Titel: Ueber die Bereitung des sogenannten Collodion (Auflösung von Schießbaumwolle in Aether), welches als Kleb- und Heftmittel in der Chirurgie dient; von J. L. Lassaigne.
Fundstelle: Band 110, Jahrgang 1848, Nr. XI., S. 65
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XI. Ueber die Bereitung des sogenannten Collodion (Auflösung von Schießbaumwolle in Aether), welches als Kleb- und Heftmittel in der Chirurgie dient; von J. L. Lassaigne. Aus dem Journal de Chimie médicale, Octbr. 1848, S. 541. Lassaigne, über die Bereitung des Collodion. Das Collodion, welches zuerst in den Vereinigten Staaten in Gebrauch kam, ist eine Auflösung von Schießbaumwolle in Aether; der Luft ausgesetzt, verwandelt sich diese Flüssigkeit bald in eine feste Masse, welche der Haut so stark anklebt, daß ein Aufgehen der Wunde unmöglich ist; dieses Pflaster, welches der Hitze und Kälte widersteht, ist überdieß von gar keiner reizenden Wirkung. Die Bereitung des Collodion ist sehr einfach, wenn man meine Vorschrift dazu befolgt. Ich habe bei meinen Versuchen gefunden, daß man nothwendig dazu eine ganz trockene Schießbaumwolle anwenden muß, welche so viel als möglich zertheilt ist, d. h. eine sehr leichte und voluminöse Watte bildet; bringt man solche in einen trockenen Kolben und gießt den Schwefeläther darüber, so verwandelt sich die Schießbaumwolle bei gewöhnlicher Temperatur (12 bis 16° R.) nach einigen Minuten in eine gallertartige, halbdurchsichtige Masse, welche durch Umrühren nach und nach flüssiger wird und wie dicker Traganthschleim aussieht; diese klebrige Masse zertheilt sich dann mit Leichtigkeit in einer neuen Portion Aether, so daß eine farblose Flüssigkeit entsteht, welche nach der Menge des angewandten Aethers mehr oder weniger concentrirt (syrupartig) ist. Die verschiedenen Versuche, welche ich über das zu wählende Verhältniß zwischen Schießbaumwolle und Aether anstellte, ergaben, daß man am besten den Aether in zwei Portionen theilt; man bringt nämlich die Schießbaumwolle bei der gewöhnlichen Temperatur mit 3/5 des zum Auflösen derselben erforderlichen Aethers in Berührung, und wenn sich das Ganze nach acht bis zehn Minuten in eine gallertartige Masse verwandelt hat, setzt man den Rest des Aethers zu, nämlich die übrigen zwei Fünftel. Man kann die Schießwolle zu dieser Anwendung durch Eintauchen der Baumwolle in ein Gemisch von gepulvertem Kalisalpeter und concentrirter Schwefelsäure bereiten. Ich blieb bei folgender Vorschrift stehen: ganz trockene Schießbaumwolle, zu einer sehr leichten und voluminösen Watte zertheilt 16 Gramme reiner Schwefeläther, 1 Liter oder 715 Gramme Man bringt die Schießbaumwolle in einen trockenen Kolben, ohne sie zusammenzudrücken, gießt 429 Gramme Schwefeläther darüber und verpfropft den Kolben luftdicht. Nach einigen Minuten, wenn alle Schießbaumwolle gut von Aether durchdrungen ist und sich gesetzt hat, schüttelt man den Kolben, um die gallertartige Masse zu zertheilen und stellt ihn dann fünfzehn bis zwanzig Minuten lang an die Sonne. Nach Verlauf dieser Zeit setzt man die übrigen 286 Gramme Aether zu und schüttelt, damit sich die gallertartige Masse auflöst. Die so bereitete klebrige Masse enthält noch einige leichte Fasern von Baumwolle, welche in dem Collodion schwebend bleiben, seiner Benutzung als Heftmittel aber keinen Eintrag thun. Das Liter Collodion kommt auf 7 bis 8 Francs zu stehen.