Titel: Glanzvergoldung auf lackirte Gegenstände, insbesondere auf Blechwaaren; von J. Miller.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LXVII., S. 293
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LXVII. Glanzvergoldung auf lackirte Gegenstände, insbesondere auf Blechwaaren; von J. Miller.Von dem Verfasser, welcher Maler und Lackirer in der Deffner'schen Lackirfabrik in Eßlingen ist, erschien schon im Jahr 1842 ein Werkchen, betitelt: „Die Firnißfabrication in ihrem ganzen Umfange“, bei Dannheimer in Kempten. Aus dem Gewerbeblatt für Württemberg, 1852, Nr. 18. Miller's Glanzvergoldung auf lackirte Gegenstände. Glanzvergoldung wird, wie bekannt, auf Polimentgrund, d. i. auf eine Mischung von Bolus, Eiweiß und Seife oder Olivenöl, zuweilen auch mit etwas Reißblei (Graphit) versetzt, in Wasser abgerieben, gefertigt. Da sich nun aber eine Wasserfarbe als Goldgrund auf lackirten, besonders Blechwaaren, nicht anbringen läßt, oder wenigstens da, wo es geschehen kann, z. B. auf Gegenständen von Holz u. dgl. von keiner besondern Dauer ist, so habe ich es mir viele Mühe kosten lassen, einen entsprechenden Goldgrund aufzufinden. Wenn das aufgetragene Gold Glanz erhalten soll, so ist vor allem nöthig, daß der Grund, worauf es aufgetragen wird, fest, glänzend oder wenigstens glanzfähig, d. h. so beschaffen sey, daß durch Reiben oder Poliren der Glanz hergestellt werden kann. Bei Wasservergoldungen ist es nöthig, daß der Grund, ehe das Poliment in äußerst feinem, reinem Zustande aufgetragen wird, um beim Poliren das Gold nicht zu sehr angreifen zu müssen, vorher schon leicht polirt, glänzend gemacht werde. Daraus geht hervor, daß bei der Glanzvergoldung auf lackirtem Grund derselbe vor dem Auftragen des eigentlichen Goldgrundes (Mordant) schon fein geschliffen, glänzend lackirt, ja sogar, wenn es thunlich ist, polirt sey. Die Hauptsache ist nun, daß man auf diesen glänzenden Grund einen Firniß auftrage, welcher ohne selbstständig zu glänzen, in solch dünnen Schichten sich auftragen läßt und auftrocknet, daß der Glanz des lackirten Grundes gleichsam durch dringt, das Gold somit in dem Firniß nicht todt wird (ersäuft), sondern durch ein wenig Reiben mit feiner Baumwolle oder Flockseide eben den Glanz erhält, welchen der lackirte und polirte Grund schon vorher hatte, und welcher dem Glanz der Polimentvergoldung vollkommen gleichkommt. Diese Manipulation ist durchaus nothwendig und muß aufs pünktlichste befolgt werden, wenn man ein gutes Resultat erzielen will. Wie der Weingeist oder auch das bloße Wasser bei der Polimentvergoldung nur das Bindemittel ist, damit das Poliment feucht werde, um das Gold auftragen zu können, so soll der Firniß hier ebenfalls nur das Bindemittel seyn. Man glaube nicht etwa, daß wenn man einen Goldgrund aufträgt, der selbst glänzt, und welchen man vor Auftrag des Goldes hinlänglich trocknen läßt, daß man das Nämliche erreiche: ich habe Erfahrung genug hierin und auf solche Weise auch stets ein ziemlich schönes Gold zu Stande gebracht; allein es ist derjenige Glanz bei weitem nicht, den das Polimentgold besitzt, es glänzt wohl, weil das Gold schon an und für sich glänzt; allein weil der Grund nicht fein und rein genug seyn kann und namentlich nicht so fest ist, so geht ein Theil des Glanzes schon in der Weichheit verloren, gleichwie demselben die vollkommene Reinheit nicht zu statten kommen kann. Die Hauptsache ist also, daß der Gegenstand welchen oder worauf man vergolden will, schon vor dem Auftrage des Bindemittels fest und glänzend lackirt sey. Ich habe mir als Bindemittel zweierlei Firniß bereitet, welche ich auch auf zweierlei Arten benutze: einen, welchen ich auftrage und dann wieder abwische, so daß kaum noch ein Hauch auf dem zu vergoldenden Gegenstand haftet; den andern, wo sich das Abwischen nicht anwenden läßt oder wenn man Verzierungen damit zeichnen will. Den ersten zum Wiederabwischen bereite ich auf folgende Weise: Ich nehme 1 Pfd. altes abgelagertes Leinöl, bringe solches in einem eisernen Topf, der 2 Pfd. hält, auf ein mäßiges Kohlenfeuer und warte den Siedepunkt ab. Sobald dieser eintritt, setze ich demselben calcinirten Zinkvitriol in ganz kleinen Portionen zu; es entsteht ein jedesmaliges Aufbrausen, welches ich abwarte, ehe ich wieder eine zweite Portion zusetze, weil der Firniß sonst überlaufen würde. Nachdem ich auf diese Weise ⅛ Pfd. Zinkvitriol hineingebracht und sich während dessen der Siedepunkt bedeutend erhöht hat, bringe ich unter beständigem Umrühren langsam gepulverten Schellack, bis zu einem halben Pfunde in denselben. Nach dieser Operation wird sich die Siedhitze so weit erhöht haben, daß, wenn man einen brennenden Span an den Rand des Topfes bringt, sich der Inhalt sogleich entzünden wird. Man läßt nun den Firniß einige Minuten brennen, deckt ihn dann mit einem genau passenden Deckel wieder zu, wonach das Feuer erlöschen wird. Nach einigen Minuten öffnet man wieder, nimmt mit einem Spatel etwas heraus und probirt, ob der Firniß nach dem Erkalten Faden zieht; wenn nicht, so zündet man wieder an und wiederholt dieses bis der gewünschte Faden erscheint. Hierauf nimmt man den Topf vom Feuer und wenn der Firniß etwas erkaltet ist, verdünnt man denselben mit Terpenthinöl, jedoch nur so weit, daß er noch ziemlich dickflüssig bleibt. Mit diesem Firniß streicht man nun den zu vergoldenden Gegenstand an und wischt ihn mit einem seidenen Lappen oder mit Baumwolle dergestalt ab, daß, wie schon gesagt, kaum noch ein Gedanke davon auf dem Gegenstand haftet. Das Gold kann sogleich aufgetragen werden. Der zweite Firniß, welchen ich zu Verzierungen und da anwende, wo man nicht wischen kann, ohne die Nebengegenstände zu verunreinigen, ist leichter zu bereiten; es darf aber nicht zu viel auf einmal gemacht werden, weil er durchs Alter schmierig wird, je frischer desto besser. 4 Loth Gummi-elasticum schneidet man mit einem scharfen Federmesser in kleine Späne, übergießt sie mit 12 Loth Terpenthinöl und läßt sie 8 Tage stehen. Der Gummi wird während dieser Zeit so aufgequollen seyn, daß kein Terpenthinöl mehr vorhanden zu seyn scheint. Wenn man ihn nun in einem Topfe auf mäßigem Kohlenfeuer nach und nach erhitzt, so wird der Gummi vollkommen zergehen, und man kann ihn sodann mit Terpenthinöl vollends verdünnen. Von diesem Gummifirniß nimmt man dann eine Portion, den andern bewahrt man in einer Flasche mit eingeschliffenem Stöpsel auf, vermischt ihn mit einem Drittheile gepulvertem, einmal geschmolzenen Copalgummi (Copalkolophon) und läßt diese Mischung in der Wärme so lange digeriren, bis der Copal ausgelöst ist. Oder man kann auch in einem kleinen Glaskolben frischen Copal schmelzen, nämlich im Sandbade, und verdünnt nach der Schmelzung anstatt mit Leinölfirniß und Terpenthinöl ganz allein mit der Gummi-elasticum-Auflösung, wobei man aber wegen der Entzündung sehr vorsichtig seyn muß. Dieser Firniß muß nach dem Austragen seine Eristenz bloß durch ein schwaches Kleben anzeigen, er muß, um als Praktiker zu sprechen, aussehen, als hätte man gar keinen Firniß aufgetragen, dann nur wird das Gold den gewünschten Glanz erhalten. Das Austragen des Goldes geschieht bei beiden Firnissen, wie es auch beim Polimentvergolden geschieht, mit dem Anschießpinsel; aber es gehört einige Uebung dazu, das Gold glatt hinzubringen, da namentlich der abgewischte Firniß das Gold, wie ein Magnet das Eisen, sobald man in die Nähe kommt, mit Gewalt an sich zieht, wodurch dann leicht Falten und Runzeln entstehen, welche oft verursachen, daß das Gold an diesen Stellen herausbricht, und dann schwer auszuflicken ist. Schließlich muß ich noch einmal wiederholen, daß der Gegenstand glänzend seyn muß. Bei gegossenen oder gepreßten Ornamenten u. s. w., wo man matte und glänzende Stellen, oder wo man überhaupt matte Stellen haben will, überstreicht man dieselben nach dem Vergolden mit Mattirung. Ich nehme hierzu Sandarach in Weingeist aufgelöst und mit Safran oder Gummigutt etwas gelb gefärbt. Dieser Mattfirniß muß aber ganz dünn seyn, sonst würde er glänzen. Auf diese Weise können auch Metallbuchstaben so schön vergoldet werden, als wären sie im Feuer vergoldet.