Titel: Ueber die Bestimmung der Härte des Wassers nach Clark.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XIV., S. 32
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XIV. Ueber die Bestimmung der Härte des Wassers nach Clark. Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1852, Nr. 25. Faißt, über die Bestimmung der Härte des Wassers. Bei meiner Anwesenheit in England im vorigen Sommer lernte ich das für viele technische Zwecke sehr praktische Verfahren von Clark kennen, ich erfuhr namentlich auch von Prof. Hofmann in London, daß diese Methode dort sehr häufig in Anwendung komme, daß beim Graben neuer Brunnen, bei Anlegung von Wasserleitungen, bei Gründung neuer Fabriketablissements gewöhnlich das Wasser auf seine Härte, und zwar nach diesem Verfahren von Clark untersucht wird. Dadurch ward ich veranlaßt, bei meiner Rückkehr Hrn. Faißt aufzufordern, titrirte Seifenlösung zu solchem Zweck darzustellen und damit die nöthigen Versuche zu machen. Das Verfahren wird in den Händen eines ungeübten Laien weniger zuverlässige Resultate geben; ein geübter Chemiker wird aber mit Hülfe solcher titrirten Seifenlösung in kürzester Zeit die Härte eines Wassers genau bestimmen können, und es ist dadurch den Technikern die Möglichkeit gegeben, ohne große Unkosten solche Untersuchung anstellen zu lassen. Dr. Fehling. Untersuchung des Wassers für technische Zwecke. Das tellurische Wasser, wie es sich unter verschiedenen Namen als Brunnen-, See-, Fluß- etc. Wasser vorfindet, ist stets mehr oder weniger mit anderen fremdartigen Substanzen verunreinigt, welche je nach ihrer Natur und Quantität dem Wasser verschiedene Eigenschaften ertheilen, die bei der allgemeinen Anwendung desselben im menschlichen Haushalt sowohl, wie in den verschiedensten Zweigen der Gewerbe und Technik überhaupt meist sehr in Betracht kommen. Zu den gewöhnlichsten und wegen ihrer nachtheiligen Wirkungen bei der Verwendung des Wassers wichtigsten Verunreinigungen gehören hauptsächlich Kalk- und Bittererdeverbindungen, deren nacktheilige Wirkungen z.B. in der Färberei, beim Seifensieden, beim Waschen, bei Dampfmaschinen etc. nur allzuhäufig sich erkennen lassen. Es ist deßhalb begreiflich, wie wichtig es ist, die Eigenschaften eines Wassers in dieser Beziehung auf leichte und einfache Weise ermitteln zu können, um darnach dem Gewerbtreibenden und Fabrikanten es möglich zu machen, den Grad der schädlichen Wirkung des angewandten Wassers, und im Zusammenhang damit zugleich geeignete Mittel und deren zweckmäßige Verwendung zur Hebung des Uebels auf leichte Weise kennen zu lernen. Bei manchen technisch gebrauchten Materialien, wie Soda, Potasche, Chlorkalk etc. ist dem Industriellen eine genaue Kenntniß aller einzelnen darin enthaltenen Bestandtheile und deren Quantität nicht nöthig; er braucht nur die Bestandtheile, welche bei der Verwendung allein wirksam sind, nach Qualität und Quantität zu kennen; ebenso ist es bei Verwendung von Wasser meist nicht nothwendig, durch eine vollständige chemische Analyse die Zusammensetzung desselben ermittelt zu haben, sondern es wird in der Regel genügen, den Kalk- und mit diesem den Bittererdegehalt im Wasser zu kennen, Bestandtheile, welche dem Wasser vorzugsweise und fast allein die Eigenschaften ertheilen, welche wir bei der Verwendung des wegen dieser Bestandtheile so genannten harten Wassers so häufig zu beklagen haben. In England wurde durch Clark zuerst ein Verfahren in Anwendung gebracht, nach welchem die Quantität der Bestandtheile, durch welche die Härte eines Wassers bedingt ist, auf einfache Weise durch Zusatz von titrirter Seifenlösung bis zur Bildung eines bleibenden Schaums bestimmt wird. Clark bezeichnet den Gehalt des Wassers an solchen Bestandtheilen (Kalksalzen etc.) durch „Härtegrade“, wobei je 1 Härtegrad 1 Gran kohlensauren Kalk (oder die ihm äquivalente Menge schwefelsauren Kalk, Chlorcalcium und andere Kalksalze) in 1 Gallon Wasser oder 1 Theil kohlensauren Kalk in 70,000 Theilen Wasser repräsentirt, oder 1 Theil Kalk an irgend eine Säure gebunden in 125,000 Theilen Wasser. Bolley, welcher in neuester Zeit ebenfalls Mittheilung über diesen Gegenstand gemacht hatPolytechn. Journal Bd. CXXIV S. 204., schlägt eine Abänderung dieser Bezeichnung in der Art vor, statt 1/70000 Theil kohlensaurem Kalk 1/100000 dieses Salzes im Wasser als 1 Härtegrad zu bezeichnen, wodurch eine einfachere Rechnung möglich ist. Wird Wasser gekocht, so schlägt sich der darin ursprünglich gelöste kohlensaure Kalk nieder, während sonstige Kalksalze gelöst bleiben; war die Härte des Wassers durch kohlensauren Kalk ganz oder theilweise bedingt, so verschwindet die Härte in demselben Maaße; Wasser, das nur kohlensauren Kalk und keine anderen Kalksalze enthält, ist nach dem Kochen ganz weich; Wasser, welches keinen kohlensauren Kalk und nur andere Kalksalze enthält, verliert durch Kochen nichts von seiner Härte. In England unterscheidet man daher von der Gesammthärte eines Wassers, welche abhängig ist von der ganzen Quantität Kalk und Bittererde, die darin enthalten ist, gleichgültig mit welchen Säuren in Verbindung, die temporäre Härte, abhängig von der Menge Kalk und Bittererde, welche nur durch Kohlensäure in Lösung gebracht war, und beim Kochen aus dem Wasser abgeschieden wird, und die bleibende Härte, bedingt durch die Kalksalze welche sich durch bloßes Aufkochen aus dem Wasser nicht abscheiden. Wenn demnach in einem natürlichen Wasser die Gesammthärte, wie sie mittelst des hier zu beschreibenden Verfahrens gefunden wird, z.B. 21° beträgt, und das Wasser würde nach dem Kochen, auf die gleiche Art untersucht, nur noch 14 Härtegrade zeigen, so wäre die temporäre Härte des betreffenden Wassers 7°; d.h. 1/3 des Kalks wäre an Kohlensäure gebunden, die andern 2/3 Kalk an Schwefelsäure, Salzsäure u.s.w. Das Verfahren von Clark gründet sich darauf, daß eine Seifenlösung durch eine Lösung von Kalksalzen oder durch – chemisch diesen ähnlich wirkende Salze – zersetzt wird, und daß die Menge einer und derselben Seife zur Menge der vorhandenen Kalksalze, welche in der gleichen Quantität Wasser gelöst sind, in einem durch die Erfahrung bestimmten Verhältniß steht. Nach Versuchen, welche ich im Spätjahr 1851 über diese Methode, die Härte des Wassers zu bestimmen, angefangen habe, welche aber in Folge anderweitiger Arbeiten erst in letzter Zeit vollendet werden konnten, habe ich die Zweckmäßigkeit dieser Methode, besonders für technische Zwecke, vollkommen erprobt gefunden, und ich werde in Folgendem die Details des Verfahrens, welches ich dabei in Anwendung gebracht habe, sowie die dabei erhaltenen Resultate, welche in einzelnen Fällen von denen durch Moser und Bolley erhaltenen differiren, beschreiben. Der größere Theil der Versuche wurde gemeinschaftlich mit Hrn. C. Knauß ausgeführt; durch gegenseitige Controle aller einzelnen Proben wurden übereinstimmende und daher zuverlässige Resultate erhalten. Wird zu einer Lösung von Chlorcalcium, welche in 100,000 Thln. eine höchstens 12 Thln. Kalk (Calciumoxyd) entsprechende Menge Chlorcalcium enthält, eine weingeistige Seifenlösung von bestimmter Concentration nach und nach hinzufügt, so tritt ein Punkt ein, bei welchem nach lebhaftem Umschütteln der Kalklösung auf deren Oberfläche sich ein mehr oder weniger starker bleibender Schaum gebildet hat, während der Schaum, welcher vor dieser Zeit auf Zusatz von Seifenlösung zu der Chlorcalciumlösung durch Umschütteln hervorgebracht wird, fast momentan wieder verschwindet; diese Erscheinung tritt erst ein, wenn aller Kalk durch Seifenlösung vollständig gefällt ist und läßt daher diesen Punkt bei vorsichtiger Behandlung leicht erkennen. Das Gelingen des Versuchs ist aber durchaus an gewisse Verhältnisse, besonders der Concentration der angewandten Flüssigkeiten (Kalk- und Seifenlösung) gebunden, ohne welche keine maßgebenden Erscheinungen eintreten und keine constanten Resultate erhalten werden. Bald nach Beginn meiner Versuche zeigten sich Uebelstände, welche, wenn sie nicht hätten gehoben werden können, schon allein genügt haben würden die Unzweckmäßigkeit der ganzen Methode darzuthun. Wird zur Darstellung der Normalseifenlösung gewöhnliche gute Natrontalgseife, wie von Clark und Moser vorgeschrieben, angewandt und diese in Weingeist von 56° Tr. gelöst, so tritt der Uebelstand ein, daß die Seifenlösung bei der daselbst vorgeschriebenen Concentration sich nach kurzer Zeit zersetzt, indem sich schon nach mehreren Tagen aus der Lösung eine reichliche Menge einer unlöslichen Seife (saures Salz) abscheidet; ich glaubte den Grund hiervon in der allzugroßen Verdünnung der Lösung suchen zu müssen, weßhalb ich eine Lösung von Seife in der nöthigen Menge von gewöhnlichem käuflichem Alkohol von 90° darstellte, um dann durch Verdünnen derselben mit der nöthigen Menge Wasser erst unmittelbar vor deren Anwendung den Zweck zu erreichen; aber diese stärkere Lösung gelatinirte in 1 oder 2 Tagen. Es ist nun nach den Angaben von Clark und Moser wahrscheinlich, daß nicht alle Natrontalgseife sich so verhält, mehrere von mir versuchte Proben zeigten jedoch das angegebene Verhalten. Ich versuchte deßhalb andere Seifen für diesen Zweck anzuwenden, und fand, daß Natronölseife (welche man aus gewöhnlicher Oelsäure mit Soda selbst darstellen kann) sehr gut geeignet ist, indem diese in einer starken alkoholischen Lösung nach Verlauf mehrerer Monate keine merkbare Veränderung erlitten hat. Die Concentration der anzuwendenden Seifenlösung ist ebenfalls sehr wesentlich, weil nur bei einem gewissen Grad der Verdünnung (wie weiter unten bei der Darstellung der Normalseifenlösung angegeben werden wird) ein Schaum hervorgebracht werden kann, welcher unter denselben Umständen auch stets das gleiche Verhalten zeigt, und die Angabe von Bolley, als sey die Seifenlösung so zu titriren, daß von sehr hartem Wasser doch nicht mehr Seifenlösung als 40 bis 50 Kubikcentimeter zu jedem Versuch gefordert werden, wäre darnach zu berichtigen. Aber eben so darf auch der Kalkgehalt in einer verdünnten Kalklösung gewisse Gränzen nicht überschreiten. Wird z.B. zu einer Chlorcalciumlösung, welche in 100,000 Theilen mehr als 12 Thle. Kalk enthält, von der Normalseifenlösung nach und nach zugesetzt, so wird schon nach Zusatz von weniger Seifenlösung beim Umschütteln auf der Oberfläche ein ungleichartiger, häutiger aber bleibender Schaum sich zeigen, lange bevor aller Kalk durch Seife gefällt seyn wird; diese Erscheinung ist um so auffallender, je mehr Kalk das Wasser enthält. Der Schaum, welchem man bei Untersuchung sehr kalkhaltiger Wasser häufig begegnet, ist von dem normalen sehr leicht zu unterscheiden. Weiter ist es, um einen bleibenden Schaum zu erhalten, nöthig, daß die Seife in nicht zu starkem Alkohol, sondern in solchem von etwa 56° Tr. gelöst sey, weil der erstere das Schäumen verhindert. Zu dem Titriren der Seifenlösung dienten mir vollkommen neutrale Lösungen von Chlorcalcium, welche je in 100 Grammen Lösung eine 0,5, 1, 1,5, 2 bis 12 Milligrammen Kalk entsprechende Menge Chlorcalcium enthielten, und welche Lösungen ich hiernach mit I, II, III bis XXIV bezeichnet habe. Diese Lösungen erhielt ich dadurch, daß ich mir eine größere Portion neutrale Chlorcalciumlösung, durch Auflösen von reinem kohlensaurem Kalk in Salzsäure und Abdampfen zur Trockne, darstellte, welche in 100 Grammen eine 12 Milligrammen Kalk (Calciumoxyd) äquivalente Menge Chlorcalcium gelöst enthielt, was durch directe Bestimmung des Kalks controlirt war. Diese Lösung wurde zur Darstellung der verdünnteren Lösungen mit reinem Wasser in dem nöthigen Gewichtsverhältniß gemischt. Die Normalseifenlösung, wie sie den Anforderungen für die fraglichen Zwecke zu entsprechen geeignet ist, stellte ich nach mannichfachen vorhergegangenen Versuchen auf folgende Weise dar: Zuerst wird eine stärkere Lösung durch Auflösen von 30 Grammen ziemlich stark ausgetrockneter (etwa 12 Proc. Wasser haltender) Natronölseife in 3 Liter Alkohol von 90° Tr. dargestellt; die trübe Lösung wird von abgeschiedenem kohlensaurem Natron abfiltrirt und in einer gut verschlossenen Flasche aufbewahrt. Eine solche Lösung hat sich nun schon Monate lang gehalten, ohne alle Veränderung. Diese concentrirte Seifenlösung wird nun zum Gebrauch verdünnt, und zwar setzt man zu 200 Grammen obiger Lösung zuerst 150 Gramme Wasser, um den Weingeist der Lösung auf 56° Tr. zu bringen und dann 130 Gramme Weingeist von 56° Tr. Hierdurch erhält man eine Lösung, von welcher genau 45 Kubikcentimeter erfordert werden, um in 100 Grammen der Normalkalklösung (12 Milligramme Kalk enthaltend) allen Kalk zu fällen, d.h. die charakteristische Schaumbildung hervorzurufen. Diese verdünnte Lösung wird in nicht zu großer Menge vorräthig gehalten. Für die Ausführung der Versuche selbst nimmt man zweckmäßig 25 kleine Flaschen mit gut eingeschliffenen Glasstöpseln von 300 bis 400 Kubikcentimeter Inhalt und bringt in dieselben je 100 Gramme der Chlorcalciumlösung I, II, III bis XXIV und in die eine Flasche 100 Gramme destillirten Wassers. Setzt man nun zu den Lösungen in diesen einzelnen Flaschen aus einer in 1/10 Kubikcentimeter eingetheilten Bürette nach und nach in kleinen Portionen von der Normalseifenlösung und versucht nach jedesmaligem wiederholtem Zusatz von Seifenlösung durch etwa 20maliges Hin- und Herschütteln der Flasche ein Schäumen in der Flüssigkeit hervorzubringen, so verschwindet der hierbei gebildete Schaum schnell nach dem Aufhören des Schüttelns, so lange nicht aller Kalk durch die zugesetzte Seifenlösung vollständig gefällt ist; fährt man auf diese Weise so lange mit Zusatz von Seifenlösung fort, bis durch Schütteln ein dichter und zarter Schaum sich gebildet hat, welcher sich bis zu 4 oder 5 Minuten auf der Oberfläche erhält, und auch selbst Versuchen zu seiner Vernichtung (sanftes Hin- und Herbewegen und Neigen der Flasche etc.) während dieser Zeit zu widerstehen vermag, so beweist dieß, daß aller Kalk gefällt und ein kleiner Ueberschuß von Seifenlösung zugesetzt ist. Diese Reaction ist so empfindlich, daß einem in solchen Untersuchungen Geübten es leicht möglich wird, bis auf nur wenige Tropfen (höchstens 0,1 Kubikcentimeter) Seifenlösung den Punkt der vollständigen Zersetzung genau zu bestimmen. Wesentlich ist bei diesen Versuchen, daß alle möglichst auf gleiche Weise behandelt werden, so in Beziehung auf Stärke des Schüttelns, Zeitdauer des hervorgebrachten Schaums etc., denn nur auf diese Weise ist es möglich, stets zuverlässige und übereinstimmende Resultate zu erhalten. Auf diese Weise wurden die Resultate, wie sie in folgender Tabelle zusammengestellt sind, erlangt:   Normalseifen-        lösung.    Diffe-     renz. 100 Gr. destillirtes Wasser erfordern          1,4 Kubikcentim.        I. 100  „ Chlorcalciumlös.   0,5 Milligr. Kalk (Calciumox.) enth. erf.    3,4       „       2,0       II. 100  „            „   1,0             „   „      5,4       „       2,0      III. 100  „            „   1,5             „   „      7,4       „       2,0      IV. 100  „            „   2,0             „   „      9,4       „       2,0       V. 100  „            „   2,5             „   „    11,3       „       1,9      VI. 100  „            „   3,0             „   „    13,2       „       1,9     VII. 100  „            „   3,5             „   „    15,1       „       1,9    VIII. 100  „            „   4,0             „   „    17,0       „       1,9      IX. 100  „            „   4,5             „   „    18,9       „       1,9       X. 100  „            „   5,0             „   „    20,8       „       1,9      XI. 100  „            „   5,5             „   „    22,6       „       1,8     XII. 100  „            „   6,0             „   „    24,4       „       1,8    XIII. 100  „            „   6,5             „   „    26,2       „       1,8    XIV. 100  „            „   7,0             „   „    28,0       „       1,8     XV. 100  „            „   7,5             „   „    29,8       „       1,8   XVI. 100  „            „   8,0             „   „    31,6       „       1,8  XVII. 100  „            „   8,5             „   „    33,3       „       1,7 XVIII. 100  „            „   9,0             „   „    35,0       „       1,7   XIX. 100  „            „   9,5             „   „    36,7       „       1,7    XX. 100  „            „ 10,0             „   „    38,4       „       1,7   XXI. 100  „            „ 10,5             „   „    40,1       „       1,7  XXII. 100  „            „ 11,0             „   „    41,8       „       1,7 XXIII. 100  „            „ 11,5             „   „    43,4       „       1,6 XXIV. 100  „            „ 12,0             „   „    45,0       „       1,6 Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, daß eine gewisse Quantität der Normalseifenlösung nöthig ist, um in 100 Grammen reinem Wasser eine Schaumbildung möglich zu machen, und daß ferner die zur Fällung des Kalks nöthige Menge Seifenlösung nicht ganz in demselben Verhältniß zunimmt, wie der Kalkgehalt. Mit Hülfe dieser Tabelle ist es nun leicht in einer Kalksalzlösung in einem harten Wasser), vorausgesetzt, daß der Kalkgehalt derselben 0,00012 nicht übersteigt, mittelst der Normalseifenlösung den Kalkgehalt zu bestimmen, und zwar erhält man bei der Berechnung des Kalkgehalts der untersuchten Flüssigkeiten nach vorstehender Tabelle – da stets 100 Gramme der zu untersuchenden Lösung für einen Versuch zu verwenden sind – die Anzahl von Milligrammen Kalk, welche in 100 Grammen des untersuchten Wassers enthalten sind. Diese Anzahl von Milligrammen Kalk, welche in 100 Grammen Wasser enthalten sind, können als Härtegrade bezeichnet werden, um diesen Ausdruck Clark's beizubehalten; dann ist von 10° Härte das Wasser, welches in 100 Gram. 10 Milligramme Kalk an Säure gebunden enthält. Untersucht man das frische Wasser, so erhält man also die ganze Härte, das gekochte Wasser gibt die bleibende Härte und die Differenz beider gibt die temporäre Härte.“ Die Härtegrade nach Clark können leicht mit den hier gewählten verglichen und gegenseitig in einander übergeführt werden. Wie schon früher angegeben, repräsentirt 1 Härtegrad nach Clark 1 Theil kohlensauren Kalk in 70,000 Theilen Wasser, entsprechend 1 Thl. Kalk in 125,000 Thl. Wasser, während nach unserer Bezeichnung 1 Thl. Kalk in 100,000 Thl. Wasser = 1 Härtegrad ist; und die Clark'schen Härtegrade stehen demnach mit den unsern in dem einfachen Verhältniß wie 4 : 5, und wir haben unsere Härtegrade nur mit 4/5 zu multipliciren, um sie in die Clark'schen umzuwandeln. Handelt es sich um Untersuchung eines kalkhaltigeren Wassers, dessen größerer Kalkgehalt sich sogleich beim Zusatz von Seifenlösung zu erkennen gibt, wie oben angeführt ist, so hat man nur die fragliche Kalklösung (Brunnenwasser etc.) mit dem zwei-, drei-, vier- etc. fachen Gewicht reinen Wassers zu verdünnen, um dadurch eine Lösung zu erhalten, welche in 100 Grammen zwischen 0,5 und 12 Milligramme Kalk enthält; untersucht man dann die so verdünnte Lösung mittelst der Normalseifenlösung auf ihren Kalkgehalt, so hat man das gefundene Resultat nur mit 2, 3, 4 etc., je nachdem die Verdünnung stattgefunden hat, zu multipliciren, um den Kalkgehalt der ursprünglichen Flüssigkeit zu finden. Die Richtigkeit dieser Behandlung habe ich durch mehrere und wiederholte Versuche bestätigt gefunden. Hierbei muß ich jedoch bemerken, daß es nicht zweckmäßig wäre, eine viel größere Verdünnung vorzunehmen, als eben nothwendig ist, weil die Beobachtungsfehler sonst unnötigerweise vervielfältigt würden, und weil auch der Schaum bei einem Kalkgehalt, welcher sich den beiden Gränzen (0,5 und 12 Milligramme) nähert, besonders durch minder Geübte, nicht so leicht und sicher beurtheilt werden kann, als dieß bei den Mittelgliedern der Fall ist. Trifft es sich bei diesen Versuchen, daß die Zahlen, welche die zur vollständigen Fällung des Kalks verbrauchten Kubikcentimeter Seifenlösung ausdrücken, sich in obiger Tabelle nicht unmittelbar vorfinden, so ist es leicht mit Hülfe der dort angegebenen Differenzen die zwischenliegenden Größen zu berechnen. Daß der Kalkgehalt für die directe Bestimmung in einem zu untersuchenden kalkhaltigen Wasser zu groß ist, gibt sich dadurch zu erkennen, daß schon nach Zusatz von verhältnißmäßig wenig Seifenlösung die entstandene Kalkseife sich sogleich in zusammenhängenden Flocken abscheidet, und durch Schütteln ein Schaum mit großen häutigen Blasen hervorgebracht wird, welcher sich auf der Oberfläche erhält, noch ehe aller Kalk gefällt ist; während bei geeigneter Concentration der Kalklösung auf Zusatz von Seifenlösung nur eine gleichartige, trübe, opalisirende Flüssigkeit entsteht und erst nach vollständigem Fällen des Kalks beim Schütteln ein Schaum mit den schon früher erwähnten Eigenschaften sich bildet. In Hinsicht darauf, ob und welchen Einfluß Bittererdesalze, die gleichzeitig neben Kalksalzen in der Auflösung enthalten sind, auf Seifenlösung ausüben, habe ich Versuche angestellt. Zu diesem Zweck stellte ich mir zuerst eine AuflösungAuflösuug von 0,528 Grammen krystallisirter schwefelsaurer Bittererde (eine 0,120 Grammen Kalk äquivalente Menge) in 1 Liter Lösung dar, und benützte diese Normal-Bittererdelösung zu weiteren Versuchen. 41,666 Gramme dieser Lösung (eine 5 Milligr. Kalt äquivalente Menge Bittererde enthaltend) mit Wasser bis zu 100 Grammen verdünnt, erforderten zur vollständigen Zersetzung 20,8 Kubikcentim. Seifenlösung, also genau dieselbe Menge wie 5 Milligr. Kalk. 25 Gramme Normal-Kalklösung (3 Milligr. Kalt enthaltend) mit 33,333 Grammen Normal-Bittererdelösung (4 Milligr. Kalk entsprechend) und Wasser zu 100 Grammen verdünnt, erfordern 28 Kubikcentimet. Seifenlösung, also genau die Menge wie 7 Milligr. Kalk. Die Erscheinungen, welche in diesen Fällen eintreten, sind etwas verschieden von denen, welche in reinen Kalklösungen hervorgebracht werden. Ist nur Bittererde in Lösung, so kommt es wohl vor, daß schon im Anfang auf Zusatz von Seifenlösung nach dem Schütteln ein schöner dichter Schaum sich zeigt, der aber nach 1 Minute und selbst noch kürzerer Zeit wieder vollkommen verschwindet, und dann auf weitern Zusatz von Seifenlösung nach dem Schütteln erst dann wieder zum Vorschein kommt, wenn alle Bittererde gefällt ist; der Schaum ist etwas weniger zart und mehr häutig als bei Kalksalzen. Wenn Bittererdesalze gleichzeitig neben Kalksalzen durch Seifenlösung zersetzt werden, so erkennt man die Gegenwart der erstern dadurch, daß, weil auf Zusatz von Seifenlösung zuerst die Kalksalze gefällt werden, ein Zeitpunkt eintritt (wenn aller Kalk gefällt ist), wo nach dem Umschütteln ein anderer Schaum (mehr häutig) sich bildet als es bei Kalksalzen der Fall ist; in Beziehung auf die Haltbarkeit verhält sich jedoch der Schaum wie immer, sobald nur alle Salze gefällt sind. Durch die oben beschriebenen und andere Versuche, welche dieselben Resultate geliefert haben, und welche ich wohl kaum noch anzuführen brauche, ist hinlänglich bewiesen, daß Bittererdesalze, sowohl für sich als mit Kalksalzen gemengt, gegen Seifenlösung sich durchaus nicht indifferent verhalten, sondern ganz dieselbe Zersetzung und unter ähnlichen Erscheinungen hervorbringen, wie eine äquivalente Menge Kalksalze. Daß dem so seyn würde, ergibt sich schon aus dem den Kalksalzen analogen Verhalten der Bittererdesalze, wie es in allen Lehrbüchern angegeben ist. Es hätte daher unnöthig erscheinen können, hierüber noch Versuche zu machen. Hierzu nöthigte jedoch namentlich der Einwurf von Campbel gegen die Clark'sche Methode, den Bolley in seiner Abhandlung hierüber ausgeführt hat, wornach Bittererdesalze, gleichzeitig mit Kalksalzen in einem Wasser vorkommend, die Quantität der zur Schaumbildung nöthigen Seifenlösung vermindern! Diese Behauptung ist wirklich unerklärlich und nach dem Vorhergehenden muß sie auf einem Irrthum beruhen. Wenn nun Bolley dabei bemerkt, daß man diesem Vorwurf ganz leicht begegnen könne, indem man das fragliche Wasser mit dem gleichen Maaß destillirten Wassers verdünne, worauf dann das gefundene Resultat zu verdoppeln sey, so ist unverständlich, wie hier die Verdünnung mit Wasser die Wirkung der Bittererdesalze auf die Seife aufheben soll, was aller Erfahrung widerspricht. Bei den vielen Versuchen, welche ich bis jetzt nach der Clark'schen Methode anstellte, habe ich mich überzeugt, daß es nothwendig ist, durch Uebung in derselben die einzelnen Erscheinungen genau beobachten und kennen zu lernen, in welchem Fall dann aber auch leicht mittelst dieses Verfahrens Resultate erzielt werden können, welche in Beziehung auf ihre Genauigkeit gewiß in keiner Weise denen nachstehen, wie sie bei andern ähnlichen volumetrischen Proben erreicht werden können. Die Anwendung und der Nutzen solcher Wasseruntersuchung auf seine Härte ergibt sich leicht. Handelt es sich darum, aus hartem Wasser, welches vermöge seines Kalk- und Bittererdegehalts für manche besondere Zwecke sich nicht unmittelbar verwenden läßt, den Kalk und die Bittererde durch geeignete Mittel, Soda oder Potasche, abzuscheiden, so ist es von Wichtigkeit, die für diesen Zweck nöthige Quantität dieser Materialien für eine bestimmte Menge Wasser kennen zu lernen. 28 Thle. Kalk erfordern nämlich 143 Theile krystallisirter Soda; hiernach werden z.B. für 1 württembergischen Eimer (625 Pfd.) eines Wassers von 40° Härte (in 100,000 Theilen Wasser 40 Theile Kalk enthaltend) (40.625.143.32)/(100,000.28) = 40,8 Loth krystallisirter Soda erforderlich seyn oder für 1 Grad Härte 1,02 Loth krystallisirte Soda. Will man statt krystallisirter Soda calcinirte Soda anwenden, so hat man von dieser in demselben Fall nur 53/143 so viel als von der krystallisirten, oder von der gewöhnlichen käuflichen (76–80grädigen) nahezu die Hälfte der krystallisirten anzuwenden. Sind im Wasser Kalk und Bittererde theilweise als doppelt-kohlensaure Salze gelöst enthalten, welche bei Berührung mit der Atmosphäre allmählich – und schnell durch Kochen – als einfach-kohlensaure Salze abgeschieden werden und welche deßhalb nur eine temporäre Härte des Wassers bedingen, so sind in demselben Verhältniß die oben angegebenen Quantitäten Soda zu vermindern. A. Faißt.