Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 123, Jahrgang 1852, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Die Kreiszug-Ramme des Ingenieurs Borgnis; von Professor W. L. Volz. Die erste und höchste Bedingung des guten Fundamentes beim Bauen ist ein fester Grund, dieser muß jedenfalls die Stütze des Ganzen seyn; einen für kleinere Bauten hinlänglich festen Grund findet man aber sehr häufig wenige Fuß unter der Oberfläche, so daß man den Bau in unmittelbare Berührung mit ihm setzt; sind aber die Gebäude von erheblichem Gewichte, und ist der Boden in der Nähe der Oberfläche nicht von entsprechender Festigkeit, so müßte man so lange graben, bis man endlich die gewünschte Unwandelbarkeit finden würde – eine Aufgabe, deren Lösung oft unmöglich wäre, und immer, bei nur einigermaßen bedeutenden Ausgrabungen, beinahe unerschwingliche Kosten bedingen würde, wenn man nicht auf das Mittel verfallen wäre, den Bau auf Stützen zu stellen, welche bis auf den festen Grund hinab und in ihn hinein ragen. Diese Stützen sind Pfähle von Holz, in der neuesten Zeit auch von Gußeisen, von welchem letztern Material sie aber nie in salzigen Wassern angewendet werden dürfen, indem sie hier nicht ausdauern. Nur dann werden aber diese Pfähle wahre Stützen seyn, wenn sie nie sich senken, und natürlich noch weniger brechen. Es ist also erforderlich, daß sie mit einer Gewalt eingetrieben werden, welche alle Anstrengungen, die ihnen von dem Bau zugemuthet werden könnten, bei weitem übertrifft, und daß sie zuletzt auch dieser Gewalt nicht mehr weichen. Man bewerkstelligt dieses durch die Erhebung schwerer Klötze, welche man auf die Pfähle herabfallen läßt. Diese Klötze heißt man Bären, Hoyer, Katzen, Rammbäre u.s.w.; die ganze Verrichtung aber Rammen, Schlagwerke. Die Erhebung des Bären geschieht nun entweder durch eine Anzahl Arbeiter, welche an dünneren Seilen, den Zugleinen, ziehen, die mit dem dicken, über eine Rolle laufenden Rammtau verbunden sind, an dessen anderem Ende der Bär aufgehängt ist, oder mittelst eigentlicher Maschineneinrichtung, am häufigsten Verzahnung und Kurbel. Die ersteren dieser Rammen heißen Zugrammen, die letzteren Kunstrammen. Bei den üblichen Zugrammen laufen alle Zugleinen in einen einzigen Knoten zusammen, so daß die Arbeiter alle im schiefen Anzug, also sehr unvortheilhaft arbeiten. Dieser Nachtheil wird desto beträchtlicher, je schiefer der Zug wird, je mehr Arbeiter also angestellt und je kürzer die Zugleinen sind. Ingenieur Borgnis half diesem Uebelstande durch Einführung des gleichlaufenden Zuges aller Arbeiter ab, indem er einen großen Zugring in horizontaler Lage an das Ende des Rammtaues aufhing, von welchem alle Zugleinen herabgehen. Dieser Zugring muß so groß seyn, als der Kreis, auf dem sich alle Arbeiter angestellt befinden. Die Erfahrung, aus mehr als tausend Pfähle umfassenden Rammarbeiten geschöpft, hat bewiesen, daß man mit dieser Ramme über ein Viertel der Kosten erspart. Man wird wohl nicht leicht eine einfachere Verbesserung einer Maschine treffen, welche gleiche wesentliche Vortheile bietet, indeß hat auch sie neue Nachtheile im Gefolge. Die Größe des von dem Raumgerüste eingeschlossenen Raumes, der sogenannten Rammstube, wird nämlich bedeutend vermehrt, was ein wahrer, oft sehr ernster Uebelstand ist, dafür besitzt aber auch die Kreiszug-Ramme eine ausgezeichnete Standfestigkeit, Stabilität. In Betreff der Ausführung bleibt noch Folgendes zu erwähnen. Der Zugkreis könnte für eine sehr beträchtliche Anzahl Arbeiter verkleinert werden, so daß mehrere Reihen von Arbeitern hintereinander aufgestellt werden könnten. Die Rolle fällt hier begreiflich sehr groß aus, was hinsichtlich der Leichtigkeit der Bewegung deßhalb vortheilhaft ist, weil der Widerstand, welchen die Reibung am Zapfen leistet, durch eine Kraft an dem Umfang der Rolle leichter überwunden wird, und weil die Unbiegsamkeit des Seiles einen um so geringeren Kraftverlust bedingt, als der Durchmesser der Rolle, über welchen dasselbe lauft, bedeutend ist, Dieß ist einem Jeden begreiflich, welcher ein etwas dickes Seil über eine Walze legt; er steht, daß sich dasselbe desto weniger biegt, je dicker es ist und daß es um so mehr von der Walze abstehen bleibt, je kleiner dieselbe angenommen wird. Will man also das Seil an die Walze oder Rolle angelegt haben, so wird dieses nur durch eine gewisse Kraft geschehen können, welche also offenbar bei kleinen Walzen größer als bei größeren werden muß. Das Seil ist im Seillauf der Rolle, wie man die Rinne nennt, in welchem dasselbe liegt, dadurch festgehalten, daß dieser mit einem Schlauch von dünnen Brettern überdeckt ist; zwischen der Decke dieses Schlauches und dem Seil bleibt nur gerade so viel Zwischenraum, um keine Reibung zu gestatten. Hierdurch kann das Seil nicht aus seinem Lauf herausspringen, was ohne diese Anordnung beim Fallen des Bären unfehlbar dadurch geschehen müßte, daß der Ring noch nach aufwärts geschleudert und dadurch das Seil aufwärts gehoben würde. Bei den gemeinen Knotenzugrammen kommt es nicht leicht vor, daß ein Seil ausspringt. Borgnis behauptet, daß auch hinsichtlich des Rammtaues eine wesentliche Schonung bei der Kreiszug-Ramme, in Vergleichung mit dem Knotenzugseil, stattfinde. (Aus des Verfassers: Gewerbskalender.) Maschine zum Noppen und zur Appretirung von Merinos aller Art. Es ist bekannt, daß die Gewebe, welche aus Kammwolle oder aus dieser und Baumwolle fabricirt worden sind, sowie viele andere gewebte Stoffe, nach ihrer Anfertigung noch eine Menge Knoten und sonstige Unebenheiten zeigen, von denen man sie gewöhnlich mit der Hand durch die Operation des sogenannten Noppens reinigte. Man hat jetzt eine Maschine construirt, welche diese Arbeit verrichtet und die Zeuge noppet und appretirt, sobald sie den Webestuhl verlassen, und die Knoten, Unregelmäßigkeiten und überflüssigen Theile durch eine einzige Operation entfernt. Diese Maschine besteht aus zwei mit gestoßenem Glase, nach Art des Glasschmirgel- oder sonstigen Polirpapieres, bedeckten Walzen. Der Zweck dieser Vorrichtung ist, eine scharfe Oberfläche zu erhalten, welche durch Reibung die Knoten und Unebenheiten der Gewebe hinwegnimmt. Das Gewebe, auf welches man wirken will, ist auf eine Walze aufgerollt, welche mit einer Bremsvorrichtung versehen ist, um ihre Bewegung nach Belieben mäßigen zu können. Von dieser Walze geht es zwischen zwei Cylinder, von denen der eine frei auf den andern drückt, sodann auf eine dritte Walze, hinter welcher es dem mit Glaspapier bedeckten Cylinder ausgesetzt wird. Von da geht das Gewebe wieder zurück, um von Neuem die Wirkung eines zweiten mit Glaspapier bedeckten Cylinders zu erfahren. (Deutsche Gewerbezeitung, 1851 Heft 9.) Elliot's Opisometer. Dieses kleine einfache Instrument dient dazu, um die Länge von Wegen, Flüssen, Umhägungen, Mauern etc. auf Karten und Plänen zu ermitteln, die nach Maßstab aufgetragen sind; ebenso mißt oder rectificirt man damit Curvenlinien ohne alle Berechnung. Das Opisometer besteht aus einer Art Gabel, deren Schenkel nach unten gekehrt sind und welche an dem nach oben gekehrten, genau vertical zu haltenden Griffe geführt wird. Zwischen die beiden Schenkel oder Seitenplatten der Gabel ist eine horizontale Spindel mit feinen Schraubengängen eingesetzt, woran sich ein kleines gerändertes Scheibchen fortschraubt. Um nun z.B. die Entfernung zwischen zwei Städten längs des Weges zu messen, der von einer Stadt zur andern aufgezeichnet ist, schraubt man die Scheibe bis dicht an die eine Seitenplatte der Gabel und führt nun das Instrument mit dem Rande des Scheibchens an der zu messenden Curve etc. hin, indem man das Scheibchen von einem Endpunkt derselben bis zum andern fortrollt. An letzterm angekommen hebt man das Instrument behutsam von der Karte ab, setzt es auf dem betreffenden Maaßstab am Nullpunkte auf und fährt an demselben hin, bis das Scheibchen wieder an die erste Seitenplatte anstößt, mithin in seine ursprüngliche Stellung zurückgekommen ist. Es ist klar, daß die sich am Maaßstabe ergebende Länge ganz genau mit der horizontalgeraden oder abgewickelten Länge der krummen Linie auf der Karte zusammentreffen muß. Ist der Maaßstab nicht lang genug, so wiederholt man das Zurückführen des Rädchens auf demselben mehreremale, bis es in seinen ursprünglichen Stand zurückgekehrt ist. Die Scheibe braucht offenbar auch nicht erst an die eine Seitenplatte anzustoßen, wenn man eine krumme Linie mißt, sie muß aber stets von einem festen Punkte ausgehen. Die Hauptsache beim Gebrauche des Instrumentes ist Genauigkeit bei der Führung; es muß ganz senkrecht aufs Papier gehalten werden und darf auf demselben nicht rutschen oder einschneiden. (Deutsche Gewerbzeitung, 1851, S. 188.) Ein einfaches Verfahren, jeden Ofen für Steinkohlenfeuerung einzurichten. Die Anwendung der Steinkohlen zum Heizen der Stubenöfen hat in letzterer Zeit in Königsberg bedeutend zugenommen, indem es mehr und mehr anerkannt wurde, daß dieselben bei den niedrigen Preisen und der vortrefflichen Qualität, wie wir dieselben hier aus England beziehen, entschieden das billigste Brennmaterial bilden. Es stellt sich die tägliche Heizung eines gewöhnlichen Ofens auf 9 bis 10 Pfennige. Der allgemeinen Anwendung wird häufig noch entgegengestellt, daß bei der Mehrzahl der Oefen eine kostspielige Einrichtung für diesen Zweck, namentlich Legung eines Rostes nothwendig sey; es dürfte deßhalb von Interesse seyn, ein Mittel bekannt werden zu lassen, wonach jeder Ofen mit sehr geringen Kosten zur Heizung mit Steinkohlen, ja mit Gaskohks umgeändert werden kann. Da die Dichtigkeit dieses Brennmaterials einen starken Luftzug fordert, so ist nur nöthig, die in den Ofen tretende Luft möglichst nahe über selbiges hinüber zu führen oder besser durch dasselbe hindurch zu zwängen. Für diesen Zweck ist es hinreichend, auf der Gränze des Feuerungsraumes und der Züge, also da wo der erste Zug in die Höhe steigt, die Oeffnung durch eine senkrechte Wand bis auf ein 6 bis 8 Quadratzoll großes Loch zu schließen. Letzteres ist dicht über der Herdsohle, und der Lage der Züge entsprechend entweder in der Mitte oder seitlich anzubringen, so daß der gesammte Luftzug auf diese kleine Oeffnung beschrankt wird. Vielfache Erfahrungen haben dieses Mittel als völlig bewährt erwiesen. (Gewerbevereinsblatt der Provinz Preußen, 1851, Lieferung 3.) Apparat um süßes Wasser mit dem Meerwasser zu erhalten; von Hrn. Normandy. Der Zweck des Erfinders war, mittelst eines einfachen und wenig Raum einnehmenden Apparates und mit verhältnißmäßig sehr wenig Brennmaterial aus dem Meerwasser große Quantitäten süßen Wassers zu bereiten, welches lufthaltig, geruchlos und gesund ist. Sein Apparat, welcher gegenwärtig zu Paris in Thätigkeit ist, liefert mit 1 Kilogramm verbrauchter Steinkohle bis 20 Kilogr. süßes Wasser. In diesem Apparat wird das Meerwasser bei 80° R. destillirt, mittelst Dampfes von nicht viel höherem als dem atmosphärischen Druck; die dabei aus dem Meerwasser erzeugten Dampfe verflüchtigen sich, ohne die organischen Substanzen mitzureißen welche im Meerwasser suspendirt und aufgelöst sind, ihm einen üblen Geruch und unangenehmen Geschmack ertheilen. Der Apparat besteht in einer Reihe über einander liegender Scheiben, welche durch Gallerien mit einander in Verbindung stehen; diese Gallerien bilden concentrische Kreise und befinden sich in einem Dampfbad, dessen Druck den atmosphärischen wenig übersteigt. Indem das Meerwasser in diesen durch den sie umgebenden Dampf erhitzten Gallerien circulirt, entbindet es eine gewisse Menge Dampf, welcher sich zuerst mit atmosphärischer Luft mischt, die durch eine mit der Atmosphäre communicirende Röhre herbeigeführt wird, und sich endlich in einer ebenfalls mit der Atmosphäre communicirenden Kühlvorrichtung zu süßem Wasser verdichtet, das vollkommen mit Luft imprägnirt ist. Bei den gewöhnlichen Apparaten zum Destilliren des Meerwassers tritt ein Punkt ein, wo dasselbe mit Salz übersättigt ist und solches absetzt. Dieser Uebelstand findet bei dem neuen Apparat nicht statt; denn das Meerwasser circulirt darin auf ununterbrochene Weise, und es verdampft aus demselben nur so viel Wasser daß in dem rückständigen noch alle Salze leicht aufgelöst bleiben. Ein Apparat welcher beiläufig 3 Fuß hoch und 1 1/2 Fuß breit ist, liefert per Minute leicht zwei Kilogr. süßes Wasser. (Comptes rendus, December 1851, Nro. 22.) Elektricitäts-Entwicklung in einer Garnspinnerei zu Glasgow. Vor einiger Zeit wurden die Arbeiter in dieser Spinnerei durch heftige elektrische Funken und Schläge erschreckt, wenn sie die Maschine berührten. Der Bau der Spinnerei besteht aus einer Anzahl über einander liegender Böden, welche mit Asphalt überzogen sind; auf diesen Böden stehen die Maschinen, mit Riegeln an eine eiserne Platte befestigt Die Decke wird durch eine Reihe eiserner Säulen unterstützt, welche alle jene Böden durchdringen und mit der Erde in Verbindung stehen, sich aber wegen des Asphaltüberzuges in einem von den Maschinen ziemlich isolirten Zustande befinden. Die wirkende Kraft wird durch Trommeln hervorgebracht, welche parallel mit der Mauer laufen und von Hängelagern getragen werden, welche an mit den eisernen Säulen in Verbindung stehenden Seitenbalken befestigt sind. Die Maschinen werden durch Riemen von Leder oder Gutta-percha in Bewegung gesetzt. Jeder Boden der Fabrik nimmt auf diese Art die Eigenschaft einer großen Elektrisirmaschine an; die Eisenplatten vertreten den Hauptconductor und die Trommeln und Riemen das erregende Medium. Wie man sich denken kann, wird unter solchen Verhältnissen ein bedeutendes elektrisches Fluidum entwickelt, welches auf die Arbeiter, unter gewissen Bedingungen, sehr unangenehm wirken muß. (Deutsche Gewerbezeitung, 1851 Heft 9.) Ueber die Entstehung eines Moser'schen Lichtbildes; von Prof. Poggendorff. Das von dem Verf. beobachtete Lichtbild hatte sich gebildet, indem zwei kleine Platten Spiegelglas auf einander liegend, jedoch getrennt durch ein Paar mit Druckschrift versehener Papierblätter, eingewickelt und beschwert durch einige andere Glasplatten etwa zwei Jahre lang in einem verschlossenen Schrank, also an einem dunkeln Ort aufbewahrt worden waren. Die Platten gehörten zu einem galvanometrischen Instrument, und sollten vor einigen Tagen ihrer Bestimmung gemäß verwendet werden. Als sie zu dem Ende ausgepackt wurden, zeigte sich, daß beide auf den einander zugewendeten Seiten einen Abdruck von der Schrift des zwischenliegenden Papiers angenommen hatten. Die obere Platte wurde leider sogleich durch Abwischen mit trockner Leinwand gereinigt und es ließ sich später nur constatiren, daß die auf ihr vorhanden gewesene Schrift nicht durch Behauchen wieder herzustellen war. Die untere Platte wurde indeß sorgfältig untersucht, und zeigte dabei die folgende bemerkenswerthe Erscheinung. Sie war auf ihrer ganzen dem Papier zugewendeten Seite von einem leichten, schmutzig weißlichen Hauche bekleidet, jedoch nicht überall gleichförmig, sondern stellenweise stärker und schwächer. Auf diesem weißlichen Grunde ließen sich ganz deutlich, so daß Buchstaben und Ziffern wohl erkennbar waren, zweierlei Schriftzüge wahrnehmen, dunkle und helle. Die dunkle Schrift, von scharfen Umrissen, war verkehrt, war also offenbar ein Abdruck von der das Glas berührenden Seite des Papiers. Die helle Schrift dagegen, die zwar deutlicher als die dunkle, aber doch weniger scharf in ihrer Begränzung war, befand sich in rechter Stellung und konnte daher mit Leichtigkeit gelesen werden. Dadurch ergab sich denn auch sogleich unzweideutig, daß sie ein Abbild von der Schrift war, die sich auf der vom Glas abgewendeten Seite des Papiers befandWahrscheinlich wird die obere Glasplatte ebenso zwei Bilder von dem andern, ihm anliegenden Papierstück angenommen haben; denn auch dieses Stück war auf beiden Seiten bedruckt. Uebrigens war das Papier ungeleimtes gutes weißes Druckpapier.. Es hat hiernach das Ansehen, als sey die Wirkung, worin sie auch sonst bestehen mag, durch das Papier hindurch fortgepflanzt worden. Allein es muß bemerkt werden, daß der Druckbogen, von dem die Papierstücke abgeschnitten wurden, nicht vollkommen glatt gepreßt worden war, so daß die Schrift auf der Rückseite etwas aus der Ebene des Bogens hervorragte und dadurch auf dieser Seite, ungeachtet ihrer verkehrten Stellung lesbar war. Dieser Umstand macht die Annahme einer durch das Papier gegangenen Wirkung für die Entstehung des hellen Schriftbildes unnöthig, hebt aber freilich nicht den Schleier, der über diesem dunkeln Proceß sonst noch ausgebreitet ist. (Monatsbericht der Berliner Akademie, 1851, Juli.) Bestimmung der Geschwindigkeit des Regens; von Hrn. Rozet. Wenn bei ruhigem Wetter der Regen senkrecht fällt, liefern die Eisenbahnen ein Mittel, um die Geschwindigkeit seines Falles sehr genau zu bestimmen. Das Fenster eines Eisenbahnwagens ist ein Rechteck, dessen große Seite ziemlich parallel mit der Linie ist, die ein Regentropfen durchläuft, welcher senkrecht fällt, während der Wagen in Ruhe ist; sobald sich der Wagen aber in Bewegung setzt, sieht man, daß sich die Regentropfen im entgegengesetzten Sinne seines Laufes neigen, wobei sie jedoch unter sich parallel bleiben. Einer der Tropfen geht durch die Spitze des oberen Winkels des Rechtecks, welches zuerst abfahrt, und trifft an einem gewissen Punkt die entgegengesetzte große Seite. Wenn man durch diesen Punkt eine Horizontale zieht, so erhält man ein zweites Rechteck, bei welchem das Verhältniß der Seiten dasselbe ist wie dasjenige zwischen der Geschwindigkeit des Bahnzugs und des Regens. Als ich mich unlängst auf der Eisenbahn zwischen Beaune und Dijon im Postzug befand, fiel der Regen in großen Tropfen senkrecht auf allen Stationen zwischen diesen beiden Städten, und ich fand, daß die zwei Seiten des Rechteckes ziemlich gleich waren. Auf der Eisenbahn macht der Postzug ungefähr 40,000 Meter in der Stunde, was 11 Meter per Secunde für die Geschwindigkeit des Regens ergibt, welcher während der Zeit meiner Beobachtung auf der Oberfläche der Erde anlangte. Dieses Mittel die Geschwindigkeit des Regens zu messen, läßt sich leicht vervollkommnen. (Comptes rendus, Novbr. 1851. Nr. 21.) Kautschuk mit Gummilack verbunden; von A. Newton. A. Newton ließ sich am 9. Juli 1850 als Mittheilung eines Ausländers für England die Vereinigung des Kautschuks mit Gummilack, Stocklack, Körnerlack oder Schelllack patentiren. Je nach den Zwecken, zu welchen die Composition bestimmt ist, ändern sich die Verhältnisse beider Körper; bisweilen wird 1 Theil Kautschuk mit 1 bis 8 und mehr Theilen Gummilack oder Schelllack verbunden; und bisweilen 1 Th. Gummilack oder Schelllack mit 1 bis 8 Th. Kautschuk. Je mehr Kautschuk man anwendet, desto elastischer wird die Composition; hingegen um so steifer, härter und weniger elastisch, je größer das Verhältniß des Gummilacks oder Schelllacks ist. Die beiden Ingredienzien werden entweder auf mechanischem Wege durch Zerreiben oder Kneten mit einander gemischt, oder in Form von Auflösungen. Die Verbindung des Gummilacks oder Schelllacks mit Kautschuk gewährt, abgesehen von ihrer Wohlfeilheit, den Vortheil, daß der unangenehme Geruch verschwindet, welchen fast alle Kautschuk-Compositionen behalten. Wenn die Composition zur Fabrication dünner Zeuge oder zur Anwendung in dicken Massen bestimmt ist, vermischt man sie mit 1 Procent Schwefelblumen, womit man sie zusammenknetet; man kann aber auch den Schwefel in einem Lösungsmittel aufgelöst zusetzen. Die Composition wird dann vulcanisirt, indem man sie einer künstlichen Wärme von beiläufig 106° R. aussetzt. Man erhält einen für viele Zwecke brauchbaren Kitt, wenn man 1 Th. Gummilack oder Schelllack mit 2 Th. Kautschuk auf gewöhnliche Art zusammenknetet und dann eine hinreichende Menge Camphin (rectificirtes Terpenthinöl) zusetzt, um der Composition die geeignete Consistenz zu ertheilen. Man kann dann noch auf 1 Pfd. der angewandten Composition 2 bis 3 Unzen Schwefel zusetzen. (London Journal of arts, Novbr. 1851, S. 434.) Vorschlag, Fässer öldicht zu machen. Alle Fässer, die Substanzen enthalten, welche die Holzfaser nicht zum Anschwellen bringen, trocknen außen leicht aus, bekommen Risse und lassen die Flüssigkeiten ausrinnen. Zu solchen Flüssigkeiten gehören gesättigte Salzlösungen, Mutterlaugen, sehr starker Weingeist, Thran, fette Oele. Der letztere Fall möchte Wohl der häufigere seyn, und soll hier besonders hervorgehoben werden. Die Methode, welche schon mehrmals empfohlen worden, hölzerne Fässer sicher öldicht zu machen, besteht darin, daß man das neue Faß, welches mit Brennöl gefüllt werden soll, noch ehe der zweite Boden eingesetzt wird, mit einer siedenden Auflösung von Glaubersalz tränkt, indem man dieselbe hineingießt und mit einem Besen an den Wänden verbreitet. Wird die Flüssigkeit kalt, so schüttet man sie aus, und wiederholt dieß drei- bis viermal. Hierauf wird das Faß ausgewischt, aber nicht ausgewaschen, der eben so getränkte Boden eingesetzt, und nach einigen Stunden ist es öldicht. Das in heißem Wasser sehr auflösliche Glaubersalz ist hierbei in alle Poren des Gefäßes gedrungen und hat sich beim Erkalten in denselben krystallisirt und sie dadurch völlig verstopft. Im Oel unauflöslich, kann es von demselben nicht wieder ausgezogen werden, und ihm auch keinen Nachtheil bringen. Hr. Prof. Böttger, dessen polytechnischem Notizblatt 1851 Nr. 22 wir diese Notiz entnehmen, bemerkt dazu: „Ein Gemisch von 3 Theilen Leim und 1 Theil Syrup dürfte hier unstreitig dem Glaubersalz und dem Borax, welchen letzteren man ebenfalls zu vorstehendem Zwecke empfohlen hat, vorzuziehen seyn. Zu dem Ende lasse man guten Kölner Leim 12 Stunden lang in kaltem Wasser weichen, bringe dann diese Leimgallerte in einen Kessel, erhitze diesen schwach, etwa bis auf 60° R., und füge dann unter Umrühren den Syrup zu der flüssig gewordenen Leimgallerte hinzu. Beim Gebrauche applicire man dieses heiße Gemisch mittelst eines Pinsels auf die zuvor stark ausgetrockneten Innenwände der Fässer, oder gieße die Masse siedend heiß in die Fässer und drehe diese dann nach allen Richtungen hin und her.“ Ueber die Anwendung des Salzes zur Viehfütterung. Im polytechn. Journal Bd. CXIV S. 224 wurde ein Circular des französischen Handelsministeriums, die Anwendung des Kochsalzes in der Landwirthschaft betreffend, mitgetheilt, welches die Anleitung dazu enthält. Der Nutzen des Salzes als Zusatz für das Viehfutter wird darin als noch keineswegs erwiesen betrachtet, und das Gouvernement fordert die Oekonomen zu entscheidenden Versuchen über diese wichtige Frage auf. Auch nach den neuesten Verhandlungen des Agriculturraths von Belgien soll der Nutzen der Salzfütterung sehr zweifelhaft seyn. Dieß veranlaßt uns auf die bezüglichen Bemerkungen von J. Liebig in der dritten Auflage seiner „chemischen Briefe“ (Heidelberg bei C. F. Winter 1851) aufmerksam zu machen, weil sie die vorliegende Frage aufhellen und die Widersprüche lösen, welche die seither gemachten Erfahrungen anscheinend darbieten. Im 27sten seiner „chemischen Briefe“ führt Liebig zunächst aus, welche große Bedeutung das Salz für den Lebensproceß der Thiere hat, und weist sofort auf die Versuche hin, welche von Boussingault über die Verwendung des Salzes zur Viehfütterung angestellt wurden (polytechn. Journal Bd. CVII S. 304). Nach demselben blieb der Zusatz von Salz zum Futter ohne Einfluß auf den Fleisch-, Fett- oder Milchertrag; aber, sagt Boussingault, „das Salz schien auf das Ansehen und die Beschaffenheit der Thiere eine günstige Wirkung zu haben; nach den ersten 14 Tagen bemerkte man zwischen den beiden Losen (jedes von drei Stieren) keinen bemerklichen Unterschied, aber im Laufe des darauf folgenden Monats war der Unterschied im Ansehen selbst für ein wenig geübtes Auge offenbar; bei den Thieren beider Lose zeigte das Befühlen eine feine, markige Haut, aber die Haare der Stiere, welche Salz bekommen halten, waren glatt aufliegend und glänzend, die der andern matt und in die Höhe stehend. Mit der Verlängerung dieses Versuches wurden die Kennzeichen noch hervorstechender. Bei den Thieren des zweiten Loses, welche während eines Jahres kein Salz bekommen hatten, war das Haar durcheinander und die Haut war hie und da nackt und ohne Haare. Die des ersten Loses hingegen behielten das Ansehen von Stallthieren; ihre Lebhaftigkeit und häufige Anzeichen des Bedürfnisses zu bespringen stachen auffallend ab gegen den trägen Gang und das kalte Temperament, welche man an den Thieren des zweiten Loses wahrnahm. Es ist kein Zweifel, fährt Boussingault fort, daß man für die Stiere, welche man unter dem Einflusse des Salzes erzogen hatte, auf dem Markte einen vortheilhafteren Preis erhalten haben würde.“ „Diese Versuche,“ setzt nun Liebig weiter hinzu, „sind in hohem Grade lehrreich. Bei den Stieren, welche nur so viel Salz empfangen hatten, als im Futter enthalten war, war diese Salzmenge unzureichend für den Secretionsproceß; einer Menge von Stoffen, die außerhalb des Körpers Ekel erwecken, fehlte das Transportmittel; ihr ganzer Körper, das Blut. Fleisch und alle Säfte waren damit angefüllt; denn die äußere Haut ist der Spiegel für die Beschaffenheit des Innern. Die andern Stiere, welche täglich Salz bekommen hatten, blieben selbst in der ihrer Natur sehr wenig entsprechenden Lebensordnung, der sie ausgesetzt waren, bei einem Uebermaß von Nahrung und Mangel an Bewegung, gesund, ihr Blut blieb rein und geeignet für alle Zwecke der Ernährung; sie empfingen mit dem Salze ein mächtiges, in den gegebenen Verhältnissen unentbehrliches Mittel des Widerstandes gegen äußere Störungen ihrer Gesundheit. Der Körper der andern war in Hinsicht auf Krankheiten einem Herde gleich, angefüllt mit dem leicht entzündlichsten Brennmaterial, dem nur ein Funke fehlte, um in Flamme auszubrechen und verzehrt zu werden.“ Das Salz wirkt nicht fleischerzeugend, sondern es hebt die Schädlichkeit der Bedingungen auf, welche sich in dem unnatürlichen Zustande der Mästung vereinigen müssen, um Fleisch zu erzeugen, und es kann der Nutzen seiner Anwendung nicht hoch genug angeschlagen werden.“ Chufas und Batatas. Diese zwei Pflanzen wurden von Spanien aus zur großen Industrie-Ausstellung nach London geschickt und zeichnen sich durch ihre mehligen Wurzeln aus. Die erste, las Chufas aus Valencia, ist die Zwiebel des Cyperus esculentus (des eßbaren Cypergrases oder der Erdmandel). Man bedient sich ihrer sehr häufig im südlichen Spanien bis Madrid hinauf zur Verfertigung eines unter dem Namen Chufas-Orgeade bekannten, erfrischenden Getränkes. Das andere Knollengewächs ist die Batatas edulis (Batate); sie wird an den Küsten zwischen Malaga und Almeria angebaut; ihre Wurzeln werden aber nicht so groß als in den tropischen Gegenden; die kleinern zieht man zum Einmachen vor. Der Preis dieser Knollen auf dem Markt zu Malaga variirt je nach der Ernte 2–10 Realen der Viertels-Centner. (Agriculteur-praticien, Sept. 1851, S. 374.)