Titel: Maschinen zum Zerreiben und Mischen; von Hermann in Paris.
Fundstelle: Band 115, Jahrgang 1850, Nr. L., S. 245
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L. Maschinen zum Zerreiben und Mischen; von Hermann in Paris. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Novbr. 1849, S. 521. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Hermann's Maschinen zum Zerreiben und Mischen. Der durch seine zweckmäßig construirten Reibmaschinen rühmlichst bekannte Mechaniker Hermann in Paris (rue de Charendon No. 102), welcher für Verbesserungen an denselben schon zweimal die silberne Medaille erhielt, hatte bei der letzten Industrieausstellung zu Paris eine Reihe seiner nach verschiedenen Principien construirten Maschinen ausgestellt, von welchen wir im Folgenden drei besonders beschreiben wollen. 1. Die Reib- und Mischmaschine. Sie ist in Fig. 1 im verticalen Durchschnitte, in Fig. 2 in horizontaler Ansicht dargestellt, und besteht aus zwei Läufern A, A von Granit, welche die Form von abgeplatteten Ellipsoiden haben. In diesen Läufern befinden sich metallene Büchsen B, welche auf die Endstücke einer horizontalen Achse C passen. Die beiden Läufer haben gleiche Entfernung von einer verticalen Achse D, welche leicht durch eine Oeffnung in der Mitte der Achse C, die zu diesem Zweck an der Stelle a verstärkt ist, hindurchtritt, und der Achse mit den Läufern ihre drehende Bewegung mittheilt. Die Läufer liegen auf dem Grunde eines ringförmigen Troges E auf, welcher entweder von Gußeisen oder von Granit seyn kann, und in dessen Mitte der Spurtopf b für die Achse D eingelassen ist. Dreht sich letztere verticale Achse, so nimmt sie die beiden Läufer mit, so daß sie in dem Troge rollen, da sie sich mit ihren Büchsen auf der horizontalen Achse C drehen können. Hiedurch wird nun ein Zerquetschen, Zerreiben und Mischen der in den Trog gegebenen Substanzen hervorgebracht. Der Trog steht in einem gußeisernen Mantel, welcher aus zwei Hälften F, F und F', F' zusammengesetzt ist, von denen die untere F, F nicht dicht an den Trog sich anschließt, so daß man in den zwischen beiden sich bildenden Zwischenraum durch den Hahn I Dampf einströmen lassen kann, welcher den Trog so weit erwärmt, als es zum Mahlen von Cacao nothwendig ist. Auf der Achse C befestigte Schaber G, G legen sich beständig an die Läufer an, und entfernen dadurch ununterbrochen die hängen gebliebenen Theile der Substanz von deren Oberfläche; dieselben fallen in den Trog zurück, so daß sie von neuem dem Vermahlungsprocesse unterworfen werden. Ein anderes System von gekrümmten Schabern H, H ist an die verticale Achse D befestigt, und hat den Zweck die Wände des Troges zu reinigen, und die daran haftende Masse wieder unter die Steine auf den Grund des Troges zu bringen. Das in dem Mantel F sich sammelnde Condensationswasser kann durch eine Röhre J, die sich unten und in der Mitte des Mantels befindet, abgelassen werden. 2. Die Reibmaschine mit verticaler Keule und doppelter Bewegung. Diese Maschine hat den Zweck, die verschiedenartigsten Substanzen zu zerreiben und zu pulverisiren, und da ihre wirksamen Theile nach Belieben unter einer Glasglocke verschlossen gehalten werden können, so kann das Zerkleinern von Substanzen, deren Ausdünstung beim Einathmen schädlich ist, den die Maschine treibenden Arbeiter nicht belästigen. Diese wirksamen Theile sind: 1) eine birnförmige Keule B', Fig. 3 und 4, an welcher sich ein cylindrischer, verticaler metallener Stiel befindet, dessen Achse mit der der Birn zusammenfällt; 2) ein ringförmiger horizontaler Trog A', der aus Granit oder unglasirtem Steingut besteht. Der Grund und untere Theil des Troges hat den nämlichen verticalen kreisförmigen Querschnitt wie die Keule, welche aus demselben Material besteht. Die punktirte Linie in Fig. 3 zeigt die Glasglocke an, welche auf den Rand des Troges A' gestellt wird, und unter welcher die Keule B' ihre Bewegung machen kann. Eine verticale Achse E', welche genau durch die Mitte des Troges A' geht, tritt über letzteren hervor; sie dreht sich oben in einer Büchse C', welche unmittelbar unter dem Troge liegt, und unten in einem Spurtopfe c, der auf einem Querstücke des hölzernen Maschinengestelles D', D' befestigt ist. Der obere über den Trog vorstehende Theil e der verticalen Achse ist dünner als die Achse unten ist, und auf denselben ist ein horizontaler Arm F'' aufgesteckt, welcher durch eine Stellschraube f leicht in jeder beliebigen Höhe fest gemacht werden kann. Durch das entgegengesetzte Ende des horizontalen Armes F'' geht der verticale Stiel der Keule B', welcher in solcher Entfernung von der mittleren Achse E' gehalten wird, daß wenn sich diese dreht, die Keule in dem ringförmigen Troge A' herum läuft, wobei sie mit ihrem unteren Ende beständig auf dem Grund des Troges aufliegt. Um die Keule stärker gegen den Trog zu drücken, als dieß in Folge ihres eigenen Gewichtes der Fall ist, ist der obere Theil g ihres Stieles, der über das Auge am Arme F'' vorsteht, dünner gedreht, so daß sich hiedurch ein Ansatz bildet, welcher weiter vortritt als die Spiralfeder, welche über den dünnen Theil des Stieles gesteckt ist. Eine Hülse oder Kapsel G', durch deren Boden das obere Ende des Keulenstieles leicht durchtritt, ist auf den Arm F'' festgeschraubt; durch dieselbe wird die Spiralfeder zusammengedrückt, so daß ihr unteres Ende auf den Ansatz der Keule wirkt, welche sodann den nöthigen Druck auf den Grund des leeren Troges ausübt. Die Maschine wird durch eine Kurbel I' in Bewegung gesetzt, welche auf das Ende einer kleinen horizontalen Achse J' aufgesteckt ist. Letztere liegt in zwei Lagern K', K', die auf das Gestell aufgeschraubt sind, und trägt an dem der Kurbel entgegengesetzten Ende ein Winkelrad L', welches in ein Getriebe M' eingreift. Dieses Getriebe steckt fest auf der mittleren verticalen Achse E', die unterhalb desselben noch mit einem Schwungrad N' versehen ist, um die Bewegung regelmäßiger zu machen. Aus diesen Anordnungen geht hervor, daß die in den Trog A' gelegten Materialien der Keule B' kein unüberwindliches Hinderniß darbieten; denn letztere kann nach Umständen sich nicht bloß um ihre eigene Achse in dem Auge des Arms F'' drehen, sondern sich auch vertical erheben, da der Widerstand der Spiralfeder nicht zu bedeutend ist. Die Keule wirkt folglich sowohl durch Reibung als auch durch Druck auf die zu zermalmenden Gegenstände, welche so zu einem Pulver von gewünschter Feinheit gemahlen werden können. 3. Die Reibmaschine mit schiefliegender Keule. Diese Maschine, welche in Fig. 5 und 6 dargestellt ist, besteht 1) aus einem Mörser b' von Granit; der Boden oder Grund desselben ist kugelförmig; nach oben zu erweitert sich der Mörser, so daß seine innere Form aus einem hohlen Kugelstücke besteht, an welches sich ein hohler abgestumpfter Kegel anschließt; 2) aus einer birnförmigen Keule c', welche ebenfalls von Granit, und unten nach einer Kugel abgerundet ist, die denselben Durchmesser wie der Mörser hat. Der obere Theil der Birn ist conisch, und so zugespitzt, daß immer noch ein kleiner keilförmiger Zwischenraum zwischen dem Mörser und der Birn da stattfindet, wo Mörserrand und Keule sich am nächsten sind. Ein kleines gußeisernes Gestell a', welches auf der Marmorplatte d' befestigt ist, in deren Mitte der Mörser eingelassen wurde, erstreckt sich oben über den letztern, und trägt da mittelst zweier Lager r', r' eine verticale Achse e', die senkrecht über der Mitte des Mörsers steht. Unten ist an diese verticale Achse ein starker stählerner Arm f' befestigt, durch dessen Ende eine Stellschraube g' geht, die noch mit einer Stellmutter h' versehen ist. Das Ende dieser Stellschraube tritt in einen der Körner eines kleinen massiven Cylinders i', der in der obern Hälfte einer cylindrischen Hülse j' liegt, welche unten in die Birn b' befestigt ist. Unter dem Cylinder i' liegt in der Hülse eine Spiralfeder k', die durch den ersteren zusammengedrückt wird. Die Hülse bildet so den metallenen Stiel der Reibkeule, und da die Spiralfeder auf den Grund der Hülse in der Birn sich stützt, so übt sie auf letztere den Grad von Druck aus, welchen man ihr geben will. Die nämliche verticale Achse e' ist mit einem Winkelrade l' versehen, in welches ein zweites m' eingreift, das auf dem Ende einer horizontalen Achse n' befestigt ist, die sich einerseits in der Büchse p', andererseits in dem mit dem Gestell a' aus einem Stück gegossenen Lager q' dreht. Das andere Ende der horizontalen Achse trägt ein Schwungrad o' mit Kurbelgriff, durch welchen man die Maschine in Gang setzt. Es ist nun augenscheinlich, daß wenn man irgend eine Substanz in den Mörser b' legt, sie den Druck der Spiralfeder auf die Keule erleidet, welche die Substanz so lange klein mahlt, als der Arm f' die Keule in Bewegung setzt, deren Stiel sich in einem Kegel bewegt, dessen Achse mit der verticalen Achse des Mörsers zusammenfällt.

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