Titel: Ueber die Bereitung der Schmelzfarben zur Porzellanmalerei; von A. Wächter.
Fundstelle: Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LVII., S. 275
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LVII. Ueber die Bereitung der Schmelzfarben zur Porzellanmalerei;Hr. Prof. J. v. Liebig bemerkt über diese Schmelzfarben: „Die in dieser Abhandlung von Hrn. Dr. Wächter beschriebenen Farben für Porzellan sind nach einer mir mitgetheilten Probe von der größten Schönheit und leisten in der Reinheit des Farbentons und im Feuer alles, was nur erwartet werden kann.“ von A. Wächter. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Octoberheft 1848 und Januarheft 1849. Wächter, über Bereitung der Schmelzfarben zur Porzellanmalerei. Die Schmelzmalerei ist in ihrer Entwickelung hinter den Fortschritten der Wissenschaft zurückgeblieben und hat bei weitem nicht den Grad von Vollkommenheit erreicht, deren sie fähig ist. Sie bietet noch dem Künstler zu viel technische Schwierigkeiten dar, um ein ergiebiges Feld für seine Bemühungen zu seyn und ihre Producte haben aus diesem Grunde nicht den Rang in der Kunst inne, der ihnen der Unvergänglichkeit und Lebhaftigkeit der Farben wegen gebührt. Die Ursache hiervon liegt darin, daß die sichere Erzeugung guter Schmelzfarben ungeachtet der vielen hierüber veröffentlichten Vorschriften doch nur das Geheimniß weniger ist. Die Mittheilungen darüber in größeren Werken und Zeitschriften sind zu unvollständig und zu unsicher, um genügende Anleitung zu geben. Selbst in dem sonst sehr schätzbaren Traité des arts céramiques von Brogniart ist das Capitel über Farbenbereitung sehr wenig befriedigend und gewiß keine rückhaltlose Mittheilung der in der königlichen Manufactur zu Sèvres gesammelten Erfahrungen. Es liegt nun im Interesse der Kunst sowie der Wissenschaft, daß möglichst viele Kräfte an der Fortentwickelung der Schmelzmalerei arbeiten; so lange aber noch ein jeder, der die Sache in Angriff nehmen will, genöthigt ist, sowie ich es war, als ich anfing mich damit zu beschäftigen, die von andern bereits gemachten, jedoch geheim gehaltenen Erfahrungen sich von neuem von Grund an zu erwerben, um nur erst den gegenwärtigen Standpunkt der Empiriker zu gewinnen, wird der hierauf zu verwendende Aufwand an Zeit und Mühe die meisten davon zurückschrecken und zum großen Nachtheil der Fortentwickelung der Kunst besonders die wissenschaftlichen Chemiker, denen so viel andere dankbarere Felder zur Bearbeitung offen liegen. Die am meisten ausgebildete und in der größten Ausdehnung ausgeübte Branche der Schmelzmalerei ist die Porzellanmalerei. Die Glasur des harten Feldspatporzellans wirkt wegen ihrer Strengflüssigkeit weniger verändernd auf den Ton der leichtflüssigen Schmelzfarben ein, als es bei der Malerei auf Glas, Email, Fayence etc. der Fall ist. Die Farben zur Porzellanmalerei sind alle, nach dem Einbrennen, in ihrer Masse gefärbte Bleigläser, vor demselben aber die meisten nur Gemenge von einem farblosen Bleiglase, dem Fluß und einem Farbkörper. Bei den sogenannten Goldfarben, dem Purpur, Violet und Rosa, sind die Farbkörper Goldpräparate, deren Bereitung bisher für besonders schwierig und unsicher gehalten wurde. Das von mir zur Bereitung derselben angewendete Verfahren ist folgendes: Heller Purpur. 5 Grm. Zinndrehspäne werden in kochendem Königswasser gelöst, die Lösung im Wasserbad so weit concentrirt, daß sie beim Erkalten fest wird. Das auf diese Weise bereitete, noch etwas überschüssige Salzsäure enthaltende Zinnchlorid wird in wenig destillirtem Wasser aufgelöst und mit 2 Grm. einer Zinnchlorürlösung von 1,700 spec. Gewicht vermischt, die durch Kochen von Zinndrehspänen im Ueberschuß mit Salzsäure bis zur genügenden Concentration erhalten wurde. Diese gemischte Zinnlösung wird in einen großen Glashafen gegossen und allmählich mit 10 Litern destillirten Wassers gemischt. Sie muß noch gerade so viel Säure enthalten, daß hierbei keine Trübung durch Ausscheiden von Zinnoxyd entstehen kann. Man überzeugt sich davon vorher, indem man einen Tropfen der gemischten concentrirten Zinnlösung mit einem Glasstab herausnimmt und in einem Uhrgläschen mit destillirtem Wasser mischt. Zu der mit 10 Liter Wasser verdünnten Zinnlösung wird nun unter stetem Umrühren eine möglichst neutrale klare Auflösung von 0,5 Grm. Gold in Königswasser gegossen. Sie muß vorher im Wasserbad bis fast zur Trockne eingedunstet und hierauf mit Wasser verdünnt und an einem dunkeln Ort filtrirt gewesen seyn. Nach Zusatz der Goldauflösung nimmt die ganze Flüssigkeit eine tief rothe Färbung an, ohne daß sich jedoch ein Niederschlag bildet; dieser scheidet sich sofort aus, wenn noch 50 Grm. Ammoniakflüssigkeit hinzugefügt werden. Sollte er aber sich hierbei noch nicht absetzen, was geschehen kann, wenn der Ammoniakzusatz zu groß im Verhältniß des Säuregehalts der Flüssigkeit gewesen ist, und in welchem Fall die Flüssigkeit eine tiefroth gefärbte Lösung darstellt, so erfolgt dieß sogleich bei Zusatz weniger Tropfen concentrirter Schwefelsäure. Der Niederschlag setzt sich sehr schnell zu Boden und die überstehende Flüssigkeit muß sobald als möglich davon abgegossen und 5–6 mal hinter einander durch eine gleiche Menge frisches Brunnenwasser ersetzt werden. Nachdem er so hinreichend ausgesüßt ist, wird er auf einem Filter gesammelt, nach vollständigem Abtropfen des überschüssigen Wassers noch feucht mit einem silbernen Spatel heruntergenommen und auf einer mattgeschliffenen Glasplatte mittelst eines Spatels und Läufers, innig mit 20 Grm. vorher eben darauf mit Wasser sehr fein geriebenen Bleiglases gemischt. Dieses wird durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige mit 1 Theil Quarzsand und 1 Theil calcinirten Borax erhalten. Das innige Gemenge von Goldpurpur und Bleiglas wird auf derselben Glasplatte, auf der es gemischt ist, in einem mäßig warmen Zimmer an einem vor Staub möglichst geschützten Orte langsam getrocknet und trocken noch mit 3 Grm. kohlensauren Silberoxyds vermengt und feingerieben. Man erhält so circa 33 Grm. hellen Purpur von 0,5 Grm. Gold. Das hier angegebene Verhältniß von Bleiglas und kohlensaurem Silber zum Goldpräcipitat gilt nur für einen bestimmten Hitzgrad, bei dem die Farbe auf dem Porzellan eingebrannt werden muß und welcher dem Schmelzpunkt des Silbers sehr nahe liegt. Soll die Farbe schon bei einem geringeren Hitzgrad ausbrennen, so muß die Menge des Bleiglases zum Golde größer, die des kohlensauren Silbers aber geringer seyn. Eben dasselbe gilt für die Bereitung des Purpurs für die Glasmalerei. Die beste Purpurfarbe kann beim Einbrennen in der Muffel verdorben werden; geschieht dieß Einbrennen bei zu geringer Hitze, so bleibt die Farbe braun und matt, ist der geeignete Grad aber überschritten, so erscheint sie bläulich und blaß; reducirende und besonders saure Dämpfe, Dämpfe von Wißmuthoxyd etc. wirken ebenfalls nachtheilig darauf ein. Dunkler Purpur. Die klare und möglichst neutrale Auflösung von 0,5 Grm. Gold in Königswasser wird in einem Glashafen mit 10 Liter destillirten Wassers verdünnt und unter stetem Umrühren 7,5 Grm. der, wie oben angegeben, bereiteten Zinnchlorürlösung von 1,700 spec. Gewicht hinzugegossen. Die Flüssigkeit färbt sich tiefbraunroth, der Niederschlag setzt sich aber erst auf Zusatz weniger Tropfen concentrirter Schwefelsäure ab. Die überstehende Flüssigkeit wird abgegossen und 5–6 mal hintereinander durch eine gleiche Menge Brunnenwassers ersetzt; der so hinreichend ausgewaschene Niederschlag aus einem Filter gesammelt und nach Abtropfen des überschüssigen Wassers noch feucht mit dem Spatel abgenommen und ganz wie beim hellen Purpur beschrieben ist, auf der Glasscheibe mit 10 Grm. des obigen Bleiglases innig gemischt, ebenso getrocknet und trocken mit 0,5 Grm. kohlensauren Silbers vermengt und feingerieben, gibt circa 13 Grm. Dunkelpurpur. Das angegebene Verhältniß des Bleiglases und kohlensauren Silbers zum Gold gilt für denselben bestimmten Hitzgrad des Einbrennens, für den die Mischung des hellen Purpurs oben angegeben ist; für geringere Feuergrade, so wie für die Glasmalerei, muß die Menge des Bleiglases zum Golde vergrößert, die des Silbersalzes aber verringert werden. Rothviolett. Der Goldniederschlag von 0,5 Grm. Gold wird hierzu ebenso bereitet, wie zum Dunkelpurpur und wird dann, sobald er feucht vom Filter genommen ist, auf der Glasscheibe mit 12 Grm. eines Bleiglases innig gemischt, das durch Zusammenschmelzen von 4 Theilen Mennige mit 2 Theilen Quarzsand und 1 Theil calcinirten Borax bereitet ist, wie oben getrocknet und dann noch einmal, aber ohne Silberzusatz, auf der Glasscheibe feingerieben. Dieß Verhältniß des Bleiglases zum Golde gilt ebenfalls nur für den bestimmten Feuergrad, für den der helle und dunkle Purpur eingerichtet sind; ein geringerer Hitzgrad des Einbrennens in der Muffel erfordert ein größeres Verhältniß des Bleiglases. Ein geringerer Silberzusatz zu dieser Farbe verwandelt das Rothviolett in Dunkelpurpur und zur Glasmalerei angewendet gibt sie schon für sich einen guten Purpurton. Blauviolett. Derselbe Goldnieberschlag von 0,5 Grm. Gold, wie zum Dunkelpurpur und Rothviolett, wird feucht auf der Glasscheibe mit 10,5 Grm. eines Bleiglases innig gemengt, das durch Zusammenschmelzen von 4 Theilen Mennige und 1 Theil Quarzsand erhalten wird, dann ebenso wie die andern Farben langsam getrocknet und noch einmal auf der Glasscheibe feingerieben. Ein geringerer Hitzgrad des Einbrennens der Farbe in der Muffel erfordert einen größern Zusatz von Bleiglas. Dieß Blauviolett eignet sich ganz besonders zum Mischen mit blauer Farbe, durch die es weniger nachtheilig nüancirt wird, als das Rothviolett. Zur Glasmalerei ist es nicht anwendbar. Das wichtigste Moment zur Erhaltung guter Purpur- und violetten Schmelzfarben ist die feinste Vertheilung einmal des Goldes im Goldpräcipitat, dann des Goldpräcipitats im Bleiglase; letzteres bezweckt das Vermischen des noch feuchten Niederschlages mit dem Glas. Durch Mischen des bellen Purpurs mit dunkel Purpur, desselben mit Rothviolett, so wie des Rothvioletts und dunkel Purpur in verschiedenen Verhältnissen, ist der Maler im Stande, alle möglichen Purpur- und Violetttöne zu erzeugen. Der helle Purpur ohne Silberzusatz verarbeitet gibt eine amaranthrothe Farbe, wie man sie meist auf alten Porzellanen aus dem vorigen Jahrhundert wahrnimmt, wo die eigenthümliche Eigenschaft des Silbers, die amaranthrothe Farbe in eine rosenrothe zu verwandeln, noch nicht bekannt gewesen zu seyn scheint. Dr. Richter, welcher im Anfang dieses Jahrhunderts die Farben für die königliche Porzellanmanufactur zu Berlin zubereitete, scheint es jedoch schon angewendet zu haben, denn sein Purpur hat, wie noch vorräthige bemalte Geschirre aus jener Zeit zeigen, eine sehr schöne Rosenfarbe. Rosa. 1 Grm. Gold wird in Königswasser gelöst, die Lösung mit einer Auflösung von 50 Grm. Alaun in 20 Liter Brunnenwasser vermischt, dann unter Umrühren 1,5 Grm. Zinnchlorürlösung von 1,700 spec. Gewicht hinzugefügt und hierauf soviel Ammoniakflüssigkeit hinzugegossen, bis alle Thonerde gefällt ist. Nachdem der Niederschlag sich abgesetzt hat, wird die überstehende Flüssigkeit abgegossen und durch eine gleiche Menge frischen Brunnenwassers circa zehnmal hintereinander ersetzt, dann derselbe auf einem Filter gesammelt und bei gelinder Wärme getrocknet. Er wiegt circa 13,5 Grm. und wird zur Darstellung der Schmelzfarbe mit 2,5 Grm. kohlensaurem Silberoxyd und 70 Grm. desselben Bleiglases, dessen Bereitung beim hellen Purpur beschrieben ist (2 Minium, 1 Quarzsand, 1 calc. Borax) innig gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben. Die Farbe eignet sich nur zur Darstellung Heller Rosafonds auf Porzellan und kann nur in sehr dünner Lage aufgetragen werden; in stärkerer Lage scheidet sich das Gold metallisch aus und sie erscheint farblos. Die sämmtlichen hier aufgeführten Goldfarben geben für sich im Tiegel geschmolzen nicht, wie man vermuthen könnte, roth- oder violettgefärbte Gläser, sondern schmutzig braune oder gelbliche Gläser, die durch metallisch ausgeschiedenes Gold und resp. Silber lebrig erscheinen. Ihren eigenthümlichen schönen Farbenton entwickeln sie nur, wenn sie in einer nicht zu starken Schicht auf der Porzellanglasur aufgeschmolzen werden; sie färben dieselbe durch und durch, wie ein damit gemaltes zerschlagenes Porzellanstück im Durchbruch deutlich zeigt. Ueberschreitet die Schicht eine gewisse Dicke, so scheidet sich das Gold und Silber regulinisch aus und sie werden dadurch entweder lebrig, wie die Purpur- und violetten Farben, oder farblos, wie das flüssigere Rosa. Gelbe Schmelzfarben zur Porzellanmalerei. Die gelben Farben zur Porzellanmalerei sind entweder durch Antimonsäure oder Uranoxyd gefärbte Bleigläser. Das dazu erforderliche antimonsaure Kali wird durch Verpuffen von 1 Theil seingeriebenen metallischen Antimons mit 2 Theilen Salpeters in einem hessischen Tiegel und Aussüßen des Rückstandes mit Wasser bereitet. Das Uranoxyd erhält man in der passendsten Beschaffenheit durch Erhitzen von salpetersaurem Uranoxyd bis zur vollständigen Austreibung der Salpetersäure. Citronengelb. 8 Theile antimonsaures Kali, 2 1/2 Thl. Zinkoxyd, 36 Thl. Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Thl. Mennige, 2 Thl. weißem Sand und 1 Thl. calcinirtem Borax bereitet) werden innig gemengt und in einem Porzellantiegel, der in einem hessischen Tiegel steht, so lange geglüht, bis der Inhalt in breiigen Fluß gerathen ist, dann mit einem Spatel herausgenommen, nach dem Erkalten gestoßen und auf einer Glasscheibe mit Läufer feingerieben. Wird die Farbe länger geschmolzen als zur vollständigen Vereinigung der Gemengtheile nothwendig ist, so wird die gelbe Farbe in eine schmutziggraue, durch Zerstörung des antimonsauren Bleis, umgewandelt. Hellgelb. 4 Theile antimonsaures Kali, 1 Thl. Zinkoxyd, 36 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 8 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden gut gemengt, in einem hessischen Tiegel geschmolzen und nach dem Erkalten gestoßen und feingerieben. Längeres Schmelzen ist bei Bereitung dieser Farbe von weniger nachtheiligem Einfluß, als bei der vorigen, wegen der Abwesenheit des borsauren Natrons in der Mischung des Bleiglases. Die Farbe selbst ist intensiver gelb als die vorige und eignet sich besonders gut zum Vermischen mit rothen und braunen Farben, gibt aber mit grüner Farbe gemischt weniger reine Töne als die vorige. Ihrer größeren Schwere wegen geht sie besser aus dem Pinsel als diese und läßt sich, ohne nach dem Einbrennen abzuspringen, in dickerer Lage als diese auftragen. Dunkelgelb I. 48 Theile Mennige, 16 Theile Sand, 8 Theile entwässerter Borax, 16 Theile antimonsaures Kali, 4 Theile Zinkoxyd, 5 Theile Eisenoxyd (Caput mortuum) werden innig gemengt und in einem hessischen Tiegel bis zur vollständigen Vereinigung der Gemengtheile, aber nicht länger, geschmolzen. Längeres Schmelzen wirkt ebenso nachtheilig wie beim Citronengelb und verwandelt die goldgelbe Farbe in eine schmutzig gelbgraue. Dunkelgelb II. 20 Theile Mennige, 2 1/2 Theile weißer Sand, 4 1/4 Theile antimonsaures Kali, 1 Theil Eisenoxyd (Caput mortuum), 1 Theil Zinkoxyd werden gut gemengt und in einem hessischen Tiegel geschmolzen. Längeres Schmelzen ist hierbei von weniger nachtheiligem Einfluß, als bei der vorhergehenden Farbe; auf und neben diesem Dunkelgelb II. kann mit eisenrother Schmelzfarbe gemalt werden, ohne daß dasselbe zerstört oder nachtheilig nüancirt wird. Für die Landschafts- und Figurenmalerei ist es von Wichtigkeit, die aufgeführten gelben Farben strengflüssiger herzustellen, um damit auf oder unter andern Farben malen zu können, ohne eine Auflösung des Gemalten durch die darüber oder darunter liegende Farbe befürchten zu müssen. Man ertheilt ihnen diese Eigenschaft durch Zusatz von Neapelgelb, welches zu diesem Zweck am besten durch starkes und anhaltendes Glühen eines Gemenges von 1 Theil Brechweinstein, 2 Theilen salpetersauren Bleies, 4 Theilen abgeknisterten Kochsalzes in einem hessischen Tiegel und nachträgliches Aussüßen des zerkleinerten Glührückstandes mit Wasser bereitet wird. Durch Mischen dieses Neapelgelb mit Bleiglas erhält man ebenfalls brauchbare gelbe Farben, nur auf kostspieligerem Wege als oben angegeben. Ein gutes Gelb zur Landschaftsmalerei gibt zum Beispiel eine Vermischung von 8 Theilen Neapelgelb und 6 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet). Die mit Antimon erzeugten gelben Schmelzfarben zeigen sich nach dem Einbrennen auf Porzellan, unter dem Mikroskop betrachtet, nicht als homogene, gelbgefärbte Gläser, sondern als ein Gemenge einer gelben durchscheinenden Substanz (antimonsaures Blei?) und eines farblosen Glases. Urangelb. 1 Theil Uranoxyd, 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 8 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden innig gemengt und auf einer Glasplatte mit Läufer feingerieben. Die Farbe eignet sich nicht zum Vermischen mit andern Farben, mit denen sie nur mißfarbige Töne erzeugt; zum Schattiren auf ihr dient Dunkelpurpur oder Violett. Uranorange. 2 Theile Uranoxyd, 1 Theil Chlorsilber, 3 Theile Wißmuthglas (durch Zusammenschmelzen von 4 Theilen Wißmuthoxyd und 1 Theil krystallisirter Boraxsäure bereitet), werden innig gemengt und auf der Glasscheibe mit Läufer feingerieben. Das Orange eignet sich ebensowenig, wie das Gelb, zum Vermischen mit andern Farben. Nach dem Einbrennen auf Porzellan, unter dem Mikroskop betrachtet, zeigen die Uranfarben ein blaßgelb gefärbtes Glas, indem unverändertes Uranoxyd suspendirt ist; es ist also ein kleiner Theil des Uranoxyds im Schmelze gelöst. Grüne Schmelzfarben zur Porzellanmalerei. Blaugrün. 10 Theile chromsaures Quecksilberoxydul, 1 Theil chemisch reines Kobaltoxyd werden, um eine möglichst innige Vermengung herbeizuführen, auf einer Glasscheibe mit Läufer feingerieben, dann in einem an beiden Enden offenen Porzellanrohr bis zur vollständigen Austreibung des Quecksilbers geglüht. Das so erhaltene schön blaugrüne Pulver wird dann in einen Porzellantiegel geschüttet und der Deckel auf demselben mit Glasur aufgekittet. Der gefüllte Tiegel wird der stärksten Hitze des Porzellanofens, während eines Porzellanbrandes ausgesetzt, nach dem Erkalten der Inhalt durch Zerschlagen des Tiegels herausgenommen und zur Entfernung einer geringen Menge chromsauren Kalis mit Wasser ausgesüßt. Man erhält so eine Verbindung von Chromoxyd und Kobaltoxyd zu nahe gleichen Aequivalenten verbunden, von der blaugrünen Farbe des Grünspans. Die blaugrüne Schmelzfarbe besteht nun in einer Mischung von 1 Theil des Chromkobaltoxyds, 1/2 Theil Zinkoxyd, 5 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet), welche zusammen gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben werden. Durch Vermischen dieses Blaugrüns mit Citronengelb können alle beliebigen Zwischentöne erzeugt werden. 1 Theil Blaugrün auf 6 Theile Citronengelb gibt ein schönes Grasgrün. Dunkelgrün. Chromsaures Quecksilber allein wird ebenso behandelt, wie beim Blaugrün das Gemenge desselben mit Kobaltoxyd, und 1 Theil des so erhaltenen, schön grünen Chromoxyds wird mit 3 Theilen desselben Bleiglases, wie beim Blaugrün angegeben, vermischt und auf der Glasscheide feingerieben. Schattirgrün. 8 Theile chromsauren Quecksilbers und 1 Theil Kobaltoxyd werden innig gemengt und auf einer flachen Schale der stärksten Hitze des Porzellanofens während eines Porzellanbrandes ausgesetzt. Man erhält hierdurch ein Chromkobaltoxyd von grünlichschwarzer Farbe, das mit dem zweifachen Gewicht des beim Blaugrün angegebenen Bleiglases vermischt, eine strengflüssige schwarzgrüne Farbe zum Schattiren anderer grüner Farben liefert. Betrachtet man dünne Splitter der auf Porzellan eingebrannten chromgrünen Farben unter dem Mikroskop, so nimmt man deutlich wahr, daß die Partikelchen des Chromoxyds oder Chromkobaltoxyds ungelöst in dem farblosen Bleiglase herumschwimmen. Blaue Schmelzfarben zur Porzellanmalerei. Dunkelblau. 1 Theil chemisch reinen Kobaltoxyds, 1 Theil Zinkoxyd, 1 Theil Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet), 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden gut gemengt und im Porzellantiegel bei mindestens dreistündiger Glühhitze geschmolzen, ausgegossen, zerkleinert und auf der Glasscheibe feingerieben. – Wenn diese Farbe langsam erkaltet, gesteht sie zu einem Haufwerk spießiger Krystalle. – Lange anhaltendes Schmelzen bei nicht zu hoher Temperatur ist nothwendig, um einen schönen Farbenton zu erlangen, daher sie am besten ausfällt, wenn sie während der Dauer eines Porzellanbrandes in der zweiten Etage des Porzellanofens, dem sogenannten Verglühofen, geschmolzen wird. So bewerkstelligt sich auch das Schmelzen der Bleigläser am zweckmäßigsten und billigsten. Hellblau. 1 Theil Kobaltoxyd, 2 Theile Zinkoxyd, 6 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet), 1 1/2 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) werden gut gemengt und wie beim Dunkelblau angegeben, geschmolzen. Schattirblau. 10 Theile Kobaltoxyd, 9 Theile Zinkoxyd, 25 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet), 5 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) werden gemengt und wie beim Dunkelblau angegeben worden, geschmolzen. – Die Farbe wird nur zum Schattiren auf oder unter den beiden angegebenen blauen Farben benutzt, wozu sie sich ihrer Strengflüssigkeit wegen besonders eignet. Luftblau. 2 Theile Dunkelblau, 1 Theil Zinkoxyd, 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 4 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden innig gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben. Die Farbe wird entweder rein, oder mit andern gemischt nur zum Malen des Himmels in Landschaften angewendet. Die beschriebenen blauen Schmelzfarben zeigen sich nach dem Einbrennen auf Porzellan unter dem Mikroskop ebenfalls nicht als homogen blau gefärbte Gläser, sondern als Gemenge einer durchsichtigen blauen Substanz (kieselsaures Kobalt-Zinkoxyd?) und eines farblosen Glases. Türkisblau. 3 Thle. chemisch reinen Kobaltoxyds und 1 Thl. reinen Zinkoxyds werden zusammen in Schwefelsäure gelöst, dann die wässerige Lösung von 40 Theilen Ammoniakalaun hinzugefügt, die gemischten Lösungen zur Trockne verdunstet und der Rückstand bis zur vollständigen Austreibung des Wassers erhitzt, dann gepulvert und in einem Tiegel einer mehrstündigen heftigen Rothglühhitze ausgesetzt. – Am schönsten fällt die Farbe aus, wenn sie während der Dauer eines Porzellanbrandes der Hitze des Verglühofens ausgesetzt wird. – Sie ist eine Verbindung von nahe 4 Aequivalenten Thonerde, 3 Aequivalenten Kobaltoxyd, und 1 Aequivalent Zinkoxyd, von schöner türkisblauer Farbe. – Andere Vermengungsverhältnisse der Oxyde, als die angegebenen, geben nicht so schön gefärbte Verbindungen. – Will man ihr einen grünlicheren Farbenton geben, so erreicht man dieß durch Einrühren von frisch gefälltem, feuchtem, chromsaurem Quecksilberoxydul in die oben beschriebene Lösung des Ammoniakalauns, Zinks und Kobalts. – Auf die oben angegebenen Mengen reicht 1/16 Theil chromsaures Quecksilber, auf den trocknen Zustand berechnet, aus. Die türkisblaue Schmelzfarbe wird dargestellt durch Vermischen von 1 Theil Thonerdekobaltzinkoxyd, mit 2 Theilen Wißmuthglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Wißmuthoxyd und 1 Theil krystallisirter Boraxsäure bereitet). Die im Traité des arts céramique von Brogniart zur Darstellung der türkisblauen Schmelzfarbe mitgetheilte Vorschrift ist unrichtig, denn ein Bleiglas von der daselbst angegebenen Mischung (3 Theile Mennige, 1 Theil Sand, 1 Theil Boraxsäure) zerstört den türkisblauen Farbkörper beim Schmelzen vollständig und man erhält damit nur eine schmutzig blaugraue Farbe. Bei Betrachtung der auf Porzellan eingebrannten türkisblauen Schmelzfarbe mit dem Mikroskop, zeigt sie sich als ein Gemenge eines durchsichtigen blauen Körpers und eines farblosen Glases. – Der durchsichtige blaue Körper ist aller Wahrscheinlichkeit nach das beschriebene Thonerdekobaltoxyd, das für sich schon unter dem Mikroskop durchscheinend ist, dessen Durchscheinenheit aber durch das umgebende geschmolzene Wißmuthglas bis zur Durchsichtigkeit gesteigert wird, gleichwie die der Papierfaser durch Oel. – Dieselbe Bewandtniß hat es auch wohl mit dem mikroskopischen blauen Bestandtheil der andern blauen Schmelzfarben, der wahrscheinlich kieselsaures Kobaltzinkoxyd ist, denn dieses ist schon, für sich bereitet, ein rein blaues, unter dem Mikroskop durchscheinendes Pulver. Schwarze und graue Schmelzfarben zur Porzellanmalerei. Iridiumschwarz. Iridiummetall, wie man es im Handel aus Rußland als feines graues Pulver bezieht, wird mit einem gleichen Gewicht abgeknisterten Kochsalzes gemengt und in einem Porzellanrohr, durch welches ein Strom von Chlorgas geleitet wird, schwach roth geglüht. Es verwandelt sich hierdurch ein Theil des Iridiums in Zweifachchloridnatrium, welches durch Wasser aus der geglühten Masse ausgezogen und von dem noch unveränderten Iridium getrennt wird. Die wässerige Lösung des Doppelsalzes mit kohlensaurem Natron zur Trockne eingedampft und dann mit Wasser extrahirt, hinterläßt schwarzes Iridiumsesquioxyd, das getrocknet und mit seinem doppelten Gewicht Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben wird. Das bei dem ersten Behandeln mit Kochsalz und Chlorgas unverändert gebliebene Iridium wird derselben Behandlung von neuem unterworfen. Iridiumgrau. 1 Theil Iridiumsesquioxydul, 4 Theile Zinkoxyd, 22 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) werden gut gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben. Die mikroskopische Betrachtung der auf Porzellan eingebrannten iridiumhaltigen Schmelzfarben zeigt das Iridiumsesquioxyd unverändert in dem geschmolzenen klaren Bleiglase schwimmend. In der Unveränderlichkeit des Iridiumsesquioxyds beruht auch die Eigenschaft derselben, sich mit allen andern Schmelzfarben mischen zu lassen, ohne sie nachtheilig zu nüanciren, wie es mit den anders bereiteten grauen und schwarzen Schmelzfarben der Fall ist. Schwarz, aus Kobalt und Mangan. 2 Theile entwässerten schwefelsauren Kobaltoxyds, 2 Theile entwässerten Manganvitriols, 5 Theile Salpeter werden gut gemengt und in einem hessischen Tiegel bis zur vollständigen Zersetzung des Salpeters rothgeglüht. Die geglühte Masse, mit Wasser ausgekocht, hinterläßt ein tiefschwarzes Pulver, eine Verbindung von Kobalt- und Manganoxyd. Ein Theil hiervon wird mit 2 1/2 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Minium, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben. Grau, aus Kobalt und Mangan. 2 Theile des Kobaltmanganoxyds, 1 Theil Zinkoxyd, 9 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) werden gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben. Diese schwarzen und grauen Schmelzfarben sind weit billiger herzustellen, als die aus dem Iridium bereiteten und stehen in der Farbe ihnen nicht nach, nur sind sie nicht so gut zum Vermischen mit andern Farben geeignet, verändern auch bei mehrmaligem Einbrennen ihren Ton etwas, was ihre Anwendung nicht so sicher macht. Die mikroskopische Betrachtung der auf Porzellan eingebrannten Farben zeigt ebenfalls, daß das Kobaltmanganoxyd von dem schmelzenden Bleiglase nicht aufgelöst wird, sondern unverändert darin suspendirt ist. In der Malerei braucht man noch ein strengflüssiges Schwarz, welches von darüber wegfallenden Farben im Schmelzen nicht angegriffen wird, das Unterarbeitungsschwarz. 5 Theile Blauviolett (aus Goldpurpur), 1 2/3 Theile Kobaltmanganoxyd, 1 2/3 Theil Zinkoxyd werden innig gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben. Deckweiß. 1 Theil Mennige, 1 Theil weißer Sand und 1 Theil krystallisirte Boraxsäure werden gut gemengt und in einem Porzellantiegel geschmolzen. – Diese weiße Emaille hat die Eigenschaft, beim schnellen Erkalten, wenn man sie z.B. in Wasser ausgießt, ein farbloses klares Glas zu bilden, langsam erkaltet aber vollkommen weiß und undurchsichtig zu seyn. Durch Erhitzen des klaren Glases bis zur Schmelzhitze wird ihm seine Durchsichtigkeit wieder genommen und es wird undurchsichtig wie vorher. Es theilt diese Eigenschaft übrigens mit den Emaillen, deren Opacität durch Arseniksäure oder Wolframsäure hervorgebracht wird. – Die Undurchsichtigkeit wird hier vermutlich durch Ausscheidung von kieselsaurem Blei bewirkt, wie in den bekannten weißen Emaillen durch arseniksaures oder wolframsaures Kali, oder durch Zinnoxyd. Dieselbe ist jedoch von unendlicher Feinheit, denn unter dem Mikroskop sieht man nur eine gelbliche Trübung des Glases, die selbst bei der stärksten Vergrößerung noch nicht einzelne Partikelchen unterscheiden läßt. Das Weiß dient zum Markiren der lichtesten Stellen der Bilder, wo man nicht im Stande ist, dieselben durch Bloßlegen der weißen Oberfläche des Porzellans hervorzubringen, wird außerdem öfters in geringer Menge den gelben und grünen Farben zugemischt, um sie deckend zu machen. Bleifluß. Ein farbloses Bleiglas zum Ueberarbeiten über mattgebliebene Stellen der Malerei, sowie zum Vermischen mit zu strengflüssigen Farben, erhält man durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax. Rothe und braune Schmelzfarben zur Porzellanmalerei aus Eisenoxyd. Gelbroth. Entwässertes schwefelsaures Eisenoxyd wird auf einer Schale in einer offenen Muffel unter fortwährendem Umrühren mit einem eisernen Spatel so lange geglüht, bis der größte Theil der Schwefelsäure daraus entwichen ist und eine herausgenommene Probe mit Wasser auf einer Glastafel aufgestrichen, eine schöne gelbrothe Färbung zeigt; nach dem Erkalten wird das Eisenoxyd durch Auswaschen mit Wasser von noch unzersetztem schwefelsaurem Salz befreit und dann getrocknet. Zur Herstellung der Schmelzfarbe werden 7 Theile des gelbrothen Eisenoxyds mit 24 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) gut gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben. Braunroth. Wird das Glühen des schwefelsauren Eisenoxyds so lange fortgesetzt bis zur völligen Austreibung der Schwefelsäure und bis eine herausgenommene Probe eine dunkelrothe Färbung zeigt, so erhält man ein zur braunrothen Schmelzfarbe geeignetes Eisenoxyd, mit dem im übrigen so verfahren wird, wie beim Gelbroth angegeben wurde. Bläulichroth (Pompadour). Glüht man das schwefelsaure Eisenoxyd noch stärker, so verliert es seine lockere Beschaffenheit, wird schwerer und nimmt eine bläulichrothe Farbe an. Diesen Zeitpunkt richtig zu treffen, wo das Eisenoxyd die gewünschte carminrothe Nüance angenommen hat, ist nicht leicht, da es bei diesen Feuersgraden sich sehr schnell verändert. Die Schmelzfarbe daraus wird durch Vermischen von 2 Theilen purpurfarbnen Eisenoxyds mit 5 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax dargestellt) und Feinreiben auf der Glasscheibe bereitet. Kastanienbraun. Diese Farbe, in verschiedenen Nüancirungen bis ins Schwarze, bekommt das Eisenoxyd bei noch höheren Hitzgraden, als zur Darstellung der rothen Farbentöne erforderlich waren und die Schmelzfarben bereitet man daraus durch Vermischen von 2 Theilen castanienbraunen Eisenoxyds mit 5 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) und Feinreiben des Gemenges auf der Glasscheibe. Chamoisfarbe. 1 Theil Eisenoxydhydrat (durch Fällen von Eisenoxydlösung mit Ammoniak bereitet), 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax), werden gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben. Die Farbe wird nur in sehr dünner Lage aufgemalt und dient zur Erzeugung gelbbrauner Fonds. Fleischfarbe. 1 Theil rothes Eisenoxyd, 4 Theile Dunkelgelb II, 10 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet), werden gut gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben. Die Farbe kann ebenfalls nur in dünner Lage verarbeitet werden; durch Vermischen mit Eisenroth, Luftblau oder Dunkelgelb II, läßt sie sich beliebig nüanciren. Das Roth der Wangen und Lippen wird mit dem Pompadourroth darauf gemalt. Unter dem Mikroskop, nach dem Einbrennen auf Porzellan betrachtet, zeigen die aufgeführten Farben deutlich, daß das Eisenoxyd in dem klaren Bleiglase unverändert suspendirt ist; die Menge des von dem schmelzenden Bleiglase vielleicht gelösten ist wenigstens so klein, daß sie noch nicht merklich gefärbt hat. Verschiedene braune Schmelzfarben zur Porzellanmalerei. Hellbraun I. 6 Theile entwässerten Eisenvitriols, 4 Theile entwässerten Zinkvitriols, 13 Theile Salpeter werden gut gemengt und in einem hessischen Tiegel bis zur vollständigen Zersetzung des Salpeters rothgeglüht; nach dem Erkalten wird der Tiegel zerschlagen, der Glührückstand herausgenommen und durch Kochen mit Wasser von seinen löslichen Theilen befreit. Es bleibt ein gelbbraunes Pulver, eine Verbindung von Zinkoxyd und Eisenoxyd zurück. Die Schmelzfarbe wird dargestellt durch Vermischen und Feinreiben von 2 Theilen des Zinkeisenoxyds mit 5 Theilen Bleiglas (das aus 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax durch Zusammenschmelzen bereitet wird). Hellbraun II. 2 Theile entwässerten Eisenvitriols, 2 Theile entwässerten Zinkvitriols, 5 Theile Salpeter werden ebenso behandelt, wie bei Hellbraun I angegeben wurde und mit dem resultirenden Zinkeisenoxyd, von etwas hellerem Ton, auf gleiche Weise die Schmelzfarbe hergestellt. Hellbraun III. 1 Theil entwässerten Eisenvitriols, 2 Theile entwässerten Zinkvitriols, 4 Theile Salpeter, werden auf gleiche Weise behandelt, wie Hellbraun I und Hellbraun II. Die hellbraunen Farben, nach dem Einbrennen auf Porzellan unter dem Mikroskop betrachtet, zeigen die durchsichtigen Partikelchen des gelblichen Zinkeisenoxyds in dem farblosen Bleiglase suspendirt. Bisterbraun I. 1 Theil entwässerten Manganvitriols, 8 Theile entwässerten Zinkvitriols, 12 Theile entwässerten Eisenvitriols, 26 Theile Salpeter werden wie beim Hellbraun I angegeben behandelt, und das dunkelbraune Pulver, welches man erhält, eine Verbindung von Zinkoxyd, Eisenoxyd und Manganoxyd, mit dem 2 1/2 fachen seines Gewichts Bleiglas von derselben Mischung, wie beim Hellbraun I, vermischt und feingerieben. Bisterbraun II. 1 Theil entwässerten Manganvitriols, 4 Theile entwässerten Eisenvitriols, 4 Theile entwässerten Zinkvitriols, 12 Theile Salpeter werden behandelt wie Bisterbraun I. Die Farbe ist etwas dunkler. Sepiabraun I. 1 Theil entwässerten Eisenvitriols, 1 Theil entwässerten Manganvitriols, 2 Theile entwässerten Zinkvitriols, 5 Theile Salpeter werden behandelt wie beim Hellbraun I angegeben und der so erhaltene graubraune Farbkörper mit seinem 2 1/2 fachen Gewicht des ebendaselbst angegebenen Bleiglases vermischt und feingerieben. Sepiabraun II. 1 Theil calcinirter Eisenvitriol, 2 Theile calcinirter Manganvitriol, 6 Theile calcinirter Zinkvitriol, 10 Theile Salpeter werden wie beim Sepiabraun I behandelt und die Schmelzfarben aus dem erhaltenen Farbkörper auch ebenso gemischt. Dunkelbraun I. 1 Theil entwässertes schwefelsaures Kobaltoxyd, 4 Theile entwässerter Zinkvitriol, 4 Theile entwässerter Eisenvitriol, 10 Theile Salpeter werden gemischt und wie beim Hellbraun I angegeben behandelt. Die auf diesem Wege erhaltene schön dunkelrothbraune Verbindung von Kobaltoxyd, Zinkoxyd und Eisenoxyd wird mit ihrem 2 1/2fachen Gewicht desselben Bleiglases, wie die vorhergehenden Farben, gemengt und feingerieben. Chrombraun. 1 Theil Eisenoxydhydrat wird mit 2 Theilen chromsaurem Quecksilberoxydul gemischt und zur innigeren Vermengung auf der Glasscheibe feingerieben, dann auf einer Schale in der offenen Muffel bis zur vollständigen Austreibung des Quecksilbers rothgeglüht. Die so erzeugte dunkelrothbraune Verbindung vom Chromoxyd und Eisenoxyd wird mit ihrem dreifachen Gewicht Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet), gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben. Nach dem Einbrennen auf Porzellan unter dem Mikroskop betrachtet, zeigen diese verschiedenen braunen Farben ebenfalls, daß die dunkelgefärbten Oxydverbindungen in dem Bleiglase nur suspendirt und nicht, oder doch nur in geringem Maaße aufgelöst sind. Die angegebene Bereitungsweise auf trockenem Wege für die gefärbten Oxydverbindungen, die den Körper der verschiedenen braunen Farben ausmachen, ist wohlfeiler und sicherer als die Präcipitation der gemischten Lösungen durch kohlensaures Natron und Calcination des ausgesüßten Niederschlags, wodurch man übrigens auch zum Ziel gelangt. Wollte man aber die einzelnen Oxyde statt ihrer Verbindung mit Bleiglas mischen, so würde man dadurch Farben erhalten, welche nicht rein durchgehen, d.h. nach dem Einbrennen in starker Lage auf Porzellan einen andern Farbenton als in dünner Lage zeigen, außerdem würden sie vor dem Einbrennen eine ganz andere Farbe besitzen, als sie nach demselben annehmen, was ihre Anwendung für den Maler unsicher macht.