Titel: Ueber Schmelzfarben; von L. Bohlen in Dessau.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXXII., S. 114
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XXXII. Ueber Schmelzfarben; von L. Bohlen in Dessau. Aus dem Archiv der Pharmacie, Bd. CVII S. 276. Bohlen, über Schmelzfarben. Vor Kurzem hat A. Wächter (polytechn. Journal Bd. CXI S. 274) seine Erfahrungen über die Darstellung des Goldpurpurs, behufs seines Gebrauchs zu Emailfarben mitgetheilt. Da ich mich nun seit langer Zeit ebenfalls mit diesem Zweige der Industrie beschäftigt habe, so stehe ich nicht an, meine dießfallsigen Bemerkungen über den Purpur gleichfalls mitzutheilen. Goldpurpur. Ich habe diese Farbe nach mancherlei Vorschriften dargestellt, die seit älteren und neueren Zeiten bekannt gemacht sind, namentlich nach Vorschriften von Kunkel, Hermbstädt, Lüdersdorf, Kahlert und Fuchs. Lange Zeit hat mir das Verfahren von Lüdersdorf genügt, wonach man sich: 1) eine möglichst säurefreie Goldlösung, durch Auflösen von Ducatengold in 4 Th. Königswasser bereitet, die zur Trockne abgeraucht, in 10 Th. destillirten Wassers gelöst und durch feines Filtrirpapier filtrirt wurde; 2) eine Auflösung von 1 Qtch. Zinnsalz in 8 Loth destillirten Wassers; 3) von 1 Qtch. Gummi arabicum in 6 Loth destillirten Wassers verschafft. Man nimmt nun von diesen Ingredienzien folgende Mengen: Goldlösung 23 Gran, Zinnsalzlösung 14 Gr., Lösung von arabischem Gummi 23 Gran, mischt diese in einem Präcipitirglase zusammen, und setzt so viel 80° haltigen Spiritus hinzu, bis sich die Flüssigkeit trübt. Der Goldpurpur setzt sich ab und wird mit 35gradigem Spiritus ausgewaschen. Der getrocknete Niederschlag sieht bräunlich aus und liefert, wenn alles Gummi vorsichtig ausgewaschen ist, einen Purpur, der nach dem Brennen recht schön ist. Nach der Vorschrift von Fuchs werden 2 Loth Eisenchloridlösung (von der in der preußischen Pharmakopöe angegebenen Stärke) mit 6 Loth destillirtem Wasser verdünnt und so lange mit einer Auflösung von 1 Th. Zinnchlorür in 6 Loth destillirtem Wasser versetzt, bis das Ganze eine grünliche Farbe erhalten hat, worauf man noch 12 Loth destillirtes Wasser hinzufügt. Man übergieße nun Ducatengold mit reiner Salzsäure, erhitze zum Sieden, und setze so lange reine Salpetersäure hinzu, bis alles Gold gelöst ist. Säureüberschuß ist zu vermeiden. Diese Goldauflösung versetze man mit 360 Th. destillirten Wassers und tröpfle nun von der obigen Eisenchloridlösung so lange hinzu, bis aller Purpur gefällt ist. Auch dieser Niederschlag sieht nach dem Trocknen bräunlich aus, gibt aber nach dem Brennen eine sehr hübsche Purpurfarbe. Obgleich nun, wie schon erwähnt, diese Niederschläge sämmtlich nach dem Brennen auf dem Porzellan schön erscheinen, so liefern sie doch für den Handel nicht ein so schönes Präparat vom äußern Ansehen, wie uns die Pariser Fabrikanten liefern, und deßhalb bin ich wieder zu älteren Vorschriften übergegangen und bereite meinen Purpur folgendermaßen: Ich mache eine Mischung aus 4 Th. reiner Salpetersäure von 1,24 spec. Gewicht und 1 Th. reiner Salzsäure, welche mit halb so viel Alkohol von 80 Proc. vermischt wird, und trage nun allmählich in kleinen Portionen so viel chemisch reines Zinn ein, bis sich nichts mehr auflöst. Dieses Eintragen muß langsam geschehen, weßhalb das Gefäß, worin die Mischung enthalten ist, in Schnee oder kaltes Wasser zu stellen ist. Die behutsam abgegossene Auflösung wird mit dem 80fachen Gewichte destillirten Wassers verdünnt und nun mit der nach oben angeführter Vorschrift bereiteten Goldauflösung versetzt. Der Niederschlag ist Purpurroth und behält auch diese Farbe nach dem Trocknen bei. Obige Zinnsolution darf nicht lange vorräthig gehalten werden, es bildet sich sonst Salpeteräther, welches schon der liebliche Geruch andeutet; die dadurch herbeigeführte höhere Oxydation des Zinnsalzes liefert nun nicht mehr die schönen Niederschläge mit Gold, wie eine frisch bereitete Zinnauflösung. Zum Versetzen des Purpurs, um eine rosenrothe Farbe zu erhalten, bediene ich mich nicht des kohlensauren Silbers, sondern des feingeriebenen Metalles, was man erhält, wenn man feinstes Blattsilber mit Honig unter Zusatz von einigen Tropfen Aether so lange reibt, bis die möglichst feine Vertheilung des Silbers erzielt ist, worauf der Honig mit Wasser ausgewaschen wird. Als Fluß zu den Purpurfarben dient ein Bleiglas aus 6 Th. Mennige, 2 Th. Kieselerde, 5 Th. gebranntem Borax. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich noch eine hübsche Erscheinung, die entsteht, wenn man einen elektrischen Funken über eine Glasplatte schlagen läßt, welche mit frisch gefälltem Goldpurpur ähnlich wie mit einer Farbe überstrichen ist. Das Gold reducirt sich zickzackförmig auf den Stellen der Glasplatte, woran der Funke niederfährt, und bringt so ein reizendes Bild hervor, wie man sich den aus der Wolke kommenden Blitzstrahl vorzustellen pflegt. Chromfarben. Man findet in chemischen Werken verschiedene Vorschriften zur Darstellung des grünen Chromoxyds, namentlich: die Zerlegung des chromsauren Kalis durch Schwefel oder Salmiak u.s.w. Ich habe alle diese Vorschriften geprüft, aber stets nur ein Chromgrün erhalten, welches ich wohl zu den ordinären, nie aber zu den feinsten Porzellanfarben verwenden konnte. Ich habe immer zu dem theuren Verfahren zurückkehren müssen, das Chromoxyd aus chromsaurem Quecksilberoxydul darzustellen, wobei ich natürlich die Sache so einrichte, daß ich das Quecksilber wieder gewinne. Das so erhaltene Chromoxyd wird für sich allein oder unter Zusatz von Kobaltoxyd stundenlang geglüht, bis die gewünschten Farbenabstufungen erhalten sind, die man zu haben wünscht. Es ist daher keine uninteressante Frage, worin liegt der Grund der Verschiedenheit des Chromoxyds bei der praktischen Anwendung desselben? Die Chemiker behaupten, das auf diese oder jene Art bereitete Chromoxyd sey in chemischer Hinsicht völlig gleich, und doch muß die Erfahrung das Gegentheil behaupten. Kobaltfarben. Jedermann, der sich mit Zerlegung von Kobalterzen beschäftigt hat, weiß, daß die quantitative Zerlegung derselben eine der schwierigsten Aufgaben der analytischen Chemie ist. Nicht so ist es, behufs Bereitung von Kobaltfarben, wo es auf ein Minimum von Arsenik nicht ankommt, wohl aber auf die gänzliche Entfernung des Eisens. Ich habe nun vielfach, sowohl Tunaberger Glanzkobalt wie sächsische und thüringer Erze unter den Händen gehabt, und diese sämmtlich mit geringen Abweichungen auf ein und dieselbe Weise behandelt, und zwar folgendermaßen: Die Kobalterze werden in einem dazu eigens bestimmten eisernen Mörser fein gestoßen, und mit dem 1/5 Th. ihres Gewichtes Kohlenpulver gemengt, dann unter einem gut ziehenden Schornsteine oder in freier Luft in hessischen Schmelztiegeln der Glühhitze ausgesetzt und während öfterm Umrühren so lange geröstet, als noch Arsenikdämpfe entweichen, eine Arbeit, die sehr ermüdend ist und stundenlang dauert. Die so vorbereiteten Erze werden nun in Elgersburger Schalen (welche ich den Berlinern weit vorziehe) mit einer Mischung aus 4 Th. Salpetersäure und 1 Th. Salzsäure, wovon 1 Th. mit 3 Th. Wasser verdünnt wird, über freiem Feuer gekocht. Diese Operation wird mit ein und derselben Menge Erz wohl dreimal mit weniger Säure wiederholt, und hat man sich namentlich das erstemal wegen leichten Ueberlaufens der Flüssigkeit wohl in Acht zu nehmen. Die erhaltenen Flüssigkeiten läßt man durch Absetzen klar werden, verdünnt den Rückstand mit Wasser und filtrirt, wonach sämmtliche Flüssigkeiten in Schalen zur Trockne abgeraucht werden. Die trockene Salzmasse wird mit Wasser aufgeweicht und erhitzt, und vom Rückstande (arseniksaurem Eisenoxyd) durch Filtriren getrennt. Die grüngefärbte Flüssigkeit, die nun mehr oder weniger Kobalt, Eisen, Nickel und Mangan enthält, wird mit einer filtrirten Potaschelösung in hohen Präcipitirgläsern anfangs mit großer Vorsicht, um das Ueberlaufen zu verhindern, versetzt, bis der entstandene schmutzigröthliche Niederschlag sich blau zu färben anfängt. Hier ist nun allerdings Erfahrung und Vorsicht nöthig, weil sonst ein Verlust an Kobalt entstehen würde. Von dem arseniksauren und kohlensauren Eisen, mit welchem gleichzeitig Nickel und Mangan sich niederschlagen, durch Filtriren geschieden, versetzt man nun die schöne rothe Flüssigkeit weiter mit der Potaschelösung, bis alles Kobalt gefällt ist, wäscht vorsichtig aus und trocknet den Niederschlag. Zu technischen Zwecken ist dieses Kobaltoxydhydrat rein genug und leistet dieselben Dienste wie das aus kleesaurem Kobalt oder das durch ätzendes Ammoniak auf bekannte Art dargestellte Präparat. Zu den Zwecken der Glas- und Porzellanmalerei, namentlich der letztern, wird das so erhaltene Präcipitat jedoch nicht unmittelbare verwendet. Das Oxyd muß vielmehr erst in dem Verhältnisse von 1 Th. kohlensaurem Kobaltoxyd zu 1 Th. Kieselerde und 1 1/2 Th. Zinkoxyd, zwei Stunden lang in einem Gebläsefeuer in einem hessischen Schmelztiegel geglüht, und dann im Porzellanmörser fein gerieben werden, worauf dieses wunderschöne Blau mit gleichem Gewichte Bleiglas versetzt und dann gebraucht wird. Gelbe Farben. Wenn vielleicht keine Pechblende zur Darstellung des Urangelbs, welches ich benutze, zu Gebote steht, so kann man nach folgender Vorschrift ein vortreffliches Gelb für Glas- und Porzellanmalerei darstellen. Zu ersterm Behufe muß jedoch noch einmal so viel Mennige genommen werden. Es werden 4 Loth Mennige, 1/2 Loth weißes Spießglanzoxyd, 2 Qtch. Zinnoxyd, 2 2/3 Qtch. Zinkoxyd, 2 2/3 Qtch. gebrannter Borax, 1 Loth Kieselerde, 1/2 Qtch. trockenes kohlensaures Natron und 20 Gran Eisenoxydhydrat mit einander gemengt, in einem Tiegel geschmolzen und dann im Porzellanmörser zerrieben.