Titel: | Ueber eine von Hrn. Edeline, Bleicher in Saint-Denis, construirte Kammer zum Trocknen der Wäsche während des Winters; Bericht von Hrn. Herpin. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXXXVIII., S. 409 |
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LXXXVIII.
Ueber eine von Hrn. Edeline, Bleicher in
Saint-Denis, construirte Kammer zum Trocknen der
Wäsche während des Winters; Bericht von Hrn. Herpin.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Mai 1850, S. 211.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Herpin, über Edeline's Kammer zum Trocknen der Wäsche im
Winter.
Die Gesundheit der im Winter mit dem Trocknen der Wäsche in den Waschanstalten
beschäftigten Arbeiter ist gefährlichen Zufällen ausgesetzt, welche einerseits durch
den oft ziemlich langen Aufenthalt der Arbeiter in den sehr heißen Trockenräumen
veranlaßt werden, hauptsächlich aber durch den großen Temperaturwechsel und den
raschen Uebergang von großer Hitze in die Kälte, welche die Arbeit mit sich
bringt.
Hr. Edeline, Bleicher in Saint-Denis, welcher die
mit dem gewöhnlichen Verfahren beim Trocknen der Wäsche im Winter verbundenen
Uebelstände aus eigener Erfahrung kennt, ließ sich ein Trockenhaus bauen, welches so
eingerichtet ist, daß der Arbeiter Wäsche aufhängen, sie abnehmen und besichtigen
kann, ohne in den Trockenraum hineinzugehen und sich selbst der Hitze
auszusetzen.
Dieses Trockenhaus besteht aus drei Räumen oder durch Zwischenwände getrennten
Zimmern, welche alle in einer Reihe liegen. Der mittlere Raum ist die eigentliche
Trockenkammer, welche durch von außen heizbare Oefen erwärmt wird. Die Ofenröhren
ziehen sich durch diese Trockenkammer und gehen in einen gemeinschaftlichen Kamin.
Zwei andere hölzerne Kamine, welche sich in den den Oefen gegenüberliegenden Ecken
des Raumes befinden, und deren Oeffnung durch einen Schieber regulirt werden kann,
welcher nahe am Boden des Raumes angebracht ist, gestatten der feuchten Luft oder
den Dünsten den Abzug.
Im Innern des Trockenraumes, etwa 2 Meter über dem Boden, bilden zwei horizontale
Stangen oder Schienen, welche an der Seite der Mauern befestigt sind, eine
Eisenbahn, auf welcher ein großer Rahmen läuft, der zum Aufhängen der Wäsche dient.
Letztere wird im nassen Zustande über Seile oder hölzerne Stangen geschlagen, welche
quer über den Rahmen gelegt sind, und zwar geschieht dieß im ersten Zimmer des
Trockenhauses. Der ganz mit Wäsche belastete Rahmen wird alsdann in das mittlere
Zimmer oder die eigentliche Trockenkammer hineingeschoben.
Ist die Wäsche getrocknet, so schiebt man den Rahmen in das dritte Zimmer, und bringt
zu gleicher Zeit in die mittlere Trockenkammer einen anderen Rahmen, welcher,
während die Wäsche auf dem ersten Rahmen trocknete, in dem ersten Zimmer mit nasser
Wäsche behängt wurde. Im dritten Zimmer nimmt man die trockene Wäsche ab, und hängt
dafür gleich wieder nasse auf, welche in den Trockenraum mit ihren Rahmen geschoben
wird, wodurch der Rahmen mit getrockneter Wäsche wieder in das erste Zimmer aus dem
Trockenraum heraus bewegt wird.
Diese sinnreiche Anordnung bietet mehrere wesentliche Vortheile dar:
1) Die Arbeiter können die Wäsche in den Seitenzimmern bei gewöhnlicher Temperatur
aufhängen und abnehmen, ohne je nöthig zu haben in den Trockenraum zu gehen und sich
einer der Gesundheit schädlichen Hitze auszusetzen.
2) Die Arbeit geht ununterbrochen fort, weßhalb wenig Zeit verloren wird; denn
während ein Theil der Wäsche in der Trockenkammer hängt, wird die trockene Wäsche
abgenommen und durch nasse ersetzt, so daß gar keine Unterbrechung der Arbeit
stattfindet.
3) Das Trocknen geht rascher vor sich; denn da die Arbeiter nicht in den Trockenraum
zu gehen haben, so kann die Wärme in demselben sehr hoch, sogar bis zu 72°
Reaumur getrieben werden, welche Temperatur das Trocknen bedeutend beschleunigt.
4) Es geht weniger Wärme verloren; denn da die Oefen von außen geheizt werden, so hat
man beim Nachschüren nicht nöthig die Thüren des Trockenraumes zu öffnen.
Beim Wechseln der Rahmen verschließt die vordere und hintere Rahmenplatte schnell die
in den beiden Scheidewänden angebrachten Oeffnungen, durch welche die Rahmen
hindurch geschoben werden müssen, so daß der Trockenraum außer beim Wechseln
beständig geschlossen bleibt. Auch kann man zwei Rahmen über einander anbringen, und
folglich eine doppelte Menge von Wäsche in derselben Zeit trocknen.
5) Der von Hrn. Edeline angewandte Mechanismus zum
Transportiren der Wäsche in die Trockenkammer und aus derselben, ohne daß ein
Arbeiter selbst in die Kammer hinein muß, läßt sich mit Vortheil für viele andere
Industriezweige benutzen. Er ist von der Heizmethode vollkommen unabhängig, so daß
man eben so gut mit Dampf oder heißer Luft heizen kann, wobei auch die Temperatur
und die etwa erforderliche mehr oder weniger starke Ventilation durchaus kein
Hinderniß bilden kann.
Vergleichende Versuche mit der Trockenkammer des Hrn. Edeline, und einer solchen wie sie die Waschanstalten gewöhnlich benutzen,
ergaben folgende Resultate:
125 Kilogramme nasser Wäsche wurden in einer gewöhnlichen Trockenkammer aufgehängt.
Die Zeit, welche zum Trocknen derselben nothwendig war, betrug vier Stunden. Die
verbrauchte Steinkohle belief sich auf 54 Kilogramme. Die höchste Temperatur im
Trockenraume war 38 1/2° Reaumur.
130 Kilogramme nasser Wäsche, welche in der Trockenkammer des Hrn. Edeline aufgehängt wurden, erforderten nur zwei Stunden
Zeit zum Trocknen, wobei die verwendete Steinkohlenmenge bloß 44 Kilogramme betrug.
Die höchste Temperatur war mitten in der Trockenkammer 72° R. und an den
Enden derselben 68° R.
Der angestellte Vergleich ergab also für die Trockenkammer des Hrn. Edeline einen Gewinn von zwei Stunden Zeit, wenigstens 10
Kilogr. Steinkohlen, und 31° mehr Wärme.
Die von Hrn. Edeline für seine Trockenkammer angewandte
Anordnung ist eigentlich nicht mehr ganz neu; denn in dem Werte von Tredgold über Heizung und Ventilation ist eine mit Dampf
geheizte Trockenkammer mit verticalen Rahmen oder Schiebern beschrieben, welche
einige Aehnlichkeit mit der Trockenkammer von Edeline
hat. Sollte letzterer aber auch die Idee zu seiner verbesserten Trockenkammer aus
diesem Werke geschöpft haben, so bliebe ihm doch noch das Verdienst, zuerst in
seiner Waschanstalt eine vervollkommnete Trockenkammer ausgeführt zu haben, welche
mit Brennmaterial-Ersparniß, Schnelligkeit und Bequemlichkeit in der
Bedienung, den großen Vorzug verbindet daß bei derselben die Gesundheit der Arbeiter
nicht mehr wie bisher benachtheiligt wird.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1 ist ein
nach der Linie AB, Fig. 5, genommener
Längendurchschnitt eines Trockenhauses mit einer einzigen Reihe von Rahmen. Fig. 2
Querschnitt nach der Linie CD. Fig. 3 verticaler
Längendurchschnitt eines Trockenhauses mit zwei Rahmenabtheilungen über einander.
Fig. 4
horizontaler Durchschnitt oberhalb der Rahmen genommen. Fig. 5 ähnlicher
horizontaler Durchschnitt in einer Höhe von anderthalb Meter über dem Boden. Fig. 6
Einzelnheiten des Trockenapparates.
In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand. A, B, C, D Grundriß zu ebener Erde, der durch die
Zwischenwände H und (I) in
drei gleich große Abtheilungen E, F, G getheilt ist.
Diese Zwischenwände sind von Holz, innen und außen mit Eisenblech verkleidet; in
jeder befindet sich eine Thür I und ein kleines
Guckfensterchen K. In der Trockenkammer F, welche
zwischen den beiden Scheidewänden liegt, befinden sich zwei Oefen L, L, die von außen geheizt werden, und von denen jeder
mit einer möglichst weiten Eisenblechröhre M, M versehen
ist, die in die Kamine n, n einmünden. Um ein Anbrennen,
der Wäsche zu vermeiden, sind diese Röhren mit Blechtafeln überdeckt, deren Ränder
aufgebogen sind, und auf welchen sich eine Sandschicht befindet, die außerdem noch
den Vortheil gewährt, die Hitze lange anzuhalten. Auch der Raum zwischen dem Holz
der Scheidewände und der Blechverkleidung ist mit Sand ausgefüllt.
a, a zwei Kamine, an deren unterem Ende eine Oeffnung
gelassen wurde, welche durch einen Blechschieber b
verschließbar ist. Durch diese Oeffnungen entweicht der Dunst, welcher sich beim
Trocknen der Wäsche bildet. Durch die Schieber b kann
man den Zug beliebig reguliren. Die Ofenröhren M, M
enthalten durch einen Schlüssel bewegbare Drehklappen, mittelst deren man das zu
rasche Abziehen der Hitze aus den Oefen in den Schornstein verhindern kann.
In den Zwischenwänden sind auf der Höhe eines Mannes zwei große Oeffnungen
angebracht, durch welche der Rahmen oder eigentliche Trockenapparat geschoben werden
kann. Durch den obern Theil dieser Oeffnungen gehen zwei rinnenförmige eiserne
Schienen c, Fig. 6, welche sich vom
einen Ende des Gebäudes bis zum andern erstrecken, und einen halben Meter von den
Seitenwänden entfernt sind. Auf diesen Schienen laufen mittelst der eisernen Rollen
d, d die hölzernen Langschwellen e, welche die hölzernen Querstangen f, f, worauf die Wäsche gehängt wird, aufnehmen.
Das Ganze ist durch eiserne Verbindungsstangen und die Platten q fest zusammengehalten. An letzteren befinden sich Handgriffe, welche der
Arbeiter erfaßt, um die Rahmen zu verschieben. Im Inneren der Trockenkammer befindet
sich noch eine Blechtafel h, Fig. 6, welche dazu dient,
die große in den Zwischenwänden angebrachte Oeffnung zu verschließen und das
Entweichen der Wärme zu verhüten.
Nach dem Gesagten wird man leicht einsehen wie der Apparat gehandhabt wird.
In den Räumen E und G, Fig. 3, wird
nasse Wäsche aufgehängt, während andere in der Trockenkammer rasch trocknet. Ist
letztere vollkommen trocken, so schiebt der Arbeiter den frisch behangenen Rahmen mittelst der
Handgriffe in die Trockenkammer, durch welche Bewegung der davorliegende Rahmen mit
trockener Wäsche in die gegenüberliegende Aufhängekammer gebracht wird, so daß sie
dort abgenommen werden kann, und so fort.
Bei dieser Anordnung reicht ein einziger Arbeiter hin, um eine große Menge Wäsche
aufzuhängen, zu trocknen und abzunehmen, ohne daß er durch die Hitze der
Trockenkammer belästigt wird.
Wenn der Raum der Trockenkammer nicht ausreicht, kann man zwei Etagen von Rahmen wie
Fig. 3
anwenden. Auf diese Weise verliert man gar keine Zeit und die Operation geht rasch
vor sich; denn die Wäsche in der untern Etage trocknet, während abgenommen und der
obere Rahmen frisch behängt wird.