Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. , S. 461
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Flachsbaumwolle auf der Londoner Ausstellung; vom Akademiker Hamel in St. Petersburg. Der Akademiker Hr. Hamel las in der Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 19 Decbr. 1851 seinen Bericht über die Flachsbaumwolle auf der Londoner Ausstellung, dem wir folgendes entnehmen. Bedenkt man, daß die Baumwolle jetzt das Material der riesenhaftesten menschlichen Industrie bildet, daß allein in Großbritannien an jedem Arbeitstage weit mehr als zwei Millionen Pfund dieser Pflanzenfäserchen für die bestehenden Fabriken nöthig find; daß aber Europa diesen Rohstoff aus fernen Ländern einführen muß, so wird man sich leicht vorstellen, daß das von Claussen aus den Fasern des Flachses und der Heede, also einer in Europa cultivirten Pflanze, bereitete Surrogat der Baumwolle, die sogenannte Flachsbaumwolle (flax cotton, british cotton) großes Interesse erregte. Claussen schlägt vor, den Flachs so vorzubereiten, daß er der Baumwolle vollkommen gleich geworden (was jedoch unerreichbar ist), auf den zum Spinnen der Baumwolle und der Schafwolle bestehenden Maschinen zu Garn verarbeitet werden könne. Zu diesem Zwecke will er den Flachs, d. h. die vom hölzernen Theil des Pflanzenstengels abgesonderten Fasern, in kurze Enden von der Länge der Fäden (des staple) der Baumwolle zerschnitten haben. Nun besteht aber der Hauptvorzug des Flachses vor der Baumwolle in der so bedeutend größeren Länge der Fasern des ersteren, worauf hauptsächlich die größere Stärke der aus demselben angefertigten Garne und Gewebe begründet ist; nicht zu gedenken, daß die Härchen, welche den Samenhüllen des Gossypium entsprossen, aus einer der schwächsten Pflanzensubstanzen gebildet sind. während die Flachsfaser sich ihrer Natur nach schon mehr der stärksten, nämlich der lignösen, nähert. Claussen beabsichtigt also geradezu ein gutes, festes, starkes Fabricationsmaterial in ein schlechteres und schwächeres umzuwandeln, bloß um es auf Maschinen, die nicht für dasselbe bestimmt und eingerichtet sind, verarbeiten zu können Hr. Hamel war bemüht auszufinden, wie das Claussen'sche Flachsbaumwolleproject entstanden ist. Das Resultat seiner Nachforschungen war folgendes: Ritter Claussen ist von Geburt ein Däne, der sich von 1816 bis 1843 meistens in Brasilien aufgehalten hat, wo er in der goldführenden Provinz Minas Geraes sich mit bergmännischer Industrie beschäftigte; er lebt erst seit einigen Jahren in London. Englische Zeitungen hatten erzählt, daß Claussen auf die Idee den Flachs in Baumwolle zu verwandeln, durch „inductive Forschung“ und nicht durch Zufall gerieth. Als er nämlich eines Tages längs dem Ufer eines Flusses in Brasilien luftwandelte, sey ihm eine weiße flaumartige Substanz aufgefallen, welche sich am Flusse an die Aeste eines vom Ufer her überhangenden Baumes festgesetzt hatte, und er habe bei näherer Untersuchung gefunden, daß es Fasern von Flachs waren, der höher oben am Ufer des Flusses gelegen hatte und beim wiederholten Austreten desselben durch die Wirkung des Wassers zersetzt worden war. Hr. Hamel belehrt uns aber, daß wirklich der Zufall Claussen die Flachsbaumwolle erst in England zuführte. Ein Holsteiner, Heinrich Gottlieb Ahnesorge, Färber und Bleicher von Profession, hatte seit Jahren Versuche angestellt, um die gewöhnliche Röstung des Flachses beseitigen zu können, und dabei unter Anderem gefunden, daß durch Kochen des Flachses in alkalischen Laugen seine Fasern unter sich theilbarer gemacht und denselben ein seidenartiges Ansehen gegeben werden kann; insbesondere suchte er den fast werthlosen Abfall des Flachses, die Heede, in ein der Baumwolle ähnliches Material zu verwandeln, um sie wie Baumwolle kratzen und spinnen zu können. Um die Baumwollenmaschinerie näher kennen zu lernen, unternahm Ahnesorge im Jahr 1838 Reisen und kam auch nach St. Petersburg, wo er gegen zwölf Pud Heedebaumwolle anfertigte. Im I. 1846 bewilligte der König von Dänemark auf erstatteten Bericht dem Färber Ahnesorge eine Summe Geldes zur Errichtung einer Fabrik; dieselbe entstand auch zu Neumünster gegen Ostern 1847, um aus Heede in Verbindung mit Baumwolle, oder mit Wolle, Kleidungsstoffe Zn weben, und noch in demselben Jahre sandte Ahnesorge Proben von veredeltem Flachse, von Hanf und von Heede, gebleicht zur Vermischung mit Seide, und auch verschiedentlich gefärbt, sowie schon fertige Webzeuge zur Industrieausstellung nach Altona. Der bald darauf ausgebrochene Krieg der Herzogthümer mit Dänemark hinderte Ahnesorge mit der begonnenen Industrie fortzufahren (seine Arbeiter mußten Soldaten werden), und er reiste im October 1848 nach London, wo er sich bei einem der vorzüglichsten Agenten für Patente, Hrn. Joseph Clinton Robertson, dessen Bureau sich in Fleet-street Nr. 166 befindet, erkundigte wie er es anzufangen habe, um ein Patent für seine Baumwollenbereitung aus Heede zu bekommen. Dieser machte. ihn dazu mit Hrn. Claussen bekannt, welcher sich beeilte Ahnesorge's Methode zu acquiriren und mit ihm übereinkam das Patent auf seinen Namen zu nehmen. Ahnesorge fing nun seine Arbeiten im Hause Claussen's in London an. Die von ihm bearbeitete Flachsheede (zum Verspinnen mit Wolle gemischt) fand Beifall, aber zu einer fabrikmäßigen Bearbeitung der Heede und des Flachses kam es in London nicht, weil es am nöthigen Capital fehlte. Ein geborner Hamburger, August Quitzow, von dem Hause Quitzow, Schlesinger und Comp. zu Bradford in Yorkshire, entschloß sich aber die neue Industrie im Großen auszubeuten. Er kaufte dazu ein Färberei-Etablissement zu Apperley Bridge, zwischen Bradford und Leeds, wo Ahnesorge Heede sewohl als Flachs nach seiner Methode bearbeitete. Die Muster, welche sich unter seinem und unter Claussen's Namen auf der Londoner Ausstellung befanden, wurden hier gefertigt. Die Versuche seine Producte zu krämpeln und zu verspinnen, wurden in der Spinnerei des Hrn. Bright bei Rochdale gemacht. Zu Apperley Bridge hatte Ahnesorge anfangs nach seiner eigenen Methode gearbeitet; er kochte nämlich den Flachs in einer Lösung von kohlensaurem Natron, zuweilen auch in mehr oder weniger caustisch gemachter Soda. Die zu Flachsbaumwolle bestimmte Heede wurde hier immer mit caustischer Lauge behandelt. Hierauf legte man die Heede sowohl als den Flachs in mit Schwefelsäure versetztes Wasser. — Später wurde von Ahnesorge verlangt, auch jene Procedur auszuüben, welche Claussen unter der Benennung „ Spaltproceß“ in die Specification seines Patentes aufgenommen hat, und welche das Wunder ganz vollkommener Baumwollebildung aus zerschnittenem Flachse bewirken sollte. Da von Hrn. Quitzow die Flachs- und Heede-Bearbeitung, die ihm sehr bedeutende Auslagen verursacht haben muß, ganz aufgegeben wurde, Claussen aber ein Project zur Bildung einer Flachscompagnie mit großem Capital veröffentlicht hat und sein Patentrecht zu verkaufen wünscht, also Gelegenheit braucht, seinen „Spaltproceß“ und das Bleichen zu zeigen, so hat er am Ost-Ende von London, in Stepney Green, ein Gebäude (the old farm house genannt) gemiethet. Hier wird der Flachs oder die Heede vorläufig unter Ahnesorge's Leitung in Kesseln in Sodalauge gesotten, und wenn kauflustige Besuchende kommen, so wird von dem so vorbereiteten Material eine gewisse Quantität in einen Korb gelegt und dieser auf eine Zeit in den hölzernen Kasten mit der Auflösung von Natron-Bicarbonat, dann aber vor den Augen der Anwesenden in den daneben befindlichen Kasten mit Schwefelsäure herübergehoben. Da entsteht nun durch die entweichende Kohlensäure das Brausen, und Dr. Ryan, gewesener Lector am polytechnischen Institut, erklärt, daß soeben der „Spaltproceß“ vor sich geht. Nun wird der Korb in eine schwache Sodalösung, von da aber in die Bleichflüssigkeit, aus Chlorkalk und Bittersalz bereitet, dann in Wasser mit Schwefelsäure, und zuletzt in reines Wasser herüber gehoben. Die Claussen'sche Behauptung — bemerkt Hr. Hamel — daß bei dem Eintauchen von mit kohlensaurem Natron getränktem Flachs in Schwefelsäure, derselbe in Fasern, welche denen der Baumwolle vollkommen ähnlich seyen, gespalten werde, ist eine Täuschung. Der Bast des Flachsstengels kann bekanntlich, durch chemische Beihülfe, vermittelst sorgfältiger mechanischer Bearbeitung in feine Fasern zertheilt werden. Immer aber werden diese in Bezug auf Durchmesser und äußere Form mehr oder weniger von einander verschieden seyn, und nie werden sie die vollkommene Homogeneität der Baumwollenfäden haben, welche das Erzeugniß unnachahmbar schaffender Naturkraft sind. Man verstand es übrigens schon längst, die Heede in einen feinen, gewissermaßen seiden- oder baumwollartigen Stoff zu verwandeln; vor mehr als vierzig Jahren schlug ein Russe vor, dieses durch Behandlung mit caustischer Aschenlauge und Seife zu thun. (Bulletin de la Classe physico-mathématique de l'Académie de. St. Pétersbourg, tome X No. 10. — Journal de St. Pétersbourg, 1852, Nr. 295) Die Nähmaschinen auf der Londoner Ausstellung. Diese Classe von Maschinen war in einer verhältnißmäßig großen Zahl von Beispielen auf der Londoner Ausstellung vertreten, und scheint in neuerer Zeit den Erfindungsgeist mehrseitig zu beschäftigen. Der einfachste Apparat dieser Art, von W. und C. Mather auf den Salford-Eisenwerken erfunden, dient nur dazu, Calicostücke vor dem Färben, Säcke und dergl. zusammenzunähen. Der Mather'sche Nähapparat besteht aus einem Paar kleiner Zahnräder, welche übereinander liegen und in Eingriff stehen. Rings um den Rand jedes der beiden Räder laufen zwei Rinnen oder Ginschnitte, so daß die Einschnitte des einen Rades genau mit den Einschnitten am Umfange des andern zusammenfallen und somit eine zur Aufnahme der Spitze einer (starken) Nähnadel geeignete Oeffnung bilden. Die beiden Lagen des zu nähenden Zeuges werden zwischen die Eingriffsstelle der beiden Räder eingeführt und die letzteren in Umdrehung versetzt. Hierbei fassen die Zähne das Zeug, fälteln dasselbe und drücken es gegen die Spitze einer mit einem Faden versehenen Nadel, welche in einem stellbaren Lager so befestigt ist, daß ihre Spitze in der von den Einschnitten gebildeten Oeffnung liegt. Ist das Zeug in gefälteltem Zustande auf die Nadel aufgereiht worden, so wird das Heften oder Nähen dadurch vollendet, daß man die Nadel durchzieht In manchen Fällen werden zwei Nadeln angewendet, in jedem Paare von Einschnitten eine; hiermit können gleichzeitig zwei Nähte oder Reihen von Stichen erzeugt werden. Senechal in Belleville bei Paris hat eine Maschine zum Nähen grober Leinwand, Säcke etc. ausgestellt, bei welcher, wie bei der vorherbeschriebenen Maschine, das Nähen mittelst einer Nadel von gewöhnlicher Form bewirkt wird. Während aber bei der Mather'schen Maschine die Nadel stationär verbleibt und das Zeug gegen die Spitze derselben angedrückt wird, und während der Faden nach dem Durchziehen auf beiden Seiten des Zeuges alternirend in kurzen Stücken sichtbar ist, wird bei der Senechal'schen Maschine die Nadel stets nur von einer Seite in das Zeug eingestochen, und nach jedem Stich um den Rand desselben herumgeführt. Die beiden zusammenzunähenden Zeuglagen werden am Rande eines endlosen, sich bewegenden Bandes befestigt, welches das Zeug demjenigen Theile der Maschine zuführt, an welchem die Nadel arbeitet. Die Nadel, in welche Zwirn eingefädelt ist, wird durch zwei selbstthätige Zangen bewegt, von denen abwechselnd die eine die Nadel am Oehre, die andere nahe über der Spitze faßt. Dringt die Spitze der Nadel durch das Zeug, so öffnet sich die eine Zange und hebt sich über die Nadel, während letztere von der anderen Zange fortgeschoben wird. Sobald zwei Drittheile der Nadellänge durch das Zeug durchgestochen sind, faßt die erste Zange die Nadel wieder, zieht sie vollends durch, wogegen sich die zweite Zange öffnet und die Nadel frei läßt. Nachdem die Nadel durch das Zeug durchgezogen ist, erfaßt die zweite Zange die Nadel abermals und hilft sie der ersten über den Rand des Zeuges in ihre ursprüngliche Lage zurückführen. Während der Bewegungen der Nadel wird der Zwirn mittelst zweier beweglicher metallener Stangen oder Arme ausgestreckt erhalten, welche auch dazu dienen, die Nähstiche fest anzuziehen. Iudkins in Manchester hatte ebenfalls eine Maschine zum Zusammenheften zweier Zeuglagen ausgestellt. Das Zeug wird mittelst einer gezahnten Stange bei jedem Stich um eine gewisse Distanz vorwärts bewegt und das Nähen mittelst zweier Fäden bewirkt. Ein Faden ist durch das nahe an der Spitze einer Nadel befindliche Oehr gezogen und die Nadel in einer Oeffnung eines gebogenen mit einer schwingenden Bewegung begabten Armes gezogen, so daß die Nadel abwechselnd durch das Zeug gestochen und wieder zurückgezogen wird; durch den Rückgang der Nadel bildet sich auf der linken Seite des Zeuges eine Schlinge, durch welche eine Schütze fliegt, die den andern Faden führt. Letzterer verhindert, daß die Schlinge durch das Loch, durch welches die Nadel eingestochen und wieder zurückgezogen wurde, wieder zurückgehe. Durch eine Aufeinanderfolge solcher Bewegungen der Nadel und der Schütze wird eine Reihe von Stichen gebildet, welche auf der äußeren oder rechten Seite des Zeuges das Ansehen von Stichen hat welche mit der Hand gemacht find. In der französischen Abtheilung hatte Magnin von Villefranche im Rhonedepartement eine Maschine exponirt, welcher er den Namen cousobrodeur gibt, da sie sowohl zum Nähen als auch zum Sticken der Zeuge dient; übrigens kann sie auch zur Herstellung von Kettenstichen verwendet werden. Das auf dieser Maschine zu nähende oder zu stickende Zeug wird auf einen Tisch gelegt, in welchem ein kleines Loch angebracht ist. Ueber diesem Loch befindet fich eine verticale Nadel. Durch einen Arbeiter wird das Zeug unter der Nadel in der Richtung hingeführt, in welcher Näh- oder Stickstiche laufen sollen. In der Seite der Nadel befindet sich nahe an der Spitze ein Einschnitt, so daß die Nadel den zum Häkeln dienenden Nadeln ähnlich ist. Der Zweck des so gebildeten Hakens ist der, den Faden zu führen, indem die Nadel durch das Zeug und das im Tische befindliche Loch mittelst eines vom Fuße des Arbeiters bewegten Tritts niederwärts bewegt wird, und den Faden durch das Zeug aufwärts zu ziehen, wenn die Nadel wieder steigt. Der Faden ist auf eine unter dem Tische befindliche Spule aufgewunden und geht von da durch das Auge eines Fadenführers, welcher sich abwechselnd nach der einen und der andern Richtung dreht, um den Faden um den Schaft der Nadel zu wickeln und auf solche Weise zu bewirken, daß der Faden den Haken niemals verfehle. Ueber den Schaft der Nadel ist eine an einer gleitenden Röhre befestigte Warze geschoben, welche sich unabhängig von der Nadel bewegen kann. Der Zweck dieser Warze ist, auf das Zeug zu drücken und dasselbe festzuhalten während des Durchganges der Nadel. Beim Beginn der Nähoperation wird der Faden von der Spule durch das Auge des Fadenführers und sodann aufwärts durch das Löchelchen im Tische gezogen und auf letzterem unter dem Zeuge befestigt. Hierauf geht die Nadel sammt der Warze nieder, indem letztere das Zeug festhält, während es erstere durchsticht. Durch die Drehbewegung des Fadenführers wickelt sich der Faden um den Schaft der Nadel, so daß, wenn diese steigt, der Faden sich in den Haken legt, durch das Zeug durchgezogen wird und eine Schlinge bildet. In diesem Augenblicke hebt sich die Warze und der Fadenführer schwingt in seine ursprüngliche Stellung zurück. Der Arbeiter schiebt das Zeug jetzt um die Länge eines Stiches fort, die Nadel wird von neuem durch das Zeug gestochen und geht durch die auf dem Zeuge zurückgelassene Schlinge; indem sodann die Nadel wieder steigt, zieht sie eine neue Schlinge durch die zuerst gebildete. Auf diese Weise wird jede neugebildete Schlinge durch die zunächst vorhergehende gezogen, in ähnlicher Weise, wie beim Stricken oder Strumpfwirkerarbeiten. Auf diese Art können Zeuge aller Art, vom Musselin wie bis zum Wollentuche zusammengenäht oder gestickt werden, indem die Richtung der Stichlinie fortwährend vom Arbeiter regulirt wird. Befindet fich kein Zeug auf dem Arbeitstische, so fertigt die Maschine Kettenspitzen aus dem Faden. (Aus dem London Journal durch das polytechnische Centralblatt.) Unterseeischer Telegraph zwischen England und Irland. Am 1. Juni war die elektro-telegraphische Verbindung zwischen England und Irland vollkommen hergestellt. Die erste Botschaft ging Abends um 8 Uhr von Dublin ab und kam den Londoner Zeitungen um 10 Uhr zu. Mit der Senkung des Taues hatte man um 2 Uhr Morgens begonnen. Das Tau, welches jetzt das Communicationsmittel zwischen Holyhead und Howth bildet, besteht nicht aus vier Drähten, gleich dem zwischen Dover und Calais gelegten, sondern aus einem einzigen Kupferdraht, der vollkommen mit Gutta-percha isolirt und durch eine äußere Hülle galvanisirter Eisendrähte geschützt ist. Um das Tau vor Verletzung durch die Fluth und die scharfen Felsen zu schirmen, hat es ein doppeltes Futteral von Eisendraht von jeder Küste aus eine beträchtliche Strecke ins Meer hinein. Die doppelte Einhüllung des 70 englische Meilen langen Drahts mit Gutta-percha geschah durch die Gutta-percha-Compagnie in ihren Londoner Werkstätten (Wharf-road, City-road), von da ward es nach Gateshead verschifft, wo die Auflegung der galvanisirten Eisendrähte durch die HHrn. Newall und Comp., die Eigenthümer des Taues, geschah. Die Niedersenkung des Taues in den Et. Georgscanal geschah am 1. Juni vom Dampfboot „Britannia“ herab, unter Aufsicht der HHrn. Newall und Statham von der Gutta-percha-Compagnie. Veränderungen des Holzes, wenn dasselbe gespannten Dämpfen ausgesetzt wird. Holz, besonders weiches Holz, der Einwirkung von Wasserdampf ausgesetzt, wird so lange dasselbe von Dampf durchdrungen und warm ist, biegsam, und läßt sich leichter in bogenförmige Gestalten bringen, als ungedämpftes Holz; es büßt aber nach dem Abkühlen einen großen Theil seiner ihm eigenthümlich gewesenen Elasticität ein (Klaviermacher können gedämpftes Holz zu Resonanzböden nicht brauchen, da es, wie sie sagen, stumm ist), welches wahrscheinlich daher rührt, daß die in die Zellen des Holzes eingedrungenen Dämpfe die Harztheile erweichen und einen aus dem Wasser mit sich führenden Niederschlag von festen Theilen dazwischen bringen, der beim Condensiren zurückbleibt und hinreicht die Poren größtentheils zu verstopfen, wodurch das Eindringen sowohl der Luft als der Feuchtigkeit in die Zellen verhindert wird, was, wie bekannt, der Elasticität nachtheilig ist. Sollten aber solche Hölzer, um vor Fäulniß geschützt zu werden, mittelst Metallsalzlösungen imprägnirt werden, so wird sicher durch ein vorausgegangenes Dämpfen, aus oberwähnten Gründen, ein minder gutes Resultat erzielt, als wenn die Holzporen ohne vorausgegangenes Dämpfen zur Aufnahme des Schutzmittels geöffnet bleiben, welches durch eine Reihe von Versuchen der Mittheiler dieses erprobte. Karl Kohn, Civilingenieur. (Zeitschrift des österreich. Ingenieur-Vereines, 1852 Nr. 5.) Ueber die Dauer einer constanten Erd-Batterie. Ein galvanisches Element, bestehend aus einer Kupferplatte und einer Zinkplatte, jede von 3 Quadratfuß Oberfläche, wirkte bei einer 4½ Fuß tiefen Einsenkung in Gartenerde, nach vier Jahren mit derselben Intensität auf den Multiplicator, wie bei Legung dieses Elementes. Auch ein Secundenpendel, mit einem Uhrwerke in Verbindung, zeigte, durch dieses Element in Bewegung erhalten, nach vier Jahren keine Kraftabnahme. Beim Ausheben dieses galvanischen Elementes war die Kupferplatte vollkommen blank — von aller Oxydirung frei — die Zinkplatte mit Oxyd überzogen. Karl Kohn. (A. a. O.) Magnetströme auf Glas oder Papier zu fixiren. Wird eine Glasplatte oder ein Papier mit einer dünnen Wachsschichte überzogen, über einen oder mehrere beliebig gegen einander situirte Magnete oder ihre Pole aufgelegt, und mittelst eines dichten Drahtnetzes feine Eisenfeilspäne siebend, mit diesen vorsichtig bestäubt, so präsentirt sich das magnetische Strombild in sehr schönen Büschel- und Strahlenformen, je nach der Anordnung der wirksamen Pole. Um das auf diese Art erhaltene Bild zu fixiren, wird das Glas oder Papier behutsam aufgehoben und auf eine erwärmte Platte gelegt, damit der dünne Wachsüberzug durch die Einwirkung der warmen Unterlage klebrig werde, wodurch die feinen Eisentheilchen sich in das flüssig werdende Wachs eintauchen und durch das letztere, nach Beseitigung von der warmen Stelle, beim Erkalten unveränderlich festgehalten werden. Diese magnetischen Strombilder sind jedenfalls schöner und richtiger, als die durch copirte Zeichnungen erzeugten. Für physikalische Vorlesungen anempfehlenswerth. Karl Kohn. (A. a. O.) Glühendes Metall als schlechter Schallleiter. Eine Eisenstange von 9′ Länge 1″ Dicke leitet den Schall z. B. einer gehenden an einem Ende der Stange befestigten Taschenuhr der Art, daß man, mit dem entgegengesetzten Ende der Stange die Zähne berührend, genau die Schläge der Uhr wahrnimmt. Wird die Stange in diesem Contacte in der Mitte ihrer Länge erhitzt, so wird der Schall bis zum Grade der Blauhitze immer wahrnehmbarer; darüber erhitzt, nimmt das Schall-Leitungsvermögen bis zur Rothglühhitze wieder ab. wo jede Spur einer Schallwahrnehmung verschwindet. Beim Erkalten wird der Schall wieder wahrnehmbar, seine Intensität wächst bis zum Grade der Blauhitze, wo er am stärksten ist, und nimmt sodann bis zur gänzlichen Erkaltung fortwährend ab, mit der er die ursprüngliche Stärke genau wieder erreicht. Karl Kohn. (A. a. O) Schallleiter durch glühende Röhren. Eine gehende Taschenuhr, an einem Ende eines eisernen Rohres von 12′ Länge, 3″ Weite in der Mitte der Oeffnung isolirt, ohne allen Contact mit der Röhrenwand angebracht, wird am andern Ende des Rohres durch das Gehör deutlich wahrgenommen Wird das Rohr während der Beobachtung in der Mitte glühend gemacht, so bleibt diese Erscheinung unverändert; es scheint also, sonderbarer Weise, die Verdünnung der Luft auf die Fortpflanzung des Schalles keinen Einfluß zu haben. Karl Kohn. (A. a. O.) Neues Verfahren in der Lithographie. Hr. Sectionsrath W. Haidinger in Wien hat jüngst auf ein als Muster einer neuen lithographischen Methode in Jameson's New Edinburgh philosophical Journal gegebenes Bild von Hrn. Schenk in Glasgow aufmerksamgemacht. Die Methode von den HHrn. Schenk und Ghermar angewendet, besteht in Folgendem: der gewöhnliche Deckgrund für Lithographie wird mit Tuch oder Flanell mehr oder weniger dick warm auf den Stein aufgerieben; dann zeichnet man den genauen Umriß mit Kreide, schabt die Lichter heraus, gleicht die Töne nach Bedürfniß mit der Radirnadel aus, zeichnet mit härterer oder weicherer Kreide hinein und legt die dunkelsten Töne mit der Feder und dem Pinsel in lithographischer Tinte auf. Es wird stark geätzt und man gewinnt Abdrücke von einer Kraft, wie sie die gewöhnlichen lithographischen Methoden nicht zu geben im Stande sind. Das von Hrn. Haidinger vorgelegte Bild war innerhalb 3 Stunden zu zeichnen begonnen, vollendet, geätzt und abgedruckt. (Haidinger's Berichte über die Mittheil, von Freunden der Naturwissenschaft in Wien, Bd. VII S. 126.) Farbe zum Fixiren der Dessins bei Stickereien; von Hrn. A. Faißt Eine Farbe für obige Zwecke, welche mir zur Untersuchung übergeben wurde, besteht aus Harz (Colophonium), schwefelsaurem Bleioxyd, Kohle und geringer Menge Persio. Gestützt auf die durch die Analyse erhaltenen Resultate, stellte ich eine folche Farbe durch Mengen von 10 Theilen schwefelsaurem Bleioxyd, 10 Theilen Colophonium und 1½ Theilen feinem Ruß dar, welches Präparat fich bei seiner praktischen Verwendung als dem Zweck vollkommen entsprechend bewährt hat. Was den Zusatz von schwefelsaurem Bleioxyd betrifft, so habe ich es deßhalb bei der Darstellung der Farbe angewandt, weil es in der untersuchten Farbe in dem angeführten Verhältniß enthalten war; es ist aber kein Grund vorhanden anzunehmen, daß nicht auch andere Materialien, wie Bleiweiß etc. zu demselben Zweck angewandt werden können, und für die Anwendung des schwefelsauren Bleioxyds hierzu spricht wohl allein die größere Wohlfeilheit desselben. Bei der Darstellung der Farbe hat man nur für eine möglichst innige Mengung der Bestandtheile Sorge zu tragen, was leicht dadurch erreicht werden kann, daß man in einem passenden Gefäß bei gelinder Wärme das Harz schmilzt, und dann das feingepulverte schwefelsaure Bleioxyd und den Ruß unter fortwährendem Umrühren in die geschmolzene Masse einträgt. Nach dem Erkalten läßt sich dann die spröde Masse leicht durch Reiben in ein feines Pulver verwandeln, in welcher Form es Anwendung findet. (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1852 Nr. 23.) Dampfätzweiß für indigoblaue Böden. Bekanntlich hat Mercer im I. 1847 entdeckt, daß küpenblau gefärbte Zeuge durch das Aufdrucken eines Gemisches von rothem eisenblausaurem Kali und ätzendem Kali vollkommen geätzt werden; die Stelle, wo die Farbe weggeätzt wurde, ist blendendweiß und der Zeug leidet dabei nicht im geringsten (polytechn. Journal Bd. CV S. 361). Dieses Verfahren konnte aber nur auf eine umständliche und kostspielige Weise angewandt werden — indem man den indigblau gefärbten Kattun mit einer Auflösung von rothem blausaurem Kali tränkte, trocknete und dann mit einer Auflösung von Aetzkali bedruckte — weil es kein Mittel gibt, das Gemisch von rothem blausaurem Kali und caustischer Lauge zu verdicken, ohne seine Wirkung in der kürzesten Zeit aufzuheben. Dieß veranlaßte Hrn. W. Grüne die caustische Lauge durch alkalische Erden zu ersetzen, welche wegen ihrer Unlöslichkeit nur sehr lanasam auf das Verdickungsmittel einwirken. Unter denselben war es die caustische Magnesia (magnesia usta), die einen günstigen Erfolg lieferte. Er beschreibt die Darstellung dieses Dampfätzweiß in seiner Deutschen Musterzeitung, 1852 Nr. 5, folgendermaßen: „Trocken gemischt wirken rothes blausaures Kali und caustische Magnesia nicht auf einander ein; ebenso geht die Wirkung langsam vor sich, wenn man die gemischten Substanzen zu kaltem dicken Gummiwasser rührt, ein so bereiteter Papp behält mehrere Stunden seine Kraft. Ich mischte ¼ Theil Magnesia und 1 Theil rothes blausaures Kali gut. rührte sie zu 2 Theilen dickem Gummiwasser und druckte diese Masse schnell sort. Die bedruckte Waare wurde schnell getrocknet, dann aber erst nach mehreren Stunden gedämpft, worauf nach dem Spülen ein vollständiges Weiß hervortrat, da durch die Wärme und Feuchtigkeit des Dampfes die gegenseitige Einwirkung erst ganz vollkommen eintritt. Um bei der Perrotine gut und sicher mit frischer Masse fortarbeiten zu können, erhielt der Drucker Gummiwasser und das trockne Gemisch getrennt, die er sich dann nach Bedarf zusammenmischte. Der erreichte Effect waren weiße Objecte in blauem Grunde von einem schweren Decker in grün, braun oder blau umgeben.“ Verfahren das rothe eisenblausaure Kali auf trockenem Wege darzustellen. Hierzu wird gelbes Blutlaugensalz fein gepulvert, in der Wärme etwas getrocknet, durchgesiebt und dann in einem geschlossenen Gefäß Chlorgas darüber geleitet. Von Zeit zu Zeit muß da, wo das Pulver dick liegt, ein Umrühren stattfinden. (Deutsche Muster-Zeitung, 1852 Nr. 5.) Verfahren Zinn, Antimon und Arsenik qualitativ von einander zu trennen; von L. (Bloxam. Nachdem Zinn, Antimon und Arsenik mit einander aus ihrer Auflösung durch einen Strom Schwefelwasserstoffgas niedergeschlagen worden sind, behandelt man die gefällten Schwefelmetalle mit anderthalb-kohlensaurem Ammoniak, welches den Schwefelarsenik und einen Theil des Schwefelzinns auflöst. Letztere Auflösung versetzt man mit Salzsäure, um den Schwefelarsenik sammt dem Schwefelzinn niederzuschlagen; in diesem Niederschlag entdeckt man den Arsenik nach der Methode von (Fresenius und (Babo, während man das Zinn in einem anderen Theil des Niederschlags aufsucht, indem man denselben mit Salpeter verpufft, die wässerige Auflösung der geschmolzenen Masse mit Salpetersäure fällt, das gefällte Zinnoxyd durch Schmelzen mit Cyankalium reducirt, das reducirte Metall dann mit Salzsäure behandelt, und die Auflösung desselben mit Quecksilbersublimat auf Zinnchlorür untersucht. Antimon und Zinn entdeckt man in dem Niederschlag, welcher beim Behandeln der Schwefelmetalle mit kohlensaurem Ammoniak unaufgelöst blieb; dieser Niederschlag wird in Salpetersalzsäure aufgelöst und die Auflösung mit überschüssigem kohlensaurem Ammoniak gekocht, wodurch alles Zinn gefällt wird und ein Theil des Antimons in der Auflösung verbleibt; um das Zinn zu entdecken, reducirt man den Niederschlag wie vorher angegeben wurde, das Antimon aber kann man als Schwefelmetall fällen, indem man die Auflösung mit Salzsäure ansäuert und Schwefelwasserstoffgas hindurchleitet. (Chemical Gazette, 1852 Nr. 230.) Wohlfeiles Gemisch zur Erzeugung des Rothfeuers. Man erhält dasselbe ohne Anwendung des theuren salpetersauren Strontians, wenn man 3 Theile gepulverten und fein gesiebten Cölestin (d. h. natürlichen schwefelsauren Strontion) mit 2 Theilen Schwefel und 5 Theilen chlorsaurem Kali vorsichtig mischt. (Gemeinnützige Wochenschrift des polyt. Vereins zu Würzburg, 1852 S. 201.)