Titel: Ueber Compressions-Apparate für Leuchtgas; Bericht über eine Abhandlung der HHrn. Fortin-Hermann, erstattet von Pouillet, Regnault und Combes.
Fundstelle: Band 112, Jahrgang 1849, Nr. VIII., S. 26
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VIII. Ueber Compressions-Apparate für Leuchtgas; Bericht über eine Abhandlung der HHrn. Fortin-Hermann, erstattet von Pouillet, Regnault und Combes. Aus den Comptes rendus, Jan. 1849, Nr. 1. Ueber Fortin's Compressions-Apparate für Leuchtgas. Die AbhandlungAhandlung, welche die HHrn. Fortin-Hermann der Akademie der Wissenschaften einreichten, enthält die Beschreibung mehrerer Apparate, welche sie in der Absicht construirten, die Beleuchtung mit tragbarem Gase zu verbessern. Diese Apparate sind eine Compressionspumpe, Gasbehälter, Hähne und Regulatoren. Die Commission sah dieselben in der Werkstätte der Erfinder (rue de Charonne in Paris) in Thätigkeit und erstattet hiemit über das Resultat ihrer Untersuchung hinsichtlich des Grades der mechanischen Vervollkommnung der Compressionsmaschine, der Dauerhaftigkeit der Gasbehälter und der Neuheit des Verfahrens Bericht, ohne jedoch ein Urtheil über die für die Industrie etwa daraus entspringenden Vortheile abgeben zu wollen. Die HHrn. Fortin comprimiren das Gas in den tragbaren Behältern nicht über 10–11 Atmosphären. Sie bedienen sich hiezu einer Druckpumpe, welche aus zwei oben offenen Cylindern besteht, in welchen sich die mit Lederkappen versehenen Kolben bewegen; diese Leder läßt man von einer Masse wohl durchdringen, die man dadurch bereitet, daß man dem ätherischen Oel von der Destillation des in der Anstalt abfallenden Theers, gelbes Wachs und ein wenig Harz zusetzt; das Präparat hat die Consistenz einer gewöhnlichen Schmiere. Jeder Kolben berührt am unteren Ende seines Laufes beinahe ganz genau den Boden des Cylinders, der aus einer Metallmasse besteht, in welcher die Canäle zum Einströmen des Gases aus dem großen Gasometer und zum Ausströmen des comprimirten Gases in seine Behälter offen erhalten sind. Das Saugventil auf dem Einströmungsrohr und das Druckventil auf dem Ausströmungsrohr sind ebene Metallscheiben, welche auf ihrer Unterlage gut aufgeschliffen und aufgerieben sind. Das Gasaustrittsventil öffnet sich nicht durch den Druck des Gases – weil bei solcher Einrichtung der Betrag des Ueberdrucks im Kolben über den Druck im Behälter schon beträchtlich seyn muß und folglich ein unnützer Aufwand an Bewegkraft stattfindet – sondern dieses Ventil wird durch einen außerhalb angebrachten Mechanismus mit einander verbundener Hebel und Stangen, der durch Heblinge in Bewegung gesetzt wird und mit einer durch die Cylinderwand gehenden Schraube auf das im Innern befindliche Ventil wirkt, sowohl geöffnet als geschlossen. Die Schließung erfolgt in dem Augenblick, wo der Kolben am tiefsten Punkte seines Laufes angelangt ist und das ganze Gas ausgetrieben hat; die Oeffnung hingegen in verschiedenen Theilen des zurückgelegten Kolbenweges, nämlich dann, wenn das Gas vor und hinter dem Ventile ungefähr gleich stark zusammengedrückt ist; um den Zeitpunkt des Oeffnens diesem Gleichgewicht entsprechend reguliren zu können, lassen sich die zur Ventilbewegung dienenden Heblinge entsprechend verstellen. Die Wärme, welche sich beim Zusammenpressen des Gases entbindet, mindert man durch einen Strom kalten Wassers, welcher bei jedem Cylinder – zwischen der Cylinderwand und einem äußerlich angebrachten Blechmantel – unterhalb tangential eintritt, den Cylinder in schraubenförmigen Gängen umströmt und oberhalb abfließt. Die Cylinder der Compressionsmaschine haben 12 Centimet. Durchmesser; es ist bei denselben besonders darnach getrachtet, den schädlichen Raum so klein als nur immer möglich zu machen. Die tragbaren Behälter, in welchen das Gas bis auf 11 Atmosphären zusammengepreßt wird, haben die Form eines von zwei Halbkugeln begränzten Cylinders. Sie sind aus Kupfer von 1 Millimeter Stärke hergestellt und im Innern verzinnt; die Halbkugeln sind mit einer breiten Löthfuge aufgelöthet. Der cylindrische Theil ist mit starken Holzdauben umlegt, welche mit eisernen Reifen umgeben sind; über die Kugelenden legen sich starke Blechhüte, die mit ringförmigen Rändern versehen sind; letztere berühren die Stirnseiten der Holzdauben, stehen über denselben vor und werden durch sechs starke Schraubenbolzen mit einander verbunden. Die Oeffnungen zum Einführen und Ableiten des Gases sind in den Mittelpunkten der Halbkugeln angebracht. Bei diesem Constructionssystem wird der dichte Verschluß durch die dünne Kupferwand, der Widerstand gegen Bruch und Formveränderung aber durch die äußere Umgebung von Holz und Eisen hervorgebracht; dabei kann man den Behältern des comprimirten Gases einen großen Durchmesser und mehrere Kubikmeter Inhalt geben. Jeder derselben ist mit einem Manometer (mit comprimirter Luft) versehen, welcher den durch die Wandfläche oder Hähne etwa entstehenden Gasverlust anzeigt. Man führt die Gasbehälter auf Wagen nach den Wohnungen der Consumenten, wo sie bleiben, um die Gasflammen zu speisen. Bisweilen entleert man jedoch diese Gasbehälter am Consumtionsorte in andere nach gleichem Principe construirte Gasometer, in welchen der Druck nicht über 3–4 Atmosphären gesteigert wird; letztere bleiben für immer stehen und sind mit einem Manometer verbunden, welcher sich im Bureau oder an einem andern oft besuchten Orte befindet. Dieser Manometer dient nicht nur um allenfallsigen Gasverlust zu ermitteln, sondern auch um die gelieferten und verbrauchten Gasmengen aufzuzeichnen. Ihre Vorrichtungen zum Reguliren der Spannung des ausströmenden Gases sind den gewöhnlichen analog eingerichtet; nur ist für ein unbehindertes Spiel für den Fall Sorge getragen, daß bei der anfänglichen Oeffnung des conischen Ventiles eine Adhäsion zwischen demselben und der Gegenwand stattfindet, und daß man die Größe der Spannung des Gases dem Bedürfniß entsprechend reguliren kann. Unter den Anwendungen, welche die HHrn. Fortin von ihren Apparaten bisher gemacht haben, sind noch ihre Bemühungen zu erwähnen, die Laternen an den Locomotiven und den Hinterwagen der Eisenbahnen-Nachtzüge durch Behälter mit comprimirtem Gas zu ersetzen. Versuche, welche auf den Eisenbahnen von Corbeil und Orleans angestellt wurden, beweisen, daß die zitternde Bewegung der Waggons für das Spiel des Regulators und die Beständigkeit des Lichts nicht nachtheilig sind. Mittelst gut ausgeführter parabolischer Reflectoren kann man den stündlichen Gasverbrauch zum Speisen eines Brenners, welcher eben so gut erleuchtet wie die jetzt gebräuchlichen Laternen, für die Hinterwagen auf 5 Liter und für die Locomotiven auf 8 Liter reduciren; es werden folglich Behälter von 8 und 13 Litern Inhalt, in denen das Gas auf 11 Atmosphären comprimirt ist, zur Beleuchtung für 16 Stunden hinreichen, was die höchste Dauer der doppelten Reise zwischen Paris und Orleans ist. Die HHrn. Fortin werden später der Akademie über diesen Gegenstand Mittheilungen machen. Jedenfalls ist das Verfahren der HHrn. Fortin zur Herstellung des comprimirten Gases zweckmäßiger als die bisher angewandten Methoden, welche man in Dumas' Handbuch der angewandten Chemie und Péclet's Werk über Beleuchtung beschrieben findet; in Folge der Beschränkung des Drucks auf 11 Atmosphären, während man sonst auf 50 bis 60 Atmosphären ging, konnten die Erfinder einfachere Compressionspumpen anwenden, welche nicht so leicht benachtheiligt werden und womit sich auch die Bewegkraft weit vortheilhafter benutzen läßt. Die oben beschriebenen Gasbehälter bieten alle Sicherheit gegen ein Bersten dar; auch hat die Anwendung von Gasometern in den Häusern, welche das Gas unter einer Spannung von 3 bis 4 Atmosphären enthalten, hinsichtlich der allgemeinen Sicherheit unbestreitbare Vorzüge vor dem jetzigen Gebrauch das tragbare Gas in Gasometer zu füllen, worin man den Druck wenig über denjenigen der Atmosphäre steigert.