Titel: Ueber das Leimen des auf der Maschine gefertigten Papieres; von Dr. L. Müller.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XCV., S. 441
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XCV. Ueber das Leimen des auf der Maschine gefertigten Papieres; von Dr. L. Müller.Aus dem empfehlenswerthen Werk: Die Fabrication des Papiers, insonderheit des auf der Maschine gefertigten, nebst gründlicher Auseinandersetzung der in ihr vorkommenden chemischen Processe und Anweisung zur Prüfung der angewandten Materialien, von Dr. L. Müller. Berlin 1849. Verlag von Julius Springer.“ Müller, über das Leimen des auf der Maschine gefertigten Papieres. Bei der Anfertigung ungeleimter Papiere sind mit der Umwandlung des Halbzeugs in Ganzzeug die vorbereitenden Operationen beendet, und es wird der fertige Stoff, höchstens nach Zusatz von etwas Farbe, aus dem Holländer nach den Zeugbottichen der Maschine geleitet, um von dieser in Papier verwandelt zu werden. Anders verhält es sich mit Schreib- und überhaupt geleimten Papieren, welche meistens schon als Ganzzeug im Holländer ihren Leim erhalten. Man hat der Anwendung dieses sogenannten Büttenleims nicht ganz mit Unrecht eingehen werden, und man hat deßhalb, namentlich in England, diese Leimmethode wieder verworfen und der älteren Methode den Vorzug gegeben. Indeß in Deutschland, wo es den Käufern mehr um billige als gute Waare zu thun ist, hat fast allgemein die bequemere Methode die bessere verdrängt. Die fertigen Büttenpapiere werden bekanntlich mit gewöhnlichem Tischlerleim geleimt, welchen sich die Fabrikanten meist selbst aus Kalbfüßen, Hasenfellen u. dgl. anfertigen. Durch Behandeln dieser Stoffe mit kochendem Wasser erhält man eine Auflösung von Gelatine (Leim) und Chondrin (Knorpelleim), aus welcher Alaun das letztere ausfällt. In diese durch ausgefälltes Chondrin verdickte Leimauflösung werden die fertigen Bogen eingetaucht und getrocknet. Das Trocknen geschieht natürlich dadurch, daß das Wasser aus dem Inneren des Papieres sich nach der Oberfläche zieht und von dieser aus verdampft; das aus dem Innern heraustretende Wasser führt aber den aufgelösten Leim mit sich und läßt solchen bei der Verdampfung an der Oberfläche zurück. Das auf diese Art geleimte Papier besteht daher aus 3 Schichten, 2 äußeren aus Leim bestehend und einer inneren aus Papier: und in dieser physischen Beschaffenheit liegt der Grund, einmal, daß derartiges Papier an radirten Stellen, wo man also die Leimschicht entfernt hat, löscht, dann, daß es undurchsichtig ist, indem die beiden durchsichtigen Leimschichten durch die undurchsichtige Papierschicht von einander getrennt sind. – Sucht man aber das Trocknen durch künstliche Erwärmung zu beschleunigen, so wird die Verdampfung des Wassers gleichzeitig im Innern und an der Oberfläche erfolgen, hierdurch wird die Entstehung zweier getrennten Leimschichten gehindert, und der zurückbleibende Leim ist gleichmäßig durch die ganze Papiermasse verbreitet. – Hat man nun bei schnellem Trocknen dieselbe Quantität Leim angewendet, wie bei dem langsamen Trocknen, so wird das Papier unbedingt sich schlechter geleimt erweisen, da ja dieselbe Quantität Leim in größerer Vertheilung vorhanden ist. Sucht man aber diesen Uebelstand durch eine größere Quantität Leim zu beseitigen, so verursacht die Durchsichtigkeit desselben einen andern, es wird nämlich das Papier selbst durchsichtig, gleich als wäre es mit Wachs getränkt. Hierin liegt der Grund, warum thierischer Leim nicht ohne anderweitigen Zusatz zum Leimen des Papieres auf der Maschine benutzt werden kann. D'Arcet, Braconnot und Canson verdienen vorzugsweise unter denen genannt zu werden, welche bemüht waren ein allgemein gefühltes Bedürfniß zu beseitigen und die Maschinenpapierfabrikanten von der Last einer zweiten langsamen Trocknung zu befreien. Ihre Vorschriften sind vielfältig modificirt, indem fast jeder Fabrikant ein anderes Recept zur Leimbereitung benutzt, und glaubt im Besitze des einzig richtigen zu seyn. Indeß stimmen doch sämmtliche Vorschriften darin überein, daß sie zunächst die Darstellung einer Harzseife verlangen, welche dann im Holländer durch Alaun zersetzt wird. – Eine große Hauptsache bei der Anfertigung dieser Harzseife ist, daß das Harz in der kochenden alkalischen Flüssigkeit vollständig aufgelöst werde, und ist daher ein Ueberschuß von Harz sorgfältig zu vermeiden; nicht so ist es mit dem Alkali, von welchem ein geringer Ueberschuß ohne nachtheiligen Einfluß ist, daher auch die verschiedenen Vorschriften zum Leimkochen geringe Unterschiede in den Quantitätsverhältnissen darbieten, die jedoch nicht als wesentliche Verschiedenheiten zu betrachten sind. Folgende Vorschrift, mit der gehörigen Sorgfalt ausgeführt, wird stets ein zufriedenstellendes Resultat liefern: 300 Pfd. Harz werden mit 180 preuß. Quart Wasser 8 Stunden hindurch in einem kupfernen Kessel im Kochen erhalten, bis das Harz vollständig geschmolzen ist, darauf mäßigt man das Feuer und setzt eine Auflösung von 45 Pfd. krystallisirter Soda hinzu; hierauf wird die Hitze wiederum verstärkt und so lange unterhalten, als noch eine Auflösung von Harz stattfindet, worauf man nach und nach noch 20 bis 45 Pfd. krystallisirte Soda, je nach der Beschaffenheit des Harzes, in Auflösung zusetzt, und die Flüssigkeit so lange im Kochen erhält, bis alles Harz vollständig in Seife verwandelt ist, was man leicht an der Gleichartigkeit der Masse erkennt. Man erhält alsdann von 300 Pfd. Harz nahe an 550 bis 600 Pfd. Harzseife. Bei der Anfertigung von geleimten Papieren werden nun 180 Pfd. dieser Harzseife in heißem Wasser aufgelöst; man läßt die Auflösung einige Zeit ruhig stehen, damit etwaige Unreinigkeiten sich absetzen, und läßt sie dann durch ein enges Metalltuch in einen Bottich ab, welcher entweder gerade 600 Quart hält, oder in welchen man wenigstens 600 Quartmarkirt hat. Zu dieser Seifenauflösung fügt man darauf 120 Pfd. Stärkmehl, in lauem Wasser vertheilt, und setzt alsdann noch so viel Wasser hinzu, bis genau 600 Quart vorhanden sind. – 20 Quart von dieser Mischung einer Holländer-Leere zugesetzt, sind hinreichend, um gewöhnliches Schreibpapier vollkommen gut zu leimen. Nach vollendeter Holländerarbeit, nachdem der Stoff in Ganzzeug verwandelt ist, wird bei gehobener Walze die Leimauflösung zugesetzt, und nachdem sie etwa 10 Minuten durchgeschlagen ist, durch die Auflösung von 5 Pfd. Alaun zersetzt. Der Alaun ist ein Doppelsalz aus schwefelsaurer Thonerde und schwefelsaurem Kali; erstere ist hier, wie bei dessen Anwendung in der Färberei, der wirksame Bestandtheil. Die Thonerde hat zu organischen Stoffen überhaupt eine sehr große Anziehungsverwandtschaft; sie geht gerade keine chemische Verbindung mit ihnen ein, allein sie setzt sich an ihrer Oberfläche und sie an der ihrigen mit einer Kraft ab, die im Stande ist chemische Verbindungen aufzuheben, und die daher jedenfalls in der wechselseitigen chemischen Beziehung zwischen Thonerde und organischer Substanz ihren Grund hat. Wird nun der mit dem Ganzzeug innig vermischten Auflösung der Harzseife, die eine einfache Verbindung von Harz mit Natron ist, in welcher das Harz die Stelle der Säure vertritt, eine Auflösung von schwefelsaurer Thonerde zugefügt, so verbindet sich die Schwefelsäure mit dem Kali zu einem leicht auflöslichen Salze, während die Thonerde an das Harz tritt und eine unauflösliche Verbindung erzeugt, die in Folge jener erwähnten Anziehungsverwandtschaft der Thonerde sich vorzugsweise auf die einzelnen Theilchen des Ganzzeuges absetzt. Es ist also ein so behandeltes Papier durch seine ganze Masse hindurch geleimt, da gewissermaßen jede Faser von harzsaurer Thonerde umgeben ist. Das Verfahren bei der Darstellung des vegetabilischen Leimes erleidet, wie bereits erwähnt, mannichfache Modificationen, von denen wenigstens einige noch näher hervorgehoben zu werden verdienen; jedoch ist es nothwendig, zunächst den zur Leimdarstellung angewandten Materialien eine kurze Betrachtung zu widmen. In Betreff der Reinheit dieser Materialien ist man beim Einkauf weniger Täuschungen und Nachtheilen ausgesetzt, als es bei Potasche, Soda, Chlorkalk u.s.w. der Fall ist, da schon ihr äußeres Ansehen auf die Güte und Reinheit derselben schließen läßt. Die Harze, deren man sich zur Bereitung der Harzseife bedient, gehören zu den ordinäreren Sorten, die namentlich von den verschiedenen Pinus-Arten gewonnen werden. Je weißer das Harz ist, desto heller von Farbe ist auch der daraus bereitete Leim, daher die hellgelben Harze der südlichen Gegenden, Italien, Frankreich, Amerika, vorzugsweise zu feineren Papieren angewendet werden, während die dunkler gefärbten Harze, sowie das ColophoniumMan versteht hierunter das von dem flüchtigen Oel befreite Harz der Terpenthinsorten. So wie es in der Destillirblase zurückbleibt, hat es schon eine dunkle, im Durchsehen gelbbraun erscheinende Farbe, und war die Destillation nicht lange genug fortgesetzt, so ist es noch weich und bekannt unter dem Namen „gekochter Terpenthin.“ Es wird dann in offener Luft geschmolzen, um es vom Wasser und noch rückständigen Oel zu befreien. Nach dem Erkalten bleibt eine etwas dunklere, harte und spröde Masse zurück, die Colophon ist. nur bei der Anfertigung von Mittel- und gröberen Papiersorten Anwendung finden. – Daß beigemengte Holztheile, Rinde, erdige und steinige Verunreinigungen, sowohl bei den feineren als ordinären Sorten, als Fehler zu betrachten sind, versteht sich von selbst. Alaun ist eine Verbindung von schwefelsaurer Thonerde mit schwefelsaurem Alkali, die im krystallisirten Zustande 46 bis 50 Proc. Krystallwasser enthält. Das Alkali ist entweder Kali oder Ammoniak, oder wie in neuester Zeit besonders häufig ein Gemisch von beiden, indem man zur Sparung der im Preise hohen Kalisalze zu Gebote stehende ammoniakalische Flüssigkeiten: gefaulten Urin, das ammoniakalische Destillat von den Knochenbrennereien, von der Leuchtgasbereitung u.s.w. zu gleichem Zwecke benutzt. – Der Gehalt an Ammoniak läßt sich sehr leicht ermitteln: man hat zu dem Ende nur nöthig, gleiche Theile von fein gepulvertem Alaun und gelöschtem Kalk mit einander zu vermengen und mit Wasser zu einem Brei anzurühren, worauf sich das Ammoniak sogleich durch seinen Geruch zu erkennen gibt. – Es ist übrigens der Ammoniakgehalt des Alauns für dessen technische Benutzung nicht als ein Nachtheil, sondern im Gegentheil eher als ein Vortheil zu betrachten, da Kalialaun nur 10 Proc., Ammoniakalaun hingegen 11 Proc. Thonerde enthält; aber man sieht hieraus überhaupt, daß man bei Anwendung des Alauns 89 bis 90 Proc. fremde Substanzen (Wasser, Schwefelsäure und Alkali) zu bezahlen genöthigt ist, die wenig oder gar nichts zu dessen Wirksamkeit beitragen. Es ist dieß ein Uebelstand, der darin seinen Grund hat, daß die in der Natur vorkommenden Verbindungen – Alaunerde, Alaunschiefer, Alaunstein – aus denen die schwefelsaure Thonerde gewonnen wird, mit dieser zugleich schwefelsaures Eisenoxyd geben, welches Salz fast dieselbe Löslichkeit wie die schwefelsaure Thonerde besitzt, und durch einfache Krystallisation nicht von dieser getrennt werden kann. Man ist daher genöthigt, durch Zusatz von Alkalien die Bildung von Doppelsalzen zu veranlassen, welche größere Unterschiede in ihrer Löslichkeit darbieten, so daß das schwer lösliche Thonerdedoppelsalz von dem Eisenoxydsalz durch Krystallisation leicht geschieden werden kann. – Daher darf man sich auch nicht wundern, daß fast jeder käufliche Alaun einen geringen Eisengehalt besitzt, welchen man sehr leicht an der blauen Färbung oder dem blauen Niederschlage erkennt, welcher entsteht, wenn man zu der Auflösung des Alauns eine Auflösung von gelbem Kaliumeisencyanür (Blutlaugensalz) setzt. Bleibt die Auflösung hierbei völlig ungetrübt und ungefärbt, so ist dieß ein Zeichen, daß der Alaun von Eisenoxyd völlig frei ist. Eine geringe Beimengung von Eisenoxyd macht den Alaun zur Leimbereitung nicht untauglich, dagegen würde eine größere Menge den Papierstoff braun färben und Rostflecke verursachen, denn das Eisenoxyd wird wie die Thonerde durch das Alkali der Harzseife aus seiner Verbindung mit der Schwefelsäure ausgeschieden. So lange die Darstellung der Schwefelsäure mit größeren Kosten und in geringerem Umfange stattfand als gegenwärtig, konnte an eine Darstellung der schwefelsauren Thonerde in einer andern Form als in der des Alauns füglich nicht gedacht werden, dagegen man in neuerer Zeit im Stande ist, mit Vortheil unmittelbar schwefelsaure Thonerde dadurch darzustellen, daß man schwach geglühten und gemahlenen Porzellanthon oder eisenfreien Töpferthon mit verdünnter Schwefelsäure in bleiernen Gefäßen bis zur Sättigung der letzteren erhitzt. Die Masse wird darauf mit Wasser ausgelaugt und die Lauge so weit eingekocht, bis sie beim Erkalten zu einer festen Masse erstarrt, worauf sie in schickliche Formen ausgegossen und in platten, zolldicken Tafeln als concentrirter Alaun in den Handel gebracht wird. Der concentrirte Alaun enthält bis 20 Proc. Thonerde, und da man bei seiner Anwendung nicht genöthigt ist ein in diesem Falle durchaus unwirksames Kalisalz mitzukaufen, so verdient er unbedingt den Vorzug vor dem krystallisirten Alaun. Nur was den Einkauf und die Bestimmung der bei der Leimbereitung nöthigen Gewichtsmengen anbetrifft, gewährt der krystallisirte Alaun eine größere Sicherheit gegen Täuschungen, da sein Thonerdegehalt höchstens um 1 Proc. differirt, wohingegen der concentrirte Alaun, je nach dem beim Abdampfen der Lauge beobachteten Verfahren, einen sehr verschiedenen Wasser-, daher auch Thonerdegehalt haben kann. Die Leichtigkeit jedoch, mit welcher man den Gehalt an Thonerde zu ermitteln im Stande ist, läßt diesen Umstand kaum als ein Hinderniß seiner verbreiteten Anwendung erscheinen. Je nach dem Hitzegrad nämlich, den man anzuwenden vermag, kann man entweder nur den Wassergehalt und indirect daraus den Thonerdegehalt bestimmen, oder direct das Gewicht der Thonerde erhalten. Im ersten Falle erhitzt man in einem kleinen gewogenen Porzellantiegel etwa 20 Gran von dem fraglichen Alaun über der Weingeistlampe bis zum gelinden Glühen, läßt den Tiegel erkalten und bestimmt dann den Gewichtsverlust. 30 Proc. (genau 29,93) des Rückstandes sind Thonerde. – Im zweiten Falle werden 2 Loth Alaun so lange (etwa eine halbe Stunde) bis zum vollen Glühen erhitzt, bis derselbe in eine schwammige Masse verwandelt ist und keine schwefelsauren Dämpfe mehr wahrzunehmen sind. Wasser und Schwefelsäure sind hierbei vertrieben und die Thonerde allein zurückgeblieben. Nach obiger Methode zubereitet, besitzt die Harzseife die Consistenz einer etwas festen schwarzen Seife und eignet sich daher sehr wohl zu längerer Aufbewahrung. Wo man jedoch nur wenig geleimte Papiere anfertigt und nur dann und wann geringe Quantitäten Leim nöthig hat, thut man wohl, bei der Anfertigung des Leimes so viel Wasser anzuwenden, daß derselbe im vollkommen flüssigen Zustande erhalten wird. Man löst zu dem Ende 10 Pfd. krystallisirte Soda in 108 Pfd. Wasser auf, erhitzt bis zum Kochen und setzt alsdann nach und nach 30 Pfd. klein gestoßenes Harz zu, worauf man das Kochen bis zur vollendeten Seifenbildung unterhält, welche gewöhnlich innerhalb 4 bis 5 Stunden eingetreten ist. Das durch entweichende Kohlensäure verursachte Steigen der Flüssigkeit ist leicht durch einen geringen Oelzusatz zu dämpfen. Die Auflösung der fertigen Seife wird alsdann durch ein Sieb in einen Bottich abgelassen, in welchem man sie mit 40 bis 50 Pfd. Stärke, die in lauem Wasser aufgelöst ist, vermischt, und noch so viel Wasser zusetzt, daß die ganze Masse circa 1200 Pfd. (44 Eimer) beträgt. Beim Leimen des Zeuges werden bei der Anfertigung von Schreibpapieren auf die Holländerleere 48 Pfd. oder zwei Eimer dieser Auflösung zugesetzt und durch 5 Pfd. in Wasser gelöstem Alaun niedergeschlagen. Bei Anfertigung von Packpapieren, welche theils wegen ihrer größeren Dicke, theils wegen der festeren Lumpe, aus der sie bestehen, an und für sich dem Eindringen von Flüssigkeiten besser widerstehen, ist es natürlich erlaubt, von den hier angegebenen Quantitäten abzubrechen. Nach den beiden hier gegebenen Vorschriften der Leimbereitung ist unmittelbar kohlensaures Natron in Form der krystallisirten Soda anzuwenden; die Gegenwart der Kohlensäure erschwert jedoch in etwas die Auflösung des Harzes, da sie zunächst ausgetrieben werden muß, ehe die SeifenbildungDie Ausdrücke Harzseife und Seifenbildung sind unpassend, denn sie geben zu dem Glauben Veranlassung, als finde bei der Einwirkung von Alkalien aus Harz derselbe Proceß statt, wie bei der Einwirkung von Alkalien auf Oele und Fette, aus welcher die Seifen hervorgehen. Dieß ist jedoch nicht der Fall, denn bei dem Seifenbildungsproceß werden Oele und Fette zunächst in Säuren (Stearinsäure, Margarinsäure und Oleinsäure) verwandelt, die sich mit dem Alkali zu einem Salzgemisch verbinden, welches den Namen Seife führt, wohingegen das Harz sich unmittelbar mit dem Alkali verbindet. stattfinden kann: daher man auch sehr häufig vorgeschrieben findet, die Soda vor dem Zusatz von Harz auf gewöhnliche Weise durch Behandlung mit Kalk kaustisch zu machen; allein da die Anwendung von kohlensaurem Natron bei der Leimkochung ebenfalls nur in höchst geringem Grade eine erhöhte Aufmerksamkeit und Sorgfalt erheischt, und andererseits durch das Kausticiren leicht Verunreinigungen von Kalk oder organischen, die Lauge braun färbenden Substanzen veranlaßt werden, ist es vortheilhafter, das Kausticiren der Soda zu unterlassen. Das Stärkmehl spielt bei der Bereitung des vegetabischen Leimes eine sehr untergeordnete Rolle, und kann bei möglichst sorgfältiger Darstellung der Harzseife ohne Nachtheil gänzlich weggelassen werden; es gibt der Flüssigkeit im Allgemeinen eine schleimigere Beschaffenheit, so daß der durch die Alaunauflösung veranlaßte Niederschlag sich langsamer senkt und demzufolge gleichmäßiger und vollständiger mit der Faser verbindet; daher denn auch bei Anwendung von Stärkmehl eine geringere Quantität Leim nothwendig ist als im entgegengesetzten Falle. Dagegen wird ein aus braunem Harz dargestellter dunkler Leim durch Stärkmehl heller in Farbe und zur Leimung feinerer Papiere geeigneter, und endlich dient das Stärkmehl ganz besonders, um Fehler bei der Leimbereitung zu verbergen und unschädlich zu machen. – Die oben zur Bereitung der Harzseife angegebenen Verhältnisse nämlich beziehen sich natürlich auf reine Materialien, und namentlich auf reine krystallisirte Soda, die mithin mindestens 37 Proc. kohlensaures Natron enthält. Hat man nun eine schwächere Soda angewendet, deren Natrongehalt zur vollständigen Auflösung des Harzes unzureichend war, oder wurde das Kochen zu gleichem Zwecke nicht hinreichend lange fortgesetzt, so veranlaßt das nicht aufgelöste Harz ein starkes Ankleben des Papiers an den Walzen der Maschine, wodurch die Arbeit sehr erschwert und viel Ausschuß erzeugt wird, so wie nach dem Trocknen eine Menge kleiner durchsichtiger Flecken im Papier. Diesen beiden Uebelständen wird durch einen Zusatz von Stärkmehl vorgebeugt, die klebrigen Harztheilchen umgeben sich dann in der stärkehaltigen Flüssigkeit mit Mehltheilchen, wodurch sie die Klebrigkeit gegen andere Körper verlieren, während ihnen zugleich ihre Durchsichtigkeit nach dem Erstarren genommen wird. Geringere Grade von Festigkeit werden durch Anwendung gewöhnlicher Seifen erreicht, welche man gleich der Harzverbindung zersetzt; stearinsaure und margarinsaure Thonerde sind es alsdann, welche sich um die Papierfaser legen, die Poren des Papiers ausfüllen und das Eindringen von Flüssigkeiten verhindern. In neuerer Zeit dürfte jedoch nur selten diese Art der Leimung vorgenommen werden, da man durch geringe Quantitäten vegetabilischen Leimes dasselbe Resultat sicherer und mit geringeren Kosten erreicht. Nur die Wachsseife wird ihrer reinen Weiße wegen noch hier und da bei der Anfertigung feiner Schreibpapiere angewendet. Man stellt diese Wachsseife nach Canson auf folgende Weise dar: zwei Gewichtstheile kaustischer Natronlauge von 5° Beaumé werden mit einem Gewichtstheil weißen Wachses so lange gekocht, bis eine vollständige Auflösung des letzteren erfolgt ist, worauf man dieselbe in das drei- bis vierfache Gewicht kochenden Wassers gießt, und mit dieser Flüssigkeit drei Gewichtstheile Stärkmehl, welches, um Klumpenbildung zu vermeiden, vorher mit kaltem Wasser angerührt worden ist, durch anhaltendes Umrühren so innig wie möglich vermengt. Von dieser Leimflüssigkeit fügt man dem Zeuge im Holländer so viel zu, daß auf die Leere 1 Pfd. Wachs und 2 Pfd. Natronauflösung kommen, und bewirkt die Zersetzung durch Zusatz von 1 Pfd. Alaun im aufgelösten Zustande. Man hat den in der Masse geleimten Papieren mehrere nicht unbegründete, auf ihre absolute Festigkeit und Oberflächenbeschaffenheit Bezug habende Vorwürfe gemacht, die hier etwas genauer betrachtet zu werden verdienen, zumal man geneigt gewesen ist und stellenweis noch ist, dieselben auf das Maschinenpapier überhaupt zu übertragen. – Unter absoluter Festigkeit ist der Widerstand zu verstehen, welchen ein Papier dem Zerreißen entgegensetzt, und es ist dieselbe mithin verschieden von dem was man den Angriff oder den Klang des Papiers nennt. Letzterer wird durch die Art und Weise des Trocknens bedingt und hängt mit einem gewissen Grade von Sprödigkeit zusammen, welchen das Papier bei schnellem Trocknen erhält, und ganz besonders wenn es hierbei in einem sehr gespannten Zustande sich befindet. Die absolute Festigkeit hingegen hängt bei sonst gleich guter Beschaffenheit des Ganzzeuges von der innigen und vollständigen Verfilzung der einzelnen Fasern ab, und eine kurze Ueberlegung läßt leicht erkennen, welchem Papiere, dem in der Masse oder dem im Bogen geleimten, in dieser Beziehung der Vorzug gebührt. Bei dem in der Masse geleimten Papiere hatte sich die Leimsubstanz, die Verbindung von Harz und Thonerde, auf die organische Faser bereits niedergeschlagen, noch ehe dieselbe auf die Maschine gelangte; dieselbe hat dadurch ihre natürliche Weichheit, Biegsamkeit und Anziehung für das Wasser verloren; durch das Rütteln des Metalltuches geht das Wasser leicht fort und die einzelnen Fasern legen sich nebeneinander, ohne sich ineinander zu verschlingen. Dagegen bei dem im Bogen geleimten Papiere hat die organische Faser, aus welcher der Bogen gebildet wird, wenn sie auf die Maschine kommt, noch alle ihre ursprünglichen Eigenschaften; sie ist weich, biegsam, zur Bildung von Löckchen geneigt und durch und durch von Wasser imprägnirt, welches sie hartnäckig zurückhält. Daher bildet (unter der Voraussetzung eines gutgemahlenen Ganzzeuges) die Gesammtmasse der Fäserchen einen langen, breiigen, das Wasser stark zurückhaltenden Stoff, welches letztere durch das Rütteln des Metalltuches der Maschine nur langsam entweicht und den einzelnen Fasern hinreichend Zeit läßt, der rüttelnden Bewegung folgend, sich nach allen Richtungen hin ineinander zu verschlingen und zu verfilzen. Es ist somit klar, daß von aus gleich gutem Stoff gefertigten Papieren das ungeleimte eine größere Festigkeit besitzen wird als das in der Masse geleimte, und daß dieß ganz allgemein der Fall ist, es mag das Papier auf der Maschine oder mit der Hand gefertigt worden seyn. Erhält aber das bereits fertige Papier noch einen thierischen Leim, so wird dadurch von Neuem seine Festigkeit vermehrt, denn wie bereits auseinandergesetzt, bildet dieser Leim nach dem Trocknen auf beiden Seiten des Papiers eine zusammenhangende Schicht thierischer Gallert, welche natürlich dem Zerreißen ebenfalls einen gewissen Widerstand entgegensetzt, der als eine Vermehrung der absoluten Festigkeit des Papiers betrachtet werden muß. Die Erfahrung bestätigt vollkommen die Richtigkeit der hier aufgestellten Behauptungen, denn nach angestellten Versuchen ist die Festigkeit des in der Masse geleimten Papiers durchschnittlich um 25 Proc. geringer als die des im Bogen geleimten.Napier's Encyclopaedia britanica Bd. 96. Ebenso übt, wenigstens für gewisse Zwecke, die Leimung in der Masse einen nachtheiligen Einfluß auf die Beschaffenheit der Oberfläche des Papiers aus. Bei dem mit thierischem Leime geleimten Papiere gleitet die Feder über den Gallertüberzug, bei dem in der Masse geleimten über die Papiermasse selbst. Beim Schreiben mit der Gänsefeder ist dieser Unterschied von geringer Bedeutung, ja, falls die Leimung zu stark oder das Satiniren übertrieben worden war, kann es sich auf dem thierisch geleimten Papiere weniger angenehm schreiben als auf in der Masse geleimtem, allein ist jenes unbedingt diesem vorzuziehen beim Gebrauch von Stahlfedern und bei allen mit dem Zeichnen zusammenhängenden Operationen, dem Tuschen, Färben, dem Gebrauch der Reißfeder und des Gummi. Letzteres besonders ist der wahre Probirstein für eine feste compacte Oberfläche. Beim in der Masse geleimten Maschinenpapier setzen sich Fäserchen in die Reißfeder, die Ränder der starken Striche werden nicht so scharf; beim Färben und Tuschen sinkt die Flüssigkeit zu schnell ein und das Gummi greift, wenn man eine Stelle nur etwas anhaltend damit reibt, die Oberfläche an, macht sie wollig, nimmt feine Striche der Reißfeder weg etc. Beim Zeichnenpapier zeigt sich demnach der Vortheil der thierischen Leimung und Lufttrocknung am evidentesten, und jeder, der sich mit Zeichnen beschäftigt, wird hiervon zu sagen wissen. Diese allen in der Masse geleimten Papieren in gleicher Weise anhängenden nachtheiligen Eigenschaften haben die englischen Fabrikanten veranlaßt, auch bei Maschinenpapieren die alte Leimmethode beizubehalten. Sie haben jedoch durch Einführung allerdings kostspieliger aber sehr zweckmäßiger Vorrichtungen es verstanden, den durch das Eintauchen der Bogen in die Leimauflösung und durch langsames Trocknen verursachten Zeitverlust fast auf Null zu reduciren. (Man vergl. über diese Vorrichtungen polytechn. Journal Bd. CIV S. 370.) In Deutschland, wo hauptsächlich nur billiges Fabrikat auf guten Absatz rechnen kann, hat die Kostspieligkeit des englischen Verfahrens die Fabrikanten von der Niederlage ihrer überseeischen Collegen abgeschreckt und sie vielmehr veranlaßt eine Methode aufzusuchen, welche die Vortheile beider bisher üblichen in sich vereine, nämlich Leichtigkeit und Billigkeit der Ausführung mit Festigkeit und tadelloser Oberflächenbeschaffenheit des Fabrikats. Man glaubte diese Resultate erreicht, wenn es gelänge, den thierischen Leim als Massenleim zu benutzen. Vornehmlich waren es in neuester Zeit die Besitzer der wohl renommirten Papierfabrik Spechthausen bei Neustadt-Eberswalde, Gebr. Ebart, welche derartigen Versuchen manche Opfer brachten, und nachdem sie bereits im Jahre 1845 ein Patent auf die Erfindung, Papier mittelst Thierleims in der Masse zu leimen, acquirirt hatten, in einem Rundschreiben im December 1847 erklärten, daß es ihnen zwar nicht gelungen sey, die Schwierigkeiten welche sich der Benutzung des reinen animalischen Leims auf der Maschine entgegenstellen, ganz zu beseitigen, daß sie aber durch Anwendung dieses Leims und der Harzseife zu Resultaten gelangt seyen, die bei voller Sicherheit des Erfolges auch in Rücksicht auf Oeconomie und bequeme Arbeit nichts zu wünschen übrig lassen, und daß sie um so weniger anstehen ihre Erfahrungen den Papierfabrikanten anzubieten, als das auf solche Weise geleimte Papier, neben den bekannten Vorzügen des thierischen Leims, demselben mehr Klang und größere Festigkeit zu geben, noch die wichtige Eigenschaft besitzt, durch die Gegenwart der Harzseife gegen den Angriff der Würmer geschützt zu seyn. Die HHrn. Gebr. Ebart bieten ihr Verfahren als Geheimniß zum Kauf, und verpflichten auch den Käufer es als solches zu bewahren, es geht indeß aus den Bedingungen des Kaufcontractes hervor, daß sie sich wie bei dem Leimen mit Harzseife des Alauns, so auch hier eines Niederschlagsmittels bedienen, um den thierischen Leim mit der Faser zu verbinden. Nach der chemischen Beschaffenheit der Leimsubstanz ist Alaun als Fällungsmittel nicht zu benutzen. Eine gewöhnliche Alaunauflösung bewirkt in einer Leimauflösung keine Fällung, setzt man aber zu einer alaunhaltenden Leimflüssigkeit eine Auflösung von Kali oder Natron, so fällt Leim in Verbindung mit basisch schwefelsaurer Thonerde nieder. Der Niederschlag sieht indeß wie reine Thonerde aus und dürfte sich schlecht als leimende Substanz bewähren. Dagegen sind unter den mit geringen Kosten zu beschaffenden Substanzen als Niederschlagsmittel anwendbar: Chlorzinn, Gerbsäure, schwefelsaures Eisenoxyd. Chlorzinn, ein auch in der Färberei häufig angewendetes Salz, gibt mit Leim ein weißes, zusammenhängendes, sehr elastisches Coagulum, während Gerbsäure in der Leimauflösung einen weißen käseartigen Niederschlag erzeugt. Bei Anwendung von Gerbsäure dürfte ein Zusatz von Alaun oder irgend einem Thonerdesalz die Befestigung des Leims auf der Faser sehr begünstigen. – Eine Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxyd bewirkt in der Leimauflösung bei gewöhnlicher Temperatur keinen Niederschlag, erhitzt man aber die Flüssigkeit oder vermischt sie mit einer alkalischen Lauge, so fällt ein röthlichgelber zusammenbackender Niederschlag, welcher eine Verbindung von Leimsubstanz mit schwefelsaurem Eisenoxyd ist. Dieser Niederschlag ist allerdings etwas stark gefärbt, allein die Untersuchung der Asche eines auf diese Art geleimten Papieres ergab neben Thonerde einen so starken Eisenoxydgehalt, daß solcher nicht als zufällige Beimengung betrachtet werden kann und daher unbedingt ein Eisensalz als Niederschlagsmittel benutzt wurde. Ganz abgesehen aber davon, welches Niederschlagsmittel sich als das vortheilhafteste bewähren möge, so geht doch schon aus der Theorie, welche wir von beiden Leimmethoden entwickelt haben, hervor daß weder dieser noch irgend ein anderer Massenleim dem Papier alle diejenigen Eigenschaften in gleichem Grade ertheilen kann, welche die Leimung im Bogen ihm gibt. Denn lassen wir es einstweilen, bis zahlreichere Versuche vorliegen, dahingestellt, ob nicht der auf die Faser niedergeschlagene Thierleim ebenso wie die Harzseife einer innigen Verschlingung oder Verfilzung hinderlich ist, und glauben es den Gebr. Ebart, daß das nach ihrer Methode geleimte Papier an Festigkeit keinem anderen nachstehe, so ist es doch rein unmöglich daß es diejenige Oberflächenbeschaffenheit besitze, welche das im Bogen geleimte als Zeichnenpapier so gesucht macht. Denn wie schon erwähnt, der gewöhnliche thierische Leim ist eine Auflösung von Gallert in Wasser, daher jene diesem überall hin folgt, bis sie durch Verdampfung des letzteren an der Oberfläche des Papiers getrennt worden und die Gallert nun als eine zusammenhängende Schicht zurückbleibt. Der Ebart'sche Leim hingegen ist wie die Harz-Thonerde ein unauflöslicher Niederschlag, der sich auf der Faser befestigt und das Wasser entweichen läßt, ohne ihm auf die Oberfläche zu folgen; diese bietet daher wiederum Berg und Thal dar, erschwert die Wegnahme der Zeichnung durch Gummi, und kann an radirten Stellen durch einen nassen Schwamm die frühere Glätte nicht wieder erhalten. Da überdieß diese Leimungsmethode kostspieliger ist als die mittelst Harzseife, so ist es sehr fraglich, ob sie je einer ausgedehnten Anwendung sich erfreuen wird.Eine Probe des nach der neuen Methode geleimten Papiers wurde übrigens durch Jodkaliumkleister sehr stark gefärbt und scheint mithin viel freies Chlor oder freie Säure zu enthalten.