wird. Ueber die Zusammensetzung verschiedener Gerbestoffauflösungen, welche man bei der Fabrication des Champagnerweins anwendet, um das Zähwerden desselben zu verhindern, und über Bacou's sogenannten weißen destillirten Gerbestoff; von Chevallier. Gerbestoff des Hrn. C.... Derselbe wird in kleinen Flaschen verkauft mit der Aufschrift: Gerbestoff des Hrn. C.... zu Châlons-sur-Marne, 1 Liter für 32 Hektoliter Wein ausreichend; 16 Francs das Liter. 10 Gramme dieser Flüssigkeit, welche eine Auflösung von Gerbestoff in Weingeist ist, hinterließen beim Abdampfen im Wasserbad 2,75 Gr. Rückstand, daher 100 Gr. 27,5 Gr. trockenes Extract enthalten. Durch Leim gefällt, lieferten 20 Gr. dieses Gerbestoffs einen Gerbestoff-Leim, welcher in der Wärme ausgetrocknet 5,25 Gr. wog, daher 100 Gr. Flüssigkeit 26,25 Gr. von diesem Niederschlag geben. Gerbestoff des Hrn. D.... Dieser Gerbestoff ist ebenfalls in Weingeist aufgelöst. Die Flaschen haben die Aufschrift: 8 Fr. das Liter; concentrirte Gerbstoffauflösung, um das Zähwerden des weißen Weins zu verhindern; 1 Liter reicht für 10 Hektoliter Wein hin; bereitet von D...., Apotheker zu Avize. 10 Gr. dieser Flüssigkeit lieferten beim Abdampfen im Wasserbad 1,5 Gr. trockenes Extract, also 15 Proc. 20 Gr. Flüssigkeit mit Leimauflösung gefällt, lieferten 2,15 Gerbestoff-Leim oder 10,75 Proc. Gerbestoff des Hrn. B.... Dieser Gerbestoff ist in Wasser aufgelöst und die Flüssigkeit offenbar durch Behandlung einer gerbestoffhaltigen Rinde, vielleicht Eichenrinde, bereitet; sie schmeckt schimmelig, wahrscheinlich von der angewandten Rinde. Die Flaschen haben die Aufschrift: 1 Liter für 2 Hektoliter Wein ausreichend; Preis 2 Frcs. per Liter; rother Gerbestoff des Hrn. B.... zu Epernay. 10 Gramme dieses Products hinterließen beim Abdampfen im Wasserbad 40 Centigr. trockenes Extract, daher die Flüssigkeit 4 Proc. davon enthält. 20 Gr. Flüssigkeit lieferten mit Leimauflösung einen Niederschlag, welcher getrocknet 35 Centigr. wog, daher die Flüssigkeit 1,75 Proc. Gerbestoff-Leim gibt. Uebrigens hat der entstehende Niederschlag keine Consistenz und die Flüssigkeit klärt sich nur sehr langsam. Aus diesen Versuchen geht hervor: 1) daß der Gerbestoff des Hrn. C.... am meisten von der Substanz enthält, welche den Körper niederzuschlagen vermag, der das Zähwerden der weißen Weine veranlaßt (nämlich das Gliadin oder den Pflanzenleim); 2) daß der Gerbestoff des Hrn. D.... ebenfalls von guter Qualität ist; 3) daß die wässerige Auflösung oder der rothe Gerbstoff des Hrn. B.... mit den vorhergehenden Auflösungen nicht verglichen werden kann, weil sie mit einer Rinde bereitet ist und daher nicht bloß Gerbestoff enthält, sondern auch eine extractive Substanz, die den Weinen, welchen man diese Auflösung zusetzt, einen fremdartigen Geschmack ertheilen kann. Hr. Chevallier hatte bei seiner Untersuchung des sogenannten „weißen destillirten Gerbestoffs des Hrn. Bacou (man vergl. S. 304 in diesem Bande des polytechn. Journals) gefunden, daß die Flüssigkeit, wovon das Liter für 2 Fr. 25 Cent. verkauft wird, nur 2 Proc. Alaun und keine Spur von Gerbestoff enthält; er erklärte dieselbe daher als ganz werthlos, weil der Alaun das Gliadin oder den Pflanzenleim nicht niederschlagen und folglich den Gerbestoff nicht ersetzen kann. Die Verhandlungen über diesen Gegenstand nahmen am Tribunal von Epernay nicht weniger als vier Sitzungen in Anspruch und Hr. Bacou war von dem Gerbestoffgehalt seiner Flüssigkeit so überzeugt, daß er sich bereitwillig herbeiließ die Darstellung derselben vor Sachverständigen zu wiederholen Dabei stellte es sich heraus, daß bei dem von Bacou befolgten Verfahren, wenigstens im Anfang der Destillation, nothwendig Gerbestoff aus der Blase mechanisch in das Kühlrohr mitgerissen werden und so in die zuerst als Vorlagen angewandten Flaschen kommen muß. Da Bacou beim Verkauf seines Specificums unter der Benennung „weißer destillirter Gerbestoff“ offenbar keine Täuschung der Käufer beabsichtigte und bei seinen geringen chemischen Kenntnissen im guten oder stärksten Glauben handelte, so entband ihn das Gericht von der Anklage ohne Kosten. (Journal de Chimie médicale, November 1847, S. 607.) Ueber schildpatähnliche Färbung des Horns. Den aus Hornplatten hergestellten Gegenständen, als Dosen, Kämmen u.s.w., kann durch Färbung das Ansehen von Schildpat gegeben werden. Man bereitet zu diesem Behufe eine Mengung von gebranntem Kalk, Potasche, Eisenoxyd und gepulvertem Graphit, etwa zu gleichen Theilen, reibt alles gut untereinander und fügt so viel Wasser hinzu, daß ein dünnflüssiger Teig entsteht. Man taucht nun das fertig gearbeitete und mit Bimssteinpulver vollendete Horn in warme verdünnte Salpetersäure auf einige Augenblicke, legt es nach dem Herausnehmen eben so lange in kaltes Wasser, trocknet es gut ab, und läßt es wieder austrocknen. Hierauf streicht man das angegebene Gemenge nun mittelst einer gerade abgeschnittenen Federpose auf die Hornfläche gleichförmig aus, wenn diese eine gleichförmige Färbung erhalten soll, oder bloß auf einzelnen Stellen, welche die braunen Flecke des Schildpats nachahmen sollen, und zwar sowohl auf der einen als auf der anderen Seite, und läßt es eine bis zwei Stunden, je nachdem die Schattirung heller oder dunkler werden soll, darauf liegen. Nach dieser Zeit nimmt man die Farbe mit einem Holzspatel weg, wäscht das Stück in kaltem Wasser, trocknet es ab, und läßt es dann acht bis zwölf Stunden lang vollends austrocknen. Zuletzt polirt man noch auf die übliche Weise, oder mit gebranntem zu Pulver zerfallenem Kalk. Ein anderes Gemenge für die braune schildpatähnliche Färbung des Horns besteht aus 5 Theilen gebranntem Kalk, der mit etwas Wasser zu Pulver gelöscht worden, und aus 2 Theilen Mennige, welche mit diesem Kalkpulver genau vermengt worden, worauf man so viel Seifensiederlauge, d.h. Aetzkalilösung hinzusetzt, bis ein starker Brei entsteht, welcher dann wie vorher verwendet wird. Das Horn, nämlich das weiße und gelbliche, läßt sich übrigens auch auf dieselbe Art färben wie Holz, nur macht man von dieser Färbungsart selten Gebrauch, weil man durch die Färbung des Horns hauptsächlich nur die Nachahmung des Schildpats bezweckt, wozu außer der gelblichgrauen natürlichen Farbe des durchscheinenden Horns nur verschiedene Nuancen von Braun, von Lichtbraun bis ins Schwarze, erforderlich sind, welche durch die angegebenen Beizen erhalten werden. Sonst kann man auch auf dem Horne braune Flecke durch eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd, rothbraune durch eine Goldauflösung, und schwarze durch eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd (Höllenstein) hervorbringen. Concentrirte Salzsäure färbt das vorher mittelst heißem Alkohol vom Fette befreite Horn violett und blau; Ammoniak ändert diese Farben in Orange um. (Prechtl's technologische Encyklopädie, Bd. VII, S. 581.) Zusammensetzung der Asche von braunem Rohzucker und Melasse. Thomas Richardson analysirte Asche von braunem Rohzucker und Melasse bei Gelegenheit seiner Untersuchungen über die Bereitung eines künstlichen Düngers für das Zuckerrohr. Die Melasse und der Rohzucker waren aus derselben Fabrik bezogen und von demselben Zuckerrohr gewonnen. Brauner Rohzucker. Er hinterließ 1,33 Procent Asche; dieselbe lieferte: Kali   19,42 Kalk   14,67 Bittererde   10,72 Eisenoxyd     6,55 Kupferoxyd     0,71 Manganoxyd    Spur Chlorkalium     8,03 Chlornatrium   15,46 Schwefelsäure   10,85 Kieselerde   13,59 –––––– 100,00 Melasse. Sie hinterließ 3,6 Procent Asche, bestehend aus: Kali   36,23 Kalk   12,72 Bittererde   11,14 Eisenoxyd     2,62 Kupferoxyd    Spur Manganoxyd    Spur Chlorkalium     1,58 Chlornatrium   25,87 Schwefelsäure     7,91 Kieselerde     1,93 –––––– 100,00. (Philosophical Magazine, Nov. 1847.) Verfahren um zu untersuchen ob ein rother Wein mit ein wenig freier Schwefelsäure versetzt worden ist; von J. Lassaigne. Zur Prüfung rother Weine auf einen Zusatz von Schwefelsäure kann man die Barytsalze nicht als Reagens anwenden, weil alle Weine mehr oder weniger schwefelsaures Kali und schwefelsauren Kalk enthalten. Auch ist es nicht möglich mittelst reinen Schwefeläthers dem rothen Wein 4 bis 5 Tausendstel Schwefelsäure, welche man ihm zusetzte, zu entziehen. Auf folgende einfache Weise kann man aber 1 1/2 Tausendstel freier Schwefelsäure im Wein entdecken. Trocknet man Papier, welches zum Theil mit reinem Wein getränkt ist, bei gelinder Wärme aus, so findet man, daß solcher Wein ohne Einfluß auf das Papier ist; war er hingegen mit ein wenig Schwefelsäure versetzt, so bräunen sich die damit getränkten Papierstellen, bevor sich das weiße Papier färbt, und werden überdieß spröde und leicht zerreiblich. Reiner Wein hinterläßt beim freiwilligen Verdunsten einen violetten Fleck; Wein, welcher mit 2 bis 3 Tausendstel Schwefelsäure versetzt wurde, trocknet hingegen zu einem rosenrothen Fleck ein. Das geeignetste Papier zu obiger Probe ist das gewöhnliche geglättete, dessen Zeug Stärkmehl enthält. Diese Papiersorte kommt jetzt im Handel häufig vor und ist leicht daran zu erkennen, daß sie sich dunkelblau färbt, wenn man sie mit einer Auflösung von Iod in Wasser benetzt. (Journal de Chimie médicale, Novbr. 1847, S. 569.) Elastische Pflasterung mit Kautschuk und andere Anwendungen des Kautschuks. Es werden gegenwärtig in England Ställe, Promenaden, Gärten etc. mit Kautschuk gepflastert. Das Kautschukpflaster in Ställen ist unübertrefflich; es sichert die Gesundheit der Pferde und verhindert daß dieselben sich beim Niederlassen auf ihre Kniee verwunden; es erfordert wenig Streu, die viermal so lang als sonst brauchbar ist. Die Ställe der Dockyards von Woolwich wurden vor zwei Jahren mit Kautschuk gepflastert und befinden sich in einem unvergleichlich reinen Zustande. Für die engl. Marine wird gegenwärtig ein Rettungsboot von 34 Fuß Kiellänge und 12 Fuß Breite mit nur einigen eisernen Klammern ganz von Kautschuk gebaut; dasselbe wird für durchaus ununtertauchbar gehalten und gegen Felsen anfahrend, würde es wahrscheinlich wie eine Kugel zurückprallen, ohne zu brechen. Der Kautschuk wird auch zur innern Verkleidung zwischen Schiffskanonen und Schiffswänden vorgeschlagen. Der Preis dieses Materials stellt sich noch immer billig und es ist in hinlänglicher Menge zu haben. (Recueil polytechn., Jun. 1847.) Chinesische Brütvorrichtung. Der für die Gartenbaugesellschaft zu London reisende Hr. Fortune beschreibt in seinem Reiseberichte von China die Brütvorrichtungen, welchen man daselbst mit jedem Schritte in den Dörfern begegnet und die dazu dienen, Enten nach Millionen zum Auskriechen zu bringen, die den Pächtern und Züchtern der Umgegend geliefert werden. „Die Brütvorrichtung war an einer Seite der Hütte erbaut und bildete eine Art langen Schoppens mit steinernen Wänden, mit einer sehr dicken Strohdecke bedeckt. An den Enden und einer Seite dieses Gebäudes befand sich eine Anzahl runder Strohkörbe, die mit fetter Erde wohl überzogen waren, damit sie nicht Feuer fangen können. Am Grunde jedes Korbes befand sich eine Ziegelplatte, oder vielmehr diese letztere bildete den Boden des Korbs. Auf diese Ziegelplatte wirkte das in einem kleinen Ofen unter jedem Korb befindliche Feuer, welches von außen angezündet wurde. Bedeckt ist der Korb mit einem Hut von Stroh, der sorgfältig aufgepaßt und so lange der Apparat Dienst thut, verschlossen gehalten wird. In der Mitte der Schoppen befinden sich große Fachbretter übereinander, auf welche die Eier zu einer gewissen Zeit der Operation gelegt werden. Wenn die Eier in die Brütvorrichtung gebracht werden, legt man sie vorerst in die Körbe, zündet das Feuer darunter an und unterhält eine gleichmäßige Temperatur, die, wie ich mich mittelst einiger Thermometer-Beobachtungen überzeugen konnte, 28 bis 30° Reaumur erreicht. Die Chinesen reguliren die Wärme aber bloß nach dem Gefühl, was zwischen ihren Gränzen einen ziemlichen Spielraum lassen muß. Nach 4–5 Tagen werden die Eier, eines nach dem andern, sorgfältig aus den Körben genommen und vor eine Thüre getragen, durch welche sehr viele Löcher von der Größe eines Eies gehen, wo man sie aufmerksam besichtigt. Der diese Operation verrichtende Chinese irrt sich niemals und erkennt sogleich, ob sie fruchtbar sind und ob der Keim sich darin zu entwickeln beginnt. Sind sie gut, so werden sie in die Körbe zurückgebracht; taugen sie aber nichts, so entfernt man sie aus der Vorrichtung. Nach 9–10 Tagen, also 15 Tage nach dem Anfang einer Operation oder einer Brut, werden die Eier wieder aus den Körben genommen und nicht weit voneinander auf die Fächer gelegt. Hier erhalten sie nicht die Wärme eines Feuers, werden aber mit einer dicken Baumwolldecke zugedeckt, unter welcher sie etwa noch weitere 15 Tage bleiben, wo dann die junge Ente ihre Schale bricht und auf den Fachbrettern sich Alles regt. Diese Bretter sind sehr groß und fassen mehrere Tausend Eier, deren Auskriechen wirklich ein merkwürdiges Schauspiel ist. Die damit sich beschäftigenden Chinesen wissen genau den Tag, wo die Enten weggenommen werden können und 2 Tage nach dem Auskriechen werden sie alle verkauft und fortgeführt.“ (Agriculteur praticien, Sept. 1847.) Ueber Aufbewahrung der Kartoffeln. In den „Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur“ gibt Hr. Dr. Krocker einen Bericht über die chemische Untersuchung von Kartoffeln, welche in Oberschlesien in Schwirklan, so wie in Marklowitz (Kreis Rybnick) aufbewahrt worden waren und von denen ein Theil ungefähr dreißig, ein anderer Theil drei bis vier Jahre in der Erde, einem strengen Lehmboden, vergraben gelegen hatten. Es gab dieß Veranlassung, zunächst, soweit es die Zeit erlaubte, auf die Veränderungen, welche die stickstoffhaltigen Substanzen von Kartoffeln, Pflanzeneiweiß und Pflanzencaseïn während des Fäulnißprocesses erleiden, so wie die hiezu erforderlichen Bedingungen näher einzugehen. In Bezug auf die letzteren wurde besonders hervorgehoben, wie die genannten stickstoffhaltigen Substanzen nicht fähig seyen von selbst eine Metamorphose zu erleiden, wenn das Wasser, eine Bedingung ihrer Umsetzung, ausgeschlossen ist. Dieselben Substanzen gehen im trockenen Zustande nicht in Fäulniß über, die letztere kann also verhindert oder unterbrochen werden durch Austrocknung, welche auch in dem in Rede stehenden Fall Ursache der Erhaltung eines großen Theils der nährenden Bestandtheile ist. Es waren die Kartoffeln, welche dreißig Jahre in einem strengen Lehmboden gelegen hatten, in eine weiße, leicht zu Mehl zerfallende Masse verändert, welcher die Schale nur lose anhing, das Stärkmehl mit den ihm eigenthümlichen Eigenschaften ganz erhalten, so wie der Inhalt an Eiweiß und Caseîn sich etwa nur um ein Drittheil ihres normalen Gehalts vermindert hatte. Die Masse wurde an den Fundörtern, mit anderem Mehl verbacken, als Brodnahrung bald consumirt. Kartoffeln, welche nur drei bis vier Jahre, auf diese Weise aufbewahrt, im Boden gelegen hatten, erschienen bei Verminderung der Hälfte ihres Wassergehalts von ziemlich fester Consistenz, platt gedrückt und verbreiteten einen ziemlich starken Geruch nach faulem Käse, welcher von den Zersetzungsproducten eines Antheils Eiweiß und Caseïns herrührte. Die Austrocknung zeigte sich jedoch bereits so weit vorgeschritten, daß die weitere Fäulniß der noch erhaltenen stickstoffhaltigen Substanz, deren Gehalt noch etwas größer als bei den früher erwähnten war, nicht mehr stattfand. Sie wurden an der Luft sehr bald vollkommen geruchlos oder behielten nur den eigenthümlichen Kartoffelgeruch. Es ist diese Thatsache um so wichtiger, als die Methode auch für kranke Kartoffeln Anwendung finden könnte und nicht zu zweifeln ist, daß dieser Proceß der Austrocknung unter günstigen Bedingungen verkürzt werden kann. Sicher wenigstens dürfte hiedurch eine neue Richtung in Bezug auf zweckmäßige Methoden zur Aufbewahrung der Kartoffeln angedeutet werden. Chinesisches Verfahren Zwergbäume zu ziehen. Bekanntlich sind die Chinesen sehr dafür eingenommen, Zwergbäume zu ziehen; das Verfahren, welches sie dabei verfolgen, scheint aber noch nicht allgemein bekannt zu seyn. Hr. Fortune, von der Londoner Gartenbaugesellschaft, gibt in seinem Reisebericht hierüber folgende Aufschlüsse: „Das Verfahren der Zwergbaumzucht in China ist sehr einfach und beruht auf den bekanntesten Gesetzen der Pflanzen-Physiologie. Jedes Mittel, durch welches man im Stande ist die freie Circulation des Pflanzensaftes zu hemmen oder zu behindern, widersetzt sich bekanntlich gewissermaßen der Holz- und Blätterbildung. Auf diese Weise wird der Zweck entweder durch Pfropfen, durch Beschränkung der Entwickelung der Wurzeln, oder durch Verminderung oder völlige Unterlassung des Begießens, Niederhalten der Zweige und hundert andere Mittel, die alle auf demselben Princip beruhen, erreicht. Das erste was die Chinesen thun, ist, wie ich hörte, daß sie dazu die kleinsten Samen von den schwächsten und zartesten Pflanzen wählen. Doch habe ich mich hievon nicht mit eigenen Augen überzeugt, wohl aber davon, daß sie Setzlinge von andern, in ihren Gärten gewachsenen Pflanzen dazu nehmen. Im Allgemeinen wählen sie dazu Varietäten von kurzem Wuchs, namentlich solche, die regelmäßig einander gegenüberstehende Zweige haben, indem bei ihnen alles davon abhängt und ein Zwergbaum, der nur auf einer Seite wächst, für sie ohne allen Werth ist. In diesem Zustand wird der Hauptstamm in den meisten Fällen im Zickzack gewunden oder gedreht, wodurch der Zufluß des Safts aufgehalten und zugleich die Erzeugung von Seitenästen an jenen Stellen des Stamms begünstigt wird, wo man sie am liebsten hat. Wenn diese Pflanzen im freien Felde oder in einer Art Baumschule Wurzel geschlagen haben, so mustert man sie, wählt die bestgebildeten aus und setzt sie in Töpfe. Diese sind enge und nicht sehr tief, so daß sie, im Verhältniß zum Bedürfniß der Pflanze, wenig Erde enthalten, und man gibt der Pflanze nur das allernothwendigste Wasser. Wenn Zweige sich zu bilden anfangen, drückt man sie nieder oder dreht sie auf verschiedene Weise und die Spitzen der Hauptzweige oder der zu kräftig wachsenden werden abgezwickt oder sonst entfernt. Die Natur kämpft lange kräftig gegen eine ihr so zuwiderlaufende Behandlung, scheint aber zuletzt sich der Kunst willig zu fügen. Doch muß der Gärtner beständig auf seiner Hut seyn, denn wenn ein paar Wurzeln aus dem Topfe heraus in das freie Land gelangen, oder die Pflanze zufällig etwas reichlich Wasser erhält, oder man den Setzling, wenn auch nur sehr kurze Zeit, seinem gewöhnlichen Wachsthum überließe, dann würden die Pflanzen wieder ihre natürliche Kraft gewinnen und die forgsältigst gepflegten Zwerg-Individuen wieder verloren gehen. Bisweilen setzt man die Pflanzen, wie z.B. die Pfirsich- und Pflaumenbäumchen, die oft zu Zwergen gezogen werden, blühend ein und da sie die darauf folgenden Jahre frei blühen, sind sie nicht geneigt, kräftig fortzuwachsen. Am häufigsten werden als Zwergbäume gezogen die Fichte, der Wachholder, der Bambus, der Pfirsich- und Pflaumenbaum und eine Art kleinblättrige Ulme.“ (Agriculteurpraticien, Sept. 1847.)