Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 121, Jahrgang 1851, Miszellen, S. 462
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Miscellen. Miscellen. Außergewöhnlich große Messingwaaren. Die HHrn. Gebrüder Estivant in Givet (Ardennen) lieferten zur Londoner Industrie-Ausstellung Messingstücke, welche einen Beweis von der großartigen Einrichtung ihrer Fabrik geben. Sie hatten unter Anderem einen ganz dichten, gewalzten Messingstab ausgestellt, der nicht weniger als 418 Kilogramme wiegt, 3,53 Meter lang ist, und dessen Querschnitt 121 Millimeter im Quadrat mißt. Ein runder gehämmerter Messingstab von 5 Zoll Durchmesser, 8 Fuß 1 Zoll Länge, und einem Gewichte von 560 Pfd. bildete ein hübsches Seitenstück, das aber von einer gewalzten Platte noch weit übertroffen wurde, welche bei einem Gewichte von 1466 Pfd. und bei einer Dicke von 2 Zoll, in Länge und Breite 4 Fuß 2 Zoll und 4 Fuß mißt. Außerdem beweist eine Stange, welche 40 Fuß 9 Zoll lang ist, einen Durchmesser von 5/ Zoll und ein Gewicht von 182 Pfd. hat, daß das gelieferte Messing geschmeidig und dehnbar ist, was noch mehr aus zwei Drahtstücken hervorgeht, von denen das eine ¾ Zoll Durchmesser hat, und bei einem Gewichte von 174 Pfd. eine Länge von 170 Fuß hat, während das zweite mit ½ Zoll Durchmesser und einer Länge von 318 Fuß 143 Pfd. wiegt. Aus einem einzigen Stücke geschmiedete vollkommen reine Messingpfannen von circa 6 Fuß Durchmesser und mehr als 3 Fuß Tiefe zeigen uns, wozu so ungewöhnlich große Messingstücke gebraucht werden können und wirklich verwendet werden. W. Selbstthätige Maschinen zum Paginiren von Büchern und Numeriren von Documenten. Maschinen dieser Art sind jetzt in England in ziemlich ausgedehntem Gebrauche, da sie dem Kauf- und Gewerbsmann große Zuverlässigkeit bei dem fortlaufenden Paginiren der Rechnungs- und anderen Handlungsbücher bieten. Auf der Londoner Industrie-Ausstellung sind zwei Maschinen dieser Art in Thätigkeit. Die erste von Waterlow und Sohn besitzt einen aus fünf Scheiben bestehenden Numerirungsapparat, welche an ihrem Umfange mit den zehn fortlaufenden Zahlzeichen 0, 1, 2, 3 .... 8, 9 versehen sind. Diese erhabenen Figuren dienen wie Buchdruckerlettern dazu, die verlangten Zahlen zu drucken. Die Scheiben stecken auf dem äußern Ende eines auf- und niederschwingenden Rahmens oder Armes an einer horizontalen Welle, auf welcher die erste oder Einerscheibe permanent festgekeilt ist. Die vier übrigen Scheiben, welche zum Drucken der Zehner, Hunderte, Tausende und Zehntausende dienen, stecken lose an dieser Welle, so daß sie sich keinesweges zu drehen brauchen, wenn die Welle rotirt. Diese letztern vier Scheiben werden jede verschiedentlich bewegt und zwar so, daß die Zehnerscheibe ein Zehntel einer Umdrehung macht, nachdem die Einerscheibe eine volle Umdrehung gemacht hat; die Hunderterscheibe macht eine Zehntelumdrehung, nachdem die Zehnerscheibe eine Umdrehung vollbracht hat u. s. f. Indem die Scheiben jedesmal nach dem Drucken einer Zahl sich von dem Papiere erheben, wird die Einerscheibe um eine Zehntelumdrehung fortgeschoben, so daß die zunächst zu druckende Zahl um eine Einheit größer wird, als die nächst vorhergehende. Diese Bewegung wird durch eine Schubstange oder Klinke bewirkt, welche in die Zähne eines am linken Ende der Scheibenwelle steckenden Klinkrades eingreift. Die Bewegung der übrigen Scheiben wird absatzweise oder in Intervallen durch eine Federklinke hervorgebracht, welche an der Seitenfläche der Einerscheibe befestigt ist und mit dieser rotirt. In dem Augenblicke, wo die Einerscheibe eine ganze Umdrehung vollendet hat, wird nämlich diese Federklinke durch einen Vorsprung an der innern Fläche des oscillirenden Rahmens gehoben und hinter eines der erhabenen Zahlzeichen der Zehnerscheibe gebracht, so daß diese letztere bei der nächsten Bewegung der Einerscheibe um eine Zehntelumdrehung mit fortbewegt wird. Da jedoch sodann die Federklinke außer Berührung mit dem erwähnten Vorsprunge kommt, so findet eine weitere Aenderung der Zehnerzahl nicht eher statt, als bis die Einerscheibe abermals eine volle Umdrehung zurückgelegt hat. Sobald die Zehnerscheibe einmal sich herum gedreht hat, schiebt die Federklinke die Hunderterscheibe um eine Zehntelumdrehung fort, und in ähnlicher Weise erfolgt auch die Bewegung der übrigen Scheiben zu geeigneten Zeiten. Die Welle wird an aller Drehbewegung verhindert, außer wenn ein Schiebkegel oder Klinke durch eine Feder in die Einschnitte am Umfange einer Scheibe, welche am rechten Ende der Welle befestigt ist, eingreift. Auf diese Weise werden die Scheiben während des Numerirens stillgehalten und ein klarer und richtiger Abdruck der Zahlzeichen gesichert. Die Blätter des zu paginirenden Buches werden auf einen erhöhten, mit vulcanisirtem Kautschuk überzogenen Theil des Tisches der Maschine gelegt; sobald eine Seite paginirt worden ist, wird das Blatt durch einen die Maschine bedienenden Arbeiter umgewendet, um den Druckscheiben bei ihrem nächsten Niedergange eine neue Seite darzubieten. Der zum Schwärzen der Druck- oder Zahlenscheiben dienende Apparat besteht aus drei, in einem oscillirenden Rahmen aufgelagerten Walzen, welche in gegenseitiger Berührung umlaufen, um die Schwärze, die der ersten Walze zugeführt wird, gleichförmig auf der dritten oder Schwärzwalze zu vertheilen. Während die Zahlscheiben nach Numerirung einer Seite steigen, geht der Schwärzapparat nieder und schwärzt die Zahlzeichen, welche beim Drucken der nächsten Zahl zur Wirkung gelangen sollen. Auf solche Weise können Bücher oder Documente mit fortlaufenden Zahlen versehen werden. Zum Drucken doppelter Zahlensätze, wie z. B. für die Bücher von Bankiers, besitzt Waterlow's Maschine eine einfache und sinnreiche Vorrichtung. Diese besteht in der Anwendung noch eines Klinkrades, auf welches die Schiebklinge wirkt, welche das oben erwähnte Klinkrad bewegt; beide Klinkräder haben gleichviel Zähne, der Durchmesser des additionellen Rades ist jedoch größer gemacht, um die Zähne so gestalten zu können, daß die Schiebklinke außer Berührung mit jedem alternirenden Zahne des ersten Rades erhalten wird. Das Arrangement der Zahlenscheiben bleibt somit ungeändert und sie bewirken bei ihrem nächsten Niedergange einen abermaligen Abdruck der vorher gedruckten Zahl. Beim nächsten Aufgang des Numerirungs-apparates jedoch wirkt die Klinke auf einen Zahn beider Klinkräder und bewegt beide um den zehnten Theil einer Umdrehung fort; da ferner die Welle an den Bewegungen des ersten Klinkrades Theil nimmt, so kommt eine neue Nummer zum Vorschein. Die von Schlesinger und Comp ausgestellte Paginirungsmaschine ist in ihren Leistungen der so eben beschriebenen ähnlich, erreicht jedoch denselben Zweck auf etwas verschiedene Weise. Die Zahlscheiben sind in diesem Falle mit zehn Zähnen versehen; auf dem Kopfende jedes Zahnes befindet sich ein erhabenes Zahlzeichen. Die Bewegung der Scheiben erfolgt durch Zahnräder, welche unter ersteren auf demselben Rahmen aufgelagert sind. Bei jedem Niedergange des Rahmens schiebt eine stationäre Hakenfeder das Rad um einen Zahn weiter, welches in die Zähne der Einerscheibe eingreift. Hierdurch wird eine neue Zahl hervorgebracht. Die Zahnräder sind etwas schmäler als die Zahlscheiben, ein Zahn jedes Rades jedoch verbreitert sich bis zu ungefähr der doppelten Größe der übrigen Zähne, so daß bei Vollendung einer Umdrehung des ersten Zahnrades der seitlich vorstehende Zahn auf einen Zahn an der nächsten Scheibe trifft und dieselbe um eine Zehntelumdrehung mitnimmt. In dieser Weise werden alle erforderlichen Bewegungen der Zahlscheiben hervorgebracht; das erste Rad treibt die erste Scheibe und theilt der zweiten in Intervallen eine Bewegung mit, die übrigen Räder dagegen empfangen, in Intervallen, jedes Bewegung von derjenigen Scheibe, mit welcher sie in Eingriff stehen und pflanzen in noch größeren Zeitintervallen die Bewegung auf die nächste Scheibe fort. Das Drucken der Zahlen im Duplicate wird bei der Schlesinger' schen Maschine dadurch bewirkt, daß die Hakenfeder bei jedem zweiten Niedergange des Rahmens außer Thätigkeit gesetzt und somit eine Aenderung der Zahlzeichen bis zum nächstfolgenden Abdrucke verhindert wird. — Schlesinger's Maschine gestattet ferner die Zahlen bei jedem Abdrucke um zwei Einheiten wachsen zu lassen, so daß man lauter gerade oder ungerade Zahlen drucken kann. Dieß wird sehr einfach dadurch erreicht, daß man eine zweite Klinke zur Wirkung bringt, welche die Einerscheibe während des Aufganges des Rahmens um einen Zahn fortschiebt, wozu dann noch das Vorrücken um einen weitern Zahn beim Niedergehen desselben kommt. (Aus dem London Journal, Juni 1851, durch das polytechn. Centralblatt, 1851, Lief. 17.) J. Black's von Edinburgh Maschine zum Falzen von Druckbogen. Die auf der Londoner Ausstellung befindliche Maschine ist zum Falzen der Bogen bis ins Octavformat eingerichtet; doch kann man auch nach demselben Principe Maschinen construiren, welche für Bücher oder Broschüren anderen Formates verwendbar sind. Um Druckbogen in Octav zu falzen, sind drei Bewegungen erforderlich, erstens, um den Bogen in Folio zu falzen, zweitens, um den so erhaltenen Doppelbogen in Quart und endlich drittens, um den bereits vierfach zusammengelegten Bogen in Octav zusammen zu brechen. Bei der Black'schen Maschine werden diese Bewegungen durch drei Klingen oder Messer bewirkt, deren Rand gezähnt ist, um das Rutschen des Papieres zu verhindern. Sämmtliche Klingen sind an dem einen Ende an besonderen Wellen befestigt, welche gleichzeitig einen Theil einer Umdrehung vor- und rückwärts vollenden und dadurch die Klingen veranlassen, einen Bogen von ungefähr 90 Grad zu beschreiben. Da sämmtliche Klingen gleichzeitig wirken, so enthält die Maschine auch gleichzeitig drei Bogen in verschiedenen Stadien der Falzung. Der Papierbogen wird auf eine horizontale Platform in einer solchen Position aufgelegt, daß die erste Klinge beim Niedergehen auf diejenige Stelle des Bogens trifft, an welcher der erste Bruch gemacht werden soll, und den Bogen durch einen Schlitz in der Platform niederzieht und ihn in eine enge verticale Spalte oder Kammer niederführt. Hierdurch wird der Bogen in Folio gefalzt und in eine verticale Lage gebracht. Nun kommt die zweite Klinge, welche in horizontaler Ebene schwingt, in Berührung mit dem mittleren Theile des gedoppelten Blattes und faltet dasselbe an dieser Stelle, indem es den Bogen in eine enge horizontale Spalte zieht und somit der neue Bruch rechtwinkelig zur verticalen Spalte steht. Die dritte Klinge, welche in verticaler Ebene parallel zur ersten Klinge sich bewegt, zieht den Bogen, nachdem er nun bereits Quartformat angenommen hat, in eine verticale Spalte nieder, bricht ihn somit bis auf Octav zusammen und übergibt ihn sodann einem Paare von verticalen Ablieferwalzen, welche den Bogen aus der Maschine fördern. Die gehörige Accuratesse im Auflegen der Bogen auf die Platform wird durch eine Vorrichtung erreicht, welche aus einer kurzen, verstellbaren Anschlagleiste, die parallel zur ersten Klinge läuft, und einem Vorsprung (projecting neb) besteht, welcher in derselben parallelen Linie liegt. Der die Falzmaschine bedienende Arbeiter faßt den Bogen an dem Rande der Druckschrift und legt ihn so auf die Platform, daß seine Finger mit der Anschlagleiste und dem erwähnten Vorsprunge in Berührung kommen; hierdurch wird bewirkt, daß die Centrallinie des Bogens genau über dem centralen Schlitze in der Platform liegt. Die Stellung des Vorsprunges gibt ferner den Punkt an, wo der Rand der Druckschrift hinfallen muß, damit die nachfolgende Falzung in der entgegengesetzten Richtung recht accurat ausfalle. (A. a. O.) Die Maschine zum Falten der Briefcouverts von E. Hill und W. de la Rue. Nachdem die Papierstücke, aus denen Briefcouverts zusammengefaltet werden sollen, auf einer Schwengelpresse ausgeschnitten und mit einer verzierten Oblate versehen worden sind, werden sie Stück für Stück durch einen Arbeiter auf einen viereckigen oder länglich viereckigen Rahmen der Fallmaschine gelegt. An sämmtlichen Ecken dieses Rahmens sind Vorsprünge angebracht, welche zur Führung des Papieres dienen; ferner ist dieser Rahmen mit einem beweglichen, auf Springfedern ruhenden Boden versehen. Ein niedergehender, der Größe der herzustellenden Couverts entsprechender Stempel drückt das Mittelstück des Couverts sammt dem beweglichen Boden in den Rahmen nieder, und biegt dadurch die vier Ecken des erstern in die Höhe. Der Stempel selbst besteht aus zwei verschiedenen Theilen; der erste entspricht den kürzeren, der zweite den längeren Seiten des Couverts und beide Theile können sich unabhängig von einander bewegen. Während die kürzeren Seiten des Stempels in die Höhe gehen, halten die beiden längeren das Papier noch nieder. Während des schieben sich zwei trianguläre Metallstücke über dem Papier zusammen und falten dadurch die Endstücken des Couverts nieder; unmittelbar nachher rückt ein horizontaler (von Stahl, mit einem Pinsel oder einem Schwämmchen am Ende) vor und streicht Gummi oder eine andere adhäsive Materie, welche ihm von einem endlosen Bande fortwährend zugeführt wird, auf die Ränder der Ecken des Couverts. Sodann drückt ein drittes trianguläres Metallstück die dritte Couvertecke auf die beiden gummirten Lappen nieder. Schließlich faltet ein Stempel von der Größe des herzustellenden Couverts noch den vierten Lappen nieder und drückt das Ganze zusammen. Das so gefertigte Couvert wird endlich durch ein Paar Metallfinger, deren Enden mit Kautschuk versehen sind, gefaßt und zur Seite auf ein endloses Band geschoben, welches die fertigen Couverts allmählich fortschafft und unter eine Preßwalze bringt. Während dieser Operation hat sich der falsche Boden bereits wieder im höchsten Stande befunden und empfängt demnächst ein neues Papierstück, welches dieselben Arbeitsstadien durchläuft wie das erste. Die fertigen Couverts werden von der Maschine stoßweise aufgeschichtet. Wird die beschriebene Maschine durch Dampfkraft bewegt, so hat sie zu ihrer Bedienung nur einen Knaben nöthig, der sie fortwährend mit zugeschnittenen Papierstücken speist, und liefert pro Minute 60 Couverts. (A. a. D.) — A. Rémond's Maschine zum Falten der Briefcouverts, welche ebenfalls auf der Londoner Ausstellung in Betrieb zu sehen war, ist im polytechn. Journal Bd. CXIV S. 329 beschrieben und abgebildet. Ueber mineralischen Indigo. Die prächtig blaue Verbindung, welche man beim Zusammenbringen von Molybdänsäure und ihren Salzen mit reducirenden Körpern, wie Zink, Zinn, Eisen und manchen organischen Stoffen erhält, hat längst den Wunsch der Techniker erregt, dieselbe auf Zeuge übertragen zu können, aber alle Versuche der Art scheiterten an der Schwierigkeit das Pigment in voller Reinheit, in einem zweckmäßigen Lösungsmittel und in einem beliebigen Grade der Concentration zu erhalten. Neuere Untersuchungen über das Molybdän haben uns mit einer anderen gefärbten Verbindung der Molybdänsäure bekannt gemacht, welche dem angedeuteten Zwecke nicht allein vollkommen entspricht, sondern auch manche Vortheile für den Zeugdruck gewährt, welche in den Händen eines Technikers von bedeutender Wichtigkeit werden können. Fällt man aus einem molybdänsauren Alkali nach vorherigem Zusatz eines phosphorsauren Salzes die Molybdänsäure mittelst Salzsäure, so erhält man dieselbe in Form eines zarten, lebhaft zitrongelben, in Wasser schwer löslichen Pulvers, dessen Farbenton durch Zusatz einiger Tropfen Salpetersäure bedeutend erhöht wird. Dieser Körper ist im wesentlichen Molybdänsäure mit geringen Mengen von phosphorsaurem Alkali. Caustische und kohlensaure Alkalien lösen das ausgewaschene und getrocknete Pulver mit Leichtigkeit zu einer klaren Flüssigkeit, aus welcher Säuren es unverändert wieder fällen. Beizt man ein Stück Zeug in einer Auflösung desselben in Soda und bringt es in ein warmes Säurebad von einer Concentration, daß die Faser davon nicht verändert wird, so schlägt sich das gelbe Pigment darauf nieder; es lassen sich auf diese Weise eine Menge gelber Farbentöne, namentlich auf Seide, von großer Reinheit erzeugen. Die Empfindlichkeit des gelben Pulvers gegen Metalle und reducirende Metallösungen ist außerordentlich und eine wahre Farbenquelle zu nennen. Reibt man eine kleine Menge des Pulvers mit einem Korkpfropfen, am besten unter Zusatz einer Spur Salzsäure auf einem blanken Zinnstücke auf, so erhält man alle Farben, die zwischen Gelb und tiefstem Blau möglich sind. Beim ersten Contacte mit Zinn wird sogleich ein kleiner Theil der Molybdänsäure reducirt, es bildet sich blaues molybdänsaures Molydänoxyd, welches mit dem Ueberschuß der gelben Verbindung zu einem leichten Grün zusammentritt; mit der fortschreitenden Reduction wird auch die grüne Farbe immer mehr vorherrschend, bis sie sich endlich in Blau verwandelt und zuletzt, wenn alle Molybdänsäure reducirt ist, in ein tiefes Schwarz übergeht. In dem Angegebenen ist die Behandlung der zu färbenden Zeuge schon angedeutet; der aus dem Säurebad genommene Zeug wird ausgewaschen und in ein Bad von Zinnchlorür gebracht, in welchem er sich fast augenblicklich, je nach der Menge des in Auflösung befindlichen Zinns, heller oder tiefer blau färbt — in schon erschöpften Zinnlösungen tritt eine grüne Färbung ein. Das auf der Faser niedergeschlagene Blau und Grün ist sowohl in Wasser als in schwachen Laugen unlöslich und kann durch zweckmäßige Behandlung noch bedeutend geschönt werden. Ich gebe hier noch einige Andeutungen über die Vortheile, welche die Molybdänsäure für den Farbendruck gewährt. Es ist nicht ohne Schwierigkeit, reine blaue Muster auf gelbem Grunde zu erzeugen: eine mit Zinnchlorür benetzte Druckform liefert diese Muster auf einem mit dem gelben Farbstoff gebeizten Zeuge in größter Reinheit. In ähnlicher Weise lassen sich auf blau ausgefärbten Zeugen kleinere Muster im lebhaftesten Gelb hervorbringen. Das Molybdän, welches früher zu den selteneren Mineralien gehörte, bricht jetzt in mehreren Districten des Alpengebietes in beträchtlichen Mengen in der Form von molybdänsaurem Bleioxyd (Gelbbleierz) — namentlich empfiehlt sich das aus dem Bergwerke des Hrn. Commissär Biebel zu Garmisch durch seine Reinheit. Bei dem wohlfeilen Preise des Rohmateriales, bei der außerordentlich tingirenden Kraft der blauen Verbindung, bei dem einfachen Verfahren, namentlich den Vortheilen für Zeugdruck, möchte die Molybdänfärberei die weit umstädlichere Indigoküpe in manchen Fällen zu ersetzen im Stande seyn. Was die Vorschriften zur zweckmäßigsten Darstellung der gelben phosphorsäurehaltigen Molybdänsäure betrifft, welche sich jedes Etablissement aufs Leichteste selbst darstellen kann, sowie noch manche andere Vortheile, welche die Einführung des Verfahrens bietet, so ist zu deren specieller brieflicher Mittheilung auf Anfragen bereit Dr. Franz Keller in Speyer. Die Bereitung des Camphins für Lampen. Schon der Name „Camphin“ erinnert den Chemiker an das Wort „Camphen“, womit die Wissenschaft das Terpenthinöl als den Typus einer gewissen Reihe von gleichartig zusammengesetzten ätherischen Oelen bezeichnet. In der That verhält sich auch das im Handel vorkommende Camphin bei der Prüfung, in Farbe, Geruch und Geschmack, specifischem Gewicht u. s. w. ganz wie reines Terpenthinöl. Wird das ungereinigte, rohe Terpenthinöl in eine Camphinlampe gegeben, so brennt dasselbe eine kurze Weile ganz vortrefflich als Camphine. Dann aber, nach 1 bis 2 Stunden, verharzt sich der Docht, die Flamme wird trüb, brennt in einzelnen Spitzen und wirft, wenn der Docht nachgeschraubt wird, Ruß aus. Die einfache Lehre dieses Verhaltens ist, daß das Terpenthinöl zu seiner Verwendung als Brennstoff, vom Harz- und Säuregehalt gereinigt werden muß. Zu diesem Zweck schreiben die chemischen Lehrbücher vor. daß Terpenthinöl mit dem achtfachen Gewichte Wasser zu destilliren und den dritten Theil des rohen Oels in der Destillirblase zurückzulassen; ein Verfahren, das ganz geeignet wäre, die neue Beleuchtung wegen übergroßer Vertheuerung des Materials unmöglich zu machen. Die große Menge Wasser beim Destilliren, und der Verlust eines Drittels Oel soll verhüten, daß das überdestillirende Oel nicht ebenfalls wieder harzig wegen des mechanischen Ueberführens der Harztheile durch die Wasserdämpfe werde. Dieser Umstand wird jedoch für die Camphinbereitung durch Zusatz von gelöschtem Kalk (Kalkhydrat) beseitigt, welcher sich mit dem Harz des Oels verseift, und dasselbe auf diese Weise völlig fixirt. Nach folgender Vorschrift wird die Bereitung des Brennstoffs für Camphinlampen unter allen Umständen aufs Beste gelingen. Gleiche Gewichtstheile Wasser und rohes Terpenthinöl werden in einer gewöhnlichen kupfernen Destillirblase, die davon nicht über zwei Drittel angefüllt seyn darf, mit dem hundertsten Theil der ganzen Mischung frisch gelöschtem Kalk vermengt, und, nachdem der Helm aufgesetzt und die Fugen mit Lehm verstrichen worden, mittelst Holzfeuerung überdestillirt, bis alles Oel in die vorgelegte Glasflasche übergegangen ist. Vei gleichen Gewichtstheilen Wasser und Oel bleibt in diesem Falle noch etwa 1/10 Wasser zurück. Die überdestillirte Flüssigkeit besteht aus zwei Schichten, deren obere das Camphin, in eine andere Flasche abgegossen und mit einem Glasheber bis auf den letzten Tropfen von dem untenstehenden Wasser abgenommen wird. Die noch etwas trübe Flüssigkeit wird mit Löschpapier, etwa zwei bis drei Bogen auf 10 Pfund, geschüttelt, bis sie vollkommen wasserhell ist, und zuletzt filtrirt. Man erhält auf diese Weise von 100 Pfund rohem Terpenthinöl. 90 bis 95 Pfund bestes Camphin, welches stets in wohlverkorkten Flaschen oder Ballons aufbewahrt werden muß, weil es bei längerer Aufbewahrung (in offenen Gefäßen) an Qualität verliert. Bei der Benutzung der Camphinlampen muß auf einen Punkt vorzüglich aufmerksam gemacht werden, nämlich auf die Behandlung des Dochtes. Es erfordert die strengste Aufmerksamkeit, daß der Docht nicht an einer Stelle mehr aus dem Behälter hervorrage, was durch ungleiches Abschneiden oder durch einen Fehler in der Schraube geschehen kann. Wenn die Flamme in einzelnen Spitzen brennt, statt einen runden, ruhigen Lichtkörper zu bilden, so wirft dieselbe auch alsbald Ruß aus, und zwar in sehr großer Menge; bei diesem Uebelstande consumirt die Lampe überdieß noch leicht über die Hälfte mehr Brennstoff. Dieses heftige Rußen der Camphinlampen hat schon manche abgeschreckt; wir können aber die bestimmteste Versicherung geben, daß eine nur mit einiger Aufmerksamkeit behandelte Camphinlampe niemals auch nur eine Spur Ruß absetzen kann, wenn der Docht nicht ungleich oder zu hoch geschraubt, und der Luftzug der Lampe nicht gehemmt ist. Das ist aber das Treffliche bei der Sache, daß das gereinigte Terpenthinöl, vulgo Camphin, sich vollständig und ohne Stoffverluft beim Entzünden in der Lampe zu einem brennenden Gasstrom auflöst, was durch die chemische Zusammensetzung des Terpenthinöls leicht erklärlich ist. (Deutsche Gewerbezeitung, 1851,S. 15.) Verfahren die Zuckerauflösungen vom Schwefelwasserstoff zu befreien; von Clarke und Hills Wenn man Schwefelwasserstoff angewandt hat, um Blei aus Zuckerauflösungen abzuscheiden und mittelst der gewöhnlichen Reagentien sich überzeugte, daß alles Metall niedergeschlagen ist, und daß die Auflösung einen Ueberschuß von Schwefelwasserstoff enthält — so versetzen die Patentträger die Auflösung mit einer Quantität schwefligsauren Bleioxyds (mit Wasser zu einem Rahm angerührt), welches ihr den Schwefelwasserstoff sogleich entzieht. Während des Processes erhält man die Auflösung auf einer Temperatur von etwa 52° Reaumur; man setzt so lange schwefligsaures Blei zu, bis die Auflösung (nach vorläufigem Filtriren) auf Zusatz von Bleizucker sich nicht mehr schwärzt. Nach dem Behandeln mit schwefligsaurem Blei filtrirt man die Auflösung und verkocht sie zum Krystallisationsgrad. Wenn man anstatt des Schwefelwasserstoffs zum Niederschlagen des Bleies schwefelwasserstoffsaure Erden angewandt hat, so kann man deren Ueberschuß entweder durch schwesligsaures Blei, oder Bleiweiß, oder frisch gefälltes Eisenoxydul entfernen. In den Fällen wo zum Niederschlagen des Bleies aus Zuckerlösungen Schwefelwasserstoff angewandt und die Auflösung dann vollkommen neutral oder basisch gemacht wurde, kann man das schwefligsaure Blei durch Bleiweiß oder selbst frisch gefälltes Eisenoxydul ersetzen. (London Journal of arts, März 1851, S. 182.) Ueber das Ergebniß verschiedener Aschen an Potasche und den Alkaligehalt derselben; von I. B. Chevallier. Hrn. Chevallier wurden folgende Fragen vorgelegt: 1) Wie viel Potasche liefert die Asche des Holzes, der Weintrestern, der Holzkohle, des Holzes und der Steinkohle, des Torfs? 2) Wie sind diese Potaschen beschaffen? Behufs der Beantwortung dieser Fragen wurden die Aschen gewogen, mit Wasser behandelt und damit erschöpft; die die Salze enthaltenden Flüssigkeiten wurden concentrirt, dann zur Trockne abgedampft; der salzige Rückstand (die Potasche) wurde von dem Abdampfungsgefäß losgemacht und trocken gewogen. Probe I. II. III. IV. Mittel Die Holzasche gab Procente 12,50 13,50 14 13,33 Weintresternasche Procente 11,50 10,50 7,50 9,50 10 Holzasche, gemengt mitSteinkohlenasche Procente 10 Holzkohlenasche Procente  8 Alkalimetrische Grade der erhaltenen Potaschen. Probe I. II. III. IV. Mittel Holzasche 30 32 27 29,66 Weintresternasche 44 42 33 38 39,25 Holzasche, gemengt mitSteinkohlmasche 18 Holzkohlenasche 38 Aus der Torfasche wurden nur 2 Proc. Potasche (?) erhalten und der alkalimetrische Grad derselben konnte wegen der geringen Menge des Products nicht bestimmt werden. In der Regel findet man, daß von allen Potaschensorten die aus der Weintresternasche bereitete Potasche stärker gefärbt ist als die aus der Holzasche dargestellte; die aus dem Gemenge von Holzasche und Steinkohlenasche bereitete Potasche ist gelb von Farbe; die aus Holzkohlenasche bereitete sehr schön und sehr weiß. Diese Bemerkung ist für die Praxis wichtig und zeigt, daß man nicht alle Aschen vermengen, sondern sie gesondert auf Potasche verarbeiten sollte (Journal de Chimie médicale, Juli 1851, S. 444.) Nach Dr. Leo's Versuchen (polytechn. Journal Bd. LXXXIII S. 87) enthält die Torfasche (wie die Steinkohlenasche) kein kohlensaures Kali, und soviel Gyps, daß ein Theil Torfasche drei Theile gute Holzasche ganz verderben kann, nämlich in der aus diesem Gemenge dargestellten Lauge gar kein kohlensaures Kali mehr vorhanden ist. Die Redact. Augsburg, Buchdruckerei der I. G. Cotta'sschen Buchhandlung.