Titel: Vergleichende Untersuchung des Goldsandes von Californien, Neu-Granada und dem Ural; von Hrn. Dufrenoy.
Fundstelle: Band 114, Jahrgang 1849, Nr. LII., S. 287
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LII. Vergleichende Untersuchung des Goldsandes von Californien, Neu-Granada und dem Ural; von Hrn. Dufrenoy. Aus den Comptes rendus, August 1849, Nr. 8. Dufrenoy's Untersuchung des Goldsandes von Californien etc. Der französische Consul zu Monte-Rey hat dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten eine Sammlung aus Californien überschickt, welche enthielt: 1) zwei Proben goldhaltiger Erde von der Oberfläche des Bodens an zwei Stellen des Sacramento-Thals; 2) Goldsand, wie man ihn nach ziemlich vorgeschrittenem Verwaschen dieser Erde erhält, und worin man deutlich Goldblättchen bemerkt; 3) Stücke der Gebirgsart, welche dieses aufgeschwemmte Thal bildet; 4) zwei stumpfeckige Goldstücke; 5) endlich Goldblättchen von drei verschiedenen Stellen des Sacramento. Goldsand von Californien. Die Goldblättchen Californiens sind viel breiter als diejenigen, welche man beim Verwaschen im Ural und in Brasilien erhält; auch unterscheiden sie sich von letztern durch ihre röthliche Farbe; sie bestehen nach der Analyse von Rivot Annales des Mines, 1848, Bd. XIV S. 105. aus: Gold 90,70 Silber   8,80 Eisen   0,38   –––––   99,88. Die Erde des Sacramento-Thals ist leicht; sie fühlt sich sanft an und gibt beim Reiben magere Theile zu erkennen; sie ist von Farbe hellbraun; die mikroskopische Untersuchung ergibt, daß sie fast bloß aus eckigen und durchsichtigen Quarzstückchen besteht, welche sich leicht zu Klumpen vereinigen und durch ihre Farbe und Durchsichtigkeit einer Salzmasse ähneln; mit unbewaffnetem Auge unterscheidet man darin nur wenige deutliche Körner. Von den erwähnten stumpfeckigen Goldstücken wiegt das von mir untersuchte 47,94 Gramme; seine Farbe ist etwas röthlich und seine Zusammensetzung stimmt mit derjenigen der Goldblättchen nahe überein; es sitzt auf Milchquarz, welcher abgerollt ist und folglich einer langen Reibung ausgesetzt war, jedoch seine allgemeine Form – diejenige einer dicken, platten und unregelmäßigen Ader – beibehielt. Die Schieferstücke aus dem Sacramento-Thal, sowie die Untersuchung des verwaschenen Goldsands, machen es mir wahrscheinlich, daß das Gebirg, worin die Goldadern vorkommen, eher Glimmerschiefer als eigentlicher Granit ist. Die Farbe des californischen Sands ist im Allgemeinen schwarz; man bemerkt auf den ersten Blick, daß das Eisenoxydul (Magneteisenstein) darin vorwaltet. Mittelst des Magnets konnte ich daraus 60 Proc. Eisenoxydul ausziehen und dennoch behielt der Sand seine schwarze Farbe; das Gold hatte sich nun darin mehr angesammelt, daher man auch zahlreichere Blättchen desselben bemerkte. Der Sand, welcher nach dem Ausziehen des Eisenoxyduls zurückblieb, zeigte unter dem Mikroskop oktaedrische Krystalle, welche nach ihrer Form und der Farbe ihres Pulvers dem titanhaltigen Eisenoxydul anzugehören scheinen; sie sind mit wenig Eisenglanz und Mangan gemengt. Ueberdieß enthält dieser Sand viele Krystalle von weißem Zirkon. Der californische Sand enthält ferner Glasopal und Stückchen von hellblauem Corund. Die Körner des verwaschenen Sandes sind groß genug, um sie unter dem Mikroskop gruppiren zu können; diesen Umstand habe ich zu einer mechanischen Analyse desselben benutzt, welche ergab: Eisenoxydul, durch den Magnet ausgezogen   59,82 Titaneisen, Eisenglanz mit einer Spur    Mangansuperoxyd   16,32 Zirkon     9,20 Glasopal   13,70 Corund     0,67 Gold, aus trockenem Wege bestimmt     0,29   –––––   100,00. Goldsand von Neu-Granada. Dieser Sand wurde im Thal Rio-Dolce in der Provinz Antioquia gesammelt; er war fast ganz kristallinisch wie der californische; die Formen der Krystalle von Titaneisen und Zirkon waren sogar noch besser erhalten. Dieser Sand ist mehr grau als schwarz. Der Magnet zog aus ihm nur 34,35 Proc. Eisenoxydul aus; der zurückgebliebene Sand bestand aus Titaneisen, Eisenglanz, Zirkon und Quarz. Ich habe mich bemüht, die Bestandtheile dieses Sandes mit dem Auge unter dem Mikroskop zu schätzen; hienach bestände er aus: Eisenoxydul, durch den Magnet ausgezogen   34,35 Titaneisen und Eisenglanz   15,00 Zirkon   20,00 Quarz   25,00 Corund     1,00 gelblichgrauem Gestein, wahrscheinlich Quarz;    Schwefelkies und Gold     4,65   ––––––   100,00. Goldsand vom Ural. Ich habe zwei Proben von solchem Sand untersucht; die eine wurde Hrn. Becquerel von der russischen Regierung zugeschickt; die andere sammelte Hr. Le Play bei den Goldwaschereien selbst. Erstere Probe ist weniger durch Verwaschen concentrirt als die zweite; sie enthält nur 10 Proc. Eisenoxydul und besteht hauptsächlich aus Quarz. Aus der zweiten konnten durch den Magnet 22,12 Proc. Eisenoxydul ausgezogen werden. Hr. Le Play hat selbst im Ural zahlreiche Versuche angestellt, um den Gehalt des Goldsandes zu ermitteln; er fand, daß man beim Verwaschen desselben höchstens 0,000 000 8 Gold erhält, und daß man noch Sand verwascht, dessen Goldgehalt nur 0,000 0001 beträgt. Der Goldgehalt des mir von Hrn. Le Play übergebenen Sandes betrug 0,002 56; 3200 Kilogr. roher Sand waren auf 100 Gramme verwaschen. Er enthielt verhältnißmäßig viel weniger Quarz (Hyalith, Amethyst und Rauchtopas) als Becquerel's Probe. Sein Hauptbestandtheil ist Titaneisen; er enthält auch Cymophan und weißen Zirkon. Die Körner dieser Varietät Ural'schen Sandes sind gewöhnlich sehr abgerundet, daher sie wohl auf einem langen Wege der Reibung ausgesetzt waren; da ihre Dimensionen ziemlich gleichförmig sind, so konnte ich durch Sortiren eine annähernde mechanische Analyse dieses Sandes anstellen, wornach er besteht aus: Eisenoxydul, durch den Magnet ausziehbar   23 Titaneisen? Mengit? etc.   50 Cymophan   10 Hyalith und verschiedene Varietäten von Quarz   14 Zirkon     3   –––   100. Er enthält außerdem Schwefelkies und Kupferkies. Das spec. Gewicht des Uralsandes fand ich gleich 4,53; es ist etwas größer als dasjenige des californischen Sandes; letzterer enthält mehr Magneteisenstein und Eisenglanz, aber weniger Titaneisen; der merkwürdigste Unterschied ist der große Cymophangehalt des Uralsandes. Sand des Rheins. Ich habe einen Goldsand aus dem Rheinthal untersucht, welchen das naturhistorische Museum in Paris besitzt; es ist weder der Fundort näher bezeichnet, noch sein Concentrationsgrad; letzterer muß aber ziemlich schwach seyn, weil der Magnet nicht ganz 2 Proc. Eisenoxydul daraus zog. Der zurückbleibende Sand enthält noch glänzende schwarze Körner von Titaneisen, welches aber nicht über 3 bis 4 Proc. betragen dürfte. Der Quarz, als verschiedenfarbiger Hyalith, ist der Hauptbestandtheil und muß wenigstens 90 Proc. betragen; unter demselben findet man auch Krystalle von weißem Zirkon. Ueber den wahrscheinlichen Goldgehalt des californischen Sandes. Da man den Goldgehalt des Uralsandes genau kennt, so läßt sich der Gehalt des californischen Sandes darnach mit Wahrscheinlichkeit berechnen. Die Dichtigkeit beider ist ziemlich gleich (4,37 und 4,53); man kann daher annehmen, daß sie durch das Verwaschen so ziemlich in gleichem Verhältniß concentrirt worden sind. Nun enthält der verwaschene Uralsand 0,00256 Gold; der Verwaschene Sand von Californien gab beim Probiren 0,0029 Gold, also nicht viel mehr. Für jene Annahme sprechen auch noch folgende Daten: Rußland producirte im J. 1847 eine Quantität Gold, welche man auf 77 Millionen Francs schätzt, und es sind in diesem Reiche mit dem Verwaschen des Sandes beiläufig 50,000 Arbeiter beschäftigt. Nach den Documenten, welche die amerikanischen und englischen Journale über Kalifornien veröffentlichten, scheint die Goldproduction auf 4 bis 5 Millionen Dollars, also 20 bis 25 Millionen Francs gestiegen zu seyn; die Anzahl der Arbeiter ist 15 bis 16000, nun sind 25 Millionen beiläufig das Drittel von 77, wie 16000 das Drittel von 50000 wären; es würde folglich dieselbe Anzahl von Arbeitern so ziemlich dieselbe Menge Gold produciren; sowie einerseits der Gehalt des verwaschenen Sandes vom Ural und von Californien ziemlich annähernd wäre, würde andererseits die Production per Arbeiter ziemlich gleich seyn; dieß macht es ziemlich wahrscheinlich, daß das goldführende Alluvium Kaliforniens hinsichtlich des Gehalts anderen Goldwäschereien analog ist. Ueber den Verdienst der Arbeiter beim Verwaschen des Goldsandes. Die wichtige Entdeckung der Goldablagerung in Californien kann in der ersten Zeit großen Gewinn bringen, indem die ersten Sucher auf sehr reiche Stellen geriethen, oder aus anderen zufälligen Ursachen; bald wird sich aber eine mittlere Production herstellen, welche den wirklichen Werth dieser Industrie repräsentirt. Nach dem Ertrag der Gruben in Rußland, welcher officiell bekannt ist, können wir annähernd berechnen, wie viel Gold ein Arbeiter täglich ausbeutet; dividirt man nämlich 77 Millionen durch 50 Tausend, so ergibt sich, daß jeder Arbeiter jährlich eine Quantität Gold producirt, welche 1540 Francs entspricht; da nun die Arbeiter schwerlich über 200 Tage im Jahre beschäftigt sind, so beträgt das tägliche Rohproduct eines Arbeiters 7 Fr. 70 Cent. in Gold. Der Vergleich der Goldwäschereien mit der Eisenindustrie fällt offenbar zu Gunsten der letzteren aus; nach den Comptes rendus des Ingenieurs des Mines für 1847 erreichte in diesem Jahre die Production von Roheisen und Stabeisen in Frankreich beiläufig die Summe von 191 Millionen und die Anzahl der bei der Eisenindustrie beschäftigten Arbeiter war 33,000.Nämlichbeim Ausbringen der Erze15000bei den Hohöfen  5000bei den Frischfeuern13000–––––33000. Der Werth, welcher durch jeden Arbeiter in diesem Jahre geschaffen wurde, war also 5788 Francs; da sie aber theils wegen mangelnden Brennmaterials, theils wegen unzureichender Triebkräfte häufig feiern müssen, so dürfte jeder Arbeiter höchstens 250 Tage im Jahr beschäftigt seyn. Unter dieser Voraussetzung wäre das tägliche Product eines solchen 23 Fr. 15 Cent.; es wäre noch 19 Fr. 25 Cent., wenn man 300 Arbeitstage im Jahr annimmt. Um eine genaue Vergleichung zwischen den Vortheilen des Goldwaschens und der Eisenfabrication anstellen zu können, müßte man das in diesen beiden Industriezweigen steckende Capital in Rechnung ziehen. Dazu besitzen wir keine genügenden Nachweise; gewiß ist aber, daß die Eisenfabrication viel beträchtlicheren Aufwand an Material und Brennstoff erfordert als das Goldwaschen, und man kann als ziemlich gewiß annehmen, daß jeder Arbeiter am Frischfeuer einen wenigstens eben so großen Werth erzeugt als ein Arbeiter beim Verwaschen des Goldsandes. Da es nach dem Vorhergehenden höchst wahrscheinlich ist, daß die Goldablagerung in Californien den andern bekannten Ablagerungen hinsichtlich des Gehalts analog ist, so wird auch der Gewinn analog seyn und gänzlich von dem Arbeitslohn abhängen, denn bei den Goldwäschereien bestehen die Unkosten fast ausschließlich im Transport und Verwaschen der Erde; jedenfalls können sie nicht außerordentlich beträchtlich seyn, weil das tägliche Rohproduct per Arbeiter nicht über 9 bis 10 Francs geschätzt werden kann. Die Entdeckung des Goldes in Californien wird daher keineswegs die befürchtete Umwälzung in der metallurgischen Industrie zur Folge haben, aber für diesen neuen Staat der amerikanischen Union eine Quelle von Reichthum und Civilisation seyn.