Titel: Verbesserungen an Jacquardstühlen, welche sich Alfred Barlow in London, am 2. November 1849 patentiren ließ.
Fundstelle: Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXXXIX., S. 413
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LXXXIX. Verbesserungen an Jacquardstühlen, welche sich Alfred Barlow in London, am 2. November 1849 patentiren ließ. Aus dem London Journal of arts, Sept. 1850, S. 69. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Barlow's Verbesserungen an Jacquardstühlen. Durch folgende Abänderungen in der Construction der Jacquardstühle geht die Arbeit mit diesen Stühlen rascher als bisher vor sich. Um diesen Vortheil zu erzielen, macht der Patentträger einige Theile dieses Apparates doppelt oder doppeltwirkend, wodurch er in Stand gesetzt ist, gewisse wirksame Theile als Gegengewicht für andere Theile zu benützen. Die Figuren 917 stellen einen verbesserten Jacquardapparat in Verbindung mit einem Maschinenwebstuhl in verschiedenen Ansichten dar. Fig. 9 ist ein Aufriß des Apparates, und zwar zur besseren Erläuterung seiner Construction zum Theil im Durchschnitt; Fig. 10 ein lenkrechter Durchschnitt, rechtwinkelig zu Fig. 9; Fig. 11 ein Horizontaldurchschnitt, über den horizontalen Nadeln geführt. Das Hauptgestell a, a, welches die verschiedenen Theile des Apparates trägt, ist an eine mit Löchern durchbohrte Bodenplatte b geschraubt. Durch diese Löcher gehen die Schnüre, welche die Haken des Jacquardapparates mit dem Geschirr des Webstuhls verbinden. Die Treibwelle c empfängt ihre Bewegung von der Excentricumwelle des Webstuhls und theilt sie dem Jacquardapparate mit. An dieser Welle sind zwei Scheibenräder d, d befestigt, und mit jedem dieser Scheibenräder sind drei Arme oder Stangen e, e* und f verbunden. Die eigenthümliche Construction dieser Scheiben erhellt am deutlichsten aus den abgesonderten Ansichten Fig. 12. Die Stangenpaare e, e sind mit ihren oberen Enden an den Heberahmen (griff) g, und die anderen Stangenpaare e*, e* sind auf ähnliche Weise an den Heberahmen g* befestigt. Diese Heberahmen werden durch die Stangen abwechselnd in auf- und niedergehende Bewegung gefetzt, so daß, während der eine in die Höhe geht, der andere herabsinkt. Dadurch werden die Hakendrähte h und h* abwechselnd gehoben und niedergelassen. Die beiden verticalen Stangenpaare i, i und i*, i* dienen zur Leitung der Heberahmen bei ihrer auf- und niedersteigenden Bewegung. Die zwei inneren Stangen i, i welche länger als das andere Paar sind, haben die Bestimmung die Bewegungen des Querstücks k, woran die Arme f, f befestigt sind, zu leiten. Dieser Jacquard-Apparat ist mit zwei Prismen l und l* versehen, und diese sind auf gewöhnliche Weise, jedoch zu beiden Seiten des Gestells, angeordnet. Diese Prismen wirken auf zwei Systeme horizontaler Nadeln y und x, so daß sie diejenigen derselben, welche durch die Musterpappen zurückgedrängt werden, veranlassen die Haken der Drähte h und h*, womit sie in Verbindung sind, aus dem Bereich der Schienen des aufsteigenden Heberahmens zu bringen. Die Musterpappen sind so vorbereitet und angeordnet, daß jedes Prisma die eine Hälfte des Musters aufnimmt, d.h. das eine Prisma nimmt die ungerade Anzahl 1, 3, 5, das andere die gerade Anzahl 2, 4, 6 Fig. 9 der Musterpappen auf. Da nun die Prismen abwechselnd auf die horizontalen Nadeln wirken, so entstehen die aufeinander folgenden Wechsel in der Kette ebenso wie bei dem gewöhnlichen System. Die Prismen l und l* sind in Rahmen m und m* gelagert, welche um Zapfen schwingen, deren Lager n, n an das obere Ende des Gestells a, a befestigt sind. An jeden dieser schwingenden Rahmen ist ein geneigtes Stück o, o* befestigt, das sich oben in einen Haken o ¹ endigt. Auf jedes dieser geneigten Stücke wirkt eine Frictionsrolle p, welche in einem von dem Heberahmen seitwärts hervorragenden Arm gelagert ist, so daß sie den Rahmen m oder m* auswärts drückt und die Musterpappen auf dem Prisma aus dem Bereich der horizontalen Nadeln bringt. Die Haken q, q* sind mit dem Gestell a verbunden und haben den Zweck dem Prisma bei jeder auswärtserfolgenden Bewegung der schwingenden Rahmen auf die gewöhnliche Weise eine Drehung zu ertheilen, und auf diese Weise eine neue Musterpappe mit den Enden der Nadeln in Berührung zu bringen. Die Stangen oder Stiele der Haken h und h* sind mit einem Auge versehen, und durch einen Mittlern Hakendraht j oder j* paarweise verbunden, indem dieser durch das Auge je zweier benachbarter Hakendrähte h und h* geht. Der Heberahmen g wirkt auf das eine, und der Heberahmen g* auf das andere Paar der Hakendrähte. An die unteren Enden der mittleren Hakendrähte j und j* sind die Schnüre befestigt, welche das Geschirr des Webstuhls in Thätigkeit setzen. Jeder dieser mittleren Drähte ist mit zwei Aufhältern * versehen, welche so angeordnet sind, daß das Auge des einen oder des andern Paares der Hakendrähte h oder h*, indem es mit einem der Aufhälter in Berührung kommt, den mittleren Draht und den an diesem hängenden Theil des Geschirrs in die Höhe hebt. Der obere Theil der Drähte j und j* gleitet in dem beweglichen Querstück k, welches zu diesem Zweck geeignet durchbohrt ist, und ihre Enden sind umgebogen, so daß sie aus den Querstücken nicht herausfallen können. Der Zweck und die Wirkungsweise dieses beweglichen Querstückes k soll weiter unten näher erläutert werden. r, r sind zwei Federn, welche auf die Enden der Prismen drücken und diese nach erfolgter Drehung durch die Haken q und q* jedesmal in der geeigneten Lage halten. Die Enden aller mittleren Drahthaken ruhen in ihrer tiefsten Lage auf dem Querstück k. Der im Vorhergehenden beschriebene Apparat ist in Fig. 13 in Verbindung mit einem Webstuhl dargestellt, von dem er auf folgende Weise seine Bewegung herleitet. A ist eine in dem Hauptgestell des Webstuhls gelagerte Welle, die vermittelst Räderwerks von der Kurbelwelle B aus in Rotation gesetzt wird. Diese Welle A enthält zwei excentrische Scheiben C, C, von denen zwei Stangen C* C* in die Höhe gehen, welche in Folge ihrer Verbindung mit den oscillirenden Armen D, D in ihrer verticalen Lage erhalten werden. An die oberen Enden der Stangen C* sind die Schnüre E befestigt und diese laufen um eine an der Welle c des Jacquardapparates befestigte Rolle F. Bei jeder Umdrehung der Excentricumwelle A werden daher die Welle c und die Scheibenräder d in eine wechselnde Kreisbewegung versetzt. Diese Bewegung hebt vermittelst eines Paars der Arme e, e* einen der Rahmen g, g* in seine höchste Lage, und senkt gleichzeitig den andern in seine tiefste Lage; sie veranlaßt zugleich entsprechende Bewegungen derjenigen Hakendrähte, welche von den Stäben der Heberahmen ergriffen worden sind. Während dieser Wechselbewegung der Heberahmen drängt die Frictionsrolle des aufsteigenden Heberahmens, z.B. des Rahmens g*, indem sie über die geneigte Ebene o* hingleitet, den Rahmen m* mit seinem Prisma auswärts, und der Haken q* ertheilt dem letzteren eine Viertelsdrehung, in deren Folge eine neue Musterpappe den Enden der horizontalen Nadeln dargeboten wird. Gleichzeitig bewegt sich der Heberahmen g mit seiner Frictionsrolle abwärts und gestattet dem Rahmen m nach innen zu sinken, wodurch eine Musterpappe mit den Enden der Nadeln in Berührung gebracht wird. Diejenigen Nadeln, deren Enden den Löchern des Musterblattes gegenüber liegen, bleiben in Ruhe, die anderen Nadeln jedoch werden durch das Blatt nach innen gedrängt. Die in Ruhe bleibenden Nadeln veranlassen die Hakendrähte, mit denen sie verbunden sind, die Schienen des Heberahmens beim Aufsteigen des letzteren zu erfassen, so daß sie mit diesem gehoben werden; während die nach innen getriebenen NadelnNadelu y die Hakenenden der Drähte h zurückdrängen, so daß die Querschienen des aufsteigenden Heberahmens an ihnen vorübergehen. Durch die aufwärts erfolgende Bewegung der Drähte h kommen ihre Augen mit einem der Aufhälter * der Mitteldrähte j in Berührung, heben diese und folglich auch das Geschirr und die Kettenfäden, womit die Drähte j verbunden sind. Auf diese Weise wird die Kette für den Durchgang des Schützen geöffnet. Wenn irgend einer dieser gehobenen Fäden bei der Bildung der nächsten Oeffnung der Kette wieder gehoben werden soll, so bietet das auf die Nadeln z wirkende Prisma eine Musterpappe dar, welche so durchlöchert ist, daß sie diejenigen Nadeln nicht trifft, welche die Bewegung der Hakendrähte h* beherrschen, die mit den zu hebenden Fäden correspondiren. Die Hafendrähte h* werden daher von den Schienen des Heberahmens g* ergriffen und gehoben. Diejenigen Mitteldrähte, welche zur Bildung der nächsten Oeffnung der Kette wieder gehoben werden sollen, sinken ungefähr um die Hälfte des Raumes, welchen sie vorher gehoben worden waren, herab; hierauf kommen die Augen ihrer Hakendrähte h*, welche von dem Heberahmen g* in die Höhe genommen werden, mit einem der an jedem Mitteldrahte befindlichen Aufhälter in Berührung, und werden so veranlaßt in die Höhe zu gehen und ihre Fäden zu heben. Wenn aber die Fäden, welche zuletzt oben waren, niedergedrückt werden sollen, so werden die Drahte h*, welche mit den zuletzt gehobenen Drähten h Paare bildeten, durch das zugehörige Prisma zurückgedrängt, so daß der aufsteigende Heberahmen an ihnen vorbeigeht; somit können die Drähte j und die mit ihnen verbundenen Kettenfäden frei in ihre tiefste Lage herabsinken. – Hieraus erhellt, daß zwar jeder Kettenfaden, wie seither, durch einen einzelnen Draht bewegt wird, daß aber dieser Draht mittelst zweier mit ihm verbundenen Hakendrähte durch jeden der beiden Heberahmen gehoben werden kann. Diese Heberahmen haben eine gleichzeitige nach entgegengesetzten Richtungen wechselnde Bewegung, so daß das Heben und Niederlassen der verschiedenen Theile des Geschirrs gleichzeitig vor sich geht. Auf diese Weise wird die Kette schneller geöffnet, als dieses früher geschehen konnte. Die Wirkungsweise des Querstücks k ist folgende. Dasselbe hat den Zweck die Bildung einer doppelten Oeffnung der Kette zu verhüten, indem diese, wenn das Muster auf der unteren Fläche des Fabricates und in einem Zeitpunkt gewoben wird, wo nur eine kleine Anzahl Kettenfäden niedergedrückt ist, einen zu starken Schlag gegen die Kettenfäden veranlassen würde, in dessen Folge sie leicht reißen könnten. Bei Anwendung des Querstücks k werden diese Kettenfäden mit denjenigen in die Höhe geführt, welche den oberen Theil der Oeffnung bilden sollen, und indem sie den herabsteigenden Fäden begegnen, welche zuletzt in dem oberen Theil der Kette waren, werden sie mit diesen niedergezogen, und auf diese Weise wird der Schlag gegen die Kette gehörig vertheilt. Diese Wirkung des Querstücks k erhellt aus den Figuren 9 und 10. Die verticale Bewegung der Arme f, f, welche die Bewegung von der Welle c auf das Querstück übertragen, ist halb so groß, wie die der Arme e und e*, welche die Heberahmen in Thätigkeit sehen und somit die Hebung der Kettenfäden veranlassen. Die Mitteldrähte j ruhen in ihrer tiefsten Lage mit ihren Köpfen auf dem Querstück. Wenn daher in Folge der Rotation der Welle c die Arme e*, e*, und durch diese der Heberahmen g* mit den Drähten und den Kettenfäden, welche das obere Gelese der Kette bilden sollen, gehoben werden, so hebt der Arm l das Quecksilber k und mit diesem alle Drähte j, j*, welche von dem Heberahmen g* nicht mit in die Höhe geführt werden. Während die Kettenfäden durch den Heberahmen g in ihre tiefste Lage bewegt wurden, hat die Bewegung der Arme f, f das Querstück k in seine vorherige Lage herabgebracht, und mit ihm die Drähte j, j* mit ihren Kettenfäden. Fig. 14 stellt eine Abänderung des beschriebenen Apparates im Seitenaufriß, Fig. 15 im Durchschnitte nach der Linie Q, Q Fig. 14 dar. Diese Figuren erläutern ein Mittel, die correspondirenden Theile der beiden Musterpappen stets auf eine sichere Weise in der gehörigen Reihenfolge den Nadeln darzubieten, so daß, wenn der Weber in den Fall kommt das eine Prisma zurückzudrehen, das andere eine entsprechende Bewegung zu machen genöthigt ist. Dieses geschieht dadurch, daß man über zwei an den Achsenenden der Prismen befestigte Räder 8 eine endlose Kette T legt. Der Haken u, welcher in die Stifte des Prisma greift, ist durch ein Gelenk mit dem Hebelhaken q verbunden, von welchem sich eine Schnur v abwärts in den Bereich des Webers erstreckt. Durch diese Anordnung ist der Weber in Stand gesetzt das Muster zurückzubewegen. Durch Anziehen der Schnur v wird nämlich der Hebelhaken u in Eingriff mit dem Prisma gehoben, so daß er dieses bei seiner auswärts erfolgenden Bewegung in entgegengesetzter Richtung dreht. Um die Drähte zum Behuf der Reparatur leicht herausnehmen zu können, findet es der Patentträger zweckmäßig, die Hakendrähte h, h* mit Gabeln anstatt mit Oehren zu versehen. Fig. 16 stellt diese Abänderung in vergrößertem Maaßstabe dar; h, h* sind die beiden Hakendrähte, j der Mitteldraht. Die Construction der Gabeln ist aus Fig. 17 zu entnehmen.

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