Titel: | Ueber die Wirkung der Wärme auf das in Glasröhren eingeschlossene Holz; von Cagniard-Latour. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XLIX., S. 227 |
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XLIX.
Ueber die Wirkung der Wärme auf das in Glasröhren
eingeschlossene Holz; von Cagniard-Latour.
Aus den Comptes rendus, Februar 1851, Nr.
8
Cagniard-Latour, über die Wirkung der Wärme auf
Holz.
Bekanntlich gelang es James Hall, ein Gemenge von
Tannenholz-Sägespänen und Horn, indem er es in einem hermetisch
verschlossenen Flintenlauf erhitzte, zum Schmelzen zu bringen und es in eine Art
künstlicher Steinkohle zu verwandeln.
Obleich es zweifelhaft schien, daß man ähnliche Resultate erzielen kann, wenn man
statt metallener Läufe bloß Röhren von gewöhnlichem (in der Hitze leicht
erweichenden) Glase anwendet, glaubte ich dennoch einige Versuche darüber anstellen
zu müssen und fand, daß wenn die Glasröhren im Verhältniß zu ihrem inneren
Durchmesser hinlänglich dicke Wände haben, sie der zum Schmelzen des Tannenholzes
und vieler anderen Holzarten, z. B. der Pappel, Birke, des Maulbeerfeigenbaums, der
Weißbuche, Eiche, des Buchses, Guajakbaumes etc. erforderlichen Hitze widerstehen,
ohne daß man Horn, oder ein ähnliches Schmelzmittel anzuwenden nöthig hat; es ist
sehr bemerkenswerth, daß in der Regel die Hitze den Siedepunkt des Quecksilbers
nicht zu überschreiten, ja ihn nicht einmal zu erreichen braucht.
Für die erwähnten Versuche wurde das Holz vor dem Einschließen in Glasröhren bei
80° R. getrocknet. Diese Röhren von höchstens 14 Centimeter Länge, hatten
ungefähr 3 Millimeter inneren Durchmesser und 2–3 Millimeter dicke Wände. Um
sie zu erhitzen, brachte ich sie bloß über eine Gluthpfanne mit Holzkohlen, nachdem
ich sie in einen zu einer cylindrischen Spirale gewundenen Eisendraht gesteckt
hatte, welcher auf einem Stäbchen auflag. Sobald die in den Röhren enthaltene
Substanz geschmolzen erschien, entzog ich sie der Einwirkung der Wärme. Wenn das
Schmelzen sich zu lange verzögerte, erhitzte ich die Röhre im kochenden
Quecksilberbade.
Obwohl die so erhaltenen künstlichen Steinkohlen nur wenig betrugen, nämlich
1–2 Decigramme in jeder Röhre, konnte ich mich doch überzeugen, daß sie beim
Verbrennen auf einem kleinen Rost von Platindraht über einer Weingeistlampe alle
augenblicklich ein wenig Flamme gaben, wobei einige während der Verbrennung sich
aufblähten, andere nicht; zu erstern gehören vorzüglich das Tannen- und
Guajakholz.
Andere Versuche überzeugten mich, daß in der Regel sehr junge Hölzer, obgleich vor
dem Einbringen in die Röhren bei 80° R. getrocknet, dennoch eine backende
Kohle liefern; daß alte Hölzer hingegen, nämlich etwa 30 Jahre alte, welche wegen
ihres trocknen Zustandes magere Kohlen gaben, wenn man sie vor ihrer Behandlung in
den Röhren mit Wasser tränkt, dann ebenfalls backende Kohlen geben und sogar eine
Art braunen Harzes liefern, welches sich in Schwefeläther theilweise leicht auflöst
und mit dem Asphalt, womit gegenwärtig die Trottoirs belegt werden, viele
Aehnlichkeit hat.
Ich habe auch bemerkt, daß der bei 80° R. getrocknete Kern des Holzes von
einem etwa 30 Jahre alten Maulbeerfeigenbaum bei der Behandlung in den Röhren magere
Kohle, der Splint hingegen, obschon ebenfalls getrocknet, backende Kohle gab.
Es ist zu hoffen, daß weitere ähnliche Versuche zu Resultaten führen, welche für die
Geologie eine nützliche Anwendung gestatten.