Titel: Apparat zur ununterbrochenen Destillation des Weins nach dem System der HHrn. Monmory und Smetz; beschrieben von P. M. Dalmont, Architekt.
Fundstelle: Band 110, Jahrgang 1848, Nr. IX., S. 34
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IX. Apparat zur ununterbrochenen Destillation des Weins nach dem System der HHrn. Monmory und Smetz; beschrieben von P. M. Dalmont, Architekt. Aus dem Technologiste, März 1848, S. 298. Mit Abbildungen. Dalmont, über einen Apparat zur ununterbrochenen Destillation des Weins. Ein Destillirapparat für geistige Flüssigkeiten muß, wenn er allen Anforderungen genügen soll, sowohl wohlfeil herzustellen als anzuwenden seyn und ununterbrochen fortarbeiten; die in Dampf verwandelten Flüssigkeiten dürfen darin keinen Druck erleiden, welcher sie verdichten und zurückführen könnte, und derselbe muß endlich ein Product vom gehörigen Gehalt geben, das frei ist von jedem übeln Geschmack in Folge fehlerhafter Construction des Apparats oder von Verstopfungen oder Verunreinigungen desselben. Diesen Principien folgend, haben die genannten Erfinder nach zwanzigjähriger Erfahrung in ihrem Apparate alle Errungenschaften der Physik vereinigt, um den Alkohol so schnell als möglich von Wasser und den ihn verunreinigenden flüchtigen Oelen zu befreien, um ihm dadurch einen angenehmen und reinen Geschmack zu ertheilen. Die Holzschnitte stellen die einzelnen Theile des Apparats im Durchschnitt dar. Textabbildung Bd. 110, S. 34 Fig. A ist der Kessel (die Blase); Fig. B der Condensator; Fig. C eine der acht Platten, welche im Innern G des Kessels die Dämpfe der destillirenden Flüssigkeit aufnehmen; D eine der andern acht Platten, welche die Flüssigkeiten aufnehmen; E Vorderansicht einer der achtzehn Linsen im Innern des Condensators; F drei Abtheilungen desselben Condensators, neun Linsen enthaltend; G das Innere des Kessels; H Kasten, worin sich die Schlangenröhre befindet, in welche sich die zu condensirenden Dämpfe begeben; J das gemeinschaftliche Reservoir, in welchem sich die zu destillirenden Flüssigkeiten befinden; K ein anderes Reservoir, welches Alkohol enthält, um den Spiritus damit verstärken zu können; L. ein anderer kleiner Recipient, welcher die Flüssigkeiten aus dem großen gemeinschaftlichen Reservoir J empfängt. k, k, k, k, Fig. A und G, zeigen die vier Unterabtheilungen an, in welche sich die Flüssigkeiten begeben, um mittelst der sie umgebenden, durch einen Dampfstrom geheizten Kufe l, l zum Sieden gebracht zu werden; g Wasserniveau; b Röhre, welche die Flüssigkeit aus dem Condensator an die erste befeuchtete Platte des Kessels leitet; e Röhre, welche die Dämpfe aus dem Kessel an die Linsen im Innern des Condensators führt; c Entleerungsröhre der vier Abtheilungen des Kessels, wenn ein Theil des Wassers herausgenommen werden soll. Folgendes ist nun der Gang des Apparats: Man öffnet den Hahn, welcher die Verbindung zwischen den Recipient L, der Ablaßröhre und dem auf dem Kasten des Condensators befindlichen Trichter herstellt, und die im gemeinschaftlichen Reservoir enthaltene Flüssigkeit lauft in diesen Condensator ab, geht von da successive in die Kästen a, a, a, a, a, a über, welche sie bis zum letzten anfüllt, worauf sie durch die Röhre b abläuft, welche oben in den Condensator unterhalb seines Randes eingesteckt ist, um sich auf die achte Platte des Kessels zu begeben, welche sie in allen ihren Unterabtheilungen durchläuft (wie Fig. D anzeigt, wo nur eine dieser Platten abgebildet ist), um sich von da auf die darunter befindliche zu begeben, und so fort, bis sie an den ersten Kasten k am Boden des Kessels gelangt, den sie anfüllt, und dessen Ueberfluß in den zweiten Kasten übergeht u. s. f. bis zum letzten mittelst der Verbindungsröhren, welche unter der obern Wand jeder Abtheilung angebracht sind und auf den Boden des Kessels hinabreichen. Wenn der Apparat genügend beschickt ist — wovon man sich durch Besichtigung des Wasserniveau's g überzeugt, welches sich sowohl am Kessel befindet, als der Röhre, welche die letzte Abtheilung des Kesselbodens mit dem Ablaßhahn und der abwärtsgebogenen Röhre c verbindet — so schließt man den Hahn, durch welchen die Flüssigkeit austrat, und heizt mittelst Dampfs. Nachdem die Flüssigkeit im vollen Sieden ist, so daß die Destillation in Gang kömmt, öffnet man wieder den Hahn, welcher die Flüssigkeit in den Condensator führte, jedoch nur in einem gewissen, durch Uebung zu erlernenden Maaße, stellt das erwähnte Niveau her und die Flüssigkeit gelangt dann in den Apparat in dem Verhältniß als die Producte aus demselben entweichen, weil der kleine Recipient, welcher sie enthält, sich nach Maßgabe des Verlustes vermittelst des Schwimmerhahns wieder anfüllt, welcher letztere sie aus dem allgemeinen Recipient empfängt. So lange der Apparat im Gang ist, sind die vier Abtheilungen des Kessels voll, sowohl zur Entwicklung der Dämpfe, als um den Druck zu reguliren, welchen letztere auf die Flüssigkeit äußern; die acht untern Platten des Kessels sind mit einer dünnen Schicht Flüssigkeit bedeckt, der Condensator ist ganz angefüllt und alle Linsen stehen unter der Flüssigkeit. Die vom Boden des Kessels aufsteigenden Dämpfe haben 16 Platten, 8 untere und 8 obere zu durchlaufen. Auf den 8 untern Platten circuliren sie in allen für das Ablaufen der Flüssigkeit angebrachten Krümmungen, sowie durch die in der Mitte dieser Platten befindlichen Röhren (Fig. D); während dieses Laufs begegnen sie beständig dünnen Schichten der zu destillirenden Flüssigkeit (in ihrem natürlichen und kalten Zustand), welche ihren wässerigsten Theil condensirt, worauf sie in die 8 andern Platten C eintreten und darin circuliren, wodurch sie noch vollkommener von Wasser und den sie etwa noch verunreinigenden fremdartigen Materien befreit werden. Beim Austritt aus dem Kessel treten diese Dämpfe in das Innere der Linsen des Condensators durch eine in ihrer Mitte und am Ende gebogene Röhre e; sie gelangen so zunächst in die erste dieser Linsen vermittelst jener Röhre, welche sich (wie in Figur E zu sehen) in zwei Schenkel theilt; von da gelangen sie in die zweite Linse durch eine ähnliche Röhre und so bis zur letzten, wo sie von einer Röhre (ähnlich jener die sie in den Condensator führte) wieder aufgenommen und weiter geführt werden in das Schlangenrohr, wo sie vollends condensirt werden und in flüssigem Zustand in dem zur Aufnahme des Products bestimmten Gefäß sich sammeln. Während der Circulation der Dämpfe mußten sich die Linsen nebst der sie umgebenden Flüssigkeit nothwendig erhitzen; um diese Erhitzung zu bewirken, mußten sich die Dämpfe abkühlen und einen Theil des Wassers, welches sie mitreißen konnten, abgeben. Um dieses auf dem Boden der Linsen sich sammelnde Wasser abzulassen, ist an jeder daselbst eine in ein gemeinschaftliches Rohr sich ergießende Entleerungsröhre angebracht. Das so condensirte Wasser, welches einer höhern Temperatur bedürfte, wenn der etwa noch darin enthaltene Weingeist gewonnen werden sollte, geht mittelst der Hahnen 1 und 2 in die allgemeine Leitung über und wird durch die Röhre d auf die (von unten herauf gezählt) vierzehnte Platte des Kessels geleitet; die andere Portion aber geht mittelst der Hahnen 3, 4, 5 und 6 der Röhre f, sowie der Verlängerung der allgemeinen Leitung in das Schlangenrohr über, um entweder an die letzte Platte und in den Helm des Kessels geführt zu werden, also wiederholt dieselbe Behandlung zu erfahren, oder auch bloß in das Schlangenrohr, wenn die Flüssigkeit genug dephlegmirt ist. Beim Zurückkehren durch die Röhre f vermengt sich dieses Wasser mit den ankommenden Dämpfen und wird durch diese neue Destillation von den etwa noch darin enthaltenen Spiritustheilen befreit, während die Alkoholdämpfe sich in das Schlangenrohr begeben, um ihre letzte Condensation zu erhalten. Der Condensator, welcher nur bis an die Scheidewände und etwas über die Linsen angefüllt ist, läßt sonach den ganzen oberen Theil seines Deckels völlig frei, und die aus der erhitzten Flüssigkeit entweichenden Dämpfe würden, da sie in diesem leeren Raume bleiben, sonach verloren seyn, wenn der Apparat nicht so eingerichtet wäre, daß sie wieder zur Condensation kommen. Eine gekrümmte Röhre, welche auf der einen Seite am Condensator, auf der andern am Trichter angebracht ist, dient um diese Dämpfe zu sammeln und mit der ankommenden Flüssigkeit zu vermengen, damit sie eine neue Reihe von Operationen durchmache. Will man bei der Operation den Spiritus durch Zusatz von Alkohol verstärken, so bedient man sich des dazu bestimmten Reservoirs K, und läßt durch die an demselben befindliche Röhre den Alkohol in einen Kasten entweichen, welcher in der nächsten Abtheilung des Condensators angebracht ist, und zwar über die in den Kasten getauchte Linse. Der Alkohol erhitzt sich dann, entwickelt sich als Dampf durch die entsprechende Röhre und begibt sich an die obere Seite der zum Deckel des Kessels gehörenden Platte, wo er sich mit den Dämpfen vermengt, die eben in den Condensator eintreten, wodurch letztere an Alkoholgehalt gewinnen. Man sieht diese beiden Röhren in den Figuren A und B und in Fig. F, welche das Detail der Linse darstellt. Die eine dieser Röhren, die sich zum Kasten begibt, ist gerade, die andere, über den Kesse führende, gekrümmt. Wäre, um die Flüssigkeit aus dem Condensator in den Kessel zu führen, nur die obere Röhre b vorhanden, so könnte man diesen Condensator nicht ganz entleeren. Es wurde daher noch eine Röhre zwischen den Röhren e und d unten an dem Condensator angebracht, welche mit der allgemeinen Leitungsröhre b communicirt und diesen Dienst für die letzte Abtheilung verrichtet, während sich über jeder Zelle eine Röhre befindet, welche mit derjenigen, woran sich die Hähne 1, 2, 3, 4, 5 und 6 befinden, parallel läuft (aber auf der andern Seite des Condensators) und die Flüssigkeit von dem untersten Punkt jeder Zelle in die allgemeine Ableitung b führt. Hinsichtlich der Abtheilungen des Kessels und der Platten ist klar, daß die Dämpfe, indem sie einen gewissen Druck ausüben, die kleine Menge Flüssigkeit, welche auf letztern ausgebreitet ist, auf den Boden des Kessels hinunter treiben, wo an jeder Abtheilung angebrachte Hähne, die sich in eine allgemeine Leitung öffnen, zu ihrer und des ganzen Kessels Entleerung dienen. Dieser Apparat, welcher uns alles, was zu einer vortheilhaften stetigen Destillation und Rectification beitragen kann, zu vereinigen scheint, kann in beliebig großen oder kleinen Dimensionen construirt werden, was kein geringer Vortheil ist. Man stellt ihn zu ebener Erde, oder in einem nicht zu hohen Stockwerk auf. Der Apparat, welchen wir sahen, war zum Branntweinbrennen aus Weinen und Traubenkämmen bestimmt; er destillirte in der Stunde 100 Liter Wein ab. Ein solcher Apparat kann von jedem Arbeiter bedient werden, ist leicht auseinander zu nehmen, zu reinigen, trocken herzustellen und zusammenzusetzen. Die Kesselplatten sind übereinander gelegt und gegen die Kesselwände mittelst Saalbändern lutirt, welche alle Verbindung zwischen den Theilen aufheben; eben so wird die obere Kante der innern verticalen Platten an die obern Platten gedichtet. Die Linsen sind beweglich und können leicht aus dem Condensator genommen werden. Besser aber wird die Reinigung dadurch bewerkstelligt, daß man Wasser oben in das allgemeine Reservoir gießt, damit dasselbe über alle Flächen läuft, auf denen sich geistige Flüssigkeiten befanden; das Wasser wird dann mittelst der den untern Abtheilungen des Kessels entsprechenden Hahnen wieder ausgeleert. Uebrigens kann der Apparat wie folgt modificirt werden. Soll nur Wein destillirt werden, welcher einen Branntwein von 50 bis 60 Centesimalgraden liefert, so benutzt man einen Branntweincondensator mit höchstens 3–4 Abtheilungen und 9 Linsen. Der Kessel enthält dann bloß 2–4 Platten für das zurückkehrende Wasser und die Dämpfe; die den Wein aufnehmenden 8 Platten sind aber zu einer guten Operation jedesmal erforderlich. Bei der Destillation von ungewöhnlich starken Weinen könnte man, um sicher zu seyn ihren ganzen Alkoholgehalt zu gewinnen, die acht Platten um zwei vermehren; zur Gewinnung eines Alkohols von 95° und darüber müßte aber die Circulation der Dämpfe im Condensator vergrößert und derselbe um drei Abtheilungen mit einer mehr oder weniger großen Anzahl Linsen verlängert werden; in diesem Falle könnte jedoch die Destillation keine ununterbrochene mehr seyn und würde der Apparat folgende Veränderung erhalten. Die acht Platten zum Ablaufen des Weins würden weggelassen und der Kessel mit Branntwein oder Sprit zur Hälfte seines Hohlraums gefüllt und in dem Maaße als er sich entleert, nachgefüllt; der Condensator erhielte in seinen Abtheilungen nur kaltes Wasser. Dieses Wasser würde sich alsdann wie die Flüssigkeit verhalten, welche es ersetzt, das heißt, es würde sich bei seinem Uebergange von einer Abtheilung in die andere erhitzen, bis es in der letzten entweicht, um neu einzulassendem kalten Wasser Platz zu machen. Das System gestattet, ohne besondere Veränderung, außer in Größe oder Volum, drei verschiedene Zusammensetzungen. Bei der ersten bildet es einen Apparat für Liqueurfabrikanten und Parfumeurs, in welchem stündlich 50–200 Liter Wein oder geistige Flüssigkeit im Werthe von 600–2000 Francs abdestillirt werden. Bei der zweiten, dem von uns beschriebenen Apparat, werden stündlich 100–300 Liter Wein im Werthe von 1000–2000 Fr. abdestillirt. Bei der dritten endlich ist es ein Apparat für Destillateurs, um Alkohol von 90–92 Centesimalgraden zu gewinnen; ein solcher destillirt in einer einzigen ununterbrochenen Operation per Stunde 300–1500 Liter Wein im Werthe von 4000–8000 Fr. ab.