Titel: Verfahrungsarten zur Bereitung einiger Malerfarben; patentirt in England für F. G. Spilsbury am 2. Novbr. 1848.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXXIII., S. 117
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XXXIII. Verfahrungsarten zur Bereitung einiger Malerfarben; patentirt in England für F. G. Spilsbury am 2. Novbr. 1848. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juni 1849, S. 369. Spilsbury's Verfahrungsarten zur Bereitung einiger Malerfarben. Zweifach-wolframsaures Bleioxyd. (Weiße Farbe.) 100 Pfd. käufliches wolframsaures NatronDieses Salz wird in England statt der Zinnpräparate als Beizmittel in der Wollenfärberei angewandt; man vergl. Oxland's Patent im polytechn. Journal Bd. CVIII S. 186. werden in der geringsten dazu erforderlichen Menge kochenden Wassers aufgelöst; die Auflösung versetzt man mit einer gesättigten Auflösung von Bleizucker, so lange als noch ein Niederschlag entsteht. Nachdem sich derselbe zu Boden gesetzt hat, gießt man die Flüssigkeit ab und frisches Wasser auf, rührt um, läßt wieder absetzen und wiederholt das Aussüßen, bis das überstehende Wasser geschmacklos bleibt. Um dem ausgewaschenen Niederschlag soviel Bleioxyd zu entziehen, daß er sich in das saure Salz verwandelt, gießt man über denselben 25 Pfd. Essigsäure von 1,05 spec. Gewicht, oder Salpetersäure von 1,3 spec. Gewicht, mit ihrem gleichen Volum kochenden Wassers verdünnt. Man läßt nun die Mischung 48 Stunden lang stehen, indem man sie von Zeit zu Zeit umrührt. Nach diesem Zeitraum wird die klare überstehende Flüssigkeit abgegossen und der Niederschlag wiederholt ausgewaschen, bis das Wasser geschmacklos abläuft. Nun wird der Niederschlag in Rahmen geschafft, welche mit Leinwand oder Pferdhaargeweben überzogen sind; in diesen läßt man ihn abtropfen, bis er die Consistenz von feuchtem Thon erlangt hat, worauf man ihn die Farbenmühle passiren läßt. Endlich zerschneidet man ihn in Brode, legt dieselben auf poröse Ziegel und trocknet sie in einem auf etwa 52° Reaumur geheizten Zimmer. Das so bereitete Pigment dient als Surrogat des BleiweißesEs versteht sich, daß das zweifach-wolframsaure Bleioxyd, wie auch das antimonigsaure und antimonsaure Bleioxyd, nur in solchen Fällen statt Bleiweiß angewandt wird, wo die Oelfarbe durch Schwefelwasserstoff nicht verändert werden darf. und wird wie dieses mit Leinöl abgerieben. Wolframoxyd, mit Natron oder Kali verbunden. (Bronzefarbiges und purpurrothes Pigment.) Ich schmelze 118 Theile käufliche Wolframsäure bei Heller Rothglühhitze in einem Tiegel mit 53 Theilen calcinirter Soda. Wenn die Mischung aufhört aufzubrausen, setze ich der geschmolzenen Masse noch so lange Wolframsäure zu, als solche aufgelöst wird; nach jedem Zusatz solcher taucht man einen Eisenstab in die geschmolzene Mischung, und so lange das Anhaftende eine weiße Farbe behält, kann man mehr Wolframsäure zusetzen, wird es aber schwärzlich, so muß man mit dem Zusetzen aufhören. Diese Verbindung wird auf eine kalte Eisenplatte ausgegossen, dann zu grobem Pulver zerstoßen und letzteres in einen geschlossenen eisernen oder thönernen Cylinder gebracht, welcher wie die Gasretorten horizontal in einem Ofen eingesetzt ist. Am vorderen Ende ist der Cylinder mit einem Rohr versehen, um Wasserstoffgas hineinleiten zu können und am entgegengesetzten Ende mit einem Rohr, durch welches die gasförmigen Producte in die Luft abziehen. Nachdem die zerstoßene Verbindung von Wolframsäure mit Natron auf dem Boden des Cylinders ausgebreitet worden ist, erhitzt man letztern zum Rothglühen und leitet dann über das wolframsaure Natron, welches nicht in Fluß kommen darf, mehrere Stunden lang einen mäßigen Strom von Wasserstoffgas oder Kohlenwasserstoffgas, indem man das Salz von Zeit zu Zeit umrührt; dazu dient ein Rechen, dessen Handhabe luftdicht durch eine Stopfbüchse im Ende der Retorte geht. Anfangs entweichen dichte Dämpfe durch das Austrittsrohr, welche sich allmählich vermindern, und wenn sie gänzlich aufgehört haben, kann man die Verbindung aus der Retorte ziehen. Man wirft sie nun in Wasser, welches in einem Kessel aus Blei oder Steinzeug enthalten ist, so daß sie das Wasser gut bedeckt und kocht sie; sie wird dann mit frischen Quantitäten Wasser so lange abgekocht, als sie demselben noch einen Geschmack ertheilt. Hierauf kocht man sie mit Salzsäure, welche mit ihrem gleichen Gewicht Wasser verdünnt ist, etwa drei Stunden lang. Die Flüssigkeit wird nun abgegossen und der Rückstand mit Wasser ausgewaschen; dann wird er mit einer Auflösung von kohlensaurem Natron (1 Pfd. in 10 Pfd. Wasser) ausgewaschen, hierauf wieder gehörig mit Wasser und dann bei einer Temperatur getrocknet, welche 36° R. nicht überschreitet. Er stellt nun gelbe metallische Schuppen und ein bronzefarbiges Pulver dar. Man sortirt ihn in Pulver von verschiedener Größe, indem man ihn durch Siebe von verschiedener Feinheit schlägt. Das feine Pigment wird gemahlen und zu Oelfarben benutzt, die gröberen Schuppen kann man auf Flächen sieben, welche mit Goldleim angestrichen wurden. Wenn man die Wolframsäure, statt mit 53 Theilen calcinirter Soda, mit 70 Theilen calcinirter Potasche schmilzt und das beschriebene Verfahren durchführt, so erhält man ein schönes purpurrothes Pigment, welches man wie das bronzefarbige sortirt und behandelt. Wolframbraun. Um eine satte braune Farbe zu erhalten, mahle ich das im Mineralreich vorkommende Wolfram (wolframsaures Eisen- und Manganoxydul) mit Wasser zu einem zarten TeigDas Wolfram (Wolframit) ist bekanntlich auf dem Strich dunkel röthlichbraun. Es findet sich in Deutschland ziemlich häufig auf Zinnerzlagerstätten im Erzgebirge, auf Gängen im Grauwackengebirg zu Straßberg und Neudorf am Harz etc., welchen ich dann trockne; er kann hierauf mit Leinöl etc. als Malerfarbe abgerieben werden. Antimonigsaures Bleioxyd. (Weiße Farbe.) Ich koche 50 Theile käufliches metallisches Antimon mit 200 Thln. concentrirter Schwefelsäure in einem Gefäß, welches von letzterer nicht angegriffen wird. Der Rückstand wird zum Rothglühen erhitzt, mit 21 Theilen calcinirter Soda versetzt und damit zusammengeschmolzen. Die entstandene Masse wird mit Wasser gekocht, welches das antimonigsaure Natron auflöst und unauflösliches saures antimonigsaures Natron als Rückstand hinterläßt; letzterer kann bei einer folgenden Operation mit Soda zusammengeschmolzen werden, um ihn in auflösliches antimonigsaures Natron zu verwandeln. Die Auflösung von antimonigsaurem Natron versetzt man mit einer concentrirten Auflösung eines neutralen Bleisalzes (essigsaurem oder salpetersaurem Blei), bis kein Niederschlag mehr entsteht. Das niedergefallene weiße Pulver wird mit Wasser gut ausgewaschen. Man bringt dann den Niederschlag in Rahmen mit einem Boden aus Haartuch, um ihn abtropfen zu lassen, mahlt ihn dann, zertheilt ihn in Brode und trocknet dieselben auf absorbirenden Ziegeln bei einer Temperatur von 52° R. Dieses Pigment wird gerade so wie Bleiweiß mit Oel abgerieben. Antimonsaures Bleioxyd. (Weiße Farbe.) Man verpufft in einem rothglühenden Tiegel oder auf der Sohle eines rothglühenden Flammofens einen Theil Antimonerz (Schwefelantimon) mit fünf Theilen Natronsalpeter. Der Rückstand wird mit siedendheißem Wasser ausgezogen, welches ihn theilweise auflöst. Die klare Auflösung versetzt man mit einer concentrirten Auflösung eines neutralen Bleisalzes, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Letzteren läßt man wie den vorhergehenden in Rahmen, die mit Zeug überspannt sind, abtropfen, mahlt ihn und trocknet ihn in Broden auf absorbirenden Ziegeln bei etwa 52° R. Man reibt ihn gerade so wie Bleiweiß, mit Oel an. Bereitung rother Farben mittelst Aloe. (Chrysamminsaures Kali, Bleioxyd etc.) Ich erhitze einen Gewichtstheil Aloe mit acht Theilen Salpetersäure von 1,3 bis 1,5 spec. Gewicht in einem Porzellan- oder Glasgefäß, bis die Reaction aufhört; dann destillire ich die Flüssigkeit aus einer Glasretorte, bis sechs oder sieben Theile Salpetersäure in die Vorlage übergegangen sind. Den Rückstand versetze ich mit drei oder vier Theilen frischer Salpetersäure von demselben spec. Gewicht und erhalte das Ganze nahe an der Siedhitze, bis kein Gas mehr entbunden wird, wozu mehrere Stunden erforderlich sind. Nach dem Erkalten gießt man Wasser auf den Rückstand, wodurch ein reichlicher Niederschlag von goldgelbem Sand entsteht. Derselbe wird mit Wasser gut ausgewaschen und dann werden 233 Theile desselben einer siedendheißen Auflösung von 70 Th. trockenem kohlensaurem Kali oder 54 Theilen wasserfreiem kohlensaurem Natron zugesetzt. Der Niederschlag löst sich darin auf und beim Erkalten entsteht schnell ein schön carminrother Bodensatz. Bei langsamem Erkalten setzt sich derselbe in groben kristallinischen Körnern ab. In jedem Falle wird der Niederschlag mit kaltem Wasser gut ausgewaschen, dann in feuchtem Zustande sehr fein zerrieben, in kleinen Broden auf erwärmte absorbirende Ziegel gelegt und bei 52° R. getrocknet (da er explodirend ist, so darf die Temperatur nie hochsteigen). Um verschiedene Nüancen zu erhalten, versetzt man die erwähnte heiße Auflösung des Carmins in Kali oder Natron, mit der heißen Auflösung eines Erd- oder Metallsalzes, z.B. schwefelsaurer Bittererde, essigsaurem Kalk, salpetersaurem Baryt, essigsaurem Blei, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Diese Niederschläge werden wie der Kali- oder Natroncarmin ausgewaschen, zerrieben und getrocknet.