Titel: Chemische Untersuchungen über das Gold; von E. Fremy.
Fundstelle: Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXV., S. 368
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LXV. Chemische Untersuchungen über das Gold; von E. Fremy. Im Auszug aus den Annales de Chimie et de Physique, 1851, t. XXXI. p. 478. Fremy's Untersuchungen über das Gold. Unter allen Metallen, welche leicht rein darzustellen sind, ist das Gold am wenigsten von den Chemikern untersucht worden. Goldoxydul. Es wird bekanntlich dargestellt, indem man Goldchlorür, welches durch mäßiges Erwärmen des Goldchlorids erhalten wird, mit Kalilösung behandelt. Meine Analyse des Goldchlorürs entsprach der allgemein angenommenen Formel Au² Cl, welche 15,29 Proc. Chlor und 84,71 Gold verlangt. – Behandelt man das Goldchlorür mit Kali, so bleibt ein Theil des durch seine Zersetzung entstehenden Oxyduls während einiger Zeit in dem überschüssigen Kali gelöst und färbt die Flüssigkeit. Alle meine Versuche die Verbindungen von Goldoxydul mit Alkalien darzustellen, blieben jedoch erfolglos; selbst wenn man diese Verbindungen im luftleeren Raume abdampft, so zersetzt sich das Goldoxydul und man erhält goldsaures Kali (KO, Au² O³) und metallisches Gold schlägt sich nieder. Das Goldoxydul verhält sich also wie das Zinnoxydul, welches bei Gegenwart von überschüssigem Alkali sich zu metallischem Zinn und zinnsaurem Kali zersetzt. Goldsäure. Zur Darstellung der Goldsäure empfiehlt man gewöhnlich Pelletier's Verfahren, welches auf der Zersetzung der goldsauren Magnesia durch Salpetersäure beruht, oder Figuier's Verfahren, welches auf die Einwirkung des kohlensauren Natrons auf Goldchlorid gegründet ist; nach beiden Methoden ist es aber schwierig, alkalifreie Goldsäure zu erhalten. Um sehr reine Goldsäure zu bereiten, behandle ich das Goldchlorid mit einer Lösung von reinem Kali, durch welche es zersetzt wird. Wenn die Flüssigkeit concentrirt ist, färbt sie sich zuerst rothbraun und läßt dann einen gelben amorphen Körper fallen, welchen man für Goldsäure halten könnte, was er aber nicht ist, denn bei dem Waschen löst er sich zuletzt im Wasser vollständig auf. Ich setze der Flüssigkeit hinlänglich viel Kali zu, um den Niederschlag wieder vollständig zu lösen, und lasse sie während etwa einer Viertelstunde sieden. Die zuerst dunkelbraune Flüssigkeit entfärbt sich nach und nach und wird hellgelb. Das Goldchlorid wird während des Siedens und bei einem großen Ueberschuß von Kali vollständig zu goldsaurem Kali. Ich vermuthe daß das Kali bei seiner Einwirkung auf Goldchlorid das letztere in ein gelbes Oxydchlorid verwandelt, welches sich in dem Kali zu einer braungelben Flüssigkeit löst und aus dieser Lösung durch Säuren gefällt wird. Dieses Oxydchlorid unterscheidet sich von der Goldsäure durch seine Löslichkeit in reinem Wasser; es verwandelt sich übrigens unter dem Einfluß eines Ueberschusses von Alkali leicht in goldsaures Kali. Ich habe stets wahrgenommen, daß bei dem Sieden des Goldchlorids mit Kali behufs der Darstellung des goldsauren Kalis, in dem Augenblick wo die Flüssigkeit sich entfärbte, ein schwarzer Niederschlag entstand, welcher nur fein zertheiltes Gold ist und den ich mit dem Platinschwarz vergleichen möchte; diese Reduction kann auf der Gegenwart organischer Substanzen beruhen, welche oft in dem Kali enthalten sind, oder eher auf der Zersetzung einer gewissen Menge Goldchlorür das dem Chlorid beigemengt ist, und bei der Einwirkung der Alkalien goldsaures Alkali und einen Niederschlag von fein zertheiltem Gold gibt. Wenn man das goldsaure Kali nach der eben angegebenen Methode dargestellt hat, so handelt es sich darum, die Goldsäure daraus zu isoliren; zu diesem Ende setze ich zu der Flüssigkeit Schwefelsäure in schwachem Ueberschuß, welche die Goldsäure fällt; der Niederschlag wird auf einem Filter gesammelt und ausgewaschen, bis das Waschwasser mit Barytsalzen keinen Niederschlag gibt. Die so erhaltene Goldsäure enthält aber noch eine kleine Menge Kali, deren Gegenwart sich durch Erhitzen der Goldsäure nachweisen läßt, wobei sie metallisches Gold liefert, welches das Wasser alkalisch macht. Um der Goldsäure die letzten Spuren Kali zu entziehen, behandle ich sie mit sehr concentrirter Salpetersäure, welche die Goldsäure, wie Proust gezeigt hat, leicht auflöst. Setzt man zu dieser Auflösung der Goldsäure in Salpetersäure eine gewisse Menge Wasser, so wird die Goldsäure sogleich vollständig niedergeschlagen und kann durch hinlänglich lange fortgesetztes Waschen vollkommen rein erhalten werden. Goldsaures Kali. Ich erhielt das goldsaure Kali krystallisirt, indem ich eine Auflösung von reiner Goldsäure in reinem und schwach überschüssigem Kali erst über freiem Feuer und dann im luftleeren Raume eindampfte; wenn die Flüssigkeit sehr concentrirt ist, krystallisirt das goldsaure Kali in kleinen warzenförmig gruppirten Nadeln, die nur sehr schwach gelblich gefärbt sind; oft gesteht die Flüssigkeit bei schwacher Bewegung zu einer Masse. Um die Krystalle von ihnen anhängendem freiem oder kohlensaurem Kali zu befreien, muß man sie schnell mit kaltem destillirtem Wasser waschen oder besser umkrystallisiren. Die Krystalle werden dann auf unglasirtes Porzellan gelegt und in dem luftleeren Raume getrocknet. Während des Abdampfens des goldsauren Kalis schlägt sich gewöhnlich eine gewisse Menge metallischen Goldes nieder, welches man durch Decantiren trennt. Das goldsaure Kali (KO, Au²O³, 6 HO) ist sehr löslich in Wasser und theilt demselben eine schwach gelbliche Färbung mit; es reagirt stark alkalisch; fast alle organischen Körper reduciren das goldsaure Kali und verursachen eine Fällung von metallischem Gold. Bei gelindem Erhitzen zersetzt sich das goldsaure Kali mit einer Art von Decrepitiren, entwickelt Sauerstoff und Wasser, und hinterläßt einen Rückstand von metallischem Gold und Kali, welcher gewöhnlich Kaliumhyperoxyd enthält. Das goldsaure Kali gibt mit den meisten Metallsalzen unlösliche Niederschläge; diese goldsauren Salze sind also unlöslich in Wasser. Mehrere unlösliche goldsaure Salze lösen sich in einem Ueberschuß des Fällungsmittels; so erhält man durch Zusatz von Chlorcalcium zu goldsaurem Kali einen weißen Niederschlag von goldsaurem Kalk, welcher sich vollständig in Chlorcalcium auflöst. Das goldsaure Kali kann als Bad zu elektrischen Vergoldungen dienen, aber es kann nicht angewendet werden, um durch bloßes Eintauchen zu vergolden. Wenn man eine Kupferplatte in eine heiße Auflösung von goldsaurem Kali bringt, so schlägt sich das Gold als schwarzes Pulver nieder, welches nicht an dem Kupfer haftet. Es ist deßhalb wahrscheinlich, daß bei dem Vergolden durch Eintauchen nach dem Verfahren von Elkington und Ruolz, die Goldverbindung welche sich durch die Einwirkung von zweifach-kohlensaurem Alkali auf Goldchlorid bildet, nicht goldsaures Kali ist. Einwirkung des schwefligsauren Kalis auf das goldsaure Kali. – Das schwefligsaure Kali, welches das Goldchlorid bekanntlich so leicht reducirt, wirkt auf das goldsaure Kali in einer ganz besondern Weise ein. Wenn man einer vorher alkalisch gemachten Lösung von goldsaurem Kali schwefligsaures Kali tropfenweise zusetzt, so färbt sich die Flüssigkeit zuerst braun, und fast zugleich scheidet sich ein Salz ab, welches in schönen gelben Nadeln krystallisirt. Ich bezeichne dieses Salz als goldschwefligsaures Kali. Das goldschwefligsaure Kali ist fast unlöslich in alkalischer Flüssigkeit, aber in Berührung mit reinem Wasser löst es sich unter Zersetzung, entwickelt schweflige Säure und gibt zuerst eine farblose Lösung, aus welcher sich später metallisches Gold abscheidet. Bringt man goldschwefligsaures Kali mit siedendem Wasser zusammen, so geht die so eben beschriebene Zersetzung viel rascher vor sich, und die Wandungen des Glasgefäßes überziehen sich mit einer glänzenden Goldschichte. Die Säuren zersetzen das goldschwefligsaure Kali sogleich, wobei sich schweflige Säure entwickelt und metallisches Gold niedergeschlagen wird. Die organischen Substanzen reduciren das goldschwefligsaure Kali. Wenn dieses Salz im luftleeren Raume getrocknet ist, läßt es sich selbst in verstopften Gläsern nicht längere Zeit unzersetzt erhalten; es entwickelt schweflige Säure und bildet eine schwärzliche Masse, welche hauptsächlich aus metallischem Gold und schwefelsaurem Kali besteht. Es ist wahrscheinlich als eine Verbindung zu betrachten von Kali und einer ternären Säure, die aus Gold, Schwefel und Sauerstoff besteht.