Titel: Ueber die Bereitung der in Aether auflöslichen Schießbaumwolle; von Hrn. A. Bechamp in Straßburg.
Fundstelle: Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXIII., S. 115
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XXIII. Ueber die Bereitung der in Aether auflöslichen Schießbaumwolle; von Hrn. A. Bechamp in Straßburg. Aus den Comptes rendus, Oct. 1852, Nr. 14. Bechamp, über die Bereitung der in Aether auflöslichen Schießbaumwolle. Es gelingt nicht immer die Schießbaumwolle (das Pyroxylin) in einem Zustand zu erhalten, wo sie in Aether auflöslich ist. Um solche zu erhalten, befolgte ich das Verfahren von Gaudin und Mialhe; ich fand, daß wenn man die Baumwolle in die Mischung von Schwefelsäure und Salpeter taucht, nachdem dieselbe vorher erkaltet ist, eine Schießbaumwolle erhalten wird, welche zwar mit Knall verbrennt, aber in Aether unauflöslich ist. Als ich dieselbe Operation mit den nämlichen Materialien wiederholte, aber bei der Temperatur welche durch deren gegenseitige Einwirkung entsteht, bekam ich ein Product welches nicht nur mit Knall verbrannte, sondern auch auflöslich war. Endlich wurde die bei der ersten Operation erhaltene Schießbaumwolle auflöslich, nachdem ich sie in die heiße Mischung von Salpeter und Schwefelsäure getaucht hatte. Um eine auflösliche Schießbaumwolle zu erhalten, ist es also Bedingung in der Wärme zu operiren. Wenn man 2 Theile Schießbaumwolle in 80 Theilen Aether und 30 Theilen Weingeist von 86 Volumprocenten auflöst, und in diese klebrige Auflösung wenigstens eine halbe Stunde lang einen Strom Ammoniakgas leitet, so wird sie ganz flüssig. Gießt man die ammoniakalische Auflösung plötzlich in ihr 15 bis 20faches Volum Wasser, so fällt ein weißes Pulver nieder, welches in Wasser vollkommen unauflöslich ist. In einer Glocke über Schwefelsäure und dann bei 100° C. ausgetrocknet, conservirt es sich sehr gut. Es ist wenig dicht, geruchlos und geschmacklos. Durch Reiben wird es elektrisch. In einer Röhre erhitzt, verknallt es später als das Pyroxylin, gibt salpetrige Dämpfe aus und hinterläßt Kohle. Mit rauchender Salzsäure erhitzt, löst es sich nach und nach auf, und entwickelt Chlor in Menge. Concentrirte Schwefelsäure löst es ohne bemerkliche Gasentwicklung auf. Die Mischung von Salpeter und Schwefelsäure scheint es nicht zu verändern. Das Wasser in welchem das Pulver niedergeschlagen wurde, enthält salpetersaures Ammoniak, aber sehr wenig organische Substanz. Die Elementar-Analyse ergab auch, daß sich die neue Verbindung von dem Pyroxylin nur dadurch unterscheidet, daß sie 1 Aequivalent weniger Salpetersäure enthält. Ich habe mich überzeugt, daß die neue Substanz eine constante Zusammensetzung hat.