Titel: Analysen verschiedener unter dem Namen concentrirter Dünger im Handel vorkommender Gemenge; von J. Girardin in Rouen.
Fundstelle: Band 120, Jahrgang 1851, Nr. C., S. 455
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C. Analysen verschiedener unter dem Namen concentrirter Dünger im Handel vorkommender Gemenge; von J. Girardin in Rouen. Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1851, S. 131. Girardin's Analysen des sogenannten concentrirten Düngers. Der landwirthschaftliche Centralverein des untern Seine-Departements beauftragte mich mit der Analyse mehrerer fester und flüssiger Gemenge, welche den Landwirthen als Ersatzmittel der gewöhnlichen Dünger angeboten werden. Diese Gemenge besitzen angeblich eine viel größere Wirksamkeit als der Stalldünger, indem höchst unbedeutende Mengen, 15 Liter, 6 Kilogr., und sogar 5 Liter, je nach der Sorte, eine Hektare Feld fruchtbar zu machen und auf dieser Fläche im mittelmäßigsten Boden, ohne Beihülfe anderen Düngers und bei nur einmaligem Umackern 50 bis 52 Hektoliter Weizen zu erzeugen vermögen. Alle diese sogenannten concentrirten Dünger, deren es seit einem Jahr eine bedeutende Anzahl gibt, sollen in einem unendlich kleinen Raum eine ungeheure Menge nützlicher Stoffe enthalten und auf die Art angewandt werden, daß man sie mit dem Saatkorn vermengt. In letzterer Hinsicht ist die neue Methode die Wiederholung eines sehr alten Verfahrens, welches sehr gute Resultate liefert, nämlich des Ueberziehens (pralinage) des Saatkorns mit einer wirksamen Substanz, z. B. Kalk, alkalischen Salzen, Thierkohle etc., welche man in Leimlösung auflöst oder einrührt, die so dick ist, daß das Pulver sich den Samenkörnern anhängt und um sie eine Art Kruste bildet. Es ist gewiß, daß salz- und stickstoffhaltige Substanzen, welche auf diese Weise in unmittelbare Berührung mit den Samenkörnern gebracht werden, die Keimung und erste Entwickelung der jungen Pflanzen begünstigen. Diese Thatsache war schon den alten Griechen und Römern bekannt, welche das Korn niemals zu säen pflegten, ohne es vorher in Oelsatz oder in Salpeter eingeweicht zu haben. Virgil, Columella, Plinius und Palladius, welche über den Ackerbau schrieben, theilen Vorschriften mit, um das Keimen und Schossen der Pflanzen zu befördern. Dieser Gebrauch hatte, wenn auch unter Veränderungen, nie aufgehört, und wir finden ihn in den besten neuern Werken über Landwirthschaft erwähnt; die Schriften von Olivier, Chomel und das alte „maison rustique“ enthalten viele Vorschriften zum Zubereiten des Saatkorns, um reichlichere Ernten mit demselben zu erzielen. Man hatte diese Verfahrungsweisen fast vergessen, als in neuerer Zeit ein Landwirth der Auvergne sie wieder in Aufnahme brachte. Hr. v. Douhet nahm nämlich am 28. Decbr. 1844 ein Erfindungspatent für 15 Jahre, um alle Arten von Samenkörnern mit einem Ueberzug oder einer Hülle concentrirten Düngers zu versehen; er benutzte dazu Ammoniaksalze, Cyanverbindungen, gewisse schwefelsaure Salze, salpetersaure Salze, Schießpulver, doppelt-kohlensaure Salze, sowie sehr stickstoffhaltige und an phosphorsauren Salzen reiche Düngmittel und Substanzen. Die HHrn. Lebel in Bechelbronn, Crespel in Arras, Quesnard in Loiret und viele Oekonomen des Indre-Loire-Departements haben dieses Verfahren, die Samen zuzubereiten, angenommen und sagen, daß sie sich hinsichtlich der Ernte sehr gut dabei befinden. Besonders seit der Pariser Industrie-Ausstellung von 1849 warf sich die Speculation auf diesen Gegenstand. Ich wurde deßhalb beauftragt, die von den HHrn. Bickes, Huguin und Dusseau verkauften Pulver und Flüssigkeiten, von welchen die Zeitungen den größten Lärm aufschlugen, zu analysiren. I. Dünger des Hrn. Bickes. Dieser Dünger, stickstoffhaltiges Pulver (poudre azotique) genannt (Privilegium vom 27. Decbr. 1847), wird in 17 Sorten angefertigt für Bäume, holzige Gewächse, Weinstöcke, Kartoffeln, krautartige Gewächse, Blumen, Kohl, Artischocken, Melonen, Gurken etc. Für jede besondere Gewächsart ist der Dünger wieder verschieden, je nachdem er in thonigem, sandigem oder kalkigem Boden wirken soll. Ich habe nur das für Getreidearten bestimmte Pulver analysirt. Mit 5 Litern wird nach dem Erfinder ein Hektoliter Weizen zubereitet, welcher zum Besäen einer Hektare gehörig umgeackerten, nicht gedüngten Feldes hinreicht. Man verfährt dabei wie folgt. Man rührt das Pulver in 5 Liter lauwarmen Wassers ein, und schüttet das Ganze auf zweimal, unter Umrühren mit der Schaufel, auf das Saatkorn, so daß diese Flüssigkeit und das Pulver möglichst gleichmäßig an die Samenkörner vertheilt werden. Eine Stunde später rührt man letztere 2–3mal um und nach Verlauf von zwei Stunden sind die Körner trocken genug, um sie einsäen zu können. Die 5 Liter Pulver kosten 40 Franken und bewirken nach Bickes, daß die Hektare 50 Hektoliter Weizen trägt. Das (unserem landwirthschaftlichen Verein von dem Commissionär des Hrn. Bickes zu Rouen zugeschickte) von mir untersuchte Pulver ist von graulicher Farbe, mit kleinen weißlichen Stückchen vermengt, welche nichts als kohlensaurer Kalk sind. Es ist fast geschmacklos und knirscht stark zwischen den Zähnen. Auf glühenden Kohlen verbreitet es einen Geruch wie Horn, ohne merklich zu knistern oder mit Heftigkeit abzubrennen. In einer Glasröhre geglüht, gibt es einen empyreumatischen, ammoniakalischen Rauch und hinterläßt einen beträchtlichen kohligen Rückstand. Mit lauwarmem Wasser befeuchtet, gibt es einen Geruch nach Leim von sich; an Wasser tritt es sehr wenig ab; mit Gerbestoff gibt die entstandene Lösung einen reichlichen Niederschlag. Mit Salzsäure braust dieses Pulver stark auf und wird von ihr, etwas Sand und Kohle abgerechnet, beinahe ganz aufgelöst. Mit Kalk zusammengerieben, entwickelt das Pulver keinen ammoniakalischen Geruch. Aus 100 Theilen erhielt ich folgende Substanzen: Wasser 9,0 Auflösliche Salze schwefelsauren KalkChlornatrium (Kochsalz)salpetersaures Natron 2,50 unauflösliche Substanzen kohlensauren Kalk in großer Menge, phosphorsauren Kalk sehr wenigSandKohle 66,00 organische Materien (Gallerte) 22,50 ––––––––– 100,00 Stichstoff 3,34 Proc. II. Dünger der HHrn. Huguin und Comp. Dieser, später in den Handel gekommene, Dünger wird in 20 Sorten nach den verschiedenen Species der Gewächse und den Bodenarten geliefert. Die Erfinder sagen, daß er aus so wirksamen, kräftigen, verlässigen und fruchtbar machenden Stoffen zusammengesetzt sey, daß 6 Kilogr. zum Düngen einer Hektare hinreichen. Er sey, fügen sie hinzu, in der That nichts anderes, als concentrirter, in feste Form und auf den höchsten Grad der Wirksamkeit gebrachter Stickstoff. Es sey daher nicht zu verwundern, daß sie „in Flußsand welcher aus reiner Kieselerde besteht, ohne Spuren von Kalkstein oder Humus, sowie auf einer macadamisirten vormaligen Straße, nämlich einer 1½ Fuß dicken Schicht von Kieselsteinen ohne beigemengte Pflanzenerde, herrliche Ernten erhielten.“Seite 26 der Notice sur les engrais concentrés de M. M. Huguin et Comp., Chimistes manufacturiers, brochure in 8. Paris. 1850. Und dieses erzielt man um 24 Franken, den Preis der für Getreidearten erforderlichen 6 Kilogramme. Der Huguin'sche Dünger bildet ein Pulver von kohligem Ansehen, oder unregelmäßige Körner von verschiedener Größe. Dieses Pulver hat einen etwas kühlen, salzigen Geschmack und knirscht zwischen den Zähnen. Auf glühenden Kohlen riecht es stark nach verbranntem Horn und verknistert merklich. In einer Röhre geglüht, gibt es alle Producte stickstoffhaltiger Substanzen. Mit Kalk zusammengerieben, verbreitet es einen schwachen ammoniakalischen Geruch. An Wasser tritt es wenig ab; die darin enthaltene organische Materie ist nicht auflöslich. Das Pulver für Getreidearten braust mit Säuren nicht, das für Futterkräuter bestimmte hingegen ziemlich stark. 100 Gewichtstheile dieses Düngers für Getreidearten lieferten: Wasser 26,50 phosphorsauren Kalk mit etwas Sand 32,00 Chlornatrium (Kochsalz) 4,00 schwefelsaures Ammoniak 5,50 organische Materie und Kohle 32,00 –––––––––– 100,00 Stickstoff 5,43 Proc. Der Dünger für Futterkräuter gab: Wasser 12,00 phosphorsauren Kalk 17,40 kohlensauren Kalk 17,40 salzsaures Ammoniak mit Spuren von schwefelsaurem Kalk und Kochsalz 3,50 organische Materie und Kohle 17,00 –––––––––– 100,00 Stickstoff 2,850 Proc. III. Dünger der HHrn. Dusseau Vater und Sohn. Derselbe ist, dem Erfindungspatent vom 22. Julius 1850 zufolge, eine Flüssigkeit welche zur Keimung, zum Wachsthum, zum Schossen, zur Fruchtbildung anzureizen und den Ertrag aller Nutzgewächse auf gedüngtem und ungedüngtem Boden zu erhöhen dient. Es gibt von derselben nicht weniger als 14 Sorten, welche in ihrer Zusammensetzung je nach den Gewächsen, für welche man sie anwenden will, verschieden sind. 15 Liter genügen zum Präpariren von 1½ Hektoliter Weizen per Hektare, ohne daß noch Mist oder sonst ein Dünger erforderlich wäre, und mittelst dieser 15 Liter, welche nur 33 Franken kosten, sollen 52½ Hektoliter Getreide geerntet werden! Der Apotheker Lepage in Gisors, ein Schüler von mir, schickte mir am 8. December v. I. die Analysen zweier Dusseau'schen Düngerproben, welche von Landwirthen im Eure-Departement angewandt wurden. Beide waren für Getreidearten verlangt worden. Die eine Flüssigkeit hatte eine grüne Farbe, zeigte 15° an Baumé's Aräometer und enthielt eine pulverige, bräunliche Substanz schwebend. Die andere war braun, undurchsichtig, zeigte 14½° Baumé und enthielt kein Pulver schwebend. Folgende Bestandtheile fand Hr. Lepage in beiden: grüne Flüssigkeit braune Flüssigkeit Wasser 86,00 86,50 salpetersaures Kali (Salpeter) 8,25 8,00 Chlornatrium (Kochsalz) 2,75 2,10 schwefelsaures Kupfer (Kupfervitriol) 1,50 0,40 organische Materie (Gallerte) 1,50 3,00 ––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00. Die in der grünen Flüssigkeit suspendirte Substanz. hielt Lepage für getrocknetes Blut; sie lieferte beim Glühen eine sehr leichte Kohle und verbreitete einen sehr starken empyreumatischen Geruch. Da mir Hr. Lepage Proben der beiden von ihm untersuchten Flüssigkeiten mittheilte, so konnte ich die Richtigkeit seiner Analysen bestätigen. Andererseits überschickte mir der Herausgeber des Journal d'Agriculture pratique, Hr. Dusacq, ein in der Fabrik der HHrn. Dusseau (rue de Bouloi) gekauftes Fäßchen Dünger und in einer Blechbüchse eine Probe, welche ihm der Geschäftsführer der Fabrik für mich zugestellt hatte; ich nahm daher die chemische Untersuchung dieser beiden Flüssigkeiten von ächtem Ursprung vor, wobei sich folgendes ergab: Beide Dünger sind auf den ersten Anblick bedeutend von einander verschieden. Der vom Geschäftsführer der Fabrik übersandte Dünger ist röthlichbraun, dick und enthält ziemlich viel Substanz schwebend. Am Aräometer zeigt er 14°. Durch Filtriren von der röthlichbraunen Substanz, welche zum Theil in Klümpchen besteht, getrennt, hat die Flüssigkeit eine röthlichgelbe Farbe; einige Stunden an der Luft stehen gelassen, trübt sie sich stark, überzieht sich mit spiegelnden Häutchen wie eisenhaltige Mineralwasser und setzt nach und nach eine röthliche, flockige Substanz ab; wenn man sie zum Sieden erhitzt, verbreitet sie einen Geruch welcher zugleich an Harn und Guano deutlich erinnert. Wenn man einen Strom Chlor hindurchleitet, setzen sich Flocken thierischer Materie reichlich daraus ab, wobei sie sich entfärbt. Der Dünger im Fäßchen ist dunkelgrünlichbraun und enthält nur eine sehr kleine Menge einer braunen pulverigen Substanz schwebend. Er zeigt am Aräometer 14½°. Nach dem Filtriren hat er eine bräunlichgrüne Farbe und trübt sich nicht an der Luft. Beim Abdampfen gibt er keinen Geruch nach Horn oder Guano von sich; der wirkliche Geruch der Flüssigkeit dabei läßt sich schwer bezeichnen. Ein Strom Chlor verursacht im Vergleich zur andern Flüssigkeit darin nur einen geringen Niederschlag. Die erste, so zu sagen mechanische Analyse zeigt schon, daß die beiden Dünger nicht auf gleiche Weise bereitet sind. Sie enthalten folgende relative Mengen von Wasser und trockenen Substanzen im Liter: Vom Fabrikdirector erhaltener Dünger. Im Fäßchen gekaufter Dünger. schwebende feste Substanzen 37,10 8,80 aufgelöste feste Substanzen 174,00 187,60 Wasser 788,90 803,60 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1000,00 1000,00 Folgende Substanzen habe ich aus dem festen Theil der beiden Dünger geschieden: Die 211,10 Gr. festen Rückstands, welche ich aus 1 Liter des vom Fabrikdirector zugeschickten Düngers erhielt, gaben mir: salpetersaures Kali (Salpeter) 52,170 Chlornatrium (Kochsalz) 30,554 Eisenvitriol 16,360 schwefelsaures Ammoniak 4,000 phosphorsaures Alkali- und Erdsalz 6,000 durch Chlor fällbare Gallerte 2,300 andere organische Materien mit und ohne Stickstoffgehalt 91,716 unlösliche Substanzen 8,000 –––––––––– 211,100. Dieser Rückstand enthält 5,07 Procent Stickstoff, nämlich die 211,10 Gr. Rückstand aus 1 Liter Flüssigkeit 10,702 Gr. Die 196,40 Gr. festen Rückstands von 1 Liter des im Fäßchen gekauften Düngers gaben mir: salpetersaures Kali 73,524 Chlornatrium 53,686 Kupfervitriol 18,000 schwefelsaures Ammoniak 5,720 durch Chlor fällbare Gallerte 0,350 andere organische Materien mit und ohne Stickstoffgehalt, mit phosphorsauren Salzen 45,120 –––––––––– 196,400. Der Stickstoff beträgt 2,11 Procent oder in den 196,40 Gr. Rückstand von 1 Liter 4,144 Gr. Allgemeine Bemerkungen. Hiermit kennen wir wohl die chemische Zusammensetzung dieser verschiedenen Düngerarten, d. h. die verschiedenen Stoffe, welche durch die Analyse darin aufgefunden werden; damit ist aber ihre industrielle Zusammensetzung noch nicht bekannt, weil die chemische Analyse nicht immer anzugeben vermag, in welcher Form und in welchem Zustand die Bestandtheile eines vielfach zusammengesetzten Gemenges in dasselbe eingeführt wurden. Allein die Hauptsache ist eben zu wissen, welche Stoffe zur Zeit des Ankaufs darin enthalten sind. Vorstehenden Analysen zufolge sind diese sogenannten concentrirten Dünger, wenigstens bei der empfohlenen Anwendung in äußerst kleinen Quantitäten, eigentlich gar keine Dünger, indem unter Düngern nur Substanzen zu verstehen sind, welche in Folge ihrer Zusammensetzung eine Pflanze zu ernähren und deren vollkommene Entwickelung herbeizuführen im Stande sind. Diese angeblichen concentrirten Dünger aber sind nur stimulirende Gemenge, welche das Keimen des Samenkorns sicherer und rascher hervorzurufen, vielleicht auch das Saatkorn gegen Angriff von Insecten zu schützen und die Entwickelung des Brandes zu verhindern vermögen, mit andern Worten, sie sind lediglich Mittel zum sogenannten Kalken des Getreides. Alles was sonst von ihren Kräften als Dünger gerühmt wird, beruht auf Unwissenheit oder Charlatanerie. Der Boden gibt nur dann reichliche Ernten wenn ihm die verschiedenen mineralischen und organischen Substanzen welche ihm von den Pflanzen entzogen wurden, beständig wieder ersetzt werden. Da nun die Erfahrung von Jahrhunderten lehrt, daß, um eine Hektare Feld in den Zustand guter Production zu versetzen, erforderlich sind: 30000 Kilogr. guter landwirthschaftlicher Dünger, welche 124 Kilogr. Stickstoff und 81 Kilogr. phosphorsauren Kalk enthalten, oder 1800 Kilogr. Taubenmist (Colombine), oder 1800 — Thierkohle, oder 1750 — Staubmist (Poudretts), oder 1600 — Wollenlumpen, oder 12 bis 1500 Knochenmehl, oder 750 Kilogr. getrocknetes Blut, oder 504 Kilogr. Pferdefleisch, oder 400 Kilogr. Guano, oder 4 — 5 Hektoliter Kohle aus Zuckerraffinerien, oder 114 — 140 Hektoliter flämischer Dünger etc.; da man ferner weiß, daß jede Kartoffelernte dem Boden 123 Kilogr Mineralsubstanzen entzieht, unter welchen sich 63½ Kilogr. Kali befinden; daß jede Weizenernte ihm 222 Kilogr. anorganischer Stoffe entzieht, unter welchen 19 Kilogr. Phosphorsäure und 27 Kilogr. Kali, so begreist man, daß mit 5 Liter des stickstoffhaltigen Pulvers von Bickes, oder 5 Kilogr. des kohligen Pulvers von Huguin, oder 15 Liter der salzigen Flüssigkeit von Dusseau, das Feld unmöglich vernunftgemäß und gewinnbringend bestellt werden kann. Die Pflanzen würden in einem auf solche Weise bestellten Boden zu ihrem ersten Wachsthum angereizt werden, einmal entwickelt aber um sich herum im Boden nichts mehr finden und daher Hungers sterben wie ein Mensch, welcher bloß Salz und Gewürze, aber weder Brod noch Fleisch zu essen bekäme.Ein englischer Oekonom, Hr. Nesbit, wandte sich hinsichtlich der außerordentlichen Resultate, welche Zeitungsnachrichten zufolge die Pulver zum Befruchten der Samen in Frankreich geliefert haben sollten, an Hrn. Prof. Payen und erhielt von letzterem folgende Antwort: „Die ausschließliche Anwendung einer kleinen Menge pulverförmigen oder flüssigen Düngers, um die Samen einzuhüllen, könnte für den Oekonomen nur nachtheilig und gefährlich seyn. Dieß ist auch die Meinung des Hrn. Boussingault und meiner übrigen Collegen. Ueberdieß wurden bereits in Frankreich vergleichende Versuche von Hrn. Mohl und einigen anderen Oekonomen angestellt, welche vollkommen fehlschlugen. Die zahlreichen Anzeigen zu Gunsten dieses lächerlichen Cultursystems; ohne Dünger, welche in den französischen Zeitungen erschienen, ließen die Speculanten selbst auf ihre Kosten einrücken.“ (Moniteur indusriel, 1851, Nr. 1556.) Wenn die Kaufleute die concentrirten Dünger bloß als Mittel zum Kalken und Ueberziehen des Saatkorns, bei Anwendung der gewöhnlichen Dünger, empfohlen hätten, so wäre gegen dieselben nichts einzuwenden, denn allerdings werden mit so überzogenem Saatkorn, selbst in geringeren Mengen, gesundere und reichlichere Ernten erzielt. Nur wäre dabei ihr Preis zu hoch, indem nach Hrn. Lebel ein Hektoliter Korn für 2 Franken überzogen werden kann.