Titel: Ueber den Einfluß der Boraxsäure bei der Glasbildung; von Hrn. Maes, Krystallglas-Fabricant.
Fundstelle: Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XLIX., S. 276
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XLIX. Ueber den Einfluß der Boraxsäure bei der Glasbildung; von Hrn. Maes, Krystallglas-Fabricant. Aus den Comptes rendus, Oct. 1849, Nr. 17. Maes, über den Einfluß der Boraxsäure bei der Glasbildung. Ich bin schon seit längerer Zeit mit Versuchen über den Einfluß der Boraxsäure auf die Glasbildung beschäftigt. Die Hauptresultate welche bisher erzielt wurden, sind Doppelsalze: 1) von boraxkieselsaurem Kali und Kalk; 2) boraxkieselsaurem Kali und Zink; 3) boraxkieselsaurem Kali und Baryt; 4) boraxkieselsaurem Natron und Zink. Boraxkieselsaures Kali und Kalk wurden zusammengesetzt, um in Steinkohlenöfen in verschlossenen Häfen ein Glas zu erzielen, welches dem besten böhmischen gleichkommt. Hr. Peligot sagt in seinem Bericht über die österreichische Industrie-Ausstellung im Jahr 1845, daß man in Böhmen – um das reinste und dauerhafteste Glas zu fabriciren – auf 100 Theile Kieselerde 12 Theile gebrannten Kalk und nur 28 Theile kohlensaures Kali anwendet. Daraus muß man schließen, daß das Glas um so besser ist, je weniger Kali und je mehr Kalk es enthält. Diese Verhältnisse geben ein Glas, welches bei der Temperatur unserer (der französischen) Glasöfen unschmelzbar ist. Ein Zusatz von einigen Procenten Boraxsäure war hinreichend, um es zum Schmelzen zu bringen, und das Product zeichnete sich durch Klarheit, Glanz und Dauerhaftigkeit aus. Diese Erfahrung veranlaßte mich die Auflösungskraft der Boraxsäure zu benutzen, um in das Glas Basen zu bringen, welche bisher noch nicht angewandt wurden; ich verfertigte daher Glas, einerseits aus boraxkieselsaurem Kali und Zink, andererseits aus boraxkieselsaurem Kali und Baryt. Das Doppelsalz von boraxkieselsaurem Kali und Zink scheint alle Eigenschaften eines reinen und dauerhaften Glases zu vereinigen. Die Schönheit des aus boraxkieselsaurem Kali und Zink bestehenden Glases veranlaßte mich, auch ein solches aus boraxkieselsaurem Natron und Zink darzustellen; dasselbe stand zwar ersterem nach, besaß aber unbestreitbare Vorzüge vor dem bekannten Natronglase. Das aus boraxkieselsauren Doppelfalzen bestehende Glas zeichnet sich durch seine Klarheit und Härte aus; es verdankt diese schätzbaren Eigenschaften der beträchtlichen Verminderung des Gehalts an Kali und Natron, welche in dem gewöhnlichen Glase fast immer in Ueberschuß vorhanden sind; bekanntlich sind aber die zu alkalischen Glassorten nebelig, weich und hygrometrisch. Nach diesen Erfahrungen zweifle ich nicht, daß die Boraxsäure uns in Stand setzt das optische Glas bedeutend zu verbessern, indem man mit Bleioxyd, Wismuthoxyd etc. boraxkieselsaure Doppelsalze von großer Dichtigkeit darstellt.