Titel: Transparentlichtbilder auf Glas; von J. Pucher, Cooperator zu Veldes in Oberkrain.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XI., S. 23
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XI. Transparentlichtbilder auf Glas; von J. Pucher, Cooperator zu Veldes in Oberkrain. Aus den Sitzungsberichten der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien, 1851, S. 43. Pucher's Transparentlichtbilder auf Glas. Die von mir erzeugten Transparentlichtbilder auf Glas nehmen sich freilich neben den Daguerreotypen und sogenannten Photographien in Talbot's Manier sehr bescheiden aus, dürften aber, da der von mir betretene Weg ein neuer ist, der Beachtung dennoch nicht unwerth seyn, und zwar um so weniger, als nur die Unvollkommenheit der mir zu Gebote stehenden Mittel die Ursache ist, daß meine Bilder nicht in die Augen fallen und weniger vollendet erscheinen. Ganz besonders eignet sich mein Verfahren für plastische und architektonische Gegenstände und für Lithographien und Stahlstiche. – Für die duftige Darstellung der Luftperspective scheint es wie eigens geschaffen, die Farbentöne lassen sich in gewissen Fällen beliebig modificiren, das eigenthümliche durchsichtige Blau sticht sehr vortheilhaft ab gegen den kalten heiteren Himmel in Ansichten auf Silberplatten, die noch obendrein verkehrt erscheinen. Gewöhnliches weißes, ebenes Fensterglas, besser geschliffenes Spiegelglas (auch geschliffene Schieferplatten und Elfenbein, vielleicht auch lithographische Steine, so wie mit Gummi und Mastixfirniß grundirte Metallplatten können dazu benutzt werden) wird angehaucht und mit einem trocknen, weichen leinenen Lappen einigemal gerieben, dann mäßig erwärmt. Der lichtempfindliche Grund wird dadurch aufgetragen, daß ein eigens zu diesem Zwecke verfertigter Schwefelstift von der Größe der Zündhölzchen in einem passenden Rohre entflammt, und die Platte in einer Entfernung von wenigstens 3 Zoll darüber geführt wird. Nach sehr kurzer Zeit findet man diese mit einer perlweißen, beim durchgehenden Lichte gebräunten, röthlichen Schicht überzogen. Die Bereitung des Schwefelstiftes geschieht dadurch, daß Binsenmarkstückchen in gelind schmelzenden mit etwas Mastix versetzten Schwefel getaucht und wie Zündhölzchen damit inkrustirt werden; das Stückchen wird beim Gebrauche auf eine messingene Nadel gespießt, in die Mitte des Rohrs befestigt und angezündet. Die so geschwefelte Platte wird dann auf einige Secunden mit Joddunst schwach imprägnirt. Die beschleunigenden Substanzen konnte ich leider bisher nicht anwenden; ihr richtiger Gebrauch bleibt späteren Versuchen vorbehalten. Die in die vorgerichtete camera obscura gestellte, nun lichtempfindliche Platte wird beiläufig eine Minute der Belichtung ausgesetzt. An die durch das Licht getroffenen Stellen treten während der Belichtung die Quecksilberatome, welche sich aus einer am Boden des Instrumentes befindlichen Eisenschale erheben. Das Quecksilber ist jedoch nicht absolut nothwendig; ich habe durch ein anderes Verfahren ohne Quecksilber Lichtbilder gewonnen. Die Versuche mit einem besondern Quecksilberkasten gaben kein Resultat. – Aus der camera obscura genommen, zeigt die Platte nur eine schwache Spur des Bildes, durch Bromdampf tritt aber das Bild augenblicklich hervor. Die Bilder werden nun über Alkohol gehalten und dann mit demselben übergossen, wodurch sie vollends entschleiert und geklärt werden. Die ganze Operation benöthigt 5 bis 8 Minuten. Die Bilder werden wahrscheinlich als Spiegel versilbert werden können, und ließen sich vielleicht mit Flußsäure ätzen. Die von mir in Anwendung gebrachten Substanzen sind übrigens so empfindlich, daß die Schicht im directen Sonnenlichte augenblicklich verändert wird, und man in 5 Secunden ein kenntliches, in 5 Minuten ein fertiges Moser'sches Bild erhält, wenn die Platte in ein Buch oder über einen Holzstich gelegt wird. Ueber den praktischen Werth solcher Glasphotographien als Uebertragungsmittel auf Papier muß ich wohl mich etwas näher erklären. Die Platte, belegt mit einer Gummilösung, wird mit jodirtem Schwefeldampf angeraucht, und liefert ein schon in der camera obscura fertiges matt positives Bild mit allen Details, deren Contouren nun mit einer die Schichte bis zum Glase ritzenden Radirnadel bloßgelegt werden; die so eingezeichnete Platte wird dann mit Druckerschwärze eingerieben, wodurch natürlich auch die Contourstriche ausgefüllt werden; übergießt man nun die Platte mit Wasser, so wird die lösliche Gummischicht sammt der darüber befindlichen Druckerschwärze (die nur noch in den Strichen zurückbleibt) abgespült und entfernt, die Zeichnung wird dann einfach vom Glase mit einem Falzbeine auf Papier durch Darüberfahren übertragen.