Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. , S. 314
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Das preußische Zündnadelgewehr. Ueber das in diesem Bande des polytechn. Journals S. 25. besprochene Zündnadelgewehr theilt die Allgemeine Zeitung vom 5. August folgendes Nähere mit: Das Zündnadelgewehr ist etwas kürzer wie die gewöhnliche Muskete, das Bajonnett aber um so viel länger, was sich demnach ausgleicht. Der Lauf ist mit vier Zügen fünfviertelmal gewunden und vorn an der Mündung etwas enger wie hinten. Die Patrone und die Pulverladung, bestehend aus dem Zündspiegel und der Spitzkugel, wird hinten eingeladen und liegt vor einer Batterie, die beim Losdrücken eine ungefähr 3 Zoll lange Nadel durch das Pulver in den Zündspiegel treibt und ihn durch diese Friction entzündet. Die Kugel, etwas größer wie die hintere Oeffnung des Laufs, wird gewaltsam hineingepreßt und erhält hiedurch die volle Gewalt einer wohlgepflasterten Büchsenfugel – der Soldat kann ohne abzusetzen in der Minute 6 bis 8mal mit Bequemlichkeit laden und abfeuern, und die Kugel tödtet noch auf 1000 Schritt ihren Mann Natürlich hört hier die Sicherheit des Schusses auf, doch hat ein guter Schütze mit dem Zündnadelgewehr auf 800 Schritt seinen Mann noch ziemlich sicher. Auf dem Laufe befinden sich die Visire, die er nach Belieben anwenden kann. Kernschuß ist auf 400 Schritte, 1stes Visir auf 600, 2tes Visir auf 800 Eckritt. Gegen eine Colonne gewöhnlicher Musketiere sind die Wirkungen dieses Gewehrs ungeheuer. Auf 800 Schritt beginnt die Wirkung der Kugel, auf 400 Schritt erst die Wirkung der Musketenkugel also muß der Feind diese 400 Schritt zurücklegen ehe er sein Feuer wirksam beginnen kann, braucht aber zu dieser Entfernung, auch im schnellsten Schritt. 4 Minuten, in welcher Zeit er aus jedem Spitzkugelgewehr bei 30 Schuß erhält – ebenso bei einem Cavallerieangriff. wo jede Reiterei, um 800 Schritt zurückzulegen, 2 1/2 Minuten wenigstens bedarf, in welchen sie aus einem Gewehr bei 20 Schuß erhalten kann. Was die Artillerie anbelangt, so ist die Wirkung der Kartätsche auf 400 Schritt furchtbar, auf 800 Schritt aber unbedeutend, wodurch der Mann mit dem Zündnadelgewehr im Stande ist die Artilleristen bei ihren Geschützen niederzuschießen, ohne sich einem verheerenden Kartätschenfeuer bloßzustellen. Ein Nachtheil bei diesem Gewehr aber ist, wie schon bemerkt, die Ersetzung der Munition; denn da jeder Soldat nicht mehr wie 60 Patronen zu tragen im Stande ist, so kann er sich in 10 Minuten verschossen haben, was auch einigemal vorgekommen seyn soll, weil die Leichtigkeit des Schnellladens den Soldaten verführt hitzig zu feuern. Die Pulverladung ist sehr gering: nur 7/24 Loth Pulver, beim Percussionsgewehr ist sie 11/2, beim Steinschloß war sie 16/24 Loth. Ueber die Stärke der Röhren aus Gutta-percha. An den Birmingham-Wasserwerken wurden in der letzten Zeit Versuche über die Stärke der Röhren aus Gutta-percha angestellt, um ihre Anwendbarkeit für Wasserleitungen zu ermitteln. Man wählte dazu Röhren von acht engl. Linien Durchmesser; dieselben wurden an dem eisernen Wasserleitungsrohr befestigt und zwei Monate lang einem Druck von 200 Fuß Wasserhöhe ausgesetzt, ohne daß sie dadurch im geringsten litten. In der Absicht, das Maximum ihrer Stärke zu ermitteln, wurden sie mit der hydraulischen Druckpumpe jener Wasserwerke verbunden, deren regelmäßige Belastung 250 Pfd. auf den Quadratzoll beträgt. Dabei blieben die Röhren unversehrt; man steigerte nun den Druck auf 337 Pfd., und zum Erstaunen der Anwesenden blieben die Röhren selbst dann noch unversehrt. Man wollte nun den Druck auf 500 Pfd. steigern, fand aber, daß der Hebel des Ventils keine stärkere Belastung mehr ertrug. Die höchste Kraft der hydraulischen Druckpumpe vermochte also die Röhren nicht zum Bersten zu bringen. Da die Gutta-percha etwas elastisch ist, so konnten sich die Röhren bei dem angewandten außerordentlichen Druck schwach ausdehnen, nahmen aber beim Aufhören desselben ihren früheren Durchmesser wieder an. (Mechanics' Magazine, 1849 Nr. 1352) Ueber die Anfertigung geschliffener Krystallwaaren mit eingeschlossenen, scheinbar aus mattem Silber oder mattem Gold bestehenden Wappen, Brustbildern und dergl. Man sieht häufig geschliffene Krystallwaaren, welche an einer Facette oder sonst passenden Stelle, mitten in der Glasmasse der Wand, einen Kopf oder eine Figur en relief scheinbar aus mattem Silber oder mattem Gold enthalten. Diese Kunst ist von einem böhmischen Glasmacher erfunden worden, als dieser zufällig einen ähnlichen Silberglanz auf dem filzigen Blatte eines Gewächses betrachtete, worauf ein Wassertropfen stand. Es gelang ihm, denselben Effect in Glas und zwar auf die folgende, noch jetzt gebräuchliche Weise hervorzubringen. Man fertigt zuerst einen flachen Abdruck der betreffenden Figur von Pfeifenthon oder Porzellanmasse, welche en bisquit gebrannt werden, also eine matte Oberfläche haben. Diese Abdrücke werden nun auf die dazu bestimmte Stelle des bereits geformten Gefäßes aufgedrückt und dann mit einer Lage rothwarmen Glases derselben Gattung überzogen. Dieses Ueberziehen muß so geschehen, daß weder Luftblasen mit eingeschlossen werden, noch Rampen oder Wellen entstehen, und erfordert eine bedeutende Geschicklichkeit Nach dem Kühlen wird das Ganze geschliffen und polirt und dadurch der eingesetzte Abdruck in scharfen Umrissen sichtbar, welcher dann aufs Täuschendste das Ansehen von mattem Silber hat. Das Glas liegt nämlich nur dem Scheine nach dickt auf der Thonfläche und berührt in Wirklichkeit nur die hervorragenden Punkte dieser matten Fläche, so daß eine gleichmäßige und dünne Luftschicht mit eingeschlossen bleibt. Der Glanz der inneren Oberfläche des Glases gibt das silberartige Ansehen. Gibt man dem Glasüberzuge eine passende gelbe Farbe, so erhält er das Ansehen des matten Goldes. (Handwörterb. d. rein. u. angewandt. Chemie, Bd. III S. 586.) Ueber die Anfertigung der sogenannten reticulirten Glaser und Millefioriarbeiten; von Prof. Knapp. Die Wiedererfindung und Ausbildung dieser verloren gewesenen Kunst verdankt man den Bemühungen Pohl's auf den Hütten des Grafen Schafgotsch in Böhmen. Reticulirte Gläser nennt man solche Glaswaaren, welche in ihrer Masse, z.B. in dem Fuße von Stengelgläsern, ein netzförmiges Gewebe eingeschlossen enthalten, welches aus kleinen Luftbläschen besteht, die in regelmäßige sich kreuzende Reihen geordnet sind. Damit man solche Verzierungen beliebig anbringen kann, hat man stets hohle Glaskegel oder kegelförmige Röhren vorräthig, welche eine solche netzförmige Anordnung bereits enthalten, und an passende Stellen der Arbeiten jedesmal eingefügt werden können. Dennoch ist der Hauptgegenstand eigentlich nur die Anfertigung dieser Röhren, welche damit beginnt, daß man kleine enge Glasstäbchen um eine Form herum zu einem Hohlcylinder zusammenstellt und in dieser Stellung nachher mit Glasmasse befestigt. Die Hohlcylinder werden nun angewärmt, bis die einzelnen Stäbchen an einander haften, und an der Pfeife zu einem Kegel verlängert und zugleich schraubenförmig gewunden; die Hälfte durch Drehung nach rechts, die andere Hälfte nach links. Dadurch, daß man nun je zwei Hohlkegel von entgegengesetzter Windung in einander schiebt, und bis zur gänzlichen Vereinigung anwärmt, wird jedesmal da, wo die Stängelchen sich kreuzen, ein Luftbläschen eingeschlossen, was natürlich sehr regelmäßig durch die ganze Masse geschieht, und das netzförmige Gewebe hervorbringt. Das Wesen der Millefioriarbeiten besteht in einer symmetrischen Zusammenstellung verschiedenfarbiger Glasfäden. welche eben so wie in dem vorigen Falle in die Masse der verzierten Glaswaaren eingeschmolzen sind. Sie erscheinen dem Auge entweder als bunte, rankende, spiralartige Linien, oder es beruht der Effect nur darin, daß dem Auge der Querschnitt jener zusammengeordneten Fäden geboten wird, welcher Sterne, Blumen und beliebige andere Figuren darstellt. Zur Ausführung von Millefioriverzierungen hat man sogenannte Elemente vorräthig, nämlich einfache aber vollkommen fertige, derartige Anordnungen, welche dann jederzeit und an jeder beliebigen Arbeit angebracht und combinirt werden können. Die Herstellung der Elemente geschieht folgendermaßen: Man verfertigt cylindrische Stäbe von verschiedenen Farben und heftet diese bündelweise zusammen, so daß beispielsweise einer den Mittelpunkt, und sechs im Kreise herumstehende die Peripherie bilden. Man füllt nun die Zwischenräume dieser Bündel solid mit einer je nach den Umständen farblosen oder dunkelfarbigen Glasmasse aus, welche den Grund bildet. (Dieß ist eine schwierige und zugleich umständliche Operation, weil keine Luftblasen bleiben dürfen.) Das Ganze ist nunmehr vermittelst der Grundmasse zu einem einzigen soliden Stab vereinigt, welcher alle einzelnen Theile, aber in kolossalem Maaßstabe, enthält. Sein Querschnitt enthält in einfarbigem Grund (um obiges Beispiel beizubehalten), sechs bunte Kreise im Ring und einen in der Mitte. Wird es nun bis zum Erweichen aufgewärmt und bis zur Dicke einer Federspule ausgezogen, so wird sich im Querschnitt nichts ändern als die Dimensionen; er wird sich verjüngen, die Unregelmäßigkeiten müssen für das Auge verschwinden, und die Zeichnungen werden mit unglaublicher Regelmäßigkeit und Schärfe hervortreten. Statt einfarbiger Stäbe kann man zu diesen Elementen auch mehrfarbige nehmen, z.B. solche, die aus drei Bändern, einem weißen, rothen und blauen zusammengesetzt sind. Werden die Elemente während des Ausziehens gedreht, so entstehen in einander geschachtelte Spiralen, welche wieder vielfacher Abänderung fähig sind. Endlich kann man durch Zusammenstellung dieser Elemente, wie Anfangs, Elemente vom zweiten Grade erzeugen u.s.f. Man wird nicht verkennen, daß in diesen Elementen und in ihrer Construction das Princip der Vervielfältigung enthalten ist, denn da alle Querschnitte gleiche Zeichnung geben, so kann diese Zeichnung so oft erhalten werden, als sich von einem Elemente Querschnitte machen lassen. Werden in die Masse eines Glasgefäßes, z.B. eines Flacons, ringsum solche Elementenabschnitte eingedrückt, so ist die Oberfläche nach dem Schliff mit den regelmäßigsten Blumen, Sternen u.s.f. besäet. Dieß ist Millefiori im engeren Sinne Man hat Elemente, deren Querschnitt jedesmal ein Familienwappen darstellt, woraus man Hemdknöpfe u.s.w. verfertigt. Die eigentlichen Millefioriarbeiten sind sehr kostspielig, weil in der Regel viele zu Grunde gehen, denn unter allen Glasmassen ist diese am wenigsten homogen und reißt daher am leichtesten. Die Scherben mit dem theuer gefärbten Glase sind jedesmal verloren, und können wegen der vielen Farben nicht mehr eingeschmolzen werden. (Handwörterbuch d. rein. und angewandt. Chem. Bd. III S. 583.) Ueber Fabrication künstlicher Bausteine. Es ist bekannt, daß man bereits an mehreren Orten Bausteine gewinnt, indem man hydraulischen Kalk mit Wasser zu einem Brei anmacht, demselben Kies u.s.w. zusetzt und die Masse alsdann in geeignete Formen gießt, aus welchen die Steine nach dem Erhärten herausgenommen werden. Diese künstlichen Bausteine empfehlen sich namentlich wegen ihrer Leichtigkeit und Wohlfeilheit sehr, weßhalb sie auch bereits viel benutzt werden, jedoch bei weitem noch nicht so. wie sie es verdienen. Folgende Vorschrift zur Fabrication künstlicher Bausteine rührt von einem Praktiker her, welcher solche Steine in bedeutender Ausdehnung fabricirt. Der hydraulische Kalk wird in einen Korb, der ungefähr 1/8 Tonne faßt, gebracht, und alsdann so lange in ein Gefäß mit Wasser eingetaucht, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Man nimmt hierauf den Korb aus dem Wasser heraus, läßt letzteres ablaufen und bedeckt ihn mit einem umgekehrten eisernen Kessel, welcher etwa 12 Eimer faßt Den auf dem Boden stehenden Rand des Kessels bestreut man ringsum mit Asche, damit kein Luftwechsel unter demselben stattfinden kann. So läßt man den Kalk 12 Stunden stehen, nach welcher Zeit er in ein feines klares Pulver umgewandelt ist und nun zur Fabrication der Steine verwendet werden kann. Man mischt nun 1 Theil von diesem Kalkmehl mit Wasser, so daß das Ganze einen dünnen Brei bildet, und setzt hierauf 2 1/2 Theile Kies und 1/2 Theil (dem Gewichte nach) Asche von Steinkohlen, Torf oder ausgelaugte Holzasche hinzu. Nachdem diese Masse gut durchgearbeitet worden ist, so daß sie ganz gleichmäßig erscheint, rührt man noch so viel Wasser ein, daß die ganze verwendete Wassermenge 4 Theile beträgt und gießt sie in die Formen, worin sie bald erhärtet. Eine noch leichtere Sorte künstlicher Steine, welche an manchen Orten den Namen „künstliche Tuffsteine“ führen, wird erhalten, wenn man der Masse eine leichte Erde zusetzt, z.B. gemahlene Muschel- oder Austerschalen u.s.w. Man setzt dann die Masse zusammen aus: 1 1/4 Theil hydraulischem Kalk, 2 1/2 Theilen von der erwähnten leichten Erde, 1 1/2 Theilen Asche von Torf u.s.w., und 5 Theilen Wasser. Die Formen, in welche die Masse eingegossen wird, verfertigt man aus tannenen Brettern. Der Boden derselben ist circa 6 bis 7 Fuß lang, die Seitenstücke ungefähr 5 1/2 Zoll hoch. Durch eingeschobene Seitenstücke, die durch Querriegel vermittelst Keilen zusammengehalten werden, wird diese Form in sechs Abtheilungen getheilt Sehr kurze Zeit nach dem Füllen der sechs Formen mit der erwähnten Masse werden die Keile an den Querriegeln gelöst, die Seitenstücke hinweggenommen und die Steine auf dem Boden der Formen so lange liegen gelassen, bis sie so weit getrocknet sind, daß man sie, ohne ihre Form zu ändern, zum vollständigen Austrocknen unter frei liegende Schuppen bringen kann. (Polytechn. Wochenblatt, 1849 S. 96.) Ueber das Sehen durch Fernrohre. Hr. Emil Véron hat sich durch eine von ihm öfters beobachtete Erscheinung, die Astronomen aber vielleicht nicht neu ist, zur Aufstellung folgenden, allerdings paradox klingenden Satzes veranlaßt gefunden: um die Gegenstände mit einem Fernrohr deutlicher zu sehen, richtet man dieses, mit bloß einem Auge hindurchsehend auf seinen Gesichtspunkt, öffnet dann das zweite Auge unter fortgesetzter Beobachtung des Gegenstandes mit dem ersten Auge, und Betrachtung des Raumes mit dem zweiten mit unbestimmtem Blicke. Das Unterscheidungsvermögen des Gesichts wird dadurch um ein Viertheil oder Fünftheil verschärft. Comptes rendus, Juni 1849, Nr. 24.) Ueber Reece's Behandlung des Torfs zur Gewinnung von Kerzenmaterial. Der Chemiker Rees Reece in London, hat sich seine im vorhergehenden Heft des polytechn. Journals S. 237 erwähnte Behandlung des Torfs am 23. Jan. d. J. in England patentiren lassen. Das Mechanics' Magazine vom 28. Juli d. J. theilt aus der Patentbeschreibung folgendes mit: „Die Verbrennung des Torfs wird mittelst eines Gebläses durch kalte oder heiße Luft bewirkt; die Verbrennungsproducte leitet man durch ein weites hydraulisches Rohr und aus diesem durch eine Reihe von engeren condensirenden Röhren. In letzteren bleibt ein Rückstand, aus welchem man durch Destillation Paraffin (Kerzenmaterial) sowohl in festem als flüssigem Zustand gewinnt. Der feste Theil wird dann in Stearinpressen gebracht, um alles flüssige Paraffin, welches er noch enthält, daraus abzusondern, worauf er zu Kerzen geformt werden kann. Der flüssige Theil wird als Oel zum Brennen in Lampen verwendet.“ Als Patentrecht wird diese Behandlung des Torfs anstatt der Destillation, ferner das Verfahren zum Reinigen des Paraffins, in Anspruch genommen. Wir behalten uns vor, die vollständige Patentbeschreibung mitzutheilen, sobald sie im Repertory of Patent-Inventions oder London Journal of arts erscheint. Ueber die Wirkung des Kohlenoxydgases auf den Kornwurm. Versuche, welche Barruel mit dem Kornwurm, sowohl den ausgebildeten Insecten, als den Larven im Weizen, in Erbsen etc. anstellte, indem er sie in unreines Kohlenoxydgas (durch Behandlung von Oralsäure mit Schwefelsäure bereitet) brachte, ergaben, daß der Kornwurm augenblicklich erstickt; durch Zutritt der Luft zwar wieder zum Leben kommt, aber 48 Stunden in jenem Gas gelassen, völlig getödtet ist. Von den Versuchen die er mit den Eiern des Kornwurms anstellte, sind die Resultate noch nicht veröffentlicht. Die Entdeckung dieses Mittels dürfte für die Praxis Nutzen versprechen. (Comptes rendus, Juli 1849, Nr. 4.) Die Seidentrocknungsanstalt in Zürich. Ueber die Conditionirung der Seide enthalten die Verhandlungen der technischen Gesellschaft in Zürich ausführliche Mittheilungen von dem Oberstl. Weiß, in denen zuerst die Geschichte dieser Conditionirung ausführlicher mitgetheilt, und bei den Anstalten von Lyon und Elberfeld länger verweilt wird. Hierauf wird die im Jahre 1847 in Zürich errichtete Anstalt beschrieben, worüber wir folgendes mittheilen: Diese Seidentrocknungsanstalt ist von der Regierung als diejenige Anstalt anerkannt, welche das Handelsgewicht roher Seide auf Anrufen eines Betheiligten mit öffentlicher Glaubwürdigkeit zu ermitteln hat, gegen Entrichtung der festgesetzten Gebühren, in der Meinung, daß die Benutzung der Anstalt Jedermann frei stehen und Niemanden obligatorisch seyn soll. Sie ist der Oberaufsicht der Gewerbssection unterstellt. Das erforderliche Capital wurde vorläufig auf 10–12000 Fl. festgesetzt und durch 120 Actien zu 100 Fl. ermittelt. Die Vorsteherschaft besteht aus 5 Mitgliedern, nämlich 3 Fabrikanten und 2 Seidenhändlern aus der Zahl der Actionäre. Die Anstalt wird durch einen Director und das unter seinen Befehlen stehende Personal, einen Gehülfen, 2 Knechte und 1 Heizer verwaltet, ist an den Werktagen von Morgens 7–12 Uhr und von 2–7 Uhr Abends geöffnet. Die Empfangsstunden für Seide sind auf Morgens 8–11 Uhr und Nachmittags 2–5 Uhr festgesetzt. Die Conditionirung geschieht nach der Reihenfolge der Einlieferung. Jede zur Trocknung eingelieferte Partie Seide muß mit einem Scheine des Versenders begleitet seyn, wogegen derselbe ebenfalls einen Empfangschein von der Anstalt erhält. Die eingelieferte Seide wird sofort brutto gewogen und die Tara ermittelt. Beide Abwägungen werden vom Director und seinem Gehülfen unabhängig von einander, auf verschiedene Art abgelesen und von jedem besonders gebuchet. Während der Ballen möglichst rasch ausgepackt wird, wählt der Director in der Regel 30 Stränge zur Probe aus, welche er in 3 Bündel sortirt, so daß in ihnen die veschiedenen Theile des Ballens in gleichem Verhältnisse repräsentirt sind. Nachdem diese Probestränge gezogen sind, wird die übrige Seide in einen Sack verpackt, versiegelt und mit Begleitschein an ihre Bestimmung versendet. Die drei Probebündel, deren jeder nicht unter 250 und nicht über 750 Gramme wiegen darf, werden einzeln unmittelbar nach der Auswahl durch 2 Beamtete der Anstalt einer zweimaligen Abwägung auf 2 Waagen unterworfen. Das Gewicht, welches bei 15 Centigrammen übereinstimmen muß, wird doppelt gebucht. Der Berechnung wird aber das Resultat der ersten Abwägung, insofern deren Richtigkeit durch die zweite Abwägung constatirt ist, zu Grunde gelegt. Es ist dem Verkäufer sowie dem Ankäufer der Seide gestattet, dem Ziehen der Loose, sowie den erwähnten Abwägungen beizuwohnen. Nun werden 2 der vorhandenen Probebündel in 2 besonderen Apparaten nach Talabot'scher Construction bei einer Temperatur von 105° à 108° C. der Austrocknung unterworfen; der dritte Probebündel hingegen wird vorläufig in eine verschlossene Schieblade zurückgelegt. Nachdem die Probebündel bei reglementarischer Temperatur 3 Stunden getrocknet haben, wird ihr Gewicht untersucht und in ein Beobachtungsregister eingetragen. Die Beobachtungen werden nun von halber zu halber Stunde wiederholt, bis die Seide im Verlauf von 4 Stunden weniger als 0,02% am Gewicht verloren, worauf die letzte Abwägung vom Director selbst wiederholt und die Austrocknung als beendigt angesehen wird. Die höchste zulässige Differenz an Gewichtverlust zwischen der ersten Austrocknung der beiden Bündel wird auf 1/3% festgesetzt. Dem Gewichte der also getrockneten Seide werden 11% für zulässige Feuchtigkeit hinzugerechnet und demnach das Handels- oder Conditionsgewicht des Ballons bestimmt. Beträgt die Gewichtsdifferenz zwischen den beiden Bündeln mehr als 1/3%, oder weniger als 1%, so wird auch das dritte Bündel getrocknet. Ueberschreitet alsdann die größte Differenz der drei Austrocknungen nicht 1%, so wird das Mittel derselben der Berechnung zu Grunde gelegt. Würde aber der Unterschied der Austrocknung mehr als 1% betragen, so wird der Ballen Seide, so fern er noch unter Siegel liegt, oder wenn dieß nicht mehr der Fall ist, insofern Verkäufer und Ankäufer darein willigen, einer neuen Behandlung unterworfen. Die Seide wird in solchem Falle zum Zwecke der Ausgleichung auf einer Fläche ausgebreitet und 48 Stunden lang einer möglich gleichmäßigen Temperatur ausgesetzt. Alsdann wird der ganze Ballen zum zweiten Male conditionirt. Ist aber die Seide schon in Händen des Käufers und das Siegel verletzt, willigt ferner der Verkäufer nicht in eine neue Untersuchung, so dient das Mittel der drei Austrocknungen zur gesetzlichen Bestimmung des Handelsgewichts. – Alle Berechnungen werden doppelt und zwar mit Logarithmen und in natürlichen Zahlen ausgeführt. Die Probebündel werden versiegelt dem Käufer zugestellt, und zwei mit Unterschrift des Directors versehene Bescheinigungen über das Resultat der Conditionirung zu Handen von Käufer und Verkäufer ausgefertigt. Ueber den Ein- und Ausgang der Waaren und über die Ergebnisse der Trocknungen werden zwei Bücher geführt. Nur in das eine, welches das Geheimbuch bildet und das vom Director selbst geführt wird, werden Namen von Einsender und Empfänger der Ballen eingetragen; in dem andern, welches durch den Gehülfen geführt wird und zur Einsicht offen steht, werden die Ballen mit ihrer Eintrittsnummer bezeichnet. Dem Director ist zur Pflicht gemacht, das erste durchaus Niemanden vorzuweisen. Die Trocknungsgebühren werden aus dem sich ergebenden Nettogewicht berechnet und zwar von jedem Schweizerpfund ein Schilling. Partien über 40 Pfd. bezahlen 1 Gulden und eine doppelte Trocknung zahlt eine doppelte Gebühr. Die Trocknungsgebühren werden bei einfacher Trocknung zur Hälfte dem Verkäufer und zur Hälfte dem Ankäufer verrechnet; bei einer doppelten Trocknung 3/4 der Doppelgebühr dem Verkäufer, 1/4 dem Ankäufer. Nutzen und Nothwendigkeit solcher Seidentrocknungsanstalten werden am sichersten aus den Resultaten ihres Betriebes erkannt. In Elberfeld sind in den Monaten Januar bis November 1845 wegen übermäßiger Feuchtigkeit durch die Condition in Abrechnung gebracht worden 8207 Pfd. Seide. Das Maximum des Feuchtigkeitsgehalts der eingelieferten Seide betrug 17,15% das Minimum 9,79%, der mittlere Verlust an Eingangsgewicht 2,80%. Die Verhältnißzahl der Repasseurfälle oder dritten Trocknungen verhält sich zur ganzen Zahl der Conditionen wie 1 : 35. In Elberfeld, Barmen und Crefeld geht jährlich für 7 Millionen Thaler Seide aus einer Hand in die andere und es darf der jährliche Consum dieser Städte auf 85000 Pfd. oder ungefähr 6000 Ballen angeschlagen werden. Crefeld arbeitet mit 16 Apparaten, Elberfeld mit 9 Apparaten. In Zürich sind in den Monaten Juli bis Ende December 1847 für übermäßige Feuchtigkeit 2385 Pfund Seide in Abrechnung gebracht worden. Das Maximum des Feuchtigkeitsgehalts hat 14,58%. das Minimum 9,34%, betragen. Der mittlere Verlust an Eingangsgewicht betrug 1,91%, wobei jedoch zu bemerken ist, daß dieser bei Organzins und Grezzes bloß 1,75% betrug, während er bei Tramen auf 2,08% anstieg. Die Verhältnißzahl der dritten Trocknungen stellt sich wie 1 : 34. Aus den übersichtlichen Resultaten ergibt sich auch der bedeutende Einfluß, welchen die feuchtere Jahreszeit auf den Feuchtigkeitsgehalt der Seide ausübt. Die Anstalt besaß ursprünglich 6 Trocknungsapparate, welche indessen bald auf 10 vermehrt werden mußten. Die Direction ist einem zuverlässigen, pflichttreuen Manne anvertraut, der mit der Theorie seiner Abwägungen bekannt ist und zur Ausführung derselben Geschick hat. (Kronauer's technische Zeitschrift, 1849, S. 56.) Ueber Pferdebremsen. Bekanntlich hat das Pferd häufig von Insecten zu leiden, welche unter seiner Haut oder im Magen desselben gefunden werden; dieselben gehören in der Regel der Gattung Oestrus (Bremse) an und zwar Oe. equi, Oe. veterinus und Oe. haemorrhoidalis; es entwickeln sich aber in der Haut des Pferdes auch Geschwüre, welche Aehnlichkeit haben mit jenen der Ochsen, und von der Larve einer andern, der Gattung Hypoderma angehörenden Oestride herrühren, welche von Prof. Joly in Toulouse Hyp. equi genannt wird. Vorzüglich findet sich diese Larve auf Pferden, die in den Monaten Juli und August auf der Weide waren; sie erzeugt kegelförmige, harte Geschwüre vom Riste an bis zum Kreuz mit Einschluß desselben. Erst kurz vor ihrer Verwandlung vermag man durch Zusammendrücken der Pustel mit den beiden Daumennägeln einen wurmförmigen Körper herauszupressen, welcher wie durch einen Federdruck herausspringt. Krankhafte Erscheinungen erzeugt die Hautlarve nicht; doch bewirkt sie gegen das Ende ihrer Entwickelung ein lästiges Jucken, welches durch Waschen mit kaltem Wasser, allenfalls mit Essig gemischtes, auch durch die Mittel, welche man gegen die Hypoderma bovis anwendet, vergeht. (Comptes rendus, Juli 1849, Nr. 4.) Praktisches Mittel, Ameisen zu vertreiben. In dem Nebengebäude unseres Hauses zeigte sich plötzlich eine Menge von Ameisen, welche nach und nach so lästig wurden, daß man Nachforschungen nach ihrem Wohnsitz anstellte. Derselbe ward endlich in einer kleinen Kammer aufgefunden, in der sie zwischen den Fußbodendielen in wahren Legionen hervorkrochen. Sofort wurden alle Anstalten getroffen, das lästige Ungeziefer zu vertilgen. Man ließ siedendes Wasser in die Ritzen gießen und dieselben darauf mit Harz und Leim zustreichen. Aber es dauerte nur wenige Tage, und die Ameisen waren wieder da, hatten sich neue Auswege gegraben. Es wurde nun eine mehrtägige Räucherung mit Schwefel versucht, aber auch diese hatte nicht den erwünschten Erfolg, ebensowenig, wie später eine wahre Ueberschwemmung der Kammer mit verdünntem Vitriolöl. Man hatte sich schon entschlossen, den Fußboden aufreißen zu lassen, als ein alter Bauer den Rath gab eine Anzahl junger Hühner in die Kammer zu sperren. Sechs junge Hühner in die Kammer eingeschlossen, hatten wirklich in Zeit von vier Wochen sämmtliche Ameisen vertilgt und sie kamen nicht wieder. Erst 13 Jahre später zeigten sie sich auf einmal von Neuem; es hatte sich wahrscheinlich in der Zwischenzeit eine junge Colonie in den verödeten Zellen der alten etablirt. Augenblicklich ward wieder zu dem früheren Mittel gegriffen – und es bewährte sich abermals, so daß ich es als untrüglich anpreisen kann. Das radikalste Mittel ist freilich sogleich da, wo man die Ameisen im Hause eingenistet weiß, aufzubrechen und das ganze Nest auszuheben. Gewöhnlich wird man alsdann einen trockenfaulen Balken finden, welchen die fleißigen Insekten so ausgehöhlt haben, daß er einer Honigwabe ähnlich sieht. Ist dieser herausgenommen und ersetzt worden, dann kann man noch als Nachcur die jungen Hühner anwenden, die in wenigen Tagen die Ueberreste der zerstörten Colonie völlig vertilgen. (Mussehls prakt. Wochenbl.)