Titel: | Beobachtungen über die Bildung von Schwefelsäure aus schwefliger Säure und Sauerstoffgas; von Prof. Fr. Wöhler. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXII., S. 361 |
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LXII.
Beobachtungen über die Bildung von Schwefelsäure
aus schwefliger Säure und Sauerstoffgas; von Prof. Fr. Wöhler.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Februar
1852, S. 255.
Wöhler, über die Bildung von Schwefelsäure etc.
Aus den Versuchen von Döbereiner und Andern ist es
bekannt, daß verschiedene Metalloxyde, gleich dem Platin, die langsame Verbrennung
von Alkoholdampf zu unterhalten vermögen. Ich hielt es für wahrscheinlich, daß sich
diese Wirkung auch auf ein Gemenge von schwefligsaurem Gas und Sauerstoffgas
erstrecken werde, und veranlaßte Hrn. Mahla hierüber einige Versuche anzustellen, in der Art, daß über das
in einem Glasrohr bis zum schwachen Glühen erhitzte Oxyd ein getrocknetes Gemenge
von ungefähr 2 Volumen schwefligsaurem Gas und 1 Vol. Sauerstoffgas oder auch von
atmosphärischer Luft geleitet wurde.
1. Kupferoxyd, Eisenoxyd, Chromoxyd, jedes für sich
angewendet, veranlassen sogleich die Bildung dicker weißer Nebel von Schwefelsäure.
Ganz besonders kräftig wirkte ein durch Fällung bereitetes Gemenge von Kupferoxyd
und Chromoxyd. Eine und dieselbe Menge von Oxyd scheint hierbei unbegränzte Mengen
der Gase in Schwefelsäure verwandeln zu können. Die Schwefelsäure-Bildung
geht so leicht und in solcher Menge vor sich, daß es aussieht, als müsse man von
diesem Verhalten praktische Anwendung machen können.
2. Kupferoxyd und Eisenoxyd,
ohne Sauerstoffgas in schwefligsaurem Gas erhitzt, werden, das erstere zu rothem
Oxydul, das letztere zu schwarzem Oxyd-Oxydul reducirt, unter Bildung von
Schwefelsäuredämpfen, die aber zu erscheinen aufhören, sobald die Reduction
vollendet ist.
3. Chromoxyd, ohne Sauerstoffgas in schwefligsaurem Gas
erhitzt, bleibt unverändert, es bildet sich keine Spur von Schwefelsäure.
4. Metallisches Kupfer, in Schwammform über Quecksilber in
ein Gemenge von 2 Vol. schwefligsaurem Gas und 1 Vol. Sauerstoffgas gebracht, übt
bei gewöhnlicher Temperatur selbst im Verlaufe mehrerer Tage keine Wirkung auf das Gasgemenge aus.
Erhitzt man aber den Kupferschwamm darin, so bilden sich Dämpfe von Schwefelsäure,
jedoch nicht eher, als bis das Kupfer auf der Oberfläche in Oxyd verwandelt ist.
5. Caustische Kalkerde, in dem Gasgemenge erhitzt, wird
lebhaft glühend und verwandelt sich in schwefelsaures Salz, ohne Bildung von freier
Schwefelsäure.
6. Wasserdampf, mit dem Gasgemenge durch ein schwach
glühendes Porzellanrohr geleitet, veranlaßt nicht die Bildung von
Schwefelsäurehydrat.
7. Platinblech, polirt und durch Behandeln mit heißer
Schwefelsäure, Alkali und Wasser vollkommen gereinigt, wirkt auf das trockene
Gasgemenge wie Platinschwamm; es veranlaßt noch weit unter der Glühhitze mit großer
Leichtigkeit die Bildung von wasserfreier Schwefelsäure, ohne die geringste
sichtbare Veränderung seiner Oberfläche. Bei gewöhnlicher Temperatur wirkt es
nicht.
Hr. Mahla hat bei dieser
Gelegenheit gefunden, daß ein durch Fällung bereitetes, geglühtes Gemenge von
Eisenoxyd und Kupferoxyd, erwärmt in einen in die Luft ausströmenden Strahl von
Wasserstoffgas gehalten, darin, wie Platinschwamm, glühend bleibt.