Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 111, Jahrgang 1849, Miszellen, S. 73
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Miscellen. Miscellen. Mac Naught's Verbesserung an den Dampfmaschinen. Mac Naught ist der Erfinder eines verbesserten Verfahrens mit aller Sicherheit den Hochdruckdampf mit einer bedeutenden Expansion bei Maschinen anzuwenden, welche ursprünglich nur für niederen Druck construirt sind. Diese Methode, welche bereits bei vielen Dampfmaschinen in der Umgebung von Glasgow in Gebrauch ist, besteht darin, einen Hochdruckcylinder auf derjenigen Seite des Balancier anzubringen, wo sich die Kurbel befindet, und ungefähr beim vierten Theil der ganzen Balancierlänge. Da bei dieser Anordnung die Wirkung auf den Balancier und die Hauptachse ausgeglichen wird, verhindert sie einen Bruch derselben, welcher zu befürchten wäre, wenn man einer Niederdruckmaschine einen Hochdruckcylinder aus die Art beifügen würde, wie es gewöhnlich bei Maschinen mit zwei Cylindern geschieht, d.h. mit zwei Cylindern an derselben Seite des Balancier. Der Hochdruckdampf geht in den kleinen Cylinder und zieht von diesem in den großen Cylinder, wo er sich im Verhältniß des Inhalts dieser beiden Hohlräume ausdehnt und endlich auf gewöhnliche Weise verdichtet wird. Man hat diese Methode in der großen Spinnerei der HHrn. Tod und Higginbotham in Glasgow mit dem besten Erfolg angewandt; es wurde nicht nur beträchtlich mehr Kraft erzielt, sondern auch ein regelmäßigerer Gang, bei einer Ersparung von 30 Procent an Brennmaterial. Diese Maschinen haben Cylinder von 1,2 Met. Durchmesser mit einem Kolbenlauf von 1,85 Met. und sind auf derselben Kurbelwelle verkuppelt. Man hat zwar schon öfters denselben Zweck in den Fabriken von Manchester zu erreichen versucht, indem man eine Hochdruckmaschine ohne Condensation neben einer andern mit Condensation aufstellte und letztere mit dem aus ersterer entweichenden Dampf functioniren ließ; die Methode von Mac Naught ist aber nicht nur zweckmäßiger, sondern auch wohlfeiler. (Moniteur industriel, 4848 Nr. 1294.) Beauregard's Dampfmaschine, welche durch den Dampf des im sphäroidischen Zustand befindlichen Wassers getrieben wird. Die Untersuchungen von Boutigny über den sphäroidischen Zustand des Wassers (polytechnisches Journal Bd. LXXXIII S. 457 und Bd. CIV S. 78) haben folgende Thatsachen festgestellt: 1) Wasser, welches in kleinen Quantitäten auf eine glühende Fläche gegossen wird, macht dieselbe weder naß, noch berührt es sie, noch verdampft es rasch; sondern es nimmt eine kugelförmige Gestalt an, bleibt so in geringer Entfernung über der glühenden Fläche schwebend und verwandelt sich langsam in Dampf – fünfzigmal langsamer als durch das Kochen. 2) Alle diese Erscheinungen treten ein, sobald die Fläche, worauf das Wasser steht, eine Temperatur von 200° Celsius erreicht hat, und dauern an, bis die Temperatur unter 142° C. sinkt; das Wasser netzt dann die Fläche und verwandelt sich plötzlich vollständig in Dampf. 3) Das Wasser erreicht im sphäroidischen Zustand, selbst auf einer weißglühenden Metallplatte, nie 100° C. oder die Siedhitze, sondern verbleibt unwandelbar auf 96°,5 C. Auf diesen Thatsachen beruht hauptsächlich die Construction von Beauregard's Dampfmaschine, welche er sich am 11 Julius v. J. für England patentiren ließ. Sein Dampferzeuger oder Kessel befindet sich in einem Metallbad (geschmolzenem Blei) von 300° C.; der Boden des Kessels besteht aus Platin und bildet eine Reihe hohler Halbkugeln. Neben diesem Kessel ist eine kleine Speisepumpe angebracht, welche bei jedem Hube des Kolbens eine kleine Quantität Wasser seinen halben Gramm für eine Maschine von zwei Pferdekräften) in den Hohlraum der Halbkugeln fallen läßt. Kaum ist das Wasser herabgefallen, so nimmt es die Kugelform (den sphäroidischen Zustand) an und verwandelt sich hierauf in Dampf, welcher plötzlich von der Temperatur von 96,5° C. auf diejenige des Kessels übergeht. Dieser plötzliche Uebergang auf eine so hohe Temperatur, ohne Verlust an latenter Wärme hervorgebracht, bewirkt eine ungeheure Ausdehnung des Dampfes, und diese Expansion ersetzt hundertfach, was man durch Verlust an Zeit, ehe die Verdampfung eintrat, verliert. Der am Boden mit den halbkugelförmigen Hohlräumen versehene Kessel hat eine Decke in Form einer Halbkugel, in welche das Rohr einmündet, das den Dampf nach dem Cylinder leitet. Den verbrauchten Dampf läßt man aber nicht in die Atmosphäre entweichen (wie es jetzt bei den Hochdruckmaschinen geschieht), sondern er wird condensirt. Da nämlich der Dampf in einer solchen Maschine mehr durch ein Explodiren und eine weit getriebene Expansion wirkt, so ist der abgehende Dampf leicht durch ein kalt gehaltenes Schlangenrohr zu condensiren. Diese bewundernswerthe Maschine, welche wir eine Stunde in Gang sahen, hatte zwei Pferdekräfte und nahm kaum den Raum von einem Kubikmeter ein. Sie arbeitete mit fünf bis sechs Atmosphären Dampfspannung. Der Erfinder hebt folgende Vortheile seines Systems hervor: 1) bei den jetzigen Kesselheizungen wird viel strahlende Wärme verschwendet, was bei dem neuen System wegfällt, weil sich die Feuerfläche des neuen Systems zum alten wie 1 : 100 verhält; 2) für die bisherigen Hochdruckmaschinen wird der Dampf bei einer Temperatur von 120° C. erzeugt und dann auf eine geringe Spannung getrieben; bei dem neuen System wird der Dampf bei einer Temperatur von 96,5° erzeugt und seine Spannung kann ohne Gefahr bedeutend hoch getrieben werden; 3) wegen der leichten Condensation des verbrauchten Dampfs ohne Wassereinspritzungen ist das neue System besonders für Seemaschinen geeignet; in den Kesseln derselben kann sich kein Salzstein mehr ansetzen, weil sie bloß mit destillirtem Wasser gespeist werden; 4) der größte Vortheil des neuen Systems ist der, daß man niemals mehr Dampf erzeugt als man eben braucht, was bei Locomotiven zu bedeutenden Ersparungen führen würde, indem man nur, wenn die Maschine steht, das Metallbad des Kessels flüssig zu erhalten braucht. (Aus La Presse durch das Mechanics' Magazine, 1848 Nr. 1316.) Die Comptes rendus vom 2 October 1848 enthalten ein Schreiben des Hrn. Boutigny an die französische Akademie der Wissenschaften, worin er sagt: „den ausdauernden Anstrengungen eines jungen Ingenieurs, Testud de Beauregard, verdanken wir es daß jetzt in Paris eine Dampfmaschine existirt, welche durch den Dampf des im sphäroidischen Zustand befindlichen Wassers getrieben wird. Es ist dieß eine Maschine von Einer Pferdekraft. Ihr Kessel ist so klein, daß man ihn leicht in seine Tasche stecken könnte. Zwei andere Maschinen, eine von 2 und eine von 4 Pferdekräften, sind im Bau begriffen; in England beginnt man eine dritte von 400 Pferdekräften auszuführen.“ Schieferplatten zu Fußböden, zur Verfertigung künstlicher Marmortafeln und andern technischen Zwecken, aus den Schieferbrüchen bei Obersteinach im Herzogthum Sachsen-Meiningen. In dem herzogl. Schieferbruch bei Obersteinach im Herzogthum Sachsen-Meiningen werden Schieferplatten bearbeitet, die als eins der besten Materialien zu Fußböden in Corridors, Vorplätzen, Hallen, Gartensälen etc. auf das nachdrücklichste empfohlen werden können. Sie haben eine Stärke von 3/4 bis zu 1 Zoll, werden scharfkantig zugerichtet, glatt geschliffen und nach dem Legen mit Oel oder Klauenfett abgerieben, sie leiden durch Verwitterung so wenig wie durch Feuchtigkeit, besitzen vielmehr, vorhandenen Erfahrungen zufolge, wonach dergleichen Schieferplatten nach 25jähriger täglicher Begehung noch dieselbe Scharfkantigkeit zeigen, wie sie solche beim ersten Einlegen besaßen, eine unverwüstliche Dauer. Da die schwarzblaue Farbe die alleinige Anwendung dieser Schieferplatten nicht überall passend erscheinen läßt, so braucht kaum erwähnt zu werden, daß man sie mit beliebigen andern Materialien, insbesondere mit Solenhofer Kalkschieferplatten, oder mit Cämentgüssen zu beliebigen Mustern zusammensetzen und so die schönsten Fußböden bilden kann. Der Unterzeichnete machte von solchen Fußböden mit Cämentgüssen Gebrauch und fand für gerathen, die neben den Schieferplatten mit Cäment auszugießenden Felder mit Backsteinen zu unterlegen, breite Fugen dazwischen zu lassen und das Cäment, in gewöhnlicher Weise behandelt, 1/2 bis 5/8 Zoll stark aufzugeben, zu glätten und alsdann je nach der Beschaffenheit des Cäments die Felder mehr oder weniger naß zu halten, bis sie die gehörige Harte erlangt haben und nicht mehr reißen. Wo guter Gyps zu haben ist, der die wünschenswerthe Härte und Dauer besitzt, kann auch dieser in Verbindung mit den Schieferplatten benutzt werden, wird aber immer die Erfahrung liefern, daß die Gypsfelder sich austreten, während die Schieferplatten Stand halten, und es dürfte der Gyps daher immerhin weniger zu empfehlen seyn. Fußböden dieser Art gewähren bei schöngewählten Mustern in Folge des lebhaften Farbenwechsels ein schönes Ansehen, haben eine lange Dauer und erreichen kaum den Preis der Fußböden aus gehauenen Platten von Kalk- oder Sandsteinen, während sie das Backsteinplattenwerk zwar im Preis, aber auch an Schönheit und Dauer weit übertreffen. Die Preise der quadratischen Schieferplatten sind, auf Leipziger Maaß berechnet, auf dem Schieferbruch zu Obersteinach folgende: 1 Stück von 12 Zoll Seite = 14 Fr. = 4 Sgr. 1 14 = 21 = 6 1 15 = 24 = 7 1 16 = 29 = 8 1/2 1 17 = 33 1/4 = 9 1/2 1 18 = 38 1/2 = 11 Das Gewicht beträgt pr. Quadrat-Fuß Leipz. durchschnittlich 10 Pfd. Außer den vorstehend angegebenen quadratischen Platten zu Fußböden werden dergleichen von jeder beliebigen Form und Größe bis zu einer Ausdehnung von 5 bis 6 Fuß und darüber auf Bestellung gefertigt und sauber geschliffen. Es können diese Platten wohl zu Krippen, zu Brunnentrögen, auch wohl zu Kühlschiffen verwendet und mit Feuerkitt verkittet werden, sie können als Unterlagen und Deckplatten von Oefen, zum Belegen massiver Treppenstufen dienen und sind überhaupt des vielfältigsten Gebrauchs fähig. Es bedarf nur der Vorschrift genauer Maaße oder gegebener Modelle, um jede beliebige Bestellung in möglichst kurzer Frist ausgeführt zu sehen. Baubeamte oder Bauunternehmer die sich solcher Platten zu bedienen wünschen, haben sich an das herzogliche Bergamt zu Saalfeld zu wenden und dürfen der promtesten Ausführung versichert seyn. Ueberdieß ist auch der Unterzeichnete bereit, jegliche Auskunft über dieses Material zu geben. Der Unterzeichnete erlaubt sich zugleich, das deutsche Publicum auf einen neuen Gegenstand der vaterländischen Industrie aufmerksam zu machen. Hr. E. Rohlacher, Lackirermeister zu Salzungen, verarbeitet obige Schieferplatten zu künstlichen Marmortafeln in allen Farben, auf das feinste polirt, den natürlichen, selbst den edelsten Marmorarten jeder Gattung täuschend nachgebildet und von demselben, selbst vom geübtesten Auge nicht zu unterscheiden. Hrn. Rohlachers Schieferfabricate stehen denen des Hrn. Magnus zu London in keiner andern Hinsicht, als im Preise, bedeutend nach, werden nach jedem beliebigen, geradlinig oder mit geschweiften Kanten begränzten Modell bis zu Dimensionen von 20 und mehr Quadratfußen gefertigt, sind zu Tischplatten, Consolen, Pilastern, Wandbekleidungen. Ofendeckplatten etc. trefflich geeignet, widerstehen den Einwirkungen der Feuchtigkeit, der Nässe, der Wärme und sind daher zu allen Meubles-Gattungen etc., wozu man Marmorplatten zu verwenden pflegt, vorzüglich brauchbar. Die Preise dieser Fabricate sind sehr annehmlich, sie richten sich theils nach den Dimensionen, theils nach den mehr oder weniger geschweiften Formen, im Allgemeinen bei einfachen Platten (etwa mit runden Ecken) kommt der Quadratfuß auf c. 20 Sgr. = 1 fl. 10 kr. rhn. zu stehen. Meiningen, den 31. Dec. 1848. A. W. D.öbner, herzogl. s. Baurath. Verfahren das Argentan blau zu färben. Man legt eine vollkommen glänzende und polirte Argentanplatte von drei bis vier Quadratzoll in eine flache Schale von Glas und bringt sie an irgend einer Stelle mit einem starken Zinkdraht in Berührung; dann gießt man schnell eine frisch bereitete und nicht zu concentrirte Mischung von in Wasser aufgelöstem Blutlaugensalz und Eisenchlorür (salzsaurem Eisenoxydul) darauf, so daß sie drei bis vier Linien über dem Argentan steht. Das elektronegative Argentan überzieht sich nach einigen Secunden mit einer schwachen aber sehr schönen blauen Nüance, welche zwar einer starken Reibung nicht widersteht, aber durch bloßes Reiben mir dem Finger nicht beseitigt werden kann. (Journal de Chimie médicale, Decbr. 1848, S. 703.) Verfahren die Chromsalze zu erkennen. Um auf die einfachste und leichteste Weise die Chromsalze und besonders das chromsaure Kali zu erkennen, braucht man sie nur mit concentrirter Schwefelsäure anzureiben und in das Gemenge ein weißes Papier zu stecken, dasselbe färbt sich dann durch gebildetes Chromoxyd sogleich intensiv grün. Wenn man das Papier in dem Gemenge zerreibt, so verwandelt es sich in einen Brei, welcher das Wasser schön smaragdgrün färbt. Wird diese saure Flüssigkeit mit Ammoniak gesättigt und dann neuerdings angesäuert, so färbt sie sich schön purpurroth, welches die Farbe der Chromsäure ist. (Journal de Chimie médicale, Decbr. 1848, S. 699.) Verfahren die käufliche Salpetersäure zu concentriren. Man vermischt käufliche Salpetersäure von 1,42 spec. Gewicht mit ihrem gleichen Volum concentrirter Schwefelsäure. Man destillirt in einem Sandbad und erhält in der Vorlage zwei Drittel der angewandten Salpetersäure von 1,514 bis 1,52 spec. Gewicht. Dieses Verfahren ist nicht neu, aber die Chemiker welche es anwandten, beklagten sich, daß die so erhaltene Salpetersäure immer ein wenig Schwefelsäure enthalte. Hr. Redwood hat sich durch zahlreiche Versuche überzeugt, daß man auf diese Weise eine Salpetersäure erhält, welche ganz frei von Schwefelsäure ist, wenn man nur die Retorte nicht stärker erhitzt als es nöthig ist und die Destillation nicht zu weit treibt. Die so concentrirte Salpetersäure hat übrigens vor der nach der Pharmakopöe bereiteten zwei Vorzüge: sie ist stärker und weniger durch salpetrige Säure gefärbt. (Journal de Chimie médicale, Decbr. 1848, S. 704.) Aetzkali als Entdeckungsmittel des Zuckers im Harn. Ein vortreffliches Mittel, den Zucker im Harn zu entdecken, ist das Aetzkali, welches von Hrn. Moore dazu vorgeschlagen wurde. Man läßt eine Auflösung desselben mit dem Harn in einer Röhre kochen. Ist Zucker vorhanden, so färbt sich die Flüssigkeit braun. Doch hat man, wie Owen Rees bemerkte, einen Umstand dabei zu beobachten, um nicht, wie schon mehrere Aerzte, auf falsche Schlüsse geleitet zu werden. Wenn nämlich die Aetzkaliflüssigkeit in einem Gefäße von weißem Glas aufbewahrt wird, so nimmt sie sehr gerne Blei aus dem Glase auf, welches mit dem Schwefel im Eiweiß des Harns Schwefelblei bildet, wodurch eine irreführende braune Färbung hervorgerufen wird. Man sollte daher zur Aufbewahrung der Aetzkalilösung immer grünes Glas anwenden, welches kein Blei enthält. (Journal de Pharmacie, Nov. 1848.) Ueber die Vorschläge zur Gewinnung geschmacklosen Stärkmehls aus den Roßkastanien; von J. Schloßberger in Tübingen. Der National vom 16. October dieses Jahres enthält in seinem Wochenberichte über die Verhandlungen der Pariser Akademie eine pomphafte Anpreisung einer, wie es heißt, neuen und zum ersten Mal wohlfeilen Methode zur Darstellung eines geschmacklosen Stärkmehls aus den Roßkastanien. Wenn auch in dieser Ankündigung Manches sich vorfindet, was rücksichtlich der Beachtung der Vergangenheit und des Auslandes im Kleinen ein Seitenstück abgeben könnte zu der denkwürdigen Ernennung unseres Schübler zum Mitgliede eben dieser Akademie, nachdem er leider schon eine lange Reihe von Jahren im Grabe gelegen, so ist doch auf der andern Seite anzuerkennen, daß die an sich freilich nicht neue, aber oft bezweifelte und viel vergessene Sache an einem Orte dadurch wieder zur Sprache gekommen ist, wo am ehesten die nöthige Aufmerksamkeit auf sie gelenkt werden kann. Die Früchte des Roßkastanienbaumes enthalten, wie bekannt, eine sehr bedeutende Menge (nach Einigen bis 36 Proc.) des trefflichsten Stärkmehls, das nur deßhalb nicht ohne ganz besondere Vorbereitung zur menschlichen Nahrung verwendbar ist, weil demselben ein intensiver Bitterstoff sehr innig anhängt und dieser dasselbe für den Menschen ungenießbar macht. Doch war schon vor mehr als 50 Jahren durch Bon und Parmentier das Mittel gefunden worden, diese Bitterkeit aus dem Stärkmehl unbeschadet des letzteren wegzunehmen, und der von ihnen angezeigte Weg war auch in Deutschland mehrfach versucht worden, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Im vorigen Jahre aber ließ die k. sächsische Regierung hierüber zahlreiche und ausgedehnte Versuche anstellen, die der ganz befriedigenden Resultate wegen sehr beachtenswerth erscheinen, und von Dr. Hedenus in einer gründlich bearbeiteten Schrift (Die ökonomische Benützung der Roßkastanien. Freiberg, 1848) im Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurden. Vor wenigen Wochen endlich wurden die Versuche von Chr. Flandin in dem Eingangs erwähnten französischen Blatte enthusiastisch angekündigt. (Wir haben das Wesentliche derselben im polytechn. Journal Bd. CX. S. 319 mitgetheilt. Die Redact.) Durch alle die genannten Versuche zieht sich immer derselbe Gedanke hin, nämlich der, die Entbitterung durch die Anwendung von kohlensauren oder reinen alkalischen Substanzen zu erzielen, die den Bitterstoff auflösen, ohne im verdünnten Zustande irgend eine nachtheilige Einwirkung auf das Stärkmehl auszuüben. Sie unterscheiden sich nur in den Einzelnheiten der dabei angewandten mechanischen Operationen und durch die Verschiedenheit des zur Entbitterung in Anwendung gezogenen Alkalis. In Frankreich wird schon seit längerer Zeit der Kalk angewandt, um Roßkastanien besonders für die Mästung des Federviehes vorzubereiten. Bochmann in BautzenVrgl. Ueber die Benutzung der Roßkastanien und Eichen in staatsökonomischer, medicinischer, gewerblicher und hauswirthschaftlicher Hinsicht. Nebst einer Anleitung zur Anpflanzung dieser Bäume. Mitgetheilt auf Grund praktischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Quellen von Bochmann, k. sächs. Proviantverwalter zu Bautzen. Bautzen, 1848. bediente sich der Potasche und des kaustischen Kalis; Hedenus empfahl hauptsächlich den Salmiakgeist, und Flandin endlich rühmte (und das ist vielleicht das einzige Neue seiner Methode) die Soda dazu an. Am zweckmäßigsten dürfte nach den neuesten Angaben etwa folgendes Verfahren sich herausstellen. Die Roßkastanien werden in siedendes Wasser geworfen, geschält und zerrieben; die zerriebene Masse wird hernach mit Sodapulver (1 Pfd. auf 100 Pfd. Masse) bestreut und tüchtig damit durchgeknetet; endlich ganz in der sonst üblichen WeiseIn der Schuft von Hedenus wird besonders auch die zweckmäßigste Anordnung der mechanischen Arbeiten dabei sehr umständlich erörtert. S. 24–41. das Stärkmehl aus ihr gewonnen, das jetzt, wie ich mich durch eigene Versuche überzeugt habe, von andern reinen Stärkesorten durch den Geschmack und chemisches Verhalten nicht mehr zu unterscheiden ist. Hedenus und Flandin haben die schon in früheren Zeiten gemachten Versuche, solches Stärkmehl dem Brodteige beizufügen und zu verbacken, mit sehr gutem Erfolge wiederholt und dabei nur die Menge der sonst zum Teige zuzufügenden Hefe etwas vergrößert. Da durch die alkalischen Substanzen neben dem Bitterstoffe leider auch die eiweißartigen Materien in den Kastanien entfernt werden und das Stärkmehl für sich allein nicht mehr zur vollständigen Ernährung tauglich ist, so dürfte sich Wohl besonders der Malzteig dazu eignen, diesem Mangel an plastischem Nährstoffe so bereiteter Kastanienstärke auf eine zweckmäßige und wohlfeile Art abzuhelfen. Ich begnüge mich mit diesen wenigen Andeutungen und es wäre deren Zweck vollständig erreicht, wenn durch dieselben einige praktische Oekonomen veranlaßt würden, die Kosten der Bereitung geschmackloser Starke aus Roßkastanien zu berechnen, und überhaupt die gründlichen Arbeiten und Angaben der Hedenus'schen Schrift über den besprochenen Gegenstand nach den Verhältnissen unseres Landes zu prüfen und zu besprechen. In Betreff der Entbitterungsmaterialien kann übrigens von großer Kostspieligkeit nach dem Gesagten nicht mehr die Rede seyn, da die Soda gegenwärtig im Handel so außerordentlich billig zu beziehen ist. Ueber die Consumtion von Thee und Kaffee in England und den Vereinigten Staaten. Nach den amtlichen Erhebungen verbrauchten die Vereinigten Staaten im J. 1831 nur 4,586,233 Pfd. Thee; dieser Verbrauch stieg in Folge der Ermäßigung und endlich der gänzlichen Abschaffung des Zolls anfangs auf 8,627,144 Pfd. und im J. 1847 auf 12,927,643 Pfd. Die Consumtion von Kaffee, welche im J. 1821 nur 11,886,063 Pfd. betrug, erreichte im J. 1847 aus demselben Grunde die Ziffer von 150,332,992 Pfd. In England beträgt die Consumtion von Thee per Kopf 1 Pfd. 10 Unzen; in den Vereinigten Staaten nur 1 Pfd. Das Gegentheil findet beim Kaffee statt; sein Verbrauch per Kopf beträgt in den Vereinigten Staaten 7 1/2 Pfd.) in England hingegen nur 1 Pfd. 13 3/4 Unzen. (Journal de Chimie médicale, August 1848, S. 474.) Ursprung der verschiedenen Sorten des grünen Thees. Da die Species Thea viridis aus den nördlichen, die Thea Bohea aber aus den südlichen Provinzen China's stammt und andererseits der grüne Thee von den nördlichen, der schwarze von den südlichen Provinzen kömmt, wurde hieraus der Schluß gezogen, daß diese zwei Sorten von den genannten respectiven Pflanzenspecies bereitet werden. Die von Hrn. Fortune, Abgeordneten der Londoner Gartenbaugesellschaft, und Samuel Ball, Thee-Inspector der astindischen Comp., angestellten Nachforschungen aber bestätigen die von Einigen aufgestellte Vermuthung, daß beide Theesorten aus beiden Species bereitet werden und die Farbe nur von dem mehr oder weniger raschen Trocknen der Blätter herrührt. Die Aehnlichkeit des Thee-Aroms mit demjenigen des Kaffees besteht darin, daß beide in der Wärme entwickelt werden; die frischen Theeblätter sind ganz ohne allen Geruch. Die ostindische Compagnie sucht jetzt die Theecultur in den Himmalaya-Gebirgen einzuführen und es kamen schon vortreffliche Muster dieses Thees nach England. (Journal de Pharmacie, Nov. 1848.) Die Trespe, ein sehr gutes Futtergras. Die Engländer betrachten die italienische Trespe nicht nur als ein sehr nahrhaftes Futtergras, welches vor dem besten Heu den Vorzug verdient, sondern ziehen das behufs der Gewinnung ihrer Körner ausgedroschene Stroh derselben noch dem Heu vor. Allerdings wird dabei eine gute Düngung vorausgesetzt. Hr. Dickenson (ein Pferdeverleiher in London, der 700 Pferde unterhalt) verbreitet den Harn derselben zu 125 Hektoliter per Hektare, mit 250 Hektoliter Wasser vermischt. Drei Schnitte einer 1 Hektare großen Wiese, die mit diesem Grase angebaut war, das er in Samen gehen ließ, ertrugen 91 Hektoliter (Werth 2,730 Fr.). Eine andere, eben so begossene Wiese, ertrug sogar 9 Mahden grünen Futters. Die Benutzung des oft in so großer Menge unbenutzt verlorengehenden Harns kann demnach, für diese Cultur sowohl, als im allgemeinen, nicht genug empfohlen werden. (Journal de Chimie medicale, Nov. 1848.) Ueber den Anbau und die Benutzung des Türkischkorns in Mittelamerika; von Rossignon. Das Türkischkorn (der Mais) bildet die Grundlage der Nahrung der Bewohner Mittelamerika's. Zea quatemalensis ist eine Frühspecies mit durchaus zarten Körnern, welche sich auszeichnet durch die Schnelligkeit, womit sie heranwächst, und die Fülle und Schönheit des Products. Dieselbe ist weiß, selten violett variirend. Eine aus dieser Maissorte gebackene Art Brod heißt Tortille. Langsam ausgetrocknet könnte dasselbe, vor Feuchtigkeit geschützt, beliebig lange aufbewahrt werden; es wird dann hart und spröde und könnte zur Noth als Zwieback dienen. Die Indianer bereiten außerdem eine Art Zwieback, den sie Totoposte nennen und von welchem ein sehr kleines Volum oder Gewicht eine bedeutende Menge Nahrungsstoff enthält. Die Reisenden haben oft von einem Getränke gesprochen, welches mehrere amerikanische Völker aus dem Mais bereiten und Atol nennen. Ob dieß in einigen Gegenden wirklich der Fall ist, weiß ich nicht; wohl aber, daß das was in Mittelamerika unter diesem Namen bekannt ist und in Menge verzehrt wird, kein Getränke ist, sondern ein Brei. Atol bezeichnet einen Gattungsbegriff und man benennt so auch den Brei aus Weizenmehl, Maniokmehl, Batatenmehl etc. Aus dem Türkischkorn, dessen Körner noch nicht ihre völlige Reife erlangt haben und noch weich und milchig sind, bereiten die Amerikaner einen Brei, den sie Atol Helove nennen und nach welchem sie sehr lecker sind. Ehe sie an die Bereitung der Tortille selbst gehen, kernen die Indianer das Türkischkorn aus, lassen es etwa 2 Stunden lang in Wasser einweichen, dann in großen irdenen Gefäßen kochen, wobei sie auf 40 Pfund Körner ungefähr 1 Pfund Kalk zusetzen. Wenn sie keinen Kalk haben können, nehmen sie Holzasche; den Kalk aber ziehen sie vor und wählen den ätzendsten. Eine Stunde andauerndes Kochen reicht hin, um in jedem einzelnen Korn die polyedrischen Stärkmehltheilchen, welche den harten, hornartigen Theil bilden, aus ihrem Zusammenhange zu bringen. Mittelamerika bietet vermöge der Mannichfaltigkeit seiner Klimate und Erdreiche, mehr als sonst ein Land Arten dieser Pflanze dar. welche in Frankreich und Algerien angebaut werden könnten, (Comptes rendus, October 1848. Nr. 18.) Vorzügliche Mastungsmethode. In England hat man in neuester Zeit mit großem Vortheil den Leinsamen zur Mastung verwendet, (man vergl. den Bericht darüber von Payen im polytechn. Journal Bd. CV S. 307); wir theilen darüber zwei Versuche englischer Landwirthe mit: 1) Es wurden zwei Theile Leinsamen auf eine gleiche Menge geschnittenen Strohes gesotten, das vorher etwas gesalzen worden war; dann wurde das Ganze in Verbindung mit einigen Oelkuchen und etwas Habermehl in einem Zuber durcheinander gearbeitet, bis es fast eine homogene ölige Masse wurde. Damit wurde ein Ochse drei Monate lang gefüttert. Er verzehrte täglich ungefähr 1 Pinte (= 1 1/4 württ. Schoppen). Bei der Schlachtung wog er 1082 Pfd., darunter waren 182 Pfd. Talg. Die Mastungskosten verhielten sich zu den gewöhnlichen Haltungskosten wie 25 : 35. Auf eben solche Weise gefütterte Kühe gaben vortreffliche Milch und Butter. 2) Unter dem Namen Warnes Compostfutter empfiehlt man nachstehende Zusammensetzungen angelegentlichst: Man lasse eine Quantität Leinsamen zu feinem Mehl mahlen, gebe 156 Pfd. Wasser in einen Kessel und lasse es sieden; sobald es kocht, werden 2 Pfd. Leinsamenmehl schnell eingerührt und das Sieden hierauf 5 Minuten lang fortgesetzt. Sodann schütte man 63 Pfd. Gersten- oder Bohnenmehl nach und nach in den Kessel und rühre die Masse fortgesetzt um. Das Ganze nimmt nun die Form eines dicken Breies an, den man sofort auskochen läßt. Man kann hieraus Ziegel formen und nach Belieben aufbewahren. Dieses Futter wird zuerst in kleinen Portionen verabreicht, welche von Tag zu Tag vergrößert werden, in der Art, daß man mit 5 Pfd. anfängt und bis auf 28 Pfd. per Tag steigt. Witt man zu diesem Compostfutter Kartoffeln oder weiße Rüben verwenden, so werden diese gedämpft oder gesotten, zerkleinert, Leinsamen darüber gestreut und geknetet. (Bayer'scher Haus- und Landw. Kalender.)