Titel: Ueber ein Mittel, die Denkmäler aus Kalkstein für alle Zeiten zu conserviren; von Hrn. Rochas.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XIII., S. 48
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XIII. Ueber ein Mittel, die Denkmäler aus Kalkstein für alle Zeiten zu conserviren; von Hrn. Rochas. Aus den Comptes rendus, Decbr. 1851, Nr. 22. Rochas, über ein Mittel die Denkmäler aus Kalkstein für alle Zeiten zu conserviren. Jedermann kann sich leicht überzeugen, daß unter den verschiedenen Arten von Kalksteinen, welche die Masse der meisten unserer öffentlichen Gebäude, der ältesten und schönsten, bilden, diejenigen Kalksteine den atmosphärischen Einflüssen am besten widerstanden, welche am meisten Kieselerde in chemisch gebundenem Zustande (?) enthalten; während diejenigen welche die Kieselerde bloß beigemengt oder gar keine solche enthalten, bedeutend verändert worden sind. Dieß veranlaßte mich auf ein Mittel zu denken, um dem Uebel abzuhelfen, welches ich auch gefunden zu haben glaube. Es handelt sich darum, diese veränderlichen Materialien mit Kieselerde unter solchen Umständen in Berührung zu bringen, daß sich letztere Substanz mit dem Kalk der Kalksteine verbinden und ihn dadurch in sehr harten und compacten, gewissermaßen unveränderlichen kieselsauren Kalk verwandeln kann. Ich habe in dieser Hinsicht seit mehreren Jahren zahlreiche Versuche gemacht, wobei ich von den früheren Beobachtungen des Hrn. Kuhlmann ausging. Den Erfolg der Verkieselung zeigen drei der (französischen) Akademie der Wissenschaften übergebene Proben von Kalksteinen, welche ich unter den ältesten und am meisten veränderten Materialien des Gebäudes von Notre-Dame ausgewählt und verkieselt habe, indem ich einen Theil von jedem Probestück zur Vergleichung unberührt ließ. Während meiner Reise im Orient, am Anfang dieses Jahres, hatte ich Gelegenheit die Statuen, Sphinxe etc. zu besichtigen, welche Hr. Mariette damals bei seinen Ausgrabungen im Serapeion bei Memphis entdeckt hatte. Die meisten dieser Denkmäler bestehen aus dem weichen Kalkstein der arabischen Kette, welcher ursprünglich wenig Cohäsion zeigt. Ich fand, daß dieser Kalkstein, der während so vieler Jahrhunderte eingegraben blieb, so zu sagen alle Festigkeit verloren hatte; denn die ausgegrabenen Statuen veränderten sich an der Luft so schnell, indem sie sich schieferten, daß man es für nothwendig hielt sie mit Sand zu bedecken. Hr. Mariette theilte mir seine Verlegenheit mit, diese Statuen zu conserviren und nach Frankreich zu versenden; ich bemerkte ihm dann, daß es möglich sey, ihnen die für den Transport nothwendige Festigkeit zu ertheilen, indem man sie verkieseltAuf diese und analoge Anwendungen des Wasserglases hat Hr. Oberbergrath v. Fuchs schon in seiner Abhandlung über die Bereitung und technische Anwendung dieser von ihm entdeckten Verbindung hingewiesen, indem er sagt: „Das Wasserglas gibt ein gutes Mittel ab, getrennte Theile von Körpern zu vereinigen, kleine Stücke zu einem größern Ganzen zu verbinden, lockern Massen Dichtigkeit und stärkern Zusammenhalt zu geben, Spalten und Klüfte auszufüllen etc.“Daß das Wasserglas mit kohlensaurem Kalk kein Kalksilicat bildet, wurde bereits bei Mittheilung der oben erwähnten Abhandlung des Hrn. Kuhlmann im polytechn. Journal Bd. CVI S. 435 bemerkt. — In der Natur ist bis jetzt kein anderes Kalksilicat bekannt, als der Wollastonit (Tafelspath), und ein Kalkstein mit chemisch gebundener Kieselerde, dessen der Verfasser im Eingang erwähnt, wäre eine neue Erscheinung. A. d. Red. und erbot mich auch diese Operation vorzunehmen.