Titel: Ueber Kitte; von Dr. Franz Varrentrapp.
Fundstelle: Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XXXI., S. 130
Download: XML
XXXI. Ueber Kitte; von Dr. Franz Varrentrapp. Aus den Mittheilungen für den Gewerbverein d. Herzogth. Braunschweig, 1850 Nr. 11–14. (Schluß von Seite 68 des vorhergehenden Heftes.) Varrentrapp, über Kitte. Unter dem Namen Mastixcement z.B. wird folgende Mischung zum Kitten von Steinplatten, welche Wasserbehälter bilden, oder Terrassen bedecken, oder freiliegende Treppen bilden sollen, verwendet; es ist dann aber zweckmäßig, die Menge der Glätte zu verdoppeln oder gar zu vervierfachen. Die größte Anwendung hat das Mastixcement zur Darstellung von Figuren, architektonischen Verzierungen u.s.w. gefunden, die man am besten unmittelbar auf dem gereinigten mit Leinöl angestrichenen Stein, den sie verzieren sollen, formt und trocknen läßt, oder wenn sie vorher geformt und einigermaßen erhärtet sind, mit derselben etwas mehr Leinöl enthaltenden und dadurch weicheren Masse aufkittet. Man macht ein Gemenge aus 35 Th. feinem Sand, 62 Th. zu Pulver gelöschtem Kalk und 3 Th. Bleiglätte, und stößt dieß in einem passenden Mörser mit 7–10 Th. altem Leinöl oder besser mit Bleiglätte gekochtem Leinölfirniß zu einer steifen Masse an. Je länger es gestoßen und je kräftiger man es zuletzt in eine Form stampft, desto geeigneter wird es zum Formen. Eine besonders harte, feine Masse erhält man durch Anstoßen eines Gemenges aus 10 Th. recht feinkörnigen, staubfreien Sandes mit 1 Th. feingepulverter Glätte und so viel dickem Leinölfirniß daß eine bildsame Masse entsteht. Diese Mischungen erhärten schon einigermaßen in 48 Stunden, nach einigen Wochen sind sie so fest wie Sandstein, nach mehreren Monaten aber kann man, wenn Quarzsand angewendet wurde, Funken mit dem Stahl daran schlagen. Man kann damit sehr gut abgestoßene Ecken gehauener Steine ergänzen oder Steinstücke aneinander kitten, muß aber nie unterlassen, bevor man es auf die gereinigten Flächen aufträgt, dieselben zu trocknen, gut mit Leinöl zu überstreichen und dieses etwas einziehen lassen. Stephenson wendet ein Gemisch aus 2 Theilen Bleiglätte, 1 Theil zu Pulver zerfallenem Kalk und 1 Theil feinstem Sand, was er in wohl verschlossenen Büchsen aufbewahren läßt und unmittelbar vor dem Gebrauch mit heißem Leinölfirniß zu einer bildsamen Masse anstößt, als Kitt für Dampfröhren und dergl. an. Nach Deville erhält man einen schneller erhärtenden Kitt, wenn man Bleiweiß mit Leinöl zu einem steifen Brei anreibt, dann ein dem Bleiweiß gleiches Gewicht von Gyps incorporirt und durch Zusatz von Wasser die Masse so weich anstößt, daß sie gut verstrichen werden kann. Lamenaude hat sich eine Reihe ähnlicher Compositionen patentiren lassen, die auf den glättesten Flächen verschiedenster Natur sicher haften und z.B. zum Aufkitten von Metallbuchstaben auf Glas, geschliffenem Marmor u. f. w. brauchbar seyn sollen. Er fügt zu gewöhnlichem, mit viel Glätte gekochtem Leinölfirniß noch Copalfirniß, mit diesen vermengt er Kalk und Bleiweiß, setzt etwas Terpenthinöl zu, um die Masse hinreichend zu befeuchten, oder rührt auch wohl mit den Firnissen etwas Leim in dicker Lösung zusammen. Statt des thierischen Leimes wendet er auch Marineleim oder Kautschuklösung an, statt des Terpenthinöls Theeröl, statt des Kalkes Bolus und Eisenhammerschlag. Gemenge aus gleichen Theilen Bleiweiß, Braunstein und Pfeifenthon, mit LeinölfirnißLeinölfirrniß angestoßen, werden ebenfalls sehr empfohlen. Serbat hat folgenden Kitt bekannt gemacht, er soll sehr haltbar seyn, kann aber nur im Großen bereitet werden. 72 Theile zerriebenes schwefelsaures Bleioxyd, was als Nebenproduct bei der Färberei gewonnen wenig kostet, werden mit 24 Theilen Leinöl in kräftigen Stampfapparaten mehrere Stunden gestoßen, dann zwischen Walzen in dünne Platten verwandelt, wieder zusammengestoßen, dann einige Wochen bedeckt liegen gelassen, wieder gestoßen und diese Operationen noch zweimal wiederholt, wobei jedesmal aufs Neue noch 15 Theile Braunstein incorporirt werden. Er hält sich, in Büchsen verpackt, weich, trocknet aber an der Luft, namentlich in der Wärme bald vollständig. Wenn man Leinöl oder Mohnöl mit Lauge zu Seife kocht, durch Zusatz von Alaunlösung zu der Seifenlösung die fette Säure in Verbindung mit Alaunerde fällt, und diesen erhaltenen, mit Wasser abgewaschenen und ausgepreßten Niederschlag durch Erwärmen in wenig Leinölfirniß löst, so erhält man einen sehr leicht zu verstreichenden, vollkommen wasserdichten Kitt. Der sogenannte Glaserkitt, wie man ihn zum Befestigen der Fensterscheiben in den Holzrahmen benutzt, und dem ähnliche Gemenge werden erhalten, wenn man zu Leinölfirniß nach und nach, unter fleißigem Stoßen, soviel Kreide mischt, als durch langes Schlagen und Stoßen von dem Leinöle zu einer bildsamen nicht bröckelnden Masse gebunden werden kann. Wendet man ungekochtes Leinöl an, so erhärtet er langsamer als mit Leinölfirniß, nach Monaten oder gar nach Jahren, aber so fest, 'daß er oft nicht mehr leicht ohne Gefahr für die Glastafeln davon losgesprengt werden kann. Man hat vorgeschlagen, ihn dann durch dickes Bestreichen mit Schmierseife zu erweichen. Leichter gelingt dieß, wenn man der Schmierseise einen steifen Brei aus zu Pulver gelöschtem zerfallenen Kalk und ebenso viel Potasche bereitet, zumengt, oder auch nur die genannten Pulver mit Wasser befeuchtet dick aufstreicht. Nach etwa 24 Stunden kann der ganze erweichte Kitt leicht abgestrichen werden. Man hebt den Glaserkitt am besten in geölten Blasen auf, aber auch wenn man ihn in geölte Lappen von altem Baumwollenzeug schlägt, hält er sich längere Zeit unverändert. Bedeckt man ihn nur mit nassen Tüchern, so muß er, selbst wenn er in den Keller gelegt wird, schon nach einigen Tagen frisch angestoßen werden, wenn er beim Verstreichen nicht bröckeln soll. Es findet dieß um so eher statt, wenn, wie es am besten ist, die größtmögliche Menge Kreide dem Oele einverleibt wurde. Kitt, der zu wenig Kreidepulver enthält, überzieht sich, wenn er aufgestrichen worden, bald mit einer zähen Firnißhaut, bleibt aber darunter Monate lang ganz weich, so daß er selbst schwachen Eindrücken nicht widersteht. Schneller erhärtend und ebenso vollständig wasserdicht als die Oelkitte sind die sogenannten Harzkitte. Sie haben nur die bisweilen lästige Eigenschaft, daß sie meist im warmen Zustande auf erwärmte Flächen aufgestrichen werden müssen. Hiermit hängt zusammen, daß sie nur für Gegenstände brauchbar sind, welche nie einer auch nur einigermaßen erhöhten Temperatur ausgesetzt werden, weil sie dann stets erweichen oder gar flüssig werden. Andererseits werden sie leichter rissig als die Oelkitte und viele durch Verlust an ätherischem Oele, welches in den Harzen enthalten war, und mit der Länge der Zeit theils verdunstet, theis selbst verharzt, so spröde, daß selbst schwache Reibung sie schon in Pulver verwandelt. Sehr vorzügliche wasserdichte Kitte werden durch Verbindung von Harz- und Oelkitten erhalten. Wo es auf große Haltbarkeit nicht ankommt, finden die fast farblosen aber spröden Harze, Mastix und Sandarak z.B., zum Kitten von Glas bisweilen Anwendung. Man zerreibt die Harze zu diesem Zwecke mit Wasser zu feinem Pulver, trägt dieses im feuchten Zustand mit dem Pinsel auf die zu vereinigenden Flächen auf, drückt sie fest und unverschiebbar gegeneinander und erwärmt nun die ganzen Gegenstände bis zum Schmelzen der Harze. Manche schmelzen auch vorsichtig den Mastix, mischen etwas Terpenthin zu und tragen ihn so auf die erwärmten Flächen auf, die man dann rasch zusammendrückt. Edelsteine und Doubletten Pflegen bisweilen auf diese Weise gekittet zu werden, wobei man durch Zusatz von Florentiner Lack, Drachenblut oder Grünspan den Kitt vorläufig färben kann. Lösungen von verschiedenen Harzen in Schwefelkohlenstoff haben bisher immer noch nicht so viel Verwendung gefunden, als sie wohl zu manchen Zwecken verdienen. Mit den Lösungen der Harze in Alkohol läßt sich, mit Ausnahme der Schellacklösung, nicht wohl kitten, weil er von den meisten jener zu wenig aufnimmt, und sie nach dem Verdampfen in sehr sprödem Zustand zurückläßt; dagegen löst Schwefelkohlenstoff mit Leichtigkeit sein gleiches Gewicht von Mastix, Gummilack oder geschmolzenem Bernstein, und verdampft sehr rasch und ganz vollständig, ohne die Eigenschaften der Harze zu verändern. Schellack wird nicht selten für sich als Kitt angewendet, er ist aber in der That wenig zu empfehlen. Erstens ist er sehr spröde, und zweitens zieht er sich beim Erkalten stark zusammen. Das erstere läßt sich durch Zusatz von dickem Terpenthin mindern, wobei jedoch wieder die Unbequemlichkeit einer vorläufigen Schmelzung sich einstellt, die gerade bei Schellack recht groß ist, da er eine ziemlich hohe Temperatur erfordert um zu schmelzen, wird diese aber überstiegen, leicht gänzlich verdirbt. Diese Eigenschaft ist es auch, welche allein bei der Fabrication von feinem Siegellack erhebliche Schwierigkeiten bietet und häufig, selbst bei guten Fabrikanten, ein Hinderniß für die Erzeugung stets lobenswerther Producte wird. Zusatz von etwas Wachs neben dem Terpenthin vermindert zwar die Härte des Kittes, macht ihn aber weit weniger spröde; manche setzen ganz wenig Talg zu, viel besser aber sind einige Tropfen guten Leinölfirnisses. Nur ist in allen diesen Fällen nicht zu vergessen, daß man nur reinen Schellack, etwa den terpenthinhaltigen, an der Lichtflamme erhitzen darf, die anderen Mischungen aber in einem Gefäße vorsichtig schmelzen muß. Auch durch Annähern eines glühenden oder durch Ueberstreichen mit einem heißen Eisen kann man bisweilen bequem die Schmelzung bewerkstelligen. Wenn man eine Mischung von 9 Theilen Schellack mit 1 Theil dickem Terpenthin und 3 Th. Alkohol in einen Glaskolben gibt, diesen dann erst im Wasserbade, zuletzt über Kohlenfeuer so stark als möglich erhitzt, so erhält man eine gleichmäßige Mischung, welche man möglichst warm auf stark erhitzte Flächen auftragen kann. Sie wird im Hannöver'schen zu Aufspiegelung der hohlen Geschützkugeln verwendet. Die Spiegel müssen aber hierfür möglichst genau nach den Kugeln ausgedreht seyn, Und beide Theile sehr stark erwärmt werden. Will man das Holz damit aufeinander leimen, so ist anzurathen, gleiche Theile Schellack und Spiritus zu nehmen, und zwischen beide Flächen ein Stückchen Mousselin zu legen, was die feste Vereinigung sehr befördert. Was die starke Zusammenziehung des Schellacks betrifft, so läßt sich dieser Uebelstand durch Zumischung recht feiner Pulver, Zinnober, geschlämmte Kreide, feingemahlenen Gyps bedeutend vermindern, weßhalb ganz feines Siegellack oft besser zum Kitten ist, als reiner Schellack. Wenn man Harzkitte zu größeren Arbeiten verwenden will, muß man billigere Harze, Weißes Harz, Galipot, Kolophonium, schwarzes Pech, Asphalt verwenden; dem Harz, und namentlich dem Kolophonium wird man seiner großen Sprödigkeit halber stets entweder dicken Terpenthin, oder noch besser Leinölfirniß in geringer Menge zusehen müssen, und Pulver von zerfallenem Kalk, Gyps, Ziegelmehl nebst feinem Sand u.s.w. zusetzen, um einerseits das Springen und Reißen zu vermeiden, andererseits die Masse zu vermehren. Solche Kitte eignen sich zum Auskitten der Fugen von Wasserbehältern, Terrassen u.s.w. Man schmilzt zuerst die Harze und die ähnlichen Zusätze, rührt zuerst, und zwar in kleinen Portionen, die leichtesten und feinsten, zuletzt die schwereren und gröberen Pulver zu. Oft geschieht dieß am bequemsten, wenn man unter fleißigem Rühren der geschmolzenen Masse die Pulver darauf siebt. 8 Th. Pech oder 6 Th. Kolophonium mit 1 Th. Wachs zusammengeschmolzen und mit 1/4–1/2 Th. Gypspulver oder 1 Th. Ziegelmehl versetzt, liefern einen gewöhnlichen Steinkitt. 8 Th. Kolophonium, 1 Th. Wachs, 1 Th. dicker Terpenthin vertragen mehr Pulverzusatz und sind etwas zäher als die voranstehende Mischung. Ersetzt man den dicken Terpenthin durch Talg, oder nimmt man 10 Th. schwarzes Pech und 1 Th. Talg, so erhält man eine Masse die zwar ziemlich fest haftet, aber bei Anwendung eines kurzen derben Schlages vollständig die aufgekitteten Gegenstände loslöst. Sie ist daher geeignet, um Metallgegenstände oder Glas darauf zu befestigen behufs des Schleifens und Polirens. Auch hier ist Zusatz von pulverförmigen Substanzen in nicht zu großer Menge anzuempfehlen, um das Reißen und Springen zu vermindern, dem übrigens auch der Talg schon entgegenwirkt. Keine Substanz ertheilt den Harzen, wenn sie damit zusammengeschmolzen wird, eine so große Härte wie der Schwefel. Die Mischungen werden aber dadurch sehr spröde, was man jedoch durch richtig getroffene kleine Mengen von Leinölfirniß in beliebiger Weise mindern kann. 5 Theile Schwefel, 8 Th. Galipot, 1 Th. Wachs liefern einen billigen harten, kurzen Stößen in der Kälte aber nicht widerstehenden Kitt. 1/10 Th. Leinölfirniß macht ihn schon sehr viel zäher. 3 Theile Schwefel, 2 Th. weißes Harz, 1/2 Th. Schellack, 1 Th. Mastix, 1 Th. Elemi, 3 Th. Ziegelmehl sollen einen sehr festen Kitt, z.B. für Porzellan geben. Asphalt oder Steinkohlentheer, oder besser ein Gemenge von Steinkohlen- und Holzkohlentheer mit zu Pulver gelöschtem Kalk gekocht, bis die hinreichende Konsistenz erlangt ist, werden, mit 1/8 ihres Gewichtes Schwefel und 1/16–1/32 Leinölfirniß gemengt, sehr feste, zähe Kitte für Terrassen und dergleichen Arbeiten liefern. Das größte Aufsehen hat wegen seiner großen Zähigkeit und Wasserdichtigkeit in neuerer Zeit der von Jeffery erfundene Marineleim erregt, namentlich für den Schiffsbau. Er ist vielfach geprüft und gut befunden worden, wenn er mit der gehörigen Vorsicht behandelt wird. Leider ist er theuer. Aehnliche Gemenge sind von Augustin und Anderen später vorgeschlagen und einige patentirt worden. Sie sind aber, wie es scheint, in keiner Rücksicht wesentlich verschieden, oder nur empfehlenswerther den Verhältnissen oder dem Preise nach. Nach Jeffery soll der Marineleim bereitet werden, indem Kautschuk in ungefähr seinem 12fachen Gewicht Steinkohlentheeröl aufgelöst und die Lösung mit doppelt so viel Asphalt oder Gummilack, oder beiden zugleich versetzt wird. Wenn mehr von dem Lösungsmittel angewendet wird, so erhält man die flüssige Sorte. Der feste Marineleim ist nicht leicht auf freiem Feuer zu schmelzen ohne zu verbrennen. Man erwärmt ihn daher am besten auf dem Wasserbade, indem man den Kessel, worin man den Leim schmelzen will, auf einen andern stellt, dessen Oeffnung er ziemlich genau verschließen muß. Nachdem man das Kochen des Wassers in dem untern Kessel eine Zeit lang erhalten hat, wird der Leim in dem oberen zu einer sehr dicken Masse zergangen seyn. Jetzt kann man ihn ohne Gefahr des Anbrennens auf Kohlenfeuer unter fleißigem Umrühren weit stärker erwärmen, und dadurch ihn weit flüssiger erhalten, wodurch er besser in die zu bestreichenden Stücke eindringt und in dünnerer Lage aufgetragen werden kann. Offene Flammfeuer muß man vermeiden, weil die an dem Kessel in die Höhe schlagende Flamme den Inhalt leicht entzünden kann. Für den immer möglichen Fall einer Entzündung, die auch auf Kohlenfeuer eintreten kann, wenn z.B. etwas von der Masse außen am Kessel herabgelaufen seyn sollte, muß man einen gut schießenden Deckel, welcher aus Holz bestehen, und mit einem auf den Rand des Kessels passenden Wulst von naßgemachtem Packleinen versehen seyn kann, bereit halten. Durch Auflegen desselben kann man jederzeit leicht die entzündete Masse dämpfen. Das starke Erhitzen des Leimes muß man namentlich dann vornehmen, wenn Stücke, welche verbunden werden sollen, nicht selbst erwärmt werden können, was man übrigens, wo irgend möglich, nicht unterlassen muß. Er haftet auf Holz und Metall, dient vorzüglich zum Kalfatern der Schiffe und dem Zusammenleimen aller Schiffshölzer; auch zum Aufspiegeln der Kugeln läßt er sich gut verwenden, wenn man ihn stark erwärmt. Bei chemischen Darstellungen, zum Verschließen von Gefäßen welche stark einwirkende Substanzen enthalten, gebraucht man je nach der Natur dieser und dem beabsichtigken Zweck eine Reihe von eigenthümlichen Kitten, die bisweilen mit dem Namen Klebmittel belegt werden. Den vorher beschriebenen Harzkitten, namentlich dem Marineleim sich am nächsten anschließend, ist der hier zu erwähnende geschmolzene Kautschuk, der als Klebmittel manche vortreffliche Eigenschaften besitzt. Schmilzt man nämlich Kautschukabfälle unter fleißigem Rühren und nur sehr allmählich gesteigerter Hitze für sich in einem auf Kohlen gestellten Gefäße, so erhält man eine weiche, schmierige zähe Masse, die auch nach dem Erkalten, und selbst nach sehr langer Zeit an der Luft nicht mehr fest wird. Wird sie auf Risse oder Fugen gestrichen, so widersteht sie zwar wegen ihrer Weichheit keinem Druck, verschließt sie aber, wenn dieser nicht stattfindet, leicht vollkommen und besitzt dabei die vortreffliche Eigenschaft, nur von wenig Substanzen angegriffen, und selbst durch die Temperatur der siedenden Schwefelsäure noch nicht zerlegt zu werden. Setzt man 1/15 Talg oder Wachs bei dem vorsichtigen Schmelzen der Masse zu, so erleichtert man sich das Schmelzen sehr. Der geschmolzenen Masse kann man nun nach und nach an der Luft zerfallenen, oder besser mit Wasser zu Pulver gelöschten Kalk einrühren, bis eine hinreichend feste, zähe Masse gebildet worden ist. Dabei verschwindet allmählich der während des Schmelzens sehr kräftig sich entwickelnde Geruch des Kautschuks. Setzt man ein Fünftheil Mennige oder Bleiglätte zu, so erhält man einen Kitt, der allmählich austrocknet und hart wird, während er sonst weich bleibt. Etwas billiger kommt der Kitt, und besitzt ähnliche Eigenschaften wie der vorhergehende, wenn man Leinöl erhitzt und darin die Hälfte seines Gewichtes an Kautschuk auflöst. In diese erhitzte zähe Flüssigkeit rührt man etwa das doppelte Gewicht des Leinöls an stark getrocknetem und fein zerriebenem Pfeifenthon so viel, daß man eine steife bildsame Masse erhält, welche die vortreffliche Eigenschaft von keiner Säure, außer der Kieselflußsäure, angegriffen zu werden und in der Wärme wenig zu erweichen besitzt. Man muß den Pfeifenthon nur trocknen, nicht aber zum Glühen erhitzen, weil die Masse sonst weniger davon verträgt und nicht so bildsam bleibt. Der Kitt kann, ohne zu erhärten, an feuchten Orten lange aufbewahrt werden, und läßt sich, falls er zu wenig bildsam geworden, leicht durch Anstoßen mit Terpenthinöl in der Wärme vor dem Gebrauche etwas erweichen. Ein wohlfeileres, dem Glaserkitt ähnliches, Säuren aber besser widerstehendes Klebmittel liefert schwach gerösteter Thon mit so viel Leinöl angestoßen, daß er eine bildsame Masse darstellt. Wo man nicht die Einwirkung von Wasser und Säuren zu befürchten hat, kann man häufig einen sehr festen Verschluß bewirken, wenn man Thon und Eisenfeile mit dickem Gummiwasser zu einem steifen Teig anstößt. Nach dem allmählichen Austrocknen sitzt dieser Kitt so fest, daß es oft sehr schwer wird, ihn wieder abzunehmen. Bei Destillationen von Wasser, Alkohol, Ammoniak, bei der Entwickelung vieler Gasarten etc. kommt es oft darauf an, complicirtere Apparate an vielen Stellen luftdicht zu verschließen, namentlich Röhren in Flaschenhälse mit Hülfe von Kork luftdicht einzusetzen. Sind die Dimensionen gering, so verschafft man sich leicht passende weiche Korke, die dann schon allein dicht schließen und das einfachste und beste Dichtungsmittel sind; aber wenn die Flaschenhälse sehr weit und dabei gar unregelmäßig geformt sind, so findet man selten weiche, nicht durchlöcherte Korke. Sie bieten keinen genügenden Verschluß dar. Ueberbinden mit in Wasser erweichter gut abgetrockneter Blase kann bisweilen genügen, ja selbst das Ueberkleiden mit Streifen- und Scheiben-Papier, die man mit Kleister bestrichen hat, oder das Ueberziehen mit ordinärem Siegellack. Letzteres ist aber in der Kälte spröde, in der Wärme zu weich und theuer, die ersteren Mittel aber wenig zuverlässig. Man wendet dann oft zweckmäßig ein oder das andere der folgenden Klebmittel an. Graues Löschpapier erweicht leicht im Wasser, man mischt alsdann etwas Roggenmehl zu und erhitzt bis zur Kleisterbildung, den Brei versetzt man mit Thon, bis er die gewünschte Consistenz erhalten. Weit einfacher erreicht man denselben Zweck, wenn man Leinsamenmehl oder auch nur das Pulver von Leinsamenkuchen, aus denen das Oel gepreßt ist, mit wenig Wasser zu einer teigartigen Masse anstößt. Sind die Kuchen heißgepreßt, so ist es besser Kleister statt Wasser zu nehmen; bei nicht erhitztem Leinsamenpulver ist dieß überflüssig, da sie selbst viel Schleim enthalten, der den Kleister ersetzt. Ihr Oelgehalt macht den Kitt selbst für Säuren wenig angreifbar, er läßt sich noch während des Ganges der Operation, auch wenn Korke und Flaschenhälse feucht sind, leicht dicht anlegen und mit befeuchteten Fingern glatt streichen. Eine viel schönere Masse aber erhält man bei Anwendung des Pulvers der ausgepreßten, ungeschälten Mandeln, wie es in Apotheken häufig in Menge, von der Mandelölbereitung übrig bleibend, vorhanden, ohne anderweitig verwerthbar zu seyn. Daher erhält man es auch zu verhältnismäßig billigem Preise. Das Pulver von geschälten Mandeln ist nicht so gut, weil der daraus gefertigte Kitt beim Trocknen reißt, was bei Anwendung der Kleie von ungeschälten Mandeln nicht der Fall ist, weil die zerkleinerten Schalen etwa so wie gehackte Hede, Kuhhaare, oder Papiermasse als Zuthat zu anderen Kitten wirken. Schon mit bloßem Wasser zu einem trocknen, an den Händen nicht haftenden Teig angestoßen, erhält man eine sehr bildsame, gut verstreichbare Masse, die nicht leicht beim Trocknen reißt und so fest wie sehr hartes Holz wird. Stößt man die Kleie mit Kleister an, so wird sie noch besser, und vermittelt man die Teigbildung durch Oel, so wird die Masse von Säuren selbst nur wenig angegriffen. Müssen die mit dem Kitt gedichteten Stellen gleich nach dem Aufstreichen einen starken Druck aushalten, so ist es gut sie mit Stückchen leinenem oder baumwollenem Zeug, was man angefeuchtet, aber gut ausgerungen hat, zu überbinden. Solche Lutirungen halten, wenn sie einmal getrocknet sind, den Druck mehrerer Atmosphären aus, und haben dabei die Annehmlichkeit, daß man sie mit einem starken Messer abschneiden, durch Einweichen in Wasserader jederzeit abnehmen kann. Wenn während der Destillation einzelne Korke des Apparates sich undicht zeigen, so gibt es kein schnelleres und bequemeres Hülfsmittel. Auch dem Chlor widersteht die Masse sehr lange Zeit. Wo es darauf ankommt, die Klebmittel einer höheren Temperatur aussehen zu können, muß man in vielen Fällen zu Thon allein seine Zuflucht ergreifen. Man mischt gleiche Theile von gebranntem feingepulvertem, wenn eine sehr hohe Temperatur einwirken soll, feuerfestem Thon mit fettem, fetzt wohl auch etwas Kuhhaare, zerschnittene Hede und dergleichen zu, um das Rissigwerden während des Trocknens möglichst zu verwindern, und streicht die Masse so dünn es angeht auf, läßt sie langsam und vollständig antrocknen, gibt noch eine zweite ähnliche Lage darauf, verstreicht die etwa beim Trocknen entstandenen Risse und läßt wieder langsam trocknen; dann kann man solche Lutirungen oder Beschläge, wie man es nennt, wenn ganze Gefäße mit der Masse überzogen werden, um sie vor der zu heftigen Einwirkung des Feuers zu schützen, langsam erhitzen, ohne leicht das Abfallen befürchten zu müssen. Sehr haltbar, namentlich wenn sie den auch nur geringen Stößen ausgesetzt sind, zeigen sich solche Verkittungen nicht. Man pflegt diesem Kitt häufig Zusähe von Eisenfeile und Essig zu machen, was namentlich, wo er in dickerer Lage aufgetragen werden muß und keine zu hohe Temperatur auszuhalten hat, zweckmäßig ist. Wo aber starke Schmelzhitze darauf wirkt, befördert der Eisenrost die Schmelzbarkeit des Ueberzuges und muß daher vermindert werden. Um thönerne Geräthschaften, wie hessische Tiegel, Thonretorten etc. undurchdringlich zu machen, ist folgende Mischung zu empfehlen. Durch Befeuchten mit Wasser zu Pulver zerfallener Kalk wird mit concentrirter Boraxlösung zu einem dicken Brei angemacht und dieser auf die Wände des Tiegels oder der Retorte aufgestrichen, welche verglast werden sollen; man läßt langsam trocknen und erhitzt dann bis zum Schmelzen dieser Glasur. Dasselbe erreicht man oft noch weit leichter, wenn man den Tiegel nur mit trockenem kohlensaurem Natron ausreibt und bis zum Glühen erhitzt. Das Natron schmilzt dadurch mit der Kieselerde auf der Oberfläche des Tiegels zu einem Glase zusammen. Um Eisen mit Eisen zusammenzukitten, empfiehlt man mancherlei Gemische. 60 Th. gepulverte Drehspäne von Gußeisen mengt man mit 2 Th. Salmiak und 1 Theil Schwefel, fetzt dann soviel Wasser zu, daß ein steifer Brei entsteht, und drückt diesen rasch und kräftig in die Fugen ein, welche man zusammenkitten will. Die Masse erwärmt sich unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff von selbst und wird fest. Müssen die gekitteten Stellen Glühhitze aushalten, so setzt man zu 4 Th. Eisenfeilspänen 2 Th. gepulverten Thon und 1 Th. gepulverten, gebrannten, feuerfesten Thon, z.B. gepulverte Porzellankapseln, und befeuchtet das Gemenge mit Wasser, in dem man etwas Salz aufgelöst hat. Man erzeugt auf diese Weise also ein stark eisenhaltiges Glas. Zuviel Salz darf man nicht nehmen, sonst wird es zu leichtschmelzbar und fließt bei starker Glühhitze aus den Fugen. Die sogenannten Rostkitte bestehen aus reiner Eisenfeile oder Thon mit Eisenfeile gemengt, die man mit Essig oder mit verdünnter Schwefelsäure, oder mit in Essig gelöstem Eisenvitriol anmacht. Am gewöhnlichsten werden diese Mischungen zu dem Einkitten von Eisen in Stein, wohl auch zum Verkitten von Stein fugen verwendet. Gar nicht zu empfehlen sind sie, um einzelne Stücke unserer eisernen Zimmeröfen untereinander zu verbinden, weil der Eisenvitriol auswittert und den Ueberzug von Schwärze abstößt, auch leicht das Rosten der Eisentheile, womit er in Berührung steht, befördert. Zusätze von Torfasche, Gyps, Salz vermindern diesen Uebelstand keinesweges, sondern sind sogar, selbst bloßem Thon zugesetzt, im Stande ihn hervorzurufen. Zum Verstreichen der Zimmeröfen ist bisher nichts Besseres bekannt geworden, als eine Mischung von fettem Thon mit eben so viel gebranntem und gepulvertem. Alle übrigen bekannt gewordenen Vorschriften veranlassen meist Rost oder Auswitterung von Salzen, was gleich häßlich ist.