Titel: Ueber die im Handel vorkommenden Theesorten; von R. Warrington.
Fundstelle: Band 122, Jahrgang 1851, Nr. LXXVIII., S. 369
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LXXVIII. Ueber die im Handel vorkommenden Theesorten; von R. Warrington. Aus dem Edinburgh new philosophical Journal, April – Oct. 1851, S. 240. Warrington, über die im Handel vorkommenden Theesorten. In meiner ersten MittheilungPolytechn. Journal Bd. XCIII S. 272. suchte ich nachzuweisen, daß es zweierlei Sorten grünen Thees gibt, welche im Handel unter dem Namen glasirter und unglasirter Thee bekannt sind; daß der erstere von den Chinesen mit einem Gemenge von Berlinerblau und Gyps gefärbt wird, welchem manchmal noch ein gelber vegetabilischer Farbstoff zugesetzt wird, während die letztern Sorten nur mit einer kleinen Menge Gyps bestäubt werden; daß bei dem sogenannten Canton'schen Schießpulverthee dieses Glasiren oder Ueberziehen am weitesten getrieben wird. Auch erwähnte ich, daß mir nie ein grüner Thee vorkam, welchem der blaue Ton mittelst Indigo ertheilt war. Seit Veröffentlichung jener Abhandlung machte ich die Bekanntschaft mehrerer in diesem Artikel sehr erfahrener Personen, von welchen ich viele weitere Aufschlüsse erhielt, welche, nebst den Resultaten der von mir angestellten Untersuchungen, den Gegenstand dieser Abhandlung bilden. Daß dem grünen Thee die blaue Farbe durch Berlinerblau ertheilt werde, hat man von mehreren Seiten in Zweifel gezogen. So sagt Hr. Bruce Report on the Manufacture of Teas etc. By C. A. Bruce, August 1839.: „die Chinesen nennen den erstern (den Indigo) Toungtin, den letztern (den schwefelsauren Kalk, Gyps) Acco.“ Hr. Reeves, dessen Urtheil hierüber sehr competent ist, glaubt hingegen, daß der Indigo zum Färben des Thees niemals angewandt wird, und daß die von Hrn. Bruce erwähnte Benennung „Toungtin“ heißen sollte „Yong-teen“, fremdes Blau, wie die Chinesen das Berlinerblau gegenüber dem Too-teen, inländisches Blau oder Indigo, benennen. Hr. Bruce befand sich sonach im Irrthum. Andererseits sagt Hr. Fortune in seinem Werk über ChinaThree Years Wandering in the Northern Provinces of China, by Robert Fortune., wo er von den zum Färben des grünen Thees im nördlichen China für die fremden Märkte dienenden Ingredienzien spricht: „Eine Pflanzenfarbe, die man von Isatis indigotica erhält, wird in den nördlichen Districten häufig angewandt, und da man sie Tein-ching nennt, wahrscheinlich zum Färben des grünen Thees für den englischen und amerikanischen Markt benutzt.“ Jetzt ist aber diese Frage befriedigend gelöst und durch Versuche erwiesen, daß Berlinerblau von mehr oder weniger dunkelm Ton dazu dient. Hr. Fortune hat nämlich aus dem nördlichen China Proben dieser Materialien zur Londoner Industrie-Ausstellung geschickt, welche nach ihrem Aussehen nichts anderes seyn können, als (gebrannter) faseriger Gyps, Curcumäwurzel und Berlinerblau, letzteres von blasser glänzender Farbe, wahrscheinlich in Folge einer Beimischung von Thon oder Porzellanerde, welcher Zusatz den in meiner frühern Abhandlung angegebenen Gehalt von Thon und Kieselerde erklärt, welchen ich damals der Benutzung von Kaolin oder Agalmatolith zuschrieb. Daß erwähnte Färbematerialien aus Berlinerblau, faserigem Gyps und Curcumäwurzel bestehen, hatte Hr. Reeves bereits in einem Brief an Hrn. Thomson vom 1. Juli 1844 als gewiß bestätigt. „Ich bin indessen überzeugt, sagt derselbe, daß diese Färbung nicht in der Absicht zu verfälschen geschieht; sie wird dem capriciösen Geschmack der fremden Käufer zu Gefallen vorgenommen, welche einen als Getränke dienenden Artikel mittelst des Auges statt des Gaumens beurtheilen. Es ist Ihnen ja bekannt, wie wenig den Londoner Kaufleuten, auch jetzt noch, das gelbliche Aussehen des ungefärbten grünen Thees gefällt; die Amerikaner trieben seit ein paar Jahren ihre Abneigung dagegen noch weiter als die Engländer, weßhalb die chinesischen Kaufleute wenig Aussicht hatten ihren Thee zu verkaufen, wenn sie ihm nicht ein dem Geschmack derselben entsprechendes Aussehen gaben. Die geringe Menge des färbenden Zusatzes schließt übrigens die Annahme einer des Vortheils wegen vorgenommenen Fälschung aus.“ „Zur Zeit der ostindischen Compagnie, sagt ferner Hr. Reeves, kam bisweilen Gyps und Berlinerblau an den Haysanthee, indem Tien Hing erstern an seinen blassen, glänzenden Haysan, Lumhing letzteres an seine dunkeln, glänzenden Blätter that; doch geschah dieß nur in sehr kleinen, zur Erzielung eines gleichartigen Ansehens, gerade hinreichenden Quantitäten.“ Interessant ist ferner die Frage, ob der Gyps im gebrannten Zustande nicht etwa den Zweck habe, die letzten Antheile von Feuchtigkeit an sich zu ziehen, damit der Thee der Feuchtigkeit auf dem Transport zur See besser widersteht. Seit meiner letzten Mittheilung habe ich durch Dr. Royle ein Muster von grünem Thee aus dem Kemaon-District in den Himelayas erhalten, welcher ganz frei von allem Ueberzug ist, wie dieß auch die grünen Theesorten von Java sind, deren ich viele zu untersuchen Gelegenheit hatte, wobei sie sich als ganz rein und acht erwiesen. Ueber den schwarzen und grünen Thee. Obgleich die Bereitung des grünen und des schwarzen Thees aus den respectiven Pflanzen, der Thea viridis und der Thea Bohea, von vielen Botanikern warm verfochten wurde, nimmt man jetzt doch allgemein an, daß beide Sorten, der grüne und der schwarze Thee, ohne Unterschied aus demselben Blatt einer und derselben Pflanzenspecies gemacht werden können und auch gemacht werden. Ferner weiß jedermann, daß die Aufgüsse dieser Theesorten in Farbe und Geruch (Geschmack) merklich verschieden sind, und die Wirkungen des grünen Thees auf einige Konstitutionen, z.B. nervöse Reizbarkeit, Schlaflosigkeit etc., sich von den Wirkungen des schwarzen Thees sehr unterscheiden. Die charakteristischen physischen Merkmale dieser Theesorten sind so bekannt, daß ich sie übergehen kann; dieselben besitzen aber auch chemische Eigenschaften, welche wir hier etwas näher betrachten wollen, und die von den Chemikern immer der Einwirkung großer Hitze bei ihrer Bereitung zugeschrieben wurden. Es frägt sich also: woher rühren die unterscheidenden Eigenthümlichkeiten beider Theesorten und welchem Umstand sind sie zuzuschreiben? In dieser Hinsicht dürften nach meiner Ansicht folgende Beobachtungen beim Trocknen von ArzneigewächsenDer Verfasser ist Vorstand der Apothekerhalle in London., größtentheils stickstoffhaltigen Pflanzen, wie Atropa Belladonna, Hyoscyamus niger, Conium maculatum etc. einen Anhaltspunkt geben. Diese Pflanzen werden von den Bauern oder Sammlern, in Bündel zusammengebunden, vom Lande hereingebracht und trocknen, wenn sie frisch und kühl ankommen, mit lebhaft grüner Farbe aus; wenn sie hingegen lange auf dem Wege bleiben, oder zu lange Zeit zusammengebunden bleiben, so erhitzen sie sich in Folge einer Art freiwilliger Gährung, geben dann, aufgebunden und ausgebreitet, Dämpfe von sich und fühlen sich mit der Hand ziemlich warm an; werden nun solche Pflanzen getrocknet, so findet man die grüne Farbe ganz zerstört und in eine rothbraune, manchmal schwärzlichbraune verwandelt. Ich beobachtete auch, daß ein klarer Aufguß solcher Blätter, sorgfältig zur Trockne abgedampft, sich im Wasser nicht mehr ganz auflöst, sondern eine Quantität braunen oxydirten Extractivstoffs zurückläßt, welchen einige Chemiker Apothema nennen; ein ähnliches Resultat erhält man beim Abdampfen eines Aufgusses von schwarzem Thee. Dieselbe Wirkung zeigt sich, wenn man die Aufgüsse vieler Pflanzenstoffe dem oxydirenden Einflusse der Atmosphäre aussetzt; sie werden zuerst auf der Oberfläche dunkler, dann allmählich durch die ganze Flüssigkeit hindurch, und beim Abdampfen bleibt derselbe oxydirte, im Wasser unauflösliche Extractivstoff zurück. Ich habe ferner beobachtet, daß die grünen Theesorten, wenn man sie befeuchtet und beim Zutritt der Luft wieder trocknet, fast eben so dunkel an Farbe werden, wie der gewöhnliche schwarze Thee. Aus allen diesen Beobachtungen folgerte ich, daß der eigenthümliche Charakter und die chemischen Verschiedenheilen, welche den schwarzen Thee vom grünen unterscheiden, einer Art von Erhitzung oder Gährung mit gleichzeitiger Oxydation durch die Luft, und keineswegs einer angewandten höheren Temperatur beim Trocknen zuzuschreiben ist, wie man allgemein glaubte. Meine Ansicht wurde zum Theil durch Personen bestätigt, welche mit der chinesischen Fabrication vertraut sind, die mir versicherten, daß man die zu schwarzem Thee bestimmten Blätter immer in Masse einige Zeit der Luft aussetzt, ehe man sie röstet (trocknet). Hr. Ball beschrieb in seinem WerkeAn account of the Cultivation and Manufacture of Tea in China. By Sam. Ball, Esq. das Verfahren der Theebereitung mit allen Details, wodurch meine Ansichten endlich vollkommen bestätigt wurden. Das Material zu diesem Werk wurde aus Interesse für die Sache gesammelt, ohne die Absicht es der Oeffentlichkeit zu übergeben, wozu sich Ball erst entschloß, als im Jahr 1844 ein ähnliches Werk über den Theebau in Java von Jacobson in holländischer Sprache erschien.Handbock v. d. Kull en Fabrik v. Thee. Folgendes ist ein Auszug aus Ball's Beschreibung des Verfahrens. Die Verfahrungsweisen den schwarzen Thee zu bereiten, heißen Leang-Ching, To-Ching und Co-Ching; sie bestehen in gut überwachten und regulirten Processen freiwilliger Erhitzung oder langsamer Gährung der Blätter, bis sich ein gewisser Grad von Wohlgeruch entwickelt. Die Blätter, sagt man nun, welken und lassen nach, und werden weich und geschmeidig. Zur gehörigen Leitung dieser Processe ist die größte Sorgfalt, praktische Geschicklichkeit und Erfahrung erforderlich; wenn der richtige Punkt eingetreten ist, werden die Blätter sogleich in den Kuo oder die Röstpfanne gebracht. Nachdem sie geröstet und zwei- bis dreimal gerollt sind, werden sie getrocknet, nämlich in dem Poey-long, einem Cylinder von Korbflechtwerk, der an beiden Enden offen und außen mit Papier überzogen ist; derselbe ist 2 1/2 Fuß hoch und 1 1/2 Fuß weit, in der Mitte aber, wie ein Würfelbecher, enger, nämlich 1 1/4 Fuß weit. Dieser Cylinder steht über einem kleinen Holzkohlenfeuer und ist 14 Zoll über dem Feuer mit Querstangen versehen, auf welche ein, den Thee enthaltendes, offenes Sieb gelegt wird; in die Mitte des Thees wird mit der Hand eine kleine, etwa 1 1/2 Zoll weite Oeffnung gemacht, so daß ein aufsteigender Luftstrom und die Verbrennungsproducte durch und über den im Sieb enthaltenen Thee ziehen. Eine kreisrunde, flache Bambus-Scheibe wird theilweise über die Mündung dieses Cylinders gelegt und dient höchst wahrscheinlich um die Geschwindigkeit des aufsteigenden Luftstroms zu reguliren, den Zutritt der kalten Luft zu den Blättern zu verhindern, und zu gleicher Zeit den erzeugten Wasserdämpfen und Verbrennungsproducten einen genügenden Ausgang zu verschaflen. Am Anfange dieser Operation sind die feuchten Blätter noch grün und haben noch ihr vegetabilisches Ansehen; nachdem das Trocknen etwa eine halbe Stunde gedauert hat, werden die Blätter umgewendet und noch eine weitere halbe Stunde der Wärme ausgesetzt; dann werden sie herausgenommen, gerieben und gedreht und, nachdem der feine Staub abgesiebt ist, wieder auf das Sieb und in den Trockencylinder gebracht. Dieses Sieb ist sehr nothwendig, um allen kleinen oder Staubthee zu entfernen, welcher sonst durch die Maschen des Siebs in das Feuer fallen könnte, wo dann seine Verbrennungsproducte den Geruch des Thees verderben würden. Die Blätter haben nun begonnen ihre schwarze Farbe anzunehmen; das Feuer wird jetzt vermindert oder durch Asche erstickt, und das Rollen, Drehen und Sieben zwei- oder dreimal wiederholt, bis sie ganz schwarz von Farbe, gut gedreht und vollkommen trocken und mürbe sind. Sie werden dann ausgelesen, geschwungen und in großer Menge etwa zwei Stunden lang über ein sehr gelindes Feuer gesetzt bei verschlossenem Cylinder. Daß nun diese schwarze Farbe nicht dem Feuer zuzuschreiben ist, leuchtet ein; denn in den von Hrn. Ball angeführten Fällen, wo die Blätter an der Sonne getrocknet wurden, entstand dieselbe Farbe; und andererseits wird eine Art grünen Thees erzeugt, wenn man die Blätter, ohne den Proceß der Gährung vorzunehmen, sogleich röstet und sie dann im Poey-long vollendet. Bei der Fabrication des grünen Thees hingegen werden die frischgepflückten Blätter ohne Verzug sogleich bei hoher Temperatur in dem Kuo geröstet, gerollt und zu wiederholtenmalen geröstet, zuweilen mit Zufächern von Wind, um die Feuchtigkeit zu verjagen, wobei man beständig fleißig umrührt, bis das Trocknen vollständig bewirkt ist. Die bezeichneten Unterschiede in der Bereitungsweise des schwarzen und des grünen Thees werden nach dem Gesagten die erwähnten Verschiedenheiten in ihren physischen und chemischen Eigenschaften hinreichend erklären. Verfälschung der Theesorten. Seitdem ich meine vorige Abhandlung schrieb, kamen mir mehrere Theesorten vor, welche hierher gehören. Zuerst habe ich einer Verfälschung zu erwähnen, welche in England ziemlich weit getrieben wurde und darin besteht, dem eingeführten schwarzen Thee das Aussehen von grünem Thee zu geben. Dazu benutzt man einen Thee, den man scented caper nennt; es ist ein kleiner, festgerollter, schwarzer Thee, von der Größe des kleinen Schießpulverthees, unter dessen Namen er, nachdem er gefärbt wurde, verkauft wird; der Unterschied im Preise zwischen dem scented caper und diesem falschen Schießpulverthee beträgt ein Shilling per Pfd., eine hinreichende Differenz, um zu dem Betrug zu verleiten. Diese Fabrication wurde, wie ich höre, in Manchester unternommen und möglichst geheim gehalten; erst nach vieler Mühe gelang es einigen meiner Freunde mir zwei Muster zu verschaffen, von denen ich überzeugt seyn konnte, daß sie aus dieser Fabrik herrührten. Er scheint in der Regel mit anderm Thee vermischt zu werden, um seine Prüfung zu erschweren. Wie diese Verfälschung vorgenommen wird, kann ich nicht sagen; aber ein Kupferpräparat muß dabei angewandt worden seyn, weil dieses Metall in den Proben leicht zu entdecken ist. Doch glaube ich, hat diese Verfälschung wieder aufgehört. Eine andere, sehr arge Verfälschung, ist folgende. Vor kurzem gab mir ein Kaufmann zwei Muster von Thee, schwarzen und grünen, zur Untersuchung, mit der Erlaubniß das Resultat bekannt zu machen. Der schwarze Thee war scented caper, der grüne war Schießpulverthee benannt; wie ich vernehme, werden sie in England gewöhnlich in kleinen Kistchen, den sogenannten catty packages, eingeführt. Das Aussehen dieser Theesorten ist merkwürdig; sie zeigen sich sehr festgerollt und sind sehr schwer, was sich aus dem unten Folgenden genügend erklärt. Sie besitzen einen sehr angenehmen Geruch. Der schwarze Thee besteht aus festen schrotähnlichen Körnern von verschiedener Größe, von schönem starken Glanz und sehr schwarzer Farbe. Der grüne Thee ist ebenfalls körnig und compact, von lebhaft blaßbläulichem Aussehen mit einem Stich in Grün, und so stark glasirt, daß der Ueberzug beim Umrühren oder Ueberschütten von einem Gefäß in ein anderes, in Staubwolken davonfliegt; der Staub überzieht sogar das Gefäß oder Papier, in welches man ihn schüttet. Beim Untersuchen dieser Proben nach dem in meiner Abhandlung beschriebenen Verfahren fiel mir beim Entfernen des Ueberzugs die Zähigkeit auf, womit er der Oberfläche anhing; man mußte diesen Thee einige Zeit in Wasser einweichen, um seinen Ueberzug loszumachen, wodurch er jedoch größtentheils entfernt wurde. Derselbe erwies sich beim grünen Thee als bestehend aus blassem Berlinerblau, einem gelben Pflanzenpigment, von dem wir jetzt wissen daß es Curcumä ist, und einer großen Menge Gyps. Der Ueberzug des schwarzen Thees war ganz schwarz von Farbe und bestand in erdigem Graphit oder Reißblei. Beim längern Einweichen dieser Theesorten zeigten sich beide nicht geneigt sich aufzurollen oder auszubreiten, wovon der Grund sogleich einleuchten wird. Eine der Proben wurde mit heißem Wasser behandelt, ohne daß jedoch irgend ein Theil eines Blattes sichtbar geworden wäre. Sie nahm an Volum unbedeutend zu und zerfiel, worauf sich eine große Menge Sand und Schmutz absetzte, welche durch Abgießen der Flüssigkeit gesammelt wurden und 1,5 Gran von 10 Gran des Musters, also 15 Procent betrugen. Offenbar waren aber beim Decantiren viele leichtere Theilchen verloren gegangen. Eine abgewogene Menge des Musters wurde daher sorgfältig calcinirt, bis die Asche ganz weiß erschien und aller Kohlenstoff verbrannt war; der Rückstand entsprach 37,5 Procent. Auch während dieser Operation war kein Ausbreiten oder Aufgehen eines Blattes, wie dieß beim Erhitzen von ächtem Thee zu beobachten ist, zu sehen. In der That konnte sich kein Blatt aufwickeln, da der ganze Thee in Staubform war. Es frug sich nun, wie diese Stoffe zusammengehalten wurden, was sich bald aufklärte; als ich nämlich das Infusum vom Einweichen des Musters untersuchte, fand ich darin eine beträchtliche Menge Gummi. Das grüne Theemuster war von ganz gleicher Art wie das schwarze; es gab 4,55 Gran Asche etc. von 10 Gr., oder 45 Procent. Eine Probe von Java-Schießpulverthee gab 5 Proc. Asche, so daß wir beim verfälschten Thee 40,5 Proc. Schmutz und Sand außer dem Gewicht der beim Einäschern eines ächten Thees erhaltenen Asche haben. Diese Proben sind also ein Gemenge von Theestaub mit Schmutz und Sand, welches mit einer gummigen Substanz, wahrscheinlich aus Reismehl bereitet, zu einer Masse vereinigt, in Körner von beliebiger Größe geformt, dann getrocknet und nach Bedarf gefärbt wird, und zwar für schwarzen Thee mit Graphit, und für grünen Thee mit Berlinerblau, Gyps und Curcumä. Seit dieser Untersuchung erhielt ich durch einen Freund ein anderes Muster grünen Thees von ganz anderem Ansehen; derselbe war nämlich besser verfertigt oder geeigneter den Consumenten zu täuschen, indem er einen unglasirten Thee nachahmte. Er ist von gelblichgrüner Farbe, gekörnt wie der vorige und nicht stark bestäubt; er lieferte 34 Procent Asche, Sand und Schmutz. Durch Nachforschungen erfuhr ich, daß in den letzten 18 Monaten etwa 750,000 Pfd. von diesen Theesorten in England eingeführt wurden und ihre Einfuhr bloß der neuern Zeit angehört; man versuchte sie als fabricirte Waare und nicht als Thee zu verzollen – ein Titel, welchen sie gewiß verdienen, obwohl insofern eine Defraudation stattfände, als der Consument sie vom Detailhändler als Thee kaufen müßte. Die Chinesen wollen solche Waare, wie es scheint, nicht anders denn als Thee verkaufen, sind aber so aufrichtig, sie als falschen Thee (lie teas) zu declariren, und stellen bei Gemengen einen Schein über das Verhältniß des mit den ächten Blättern gemengten falschen Thees aus. Von den in Rede stehenden Theesorten nennen die Chinesen den schwarzen: lie flower caper, den grünen: lie gunpowder; der durchschnittliche Preis derselben ist 8 Pence bis 1 Shill. per Pfund. Die Mäkler haben den seltsamen Namen Gum and dust (Gummi und Staub) für diese falschen Theesorten und ihre Gemenge angenommen. Ich theile schließlich die Resultate einer sorgfältigen Einäscherung mehrerer Theesorten mit, da ihre Vergleichung Interesse bietet und zeigt, in welchem Verhältniß die erwähnte Vermengung dieser falschen Theesorten mit den ächten stattfindet.Denjenigen, welche sich für den Thee in naturgeschichtlicher und industrieller Beziehung interessiren, empfehlen wir den schätzbaren Report on the Government Tea Plantations in Kumaon and Gurwahlcontaining an account of the process of manufacture of black and green teas; method of treating the teaplant; and a short description of the implements used in the manufacture; by William Jameson, Esq., Superintendent of the Botanical Gardens, North West Provinces, India, in Vol. VI. part. II des Journal of the Agricultural and Horticultural Society of India, Calcutta 1848.“ Schießpulverthee aus Java gab Asche von 100 Theilen   5,0 Theile Schießpulverthee, während des Privilegiums der ostindischen        Compagnie   6,5    „ Kemaon Haysan   5,0    „ Assam Haysan   6,0    „ Falscher (lie) Schießpulverthee, Nr. 1 45,5    „       „                       „               Nr. 2 Scented Caper   5,5    „ Lie-flower Caper 37,5    „ Gemenge mit diesen falschen Theesorten, Nr. 1 22,5    „      „                       „                     „         Nr. 2 11,0    „