Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 118, Jahrgang 1850, Nr. , S. 430
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Miscellen. Miscellen. Das Gebäude für die große Londoner Gewerbeausstellung von 1851. Das Gebäude wird 1848 Fuß lang seyn, 408 Fuß breit und 66 Fuß hoch. Eine andere seiner besonderen Eigenschaften besteht darin, daß alles von der Baustelle entfernt zugerichtet werden kann, und daß es nur des Zusammenfügens auf dem Grund und Boden bedarf. Die lange Linie wird durch einen Kreuzflügel von der Höhe von 108 Fuß durchschnitten, welcher eine Reihe von Ulmenbäumen einschließen wird, die so nahe in der Mitte stehen, daß sie die Länge in 948 Fuß auf der einen Seite und 900 Fuß auf der anderen theilen. Außer dem Holzwerke für Querbalken, Fußböden etc., bilden Glas- und eiserne Stützen das ganze Bauwerk. Die Pfeiler sind durchgehends von derselben Form. Gleiches läßt sich von einem jeden Fensterrahmen und jeder Glasscheibe sagen. Die Zahl der Pfeiler, welche in der Länge von 14 Fuß 6 Zoll bis 20 Fuß verschieden sind, ist 3230. An gußeisernen Bindebalken zum Tragen der Galerien und Dächer gibt es 2244, außer 1128 Zwischenträgern oder Verbindungen; 358 Balken von gezogenem Eisen zum Tragen des Daches, 34 Meilen Rinnen, um das Wasser nach den Pfeilern zu leiten, 202 Meilen Fensterrahmen und 900,000 Quadratfuß Glas. Das Gebäude wird ungefähr 18 englische Acker Boden einnehmen und mit den Galerien eine Oberfläche zum Ausstellen von 21 Ackern darbieten; jedoch werden zu einer großen Vermehrung der Galerien für den Nothfall Vorkehrungen getroffen. Die Galerie wird 24 Fuß breit seyn und beinahe eine Meile Ausdehnung haben. Die Länge der Tische oder des Tischraumes zum Ausstellen wird ungefähr 8 Meilen betragen. Eine Idee von der beispiellosen Menge des Materials, welches zu diesem Gebäude wird verwendet werden, gibt die Thatsache. daß das Glas allein nahe an 400 Tonnen wiegen wird. Wie bereits gesagt, wird die Oberfläche zum Ausstellen einen Raum von ungefähr 21 englischen Ackers einnehmen. Der Totalkubikinhalt des Gebäudes wird 33 Millionen Kubikfuß seyn Die Gesammtsumme des Unternehmungsvertrags für die Benutzung, Abnutzung und Erhaltung ist 79,800 Pfd. St., oder sehr wenig mehr als 9/16 eines Pennys per Kubikfuß. Der Gesammtwerth des Gebäudes, wollte man es dauernd beibehalten, würde 150,000 Pfd. St. seyn, oder etwas weniger als 1 1/12 Penny per Kubikfuß. Es sind von Vielen gegen den Plan des Gebäudes wegen des Regens von außen und des verdickten Dunstes im Innern Einwürfe gemacht und behauptet worden, daß der Boden zu einem Moraste und die Atmosphäre zu einem Nebel gemacht werden würde; es ist daher einer sinnreichen Methode zu gedenken, durch welche Hr. Paxton einer jeden Gefahr vorbeugt, daß die Ausstellung aus eine solche Weise überschwemmt werde. Das Glasdach besteht aus einer Reihe von „Hügeln und Thälern“, genau 8 Fuß breit. Längs der Abdachung von außen und innen wird das Wasser in Rinnen geleitet, welche an dem obern Theile eines jeden Pfeilers befestigt sind, wo es dann durch diese Pfeiler selbst entrinnt. Nirgends läuft das Wasser weiter als 12 Fuß, ehe es die Einsenkungen erreicht. – Die Vorkehrung zur Lüftung ist, nach der Versicherung des Hrn. Paxton, ein ganz besonderer Theil seines Planes. Er sagt, das Gebäude werde mit Luft- oder Ventilationsbrettern versehen werden, die so angebracht sind, daß sie die Luft zulassen, aber den Regen ausschließen. Das Dach und die Südseite des Gebäudes wird mit Kannevas bedeckt werden, und bei sehr heißem Wetter kann dieser begossen und so das Innere kühl erhalten werden. In dem Kreuzflügel allein werden mehr als 5000 Fuß Oberfläche Ventilatoren angebracht werden, und es wird sich ausweisen, daß, wenn Hr. Paxton sich überhaupt in Bezug auf die Lüftungsmittel geirrt haben sollte, deren eher zu viel als zu wenig seyn werden. Dadurch, daß die Südseite und das Dach des Gebäudes mit Kannevas bedeckt wird, wird ein sanftes Licht über das ganze Gebäude verbreitet, und wird die ganze Glasfläche der nördlichen Seite des Gebäudes dem Innern ein unmittelbares Licht zuwenden. (Nach d. preuß. Staatsanzeiger, Nr. 254.) Durch artesische Brunnen getriebene Sägemühle. Zu Millwood (Nordamerika) besitzt Dr. Withers eine Sägemühle die durch das Wasser getrieben wird, welches sechs artesische Brunnen liefern; letztere befinden sich auf dem Gehöft, 50 bis 200 Yards von der Mühle entfernt, sind 300 bis 600 Fuß tief und liefern fast 1000 Gallons Wasser per Minute. Das Wasser fließt von allen Brunnen in ein gemeinschaftliches Reservoir und wird von diesem durch eine unterirdische Leitung zur Mühle geführt, nämlich in ein Bassin, aus welchem es auf ein 40 Fuß darunter befindliches Reactionsrad fällt und so die Mühle in Bewegung setzt. Das vom Rad ablaufende Wasser wird mittelst eines Tunnels in den Fluß geleitet; dieser durch ein Kalksteingebirge geführte Tunnel ist 240 Fuß lang, 5 3/4 Fuß hoch und 4 Fuß breit. (London Journal of arts, November 1850, S. 281.) Die Bleistiften-Fabrik der HHrn. Banks und Forster in England. Die Bleistiften-Fabrik der HHrn. Banks und Forster zu Keswig in Cumberland, Besitzer der einzigen Grube zu Seathwhite welche den so berühmten Graphit liefert, beschäftigt nur 48 Menschen und steht in jeder Hinsicht unserer Fabrication nach. Es bewährt sich auch hier wieder der Satz, daß selbst in England, ohne Concurrenz der menschliche Geist nicht raffinirt und das Monopol keineswegs die Mutter der Erfindungen ist. Die natürlichen Graphitstücke werden zuerst mit einer Handsäge in gehörig dünne Platten gesägt und diese, nachdem sie an der längsten Seite eine gerade Kante erhielten. mit dieser in die mit Leim bestrichene Fuge des Bleistiftes eingeschoben; dann wird mittelst eines spitzen Instrumentes die Graphitplatte so nahe als möglich am Holze eingeschnitten und abgebrochen; nachdem nun die Holzleiste aufgeleimt ist, wird die weitere Holzarbeit auf ganz gewöhnliche Art vollendet. Aus dem beim Sägen abfallenden Graphitstaube sowohl, als auch aus Graphit von anderer Gegend wurden auf eine geheim gehaltene Weise etwa 8 Zoll lange, 3 Zoll hohe und eben so breite Prismen geformt, welche, nachdem sie bei abgehaltener Luft längere Zeit im Glühen erhalten wurden, so wie der natürliche Graphit in Platten geschnitten werden. Selbst in der berühmten Fabrik der ever pointed pencil cases des Hrn. Mordan in London werden die feinen runden Graphitstifte, nicht wie dieß bei uns geschieht, verfertigt, indem man die durch Zusatz von etwas Thon plastisch gemachte Graphitmasse durch eine runde Oeffnung preßt und dann erst glüht, sondern es werden zuerst aus den auf die oben angegebene Art erzeugten Platten dünne Prismen geschnitten, und diesen wird in einer sehr sinnreich eingerichteten kleinen Hobelmaschine, wo die Schneiden aus Demantspitzen bestehen, die Cylinderform gegeben. Die aus dem natürlichen Graphit erzeugten Bleistifte bilden die feinste Sorte, und das Stück wird in der Fabrik zu Keswig zu 1 Shill. verkauft! Es war mir auch interessant die Graphitwerke, welche dieses kostbare Material liefern, zu sehen, ich machte daher den romantischen Weg von Keswig dahin, und dieser war wohl auch das einzige, was die Mühe und Zeit lohnte, denn in Seathwhite selbst ist wenig zu sehen. In den Gruben sind höchstens 8–10 Mann beschäftigt, und die größte Ausbeute, welche man je machte, betrug 500 Cntr. engl. im Jahre 1803 Die Art des Vorkommens des Graphits ist bekannt. Prof. Schrötter. (Aus dessen Bericht über seine Reise nach England, durch die Zeitschrift des niederösterr. Gewerbvereins, 1850 Nr. 48.) Die großen Westminster-Gaswerke und die Konsumtion des Leuchtgases in England. Die Besichtigung der großen Westminster-Gaswerke wurde mir durch die Gefälligkeit des Hrn. G. Löwe, Director derselben, gestattet, und der ebenso unterrichtete als gefällige Ingenieur Hr. H. Gore opferte mir viele Stunden und ließ nichts unversucht, um mich mit allen Details dieses vortrefflich eingerichteten Etablissements bekannt zu machen. In demselben werden nicht weniger als 2 Mill. engl. Kubikfuß Gas (1,792,794 W. Kubikf.) täglich erzeugt, für welche 18 Gasbehälter (Gasometer) vorhanden sind, die jedoch zusammen nur 1,100,000 Kubikf. Gas (98,603 W. Kub. Fuß) fassen, da das übrige während des Füllens verbraucht wird. Einige dieser Gasometer fassen nicht weniger als 259,000 Kub. Fuß (232,167 W. Kub. Fuß.). Die Oefen sind für 500 Retorten eingerichtet, deren jede um Mittel 1 1/4 Tonne (23 W. Centr.) wiegt und 5 Pf. St. kostet. Die Reinigung des Gases wie jetzt allgemein durch Kalkhydrat bewerkstelligt, von dem 1 Bushel (0591 Wien. Metzen) für 12,000 Kub. Fuß (10,757 W. Kub. Fuß) Gas ausreicht. Zwischen dem zum Kühlen und Absetzen des Theers bestimmten Röhrensysteme und den Kalkgefäßen ist eine Luftpumpe (Exhaustor) angebracht, welche durch eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wird, und dazu dient, das Gas in die Gasometer zu pumpen und so den Druck desselben auf die Retorten zu vermindern, damit es bei den unvermeidlichen Fugen derselben nicht entweiche. Nachdem das Gas aus den großen Gasmessern austritt, muß es durch einen wenigstens vier Klafter hohen Cylinder gehen, der Kohks enthält, die mit kohlensaurem Ammoniak getränkt sind, was ein sehr wirksames Mittel ist, die letzten Spuren von Verunreinigung zu entfernen. Auch ist bei den Kästen, in welchen sich der Kalk befindet, ein durch die Dampfmaschine in Bewegung gesetzter Saugapparat angebracht, mittelst welchem die atmosphärische Luft nach abwärts auf den Kalk gedrängt wird, was für die Arbeiter, welche das Wechseln des Kalks zu besorgen haben, eine außerordentliche Erleichterung ist. Aus den sämmtlichen Gasometern strömt das Gas in sehr sinnreich eingerichtete, selbstregistrirende Apparate, durch welche die Vertheilung regulirt und controlirt wird. Bis zu welchem Grade die Consumtion des Leuchtgases in England gestiegen ist, kann man daraus sehen, daß nach Hrn. Lowe in London allein jährlich in 22 daselbst bestehenden Gasfabriken 500,000 Tonnen (9,071,750 W. Centr.) Kohlen zu diesem Behufe verbraucht werden. Die Menge des jährlich daselbst erzeugten Leuchtgases beträgt 4500 Millionen Kub. Fuß (nahe an 4034 Mill. W. K. F.), es strömen also täglich nicht weniger als zwölf und eine halbe Million K. F. (11 Mill. und 200,000 N. K. F.) Leuchtgas durch etwas mehr als eine halbe Million Brenner aus, und das Röhrensystem, in welchem dieses Gas circulirt, hat in London allein eine Länge von 1800 engl. oder nahe 450 deutschen Meilen. Das durch diesen Industriezweig in London allein in Bewegung gesetzte Capital beträgt 4 Millionen Pfund Sterling.100 englische Kubik-Fuß Gas kosten in London 36 kr. C. M., während bei uns je nach der Größe des Verbrauches 36–43 kr. für dieselbe Menge bezahlt werden. Die Menge der in den gesammten Gaswerken Londons gewonnenen Kohks beträgt 500,000 Chaldrons (etwas über 10 1/2 Millionen W. Metzen), von denen 125,000 (etwas über 2 1/2 Millionen Metzen) in den Gaswerken selbst verbraucht werden, die übrigen kommen als gesuchtes Brennmaterial in den Handel. Es gibt jetzt in England keine Stadt von mehr als 4000 Einwohnern die keine Gasbeleuchtung besitzt, dafür beträgt aber auch die Menge von Steinkohlen, welche zur Gaserzeugung verbraucht werden, 6 Millionen Tonnen, und das zur Erzeugung des Gases dienende Capital übertrifft 15 Millionen Pfund Sterling. Bei allen diesen Angaben ist jedoch noch nicht gerechnet, daß, wie ich mehrfach zu sehen Gelegenheit hatte, in vielen Fabriken das Gas zum eigenen Gebrauche selbst erzeugt wird, da glücklicherweise in England keinerlei Art von Monopol in dieser Beziehung besteht. Prof. Schrötter. (Aus dessen Bericht über seine Reife nach England, durch die Zeitschrift des niederösterreichischen Gewerbvereines, 1850 Nr. 48.) Verfahren zur Entdeckung des Chloroforms in Leichnamen; von Dr. Snow. Folgenden Verfahrens bediente sich der Verfasser zur Entdeckung des Chloroforms in einem Leichnam. Man brachte das Blut oder sonst einen Theil des Körpers in eine Flasche, aus der eine Röhre trat, welche an einer Stelle rothglühend gemacht wurde; eine andere, am Ende der letztern befestigte Glasröhre war innerlich mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber befeuchtet und endigte in einer innerhalb ebenfalls mit solcher Lösung befeuchteten Woulfe'schen Flasche. Die erste Flasche wurde im Chlorcalciumbad erhitzt, und der dadurch entwickelte Dampf mußte durchduech die rothglühende Röhre gehen, wodurch alles etwa vorhandene Chloroform zersetzt wurde; das Chlor und die Salzsäure, welche dadurch frei geworden waren, wurden in der nächsten Röhre aufgehalten, wo sie einen Weißen Niederschlag von Chlorsilber bildeten, welcher am Licht bald eine dunkle Farbe annahm. Die Natur des Niederschlags konnte noch weiters dadurch dargethan werden, daß man die Röhre mittelst einer Feile zerschnitt, in das eine Stück ein paar Tropfen Salpetersäure, und in das andere Ammoniakflüssigkeit brachte. Das Vorhandenseyn von Chloroform wurde auf diese Weise bei zwei durch Einathmen von Chloroform-Dampf getödteten jungen Katzen sechs Tage nach ihrem Tode nachgewiesen, obwohl keine Vorkehrungen getroffen waren; ihre Leichname vor dem Zutritt der Luft zu schützen, und jede nicht einmal einen Tropfen Chloroform bekommen hatte Die untersuchten Theile der Thiere waren die Eingeweide der Brust und des Unterleibs, das Gehirn und verschiedene Muskeln Auch an dem Leichnam eines amputirten Kindes zeigte sich das Verfahren ganz zweckentsprechend. 1/100 Gran Chloroform in 1000 Gran Wasser aufgelöst, kann auf diese Weise noch entdeckt werden. Nur das Oel des ölbildenden Gases, das Chloräthyl (leichter Salzäther) und einige ähnliche Körper könnten bei dieser Probe ebenfalls Chlorsilber geben; sie sind aber nicht im Gebrauche und kommen im Handel nicht vor. Es befinden sich zwar salzsaure Salze im menschlichen Körper; dieselben können aber unter obigen Umständen und ohne vorheriges Trocknen der Theile nicht zersetzt werden. Die Eingeweide eines weiblichen Leichnams, welche man 2–3 Stunden in ihrem eigenen Blutwasser hatte kochen lassen, gaben nicht die geringste Spur Chlorsilber, während in Fällen, wo der Tod durch Chloroform erfolgte, der Niederschlag sich schon bildete, wenn der behandelte Theil die Temperatur von 80° R. erreichte. (Chemical Gazette, 1850, Nr. 184.) Qualitatives Reagens auf Salpetersäure; von James Higgins. Die gewöhnlichen Verfahrungsweisen, um Salpetersäure zu entdecken, zeigen keine sehr kleinen Mengen von derselben an, und in der Regel muß die Flüssigkeit in welcher man salpetersaure Salze vermuthet, erst concentrirt werden, ehe man sich von der Gegenwart der Salpetersäure überzeugen kann. Als ich unlängst salpetersaure Salze im Brunnenwasser aufzusuchen hatte, bediente ich mich folgenden Verfahrens mit bestem Erfolge. Es gründet sich auf das augenblickliche Freiwerden des Jods aus der Jodwasserstoffsäure durch Salpetersäure, worauf das Jod durch Stärke entdeckt wird. Zur Sicherheit müssen bei dieser Methode gewisse Details beobachtet werden; wenn dieß aber geschieht so ist das Reagens ein sehr empfindliches: 1. Die Jodkaliumlösung muß sehr verdünnt seyn, sonst wird das Jod schon durch Schwefelsäure allein frei gemacht; 2. Die Jodkaliumlösung darf der Mischung von Schwefelsäure und Flüssigkeit nicht zugesetzt werden, bis sie kalt ist, weil sonst das Jod auch ohne Gegenwart von Salpetersäure frei werden könnte; 3. Der zu untersuchenden Flüssigkeit darf man nicht zu viel Schwefelsäure zusetzen, weil sonst die verdünnteste Jodkaliumlösung auch ohne Salpetersäure Jod gibt; 4. Da die durch die Einwirkung der Schwefelsäure auf das Jodkalium gebildete Lösung von Jodwasserstoffsäure erst in 1–2 Stunden durch die Luft zersetzt und folglich durch Stärke eine blaue Farbe hervorgerufen wird, so kann man, wenn in 10 bis 15 Minuten keine deutliche Färbung entsteht, schließen daß keine Salpetersäure vorbanden ist. Ich löse, um das Reagens zu bereiten, 25 Gran Jodkalium in 16 Unzen Wasser auf, wobei die Lösung so verdünnt ist, daß sie mit Schwefelsäure allein kein Jod geben kann. Der zu untersuchenden Flüssigkeit setze ich in einem Probirröhrchen nur ein Sechstel ihres Volumes concentrirte Schwefelsäure zu, erhitze bis nahe zum Sieden, und erhalte sie im Sandbad einige Minuten warm; kühle dann die Röhre in kaltem Wasser ab und setze einen Tropfen Stärkeschleim nebst einigen Tropfen Probeflüssigkeit zu. Wenn Salpetersäure vorhanden ist, erzeugt sie folgende Färbungen der Flüssigkeit:   1/500 ihres Gewichts Salpetersäure intensiv dunkelblau,   1/1000           „         „ dunkelblau,   1/5000           „         „ dunkelblau,   1/10000           „         „ blasserblau,   1/12000           „         „ blaßblau,   1/16000           „         „ bläuliche Nüancirung,   1/18000           „         „ bläulicher Ton,   1/20000           „         „ schwacher bläulicher Ton. der in   einigen Minuten erst erkennbar   wird. Es ist bemerkenswert, daß selbst bei dem großen Ueberschuß der vorhandenen Schwefelsäure nicht alle Salpetersäure frei wird, bis eine Zeit lang erhitzt wurde; so erforderte 1/16000 10 Minuten andauernde Erhitzung bis das Reagens die Salpetersäure anzeigte; 1/18000 bedurfte 20 Minuten, und 1/20000 wußte 1/2 Stunde lang erhitzt werden bis die Reaction eintrat. Wahrscheinlich werden, wenn man dasselbe Verfahren beobachtet, die anderen Reagentien auf Salpetersäure, z.B. schwefelsaures Eisenoxydul, schwefelsaurer Indigo und Blattgold, ebenfalls empfindlicher; doch habe ich hierüber keine Versuche angestellt. Einige andere Säuren, wie Chlorsäure und Chromsäure etc. würden sich natürlich ebenso verhalten wie die Salpetersäure; man kann sich aber leicht durch vorläufige Versuche versichern, daß solche Säuren nicht vorhanden sind. (Chemical Gazette, 1850 Nr. 185) Kohlensaures Natron statt Salpeters an Mauern. Gewisse Mauern in der Stadt Agen (Lot-Garonne), berichtet Hr. Menigault, effloresciren ein Weißes Salz, welches sich bei näherer Untersuchung nicht als Salpeter, sondern als kohlensaures Natron erweist, und unter begünstigenden Umständen in mehr oder weniger langen gruppenweise vereinigten, Weißen, seidenartigen Krystallen besteht. Er entdeckte es, als bei Erhöhung eines Hauses um ein Stockwerk mit Material, welches zum Theil aus einem Keller genommen und mit sogenanntem Salpeter beschlagen war, an den Wänden ein Salz auswitterte, welches auf blaue (mit Berlinerblau gefärbte) Tapeten alkalisch reagirte. Merkwürdig ist, daß der Salpeter und das kohlensaure Natron nie miteinander auf einer Wand vorkommen; äußerlich sind diese Salze an der Wand nicht von einander zu unterscheiden; nur erhalten sich die Salpeterkrystalle im Sommer, während diejenigen des kohlensauren Natrons verwittern. (Comptes rendus, August 1850, Nr. 9.) Einfache Methode fette Oele zu reinigen. Die fremdartigen Bestandtheile, welche das Oel in dem Zustande wie es aus der Presse kommt, trüben, sind vorzugsweise Eiweiß und Gallertsäure, welche vermöge ihrer außerordentlichen Anziehung zum Wasser sich sehr aufblähen und in großen Massen im Oel schweben, bis der längere Einfluß einer trockenen Luft das Oel aus dem Wasser entfernt, wo jene Bestandtheile sich dann vom Oele trennen und am Boden der Gefäße ablagern. Kann man sonach schon durch bloßes längeres Stehen die Oele reinigen, so geschieht dieß doch nur sehr langsam, und es ist gewiß nicht ohne Interesse, ein Verfahren kennen zu lernen, welches so einfach ist, daß es leicht in Haushaltungen angewendet werden kann, was mit der bekannten Raffinirmethode mit Schwefelsäure, die nächstdem auch eine nachtheilige Veränderung des Geschmacks der Oele zur Folge hat, nicht der Fall ist. Dasselbe gründet sich auf die Eigenschaft des Gerbstoffs, die genannten fremdartigen Nebenbestandtheile des Oeles niederzuschlagen. Man. wählt hierzu reine und frische Lohe, oder schält sich die Rinde von den glatten und jungen Zweigen der Eiche ab und trocknet sie. Vier Pfund davon übergießt man in einer Flasche mit 8 Pfd. heißen Wassers und läßt sie wohl verstopft einige Tage stehen. Kann die Luft frei zu der Lohe treten, so erhält man eine dunkel gefärbte Brühe, die leicht auch das Oel etwas dunkler färbt. Nun bringt man 100 Pfd. Oel in einen Steintopf, breitet darüber ein leinenes Tuch aus und gießt auf dieses den Inhalt der Flasche, so daß nur die ablaufende Brühe zu dem Oele gelangt. Man bewirkt durch starkes Rühren mit einem Holzstabe eine innige Vermischung des wässerigen Zusatzes mit dem Oele, welches dabei eine milchähnliche Beschaffenheit erlangt, und stellt das Gemenge, nachdem man noch 24 Pfd. kochendes Wasser darunter gerührt hat, zum Klären an einen warmen Ort. Ist das oben aufschwimmende Oel vollkommen durchsichtig geworden, so zieht man es ab und bewahrt es in Flaschen an einem kühlen Ort auf. Der zwischen dem Oele und dem Wasser bleibende Satz liefert durch Filtration noch eine Quantität Oel; man schöpft ihn auf ein ausgespanntes trocknes Tuch, über das man noch einen Bogen Filtrirpapier ausgebreitet hat, wodurch sich das Oel allmählich hindurchzieht. (Nach Journ. d'agriculture aus der Zeitschrift für deutsche Landwirthe, 1850, S. 223.) Mittel gegen das Zufrieren der Fenster in Stallungen. Im Winter frieren die Stallfenster schon bei nicht zu heftiger Kälte oft ein, was eine Benutzung derselben zum Lüften verhindert. Als einfachstes Mittel gegen dieses Einfrieren empfiehlt das Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, Jahrg. 1850, Nr. 7, Salz in und auf die Fugen zu streuen, wodurch das vorhandene Eis schnell wegschmelze und die Bildung von neuem Eis verhindert werde, weil das mit Salz gesättigte Wasser einen Gefrierpunkt hat, der von den gewöhnlicheren Kältegraden nicht erreicht wird. Der hierzu erforderliche Salzaufwand soll ganz gering seyn. Nachtheilige Wirkung des Salzes beim Gartenbau. Obgleich der Nutzen des Kochsalzes beim Feldbau nicht bestritten werden kann, so scheint dasselbe doch nicht allen Pflanzen zuzusagen. Mehr als 2000 Pflanzen waren in einem Garten in England (Geranien, Fuchsien, Rosen-, Jasminsträuche etc.) ganz vertrocknet und zu Grunde gegangen; als man das Wasser, womit sie täglich zweimal begossen wurden, chemisch untersuchte, fand man 9 1/2 Gran Chlornatrium und Chlormagnium im Gallon desselben. Auch die Erde und die Pflanzen selbst enthielten viel Kochsalz. Weitere Untersuchungen ergaben, daß die Quelle mit dem Meerwasser in Verbindung stand. Durch Gegenversuche an Fuchsien, welche theils mit dem Wasser dieser Quelle, theils mit Regenwasser begossen wurden, überzeugte man sich, daß der Salzgehalt jenes Resultat veranlaßt hatte. Das Kochsalz ist sonach für gewisse Pflanzen in gewisser Menge ein Gift. (Journal de Chimie médicale, Septbr. 1850) Ueber den Einfluß der Nahrungsmittel auf die Gesundheit und besonders die Fruchtbarkeit der Hühner. In einer Farbenfabrik machte Hr. Greppo die Beobachtung, daß die Hühner, wenn sie von der im Hofe zerstreuten Orseille mehrere Tage nach einander verschlingen, Eier legen welchen die Schale fehlt, und wenn diesem Umstand nicht bald gesteuert wird, ihr Kamm erschlafft, sie brennenden Durst bekommen, schnell abmagern, keine Eier mehr legen und endlich völligem Marasmus erliegen. Es läßt sich für diese Erscheinung wohl keine andere Erklärung finden, als der starke Ammoniakgehalt der Orseille. Doch ist auch zu berücksichtigen, daß in jedem Hühnerhof, besonders zur Zeit wo es viel Futter gibt, einige Hühner Eier ohne Schale legen, was doch schwerlich den Ammoniaksalzen im Miste, auf welchem sie ihre Nahrung suchen, zuzuschreiben ist, denn weit entfernt abzumagern, werden solche Hühner überkräftig und übermäßig gesund. Sie werden hierbei unfruchtbar, und, weil sie sehr fett sind, zu Markt gebracht. Auch andere Thiergattungen verlieren bei zu gutem Leben ihre Fruchtbarkeit oft ganz, z.B. die gemästete Kuh und Stute, die Karpfen des Sologner Teichs etc. (Journal de Chimie médicale, Juli 1850.) Schlachtproben. Um das Verhältniß des lebenden Gewichts zum Schlächtergewicht und das der nutzbaren Körpertheile zu den übrigen zu ermitteln, hat man besonders in England eine Menge Schlachtproben gemacht und dabei gefunden, daß 100 Pfund lebendes Gewicht im großen Durchschnitte gaben: a. bei ganz magern Thieren 50 Pfd. Fleisch in den 4 Vierteln sammt Lenden, b. bei halb fetten 52 Pfd. deßgl., c. bei ganz fetten 57 Pfd. deßgl. In den 4 Vierteln sind dann auf 100 Pfd. Fleisch enthalten d. bei magern, jedoch gesunden, nicht ausgemergelten Thieren   6 bis   8 Pfd. Talg, e. bei halb fetten   9   „ 12   „     „ f. bei ganz fetten 13   „ 20   „     „ Der Kopf mit der Zunge und die Füße betragen gewöhnlich den 19ten bis 20sten Theil des lebenden Gewichts und die Haut den 11ten bis 13ten Theil desselben. Bei letzterer findet verhältnißmäßig die größte Verschiedenheit statt. Wenn demnach ein zu schlachtender Ochse 1000 Pfd. lebend wiegt, so kann man mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß er geben werde: 1) ganz fett      570 Pfd. Fleisch, 78–171   „ Talg,      130   „ Haut, Kopf mit Zunge und Füßen.    –––––––––––      871   „ ohne Blut, Eingeweide etc. 2) halb fett      520   „ Fleisch, 80–120   „ Talg,      130   „ Haut etc.    –––––––––––      770   „ ohne Blut, Eingeweide etc. 3) mager      500   „ Fleisch,   30–40   „ Talg.      130   „ Haut etc.    –––––––––––      670   „ ohne Blut, Eingeweide etc. Daraus ist auch klar, wie sich bei der gewöhnlichen Art des Viehhandels der Nutzen des Fleischers vermehrt, je fetter das von ihm gekaufte Vieh ist. (Weimarscher Volkskalender.)