Titel: Ueber die Prüfung des Guanos auf Verfälschungen; von Hrn. Melsens.
Fundstelle: Band 126, Jahrgang 1852, Nr. LVI., S. 301
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LVI. Ueber die Prüfung des Guanos auf Verfälschungen; von Hrn. Melsens. Aus dem Moniteur industriel, 1852 Nr. 1677. Melsens, über die Prüfung des Guanos auf Verfälschungen. In England werden jährlich 100 Millionen Kilogr. Guano eingeführt, welche 17 Millionen Kilogr. Stickstoff enthalten. Da das Getreide in der Regel nur 2 1/2, das Heu nur 1,15 und das Muskelfleisch 13 Proc. Stickstoff enthält, so entspricht obige Stickstoffmenge dem Stickstoffgehalt von 680 Millionen Kilogr. Weizen, 1478 Mill. Kilogr. Heu oder 528 Mill. Kilogr. noch feuchten Muskelfleisches, wie es der Fleischer verkauft.Aechier Guano aus Peru ist in England nur bei den HHrn. Gibbs und Söhnen in London zu erhalten. Der Guano ist ein trocknes, graulichgelbes, weißgeflecktes Pulver von der Farbe des Milchkaffees. Dasselbe scheint homogen zu seyn, enthält aber in Schichten gelagerte, ziemlich harte Massen, die, in kleine Stücke gebrochen, der Masse, worin sie sich befinden, ganz gleichen. Er hat einen scharfen, manchen Personen sogar widerwärtigen Geruch. An feuchter Luft wird er feucht, bekommt dann eine dunklere Farbe, riecht nach Ammoniak und nimmt an Gewicht zu. In Wasser geworfen, fällt er ziemlich rasch zu Boden; er hat jedoch eine geringere Dichtigkeit als die meisten Mineralstoffe. Um bei der Prüfung einer Guanosorte auf ein richtiges Resultat rechnen zu können, muß man von verschienen Stellen des Guanohaufens etwa 20 Kilogr. des, zum Theil aus Staub, zum Theil aus Krumen bestehenden, Guanos herausnehmen, alles gut vermengen, dann 1 Kilogr. davon abwägen, welches man pulverisirt und durch ein sehr feines Sieb schlägt. Man hat nun ein Durchschnittsmuster, dessen Gehalt an Wasser, Stickstoff und Asche der Chemiker bestimmen kann. Ist der Guano im Handel auch vielen Verfälschungen ausgesetzt, so gibt es anderseits für ein etwas geübtes Auge auch unfehlbare Merkmale, um dieselben zu entdecken. So ist ein zu großer Wassergehalt durch dessen physische Beschaffenheit leicht zu erkennen. Doch scheint die Erfahrung bewiesen zu haben, daß die guten Guanosorten, in Form eines trockenen Pulvers, beim Austrocknen im Wasserbade in der Regel einen größern Gewichtsverlust erleiden als die verfälschten. Ein zur Zeit noch selten vorkommender Betrug ist die Beimengung gewisser Holzsägespane. Um diesen Betrug zu erkennen, braucht man den Guano nur in gewöhnliches oder mit Kochsalz gesättigtes Wasser zu werfen, worin der reine Guano unmittelbar zu Boden fällt, die leichteren Zusätze aber eine Zeit lang obenauf schwimmen. Jedenfalls muß man eine kleine Portion als ächt bekannten Guano's zu vergleichenden Versuchen vorräthig haben. In der Regel finden die Verfälschungen des Guanos mit Substanzen statt, die einige Aehnlichkeit unter sich haben, nämlich mit Kreide, rohem oder gebranntem Gyps, trocknem Lehm und selbst mit Sand. Vorzüglich eignet sich zu dieser Verfälschung der sogenannte Coprolit, welcher auch die Farbe des Guano's besitzt. Da aber diese Körper schwerer sind als der Guano, so muß der mit ihnen verfälschte Guano mehr wiegen als das gleiche Maaß von ächtem Guano. Gute Guanosorten wiegen in der Regel 621 bis 778, oder im Mittel 696 Gramme per Liter, während die verfälschten durchschnittlich 792 Gramme per Liter wiegen; noch schärfer tritt dieser Unterschied hervor, wenn der Guano vorher im Wasserbad ausgetrocknet wird, wo dann durchschnittlich der reine 600 Gr., die verfälschten aber 722 bis 1262 Gr. per Liter wiegen. Beim Einäschern brennt der reine Guano mit Flamme, bläht sich etwas auf, und die Theilchen bleiben bis zum Ende zusammenhängend; der verfälschte Guano hingegen brennt ohne oder nur mit sehr kleiner Flamme. Nach Hrn. Way hinterläßt guter peruvianischer Guano selten über 35 Procent seines Gewichtes an Asche, während der verfälschte stets beträchtlich mehr hinterläßt, gewöhnlich 60 Proc. Die Asche von gutem Guano ist vollkommen weiß und bildet eine zusammenhängende Masse, welche die Gestalt des Gefäßes beibehält, worin die Einäscherung vorgenommen wurde; noch glühend zeisiggelb, wird sie beim Erkalten weiß. Bei starker Rothglühhitze raucht sie, wahrscheinlich wegen Verflüchtigung des Kochsalzes. Ihr Geschmack ist salzig und sehr eigenthümlich, ohne alkalischen Nachgeschmack, obwohl sie mit Lackmuspapier alkalisch reagirt. Aus allem diesem geht hervor, wie wichtig es ist, sich mit den Eigenschaften des reinen Guano's vertraut zu machen. Die Löthrohrprobe ist sehr einfach. Man steckt ein wenig Guano an das umgebogene Ende eines Platindrahts und richtet die Weingeistflamme darauf. Man erhält eine kleine Menge Asche, an welcher die vollkommen weiße, die gelbe oder rothe Farbe, der Rauch bei starkem Erhitzen, der feste Zusammenhang, wenn man sie zwischen den Fingern zu zerdrücken sucht, und der Geschmack leicht wahrzunehmen sind. Statt des Löthrohrs kann man sich auch einer Thonpfeife bedienen, deren Oeffnung man mit einem Kork verstopft, in welchem man ein Loch anbringt, um eine kleine Metallröhre oder ein Stück der Pfeifenröhre selbst hineinzustecken. Statt des Platindrahts kann man auch einen umgebogenen Eisendraht anwenden. Endlich kann ein Eisenblech, dessen Ende man concav macht, und eine gewöhnliche Küchenlampe das Platinlöffelchen und die Weingeistlampe recht gut ersetzen. Durch folgendes neue Verfahren endlich ist Jedermann in Stand gesetzt, den Werth eines Guanos zu bestimmen. Man bringt Chlorkalk in ein Gefäß, welches wenigstens ein viermal so großes Gewicht Wasser enthält, rührt diesen Brei recht oft um, und gießt die Flüssigkeit dann möglichst klar ab. Hierauf verdünnt man die decantirte Flüssigkeit mit ungefähr ihrem vierfachen Volum Wasser und setzt ein wenig gelöschten Kalk zu. Nachdem man dieß Alles einige Zeit ruhig stehen ließ, gießt man die über dem Bodensatz stehende Flüssigkeit ab oder filtrirt sie; ein Viertelliter derselben genügt um 1 Gramm gut gepulverten Guano zu probiren. Man bringt dann den Viertelliter Chlorkalk in eine gewöhnliche Flasche, in deren Hals man eine Röhre befestigt, die in eine Wanne oder Schüssel mit Wasser taucht, und bringt eine mit Wasser gefüllte Glocke darüber an, um das aus dem Apparat sich entwickelnde Gas sammeln zu können. Der in Papier eingewickelte Guano wird in die Flasche gebracht, die man dann sogleich mit dem Stöpsel verschließt, welcher die Röhre in ihrem Hals befestigt. Man schüttelt von Zeit zu Zeit um, und wenn man findet, daß sich kein Gas mehr entwickelt, dann ist die Operation zu Ende. Dieser Versuch wird zweimal auf ganze gleiche Weise wiederholt, einmal mit einer Probe von reinem Guano und einmal mit dem zu prüfenden Muster. Beide sollen ziemlich gleiche Mengen Gas geben; je mehr Gas man erhält, desto besser ist der Guano.Je mehr Ammoniaksalze der Guano enthält, desto besser ist er, und desto mehr Stickgas entbindet sich aus demselben bei der Behandlung mit Chlorkalk.A. d. Red. Man sieht, daß dieses Verfahren höchst einfach ist und von jedem Landwirth ausgeführt werden kann. Die Verfälschung des Guanos dürfte in Zukunft in minder plumper Weise vorgenommen werden. Man wird ihm wahrscheinlich eine gewisse Menge Ammoniaksalze zusetzen, damit er mehr Gas entwickelt und man dadurch bei der Untersuchung irregeführt werde; daher verabsäume man ja den Versuch mit dem Löthrohr nicht, um die untrüglichen Kennzeichen der Asche zu beobachten.Wir verweisen noch auf Prof. Stöckhardt's Anleitung zum Prüfen des Guanos, welche aus dessen „Chemischen Feldpredigten“ im polytechn. Journal Bd. CXXI S. 445 mitgetheilt wurde.A. d. Red.